Silvia-Gold 97 - Eva Maria Sartori - E-Book

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Eva Maria Sartori

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Beschreibung

Das Feuer zwischen uns

Sie verliebt sich in einen Mann, der ein Geheimnis hat

Von Eva Maria Sartori

In Singapur hofft eine junge Frau, Spuren aus ihrer Vergangenheit zu finden. Deshalb reist die bildhübsche Penny von Hohenwarth in dieses ferne Land. Zu viele Fragen sind durch den Tod ihres Vaters aufgeworfen und nicht beantwortet worden.
Als sie bangen Herzens in der exotischen Stadt eintrifft, begegnet sie zuerst Dr. Severin Voss - einem Mann, der gleichermaßen faszinierend wie undurchsichtig ist. Gerade noch hat er sie mit seinem Charme betört, da wird er kühl und zurückweisend. Rätsel über Rätsel!
Verzweifelt sucht Penny nach der Wahrheit ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Das Feuer zwischen uns

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag / R.J. Brown

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9071-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Das Feuer zwischen uns

Sie verliebt sich in einen Mann, der ein Geheimnis hat

Von Eva Maria Sartori

In Singapur hofft eine junge Frau, Spuren aus ihrer Vergangenheit zu finden. Deshalb reist die bildhübsche Penny von Hohenwarth in dieses ferne Land. Zu viele Fragen sind durch den Tod ihres Vaters aufgeworfen und nicht beantwortet worden.

Als sie bangen Herzens in der exotischen Stadt eintrifft, begegnet sie zuerst Dr. Severin Voss – einem Mann, der gleichermaßen faszinierend wie undurchsichtig ist. Gerade noch hat er sie mit seinem Charme betört, da wird er kühl und zurückweisend. Rätsel über Rätsel!

Verzweifelt sucht Penny nach der Wahrheit …

»Ach, Jochen – es wäre zu schön, um wahr zu sein! Aber daraus wird wohl leider nichts. Du weißt, wie Papa über Partys denkt. Er hält bestimmt eine Million Gründe bereit, die dagegen sprechen.«

Penny von Hohenwarth, die eigentlich Penelope hieß, verdankte ihren klassischen Namen der Tatsache, dass ihr Vater, ein bekannter Archäologe, zurzeit ihrer Geburt mit Ausgrabungen in Griechenland beschäftigt war. In seiner Begeisterung für die Antike hatte er es nur recht und billig gefunden, dass seine Tochter einen griechischen Namen trug. Als sie dann in der Schule deswegen gehänselt wurde, hatte er sich murrend herabgelassen, sie Penny zu nennen, was auch viel besser zu dem kleinen Ding passte.

Penny saß in diesem Moment auf der Gartenmauer und ließ unbekümmert die von der heißen Sonne Ägyptens gebräunten Beine baumeln.

Sehr hübsche Beine, stellte Jochen Baumann, der ihr zu Füßen im Gras lag, anerkennend fest.

Er verstand etwas von weiblichen Reizen. Darin schlug er seinem Vater nach. Obgleich Robert Baumann eine harmonische Ehe führte, brach er doch gelegentlich aus dem Gehege der Familie aus, um in fremden Revieren zu jagen. Luise Baumann wusste davon. Doch sie war eine kluge Frau und der Meinung, dass ein Mann, den man am lockeren Zügel hielt, eher dazu neigte, an die heimische Futterkrippe zurückzukehren.

Baumanns Ältester arbeitete bereits in verantwortlicher Position im Werk mit. Auch Jochen sollte dies eines Tages tun. Vorher aber mochte er sich erst einmal den Wind um die Nase wehen lassen und die Hörner abstoßen. Dann konnte aus ihm ein brauchbares Mitglied des Baumann-Clans werden.

