Sinnliche Begegnung mit dem Milliardär - Andrea Laurence - E-Book

Sinnliche Begegnung mit dem Milliardär E-Book

Andrea Laurence

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Beschreibung

Sinnliche Stunden zu zweit: Während alle anderen auf dem Maskenball ausgelassen feiern, gibt Lauren sich in einem stillen Hinterzimmer einem attraktiven Fremden hin, der ihr verführerisch das Rotkäppchen-Kostüm auszieht. Erst am nächsten Tag erfährt sie, dass ihr sexy Lover mit der Wolfsmaske einer der berühmt-berüchtigten Wingates ist. Lauren will ihn wiedersehen! Doch bei ihrer zweiten Begegnung ist er erschreckend kühl. Hat sie sich wirklich so in ihm getäuscht – oder ist hier ein falsches Spiel um Lust und Leidenschaft im Gang?

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Seitenzahl: 204

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2020 by Harlequin S.A. Originaltitel: „Billionaire Behind the Mask“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA, Band 2198 08/2021 Übersetzung: Katja Wagner

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 08/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751503792

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Es war einfach eine blöde Idee, aber niemandem außer Lauren schien das bewusst zu sein.

Jeder, den sie kannte, war begeistert, dass sie den örtlichen Radiowettbewerb gewonnen hatte und damit ein glamouröses Makeover, zwei Tickets für den Wohltätigkeitsmaskenball im Texas Cattleman’s Club und den Transport per Limousine dorthin. Doch Lauren Roberts war nicht der Mensch, der an einem Wettbewerb teilnahm, und schon gar nicht an einem, der sich „Aschenputtel-Gewinnspiel“ nannte. Wie übertrieben war das denn? Als ob sie auf der Tanzfläche ihren Märchenprinzen finden würde. Das letzte Mal, als sie den Club betreten hatte, war es kein Traum, sondern ein Albtraum gewesen.

Nein, sie hatte keine Lust, zu dieser Party zu gehen oder mit diesen Leuten abzuhängen. Doch leider war sie von ihrer wohlmeinenden Freundin und Mitarbeiterin Amy ohne ihr Wissen angemeldet worden. Und bevor sie wusste, wie ihr geschah, verbrachte sie einen normalerweise lukrativen Samstag in einem Schönheitssalon. Dabei hätte sie in einem ihrer Imbisswagen in der City stehen sollen, wo sie eigentlich immer anzutreffen war. Aber genau das war wohl Amys Motivation gewesen.

Okay, sie hatte kein Sozialleben, doch das störte sie nicht. Sie hatte zwei gut laufende Imbisswagen und legte gerade eine steile Karriere als Köchin hin, was ihr viel mehr bedeutete. Den Tag mit Gesichtsbedampfung, Maniküre und Haare färben zu verbringen, empfand Lauren als Zeit- und Geldverschwendung. Nichts davon spielte in ihrem Leben eine Rolle. Ihr dunkelbraunes Haar trug sie immer zu einem Knoten hochgebunden, in dem niemand die neuen karamellfarbenen Highlights bemerken würde. Sie bekam reichlich Gesichtsbedampfung von den Heißwasserbehältern in den Wagen, und niemand würde ihre hübschen Nägel sehen, wenn sie Servierhandschuhe trug.

Die ganze Sache war absurd, aber letztlich hatte sie eingewilligt. Denn ob es ihr gefiel oder nicht: Wenn sie hier in Royal, im Herzen von Texas, ein Restaurant für hochrangige Gäste etablieren wollte, musste sie mit Menschen wie denen, die den Cattleman’s Club besuchten, Zeit verbringen. Mit diesem Entschluss im Hinterkopf hatte sie das von ihrer persönlichen Einkäuferin für den Wettbewerb ausgewählte leuchtend rote Kleid angezogen, ihre Maske aufgesetzt und hoffte nun das Beste.

