Skip Flanagan - Ticket zu den Sternen - Robin Dix - E-Book
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Skip Flanagan - Ticket zu den Sternen E-Book

Robin Dix

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Beschreibung

Als Skips Onkel in der Lotterie gewinnt, ergreifen sie die Chance und ziehen von einem öden Wüstenplaneten auf die gigantische Raumstation Astropia. Hier wimmelt es nur so von fremdartigen Wesen und zwielichtigen Gestalten. Wie gut, dass Skip in seinen Mitschülern, dem Argosaner Nax und der Tochter der Kommandantin Trenna, neue Freunde findet! Gemeinsam wollen sie die Geheimnisse der Raumstation erkunden. Dabei macht ihnen nicht nur ihr fieser Schulkamerad Falk de Winter das Leben schwer, auch ein seltsamer Fremder heftet sich an ihre Fersen. Der Alte scheint es auf Skip und seine Freunde abgesehen zu haben, aber was genau führt er im Schilde?

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Seitenzahl: 270

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über den Autor

Titel

Impressum

Zeittafel

Prolog

1 Das Rennen

2 50 KEs

3 Hauptgewinn

4 Ein bitteres Ende

5 Von tausend Welten

6 Stardust

7 Die Arkade

8 Nax

9 Sternenstaub

10 Schulbeginn

11 Doktor Tentakel

12 Eis von Byrrol

13 Der Alarm

14 GGV

15 Xylon

16 Fremde Botschaft

17 Der Snorb

18 Eine Spur?

19 Ausgetrickst

20 Träume

21 Geheimnisse

22 Unten

23 Zeugen der Weisheit

24 Der Phantom-Scanner

25 Augen in der Dunkelheit

26 De Winter

27 In der Unterwelt

28 Amnesiak

29 Informationen

30 Ares Stellard

31 Auf schmalem Grat

32 Alles beim Alten

Epilog

Die Astropia-Datenbank wichtiger Begriffe

Über dieses Buch

Als Skips Onkel in der Lotterie gewinnt, ergreifen sie die Chance und ziehen von einem öden Wüstenplaneten auf die gigantische Raumstation Astropia. Hier wimmelt es nur so von fremdartigen Wesen und zwielichtigen Gestalten. Wie gut, dass Skip in seinen Mitschülern, dem Argosaner Nax und der Tochter der Kommandantin Trenna, neue Freunde findet! Gemeinsam wollen sie die Geheimnisse der Raumstation erkunden. Dabei macht ihnen nicht nur ihr fieser Schulkamerad Falk de Winter das Leben schwer, auch ein seltsamer Fremder heftet sich an ihre Fersen. Der Alte scheint es auf Skip und seine Freunde abgesehen zu haben, aber was genau führt er im Schilde?

Über den Autor

Fabian Erlinghäuser arbeitet als Animation Supervisor für das Trickfilmstudio Cartoon Saloon in Irland. Er hat über 14 Jahre Erfahrung als Animator und Illustrator und u.a. für so renommierte Kunden wie Disney und Warner Special Marketing animiert. Der Kinofilm Song of the sea, bei dem er die Regie-Assistenz führte, wurde für den Oscar nominiert. Fabian Erlinghäuser hat schon für zahlrieche Verlage illustriert, ist freischaffender Zeichner für das bei Egmont erscheinende Mickey Maus-Magazin und unterrichtet seit 2010 jährlich an der Animation School Hamburg.

Robin Dix

Ticket zu den Sternen

Mit Illustrationen von Maximilian Meinzold

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Originalausgabe

Copyright © 2018 by Robin Dix und Baumhaus in der Bastei Lübbe AG, Köln

Umschlag und Illustrationen: Maximilian Meinzold, München

Umschlaggestaltung: Helmut Schaffer, Hofheim a.Ts.

eBook-Produktion: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN 978-3-7325-6165-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Zeittafel

1957 Erster künstlicher Erdsatellit Sputnik

1961 Erster Mensch im Weltall

1969 Erste Mondlandung

1997 Erste Sonde Pathfinder auf dem Mars

2017 Entdeckung des Planeten Argos durch das Teleskop Trappist

2024 Erste bemannte Marsmission

2078 Entdeckung außerirdischer Technik auf dem Asteroiden Eunomia

2118 Eröffnung der Sternenbrücke

2122 Beginn der Besiedlung fremder Welten

2156 Gründung der Terranischen Allianz

2177 Außerirdischer Erstkontakt

2185 Konflikt mit dem Galaktischen Kombinat

2202 Erster Galaktischer Krieg

2208 Friedensvertrag von Argos

2209 Beginn der Erforschung von Exoplaneten

2217 Erneute Konflikte mit dem Kombinat

2244 Astropylon-Krise

2278 Ausbruch des Zweiten Galaktischen Krieges

2296 Sieg der Terranischen Allianz, Auflösung des Galaktischen Kombinats

2301 Umbenennung der Kampfstation KS-118 in Astropia

2318 Beginn dieser Geschichte …

Prolog

Es war ein holografisches Schachspiel.

Die Figuren, die sich auf den schwarz-weiß karierten Feldern bewegten, waren nicht wirklich da – sie waren nur dreidimensionale Projektionen. Und deshalb mussten die Spieler sie auch nicht berühren, um sie zu verschieben. Es genügte, die Befehle auszusprechen.

