Sklavin V - Why-Not - E-Book

Sklavin V E-Book

. Why-Not

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Beschreibung

Dieses Buch erzählt die Geschichten zweier Frauen, die durch spezielle Umstände aus ihrem normalen Leben gerissen werden. Industriespionin Verena wird bei einem Auftrag ertappt und Anwältin Sabrina von Außerirdischen entführt. Beide erwartet schließlich ein Leben als Lustsklavin, eine Vorstellung, der sie bisher nur in geheimen Phantasien nachgehangen hatten.

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Seitenzahl: 222

Veröffentlichungsjahr: 2011

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Der Autor dieses Buches hat unter dem Pseudonym »Why-Not« bereits mehrere Bücher, sowie Kurzgeschichten in Magazinen veröffentlicht. Weitere Kurzgeschichten und Informationen zu den Veröffentlichungen sind auf seiner Internetseite »http://why-not-stories.tk/« zu finden.

Why-Not

Sklavin V

Erotische Erzählungen

© 2011 Why-Not

Autor: Why-Not ([email protected])

Umschlaggestaltung, Illustration: PaintiX (Paintix(at)gmx.de)

Lektorat, Korrektorat: Elmar Aweiawa, Claudia (Catsoul)

taboox

Ein Imprint der tredition GmbH, Hamburg

ISBN: 978-3-8424-2327-5

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

Sklavin V (oder Verenas letzter Auftrag)

Sabrina in Space

Sklavin V

oder

Verenas letzter Auftrag

Auftragsarbeiten

Das Geheimnis

»Auf die Knie, Sklave!«, fauchte sie ihn an.

Etwas blöd kam sich Verena schon vor, während sie Manfred – Dr. Manfred Langfeld – an einem Halsband durch den Raum führte. Nicht, daß sie etwas gegen SM-Spielchen gehabt hätte, aber sie bevorzugte eine subtilere Variante. Im Moment war das jedoch nicht so wichtig, denn es ging um Manfreds Vergnügen. Und er wollte es genau so haben. Sie mußte sich nur zusammenreißen, ihn nicht merken zu lassen, daß sie dieses klischeehafte Domina-Verhalten eher albern fand. Schließlich war sie nicht zum Vergnügen hier, sondern, um ihre Arbeit zu erledigen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, während sie Manfred, der bis auf das Halsband nackt war, zu einem Pranger führte. Wenn alles gut ging, war ihre Arbeit in einer Stunde erledigt. Die professionelle Domina, von der sie das Studio gemietet hatte, würde sich um das Aufräumen kümmern.

Es war gar nicht so einfach gewesen, Manfred kennenzulernen. Er war eher schüchtern gewesen und es hatte einige Zeit gedauert, bis er ihr seine Neigungen eingestanden hatte. Aber sie war es gewohnt, auch ›harte Nüsse‹ zu knacken. Trotzdem kam sie mit ihrer Arbeit zunächst nicht richtig voran. Er trennte sein Privatleben strikt von seiner Arbeit, so daß sie ihre vorsichtigen Versuche, ihm etwas zu entlocken, schließlich aufgegeben hatte. Als er ihr endlich von seiner Phantasie erzählt hatte, sich von einer Frau erniedrigen und quälen zu lassen, mußte sie sich beherrschen, nicht loszujubeln. Damit hatte sie endlich den Ansatzpunkt, ihm seine Geheimnisse zu entlocken. Sie mußte jetzt nur aufpassen, nicht zu schnell vorzugehen. Schließlich sollte er auch später keinen Verdacht schöpfen.

Nachdem sie ihn einige Zeit in den Pranger gesteckt und mit moderaten Schlägen auf seine Rückseite weiter aufgeheizt hatte, befreite sie ihn wieder und führte ihn – erneut auf den Knien – zu einem niedrigen Strafbock. Sie schnallte ihn darauf fest und näherte sich ihm mit einer Gerte. Ein gespieltes Verhör begann, während dessen sie ihm verschiedene, ziemlich sinnlose Fragen stellte und bei seinen Antworten die Gerte auf seinen inzwischen stark geröteten Hintern heruntersausen ließ. Manfred schien die Behandlung zu genießen. Schließlich machte sie eine kleine Pause und rieb seine Kehrseite mit einer leicht kühlenden Lotion ein.

»Damit es keine bleibenden Spuren gibt«, erklärte sie ihm.

