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Ein toter Mann steht immer wieder auf! Schon wieder ein Mörder mit Maske! Aber dieses Mal hat er es nicht nur auf Sterbliche abgesehen. Während Skulduggery und Walküre ihren neusten Fall aufklären, bereitet sich die Zauberergemeinschaft auf eine besondere Zeremonie vor. Für drei Tage wird die magische Insel Insadoom aus dem Meer auftauchen und danach wieder verschwinden. Es gibt ein rauschendes Fest mit schönen Kleidern, viel Champagner und noch mehr Blut. Und eins wird schnell klar. Niemand ist sicher! Und nur wenige werden lebend da rauskommen … Nur Zorn im Herzen ist der 17. Band in Derek Landys schwarzhumoriger Urban Fantasy-Reihe Skulduggery Pleasant. Mördergut! Rache ist bitter Der neueste Band der Kultserie um das zaubernde Skelett Skulduggery Pleasant. Bestsellerautor Derek Landy überrascht wieder einmal mit augenzwinkerndem Sarkasmus, kohlschwarzem Humor und mitreißender Action.
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Seitenzahl: 520
Veröffentlichungsjahr: 2025
Dieses Buch ist für Freddy. Und Jason. Und Michael.Und Ghostface.
Eigentlich ist es für alle Slasher-Killer – all diese Ikonen der Zerstörung, mit ihren schlechten Witzen und grandiosen Drohungen und ihrem düsteren, erdrückenden Schweigen.
Es ist für all die wunderbaren Tötungsmethoden, die sie sich überlegt haben.
Und es ist ein Buch für diejenigen, die ihre Amokläufe überlebt haben, die nicht mehr weggelaufen sind, sich umgedreht haben und ihnen ordentlich eine verpasst haben.
INHALT
Prolog
Militsa Bespritzte sie Erneut …
Schwirr Ab …
Fletcher Teleportierte Sie …
Winter musste mitansehen …
Die Altstadt …
Nekromanten …
Fletcher …
An der Schule …
Mir fehlt mein Altes Schneideratelier …
Es gab einmal eine zeit …
Das Haus von Orson Sparse …
Walküre …
Walküre und Skulduggery …
Winter …
Seit dem letzten Familientreffen …
Das rathaus …
Petze …
Das gespräch …
Beim Dritten versuch …
Mia Wartete …
Es gab verschiedene Arten …
Sie gestattete sich …
Nachdem Reverie Walküre …
Es war kurz nach Mittag …
Tanith …
Das hauptquartier …
Sie marschierten …
Sie Kehrten nach Roarhaven zurück …
Bei All den berufen …
Erzähl mir von deinem Fall …
Winter …
Militsa Zog los …
Winter Rannte …
Nur eine Handvoll …
Sie flogen …
Taniths Handy Vibrierte …
Sekunden …
Als sie Gestalts leichnam …
Jenseits der Bäume …
Cadaver …
Tanith …
Walküre …
Gestalt war doch Tot …
Skulduggery …
Die dunkelheit Umhüllte sie …
Er holte sie ein …
Winter lag Auf dem boden …
Ohne die Maske …
Jemand …
PROLOG
»WALKÜRE UNRUH«, sagte die Hexenmutter, während sie mit einem verbogenen Löffel ihren Tee umrührte. »Ich habe vergangene Nacht von ihr geträumt. Ein Albtraum mit viel Blut und Geschrei.«
»Ändert das Ihre Pläne?«, fragte Husk.
Die Hexenmutter lachte gackernd. »Es sind nicht meine Pläne, Leopold. Ganz und gar nicht. Sondern die Pläne von Göttern und Monstern. Wir versuchen nur, auf unsere eigene, unbedeutende Art und Weise, uns zwischen diese Pläne zu schmuggeln.«
»Die Welt hängt davon ab.«
Ein zahnloses Lächeln. »In der Tat, die Welt hängt davon ab.«
»Werden wir helfen?«
»Hmm?«
»Walküre Unruh. Werden wir Walküre Unruh helfen?«
»Oh. Um ehrlich zu sein, Leopold, ich wüsste nicht, wie ich das tun sollte. Ich wünschte, ich könnte sie warnen. Ich wünschte, ich könnte mit ihr reden und ihr erklären, dass sie für das, was jetzt kommt, einen Panzer aus Stahl um ihr Herz errichten muss.«
»Sie wird jemanden verlieren?«
»Innerhalb der nächsten sechs Tage wird man ihr das Herz brechen. Innerhalb der nächsten sechs Tage wird der Tod bei ihr anklopfen.«
»Sie haben gesagt, Sie würden sie gern warnen. Warum ist das nicht möglich?«
Die Hexenmutter seufzte. »Es gibt Menschen auf dieser Welt, die leiden müssen, Leopold. Sie werden durch dieses Leid stärker. Sie werden mächtig. Was die Zukunft für dieses Mädchen bereithält und was sie ertragen muss, übersteigt alles, was man von jeder normalen Person erwarten kann. Doch sie wird es ertragen müssen.«
»Also muss Walküre Unruh leiden«, sagte Husk. »Was bedeutet, dass sie jemanden verlieren wird, den sie liebt.«
»Und ihr Herz wird brechen«, sagte die Hexenmutter. »Oh, und wie ihr Herz brechen wird.«
MILITSA BESPRITZTE SIE ERNEUT mit Wasser, und dieses Mal blickte Walküre von ihrem Buch auf und zog hinter ihrer Sonnenbrille eine Augenbraue hoch. Ihre Freundin verschränkte die Arme auf dem Beckenrand, blinzelte gegen die Helligkeit an und grinste.
»Deine Schultern sind knallrot«, sagte Walküre.
»Der Fluch der Rothaarigen«, antwortete Militsa. »Wann willst du zu Mittag essen?«
»Jetzt.«
»Du kannst doch nicht schon wieder hungrig sein.«
»Ich bin immer hungrig.«
»Wir haben gerade erst gefrühstückt.«
»Wir haben vor etwa zwei Stunden gefrühstückt. Und du bist diejenige, die sich nach dem Mittagessen erkundigt hat.«
»Aber nur, weil ich dachte …«
»Nein.«
»Lass mich doch mal ausreden.«
»Nein.«
»Bevor du meine Idee ablehnst, solltest du wenigstens so höflich sein und dir anhören, was ich zu sagen habe. Kriegst du das hin? Schaffst du das? Vielen Dank. Ich habe mir überlegt, dass wir vor dem Mittagessen vielleicht auf den Markt gehen könnten, der an der Straße zum Strand liegt … der mit den niedlichen Ständen und dem kleinen Hündchen, das versucht hat, mich zu beißen, und ein paar Souvenirs und anderen Kram kaufen. Was hältst du davon?« Militsa schenkte Walküre ihr schönstes Lächeln. In der letzten Woche hatte sie viele neue und entzückende Sommersprossen bekommen, trotz reichlich Sonnencreme, und sie wusste es.
Aber Walküre senkte den Blick wieder auf ihr Buch. »Nein«, wiederholte sie.
»Aber es ist ein schöner kleiner Markt, und wir haben das Hotel seit unserer Ankunft kaum verlassen. Willst du nicht wenigstens die Gegend erkunden?«
»Nicht wirklich.«
Militsa verzog das Gesicht. »Du verdirbst einem auch jeden Spaß.«
Walküres Handy summte, und sie warf einen Blick auf den Bildschirm. »Sie laden uns wieder zu dieser Sache ein. Diese Inselsache.«
»Wann ist das?«
»Dienstagabend.«
»Am Dienstagabend sind wir möglicherweise noch hier.«
»Möglicherweise.«
»Wenn wir dann noch hier sind, können wir nicht hingehen«, sagte Militsa. Dann runzelte sie die Stirn. »Nein, warte mal. Ich wollte schon immer mal erleben, wie eine mystische Stadt aus dem Nichts auftaucht.«
»Eine mystische Insel, um genau zu sein.«
»Das wird eine ziemlich große Sache werden, oder? Wird es eine Zeremonie geben? Und Festreden?« Ihre Augen weiteten sich. »Dann könnten wir uns ein Kleid anziehen! Oh, Walküre, wir würden die schönsten Kleider tragen! Ja! Sag zu und lass uns auf den Ball gehen!«
»Bist du sicher? Wir haben dieses Wochenende schon das Familientreffen.«
»Ich weiß, dass du an so was nicht gewöhnt bist, Liebes, aber wenn du mit mir zusammen bist, macht dich das beliebt. Die Leute wollen, dass wir überall auftauchen, okay? Finde dich damit ab.«
Walküre schnaubte. »Nach dem Familientreffen wirst du bestimmt nicht mehr so begeistert sein, aber gut. Solange wir hier rechtzeitig fertig werden, gehen wir zu beiden Partys.«
»Wir sind Partygirls«, sagte Militsa, stieß sich vom Beckenrand ab und ließ sich zurück ins Wasser treiben.
Walküre lächelte. Sie hatte noch nie richtigen Badeurlaub gemacht und war eigentlich davon ausgegangen, dass sie das Ganze hassen würde. Aber wie sich herausgestellt hatte, war das Herumliegen im Bikini tatsächlich so entspannend, wie Militsa versprochen hatte. Die Hotelanlage war luxuriös und der Pool – oder besser die Reihe von Pools, die alle unterschiedlich geformt und größtenteils miteinander verbunden waren – einfach nur herrlich. Der Umstand, dass sie sich in hinreißender Gesellschaft befand, tat dem Ganzen auch keinen Abbruch – obwohl die Tatsache, dass das Resort nur für Erwachsene war und jeder Pool seine eigene Poolbar besaß, ihr Misstrauen gegenüber betrunkenen Männern mittleren Alters, die sie zu jeder Tageszeit anzumachen versuchten, nur verstärkt hatte.