»Turm auf a6«, säuselte eine leise Stimme. Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, setzte sich die Figur, die den Windtürmen vom stürmischen Planeten Arylon nachempfunden war, auch schon in Bewegung. Auf rasselnden Ketten fuhr sie auf den Springer zu, der auf a6 stand – ein hirschähnlicher Tilop von Xylon, der entsetzt die Augen aufriss. Die Figur versuchte zu fliehen, doch die Regeln des Spiels ließen ihr keine Chance – im nächsten Moment begrub der Turm sie unter sich. Das Hologramm des Tilops erlosch, und der Spieler, der auf der anderen Seite des Feldes im düsteren Halbdunkel saß, hatte eine Figur weniger.

»Hm«, machte der Mann und legte die Fingerspitzen aneinander, während er angestrengt nachzudenken schien.

»Sie verlieren«, gab sein Gegner säuselnd zu bedenken. »Und Sie wissen ja, wie ein altes Sprichwort lautet.«

»So? Wie lautet es denn?«

»Wer beim Kosmo-Schach gewinnt, kann die Galaxis beherrschen.«

»Ist das so?« Der Mann im Halbdunkel blieb gelassen. »Dann passen Sie jetzt gut auf, alter Freund – Dame auf h5.«

Die Dame, eine okranische Königin, setzte sich majestätisch in Bewegung. Auf ihren dünnen Insektenbeinen schritt sie über das Schachfeld und nahm schräg vom gegnerischen König Aufstellung.

»Schach«, sagte der Mann im Halbdunkel dazu.

Der andere Spieler zuckte zusammen.

Sollte er etwas übersehen, eine Möglichkeit nicht eingeplant haben? Hektisch flogen seine Blicke über das Spielfeld, und sie wurden noch hektischer, als er begriff, was geschehen war.

»Ihnen bleibt keine Möglichkeit mehr, mein Freund«, stellte sein Gegner gelassen fest. »Kein Feld, um auszuweichen, kein Läufer, der sich meiner Dame mutig in den Weg stellen, kein Bauer, den man opfern könnte. Mit anderen Worten – Sie haben verloren.«

»Schachmatt«, zischte der andere.

»So ist es.« Der Mann nickte und beugte sich vor, sodass sein Gesicht nicht länger im Dunkeln war. Sein rotes Haar leuchtete im Schein der Deckenlampe. »Wie sagten Sie eben so schön? Wer beim Kosmo-Schach gewinnt …«

»… kann die Galaxis beherrschen«, ergänzte der andere. Seine schwarzen Augen sahen den Rotschopf lange an. »Ich bin froh, dass wir auf derselben Seite stehen«, gestand er dann und säuselte dabei wieder wie zuvor.

Der Mann mit dem roten Haar erwiderte nichts darauf.

Dafür zeigte sich ein Grinsen auf seinen harten, zum Äußersten entschlossenen Gesichtszügen. Es war ein Grinsen, das nichts Gutes verhieß.

Nicht für Astropia.

Und nicht für die Galaxis.

1Das Rennen

»Skip?«

Keine Antwort.

»Skip!«

Noch immer keine Antwort.

Ich hielt es für das Klügste, so zu tun, als würde ich das Geschrei nicht hören, das aus dem Interkom an meinem Handgelenk drang. Denn so, wie sich das anhörte, hatte Onkel Pollis mal wieder schlechte Laune. Und es war klar, dass ich das würde ausbaden müssen …

»Skip Flanagan!«

Das war mein Name.

»Skip« wie die Förderkörbe, die bei der Arbeit in den Minen von Distana benutzt wurden. Und »Flanagan«, weil auch der alte Pollis so hieß und ich bei ihm lebte, solange ich denken konnte. Meine richtigen Eltern hatte ich nie kennengelernt – Onkel Pollis pflegte zu behaupten, dass ich eines Tages auf der Schwelle des Gasthauses gelegen hätte, das er in der Nähe des Raumhafens betrieb. Wobei »Gasthaus« ziemlich geschmeichelt war – Spelunke traf es eher. Gesindel von einem halben Dutzend Welten traf sich dort. Arbeiter aus den Minen und Glücksritter, vor allem aber zwielichtige Gestalten, die nach Distana kamen, weil der Planet weit abseits lag und die Planetenpolizei hier nur selten vorbeischaute …

»Skip Flanagan!«, plärrte es wieder aus dem kleinen Gerät. »Wenn du deinen Hintern nicht sofort hierher…«

Weiter kam er nicht – ich schaltete ab.

Schließlich gab es im Augenblick wichtigere Dinge, auf die ich mich konzentrieren musste …

»Bereit, Flanagan?«, rief Geeko spöttisch zu mir herüber.