Danach setzte sie das ›Verhör‹ fort und schlug mit der Gerte auch immer wieder auf die Stellen, die sie vorher eingerieben hatte. Kurze Zeit später war die Lotion eingezogen. Und einige Minuten danach veränderte sich der Tonfall von Manfreds Antworten. Seine Stimme wirkte emotions- und teilnahmslos. Jetzt war es endlich so weit. Verena startete ihr mitgebrachtes Aufnahmegerät und begann, Manfred über sein aktuelles Forschungsprojekt auszufragen. Die passenden Fragen zu seinem Fachgebiet hatte ihr die Firma mitgegeben, die sie mit dieser Aufgabe betraut hatte. Nach einer halben Stunde waren alle Fragen beantwortet. Sie packte ihr kleines Aufzeichnungsgerät und die Liste der Fragen wieder weg und setzte das gespielte Verhör mit Manfred fort, während die Wahrheitsdroge, die sie ihm mit der Lotion verabreicht hatte, langsam ihre Wirkung verlor. Eine Nebenwirkung dieser Droge war, daß sie das Gedächtnis blockierte. Manfred würde sich also nicht erinnern, was er ihr verraten hatte. Und die halbe Stunde, die ihm während der SM-Session in der Erinnerung fehlte, würde ihm kaum auffallen.

Schließlich beendeten sie das Spiel, das Manfred sichtlich genoß. Verena hatte ihm von Anfang an erzählt, daß sie nur wenige Wochen in dieser Stadt war und danach wieder zurück zu ihrer Familie fahren würde. Eine längere Beziehung erwartete daher auch Manfred nicht. Sie hatte ihm noch etwas von einem Ehemann und zwei Kindern erzählt – und von ihrem schlechten Gewissen wegen des gemeinsamen Abenteuers – so daß es für Manfred leicht verständlich war, warum sie ihm ihre Adresse nicht gab. Einmal würde sie sich morgen noch mit ihm treffen. Daß sowohl ihr Ehemann als auch ihre Kinder nur eine Erfindung waren, würde er nie erfahren. Genauso wenig, warum eine Konkurrenzfirma seine Erfindung wenige Tage vor ihm zum Patent anmelden würde.

Während Manfred das Studio verließ, wartete Verena noch eine Weile. Sie wollte nicht, daß Manfred erfuhr, in welchem Hotel sie wohnte. Dann fuhr sie nach oben in die erste Etage und schlenderte durch die Einkaufspassagen. Gelegentlich schaute sie sich unauffällig um, ob ihr jemand folgte. Nach einem kurzen Blick auf eine der öffentlichen Wetteranzeigen fuhr sie mit der Rolltreppe an die Oberfläche. Sie schlenderte entspannt durch die weitgehend menschenleere Parklandschaft, die das Gebiet des Städtekomplexes Rhein-Ruhr einnahm. Manchmal wunderte sie sich, warum hier nur so wenige Passanten unterwegs waren. Aber seit die Städte nicht mehr überirdisch gebaut wurden, gab es immer mehr Menschen, die Angst und Beklemmung empfanden, wenn es über ihren Köpfen keine Decke gab. Für einige Jahrzehnte war der Aufenthalt unter freiem Himmel auch ausgesprochen ungesund gewesen. Nachdem sich die Ozonschicht der Erde wieder regeneriert hatte, gab es jedoch keinen Grund mehr, die Oberfläche zu meiden. Ihr sollte es recht sein. Dadurch hatte sie die Gelegenheit, den Menschenmassen und Werbeflächen in den überdachten Bereichen zu entgehen. Die kleine Wanderung durch die freie Natur empfand sie als entspannend.

Sie hatte sich sogar in einer kaum erschlossenen Gegend ein altes, kleines Haus über der Erde gekauft und wieder hergerichtet. Ihre wenigen Bekannten hatten sie für verrückt erklärt, zumal sie dadurch keinen direkten Anschluß an die unterirdische Kabinenbahn hatte. Aber die 100 Meter, die sie bis zum nächsten Eingang in den nahegelegenen Wohnkomplex laufen mußte, waren für sie keine Einschränkung ihrer Bequemlichkeit. Morgen, nach dem letzten Treffen mit Manfred, würde sie wieder dorthin zurückkehren. Neben ihrer Begeisterung für die freie Natur hatte sie dieses Haus auch aus ganz praktischen Beweggründen ausgesucht. Da es nicht an andere Gebäude angrenzte, ließ es sich nur schwer unauffällig abhören. Und in ihrem Beruf war eine gewisse Geheimhaltung unerläßlich.