»Außerdem«, fuhr Penny fort und breitete bedauernd ihr durch vieles Waschen verblichenes kurzes Röckchen aus, »habe ich wirklich nichts Passendes anzuziehen. Bisher stand ich noch nie vor der Frage, standesgemäß angezogen auf einer Party zu erscheinen. Tante Hetty …«

»Friede ihrer Asche«, unterbrach Jochen sie ungeduldig. »Die alte Dame war ein Museumsstück. Ich glaube, sie war nie wirklich jung, sondern kam schon alt auf die Welt. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hättest du bis an dein Lebensende in Sack und Asche gehen müssen.«

Insgeheim fand Jochen, dass Henriette von Kainz, eine Tante von Pennys früh verstorbener Mutter, gerade noch rechtzeitig das irdische Jammertal verlassen hatte. So hatte Penny, die damals eben sechzehn geworden war, die Chance bekommen, sich zu einem frischen, natürlichen Mädchen zu entwickeln. Obgleich sie selbst sich für unscheinbar hielt, würde sie sich bestimmt zu einer äußerst aparten Schönheit entwickeln.

»Du bist ungerecht«, tadelte Penny. »Tante Hetty war immer sehr gut zu mir. Papa war ständig unterwegs, um in der Erde zu wühlen. Was hätte ich armes Wurm also ohne sie angefangen? Wie sie wohl war?«, setzte sie nachdenklich hinzu.

Jochen hob die Brauen. »Tante Henriette?«, fragte er belustigt. »Ich denke, wir sprechen gerade von ihr.«

»Nein. Sie meine ich nicht. Ich meine meine Mutter.« Pennys reizvolles Gesicht, in dem die großen blauen Augen dominierten, war ernst geworden. »Ist es nicht merkwürdig? Ich habe noch nie ein Foto von ihr gesehen. Wenn ich Papa danach fragte, wurde er immer so seltsam aufgeregt. Also unterließ ich es. Ich glaube, er hat Mama sehr geliebt und kann es nicht ertragen, an sie erinnert zu werden. Nicht einmal durch ein Foto …«

Jochen erhob sich geschmeidig und trat neben Penny. Er stützte die Ellbogen auf die Mauer und musterte sie eindringlich.

»Ja. Mit der Liebe ist das so eine Sache. Man kann einfach nichts dagegen tun. Sie packt einen, und man ist ihr willenlos ausgeliefert.« Er rückte Penny näher. »Wie steht es, Penny? Hättest du nicht Lust, dich zu verlieben? Alt genug bist du inzwischen dafür. Auf die Dauer kann dir ein Leben zwischen Mumien und Tonscherben unmöglich genügen. Ein Mädchen von siebzehn Jahren braucht doch etwas fürs Herz. Falls dir also danach ist, stelle ich mich gern zur Verfügung.«

Penny betrachtete den Jugendfreund, der ihr mit seinen fünfundzwanzig Jahren an Lebenserfahrung weit voraus war, nachsichtig.

»Danke, mein Herr. Ich werde Ihr liebenswürdiges Angebot wohlwollend in Erwägung ziehen, falls mir – wie Sie es nannten – mal danach ist. Momentan genügt mir das Leben zwischen Mumien und Tonscherben zu meinem Glück.«

»Na gut. Aber möchtest du dich nicht wenigstens einmal verlieben? Gewissermaßen zur Probe?«, drängte Jochen weiter.

Pennys Blick verlor sich in der Weite des väterlichen Gartens.

»Verlieben?«, wiederholte sie verträumt. Sie kannte die Liebe nur aus den Romanen, die ihr von der Haushälterin heimlich zugesteckt wurden. Darin wimmelte es nur so von gutaussehenden Männern, die ihre Frauen leidenschaftlich liebten und sie auf Händen trugen. So konnte es geschehen, dass Penny sich das Wunschbild eines Traummannes geschaffen hatte, dem kein anderer Mann das Wasser reichen konnte.

Jochen Baumann, obgleich über den Durchschnitt attraktiv, glich diesem Ideal jedenfalls nicht.