Er war S’Kianer, und wie die meisten Bewohner seiner Heimatwelt war er mehr breit als hoch. Auf S’Kia herrschte eine hohe Schwerkraft, und es war ziemlich kalt, weshalb die S’Kianer ein dichtes Fell hatten. Und große dunkle Augen, mit denen Geeko jetzt herausfordernd zu mir herüberglotzte. Das Flydo, auf dem er stand, bog sich unter seinem Gewicht, aber das schien ihn nicht zu kümmern. »Du hast keine Chance gegen mich. Das weißt du, oder?«

Ich erwiderte nichts darauf. Geeko war ein furchtbarer Angeber, so wie die meisten Jungs, die auf den Sternenfrachtern reisten. Alle paar Monate war er auf Distana zu Besuch und forderte mich zu einem Wettrennen über den Schrottplatz heraus. Und die anderen Schiffsjungen pflegten dann auf den Ausgang des Rennens zu wetten. Sie standen auf einem der rostigen alten Laufstege und schauten neugierig zu uns herüber.

Die Show konnte beginnen.

Noch einmal rückte ich meine Fliegerbrille zurecht. S’Kianer hatten recht unempfindliche Augen und brauchten keine Brille. Ich dagegen musste meine unbedingt schützen bei all dem Zeug, das in der Luft herumflog: Schmutz und Staub, von den Moskitos ganz zu schweigen.

»Okay«, rief Dereb herüber, der es übernommen hatte, den Schiedsrichter zu spielen. Wie ich selbst war auch er ein Mensch, allerdings ein gutes Stück älter als ich und auch sehr viel kräftiger, was er mir schon bei einigen Gelegenheiten gezeigt hatte … »Ihr flitzt über den Schrottplatz bis zum großen Schlot, das ist die Wendemarke. Unterwegs ist alles erlaubt«, fügte er hinzu, worauf Geeko breit grinste. »Auf die Plätze – fertig – los!«

Unsere Flydos sausten gleichzeitig los.

Mein Herz schlug schneller. Nicht nur vor Aufregung, sondern auch vor Glück. Gibt es etwas, das ihr mehr liebt als alles andere? Etwas, von dem ihr das Gefühl habt, dass es nur für euch erfunden wurde? Bei meinem Flydo war das genauso.

Wenn ich auf dem Brett stand und die Raketendüsen zündeten, dann wollte ich nirgendwo anders sein – und das mochte auf einer Welt wie Distana, auf der es nur Schmutz und stinkende Raffinerien gab, schon was heißen. Ich liebte es einfach, auf dem Antischwerkraftfeld zu flitzen und den Wind im Haar zu spüren. Denn dann fühlte ich mich frei!

Ich hatte einen guten Start erwischt. Gebeugt stand ich auf dem Board, die Arme halb angewinkelt, und trat aufs Gas. Der Antrieb beschleunigte, und es ging hinab auf die schmale Straße, die in einer weiten Kurve über die Schrotthalde führte. Sie war mit rostigen Containern und Wracks von Frachtschiffen übersät. Nur ein paar Scavenger-Roboter, die mit der Verschrottung befasst waren, kamen ab und zu die Fahrbahn herab – ansonsten hatte man freie Fahrt.

Auf meinem Flydo jagte ich der untergehenden Sonne entgegen, vor der sich die Schlote der nahen Raffinerie abzeichneten. Dichter Rauch quoll aus den Kaminen – der höchste von ihnen war die vereinbarte Wendemarke.

Das Ziel fest im Blick stand ich auf meinem Board – als ich plötzlich einen üblen Stoß bekam. Ich musste mit den Armen rudern, um nicht vom Brett zu fallen und mir alle Knochen zu brechen. Dazu erklang höhnisches Gelächter.

Geeko!

»Schönen Gruß, du Lahmarsch!«, rief mir der S’Kianer zu – und war schon im nächsten Moment an mir vorbei.

Ich stieß eine Verwünschung aus.

Das durfte doch nicht wahr sein!

Ich hatte den ganzen Sommer geübt – und nun das!

Auf einem blau leuchtenden Raketenschweif jagte Geeko davon. Es war klar, dass er was mit dem Antrieb gemacht hatte, vermutlich irgendwas völlig Verrücktes. Aber da wir vereinbart hatten, dass alles erlaubt war, war ein frisierter Antrieb auch nicht verboten. Durch die getönten Gläser der Brille konnte ich sehen, wie der kleine S’Kianer auf seinem Flydo davonzog. Ein bisschen sah das aus, als würde ein mit Fell besetzter Ball durch die Luft fliegen. Aber zum Lachen war mir trotzdem nicht zumute.

Ich wollte dieses Rennen gewinnen.

Unbedingt.

Während ich mit Vollgas weiterflitzte, dachte ich fieberhaft nach. Schneller werden konnte ich nicht mehr, mein Flydo war schon am Limit. Wenn ich also überhaupt noch eine Chance haben wollte, würde ich einen anderen Weg finden müssen – und zwar im wahrsten Sinn des Wortes.

Eine Abkürzung!

Geekos Board mochte viel schneller sein als meins, aber er blieb auf der Bahn und flog die weite Kurve. Was, wenn ich den direkten Weg nahm und einfach quer durch die Schrotthalde flog? Das war verdammt gefährlich, weil man jederzeit mit einem Wrack zusammenstoßen und das Flydo explodieren konnte. Aber wenn ich gewinnen wollte, musste ich es riskieren …

Mit zusammengebissenen Zähnen griff ich zur Nase des Boards und riss sie herum. Das Flydo gehorchte sofort, und mit Irrsinnstempo jagte ich dem Schrott entgegen. Es ging so schnell, dass ich gar nicht mehr zum Nachdenken kam, und das war vermutlich gut so. Denn hätte ich es mir an dieser Stelle noch mal anders überlegen können, hätte ich es vermutlich getan. Doch im nächsten Moment flitzte ich schon zwischen verbogenen Stahlträgern, rostigen Metallgittern und ausgebrannten Aggregaten hindurch und musste blitzschnell reagieren, um nirgendwo anzustoßen.