Schließlich hatte sie das Hotel erreicht, in dem sie während dieses Auftrags wohnte. Es war nicht gerade eine Nobelherberge, aber einerseits wollte Verena ihre Erfolgsprämie nicht durch überteuerte Unterkünfte schmälern, andererseits hatten die billigeren Hotels auch weniger aufwendige Sicherheitssysteme installiert. Daher war es für sie kein ernsthaftes Problem gewesen, mit falscher Identität einzuchecken und diese über die gesamte Dauer ihres Aufenthalts aufrecht zu erhalten. Es ist schon praktisch, dachte sie lächelnd, daß die meisten Leute völlig auf die Unfehlbarkeit der Technik vertrauen. Ein zertifizierter Fingerabdruckleser konnte schließlich nicht überlistet werden. Daß die drahtlose Verbindung zwischen dem Leser und der Prüfeinheit ausgetrickst werden konnte und ihr Fingerabdruck daher nie registriert oder überprüft wurde, auf diese Idee kam normalerweise niemand. Nun, ihr sollte es recht sein. So verbrachte sie schließlich die letzte Nacht ihres Auftrags in diesem drittklassigen Hotel.

Der neue Auftrag

Am nächsten Tag stieg sie nach ihrem letzten Treffen mit Manfred gut gelaunt in eins der öffentlichen Kabinentaxis, die sich fast überall von der ersten Ebene aus rufen ließen. Beim Einsteigen stellte sie ihre Tasche mit einem speziellen Störsender direkt neben die Kamera, die zur Vandalismusbekämpfung in jedes Kabinentaxi eingebaut war. Sie wollte so wenig Spuren wie möglich hinterlassen. Ihr Störsender veränderte das Bildsignal, das die Kamera drahtlos zu einer besonders geschützten Aufnahmeeinheit sandte. Würde jemand später die Aufzeichnung ansehen, fände er dort die Videoaufnahme einer älteren Dame mit Hund. Früher hätte sie einfach die Linse der Kamera überklebt. Aber inzwischen wurde das von der Sicherheitssoftware erkannt und löste einen Alarm aus. Na ja, dachte sie lächelnd, die Technik, die nicht zu überlisten ist, muß erst noch erfunden werden. Sie wechselte mehrmals das Kabinentaxi, wobei jeweils eine andere Videoaufzeichnung eingespielt wurde, legte zwischendurch einige Strecken zu Fuß auf der Oberfläche zurück und erreichte schließlich den Bahnhof der Magnetschwebebahn, die die großen Städtekomplexe verband. Im Gegensatz zu den meisten anderen Reisenden stellte sie die Fenster ihres Abteils auf ›durchsichtig‹ und genoß die Aussicht auf die vorbeirasende Landschaft. In der Ferne sah sie den Rhein-Main-Komplex, in dem noch die letzten historischen Hochhäuser etwas deplaziert in der Parklandschaft standen. Wenig später fuhr die Bahn in den unterirdischen Bahnhof von Darmstadt-Dieburg ein.

Verena hatte ihr eigenes Kabinenmodul bereits vorab zum Bahnhof beordert und fuhr damit zu der ihrem Haus nächstgelegenen Haltestelle. Sie verließ den unterirdischen Bereich und schlenderte auf ihr Haus zu, während ihr Kabinenmodul selbständig auf den Schienen zu ihrer Garage fuhr und dort parkte. Als sie sich näherte, öffnete sich die Haustür automatisch. Trotz ihres Faibles für die Natur hatte sie ihr Haus mit modernster Technik ausgestattet – insbesondere natürlich mit Sicherheitstechnik. Schließlich wußte sie sehr genau, wie anfällig die normalen Systeme gegenüber Manipulationen waren. Sie ging zu ihrem Rechner und speiste die Aufzeichnung von Manfreds Antworten ein. Dann schickte sie das Material an ihren Auftraggeber. Wenig später wurde sie über den Eingang einer größeren Summe auf ihrem Geheimkonto unterrichtet. Entspannt lehnte sie sich zurück.

»Ich habe schon einen tollen Job«, dachte sie grinsend.

Anschließend trug sie sich wieder in einer speziellen ›Kontaktbörse‹ ein, um auf Aufträge zu warten.

Zwei Tage später erreichte sie ein neuer Auftrag. Im Gegensatz zu den normalen war dieser ziemlich unpräzise. Sie sollte herausfinden, an welchen innovativen Produkten die Firma C-Invent arbeitete. Ihr erster Impuls war, den Auftrag nicht anzunehmen, da es bei derart schwammigen Aufgabenstellungen hinterher leicht Meinungsverschiedenheiten darüber gab, ob der Auftrag erfolgreich abgeschlossen sei. Allerdings schien der Auftraggeber sich dieser Problematik ebenfalls bewußt zu sein, denn er hatte einen großzügigen Pauschalbetrag angeboten, egal wie das Ergebnis aussah. Dadurch wurde der Auftrag wieder interessant.