Und hier kam auch schon der nächste.
»Hallo.«
Er stand vor ihr in der Sonne, sodass sie aufblicken musste. Er war um die fünfzig, vielleicht sogar sechzig, hätte aber auch vierzig sein können. Den meisten Sterblichen konnte man ihr Alter ansehen, doch das galt nicht für alle. Und sie hatte sich geirrt, was seinen Alkoholpegel anging – er wirkte nicht mal angetrunken. Er war einfach nur ein ganz normaler Kerl in einer Badehose. Ein Engländer, dem Akzent nach zu urteilen.
Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass er ihr in der Sonne stand. Aber sie bemühte sich in letzter Zeit ganz bewusst, nett zu den Leuten zu sein, also nickte sie ihm zu – wenn auch ohne zu lächeln.
»Ich sitze da drüben«, sagte er und deutete hinter sich, »mit meinen Freunden. Wir sind geschäftlich hier …«, er deutete mit den Fingern Anführungszeichen an, »… und haben Wetten darüber abgeschlossen, wie viel Sie heben. Ich selbst gehe ein paarmal pro Woche ins Fitnessstudio, aber natürlich nicht so wie Sie – offensichtlich.« Er lachte und klopfte sich auf die Wampe. »Was dagegen, wenn ich mich setze?«
»Ich lese gerade«, sagte Walküre.
»Wie heißt das Buch denn?«, fragte er und setzte sich auf die Liege neben ihr. Dann hob er seine Sonnenbrille an, um den Titel lesen zu können, wodurch die blasse Haut um seine Augen zum Vorschein kam, und ließ die Brille anschließend wieder sinken. »Ist es gut? Ich habe es nicht gelesen. Mein Name ist Michael. Mike.« Er lächelte wieder und streckte ihr die Hand entgegen.
»Mike«, sagte Walküre, »ich will nicht unhöflich sein. Ich kenne dich nicht, also will ich auch nicht unhöflich sein. Ich bin nur hier, um mein Buch zu lesen. Und nicht, um neue Freunde zu finden.«
Er hielt seine Hand einen Moment lang ausgestreckt, so lange, bis sein Lächeln ein wenig verblasste, und ließ sie dann wieder sinken. »Du versuchst also, nicht unhöflich zu sein«, sagte er.
Walküre seufzte nicht, rollte nicht mit den Augen und verlor auch nicht die Geduld. »Das ist richtig.«
Mike nickte und blickte auf seine Füße. Walküre wartete darauf, dass seine nächsten Worte schärfer und ärgerlicher klingen würden.
»Dann versuche ich auch, nicht unhöflich zu sein«, sagte er und schaute wieder auf. »Vor ein paar Jahren wäre ich jetzt wahrscheinlich unhöflich geworden, um meine Verlegenheit zu überspielen. Aber ich habe zu viele meiner Kumpels gesehen, die rüde mit schönen jungen Frauen wie dir umgegangen sind, obwohl diese einfach nur in der Sonne lagen und sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten, und ich möchte nicht so sein wie sie. Ich werde also wieder auf die andere Seite des Pools zurückgehen und wünsche dir noch einen wunderbaren Tag.« Damit stand er auf.
Sie lächelte ihn an. »Danke, Mike.«
»Du hast ein wunderschönes Lächeln.«
»Vielen Dank, das ist sehr nett von dir.«
Er zögerte. »Nur weil du mich angelächelt hast, heißt das nicht, dass du plötzlich interessiert bist, oder?«
Sie lachte. »Das stimmt, Mike.«
»Bin ich noch immer viel zu alt für dich?«
»Viel zu alt und viel zu männlich.«
Er klatschte einmal kurz in die Hände, wie ein Moderator in einer Gameshow, der gerade die richtige Antwort erhalten hatte. Dann wedelte er mit dem Zeigefinger in der Luft und drehte sich langsam auf dem Absatz um.
»Keine Ahnung, warum ich das tue«, sagte er, während er weiter mit dem Finger wackelte, und Walküre lachte erneut. Dann kehrte er zu seinen Freunden auf der anderen Seite des Pools zurück, und obwohl ihre Unterhaltung zu leise war, um sie zu verstehen, konnte man ihr Lachen deutlich hören. Sie klopften ihm auf die Schultern, und er grinste verlegen, und ein Mann im Leinenanzug ging hinter ihnen vorbei. Walküre blickte zu ihm hinüber und beobachtete, wie zwei andere Männer aus dem Schatten des Hotels traten und ihn mit einem Händedruck begrüßten.
Militsa schaute zu Walküre hinüber, wie um sich zu vergewissern, dass sie es bemerkt hatte, aber Walküre war bereits aufgestanden. Sie hatte ihr Buch geschlossen, aus dem das Lesezeichen herausragte, und ihre Sonnenbrille lag daneben auf der Liege. Sie wollte gerade um den Rand des Schwimmbeckens herumgehen – schnell, aber nicht zu hastig –, als der Mann im Leinenanzug in ihre Richtung schaute und prüfend seine Umgebung sondierte. Ohne auch nur einen Moment zu zögern, tauchte Walküre in den Pool und blieb so lange unter Wasser, bis sie fast auf der anderen Seite des Beckens ankam und der Mann weitergegangen war.
Sie kletterte aus dem Pool, ignorierte die Blicke von Mike und seinen Kumpels und griff sich ein Hotelhandtuch vom Stapel neben dem Torbogen. Die drei Männer betraten das Hotel und Walküre trottete hinter ihnen her, wobei sie sich die Arme und den Bauch abtrocknete. Sie folgte ihnen durch die Lobby zum Aufzug.
Vor der Aufzugtür stand ein junges Paar. Als sich die Türen öffneten, drängten sich die beiden Männer zuerst hinein. Der größere der beiden drehte sich um und hob eine Hand. Und das junge Paar wich zurück, zu erschrocken über die plötzliche und unnötige Feindseligkeit, um auch nur an Widerspruch zu denken. Dann betrat der Mann im Leinenanzug den Aufzug, als wäre er die wichtigste Person auf der Welt. Walküre folgte ihm. Der große Kerl versuchte, auch ihr den Weg zu versperren, aber sie hatte das Handtuch über dem Kopf und war zu sehr damit beschäftigt, ihr Haar zu trocknen, um darauf zu achten.
Sie trat ein, drehte sich um, das Handtuch noch immer vor ihrem Gesicht. Die Männer murmelten miteinander, und ein paar Sekunden später schlossen sich die Aufzugtüren.
Walküre spürte die Blicke der Männer auf sich, während sie ihre Haare mit dem Handtuch abtrocknete. Ihr Haar war so kurz wie schon lange nicht mehr und reichte ihr offen kaum bis zu den Schlüsselbeinen. Entschlossen nahm sie das Haarband, das sie um ihr Handgelenk gelegt hatte, und band es damit zu einem Pferdeschwanz zurück.
Dann hob sie ein Bein und trocknete die Unterseite ihres Fußes ab. Anschließend wechselte sie das Bein. Sie brauchte trockene Füße für das, was als Nächstes kommen würde.
Der Mann im Leinenanzug hob den Kopf, schaute sie an und runzelte die Stirn. Soweit sie wusste, waren sie einander noch nie begegnet – obwohl das keine große Rolle spielte: Walküre war in Zaubererkreisen ziemlich bekannt. Aber so aus dem Zusammenhang gerissen – in einem Hotelresort, im Bikini, mit einem Lächeln auf dem Gesicht –, war es nur natürlich, dass er ein paar Sekunden brauchte, um sie einzuordnen.
Als er sie erkannte, riss er die Augen auf, und sie schleuderte dem großen Kerl das Handtuch ins Gesicht und rammte dem kleineren Kerl ihren Ellbogen gegen den Kiefer – genau auf das Kiefergelenk, was ihn krachend zur Seite fliegen ließ. Der große Typ brüllte, und Walküres Hand leuchtete auf, doch er schlug sie zur Seite, und ihr Blitz versengte die Wand des Aufzugs. Dann packte er sie mit seinen gewaltigen Händen, hob sie hoch und schleuderte sie gegen die Aufzugtüren. Sie trat nach ihm – nicht nach dem großen Kerl, sondern nach dem Mann im Leinenanzug – und traf ihn gegen die Brust. Er taumelte zurück, gegen den kleineren Kerl, und sie schlugen mit den Köpfen zusammen.
Der große Typ machte einen Schritt zurück, zerrte sie von den Türen weg und wollte sie gegen die gegenüberliegende Wand schleudern, aber sie riss die Füße hoch, stemmte sie dagegen und beugte die Knie, um den Aufprall abzufangen. Er war groß und stark und hatte viele Muskeln und noch mehr Wut, aber Walküre war auch groß und stark, und sie hatte auch viele Muskeln und noch mehr Wut. Und als sie ihre Beine ruckartig durchdrückte, brachte sie ihn zu Fall, als wäre er leicht wie eine Feder. Sie strampelte mit den Beinen, um über ihm zu bleiben, weil eine ihrer Schultern gegen die Wand gepresst war und sie den Arm um seinen Arm geschlungen hatte, und schlug mit der rechten Faust wieder und wieder auf sein Gesicht ein. Als sie das Gefühl hatte, dass ihre Knöchel brechen könnten, wechselte sie zu Handflächenstößen und rammte ihm den Kiefer ein.