Dicht über das Board gebeugt tauchte ich unter Rohrleitungen hindurch und setzte über Schrotthaufen hinweg, unter denen sich rudelweise Barnratten tummelten. Mit entsetztem Geschrei stoben sie auseinander, als das Flydo über sie hinwegdonnerte. Ich unterdrückte ein Grinsen, während ich weiter den Fuß auf dem Gas behielt und auf einem wilden Slalomkurs durch einen roten Rostwald steuerte. Als das Gewirr vor mir zu eng wurde, brach ich zur Seite aus und schoss längs durch die Überreste eines dorgianischen Frachters, der wie ein abgenagtes Totengerippe dalag. Der Antrieb des Flydos heulte, als ich mein Brett durch die Röhre schickte, den Schloten entgegen, die jetzt schon sehr viel näher waren als zuvor.

Wo Geeko abgeblieben war, wusste ich nicht, ich musste mich um meinen eigenen Kram kümmern. Ein dickes Rohr aus rostigem Metall, das quer auf meinem Weg lag, hätte das Rennen um ein Haar vorzeitig beendet – in letzter Sekunde konnte ich mich ducken und sauste darunter hindurch.

So ging es weiter.

Es war schnell, und es war gefährlich, und das Herz schlug mir bis zum Hals – aber gleichzeitig hatte ich auch das Gefühl, der beste Flydo-Pilot des Planeten zu sein. Flink wie ein Wüstenwiesel fädelte ich zwischen einer Reihe von Antriebsdüsen hindurch, die sich groß und schwarz im Abendlicht abzeichneten, und im nächsten Moment ließ ich den Schrottplatz bereits hinter mir.

Mit Höchstgeschwindigkeit hielt ich auf den Schlot zu, den ich umfliegen musste, und sah aus dem Augenwinkel etwas heranflitzen. Es war Geeko, der auf gleicher Höhe flog und auf den Kamin zuhielt – als er mich erblickte, stieß er ein helles Pfeifen aus.

»Mensch!«, schrie er herüber. »Das kann nicht sein! Du hast betrogen!«

»Alles ist erlaubt, Geeko«, brachte ich in Erinnerung – dann bogen wir auch schon in die Wendeschleife ein.

Um beim Wenden wenig Zeit zu verlieren, galt es, die Kurve möglichst eng zu nehmen und sich von dem Schwung, den man mit hineinnahm, auch wieder hinauskatapultieren zu lassen. Leider gab es nur eine Flugbahn, auf der das gut klappte – und natürlich setzte darum ein wüstes Hauen und Stechen ein. Das heißt, ich begnügte mich damit, mit dem Ellbogen zu stoßen und zu rangeln – das mit dem Stechen übernahm Geeko.

Als ich die Klinge in seiner fellbesetzten Hand aufblitzen sah, holte ich scharf Luft und ging auf Abstand. Mein Flydo sank dadurch tiefer.

»Bist du bescheuert, Mann?«, rief ich hinauf.

»Alles ist erlaubt«, schleuderte mir der S’Kianer grinsend entgegen – dann war er bereits am Wendepunkt.

Er machte alles richtig, ging in die Hocke, brachte das Board ganz nach außen in die Waagerechte und nutzte den Schwung. Sein Gewicht und seine gedrungene Statur schienen ihm dabei sogar noch zu helfen.

Ich hingegen hatte Probleme – und das nicht zu knapp. Eine optimale Wende konnte ich von dieser Position aus nicht mehr hinkriegen. Entweder würde es mich weit aus der Kurve tragen, oder … Wieder überlegte ich nicht lange, sondern handelte.

Ich ließ das Flydo aufsteigen und zog steil nach oben. Ich merkte, wie es mir die Luft aus den Lungen presste, aber ich beschleunigte weiter – und stand im nächsten Moment mit dem Board auf dem Kopf.

Ehrlich gesagt hatte ich dieses Manöver erst ein paarmal ausprobiert. Ich wusste, dass es möglich war, mit einem Flydo einen Looping zu fliegen, aber wann immer ich es bislang versucht hatte, war ich vom Board gefallen. Der Trick war, dass man nicht langsamer werden durfte, also behielt ich den Fuß auf dem Antriebsknopf. Und indem mich die Fliehkraft aufs Brett drückte, gelang mir der Überschlag.

Kopfüber schoss ich am Kamin vorbei und drehte eine Längsschraube, um mich wieder umzudrehen – doch wo steckte Geeko? Auf der Straße, wo die Scavenger arbeiteten, sah ich ihn nicht …

»Hier, Mensch!«

Jetzt flog er in mein Blickfeld: Statt dieselbe Route zu benutzen, auf der er gekommen war, war Geeko Richtung Schrottplatz geflitzt. Eigentlich hatte er keinen Grund dazu – hätte er die Straße genommen, hätte er das Rennen in aller Ruhe nach Hause fahren können. Aber der S’Kianer wollte nicht nur schneller sein als ich. Er wollte auch beweisen, dass er der bessere Pilot war. Er wollte nicht nur gewinnen, sondern triumphieren – und damit brachte er mich wieder zurück ins Spiel.