Verena begann damit, Informationen über die Firma C-Invent zusammenzusuchen. Nach kurzer Recherche hatte sie herausgefunden, daß die Firma sich darauf spezialisiert hatte, verschiedenste, innovative Produkte zu erfinden und prototypisch herzustellen. Bei Erfolg ließ sie sich die Erfindungen patentieren und verkaufte das Know-how und die Lizenzen an solche Firmen, die die Produkte in Serie fertigten. Da C-Invent die Erfindungen auf verschiedensten Gebieten machte, hatte sie nur eine sehr kleine Kernmannschaft von Forschern. Weitere wurden je nach Bedarf vorübergehend hinzugeholt. Dies tat die Firma sehr diskret und über anonyme Vermittler, so daß es schwer war, herauszufinden, welche Fachleute für die Verstärkung des Kernteams gerade gesucht wurden. Hinzu kam, daß die Forschungsgruppen während der kritischen Projektphasen an geheimen Orten arbeiteten und in dieser Zeit nicht in der Öffentlichkeit auftauchten.

Verena erkannte, daß auch der in Aussicht gestellte Pauschalbetrag kein leicht verdientes Geld sein würde. Andererseits begann sie, diese schwierige Aufgabe als Herausforderung anzusehen, zumal sie – natürlich unter ihrem Pseudonym – einen ausgezeichneten Ruf in der Branche hatte. So beschloß sie, den Auftrag zu übernehmen. Zunächst mußte sie weitere Details zu C-Invent in Erfahrung bringen. Aus offiziellen Quellen besorgte sie sich die Eigentumsverhältnisse. Die Firma war überraschenderweise in privatem Besitz, gehörte also keiner der großen Holdings, sondern drei Gesellschaftern. Nach Recherchen in diversen Zeitschriften und Magazinen wußte Verena, daß es unter den Gesellschaftern eine strikte Arbeitsteilung gab. Einer war ausschließlich für die Finanzen zuständig und würde ihr daher wohl nicht einmal dann etwas über aktuelle Forschungsaktivitäten verraten können, wenn er es gewollt hätte. Gedanklich hakte sie ihn als uninteressant ab. Der zweite Gesellschafter war hauptsächlich als Geldgeber eingestiegen. Er hielt den größten Anteil an der Firma und trat vor allem repräsentativ in Erscheinung. Das konnte nur bedeuten, daß der dritte Gesellschafter derjenige war, der die Fäden in der Hand hatte. Außer seinem Namen, Yassir Kleinschmitt, fand sie über ihn jedoch zunächst nichts heraus.

»Yassir?«, dachte sie schmunzelnd, »da müssen die Eltern wohl ein Faible fürs Arabische gehabt haben.«

Tatsächlich umgab ihn eine Aura des Geheimnisvollen, als sei er aus einem Märchen von 1001 Nacht entstiegen. Eigentlich sollte jemand mit einem so auffälligen Namen doch irgendwelche Spuren hinterlassen haben. Aber in den üblichen Quellen tauchte er einfach nicht auf. Andererseits war er der aussichtsreichste Anhaltspunkt, den sie bisher hatte. Also ließ sie sich nicht entmutigen und weitete ihre Suche auf ungewöhnliche Quellen aus. Mehr aus einer Laune heraus gab sie seinen Namen auch in eine Suchmaschine für Sicherheitstechnik ein. Überrascht sah sie, daß er einige wissenschaftliche Arbeiten zu Spionagetechniken und deren Abwehr verfaßt hatte. Ein Eingeweihter also, überlegte Verena und fragte sich, ob das ihre Arbeit erschwerte oder erleichterte. Einerseits würde er die üblichen Methoden sicher sofort erkennen, andererseits wäre er vielleicht überheblich genug, von anderen keine innovativen Ideen zu erwarten. Sie nahm sich vor, dies herausfinden.

Zunächst mußte sie mehr über ihn erfahren. Aus öffentlich zugänglichen Quellen waren weitere Informationen über ihn nicht verfügbar. Allerdings hatte sie auch einige nicht ganz so offizielle Quellen, bei denen sie gelegentlich Informationen kaufen konnte. Als erstes brauchte sie ein Bild von ihm, damit sie eine Chance hatte, ihn unauffällig beschatten zu können. Einige Telefonate, EMail-Kontakte und Chats später traf ein Hologramm von Yassir Kleinschmitt bei ihr ein. Schlecht sieht er nicht aus, dachte sie, während sie sich sein Konterfei einprägte.