Die Wände des Aufzugs waren verspiegelt, sodass sie sehen konnte, wie sich der kleinere Mann auf sie stürzte – aber sie konnte nichts dagegen tun. Er riss sie in die Höhe, zerrte sie zurück, stolperte über etwas und fiel. Sie landete auf ihm, konnte sich aber nicht richtig bewegen, weil nicht genügend Platz vorhanden war.
Inzwischen hatte der Aufzug die oberste Etage erreicht, und eine ruhige Stimme teilte ihnen mit, dass sie angekommen waren. Walküre wirbelte herum, ihr Ellbogen brach dem kleineren Kerl die Nase, und dann kniete sie auf seinen Oberschenkeln, drückte ihren Bauch gegen ihn und hielt ihn mit einer Hand fest an sich gepresst, während sie ihn mit der anderen Faust bearbeitete.
Die Türen öffneten sich, und der Mann im Leinenanzug stolperte hinaus und brach auf dem Gang zusammen.
Der kleinere Kerl – der immerhin noch 1,80 Meter groß war, also etwa so groß wie sie – schaffte es, seine Knie unter sich zu ziehen, und sie überschlugen sich. Aber Walküre schlang ihr rechtes Bein über seine Schulter und klemmte ihr linkes Knie über ihren rechten Spann. Dann drückte sie ihm die Luft ab, und seine Augen traten aus den Höhlen, und er brachte seltsame Laute hervor, bis sein Körper schließlich erschlaffte.
Sie blieb noch ein paar Sekunden so liegen, öffnete dann ihre Beinschere und stieß ihn weg. Sein Arm fiel aus dem Aufzug. Die Türen versuchten, sich zu schließen, prallten jedoch gegen sein Handgelenk und öffneten sich wieder.
Walküre rappelte sich auf, atmete tief durch, betrachtete sich kurz im Spiegel und trat dann aus dem Aufzug. Der Mann im Leinenanzug hatte eine Gehirnerschütterung, und zwar eine ziemlich schwere – denn als er wegzugehen versuchte, konnte er das Gleichgewicht nicht halten. Walküre folgte ihm durch den Korridor, überholte ihn und drehte sich zu ihm um. Dann packte sie ihn am Kragen seiner Jacke, vergewisserte sich, dass er aufrecht stehen blieb, und rammte ihm zielsicher den Ellbogen gegen das Kinn. Er kippte nach hinten und war bewusstlos, noch bevor er auf dem Boden aufschlug.
Sie suchte in seinen Taschen nach seiner Schlüsselkarte, ging dann zur Tür am Ende des Ganges und hielt sie vor das Schloss. Als sie eintrat, schauten zwei andere Schläger sie verblüfft an. Sie waren einen Moment lang verwirrt – was Walküre ausreichte, ihnen die Hände gegen die Brust zu drücken. Weiße Energie flackerte auf, und sie flogen rückwärts. Einer der beiden prallte gegen die Wand, während der andere gegen einen Beistelltisch flog und danach einen Salto schlug. Das war irgendwie cool.
Walküre stieg über sie hinweg und ging in das Wohnzimmer der Suite, wo ein Mann in Golfshorts und Polohemd mitten in der Bewegung erstarrt war – halb aus seinem Stuhl aufgestanden, seine Aktentasche offen vor sich auf dem Boden liegend. Als er den Bikini sah, runzelte er die Stirn und richtete sich auf. Dann sah er ihr Gesicht und sank in seine ursprüngliche Position zurück.
»Ich habe nichts Falsches getan«, platzte er heraus.
»Gesprochen wie ein wahres Unschuldslamm. Weißt du, wer ich bin?«
»Du bist Walküre Unruh«, sagte er.
»Und wer bist …«
»Die Weltenkillerin.«
»Äh, nein, das gehört eigentlich nicht zu meinem …«
»Die Geisterkillerin.«
»Normalerweise sind wir dafür nicht …«
»Das ist nicht fair«, sagte er. »Wie sollen meine Männer gegen dich ankommen? Du bist die Gottheit.«
»Ich bin keine Gottheit«, erwiderte Walküre bestimmt. »Ich sehe nur so aus wie sie.«
Er griff nach seiner Aktentasche …
Aber sie war mit drei Schritten bei ihm, worauf er auf den Hintern fiel, mit der Waffe herumfuchtelte, die er aus der Tasche geholt hatte, und aufschrie, als sie ihm aus den Händen flog. Walküre stellte ihren Fuß auf seine Brust, drückte ihr Bein durch und klemmte ihn zwischen der Wand und dem Stuhl ein, der leicht kippte und in der Ecke stecken blieb. Er schnippte wiederholt mit den Fingern und erzeugte dabei kleine Funken.
»Hör auf damit«, forderte sie.
Er versuchte es weiter, war aber zu sehr in Panik, um die Funken in einen Feuerball zu verwandeln. Walküre drehte ihren Fuß seitwärts und schob ihn seinen Körper hinauf, gegen seine Kehle. Er würgte, dann öffnete er beide Hände und spreizte sie, als Zeichen der Kapitulation.
»Es tut mir leid«, japste er.
Sie verringerte den Druck, wenn auch nur leicht. »Wie heißt du?«
»Das möchte ich lieber nicht sagen.«
»Du möchtest es lieber nicht sagen?«
»Wenn es dir nichts ausmacht.«
Weiße Energie knisterte um ihre Hand. »Die nächsten Worte aus deinem Mund werden deinen Namen bilden. Und wenn der Name, den du mir nennst, nicht mit dem Namen übereinstimmt, den mir der Kerl draußen im Korridor verraten hat, werde ich dich bewusstlos schlagen – genau so, wie ich es mit dem Kerl da draußen auch getan habe.«
Der Mann in den Golfshorts ließ den Kopf hängen. »Dour«, sagte er. »Grantley Dour.«
»Freut mich, dich kennenzulernen, Grantley. Ich bin in der unglücklichen Lage, dir sagen zu müssen, dass du in enormen Schwierigkeiten steckst.«
Er leckte sich über die Lippen. »Vielleicht.«
»Oh, in dieser Unterhaltung gibt es kein Vielleicht.«
»Ich weiß nur nicht, ob du hier, in Mexiko, überhaupt rechtlich zuständig bist, das ist alles. Ich bin also nicht ganz sicher, ob das hier überhaupt legal ist. Und wenn ich so darüber nachdenke, denke ich, dass ich dich wegen Körperverletzung anzeigen sollte.«
Sie schüttelte den Kopf, hauptsächlich um ihre Geduld nicht zu verlieren. »Ich bin eine Schlichterin, Grantley. Weißt du, was ein Schlichter ist?«
»Ja.«
»Tatsächlich?«
»Nicht wirklich.«
»Ein Schlichter ist ein Polizist, der für alles und jeden rechtlich zuständig ist. Ich brauche keine Genehmigung eines Sanktuariums, um in dessen Gebiet zu operieren. Ist das nicht toll? Für mich natürlich. Aber nicht für dich. Für dich ist es Mist. Hast du eine Ahnung, wie viel Ärger dir blüht, weil du eine Waffe auf mich gerichtet hast?«
»Das … Das habe ich nicht gewollt.«
»Du hast es nicht gewollt? Es war also ein Unfall?«
Er nickte oder versuchte es zumindest. »Ich benutze eigentlich nie Waffen. Ich habe sie heute nur mitgebracht, weil ich, du weißt schon …«
»Weil du davon ausgegangen bist, dass du es mit Terroristen zu tun bekommst.«
Er verzog das Gesicht. »Sollten wir sie wirklich als Terroristen bezeichnen?«
»Sie verüben Terroranschläge – also sollten wir sie definitiv als Terroristen bezeichnen.«
»Du hast doch sicher schon mal gehört, dass der Terrorist des einen der Freiheitskämpfer des anderen ist?«
»Für dich ist das also gehüpft wie geschossen, Grantley? Ist das dein Argument?«
Er schwieg einen Moment und erwiderte dann: »Ich glaube, ich weiß nicht mal, wovon du redest. Ich bin hier nur im Urlaub.«
»Hör zu: Du hättest damit anfangen sollen, auf Unwissenheit zu plädieren, um danach, wenn das nicht geklappt hat, einen auf Freiheitskämpfer zu machen. Du bist nicht sehr gut in alldem hier, oder?«
»Nein, ich glaube nicht. Könntest du … Darf ich bitte aufstehen?«
»Fühlst du dich unwohl?«
»Diese Haltung ist ziemlich schmerzhaft.«
»Dann hättest du mich vermutlich nicht mit einer Waffe bedrohen sollen.«
»Aber ich habe sie weggeworfen!«, protestierte er.
»Sie ist dir aus der Hand gefallen.«
»Das war mein Unterbewusstsein, das sich über diese ausgesprochen unüberlegte Entscheidung hinweggesetzt hat –eine unüberlegte, verzweifelte und, wenn ich so sagen darf, völlig untypische Entscheidung.«
Walküre ließ sich einen Moment Zeit, dann nahm sie ihren Fuß von seiner Kehle.