Grinsend gab ich Gas und jagte Geeko hinterher, der den Wall der Antriebsdüsen bereits überwunden hatte. Danach ging es durch das Wrack des Dorg-Schiffes und durch den Rostwald. Und da ich mich hier besser auskannte als er und die Strecke eben erst geflogen war, holte ich auf und zog mit Geeko gleich. Den wütenden Schrei, den er ausstieß, hättet ihr hören sollen – eine menschliche Kehle hätte so was nie zustande gebracht. Seine großen Augen starrten mich ungläubig an, dann stach auch schon wieder das Messer zu!

Ich war darauf gefasst und wich aus. Mehrere rostige Ausstoßrohre rasten zwischen uns hindurch. Ich versuchte zu beschleunigen, um mich von Geeko abzusetzen, aber mehr Tempo war einfach nicht drin. Im Gegenteil, der Antrieb des Flydos heulte, und ich konnte die Überhitzung des Boards schon durch die Sohlen meiner Stiefel spüren. Nicht mehr lange, und mein Flydo würde hinüber sein …

»Gib auf, Mensch!«

Mit wutverzerrtem Gesicht schwenkte Geeko zu mir herüber. Unsere Boards schrammten längs aneinander, und wieder versuchte er, mich vom Board zu stoßen. Irgendwie schaffte ich es, ihn mir vom Hals zu halten, aber mein Herzschlag raste, und ich bekam es mit der Angst zu tun. Wenn ich jetzt hinunterfiel, würde ich mir bestimmt das Genick brechen … Und obwohl ich dieses Rennen wirklich hatte gewinnen wollen, war mir klar, dass es das nicht wert gewesen wäre.

Ich war drauf und dran, den Fuß vom Gas zu nehmen und Geeko den Vortritt zu lassen, als etwas Unerwartetes geschah: Eines der dicken Rohre, unter denen ich vorhin hindurchgeflogen war, tauchte plötzlich vor uns auf – und dann ging alles blitzschnell: Geeko, der so damit beschäftigt gewesen war, mich loszuwerden, schrie heiser auf und krachte im nächsten Moment gegen das Hindernis, von dem seine pelzige Gestalt abprallte wie ein großer Ball. Ich handelte, ohne lange darüber nachzudenken, sprang in die Höhe und setzte mit einem Zwischenschritt über das Rohr hinweg, während mein Flydo darunter hindurchsauste. Auf der anderen Seite sprang ich wieder auf und raste weiter – jetzt nicht mehr ganz so schnell, aber dafür ohne Gegner. Der blieb hinter mir zurück und jammerte entsetzlich. Trotz seiner robusten s’kianischen Natur hatte Geeko offenbar ganz schön was abbekommen.

»Mein Bein!«, hörte man ihn weithin brüllen. »Mein armes Bein …«

Ich hatte jetzt keine Eile mehr. Indem ich den Fuß vom Gas nahm, sorgte ich dafür, dass das Flydo sich wieder abkühlen konnte, und unter den staunenden Blicken Derebs und der anderen Jungen schwebte ich an ihnen vorbei. Die wenigsten von ihnen stammten von Distana – die meisten waren Schiffsjungen wie Geeko und hatten felsenfest damit gerechnet, dass der S’Kianer mich in Grund und Boden flitzen würde. Entsprechend lang waren jetzt ihre Gesichter – und entsprechend teuer würde es für sie werden …

»Also, Leute, das war’s«, erklärte Dereb. »Flanagan hat das Rennen gewonnen, also mal her mit den Scheinen. Wer auf Geeko gesetzt hat, ist seine Kohle los – die Wettquote lag bei fünf zu eins, also …«

Ich überließ es ihm, auszurechnen, wie viel jeder zu bezahlen hatte und wie viel ich bekommen würde – zumindest in dieser Hinsicht war auf Dereb Verlass. Die meisten Schiffsjungen waren keine Menschen, sondern vor allem Keraner, Zalfari, Hissahs und, wie Geeko, S’Kianer. Ihnen allen war anzusehen, dass sie über den Ausgang des Rennens nicht begeistert waren. Aber sie hielten sich an die Abmachung – Spielschulden waren schließlich Ehrenschulden, und niemand wollte seine Ehre verlieren, nur weil ein dahergelaufener Mensch durch Zufall ein Flydo-Rennen für sich entschieden hatte.

Ich widersprach nicht, sondern steckte das Geld ein, das Dereb mir reichte. Es waren über 50 Kosmische Einheiten, mehr, als ich je zuvor bei einem Rennen gewonnen hatte. Ich muss wohl ziemlich dämlich geguckt haben, denn Dereb klopfte mir auf die Schulter und grinste breit. »Krieg dich wieder ein, Flanagan, so viel ist es nun auch wieder nicht. Aber das war saubere Arbeit!«

Arbeit!