Alle hatten ihr geraten, sich zu amüsieren. Spaß zu haben. Ohne sich zu sorgen, ob einem der Wagen die Vorräte ausgingen oder ob ihr Koch Javier die Abendeinnahmen einzahlen würde. Amy hatte alles im Griff, doch loszulassen fiel ihr schwer. Es würde etwas Alkohol erfordern, aber sie konnte es schaffen. Und tief in ihrem Inneren wusste Lauren auch, dass sie es musste.

Das hier war nicht mehr die Highschool. Sie konnte auf diese Party gehen und Spaß haben. Mit der Maske, die sie trug, konnte sie sogar vorgeben, jemand anderes zu sein. Es würde ohnehin niemand die unscheinbare, arbeitswütige Köchin Lauren Roberts in diesem Club erwarten. Aber die mysteriöse Frau in Rot, die konnte sie sein … und einen tollen Abend erleben.

Jetzt musste sie es nur noch aus der verdammten Limousine schaffen.

Der Fahrer hatte schon eine ganze Weile geduldig darauf gewartet, dass Lauren ausstieg. Wahrscheinlich bildete sich hinter ihnen gerade ein Verkehrsstau.

„Ma’am?“, fragte er schließlich besorgt.

„Äh, ja, tut mir leid.“ Lauren griff nach ihrem perlenbestickten Abendtäschchen und zwang sich auszusteigen. Auf den Stufen vor dem Eingang zögerte sie erneut. Alles sah so anders als damals vor elf Jahren aus. Und obwohl das Gebäude und sie sich äußerlich verändert hatten, kamen dieselben Gefühle in ihr hoch: Aufregung, gefolgt von Beklemmung und einem Hauch Furcht.

Sie drehte sich um und hielt nach ihrer Limo Ausschau, doch die befand sich schon wieder auf der Straße. Das nächste Auto war vorgefahren und spuckte gerade eine Gruppe aus, die sie verschlucken würde, wenn sie sich nicht vorwärts bewegte und ihren Ängsten ins Gesicht sah.

Entschlossen raffte Lauren den Saum ihres aufreizenden roten Kleides und stieg die Treppe hinauf. Neben der Tür stand ein Tisch, an dem die Tickets eingesammelt wurden.

„Tickets, Ma’am?“ Der Mann am Tisch trug einen Smoking und eine Guy-Fawkes-Maske.

„Mein Name sollte auf der Liste stehen“, erwiderte sie. „Lauren Roberts?“

Er überprüfte die Papiere vor sich. „Sie haben Tickets für zwei Personen. Erwarten Sie noch einen Gast?“

„Nein, ich bin allein hier.“ Ihr Sozialleben ging so gegen null, dass sie einfach keine Begleitung gefunden hatte. Natürlich hätte sie Amy mitnehmen können, aber dann würde sie sich den ganzen Abend nur an ihre beste Freundin hängen. Lauren seufzte. Wenn sie das meiste aus den folgenden Stunden herausholen wollte, musste sie ihre Komfortzone verlassen und mit Fremden reden.

„Umso besser für die alleinstehenden Herren heute Abend“, sagte Guy Fawkes.

Lauren konnte wegen seiner Maske nicht erkennen, ob er scherzte, doch er klang absolut aufrichtig. Das Makeover musste Wunder bewirkt haben. Normalerweise wurde sie von den meisten Männern der Stadt überhaupt nicht wahrgenommen. Konnten Highlights und ein glamouröses Kleid solch einen Unterschied ausmachen?

„Ich sehe Sie dann später drinnen, Miss Roberts.“

Lauren wünschte sich, die Maske würde ihr ganzes Gesicht bedecken, damit er nicht sah, wie ihr unter dem Make-up die Schamesröte ins Gesicht stieg. „Vielen Dank“, stammelte sie und eilte an ihm vorbei in den Club, da ihr keine passende Antwort einfiel.