»Danke«, sagte er. »Darf ich aufstehen?«
»Nein. Wo ist sie?«
Er schluckte, blinzelte und fragte dann wenig überzeugend: »Wo ist was?«
»Grantley«, sagte Walküre streng, »wir haben doch bereits geklärt, dass du in alldem hier nicht sehr gut bist, oder? Versuch nicht, mich hinzuhalten, lüg mich nicht an, und komm ja nicht auf die Idee, dich herauszureden. Ich habe dich dabei ertappt, wie du dich mit einem bekannten Terroristen treffen wolltest, um ihm eine Waffe zu verkaufen, die er für einen bevorstehenden Anschlag verwenden wollte.«
»Es ist keine …«
»Wenn wir Sterbliche wären, würde ich dir jetzt deine Rechte verlesen und dir sagen, dass du dir einen Anwalt nehmen solltest. Aber als Zauberer brauchen wir uns mit solchen Kleinigkeiten nicht aufzuhalten, oder?«
»Nein«, sagte er leise.
»Also, wo ist sie?«
Er deutete mit einem zitternden Finger auf die Aktentasche. Walküre ging in die Hocke, drehte die Tasche zu sich und nahm einen Glaszylinder heraus, dessen Inneres in sechs Abschnitte unterteilt und der von durchsichtigen Röhren durchzogen war.
»Was ist das?«, fragte Walküre und richtete sich auf.
»Es ist keine Waffe. Es ist ein Filter, den ich erfunden habe.«
»Was filtert er?«
»Er filtert und reguliert verschiedene Energien.«
»Wofür wird er verwendet?«
»Eigentlich ist es ein Prototyp. Ich habe ihn gebaut, um Dimensionsboxen zu stabilisieren. Um die Integrität der Portale zu erhalten, wenn man von einer Dimension in die andere reist.«
»Ich wusste gar nicht, dass Portale ihre Integrität verlieren können.«
»Na ja, im Moment tun sie das auch nicht«, räumte Dour ein. »Aber es könnte in der Zukunft passieren. Also habe ich den Filter gebaut, um das zu kompensieren. Aber niemand war daran interessiert, weil, na ja …«
»Weil die Integrität der Portale überhaupt nicht gefährdet ist?«
»Das behaupten die Experten«, sagte Dour und rollte mit den Augen.
»Und warum wollen ein paar Terroristen den Filter haben?«
»Ich habe wirklich keine Ahnung.«
»Grantley, der Mann, der sich hier mit dir treffen wollte, ist gar nicht der Mann, den wir suchen. Wir wollen denjenigen, der ihn geschickt hat. Wir wollen den Namen deiner Kontaktperson.«
Dour zuckte zusammen. »Ich würde ihn dir ja gern geben, aber soweit ich weiß, gibt es einen Verhaltenskodex für solche Dinge. Zum Beispiel: Verräter brauchen Sanitäter. Hast du schon mal davon gehört?«
»Ja, davon habe ich gehört – aber das gilt nur für Kriminelle, Grantley. Du bist kein Krimineller. Du siehst wie ein netter, anständiger, respektabler Kerl aus. Wahrscheinlich bist du noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten, habe ich recht?«
»Nicht mal einen Parkzettel fürs Falschparken.«
»Also muss ich mich fragen: Warum ist ein anständiger Kerl wie du so weit gereist, um sich mit bekannten Terroristen zu treffen?«
»Na ja, alles begann damit, dass sie mich anriefen und mir Geld anboten.«
»Und das war’s? Sie hatten nichts gegen dich in der Hand? Sie haben dich nicht erpresst oder dich oder jemanden, den du liebst, bedroht?«
»Nein. Es ging nur um Geld. Ich glaube, der einzige Grund, warum ich so was noch nie zuvor gemacht habe, ist der, dass mir noch nie jemand so was angeboten hat.«
»Ganz ehrlich, Grantley: Du enttäuschst mich.«
»Tut mir leid.«
»Wenn du mir den Namen deiner Kontaktperson nennst, steigen deine Chancen auf Strafminderung schlagartig. Oder willst du wirklich die nächsten zwanzig Jahre im Ironpoint-Gefängnis verbringen? Oder im Coldheart-Gefängnis? Gib mir den Namen deiner Kontaktperson, und du bekommst nur ein paar Jahre, irgendwo in einem kleinen Gefängnis mit minimaler Sicherheitsstufe.«
»Das hört sich tatsächlich gut an.«
»Ja, nicht wahr?«
»Erzähl ihr kein einziges weiteres Wort«, sagte ein Mann, der gerade eintrat. Als er seinen Satz beendet hatte, war Walküre bereits herumgewirbelt, und Energie knisterte in ihrer freien Hand.
Der Mann hatte lange graue Haare, war schlank und besaß sehnige Muskeln. Er trug kein Hemd, und seine ausgefranste Jeans steckte in alten, abgenutzten Kampfstiefeln. Auf seinem Oberkörper wimmelte es von tätowierten Dämonen, die unter seiner Haut hervorkrochen, und auf der unteren Hälfte seines Kiefers war ein grinsender Mund tätowiert. Sein Name war Gleeman Shakespeare, aber die Presse und die Polizei hatten einen anderen Namen für ihn, in Erinnerung daran, was er in die Körper seiner Opfer geritzt hatte.
Mr Glee.
»SCHWIRR AB, mein Vögelchen«, forderte Glee Dour auf, wobei er Walküre jedoch keine Sekunde aus den Augen ließ. Er hielt ein langes Messer in der Hand. »Ich kümmere mich um die Kleine.«
»Ich glaube nicht, dass ich ihn kenne«, sagte Dour leise zu Walküre, als stünden sie auf derselben Seite. Dann fragte er, etwas lauter: »Kenne ich Sie?«
»Nein«, sagte Glee, »aber mach dir deshalb keine Sorgen. Ich bin bei solchen Treffen immer dabei, damit nichts schiefgeht.«
»Sie sind einer der Terroristen?«
»Nicht doch. Ich dachte, wir mögen das T-Wort nicht.«
»Dann sind Sie einer der Freiheitskämpfer?«
»Nein.«
»Aber sie haben Sie geschickt?«
»Genau.«
»Bleib ja, wo du bist, Grantley«, befahl Walküre.
»Ganz im Gegenteil, Grantley«, sagte Glee. »Sieh zu, dass du von hier verschwindest.«
Dour zögerte. »Ich meine … Ich weiß das Angebot wirklich zu schätzen, aber das hier ist Walküre Unruh. Und ich möchte die ganze Sache für mich nicht noch verschlimmern, indem ich den Schauplatz verlasse. Denn wenn Sie dann versuchen, sie zu töten, aber scheitern, würde es so aussehen, als wäre ich in das Ganze verwickelt oder würde es irgendwie gutheißen – obwohl ich Gewalt nicht gutheiße, ganz und gar nicht.«
»Wenn du nicht sofort abschwirrst, bringe ich zuerst sie um und dann dich.«
»Ja, wenn das so ist«, sagte Dour und wollte zur Tür gehen, aber Glee versperrte ihm den Weg.
»Ich sagte abschwirren.«
»Wie bitte?«
»Du bist ein Elementemagier, oder? Du kannst fliegen, stimmt’s?«
»Ja, schon«, antwortete Dour mit einem Hauch von Sorge in der Stimme. »Aber ich bin noch nie mehr als ein paar Meter über dem Boden geschwebt, und wir befinden uns im obersten Stockwerk eines sehr hohen Hotels.«
Glee zuckte die Schultern. »Falls du meine Hilfe brauchst, werf ich dich gern vom Balkon.«
Dour wurde bleich, schaute kurz zu Walküre, öffnete dann die Schiebetür und eilte auf den Balkon hinaus.
»Er wird sich umbringen«, sagte Walküre.
Mr Glee verzog das Gesicht zu einem – in seinen Augen wahrscheinlich verschmitzten – Grinsen. »Ich weiß, aber verrat ihm das nicht. So ist es viel lustiger.«
Dour stand am Geländer, schaute in die Tiefe und fuchtelte mit den Händen an den Seiten. Schließlich erhob er sich langsam in die Luft.
Mit vorsichtigen Schritten legte Walküre den Filter auf den Nachttisch neben sich. »Hab dich lange nicht mehr gesehen, Gleeman. Ich dachte, du wärst gestorben.«
»Und wenn schon. Heutzutage lassen sich manche Leute nicht mal mehr vom Tod aufhalten. Ein paar Freunde von dir sind mit dem Großen Neustart doch auch wieder ins Leben zurückgekehrt, stimmt’s?«
»Stimmt.«
»Und du glaubst wahrscheinlich, dass dich unsere Herrin und Retterin Darquise wiedererweckt, wenn ich dich hier töte.«
»Ich bezweifle, dass wir Gelegenheit haben werden, das herauszufinden«, entgegnete Walküre und jagte eine Handvoll Blitze in seine Brust.
Zumindest hatte sie das vorgehabt. Doch als sie ihre Hand vorstreckte, tippte er auf eine Tätowierung, und ein blauer Schild leuchtete auf, fing den Blitz ein und zerstreute diesen um ihn herum. Dann stürmte Glee auf sie zu, und der blaue Schild flackerte und erlosch, als er sein Messer in Richtung ihres Unterleibs stieß. Walküre packte sein Handgelenk mit beiden Händen und wich dem Stoß mit einer Drehung der Hüfte aus, wobei die Spitze der Klinge ihre Haut streifte. Er griff mit seiner freien Hand in ihre Haare und riss sie rückwärts. Sie prallte gegen die Wand und lenkte das Messer um, schlang ihren Arm um seinen und rammte einen Ellbogen in sein tätowiertes Grinsen. Dann stürzten sie aufs Bett, und er bekam seine Messerhand frei, aber sie fing sie erneut ab – die unmittelbare Gefahr war zu groß, um Magie einzusetzen. Sie wand sich unter ihm hervor, fiel auf den Boden, zog sich unter das Bett und presste beide Hände gegen die Unterseite der Matratze. Zwillingsblitze durchschlugen den Stoff und den Schaumstoff, und Mr Glee schrie auf und rollte auf den Boden. Seine linke Schulter brannte. Er zischte Walküre an und machte sich unsichtbar.