»Den würde ich nicht von der Bettkante schubsen«, murmelte sie, während sie das Hologramm in ein Detektor-System einspeiste, das sie rund um die Firmenzentrale von C-Invent installieren wollte.

Nach weiteren Vorbereitungen machte sie sich auf den Weg. Sie verließ ihr Haus und bestellte ihr Kabinenmodul zu der nächstgelegenen Haltestelle. Diesmal nahm sie nicht die Magnetschwebebahn, sondern näherte sich ihrem Zielort in kleinen Etappen. Wenn dieser Yassir Kleinschmitt auf Draht war, würde er möglicherweise die Gesichter von Neuankömmlingen der Magnetschwebebahn mit denen aus der Umgebung seiner Firma abgleichen lassen. Das war zwar nicht legal, aber aus den bisherigen Informationen über ihn konnte sie nicht einschätzen, wie genau er es mit den Gesetzen nahm. Sie würde ihn schließlich nicht wegen eines Verstoßes anzeigen können. Nachdem sie ihr eigenes Kabinenmodul verlassen und mehrere öffentliche Kabinentaxis genommen hatte, erreichte sie den Rhein-Main-Komplex, in dem die Firma C-Invent ihren Firmensitz hatte.

In Gedanken sang sie ein Loblied auf die drahtlose Technik, die ihr so viele Möglichkeiten eröffnete. Und darauf, daß kaum eine Firma Sicherheitstechnik herstellte, ohne die eine oder andere Hintertür einzubauen. Da die ganze erste Ebene der Mega-Cities praktisch flächendeckend mit Videoüberwachung ausgestattet war, um den Bewohnern ein Gefühl von Sicherheit zu geben, brauchte sie diese Videoüberwachung nur für sich selbst arbeiten zu lassen, um Herrn Kleinschmitt unauffällig zu observieren. Nach einigen größeren Skandalen mit derartiger Zweckentfremdung waren die Kameras jedoch nicht mehr mit einer gemeinsamen Zentrale verbunden. Jede Kamera übertrug ihre Aufnahmen an ein speziell gesichertes Aufnahmegerät, das die Aufnahmen nach spätestens zwei Tagen wieder löschte, wenn sie nicht vorher aufgrund einer Straftat von Sicherheitskräften ausgelesen wurden. Im Gegensatz zu den schlichten Kabinentaxis war die Übertragung der Aufnahmen wirkungsvoll verschlüsselt. Allerdings kannte Verena einen der Entwickler dieser Geräte. So hatte sie erfahren, daß die Aufnahmen nicht nur auf dem offiziellen Kanal zur Aufnahmeeinheit verschlüsselt gesendet wurden, sondern daß sie zusätzlich unverschlüsselt auf ein Trägersignal aufmoduliert waren. Sie brauchte daher nur eigene, kleine Aufzeichnungsgeräte in die Nähe der Kameras bringen, die das unverschlüsselte Videomaterial aus dem Trägersignal isolierten.

Die Überwachung

Da Verena nicht wußte, ob noch andere dieses Signal auswerteten, schaltete sie zunächst einen Störsender ein, den sie in einer Tasche trug. Das offizielle Videosignal wurde dadurch nicht gestört, was sonst unweigerlich einen Alarm bei den Sicherheitsbehörden ausgelöst hätte. Das Klartext-Signal war allerdings unbrauchbar, solange sie sich selbst im Bereich der Kameras aufhielt. Jetzt brauchte sie nur noch einen geeigneten Platz für ihre eigenen Aufzeichnungsgeräte zu finden. Praktischerweise waren überall in der Nähe der Videokameras auch Papierkörbe zu finden. Wahrscheinlich ein Relikt aus früheren Zeiten, als Halbstarke den Inhalt von Papierkörben angezündet hatten, um Feuer- und Rauchalarm in der ersten Ebene auszulösen. Seit die Papierkörbe im Bereich der Kameraüberwachung waren, hatte dieses Problem schlagartig aufgehört. Jedenfalls eigneten sich diese metallenen Papierkörbe hervorragend zur Unterbringung ihrer eigenen Aufzeichnungsgeräte. Diese waren nicht dicker als ein Kaugummi-Streifen und ließen sich problemlos unter die Papierkörbe kleben. Außerdem würden sie das Hologramm von Yassir Kleinschmitt permanent mit dem Videosignal vergleichen und nur die Momente der Übertragung mit Datum und Uhrzeit speichern, in denen er zu sehen war. Das sparte nicht nur Platz im Speicher ihrer kleinen Aufzeichnungsgeräte, sondern es bewahrte Verena auch davor, sich stundenlang langweilige Aufzeichnungen von vorbeischlendernden Passanten ansehen zu müssen. Schließlich interessierte sie sich nur dafür, wann ihre Zielperson wo entlang lief und was sie dabei machte.