Als sie entrat, wurde sie von einer Geräuschkulisse aus Musik, Gelächter und Stimmengewirr empfangen. Sie ging den Flur entlang, vorbei an den Büros und einer Kita, die es vor elf Jahren noch nicht gegeben hatte, und blieb abrupt vor dem Hauptraum stehen.

Alles erinnerte sie an das letzte Mal, als sie hier gewesen war. Schummerige Beleuchtung, laute Musik, ein Meer von Menschen auf der Tanzfläche und in den Ecken. Nur waren das keine Teenager, sondern Erwachsene. Reiche Erwachsene. Solche, die in ihr Restaurant investieren oder zumindest eines Tages ihre Gäste werden könnten. Sie würden ihr keine fiesen Streiche spielen oder sie auslachen. Sie wollten sich hier nur amüsieren und Geld für wohltätige Zwecke spenden. Also musste sie einfach dasselbe tun.

Der letzte Gedanke trieb sie weiter.

„Darf ich Ihnen Ihre Jacke abnehmen“, fragte die junge Frau an der Garderobe.

Lauren schlüpfte aus ihrer Lederjacke und reichte sie ihr. Sie passte nicht wirklich zu dem roten, mit Perlen bestickten Kleid, aber der Oktober war unerwartet kühl für Texas. Lauren gefiel das. Der Herbst war ihre liebste Jahreszeit. Dann konnte sie mit neuen, saisonalen Aromen experimentieren, Kürbisfelder erkunden und an Halloween Süßigkeiten verteilen. Außerdem musste sie in ihren Wagen nicht mehr jeden Tag vor Hitze fast sterben. Sie wollte endlich ein richtiges Restaurant, und wenn nur wegen der Klimaanlage. Zwar hatte sie einen Generator, der die Geräte im Wagen betrieb, aber nicht für Kühlung sorgte. Bei dem ganzen heißen Essen konnte sie der Hitze im Sommer einfach nicht entkommen. Manchmal hätte sie ihren Kopf am liebsten in den Kühlschrank gesteckt.

Sie nahm die Garderobenmarke und steckte sie in ihre Handtasche. Als sie den Raum überblickte, bemerkte sie die große Bar in der Mitte. Die wäre ihr erster Anlaufpunkt. Ein Drink würde ihren Händen etwas zu tun geben und sie lockerer machen.

Nervös richtete Lauren ihre Mardi-Gras-Maske, atmete tief ein und ging zur Bar. Sie bestellte einen Dirty Martini mit extra Oliven und begab sich in eine dunkle Ecke, von der aus sie die Leute beobachten konnte, bis sie sich sicherer fühlte.

Sie hatte noch nie eine der Wohltätigkeitsveranstaltungen im Club besucht. Solche Partys waren für reiche Rancher-Familien, die damit ihre Steuerlast senken konnten. Eine Imbisswagen-Köchin hatte normalerweise weder die Zeit noch die Kraft oder das Geld für so etwas. Schon ihr Drink hatte quasi ein Vermögen gekostet. Eine offene Bar hatte wohl nicht mehr ins Budget gepasst.

Den meisten anderen Leuten schien das egal zu sein. Viele von ihnen hatten ihre Drinks an der Bar auf ihr Mitgliedskonto setzen lassen. Der Raum war fast zum Bersten mit Gästen in festlicher Garderobe gefüllt. Die Männer trugen Smokings und schwarze Stetsons, die Frauen glitzernde Ballkleider und verzierte Masken. Alle hatten einen Cocktail in der Hand und ein Lächeln im Gesicht … soweit man das unter ihren Masken sehen konnte.