Fluchend kletterte Walküre auf der anderen Seite unter dem Bett hervor, stand auf und wich zurück, wobei sie auf Schritte, auf Atemzüge, auf das Geräusch eines bevorstehenden Angriffs lauschte. Sie warf einen Blick zur Balkontür. Grantley Dour flog zwar, aber er brachte nicht viel mehr zustande, als zu schweben und sich von der warmen Brise weiter vom Balkon wegtragen zu lassen. Dann begann er, sich im Kreis zu drehen, während sich sein Gesicht vor panischer Angst verzerrte. Er würde abstürzen, da war Walküre sich absolut sicher.
Dann stürzte er ab.
»Verdammt«, murmelte sie.
Sie rannte zum Balkon und hechtete über das Geländer, wobei Energie um ihren Körper herum zu knistern begann. Dour war weit unter ihr und trudelte wild und völlig außer Kontrolle durch die Luft. Sie beschleunigte ihr Tempo, erreichte ihn und packte sein Handgelenk. Durch den Wind, der ihr in den Ohren rauschte, konnte sie seine Schreie kaum hören. Sie tauchte mit dem Kopf unter seinem Körper hindurch und packte eines seiner Beine, sodass sie ihn in einem Gamstragegriff zu fassen bekam – wobei Tragegriff eine optimistische Verwendung des Wortes war, denn sie stürzten beide noch immer trudelnd in Richtung Boden. Als die ruhige Straße unter ihnen in Sichtweite kam, fing Walküre sie beide mit einem kleinen Energiestoß ab, schwebte langsam tiefer und wandte sich dann sanft aufwärts. Dour war nicht besonders schwer, aber er war noch immer ein Mann, und Walküre ächzte und murmelte ein paar Flüche, als sie sein Gewicht auf ihren Schultern spürte und ihre nackten Füße die Baumkronen streiften. Sie fand eine abgelegene Wiese, auf der sie landen konnten, und ließ ihn auf das Gras fallen, bevor sie selbst auf dem Boden aufsetzte.
Dour streckte alle viere von sich, umarmte die Erde wie ein dankbarer Seestern, und in seinem leisen, entsetzten Wortschwall tauchte wiederholt das Wort »Danke« auf.
Walküre wartete, bis ihr das Herz nicht mehr bis zum Hals schlug, und rückte dann ihren Pferdeschwanz zurecht. »Der Name deines Kontakts«, sagte sie schließlich.
Dour drehte sich so, dass er zu ihr aufblicken konnte. »Du hast mich gerettet.«
»Das ist mir bewusst.«
»Ich hätte sterben können.«
»Das wäre ganz sicher passiert.«
Er nickte, wobei sein Kopf ins Gras stieß. »Er hat mich dazu gezwungen. Ich wusste, dass ich nicht fliegen kann, und das habe ich ihm auch gesagt, aber er hat mich dazu gebracht.«
»Serienmörder kennen keine Freunde, Grantley. Genauso wenig wie Terroristen. Wer ist dein Kontakt?«
Dour hievte sich auf Hände und Knie und kippte dann seitlich in eine Sitzposition um. Sein Gesicht war unglaublich blass, und seine Hände zitterten. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Sie haben mir ihre Namen nicht genannt. Aber sie haben im Namen von Chorus Wild mit mir gesprochen.«
Walküre runzelte die Stirn. »Du wolltest deinen Filter an Chorus Wild verkaufen? Nach allem, was er getan hat? Nach all den Leuten, die seine Gruppe getötet hat?«
»Sie … Sie sagten, sie würden mir eine Menge Geld zahlen.«
Aufgebracht zeigte Walküre mit dem Finger auf ihn. »Du bleibst hier.«
»Okay.«
»Wenn du wegläufst, werden wir dich finden. Und dann werde ich nicht sehr zufrieden mit dir sein.«
»Ich bleibe hier.«
Sie nickte, lief dann zurück zum Hotel und suchte sich eine Wand in einer Ecke des Hotels aus, wo das Risiko, gesehen zu werden, geringer war. Dort hob sie ab, flog zwischen den Fenstern hindurch bis zum obersten Stockwerk, ließ sich zur Seite treiben und landete auf dem Balkon. Die beiden Schwergewichtler waren noch immer bewusstlos, und von Mr Glee fehlte jede Spur. Aber das hatte nichts zu bedeuten – nicht, wenn man es mit einem unsichtbaren Mann zu tun hatte.
Walküre kniff die Augen zusammen und konzentrierte ihre Magie darauf, den Schalter in ihrem Kopf umzulegen, der ihre Aura-Sicht aktivierte. Als der Schalter sich schließlich umlegte, verursachte er Kopfschmerzen, die sie zusammenzucken ließen. Die Dornröschen auf dem Boden leuchteten in einem trüben Orange, und auch die Auren der Männer im Flur waren durch die Wand hindurch sichtbar. Und Mr Glees Aura – eine wirbelnde Masse aus Farben direkt neben dem Bett – beobachtete sie, als sie vorsichtig in den Raum trat.
Sie füllte ihre Hände mit Energie und ließ ihren Blick über ihn schweifen, während sie sich langsam dem Filter näherte. Zwar konnte sie sein Messer nicht sehen – unsichtbare Klingen hatten keine Aura –, aber sie wusste, dass er es in der rechten Hand hielt, weil er diesen Arm zurücknahm und zum Stoß bereithielt. Sie trat näher an das Bett heran, und er trat näher an sie heran. Sie machte einen weiteren Schritt, und er folgte ihr. Doch kurz bevor er sich auf sie stürzen konnte, gab sie ihr Versteckspiel auf und feuerte ihre Energie ab. Aber Glee drehte sich im letzten Moment zur Seite, und der Blitz streifte seine Schulter, während er wieder sichtbar wurde.
Walküre stürzte sich auf ihn, packte ihn und schlug auf ihn ein, und dann kam eine andere Aura hereingestürmt und schlang von hinten einen Arm um Glees Hals. Gemeinsam stürzten sie zu Boden, und Walküre landete einen soliden Treffer, bevor Glee strampelnd auf die Beine kam, sich wieder unsichtbar machte und stolpernd aus dem Raum rannte.
Sofort verfolgte Walküre seine Aura durch die Wand und beobachtete, wie er eine Tür aufstieß und die Treppe hinunterrannte, bis seine Farbe aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Dann schloss sie die Augen und schüttelte den Kopf, und als die Aura-Sicht erlosch, blickte sie den Neuankömmling an.
»Oh, richtig«, sagte sie.
Myosotis Terra schenkte ihr ein Lächeln. »Alles okay?«, fragte sie.
»Mir geht’s prima«, sagte Walküre. Sie hatte völlig vergessen, dass Myosotis sie überhaupt erst für diese Untersuchung angefordert hatte und dass sie bereits zwei Wochen vor Walküres und Militsas Ankunft im Hotel gewesen war. Aber die Tatsache, dass sie das Ganze völlig vergessen hatte, erfüllte Walküre nicht mit Schuldgefühlen: Myosotis’ Fähigkeit bestand darin, aus dem Gedächtnis von Leuten zu verschwinden, sobald sie sich aus deren Blickfeld entfernte.
»Du blutest«, sagte Myosotis.
»Tatsächlich?« Walküre schaute auf den Schnitt quer über ihren Bauch. »Verdammter Mist.«
Myosotis ging ins Bad, und Walküre sah sich nach etwas um, das die Blutung stoppen konnte. Der Schnitt war nicht besonders tief, eher unangenehm, aber jetzt, da sie sich seiner Existenz bewusst war, suchte ihr Verstand nach dem Schmerz … und hey, da war er ja.
Myosotis Terra trat plötzlich aus dem Bad, und Walküre fluchte erschrocken.
»Oh, richtig«, seufzte sie, und Myosotis warf ihr das Handtuch zu. Sie presste es gegen ihren Bauch, und das Blut sickerte schnell in die Baumwolle. Es war ihr auch über die Beine gelaufen, und jetzt fiel ihr auf, dass sie blutige Fußspuren hinterlassen hatte, als sie vom Balkon ins Zimmer gekommen war. »Ups«, sagte sie und nahm den Filter vom Nachttisch.
»Hast du einen Namen aus ihm herausbekommen?«, fragte eine Stimme hinter ihr, und Walküre drehte sich ruckartig um, ihre Blitze zum Abfeuern bereit. Als sie Myosotis sah, entspannte sie sich. »Oh, richtig«, sagte sie.