»Ach, ich weiß nicht«, sagte sie endlich zögernd. »Liebe bringt nur Komplikationen. Außerdem braucht Vater mich. Du weißt, dass wir in einigen Wochen nach Ägypten zurückkehren. Dort ist wieder eine Grabkammer entdeckt worden …«

»Ich weiß, ich weiß«, warf Jochen gelangweilt ein. »Ich werde euch diesmal schließlich begleiten. Sag einmal, Penny«, kam er auf das Thema zurück, das ihn plötzlich sehr interessierte, »hast du denn nicht vor, eines Tages zu heiraten?«

»Das kann ich doch jetzt nicht schon wissen, Jochen. Mein Leben verlief bisher nicht in den üblichen Gleisen. Mama starb bei meiner Geburt, und Tante Hetty zog mich auf. Ich schaffte mit Ach und Krach die Mittlere Reife. Bald darauf verstarb Tante Hetty so still und unauffällig, wie sie gelebt hat. Da ich nicht allein in Hamburg bleiben konnte, begleitete ich Papa zu seinen Ausgrabungsstätten. Ihm liegt kaum viel daran, dass ich bald heirate. Er müsste sich dann eine andere Helferin nehmen, und du weißt, wie schwierig er oft ist. Nein. Wahrscheinlich heirate ich nie, werde eine alte Jungfer wie Tante Hetty und nehme mich elternloser Kinder an. Das ist auch ein sehr lobenswerter Lebenszweck.«

Penny, die Jochen bei ihren Worten nicht ansah, entging der entschlossene Ausdruck, der plötzlich auf seinem hübschen, etwas leichtsinnigen Gesicht lag.

Unvermittelt streckte er die Arme aus, umfasste Penny und küsste sie auf den Mund. Dabei war er selbst darüber verwundert, welche Gefühle dieser Kuss in ihm entfachte.

Penny dachte gar nicht daran, sich zu wehren. Sie hielt ganz still, und das nicht nur, weil Jochen sie überrumpelt hatte. Durch Romane aufgeklärt, wartete sie vielmehr auf die Wonneschauer, die die Heldinnen bei diesem Anlass zu durchrieseln pflegten.

Sie empfand nichts dergleichen. Jochens Mund war weich und zärtlich, und alles in allem war ihr sein Kuss nicht unangenehm. Sie wusste natürlich nicht, dass er sich sehr beherrschte, um sie nicht durch seine Leidenschaft zu erschrecken. Er hätte dadurch mehr zerstört als gewonnen.

Endlich aber schob sie ihn sanft und doch bestimmt zurück. Es geschah wohl unbewusst und schien eine noch ausgesprochen kindliche Reaktion zu sein, als sie sich mit dem Handrücken mehrmals über den Mund fuhr, als müsse sie etwas Störendes wegwischen.

»Du solltest das lieber unterlassen, Jochen Baumann«, sagte sie leise. Ihre Stimme klang anders als sonst. »Damit wollen wir gar nicht erst anfangen. Du weißt, dass ich es nicht mag.«

Jochen trat verletzt beiseite.

»Verzeih«, meinte er erregt. »Aber du bist, was immer du auch denken magst, kein Kind mehr. Andere Mädchen in deinem Alter haben schon mehrere Liebesaffären hinter sich. Du solltest öfters in den Spiegel schauen. Du könntest schön sein, würdest du nur etwas mehr Wert auf dein Äußeres legen.«

Ehe sie ihn daran hindern konnte, fuhr er ihr mit allen zehn Fingern durch ihr kurzes, natürlich gelocktes Haar. »Musst du es immer so kurz schneiden lassen? Du siehst damit fast wie ein Junge aus.«

Penny zuckte die Schultern. Was hatte er nur heute?

»Wenn ich länger in Hamburg bliebe, würde ich es wachsen lassen.« Sie legte die Hände um den schlanken Hals und deutete die ungefähre Länge an. »Bis hierher etwa. Aber was soll in der Sahara eine tolle Frisur? So ist es doch viel praktischer!«

Damit schien das Gespräch für sie beendet. Sie glitt von der Mauer, wobei sie Jochens hilfreich ausgestreckten Armen auswich. Sein Kuss vorhin hatte sie mehr beunruhigt, als sie zugeben wollte.