Masken waren an diesem Abend Pflicht. Bei manchen Gästen bedeckten sie nur die Augenpartie, sodass man immer noch wusste, mit wem man sprach. Lauren erkannte einige von ihnen. Andere hatten sich für eine komplette Gesichtsbedeckung entschieden, wie der Mann am Einlass. Sie selbst trug weder das eine noch das andere, sondern eine schwarze Metallmaske mit verzierten Ausschnitten, die ihr halbes Gesicht bedeckte. Das Modell bot ihr ein wenig Anonymität und behinderte sie nicht beim Essen oder Trinken. Und, wie Amy, die unverbesserliche Optimistin, anmerkte, sie musste das Teil auch zum Küssen nicht abnehmen.

Als ob ein neues Kleid und eine Maske reichen würden, um Lauren in die Arme eines dunkelhaarigen anonymen Fremden fallen zu lassen.

In diesem Moment erregte eine Bewegung ihre Aufmerksamkeit. Aus den Augenwinkeln erspähte sie einen großen Adonis, der auf ihre Ecke zusteuerte. Er trug einen wunderschön maßgeschneiderten Smoking und eine schiefergraue Wolfsmaske, die den platinfarbenen Glanz seines kurzen blonden Haars betonte. Von seinem Gesicht waren nur das kantige, mit Bartstoppeln bedeckte Kinn und die verdrießlich zusammengepressten Lippen zu erkennen. Der Wolf amüsierte sich offensichtlich nicht.

Er sah sie nicht an. Mit der einen Hand presste er sich sein Handy an ein Ohr und mit der anderen hielt er sich das andere zu. Tja, wenn er auf der Suche nach Ruhe und Privatsphäre war, hatte er hier kein Glück. Er warf ihr nur einen kurzen Blick zu und machte es sich dann in einem Sessel in der Nähe bequem.

Lauren war nicht bereit, dem großen, bösen Wolf ihren Platz zu überlassen. Sie war zuerst hier gewesen. Vielleicht würde sie sich gleich unters Volk mischen, doch nach gerade einmal drei Schlucken von ihrem Zwölf-Dollar-Martini fühlte sie sich dafür noch nicht mutig genug.

Aber bald. Sie spürte, dass die Wärme des Alkohols sich langsam in ihren Adern ausbreitete. Ja, bald.

Sutton Wingate hatte versucht, seine Sorgen zu verdrängen und sich zu amüsieren. Doch leider war ihm das nicht gelungen. Und wieso überraschte ihn das nach den vergangenen Wochen?

Als die Anschuldigungen gegen seine Familie begonnen hatten, war er noch optimistisch gewesen. Sollte nicht gerade er als Finanzchef von Wingate Enterprises über Veruntreuung und Drogenschmuggel hinter den Kulissen informiert sein? Das waren doch alles nur böse Gerüchte, die sich irgendwann in Luft auflösen würden. Genau das hatte er geglaubt. Bis zu dem Moment, als das FBI ihr Vermögen einfror, die Ranch beschlagnahmte und die gesamte Familie vor die Tür setzte.

Jetzt war er nicht mehr so optimistisch.

Bisher waren alle irgendwie auf den Füßen gelandet. Sein Zwilling Sebastian und er hatten sich gemeinsam ein Haus gemietet. Luke und Ezekiel hatten ebenfalls eine Unterkunft gefunden. Ihre Mutter Ava wohnte bei Keith Cooper, was „Onkel“ Keith zweifellos freute. Es war nicht ideal, aber so würden sie ausharren, bis sie herausgefunden hatten, wer ihnen etwas anzuhängen versuchte, und sie wieder zur Normalität zurückkehren konnten.

Er hatte gedacht, dass der Verlust ihres Vermögens und ihres Heims am schwersten zu verkraften sei. Zumindest bis er heute Abend durch die Tür getreten war. Die Wolfsmaske verbarg seine Identität gut. Obwohl einige Gäste vielleicht vermuteten, dass ein Wingate dahintersteckte, konnten sie doch nicht sicher sagen, ob es sich um Sutton oder Sebastian handelte. Aber da die Menschen in seiner Nähe sich so offen über den Skandal, in den seine Familie verwickelt war, das Maul zerrissen, nahm er an, dass niemand ihn erkannte. Wahrscheinlich hielt niemand die Wingates für kühn genug, nach alledem, was passiert war, hier aufzutauchen. Aber da kannten sie die Familie schlecht.