Dieses Wort riss mich von meiner rosa Wolke und holte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Onkel Pollis! Die Arbeit in der Bar! Das hatte ich ja völlig vergessen!

Ich lenkte mein Flydo von den anderen fort und knipste mein Interkom wieder an. Ich hatte den Knopf kaum gedrückt, da scholl es mir bereits entgegen: »Skip Flanagan! Zum allerletzten Mal: Wo steckst du, du kleine Ratte? Beweg deinen Hintern sofort hierher und hilf mir – oder ich schwöre bei allen Sternbildern, dass es dir leidtun wird …«

»Ich bin hier, Onkel Pollis«, sagte ich leise. »Schon unterwegs.«

Noch einmal blickte ich wehmütig zu den anderen Jungs, die den Verlust des Geldes bereits verwunden hatten und jetzt miteinander lachten und scherzten. Sie würden auf ihre Schiffe zurückkehren und Distana noch heute oder spätestens morgen verlassen – ich hingegen würde mal wieder hier zurückbleiben, auf diesem Klumpen im All, der nur aus Schmutz und Rauch zu bestehen schien.

Ich blickte zum Horizont, wo die Sonne versunken war und den Himmel in rotes Feuer tauchte, und ich hatte das Gefühl zu zerspringen. Ich wollte weg, wollte diesem Planeten, auf dem ich schon mein ganzes Leben war, endlich den Rücken kehren, um eines Tages ein Planetenscout zu werden und fremde Welten zu besuchen. Und die 50 KEs, die ich gewonnen hatte, brachten mich diesem Ziel ein kleines Stück näher.

»Irgendwann, Skip«, schwor ich mir, während ich vor dem glutroten Himmel nach Hause flitzte. »Irgendwann.«

Das Schicksal musste mir zugehört haben.

250 KEs

»Wo hast du dich nur wieder rumgetrieben?«

Bamm!

Die erste Ohrfeige, die Onkel Pollis mir versetzt hatte, hatte schon ordentlich gezündet. Aber diese hier tat noch mehr weh. Ich rieb mir die schmerzende Wange.

»Hast du etwa wieder mit den Schiffsjungen rumgehangen?« Sein schmales Gesicht schwebte vor mir, seine blauen Augen starrten mich durchdringend an. Obwohl Pollis Flanagan erst vierzig Planetenwinter nach Erdzeitrechnung auf dem Buckel hatte, sah er aus wie ein alter Mann: Er ging gebückt und hatte tiefe Falten in seinem bärtigen Gesicht. Seine Zähne waren schief und gelb, und von seinen Haaren war nur noch ein schmaler schwarzer Kranz übrig. Wie immer trug er seine fleckige Schürze und roch nach Zwiebeln, Ruß und Alkohol.

»Hast du etwa wieder an einem Rennen teilgenommen? Mit diesem Ding?« Sein abfälliger Blick traf das Flydo unter meinem Arm. Vom Raketentriebwerk ging noch immer ziemlich viel Wärme aus, und meine Kleider und mein Gesicht waren so voller Staub, dass leugnen ziemlich sinnlos gewesen wäre. Ich nickte also, worauf mein Ziehvater nur noch wütender wurde.

»Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht Kopf und Kragen riskieren sollst! Wenn du so weitermachst, wirst du dir noch sämtliche Knochen brechen!«

»Ja, Onkel Pollis«, sagte ich leise.

»Was habe ich nur verbrochen, dass ich mich mit einer Last wie dir abquälen muss? Du machst mir nichts als Schwierigkeiten!«

»Entschuldige, Onkel Pollis.«

»Ist das der Dank dafür, dass ich dich bei mir aufgenommen habe? Dass ich dich all die Jahre wie einen leiblichen Sohn behandelt habe?«

»Nein, Onkel Pollis.«

Sein rechtes Auge verengte sich kritisch. »Hast du etwa wieder um Geld gewettet?«

»Ein bisschen«, gab ich zu.

»Wie viel?«

»Fünf…«, begann ich leise.

»Fünf?« Er sah mich fassungslos an. »Du spielst mit deinem Leben für fünf lausige KEs?«

»Nein, eigentlich waren es eher fünf…«

»Fünfzehn?«, fiel er mir erneut ins Wort.

»Fünfzig«, verbesserte ich, nur um ihm zu zeigen, dass es sich diesmal wirklich gelohnt hatte. Aber schon im nächsten Moment hätte ich mir am liebsten die Zunge abgebissen. Denn es war klar, was nun kommen würde …

»Zeig her«, verlangte er und streckte die Hand aus.

»Aber … es gehört mir«, wandte ich ein.

»Danach habe ich nicht gefragt. Ich will es sehen.«

Ich seufzte, griff in die Innentasche meiner Weste und zog das Bündel Scheine hervor. Onkel Pollis riss es mir förmlich aus den Händen und zählte es mit fiebrig glänzenden Augen. Seinen Zorn schien er darüber glatt zu vergessen.

»54 KEs«, stellte er schließlich fest.

»Nicht schlecht, oder?«, fragte ich.

»Was willst du damit anfangen?«

»Na ja, ich hatte gedacht …«

»Was?«, hakte er nach.

