Silvia-Gold 41 - Nina Gregor - E-Book

Silvia-Gold 41 E-Book

Nina Gregor

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Beschreibung

Wer weiß schon, wie einsam man sich neben einem Ehemann fühlen kann, den man zwar als Freund achtet, aber nicht liebt?

Beatrice kennt die Antwort, denn das Fundament ihrer Ehe ist längst nicht mehr Liebe, sondern Pflichtbewusstsein. Seit mehr als zwanzig Jahren sitzt ihr Mann im Rollstuhl, ist oft ungeduldig und verbittert. Doch den Wunsch, ihn zu verlassen und ein neues Leben zu beginnen, hat Beatrice immer weit von sich geschoben.

Einmal im Jahr jedoch nimmt sie sich eine Auszeit und fährt ans Meer. Immer in dasselbe kleine Ostfriesenörtchen - immer zu demselben Mann ...


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Seitenzahl: 108

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Inhalt

Cover

Impressum

Hand in Hand ins Land der Liebe

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5507-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Hand in Hand ins Land der Liebe

Wie eine Frau nach vielen Schicksalsschlägen das Glück fand

Von Nina Gregor

Wer weiß schon, wie einsam man sich neben einem Ehemann fühlen kann, den man zwar als Freund achtet, aber nicht liebt?

Beatrice kennt die Antwort, denn das Fundament ihrer Ehe ist längst nicht mehr Liebe, sondern Pflichtbewusstsein. Seit mehr als zwanzig Jahren sitzt ihr Mann im Rollstuhl, ist oft ungeduldig und verbittert. Doch den Wunsch, ihn zu verlassen und ein neues Leben zu beginnen, hat Beatrice immer weit von sich geschoben.

Einmal im Jahr jedoch nimmt sie sich eine Auszeit und fährt ans Meer. Immer in dasselbe kleine Ostfriesenörtchen – immer zu demselben Mann …

»Du bist doch nicht böse, Bea?« Henrik griff über den Frühstückstisch hinweg nach Beatrices Hand und drückte sie zärtlich. »Aber ich habe das Treffen mit Peer schon lange vor deinem Besuch ausgemacht. Gesines Tod macht ihm immer noch schwer zu schaffen …«

»Wundert dich das? Die beiden waren über dreißig Jahre verheiratet.« Beatrice erhob sich und küsste ihn auf die Wange. »Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn du Peer besuchst. Richte ihm liebe Grüße von mir aus.«

Auch Henrik war aufgestanden, und ehe sie damit beginnen konnte, den Tisch abzuräumen, zog er sie in seine Arme.

»Wir könnten unsere Silberhochzeit auch längst hinter uns haben«, erinnerte er mit rauer Stimme. Seine Augen verdunkelten sich.

»Ach, Henrik, das bringt doch nichts«, wehrte Beatrice ab. »Es ist lange her, und wir hatten doch auch so eine schöne Zeit, nicht wahr?«

»Es hätte aber noch viel schöner sein können«, beharrte er. »Wie oft habe ich mir in all den Jahren gewünscht, dich bei mir zu haben. Du hast mir in jedem Augenblick gefehlt, und sei es auch nur auf einem Spaziergang oder wenn ich dir spontan etwas erzählen wollte – und du warst nicht da …«

»Für mich war es auch nicht immer leicht, das darfst du mir glauben«, murmelte Beatrice bedrückt.

»Aber du hattest wenigstens Lena. Und dann ist da auch noch Johannes. Du warst nie wirklich allein.«

Ach, was wusste er schon davon, wie einsam man sich neben einem Ehemann fühlen konnte, den man zwar als Freund achtete, aber nicht mehr liebte? Nein, es machte keinen Sinn, jetzt darüber zu debattieren.