Sie waren unschuldig, und so würden sie sich auch präsentieren. Egal, was andere dachten. Ihre engsten Freunde schienen zu ihnen zu halten, doch Sutton war erstaunt, wie viele andere „Freunde“ sich von ihnen abgewandt hatten. Er hatte seinen Job verloren, seinen Sitz im Vorstand und sein Zuhause. Er war sogar bereit, seine Sportwagen-Sammlung zu verkaufen, um Geld zum Leben zu haben, solange der Rechtsstreit lief. Er brauchte seine Freunde mehr denn je. Nur wurden sie immer weniger.

Sutton hatte auf gute Nachrichten gehofft, als sein Handy klingelte, kurz nachdem er auf der Party eintraf. Es war sein Anwalt. Leider teilte dieser ihm mit, dass er bisher keinen Käufer für eines seiner Autos hatte finden können und es deshalb vielleicht versteigert werden müsste. Doch auf diese Weise würde er Geld verlieren. Also musste er sich entscheiden, ob er mit dem auskam, was er hatte, oder einen Verlust in Kauf nehmen, um die finanzielle Durstrecke zu überstehen.

Er würde sich nicht als arm bezeichnen. Niemand brauchte ihn zu beweinen, weil er nur noch einen Sportwagen besaß, aber der sonstige gewohnte Luxus war verschwunden. Seine Familie und er hatten viele Investments in der Hinterhand, doch Barmittel waren ein Problem. Ihr Anwaltsteam verschlang das Geld so schnell, wie sie es aufbringen konnten. Und ihre Unschuld zu beweisen, war nicht gerade billig.

„Warten Sie noch ein paar Tage. Vielleicht finden wir einen Käufer. Ich muss auflegen“, sagte Sutton. Seinen langatmigen Anwalt loszuwerden, war nicht immer leicht. Als sie schließlich das Gespräch beendeten, steckte er das Handy in seine Brusttasche und seufzte frustriert.

Er dachte daran, dass er noch mehr böses Geschwätz über seine Familie hören würde, wenn er sich wieder unter die Gäste mischte. Da fiel sein Blick auf die kurvige Brünette, die in seiner Nähe stand. Ihr rotes, perlenbesticktes Kleid schmiegte sich um jedes Tal und jeden Hügel ihres Körpers. Sutton war mehr als dankbar für die Ablenkung.

Wenn es etwas gab, das er noch mehr als das schnurrende Motorengeräusch eines italienischen Sportwagens schätzte, dann waren es Frauen. Groß, klein, schlank, kurvig … Er mochte sie alle. Durch das Familiendrama hatte er zuletzt keine Zeit mehr gehabt, sich mit dem weiblichen Geschlecht zu beschäftigen. Die sinnliche Brünette erinnerte ihn daran, dass er ein Mann war, keine Maschine. Er konnte sich ja nicht ewig selbst bestrafen.

Wenigstens heute Abend musste er nicht Sutton Wingate sein, skandalgeplagter Playboy und mutmaßlicher Drogenschleuser. Er würde nicht mitansehen müssen, wie eine Frau das Interesse verlor, wenn ihr bewusst wurde, dass dem attraktiven Mann, mit dem sie gerade redete, vielleicht ein One-Way-Ticket ins Bundesgefängnis drohte. Heute war er nur ein hungriger Wolf auf der Jagd nach einem schmackhaften Leckerbissen … Wie Rotkäppchen hier.

Mit so viel Selbstvertrauen wie schon seit Wochen nicht mehr stand er auf. Als er auf sie zuging, bemerkte er, dass ihr Glas fast leer war.