»Ich wollte es sparen«, rückte ich leise heraus. »Du weißt ja, dass ich vorhabe, auf die Sternenakademie zu gehen und ein Planetenscout zu werden, deshalb …«

Der Rest von dem, was ich hatte sagen wollen, ging in Onkel Pollis’ dröhnendem Gelächter unter. Den Kopf warf er dabei in den Nacken und riss den Mund weit auf. »Der Witz ist gut«, meinte er. »Auf der Sternenakademie haben sie auf einen wie dich gerade gewartet.«

»Wieso?«, fragte ich. »Ich bin ein ziemlich guter Pilot, sonst hätte ich wohl kaum so viel Geld gewonnen.«

»Und du glaubst, nur weil du über den Schrottplatz düsen und ein paar KEs verdienen kannst, werden sie dich an der Akademie aufnehmen?«

»54 KEs«, verbesserte ich.

»Von mir aus.« Onkel Pollis grunzte. »Das Geld gehört sowieso nicht dir.«

»Was?«

»Wir teilen«, entschied er und zog vier kleine Scheine aus dem Bündel. »Das hier ist für dich, den Rest behalte ich.«

»Aber …«

»Nimm es als Entschädigung dafür, dass du zu spät gekommen bist«, fuhr er mir über den Mund, noch ehe ich groß widersprechen konnte. »Und jetzt sieh zu, dass du dich nützlich machst, wir haben bereits Gäste.«

Durch den löchrigen Vorhang spähte ich von der Küche hinaus in den Schankraum. »Gäste« war stark übertrieben – zwei Mantakaner waren bislang die einzigen. Und wenn ich ihre blauen Fischgesichter richtig deutete, dann schienen auch sie zu überlegen, den Laden schnellstmöglich wieder zu verlassen. Ich konnte es ihnen nicht verdenken …

»Es werden noch mehr kommen«, war mein Ziehvater überzeugt und zwinkerte mir wissend zu. »Ich habe mogrisches Gulasch auf dem Herd.«

»Na dann.« Ich grinste freudlos. Tatsächlich waren Onkel Pollis’ Kochkünste eher ein Grund, nicht in unser Lokal zu kommen. Das behielt ich aber für mich, er war auch so schon sauer genug.

»Los jetzt«, knurrte er und schob mich zum Spülbecken, wo sich das schmutzige Geschirr nur so stapelte – Dutzende, wenn nicht Hunderte von Tellern, Bechern und Schüsseln, die von außerirdischen Fingern, Mandibeln, Tentakeln und Zungen ausgekratzt, leergeleckt und ausgeschlürft worden waren. »Nun fang schon an, sonst wirst du nie fertig«, drängte mich Onkel Pollis – von den 50 KEs war keine Rede mehr.

Ich war wütend.

Nicht genug damit, dass Onkel Pollis mir fast das ganze Geld abgeknöpft hatte, ließ er mich jetzt auch noch schuften. Der Geschirrberg, der sich auf der Anrichte stapelte, war beinahe so groß wie ich, es würde lange dauern, das alles abzuspülen. Wie jeden Tag würde ich bis deutlich nach Mitternacht an der Spüle stehen, nur um bei Sonnenaufgang wieder geweckt zu werden und den Schankraum sauber zu machen. Danach musste ich auf den Markt einkaufen gehen und mich dann um alle Küchengeräte kümmern, die repariert werden mussten. Erst am späten Nachmittag bekam ich für ein Stündchen frei – und wehe, ich kehrte nicht pünktlich an meinen Arbeitsplatz zurück.

So sah mein Leben aus, und ein Tag war wie der andere. Natürlich hatte ich schon oft daran gedacht, einfach meine paar Habseligkeiten zusammenzupacken und zu verschwinden – aber wo sollte ich hin? Schiffsjungen gab es mehr als genug. Wer kein Geld hatte, sich eine Passage zu kaufen, der kam nicht von hier weg – und was meine Ersparnisse betraf, die hatten grade einen herben Rückschlag erlitten.

Es half nichts, ich musste den Dingen ins Auge sehen: Auch wenn ich es mir noch sosehr wünschte, ich würde niemals von hier fortkommen, sondern für immer auf Distana bleiben. Vielleicht würde Onkel Pollis mir irgendwann sein Lokal vermachen, und dann würde ich wie er am Herd stehen, mogrisches Gulasch kochen und vielleicht auch einen Jungen haben, den ich herumkommandieren und für mich arbeiten lassen könnte … Schon der Gedanke war gruselig.

Ich ließ das Wasser, das auf Distana eine ungesund braune Färbung hat, in das Spülbecken einlaufen und machte mich an die Arbeit – was blieb mir auch anderes übrig? Wie gesagt war ich ziemlich sauer, auf mich, auf Onkel Pollis, auf den ganzen verdammten Planeten. Und ich war verzweifelt. Tränen stiegen mir in die Augen, während ich Teller abschrubbte, an denen blauer Glibber klebte. Alles war so schrecklich aussichtslos.

Ich konnte ja nicht wissen, dass schon kurz darauf alles anders werden würde.