Myosotis seufzte. »Wenn du das Armband nicht trägst, das ich dir gegeben habe, wirst du dich nie an mich erinnern.«
»Wir haben unsere Armbänder abgenommen, weil wir Angst hatten, dass die Bösen jemanden haben, der die Gäste nach magischen Gegenständen durchleuchtet«, antwortete Walküre schulterzuckend. »Und ich habe tatsächlich einen Namen: Chorus Wild.«
Myosotis zog eine Augenbraue hoch. »Es handelt sich also um eine Operation der Conductors? Dann ist es ja gut, dass wir hier sind.«
»Der Lieferant ist ein Kerl namens Grantley Dour«, berichtete Walküre, während sie den Filter inspizierte. »Er hockt da draußen im Gras und überdenkt sein Leben.«
»Ich werde jemanden zu ihm schicken, der ihn verhaftet«, sagte Myosotis und tippte auf ihr Handy. Sie arbeitete für das deutsche Sanktuarium, schien aber überall Freunde zu haben – eine bemerkenswerte Leistung für jemanden mit ihrer Fähigkeit. »Wir sollten besser von hier verschwinden, bevor die Sterblichen kapieren, was hier los ist.«
»Stimmt«, sagte Walküre, doch bevor sie sich auf den Weg machte, konzentrierte sie sich und ließ die Magie in sich aufsteigen. Energie tanzte über ihre Haut und verbrannte das Blut zu kleinen Dampfwolken, die sich schnell auflösten. Als sie fertig war, drückte sie das Handtuch erneut auf ihre Körpermitte und ging hinaus in den Hotelflur. Der Mann im Leinenanzug lag noch immer bewusstlos auf dem Boden, aber der große Kerl kroch gerade auf Händen und Knien aus dem Aufzug.
»Ich kümmere mich um ihn«, sagte eine Stimme hinter ihr, und Walküre zuckte zusammen, als Myosotis Terra an ihr vorbeiging.
»Oh, richtig«, murmelte Walküre.
Myosotis verpasste dem großen Kerl einen Tritt ins Gesicht, woraufhin er umkippte und wieder einschlief, dann betrat sie den Aufzug. Walküre folgte ihr. Die Aufzugtüren wurden noch immer durch den ausgestreckten Arm des kleineren Kerls offen gehalten, was sehr nett von ihm war. Sie stieg über ihn hinweg in die Kabine – und sprang in Panik zurück, legte die Hand auf ihre Brust und spürte ihren rasenden Herzschlag.
»Herrgott noch mal!« Sie wirbelte zu Myosotis herum, die sich die Fußknöchel des kleineren Kerls unter die Arme geklemmt hatte. »Das machst du mit Absicht, oder?«
»Manchmal«, sagte Myosotis mit einem verschmitzten Grinsen und zerrte den kleineren Kerl auf den Flur hinaus. Walküre drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand, spürte die Kühle auf ihrer Haut und versuchte, den Schmerz an ihrem Bauch zu ignorieren. Myosotis legte den Kerl vor den Türen ab und schenkte Walküre ein weiteres Grinsen.
Walküre funkelte sie an. »Wag es ja nicht. Ich schwöre dir …«
Myosotis machte einen Schritt außer Sichtweite, und Walküre runzelte die Stirn, weil irgendetwas ihren Gedankengang unterbrochen hatte. Sie wartete darauf, dass sich die Türen schlossen, und dann sprang Myosotis Terra in ihr Blickfeld, und Walküre schrie erschrocken auf.
»Oh, ich hasse dich«, brummte Walküre, und Myosotis lachte und stellte sich neben sie in den Aufzug.
Bevor sie das Erdgeschoss erreichten, aktivierte Walküre kurz ihr Aura-Sehen, nur um sicherzugehen, dass Mr Glee nicht in der Lobby auf sie lauerte. Dann wartete sie in der Hotelhalle, während Myosotis zum Pool ging, um Militsa zu holen, und gab sich dabei alle Mühe, nicht auf den Boden zu bluten. Ein Angestellter kam vorbei, und Walküre lächelte ihn an. Sie wusste, dass es eine Vorschrift gab, die besagte, dass man nicht in Badekleidung durch das Hotel laufen durfte. Doch er sprach sie nicht darauf an – wahrscheinlich, weil sie so verlegen herumstand. Als er verschwunden war, eilte sie durch die Lobby in Richtung Pool, um Militsa zu holen, und war überrascht, dass sie ihr entgegenkam, neben sich ein blondes Mädchen mit …
Oh, richtig.
Zu dritt gingen sie in das Zimmer von Walküre und Militsa, wo sie schnell alles zusammenpackten. Dann kontaktierten sie Fletcher, damit er sie abholte, und er teleportierte sich direkt in ihr Zimmer.
Myosotis lief sofort rot an. Sie war schon seit Jahren in Fletcher Renn verknallt, und ihre Unbeholfenheit amüsierte Walküre immer wieder.
»Myosotis«, sagte Fletcher überrascht. »Ich wusste nicht, dass du hier bist. Oder vielleicht doch? Hab ich das gewusst und nur vergessen? Oder habe ich es gar nicht gewusst?«
»Wenn du es gewusst hättest, hättest du dich in dem Moment erinnert, als du mich gesehen hast«, antwortete Myosotis.
»Du wusstest es nicht«, sagte Walküre. »Hochsensible Informationen dürfen nur Leuten anvertraut werden, denen man auch hochsensible Dinge anvertrauen kann. Und dazu gehörst du nicht.«
Fletcher nickte. »Stimmt, ich bin verdammt schlecht darin, Geheimnisse zu bewahren. Habt ihr bekommen, was ihr wolltet? Oh, Moment mal, blutest du etwa?«
»Ja, haben wir. Und ja, ich blute«, antwortete Walküre.
»Unser erster Halt ist also die Krankenstation«, sagte Militsa.
Sie schnappten sich ihre Taschen und hakten einander unter, und einen Moment später standen sie im siebten Geschoss des Obersten Sanktuariums, und Reverie Synecdoche hastete herbei.
»Keine große Sache«, sagte Walküre, während Reverie das Handtuch von Walküres Bauch entfernte.
»Bist du Ärztin, Walküre Unruh?«, fragte Reverie, den Blick auf die Wunde gerichtet.
»Du meinst, von Beruf?«
Reverie hatte einen ganz besonderen Blick, mit dem sie Walküre mitteilte, wann es in Ordnung war, Witze zu reißen, und wann Reverie einfach zu beschäftigt für Blödsinn war.
»Nein«, sagte Walküre mit einer Stimme, so leise wie die eines getadelten Schulkinds. »Ich bin keine Ärztin.«
»Und kannst du dich selbst heilen?«
»Nein, nicht mehr.«
Reverie nickte, richtete sich auf und setzte ein Lächeln auf, das kein Lächeln war. »Wie wäre es dann, wenn du mir die Diagnose überlässt? Dein übliches Bett wartet auf dich. Ich werde in Kürze jemanden zu dir schicken.«
»Heißt das also, dass meine Diagnose richtig war?«, fragte Walküre, aber Reverie hatte sich schon zum Gehen gewandt.
»Ich muss dem Rat Bericht erstatten«, sagte Myosotis und umarmte sie. »Aber wir bleiben in Kontakt. Wir müssen uns überlegen, was wir mit Chorus Wild machen.«
»Danke für deine Hilfe«, sagte Walküre.
»Wozu sind Freunde da?« Myosotis lächelte. Fletcher streckte ihr seinen Arm entgegen, und Myosotis kicherte tatsächlich, als sie sich bei ihm unterhakte und er sie wegteleportierte.
Während Militsa Walküre zu ihrem Bett auf der Station begleitete, dachte Walküre darüber nach, dass sie Fletcher eigentlich mit jemandem hatte verkuppeln wollen. Aber sie konnte sich einfach nicht mehr daran erinnern, wer das gewesen war.
»Wie stark sind deine Schmerzen?«, fragte Militsa. »Eins wäre, wenn dir ein Taschenbuch auf den Fuß fällt, und dreizehn, wenn dein ganzer Körper in Flammen steht.«
Walküre runzelte die Stirn. »Die Skala geht bis dreizehn?«
»Auf welcher Stufe bist du? Bei einer Zwei oder so?«
»Was wäre eine Zwei auf deiner Skala?«
»Stufe zwei ist, wenn man sich beim Aufstellen eines Regals aus Versehen mit dem Hammer auf den Daumen haut.«
»Das ist eine drastische Steigerung gegenüber einem Taschenbuch, das einem auf den Fuß fällt.«
»Die Skala ist ziemlich uneinheitlich.«
»Dann bin ich wahrscheinlich auf Stufe drei.«
Militsa nickte. »Du wirst also gerade von einem Hai gefressen. Verstehe.«
Walküre lächelte. »Ich bin so froh, dass ich dich in meinem Leben habe. Niemand außer dir ist genauso seltsam wie ich.«
»Skulduggery ist auch ziemlich seltsam.«
»Niemand Lebendiges.« Sie nahm Militsas Hand. »Mit mir ist alles okay.«
»Ich weiß. Das ist ziemlich offensichtlich.«
»Milly, Schätzchen, sieh mich an. Mir geht es gut.«
Militsa nickte, und dann lief eine Träne über ihre Wange. »Oh mein Gott«, sagte sie entsetzt. »Wo zum Teufel kam die denn her?«
»Das passiert immer dann, wenn du siehst, dass ich verletzt bin. Du machst Witze und tust so, als würde es dir nichts ausmachen, und dann werden deine Augen feucht, du schiebst das Kinn vor und deine Unterlippe beginnt zu zittern.«
»Das denkst du dir doch nur aus.«
»Nein, tue ich nicht.«
»Ich habe gar keine Unterlippe.«
»Ach nein?«, fragte Walküre und zog sie an sich. »Und was küsse ich dann gerade?«
Militsa legte eine Hand an Walküres Gesicht, während sie sich küssten, und als sie sich trennten, murmelte sie: »Ich mag es einfach nicht, wenn du verletzt wirst.«
»Ich weiß.«
»Das macht mir Angst.«
»Ich weiß.«
»Was wäre, wenn es schlimmer gewesen wäre? Was wäre, wenn der Schnitt tiefer gewesen wäre? Du hättest getötet werden können.«
Walküre schaute ihr fest in die Augen. »Das wird nicht passieren.«
»Das weißt du nicht.«
»Was hat die Puppe in dem Film gesagt, den du so liebst? Ich verspreche, dass ich niemals sterben werde.«
Militsa musterte sie verblüfft. »Ich habe diesen Film gehasst.«
»Du hast ihn geliebt. Wir haben ihn zusammen gesehen und konnten nicht aufhören zu lachen. Das ist eine meiner schönsten Erinnerungen an uns beide. Der Hammer auf dem Tisch. Matt Damon. Es war einfach ein toller Film.«
»Wally, ich habe ihn nie mit dir zusammen gesehen. Das ist ein typischer Tanith-Film.«
»Stimmt, es ist wirklich ein Tanith-Film«, räumte Walküre ein. »Ich glaube, ich habe ihn tatsächlich mit ihr zusammen gesehen.«
»Und das ist eine deiner schönsten Erinnerungen an uns?«
»Dieser ganze Blutverlust lässt mich wirres Zeugs reden«, sagte Walküre und lehnte sich in die Kissen.