„Bist du auf dem Weg zum Haus deiner Großmutter, Rotkäppchen?“, fragte er über ihre Schulter. Sie drehte sich zu ihm um und musterte ihn mit ihren dunkelbraunen Augen von oben bis unten. Die goldenen Ringe um ihre Pupillen herum betonten die Bewegung, auch wenn ihm der Rest ihres Gesichts verborgen blieb. Sutton wartete mit angehaltenem Atem auf ihre Antwort. Hoffentlich bestand er die Musterung.

Schließlich verzogen sich ihre vollen, rubinroten Lippen zu einem Lächeln. „Was für große Augen du hast“, erwiderte sie.

„Um besser sehen zu können, wie durstig du bist, Liebes.“

„Ich sehe durstig aus?“ Sie blickte auf ihr Glas. „Tatsächlich.“

„Darf ich dir einen Drink spendieren?“

„Du darfst. Einen Dirty Martini, bitte.“

Sie nahm den Olivenspieß aus dem Glas, und er beobachtete gespannt, wie sie die letzte Olive in den Mund sog. Sie hielt seinen Blick fest, während sie langsam kaute und schließlich schluckte. Sie hatte die sinnlichsten Lippen, die er je gesehen hatte. Vielleicht weil sie alles waren, was die Maske nicht verdeckte. Aber schon jetzt konnte er die Vorstellung, wie er seinen Mund auf ihren presste, nicht mehr abschütteln.

„Extra dirty“, fügte sie hinzu.

Sutton fühlte, wie sein Herzschlag ins Stocken geriet. Extra dirty, Donnerwetter. Er hatte keine Ahnung, wer diese Göttin in Rot war, doch sie hatte schon jetzt seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie würde alles von ihm haben können, aber erst einmal bekam sie einen leckeren Cocktail. „Kommt sofort.“

Lächelnd drehte er sich um und schlenderte zur Bar. Er musste sich zwingen, nicht zurückzublicken, aus Sorge, dass sie weg wäre, wenn er es täte. Eine Frau wie sie konnte nicht echt sein. Diese Kurven, diese Lippen, diese freche Art … Die Maske ließ sie sicher mysteriöser wirken, aber da war noch mehr. Zwischen ihnen funkte es so stark, dass er fast aus dem Gleichgewicht geraten wäre, als sie ihn mit ihren großen braunen Augen angesehen hatte. Er fühlte sich völlig in ihren Bann gezogen.

An der Bar bestellte er einen Dirty Martini. „Schreiben Sie es auf meinen Deckel“, sagte er dem Barkeeper.

„Gern. Aber wer sind Sie?“ Der Barkeeper deutete auf seine Augen. „Wegen der Maske.“

„Oh, verstehe. Wingate. Sutton.“

„Alles klar. Einen Moment lang dachte ich, Sie wären Sebastian. Ich glaube, Sie beide tragen die gleiche Maske.“

Sutton lachte. „Ja, wir haben sie beide in letzter Minute auf Amazon bestellt. Die meisten können uns schon ohne Maske nicht auseinanderhalten, warum es ihnen also heute Abend leicht machen? Aber lassen Sie ihn keine Drinks auf meinen Deckel schreiben.“

Der Barkeeper lachte und reichte ihm den Dirty Martini. Sutton wollte ihn gerade an sich nehmen, als er eine Stimme hörte, die die Menge übertönte.

„Dürfte ich für einen Moment um Ruhe bitten? Ich möchte etwas verkünden, bevor die Party weitergeht.“

Sutton sah zur Bühne hinüber, auf der eine Frau in einem schwarzen Spitzenkleid hinter dem Mikrofon stand – wahrscheinlich seine Schwester Beth. Sie hatte den Ball organisiert.

Die Frau nahm ihre schwarze, mit Federn geschmückte Maske ab, und seine Vermutung bestätigte sich. „Ratet mal, wer ich bin?“, sagte sie lachend, und die Menge fiel mit ein.