Nachdem sie alle Papierkörbe rund um das Firmengebäude von C-Invent unauffällig mit ihren Detektoren ausgestattet hatte, suchte sie erst einmal ein geeignetes Hotel. Wie bei ihrem letzten Auftrag wählte sie ein Etablissement, das keinen besonderen Aufwand bei der Identifizierung seiner Gäste trieb. In den nächsten Tagen machte sie ausgedehnte Spaziergänge durch die erste Ebene, um die Ergebnisse der Detektor-Überwachung auszulesen. Die Aufzeichnungsgeräte sendeten ihre Ergebnisse nur im Umkreis weniger Meter aus, wenn sie abgefragt wurden. Das verringerte zwar das Risiko einer zufälligen Entdeckung deutlich, zwang Verena jedoch, zum Abfragen an jedem Papierkorb vorbeizulaufen, den sie ausgestattet hatte. Um bei ihren täglichen Spaziergängen keinen Verdacht zu erregen, hatte sie unterschiedliche Outfits und Perükken dabei. Ihr Hotel verließ sie zwar immer unverkleidet, zog sich dann aber in irgendeiner öffentlichen Toilette um. Zur Entspannung – und, weil es ihre Spaziergänge schlechter nachvollziehbar machte – legte sie auch immer wieder Strecken an der Oberfläche zurück. In dieser Ecke des Rhein-Main-Komplexes ragten in der Parklandschaft noch alte Wolkenkratzer in die Höhe. Die meisten wurden nicht mehr genutzt, sondern nur noch soweit in Stand gehalten, daß sie nicht baufällig wurden. Für die meisten Menschen wäre es heute unvorstellbar, in so großer Höhe über dem Erdboden zu wohnen oder zu arbeiten.

Interessanterweise hatte C-Invent seinen Firmensitz in den oberen Etagen eines solchen Wolkenkratzers. Neugierig sah sie sich dieses Gebäude aus der Nähe an. Man mußte eine tolle Aussicht von dort oben haben, falls die Fenster nicht durch Monitore ersetzt worden waren. Sie war sich allerdings nicht sicher, ob ihr der Blick aus einer solchen Höhe nicht ebenfalls Angst machen würde. Sie riß sich wieder von dem Anblick des Hochhauses los und schlenderte weiter zwischen den Überbleibseln der früheren Frankfurter Innenstadt entlang. Viele Flächen waren auch hier mit Bäumen und Wiesen begrünt. Gelegentlich sah sie ein automatisch gesteuertes Elektrofahrzeug die angelegten Spazierwege entlang fahren. Sie verhinderten, daß die Wege und die Schilder zum nächsten Eingang in die erste Ebene zuwuchsen. Menschen waren auch hier an der Oberfläche die Ausnahme. Es wurde langsam wieder Zeit für sie, in die erste Ebene zurückzukehren, um weitere Detektoren auszulesen, zumal es heute sehr windig und ungemütlich war. Die Ergebnisse der ersten Tage waren entmutigend. Yassir Kleinschmitt war von keinem der Detektoren erfaßt worden. Ob er sich derzeit woanders aufhielt? Sie fragte sich, wie lange sie diese Überwachung wohl aufrechterhalten mußte. Plötzlich hörte sie hinter sich das Geräusch einer heftig zuschlagenden Tür. Unauffällig drehte sie sich um. Aus dem Hochhaus, in dem C-Invent seine Etagen hatte, trat ein Mann nach draußen. Offenbar hatte der Wind ihm die Tür aus der Hand gerissen und lautstark zugeschlagen. Verena drückte sich an einen nahen Baum, um von dem Mann nicht gesehen zu werden. Sie holte ein kleines Fernglas mit elektronischer Verstärkung aus der Tasche und sah sich ihn genauer an. Ihr Herz machte einen Sprung. Es war Yassir Kleinschmitt. Unauffällig von Baum zu Baum huschend, verfolgte sie ihn. Erst relativ weit von dem Hochhaus entfernt betrat er eine Rolltreppe in die erste Ebene. Kein Wunder, daß ihre Detektoren ihn nie zu Gesicht bekamen. Sie würde diese in einem viel größeren Umkreis um das Firmengebäude aufstellen müssen. Als Verena den Eingang zur ersten Ebene erreichte, war von ihrer Zielperson nichts mehr zu sehen. Aber immerhin wußte sie jetzt, was sie zu tun hatte.