»Wir haben uns für diesen Weg entschieden, gemeinsam«, erinnerte Beatrice ihn sanft. »Im Übrigen habe ich nie darauf bestanden, dass du allein bleibst. Es wäre sicher nicht leicht für mich gewesen, wenn es da eine andere gegeben hätte, die dir mehr bedeutete als ich. Aber ich hätte es verstanden und damit umgehen können.«

»Eine andere als dich?« Henrik schüttelte den Kopf und sah ihr mit zärtlichem Lächeln in die Augen. »Seit wir einander begegnet sind, Bea, habe ich nie eine andere gewollt als dich. Ja, manchmal habe ich ihn gehasst, deinen Johannes, weil er trotz allem stärker war als ich. Ich habe ihm deine Liebe nicht gegönnt, ich …«

»Ach, Henrik, wusstest du denn nicht, dass ich immer nur dir gehört habe, auch wenn ich mit Johannes zusammen war?« Sacht nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn so ungestüm, dass es sie selbst erschreckte.

»Das können nur Frauen …«, erwiderte Henrik ein wenig atemlos, als ihre Lippen sich endlich voneinander lösten. Und fügte auf ihren irritierten Blick hinzu: »Zwei Männer gleichzeitig lieben …«

»Es gibt viele Arten von Liebe, Henrik.« Beatrice lächelte gedankenverloren.

Er fuhr sich resigniert durchs eisgraue Haar.

»Für mich gab es immer nur eine Liebe«, beharrte er.

»Bitte, Henrik, lass uns nicht streiten«, bat Beatrice leise. »Es macht nach all den Jahren keinen Sinn mehr.«

»Nein, du hast recht, wir können die verlorenen Jahre nicht zurückholen«, seufzte er bitter auf.

»Es waren keine verlorenen Jahre, Henrik«, beharrte Beatrice. »Wir hatten uns, wenn auch immer nur für ein paar Tage oder Wochen. Ich habe dich an Lenas Leben teilhaben lassen, sooft es mir möglich war. Aber ich hatte und habe eben auch Johannes gegenüber eine Verpflichtung.«

»Ja, bis dass der Tod euch scheidet, so hast du es ihm vorm Altar geschworen, nicht wahr?« Er drehte ihr abrupt den Rücken zu.

»Henrik, bitte nicht.« Beatrice drängte gewaltsam die Tränen zurück, während sie ihm über den Arm strich.

»Du hast recht, es ist besser, wenn ich jetzt losfahre. Sonst geraten wir tatsächlich noch in Streit über Dinge, die wir doch nicht mehr ändern können.«

Er drückte ihr einen raschen Kuss auf die Wange, ehe er die Küche verließ. Vom Fenster aus sah Beatrice ihn über den kiesbestreuten Weg zur Garage laufen. Dann rollte sein Wagen auch schon aus der Einfahrt.

Mit einem Seufzer räumte sie das Geschirr in die Spülmaschine, brachte anschließend das Haus in Ordnung, ehe sie zu einem Spaziergang aufbrach.

Tief kuschelte sie sich auf dem Weg hinunter zum Strand in ihre wattierte Jacke. Die Sonne schien zwar strahlend vom samtblauen Frühlingshimmel, doch der Wind, der vom Meer über das Land strich, war eisig kalt.

***

Auch damals war Frühling gewesen, als sie Henrik kennengelernt hatte. Beatrice war an die See gefahren, um sich nach knapp siebenmonatiger Ehe klar darüber zu werden, wie es mit ihr und Johannes weitergehen sollte.

Denn etwas, was Beatrice nie für möglich gehalten hätte, war geschehen: Johannes hatte sie betrogen. Es war ein einmaliger Ausrutscher in Faschingslaune gewesen, wie er ihr verzweifelt geschworen hatte. Es würde nie wieder vorkommen.

»Wenn du einmal die Hemmschwelle überschritten hast, kann es auch ein zweites Mal geschehen«, hatte Beatrice ihm vorgehalten. »Und ein drittes, ein viertes Mal. Ach, Hannes, ich kann dir einfach nicht mehr vertrauen.«

Zwei Tage später hatte sie ihre Sachen gepackt.

»Bea, das kannst du doch nicht machen!« Johannes hatte sie entsetzt angestarrt.