3Hauptgewinn

In dem Moment, der mein Leben für immer änderte, steckte ich mit beiden Armen bis zu den Ellbogen in grünem Schleim – und ich meine wirklich grünen Schleim. Außer den beiden Mantakanern hatten sich tatsächlich noch ein paar weitere Gäste eingefunden, die mutig genug gewesen waren, das mogrische Gulasch zu probieren, das Onkel Pollis zubereitet hatte. Ein ziemlich übles Zeug, wenn ihr mich fragt, und dazu so höllisch scharf, dass es einem die Eingeweide rausbrennt, wenn man es runterschluckt. Und man hat seine liebe Not, das klebrige Zeug wieder von den Tellern runterzukriegen.

Ich schrubbte also gerade vor mich hin, als mein Kommy piepste und mich informierte, dass ein RoBote angekommen sei. Da Onkel Pollis bei den Gästen war – am späteren Abend pflegte er sich zu ihnen zu setzen und mit ihnen zu plaudern –, trocknete ich mir rasch die Hände ab und ging zum Hintereingang. Tatsächlich schwebte ein RoBote vor der Tür – ein ziemlich altes Modell, das noch aus der Zeit vor dem Krieg stammen musste. Seine Metallhülle war stumpf und an einigen Stellen rostig. Seine Rezeptoren sahen mich fragend an. »Bürger Pollis Flanagan?«, wollte er wissen.

»Nein, ich bin Skip Flanagan, sein Neffe. Na ja, eigentlich bin ich sein Pflegesohn …«

»Skip Flanagan.« Die mechanischen Augen des RoBoten strahlten wie in heller Begeisterung. »Es ist mir eine Freude, Ihnen im Namen der GLG mitzuteilen, dass Ihr Erziehungsberechtigter das große Los gezogen hat!«

»Was?«, fragte ich verwirrt.

»Die Galaktische Lotteriegesellschaft informiert Sie darüber, dass Bürger Pollis Flanagan, wohnhaft auf Distana, den ersten Preis in unserer monatlichen Lotterie gewonnen hat«, wurde der RoBote deutlicher.

»Na klar.« Ich schnaubte. »Das ist doch bloß wieder so eine dämliche Werbung …«

»Durchaus nicht.« Der Roboter blinkerte mir vertraulich zu. »Bei der Preisvergabe durch die GLG handelt es sich um ein überaus korrektes, auf Zufallsalgorithmen basierendes und mit der Gesetzgebung der Terranischen Allianz in Einklang stehendes Verfahren.«

»Dann muss es sich um einen Irrtum handeln«, war ich überzeugt. Wir hatten schließlich noch nie irgendwas im Lotto gewonnen. Und heute ganz sicher auch nicht …

»Ist dies hier die Wohn- und Arbeitsstätte von Pollis Flanagan, geboren am 21. Mai 2277 terranischer Zeitrechnung, Bürgernummer AA77-61267?«

»Äh – ja«, musste ich zugeben.

»Dann ist ein Irrtum ausgeschlossen«, folgerte der RoBote, und noch ehe ich etwas erwidern konnte, hatte er schon in den Behälter gegriffen, den er auf dem Rücken trug, und überreichte mir eine schimmernde Speicherkarte. »Hier ist der Preis. Einzulösen auf Astropia.«

»A-Astropia?« Ich glaubte, nicht recht zu hören.

»Astropia ist eine Sternbasis am Fuß der Galaktischen Brücke, welche …«

»Ich weiß, was Astropia ist«, unterbrach ich ihn – selbst ich hatte schon von der Sternenbasis gehört, die im Krieg als Kampfstation gedient hatte und dann später zu einem Stützpunkt für interstellaren Handel umgebaut worden war. Manche der Sternenfahrer, die unser Lokal besuchten, hatten darüber gesprochen. Aber was hatte das alles mit uns zu tun?

»Pollis Flanagan ist unter Millionen galaktischer Bürger ausgewählt worden«, erklärte der RoBote feierlich. »Er ist der neue Besitzer des derzeit leer stehenden Restaurants ›Stardust‹ auf KS-118, besser bekannt unter dem Namen Astropia.«

Ich schnappte nach Luft. »Ein Restaurant? Auf einer Sternenbasis?«

»So ist es. Alles Weitere können Sie dieser Mitteilung entnehmen«, fügte er hinzu und drückte mir die Karte in die Hand. Dann drehte er sich auch schon um und schwirrte wieder davon. »Warte«, rief ich ihm hinterher, aber der RoBote hatte seinen Job erledigt und kümmerte sich nicht mehr um mich.

Da stand ich also mit einer Speicherkarte in der Hand, die angeblich einen Lotterie-Hauptgewinn enthielt!

Ein Restaurant!

Auf Astropia!

Ich war völlig geplättet. Wie lange ich dem RoBoten hinterherglotzte, weiß ich nicht mehr – plötzlich packte mich jemand grob an der Schulter und riss mich zu sich herum.

»He! Willst du dich vor der Arbeit drücken?« Onkel Pollis sah mich verdrießlich an.

»Da ist was gekommen«, berichtete ich und hielt ihm die Karte hin. »Ein Hauptgewinn im Lotto.«

»Blödsinn.«

»Nein, wirklich … Ein RoBote war gerade da! Er sagt, wir hätten den ersten Preis in einer Lotterie gewonnen: ein Restaurant auf Astropia! Du weißt schon, das ist diese Sternenbasis, von wo …«