Die nächsten Tage legte sie ein wesentlich weitläufigeres Netz von Detektoren aus. Sie beobachtete persönlich, wann Yassir das Hochhaus an der Oberfläche verließ. Sie ärgerte sich, daß sie keine Detektoren mit eigener Kamera dabeihatte. Aber für die erste Ebene war das nicht nötig. Und sie hatte nicht erwartet, daß auch er es vorzog, sich des öfteren auf der Oberfläche zu bewegen. Lächelnd registrierte sie, daß er nicht immer zur selben Zeit und nicht immer auf den gleichen Wegen unterwegs war. Es war also Absicht von ihm, es Verfolgern nicht leicht zu machen. Fast hatte sie den Eindruck, einen würdigen Gegner gefunden zu haben. Allerdings haben alle Menschen feste Gewohnheiten. Das war auch bei ihm nicht anders. Mit ihrem weiter ausgelegten Detektornetz fand sie heraus, daß er eine Reihe von bevorzugten Restaurants besuchte. Allerdings verlor sie ihn regelmäßig aus ihrer Überwachung, wenn er in sein Kabinenmodul stieg und den Bereich der alten Hochhäuser verließ. Sie mußte es schaffen, unauffällig in seine Nähe zu kommen. Dann könnte sie ihm einen Peilsender verpassen, der ihr die Überwachung wesentlich erleichtern würde.

Yassir grinste breit über die Auswertung auf seinem Schirm. Jemand hatte ein Detektornetz um sein Hochhaus herum aufgespannt. Gedanklich klopfte er sich dafür auf die Schulter, die kommunalen Behörden von seiner optimierten Müllbeseitigung überzeugt zu haben. Die allgegenwärtigen Papierkörbe stellten selbständig fest, ob sie geleert werden mußten und meldeten das an eine Zentrale, die danach die Routen der automatisierten Leerungsfahrzeuge berechnete. So ließen sich viele unnötige Fahrten und damit Kosten für die Kommune einsparen. Daß die von ihm gelieferten Papierkörbe neben ihrer normalen Funktion auch die Videoströme der Überwachungskameras empfingen, wußte außer ihm niemand. Sie zeichneten jedoch nicht die unverschlüsselten Signale auf, die sich leicht stören ließen, sondern die offiziellen, verschlüsselten, deren Störung zu einem sofortigen Alarm bei den Sicherheitsbehörden führen würde. Zwar hatte auch er nicht den Entschlüsselungsschlüssel für die offiziellen Videodaten, aber es war ihm gelungen, das Schaltungsbild des Verschlüsselungs-Chips, der in jeder Kamera eingebaut war, vor der Produktion zu manipulieren.

Der Chip arbeitete jetzt zwar weiterhin genau nach der Spezifikation, übertrug aber gleichzeitig die verschlüsselten Datenströme zusätzlich mit einem anderen Schlüssel. Dabei nutzte er Toleranzen der Übertragungswege aus. Die Dauer einer offiziell übertragenen, binären Null oder Eins bewegte sich innerhalb eines festgelegten Toleranzrahmens. Je nachdem, ob sich das offizielle Signal an der unteren oder oberen Grenze dieses Rahmens bewegte, bedeutete das für Yassirs eigene Empfangseinheit im Papierkorb, daß eine für ihn bestimmte Null oder Eins angekommen war. Seine Papierkörbe speicherten so den gesamten Videostrom mit einem Schlüssel, den nur Yassir kannte. Gleichzeitig zeichneten seine Empfänger auch Störungen des Klartext-Videostroms mit Zeitstempel auf. Früher hatte Yassir einmal überlegt, ob er die Hintertür der Kamera-Entwickler (also die unverschlüsselte Übertragung der Videodaten auf einer Trägerfrequenz) aufdecken sollte. Dann hätte niemand außer ihm die Videoüberwachung zweckentfremden können. Von dieser Idee hatte er allerdings wieder Abstand genommen. So war es für ihn viel leichter möglich, nicht nur selbst zu überwachen, sondern auch die Überwachung durch Dritte zu entdecken. Da die Müllentsorgung nicht als sicherheitskritisch betrachtet wurde, war es für Yassir leicht gewesen, auch die Müllzentrale technisch zu infiltrieren, so daß die Papierkörbe ihm zu jeder Zeit Zugriff auf beliebige Videoaufzeichnungen geben konnten.