»Ich verlasse dich nicht«, erwiderte sie mit einem traurigen Lächeln. »Jedenfalls nicht heute. Aber ich muss für eine Weile allein sein, um mir darüber klar zu werden, wie es weitergehen soll mit uns beiden.«

Sie war an die Nordsee gefahren, in jenen kleinen Küstenort, in dem sie schon als Kind so gern die Sommerferien verbracht hatte. In den ersten Tagen hatte es nur geregnet, der Himmel war ebenso trostlos verhangen gewesen, wie ihr zumute war.

Trotzdem war sie viele Kilometer am Strand entlanggelaufen oder hatte stundenlang in ihrem Lieblingsstrandcafé gesessen, um darüber nachzugrübeln, was sie für Johannes noch empfand.

Alle haben mich gewarnt, hatte sie verbittert gedacht. Einen Mann wie ihn hast du nie für dich allein, waren die Worte ihrer besten Freundin Nelly gewesen, ausgerechnet Nelly, mit der Johannes sie dann tatsächlich betrogen hatte.

Gerade in dem Moment, als Beatrice beschlossen hatte, zurück nach Düsseldorf zu fahren, war die Tür des Cafés aufgeflogen und er war hereingekommen – Henrik!

Er hatte sich ein wenig zögernd umgesehen, dabei waren seine stahlblauen Augen flüchtig über Beatrice und die wenigen übrigen Gäste geglitten, ehe sie erneut zu Beatrice zurückkehrten und ihre Blicke für atemlose Sekunden ineinander hängen blieben.

Warum hatte sie nur stumm genickt, als er zu ihr gekommen war und gefragt hatte, ob der Platz an ihrem Tisch noch frei sei? Es waren mindestens noch zehn andere Tische unbesetzt gewesen. Warum hatte sie nicht Nein gesagt? Schließlich hatte sie allein sein wollen, hatte keine Lust auf Höflichkeitsfloskeln wie: »Auch im Urlaub?«, oder: »Das Wetter geht einem schrecklich auf den Geist, nicht?«

Doch er hatte nichts von beidem gesagt, sondern sich einen Tee bestellt, die Kluntjes hineinsinken lassen und gedankenverloren in der Tasse gerührt. Erst als Beatrice der Bedienung gewinkt hatte, um zu zahlen, hatte er mit entwaffnendem Lächeln gebeten: »Darf ich Sie auf dem Heimweg begleiten?«

»Warum nicht?« Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen, und sie hatten die wenigen Hundert Meter zu ihrer Pension in ein paar Minuten zurückgelegt.

»Ich würde Sie gern kennenlernen«, hatte er gesagt, als sie sich an der Eingangstür zögernd gegenübergestanden hatten. »Gehen Sie heute Abend mit mir essen?«

Sie waren zusammen essen gegangen, und danach in eine kleine Bar zum Tanzen. Es war irgendwie alles ganz selbstverständlich gewesen, und doch schrecklich verwirrend.

Ist das Liebe auf den ersten Blick, was hier mit mir geschieht?, hatte Beatrice sich gefragt. Doch als sie drei Tage später in seinem Häuschen in den Dünen in seinen Armen gelegen hatte, da hatten sich alle weiteren Fragen erübrigt.

Ja, sie hatte sich verliebt, und ja, sie wollte ihre Ehe beenden, um mit diesem Mann noch einmal von vorn anzufangen!

Doch dann war der Anruf aus Düsseldorf gekommen. Johannes war auf einem Fußgängerüberweg angefahren und schwer verletzt worden.

»Ich muss zu ihm«, war Beatrice sofort klar gewesen. »Hannes braucht mich jetzt. Aber wenn er wieder gesund ist, spreche ich mit ihm über uns.«

Zu diesem Gespräch sollte es nicht kommen, denn Johannes würde nie mehr der Alte sein, wie die Ärzte ihnen beiden klargemacht hatten. Johannes, der Lebenskünstler, der stets mit einem Lächeln und einem lockeren Spruch durchs Leben gegangen war, war querschnittsgelähmt …

Henrik hatte verstanden, dass Beatrice ihren Mann jetzt nicht allein lassen konnte, zumal wenig später auch noch klar war, dass sie ein Baby erwartete.