„Im Namen von Wingate Charities und denen, die von unseren Bemühungen profitieren, möchte ich Ihnen zunächst einmal dafür danken, dass Sie eine Karte gekauft haben. Trotz allem fühlen wir uns weiter verpflichtet, unsere Wohltätigkeitsarbeit fortzusetzen, so lange wir können. Dieser Firmenzweig ist mein Baby, und ich lege großen Wert darauf, Ihnen persönlich für Ihre Unterstützung zu danken. Ich war mir nicht sicher, wie viel wir dieses Jahr zusammenbekommen würden, aber ich hätte nie an der Großzügigkeit der Einwohner von Royal zweifeln dürfen. Tatsächlich haben wir sogar mehr Karten als jemals zuvor verkauft.“

Wahrscheinlich war die gestiegene Teilnahme in diesem Jahr eher der Hoffnung der Leute geschuldet, ihre gute Tat mit etwas Drama würzen zu können. Doch das würde er Beth nicht sagen. Sie hatte hart gearbeitet, damit dieser Abend zu einem Erfolg wurde, und verdiente die Unterstützung der Allgemeinheit – aus welchem Grund auch immer.

Seine Schwester machte eine kurze Pause, um den aufgebrandeten Applaus verklingen zu lassen und ihre glasigen Augen zu trocknen. „Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, für unsere stille Auktion gibt es dort hinten an der Wand eine fantastische Auswahl an gespendeten Gegenständen. Ich möchte Sie ermutigen, hohe Angebote abzugeben“, sagte sie lächelnd. „Und natürlich nehmen wir auch gute, altmodische Schecks. Wenn Sie direkt spenden möchten, finden Sie mich mit dem Quittungsblock neben der Garderobe. Und jetzt noch eine Sache, bevor wir weitertanzen. Meine wunderschöne Schwester Harley und ihr Verlobter Grant Everett möchten etwas verkünden.“

Das Paar kam auf die Bühne, und Beth übergab Harley das Mikrofon. „Hallo alle zusammen“, sagte sie und schmiegte sich an Grant. „Ich will Ihnen nicht zu viel Zeit stehlen, aber Grant und ich haben aufregende Neuigkeiten. So viele von Ihnen sind wie eine Familie für uns, und ich finde, im Moment kann unsere Familie etwas Glück vertragen. Also werden wir nächsten Monat auf der Ranch der Everetts heiraten. Wir haben wenig Zeit, um formelle Einladungen vorzubereiten, doch wir schicken Ihnen die Einzelheiten, sobald wir es schaffen. Ich hoffe, dass Sie alle kommen, um mit uns zu feiern.“

Die Menge jubelte angemessen. Sutton nahm an, dass der Applaus nur zur Hälfte ehrlich gemeint war. Genau wie an dieser Party würden einige nur an der Hochzeit teilnehmen, weil sie auf Klatsch aus waren. Er bezweifelte allerdings, dass es welchen geben würde. Harley war daran gewöhnt, ihren Willen zu bekommen, und sie würde es nicht zulassen, dass jemand ihre Hochzeit ruinierte, nicht mal der Familienskandal. Sie musste schon bei der Ortswahl Zugeständnisse machen. Eigentlich hatte sie sich gewünscht, auf der Wingate-Ranch zu heiraten. Aber niemand wusste, wie lange es dauern würde, bis sie wieder – wenn überhaupt – einen Fuß auf das Anwesen setzen durften.

Während die Familie die Bühne verließ, fing die Band wieder an zu spielen. Zeit für Sutton, zu seiner schönen Ablenkung zurückzukehren. Als er sah, dass die mysteriöse Frau in Rot noch auf ihn wartete, stieß er einen erleichterten Seufzer aus.

„Extra dirty“, sagte er und reichte ihr das Glas.

„Du oder der Drink?“, fragte sie. Ihre Augen blitzten.