»Ich muss nach Vater sehen«, setzte sie hinzu. »Er braucht mich sicher.«

Sie schlenderten durch den ungepflegten Garten auf das Haus zu. Mit wildem Wein dicht berankt, erinnerte es an ein verwunschenes Schloss. Überall zeigten sich Spuren der Vernachlässigung. Das an der Außenalster gelegene Grundstück befand sich seit Generationen im Besitz der Hohenwarths, doch nach dem Krieg hatte es leider an den notwendigen Mitteln gefehlt, es in Ordnung zu bringen.

Die nebenan gelegene Villa der Baumanns stach dagegen auffallend ab. Ein Heer von Angestellten sorgte für Haus und Garten. Das nötige Kapital dafür war reichlich vorhanden.

Aus dem Arbeitszimmer des Hausherrn hörten Penny und Jochen dessen laute Stimme. Sie klang anders als sonst, geradezu verzweifelt. Er schien zu telefonieren.

Penny blieb erschrocken stehen und sah Jochen beunruhigt an.

»Ich glaube, Papa hat Sorgen. Er scheint in letzter Zeit so verändert – irgendwie geistesabwesend.«

»Ach, das bildest du dir nur ein«, tröstete er sie. »Jeder hat mal solche Phasen.« Er neigte sich vor und küsste Penny verspielt auf die Nasenspitze. Ihren Mund noch einmal zu küssen, hielt er nach ihrer vorherigen Reaktion für verfehlt. »Bis morgen dann, Schatz. Vielleicht klappt es doch noch mit unserer Party. Du weißt, dass meine Eltern sich freuen würden, dich bei uns zu sehen.«

Penny nickte zerstreut. Sie versuchte zu verstehen, was ihr Vater am Telefon sagte. Aber er sprach jetzt leiser, gedämpfter.

Jochen hatte recht. Luise Baumann mochte Penny. Die Möglichkeit, einer ihrer Söhne könnte ein Mädchen aus einer adeligen Familie heiraten, fand sie begrüßenswert. So etwas kam gut an in der vornehmen, konservativen Hamburger Gesellschaft.

♥♥♥

Als Penny am nächsten Morgen von ihren Einkäufen zurückkam, wurde sie schon an der Tür von Mina, die seit undenkbaren Zeiten den Haushalt führte, aufgeregt und in Tränen empfangen.

»Gut, dass Sie endlich kommen, Pennychen«, rief sie erleichtert aus. »Ach, so ein Unglück! Ihr Papa hat vorhin noch telefoniert. Aber als ich ihm den Kaffee brachte, lag er wie tot am Boden! Ich habe sofort den Notarzt angerufen. Ein schwerer Herzanfall, heißt es. Man hat ihn ins Krankenhaus gebracht. Sie sollen unbedingt nachkommen …«

Pennys Augen standen unnatürlich groß in dem schmalen Gesicht, aus dem alle Farbe gewichen war.

»Rufen Sie ein Taxi, Mina«, bat sie mit erstickter Stimme. »Ich ziehe mir nur rasch ein Kleid über.«

Als Penny wenig später in der Intensivstation am Bett ihres Vaters saß, ahnte sie, dass es mit ihm zu Ende ging.

Bei diesem Gedanken überlief es sie eiskalt. Obgleich ihm seine Ausgrabungen oft wichtiger gewesen waren als sie, sein einziges Kind, hatte sie doch instinktiv gespürt, dass er sie liebte und nur ihr Wohl im Auge hatte.

»Kind – Penny.« Die leise Stimme ihres Vaters riss sie aus ihren trüben Gedanken. »Du musst jetzt sehr tapfer sein. Ich weiß, wie es um mich steht. Mein Herz war schon lange krank und verbraucht. Ich habe es dir nur nicht gesagt, weil ich dich nicht beunruhigen wollte. Vielleicht besteht noch eine winzige Hoffnung. Sollte ich jedoch sterben …«

Penny legte behutsam ihre Hand auf den Mund, der so schreckliche Dinge aussprach.

»Nein, Papa. Du wirst – du musst leben. Die Medizin hat gerade auf diesem Gebiet gewaltige Fortschritte gemacht, dass du …«

Ein schattenhaftes Lächeln glitt um Hohenwarths schmale Lippen, die jetzt eine ungesunde bläuliche Färbung zeigten.