Seither führte Beatrice zwei Leben: eins mit Ehemann und Töchterchen Lena in Düsseldorf und eins mit Henrik in dem kleinen Haus am Meer …

***

Die Sonne hatte sich hinter einer schier undurchdringlichen Wolkendecke verkrochen, als Beatrice den Rückweg antrat. Trotzdem hätte sie noch endlos weiter am Strand entlanglaufen können. Aber sie hatte beschlossen, etwas Leckeres zu kochen, um sich so nach dem gerade noch verhinderten Streit am Vormittag versöhnlich zu zeigen.

Nur wenige einsame Strandläufer waren ihr unterwegs begegnet, und so fiel ihr der Mann sofort auf, der über den Plattenweg durch die Dünen kam. Auch wenn er Mütze und Parka trug, erkannte Beatrice ihn an den weit ausholenden Schritten und der Art, sich zu bewegen, auf den ersten Blick.

Henrik …

Ein zärtliches Lächeln huschte um ihren Mund, als sie ihr Tempo unwillkürlich beschleunigte. Auch Henrik begann zu laufen. Als sie einander erreicht hatten, ließ sich Beatrice einfach in seine Arme sinken, sicher, dass er sie auffangen würde, so, wie er es immer getan hatte. Nur für diese Umarmungen, für die gestohlenen Stunden des Glücks hatte sie gelebt …

Nun sei nicht ungerecht, wies sie sich selbst zurecht. Da gibt es noch Lena, deine Tochter, der du all die Liebe gegeben hast, die du Henrik nicht geben konntest, wenn Hunderte von Kilometern euch trennten. Und auch Johannes hast du geliebt, liebst ihn noch immer, sonst hättest du dieses Leben an seiner Seite gar nicht ertragen können.

Aber diese Liebe war nicht mit der zu vergleichen gewesen, die sie immer für Henrik empfunden hatte und immer empfinden würde.

Sie hielten einander ganz fest und sahen sich lange stumm an. In Beatrice’ Augen schimmerten Tränen.

Irgendwann machten sie sich Arm in Arm auf den Weg zu seinem Haus.

»Ich hatte dich so früh nicht zurückerwartet«, sagte sie leise.

Henrik öffnete das Törchen des weiß gestrichenen Gartenzaunes.

»Ich hatte einfach Sehnsucht nach dir. Klingt das sehr verrückt in meinem Alter?«

Sie verharrten und lächelten einander zu.

»Nein, es klingt wunderbar«, versicherte Beatrice. »Wahrscheinlich hast du gespürt, wie sehr ich dich vermisst habe.«

Eng umschlungen betraten sie das Haus, in dem sie unendlich viele glückliche Stunden verbracht, in dem Beatrice aber auch oft heimliche Tränen der Trauer geweint hatte. Trauer um eine Liebe, die sie nicht wirklich leben durfte.

Henrik kochte Tee, und dann werkelten sie gemeinsam in der Küche und waren einander so nahe, wie zwei Liebende es nur sein konnten.

Später entfachte Henrik das Feuer im Kamin, und sie saßen bei einem Glas Rotwein zusammen. Dabei mussten sie nicht viel reden, hatten sich all die Jahre auch ohne große Worte verstanden.

»Lena wird bald heiraten«, sagte Beatrice irgendwann in die Stille hinein. »Alex ist ein sympathischer junger Mann, er wird dir gefallen.«

Nachdenklich leerte Henrik sein Glas und hielt dabei ihren Blick fest.

»Findest du nicht, dass wir es ihr endlich sagen müssen? Vor der Hochzeit, Bea.«

Ihre Blicke hielten stumme Zwiesprache, bis Beatrice endlich nickte.

»Glaube mir, ich habe es vor allem in letzter Zeit mehr als einmal versucht«, versicherte Beatrice tief aufseufzend. »Weil ich genauso empfinde wie du. Lena soll es vor der Hochzeit wissen. Aber … es war wohl bisher nicht der richtige Zeitpunkt. Ständig kam etwas dazwischen.«

Sie strich sich mit einer anmutigen Geste, die er so gut an ihr kannte, das dunkle Haar zurück.