»Militsa, soll ich dich mitnehmen?«, fragte Fletcher, der mit den Ferienkoffern in der Hand ins Zimmer kam.
»Gern.« Militsa gab Walküre einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich mit Walküres Ex-Freund in Luft auflöste.
Als Walküre allein war, versuchte sie, die lange Wunde zu schließen, indem sie die Haut zwischen ihren Fingern zusammendrückte. Vor Jahren wäre sie in der Lage gewesen, diese Wunde ohne fremde Hilfe zu heilen. Und bei einer komplizierteren Wunde hätte sie die Hand ausstrecken, sich mit dem Geist eines Arztes verbinden und von dessen Fähigkeiten und Fachwissen profitieren können, bis sie genau wusste, was geheilt werden musste und was dafür zu tun war. Damals tat ihre Magie einfach alles, was sie ihr befahl.
Aber diese Zeiten waren vorbei. Heutzutage wurden ihre einzigartigen Kräfte mehr und mehr eingeschränkt. Es machte ihr nichts aus, einige dieser Fähigkeiten zu verlieren, insbesondere den telepathischen Teil. Aber wenn sie jemals ihre Flugfähigkeit oder ihre Blitze verlieren sollte, würde sie alle Hebel in Bewegung setzen, um das rückgängig zu machen – ganz gleich, was dann mit ihr passieren würde.
Sie hatte schon seit einiger Zeit den vagen Verdacht, dass ihre abnehmenden Kräfte damit zusammenhingen, dass sie die gesamte Katahedral-Energie absorbiert hatte, als das Zepter der Urväter in ihrer Hand explodiert war. Aber sie dachte nicht gern über diese Menge an zerstörerischem Potenzial nach, die in ihr herumwirbelte. Sie war bereits die Geisterkillerin und die Weltenkillerin, und sie wollte die Zahl ihrer Spitznamen nicht noch weiter erhöhen.
Einer der Assistenzärzte kam herein und kümmerte sich um ihre Verletzung. Die Schmerzen verschwanden sofort, ohne dass sie irgendwelche Hanna-Blätter kauen musste, und die Wunde schloss sich, ohne dass auch nur die geringste Spur einer Narbe zurückblieb. Der Arzt riet ihr, sie solle in den nächsten Tagen viel Huhn und Fisch essen und viel Wasser trinken, und dann verließ er das Zimmer, um sich um den nächsten Idioten zu kümmern, der in einem dieser Betten gelandet war. Walküre stand auf und wurde sich plötzlich bewusst, dass sie nur einen Bikini trug.
»Auftrag erfüllt, und du bist braun geworden«, sagte Fletcher von der Tür aus. Er hatte eine Einkaufstasche dabei.
»Neidisch?«, fragte Walküre.
»Ich würde auch gern eine Woche Urlaub in Mexiko machen und das als Arbeit bezeichnen – aber einige von uns haben tatsächlich einen richtigen Job. Wenn ich euch Geheimagenten nicht gerade von einer gefährlichen Situation zur nächsten bringe, zeige ich der nächsten Generation von Teleportern, wie sie das Beste aus ihrem Talent herausholen können.«
Sie starrte ihn in gespielter Ehrfurcht an. »Du bist wirklich eine Inspiration.«
»Ja, nicht wahr?«, erwiderte er und warf ihr die Tasche zu. »Militsa meinte, du könntest das brauchen.«
Ihre Freundin war einfach die beste. »Dreh dich um.«
Walküre schlüpfte in ein paar Kleidungsstücke, die für sie schon eine Art Uniform waren: schwarze Hose, schwarze Stiefel, schwarzes Tanktop. Dann griff sie nach ihrer Jacke und warf den blutgetränkten Bikini in den Mülleimer.
»Wohin muss ich jetzt?«, fragte sie und gesellte sich zu Fletcher an der Tür.
»Wie kommst du darauf, dass ich das weiß?«
»Du bist ein viel beschäftigter Mann, Fletch, und ich weiß, dass du mich liebst, aber du würdest nie auf mich warten, wenn du mich nicht irgendwo hinbringen müsstest. Was ist passiert?«
Er zögerte.
»Ist mit Skulduggery alles in Ordnung?«
»Ja«, antwortete Fletcher. »Er wartet am Tatort auf dich.«
»An welchem Tatort?«
Fletcher war eitel, was sein Aussehen und sein Haar betraf, und er konnte manchmal ein echter Trottel sein. Und als sie zusammen gewesen waren, hatte Walküre ihn ausgerechnet mit einem Vampir betrogen, sodass sie nie die Art von Freundin gewesen war, die er verdient hatte. Er hatte es in Liebesdingen nicht einfach gehabt, aber nie sein Lächeln verloren, und die letzten zehn Jahre, in denen er zu einem geschätzten Mitglied des Lehrkörpers der Corrival-Schule aufgestiegen war, hatten ihn nur zu einer schrulligeren, liebenswerteren Version von sich selbst gemacht. Walküre kannte ihn besser als irgendjemanden sonst, und sie wusste, zu welch tiefen Gefühlen er fähig war. Und jetzt gerade hatte er diesen Gesichtsausdruck, den er nur bekam, wenn es ernst wurde.
»Es geht um Cadence Clearwater«, sagte er.
Natürlich wusste Walküre, wer Cadence Clearwater war. Sie hatten sie im letzten Jahr von einem Fall abziehen müssen, in dem sie ermittelt hatten – dem Fall, in dem es um Rumour Mills und Ersatz und die Morde an Sterblichen ging. Seitdem hatte Cadence sich einen guten Ruf als clevere Detektivin erarbeitet, die sich von diesem einen Rückschlag – und der Tatsache, dass sie mit dem Verrückten zusammenarbeiten musste, der insgeheim hinter all den Verbrechen gesteckt hatte – nicht von ihrer Hingabe an den Job abbringen ließ.
»Was ist mit ihr?«, fragte Walküre.
»Es tut mir leid«, sagte Fletcher. »Skulduggery wartet, und ich soll dich so schnell wie möglich dorthin bringen. Sie ist tot, Wally. Jemand hat sie umgebracht.«
FLETCHER TELEPORTIERTE SIE an einen Punkt in der Wohnung, an dem das Wohnzimmer in die Küche überging. Das Erste, was Walküre auffiel, war der Geruch. Sie presste sich die Jacke vors Gesicht und atmete durch den Stoff, aber das reichte bei Weitem nicht aus, um den Gestank abzuhalten. Ein Sanktuariumsbeamter in Schutzanzug und Maske sammelte gerade einzelne Haare von den Sofakissen. An der Wand neben dem Kühlschrank hing ein Hochzeitsfoto von zwei Menschen, einem Mann und einer Frau, die Walküre noch nie gesehen hatte. Fletcher, der sich die Nase zuhielt, nickte ihr zu und verschwand, und Skulduggery Pleasant betrat den Raum.
An diesem Tag trug er einen marineblauen Anzug mit passendem Hut, schwarzen Schuhen und schwarzen Handschuhen. Dazu ein hellblaues Hemd und eine marineblaue Krawatte. Walküre hatte ihn seit einer Woche nicht mehr gesehen, aber für Umarmungen war jetzt nicht die Zeit. Er hob eine Hand, und eine Brise wehte sanft über Walküres Gesicht. Sie schnupperte zaghaft, aber die Luft in der Wohnung schien plötzlich von jedem schlechten Geruch befreit zu sein.
»Cory und Arlene Hatch«, sagte Skulduggery. »Seit acht Jahren verheiratet. Lebten seit sechs Jahren hier. Keine Kinder, keine Haustiere.«
»Das sind die beiden, die ich rieche, oder? Wie lange sind sie schon tot?«
»Fünf Tage.«
Er führte sie in den kleinen Flur, vorbei an zwei verschlossenen Türen und hinein ins Schlafzimmer.
Cory und Arlene Hatch lagen in einer Ecke des Raums: Cory auf dem Boden, mit zertrümmertem Schädel, und Arlene schräg auf ihm, achtlos weggeworfen wie eine ungeliebte Puppe.