Sutton schnalzte anerkennend mit der Zunge. Ihr Flirtrepertoire war erstklassig, und dabei war er nicht leicht zu beeindrucken. Er war sich sicher, jeden in dieser Stadt zu kennen und ganz bestimmt alle Clubmitglieder hier, aber diese Frau war neu und in jeder Hinsicht aufregend. Vielleicht stammte sie nicht von hier. Umso besser. Dann würde sie nichts über die Wingates und die schwere Zeit wissen, die sie gerade durchmachten.

„Vielleicht beides“, erwiderte er gedehnt. „Schließlich bin ich der große, böse Wolf.“

„Gut.“ Lächelnd nippte sie an ihrem neuen Drink.

2. KAPITEL

Aschenputtel-Gewinnspiel – aber hallo!

Lauren war sich ziemlich sicher, in eine Art Märchen geraten zu sein. Auch wenn es kein königlicher Ball, sondern eine Wohltätigkeitsgala war und sie anstatt mit dem Prinzen mit einem großen, bösen Wolf im Armani-Smoking tanzte. Wann würde sie einen Schuh verlieren und sich wieder in ihr gewohntes Ich verwandeln? Doch auch nach Mitternacht hielt ihr sanfter, verführerischer Wolf sie noch im Arm.

Sie konnte es kaum glauben. Und schon gar nicht, wie sie sich benahm. Diese Maske schien irgendeinen magischen Effekt auf sie auszuüben. Sie ließ sie sich mutig fühlen. Schamlos. Und überaus leichtsinnig.

Die Worte strömten nur so aus ihr heraus, und davon hätte sie ohne Maske allenfalls träumen können. Ihr geheimnisvoller Verehrer war ihr nicht von der Seite gewichen. Sie hatten getanzt, die Angebote der stillen Auktion durchstöbert und an den Häppchen geknabbert, die sie sich zwischen den Tänzen gönnten. Es gab Shrimps-Cocktail, süßlich-pikante Fleischklößchen, Crostini mit Kaviar und Endivien mit Krabben und Blauschimmelkäse. Das gewisse Etwas fehlte, was ihr als Köchin zwar auffiel, sie aber nie laut sagen würde. Stattdessen aß sie, so viel sie konnte, in der Hoffnung, ihren nervösen Magen zu beruhigen.

Doch es war kein Hunger, der sie nervös machte. Es war die Aufregung. Der Abend neigte sich dem Ende zu, und angesichts der Art, wie ihr Begleiter sie beim Tanzen festhielt, lief ihre gemeinsame Zeit auf etwas Bestimmtes hinaus. Aber war sie dafür wirklich bereit? Als seine grünen Augen sie durch die Maske hindurch ansahen, rann ihr ein wohliger Schauer über den Rücken.

Ja.

Sie war für alles bereit, was der schöne maskierte Verehrer ihr zu bieten hatte. Heute Nacht würde sie tun, wozu sie Lust hatte. Nicht das, was das Beste für ihr Geschäft war, sondern das Beste für sie selbst. Und sie konnte sich keinen Grund vorstellen, wieso sie ihren Körper nicht diesem sexy, wortgewandten Mann schenken sollte. Sie hatte ihrem Unternehmen so viele Jahre geopfert, ihrem Körper die Nähe zu einer anderen Person versagt. Sie war es leid, einsam zu sein.

Das Lied, zu dem sie tanzten, endete, und anstatt sie loszulassen, zog ihr Tanzpartner sie näher an sich. Ihr Puls begann zu rasen, als sein fester, muskulöser Körper sich an sie presste. Wahrscheinlich war sie knallrot unter ihrer Maske, aber das konnte er nicht sehen. Also schlang sie die Arme um seinen Hals und schmiegte ihre Brüste an seinen muskulösen Oberkörper.

Sein Kiefer zuckte, und er rang leicht nach Atem. „Komm mit mir, Rotkäppchen“, sagte er.