»Ich sagte ja auch nur – falls ich sterbe, Kind. Natürlich hoffe ich ebenso wie du, dass ich …« Er seufzte. »Jedenfalls sollst du eins wissen: Du bist noch nicht volljährig, hattest bisher keine Gelegenheit, einen Beruf zu erlernen. Mir, deinem Vater, warst du eine wertvolle Hilfe. Aber du könntest unmöglich fremde Teams zu Ausgrabungsstätten begleiten.«

Hohenwarth verstummte. Sein Atem ging rasselnd, mühsam. Er versuchte mit aller Kraft, seine Schwäche zu überwinden. Es gab noch so viel zu sagen, ehe es dafür zu spät wurde.

»Du hast einen Vormund. Er heißt Herbert Voss und lebt in Singapur, wo er Direktor des Jurong-National-Parks ist. Wir kennen uns seit unserer Jugend. Er ist genau orientiert. Du sollst ihm – falls ich es nicht schaffe – schreiben und dann seine Antwort abwarten. Justizrat Berger, unser alter Freund, besitzt alle notwendigen Unterlagen. Er wird dich bestens beraten. In Singapur findest du eine vorläufige Heimat, bis du so weit bist, selbst über deine Zukunft zu entscheiden.«

Penny hatte das Gefühl, als drücke ihr jemand die Kehle zu. Trotzdem sagte sie mit einem Lächeln: »Unsinn, Papa. Davon wollen wir gar nicht sprechen. Du bist nur überarbeitet. Wir waren dauernd unterwegs. Mexiko, Griechenland, Ägypten, ein Klima mörderischer als das andere. Wir sagen die nächste Reise ab, und du erholst dich in unserem schönen alten Haus. Ich sorge schon dafür, dass du wieder gesund wirst.«

»Das musst du auch noch erfahren, Penny.« Hohenwarths Worte waren kaum verständlich. »Unser Haus, unser Vermögen …« Er verstummte abrupt, ein letzter Seufzer kam über seine Lippen.

Penny, die ihn fragend ansah, musste erkennen, dass ihr Vater nie mehr zu ihr sprechen würde. Sein Herz hatte zu schlagen aufgehört.

♥♥♥

Während der nächsten Tage ging Penny wie in Trance durchs Leben.

Jochen Baumann erwies sich in dieser Situation als ein wahrer Freund. Er kümmerte sich um alle Formalitäten und passte auf, dass sie nicht ganz in Trübsal unterging. Luise Baumann hatte darauf bestanden, dass Penny zumindest die Nächte in der Baumann-Villa verbrachte.

»Du bist also fest entschlossen, zu deinem Vormund nach Singapur zu fliegen?«, erkundigte sie sich einmal besorgt. »Ich weiß, dein Vater hat es so gewünscht. Aber Herbert Voss ist schließlich ein Fremder für dich.«

Penny nickte bedrückt. »Trotzdem möchte ich Papas Wunsch respektieren. Ich muss ja nicht ewig dortbleiben. Vielleicht ist eine neue Umgebung gut für mich. Meine Englischkenntnisse kann ich auch gut verwerten. Vielleicht bietet sich mir in Singapur sogar eine interessante Beschäftigung. Wenigstens vorübergehend, bis ich genau weiß, wie es weitergehen soll.«

An Heinrich von Hohenwarths Beerdigung nahmen viele seiner ehemaligen Studienkollegen teil. Sie fanden warme Worte der Anerkennung für den Verstorbenen.

Wenige Tage später suchte Penny dann Justizrat Berger auf. Er war ein Freund ihres Vaters gewesen und damit betraut, die Nachlassenschaft zu ordnen.

»Es ist gut, Kind, dass du dich zu dieser Reise entschlossen hast«, sagte der alte Herr zögernd, während er in einer Dokumentenmappe blätterte.

Was er Penny beibringen musste, lag ihm schwer auf der Seele. Zum ersten Mal ärgerte er sich über den Freund, der so schlecht für sein einziges Kind vorgesorgt hatte.

Endlich hob er den Kopf und sah Penny mitfühlend an.