Außerdem konnten sie – wie eben geschehen – weitermelden, wenn ein Störsender für das Klartext-Signal benutzt wurde. Die Analyse der Videosequenzen zu den Zeiten, in denen der Störsender aktiv war, identifizierte sehr schnell die Person, die in dem Moment jedes Mal in Sicht war. Daß diese Person sich mehr oder weniger aufwendig verkleidet hatte, hielt das Analyseprogramm nur kurz auf. Wenig später hatte Yassir einige Bilder der fraglichen Person auf dem Schirm. Ein weiterer Vergleich mit den Bildern der unauffälligen Außenkameras des Hochhauses, die den näheren Umkreis des Oberflächeneingangs überwachten, zeigte ihm, daß diese Person sich auch dort regelmäßig auf die Lauer gelegt und ihn verfolgt hatte. Eine Großaufnahme des Gesichts seines Verfolgers, oder genauer, seiner Verfolgerin, ließ ihn anerkennend pfeifen. Gegen eine nähere Bekanntschaft mit dieser Dame hätte er nichts einzuwenden. Auch wenn er keinen Zweifel hatte, daß das Interesse dieser Dame an ihm mit Sicherheit beruflicher Natur war. Sie war zweifellos eine Industriespionin. Und ganz offensichtlich eine recht geschickte. Eine weitere Analyse der Aufzeichnungen der großen Magnetschwebe-Bahnhöfe bestätigte seine Annahme. Sie hatte sich richtig Mühe gegeben, unauffällig im Rhein-Main-Komplex aufzutauchen.

Erste Erkenntnisse

Verena beschloß, in die Offensive zu gehen. Sie besuchte an mehreren Tagen hintereinander eines der Restaurants, in denen Yassir immer wieder zu essen pflegte. Schließlich wurde ihr Warten von Erfolg gekrönt. Er betrat das Restaurant, schaute sich kurz um und wählte einen Tisch in erfreulicher Nähe von Verena. Mit einer winzigen Luftpistole gelang es ihr, ihm unauffällig einen kleinen Sender an den Absatz seines Schuhs zu schießen. Damit sollte sie ihn auch aufspüren können, wenn er abends mit seinem Kabinenmodul das Geschäftszentrum verließ. Sie hoffte, daß sie ihm in ihrer aktuellen Verkleidung nicht aufgefallen war. Es wäre für sie hinderlich, wenn er sich bei einer später geplanten, ›zufälligen‹ Begegnung daran erinnern würde, sie bereits an anderer Stelle gesehen zu haben. So verließ sie das Restaurant zu der Zeit, als er mit seiner Mahlzeit vollauf beschäftigt war. Einige Ecken weiter ließ sie sich über einige, in großen Abständen plazierte Richtempfänger seine aktuelle Position auf einem handlichen Display anzeigen. Er saß noch immer in dem Restaurant. So, wie es aussah, war sie einen großen Schritt weitergekommen.

Als Yassir das Restaurant betrat, fiel ihm auf, daß seine Verfolgerin bereits anwesend war. Nicht ungeschickt, dachte er, während er seinen Blick kurz und möglichst neutral über die Gäste schweifen ließ. So kommt gar nicht erst der Eindruck auf, sie würde mich verfolgen, führte er seinen Gedanken weiter. Ob sie versuchte, ihn anzusprechen? Früher oder später führte daran kein Weg vorbei. Die größte Schwachstelle beim Bewahren von Geheimnissen ist und bleibt der Mensch. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie sie das Restaurant deutlich vor ihm verließ. Und er fragte sich, welchen Zweck sie mit ihrem Besuch verfolgt hatte. Offenbar ging es ihr noch nicht darum, ihn ›zufällig‹ kennenzulernen. Nun, es würde sicher nicht lange dauern, bis sich der Zweck ihrer Anwesenheit offenbarte. Oder mußte er ihr bei dem Versuch, ihn kennenzulernen, behilflich sein? Das glaubte er nicht. Außerdem würde sie dann vielleicht Verdacht schöpfen, daß er bereits bemerkt hatte, von ihr verfolgt zu werden. Nun, er hatte Zeit. Nachdem er sein Essen genossen hatte, ging er zunächst zurück in sein Büro.