Skulduggery streckte Walküre sein Handy entgegen. Es zeigte Überwachungsaufnahmen vom Treppenabsatz eines Mehrfamilienhauses – dieses Mehrfamilienhauses, wie sie vermutete. Ein Mann in einem Mantel, mit einer Kapuze, die sein Gesicht verdeckte, stieg die Treppe hinauf. Auf dem Treppenabsatz waren vier Türen zu sehen. Er klopfte mit einer behandschuhten Hand an eine von ihnen, und wenige Sekunden später erschien Cory Hatch. Ihm blieb nicht mal Zeit, eine überraschte Miene zu ziehen, bevor der Mann sich auch schon in die Wohnung drängte und die Tür hinter sich schloss.
»Ich glaube, er hat Cory auf der Stelle getötet«, sagte Skulduggery. »Das war um 14:17 Uhr, letzten Freitagnachmittag. Arlene kam um 18:54 Uhr von der Arbeit. Sie betrat die Wohnung, und das ist das letzte Bild, das wir von ihr haben. Schau dir mal das Bett an.«
Das Bett war gemacht, aber auf einer Seite etwas zerknittert. Die andere Seite, auf der drei Teddybären ordentlich auf dem Kissen saßen, war glatt gestrichen.
»Draußen auf der Straße steht ein Geldautomat mit einer Kamera, die dieses Gebäude zeigt«, fuhr Skulduggery fort. »Der Mörder hat die Wohnung nicht durch die Fenster verlassen. Er ist auch nicht durch die Tür verschwunden – fünf Tage lang nicht.«
»Also hat er hier geschlafen«, folgerte Walküre.
»Ja.«
»Er hat auf der einen Seite des Betts geschlafen, auf der Bettdecke, während Cory und Arlene tot in der Ecke lagen.«
»Er hat sich innerhalb der Wohnung bewegt, vom Schlafzimmer in den Wohnbereich zur Couch. Außerdem hat er in der Küche gegessen und das Bad benutzt. Wir haben bereits eine forensische Untersuchung durchgeführt und werden eine weitere durchführen, sobald man die Leichen abtransportiert hat.«
Walküre streifte ihre Jacke über. Das hier war nicht Mexiko – sie befanden sich in Irland, mitten im Winter, und es war kalt. »Wo ist Cadence?«, fragte sie.
Skulduggery führte sie zurück in den Flur und öffnete die erste Tür, an der sie vorbeikamen.
»Himmel«, sagte Walküre leise.
Skulduggery hielt sein Handy wieder hoch, und Walküre erkannte weitere Bilder vom Treppenabsatz. »Von heute Morgen.«
Eine der anderen Wohnungstüren öffnete sich, und Cadence Clearwater kam heraus, warf sich ihren Mantel über und hängte ihre Tasche über eine Schulter.
Walküre runzelte die Stirn. »Ich dachte, sie lebt in Roarhaven.«
»Im Rahmen von Bürgermeister Gravesides Bestreben, Zauberer besser in die Gesellschaft der Sterblichen zu integrieren, hatte sich Detektivin Clearwater freiwillig gemeldet, die vollen drei Jahre ihrer Probezeit in Dublin zu leben. Du wirkst überrascht.«
Auf dem Handy-Display ging Cadence gerade die Treppe hinunter.
»Sie hat auf mich nicht den Eindruck gemacht, als würde sie besonders gern unter Sterblichen leben. Das ist schon alles«, murmelte Walküre.
Auf dem Bildschirm hielt Cadence inne, fast schon außer Sichtweite. Wegen des Kamerawinkels konnte man ihr Gesicht nicht erkennen, aber man sah, wie sie ihre Hand an die Nase führte. Dann stieg sie die Treppe wieder hinauf, zögerte und ging zu dieser Wohnung. Sie klopfte. Klopfte erneut. Sie schaute sich um, und jetzt konnte Walküre ihre misstrauische Miene erkennen. Cadence griff unter ihren Mantel, an die Hüfte, wo sie ihre Waffe aufbewahrte, nahm aber die Hand runter, als sich die Tür zu öffnen begann. Im nächsten Moment zerrte der Mörder sie in die Wohnung und schloss dann sanft die Tür.
»Er hat sie hier hineingezerrt und sie auch getötet«, berichtete Skulduggery. »Cadence hat sich zwar gewehrt, aber nur kurz und kraftlos. Sie hat keine Magie benutzt.«
»Überhaupt keine?«, fragte Walküre erstaunt. »Nicht einmal in Panik?«
»Zumindest gibt es keinerlei Spuren davon.«
Das Gästezimmer war klein und hatte Arlene Hatch offenbar als eine Art begehbarer Kleiderschrank gedient. Kleidung baumelte von rollbaren Garderobenständern, und übereinandergestapelte, durchsichtige Plastikboxen enthielten zahlreiche Schuhpaare. Cadence lag auf dem Boden neben dem Bett. Sie trug noch immer ihren Mantel und hatte erstaunlicherweise noch immer die Tasche über der Schulter hängen. Und der Raum war voller Blut.
»Er hat eine lange Klinge benutzt«, erklärte Skulduggery. »Eine Machete, möglicherweise eine Art Schwert. Achtundvierzig Sekunden nachdem er Detektivin Clearwater die Tür geöffnet hatte, verließ der Mörder die Wohnung. Als Cadence nicht bei der Arbeit erschien und nicht an ihr Handy ging, wurde ein Routinealarm ausgelöst. Ihr Handy wurde hierher zurückverfolgt, und man schickte einen Beamten, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung war.«
Gemeinsam verließen sie die Wohnung, und Skulduggery ließ seine Hand sinken. Die jetzt nicht länger gefilterte Luft brachte den Gestank zurück, während sie den Flur überquerten. Sie betraten Cadence’ Apartment, und der Geruch verschwand. Die Wohnung war so ordentlich, wie sie nur sein konnte, und voller Umzugskartons, die noch darauf warteten, ausgepackt zu werden.
»Wie lange lebte sie schon hier?«, fragte Walküre.
»Drei Monate.«
Sie nickte. »Das passt in etwa.«
Zumindest um das Wesentliche hatte Cadence sich gekümmert: eine Couch und einen Fernseher, eine Kiste mit Büchern und eine Kaffeemaschine auf der Arbeitsplatte. Nur von Familienfotos oder Anzeichen für ein Privatleben war nichts zu sehen – was aber auch nicht weiter überraschte: Cadence war jemand gewesen, der all diese Dinge bereitwillig zurückgestellt hatte, um beruflich voranzukommen. Für alles andere blieb später noch immer genug Zeit.
Das Klagelied vieler Zauberer.
Ein Team war bereits hier gewesen, aber Walküre und Skulduggery durchsuchten die Wohnung trotzdem noch einmal. Doch sie fanden nichts, was sie stutzig gemacht hätte. Trotz ihres Ehrgeizes hatte Cadence ihre Arbeit anscheinend nicht mit nach Hause genommen – zumal dieses Zuhause mitten im Gebiet der Sterblichen lag.
»Was ist mit ihrem Handy?«, fragte Walküre, als sie sich wieder im Wohnbereich trafen. »Oder ihrer Tasche?«
»Wir haben jemanden, der daran arbeitet, das Handy zu knacken. Die Tasche enthielt nichts, was mit einem Fall zu tun hatte.«
Walküre sah sich um und versuchte sich vorzustellen, wie Cadence sich zu Hause entspannt hatte. Ein unerwartetes Klopfen an der Tür hätte sie sicher misstrauisch gemacht –was den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage in der darauffolgenden Auseinandersetzung hätte bedeuten können. Plötzlich ergab es viel mehr Sinn, dass der Mörder sich die Mühe gemacht hatte, die Wohnung gegenüber zu räumen und zu warten, bis Cadence anklopfte.
»Woran hat sie gearbeitet?«, fragte Walküre.
»Ich weiß es noch nicht«, antwortete Skulduggery. »Wir sind um zwölf mit Ramfeezle verabredet.«
»Wie spät haben wir jetzt? Mein Zeitgefühl ist total durcheinander.«
»11:03 Uhr«, sagte er, ohne auf die Uhr zu schauen. Das war für ihn nicht ungewöhnlich. Er hatte ihr einmal erzählt, dass ein Teil seines Verstandes im Hintergrund unablässig weiterzählte und dass er nur aus einem einzigen Grund nachsah, wie viel Uhr es war – um sich selbst zu beweisen, dass er recht hatte. Typisch Skulduggery.
Sie verließen die Wohnung und gingen die Treppe hinunter.
»Und wie war der Urlaub?«, fragte er und klang dabei munterer. Auch das gehörte zu seinen Fähigkeiten: Er konnte ansatzlos von tiefer Trauer zu begeisterter Freude wechseln – etwas, für das Walküre eine ganze Weile länger brauchte.
»Gut«, sagte sie. »Heiß. Langes Herumliegen auf Sonnenliegen und viel Lesen.«
»Hat Militsa sich einen Sonnenbrand geholt?«
»Ja, einen leichten.«
»Und Myosotis?«
»Wer?«
»Der Grund, warum du dort warst.«
»Oh, richtig, der Fall. Ja, ein Typ namens Grantley Dour wollte einen Energiefilter an die Conductors verkaufen.«
Skulduggery legte den Kopf schräg. »Ist Chorus Wild darin verwickelt?«
»Sieht ganz so aus. Er hatte Mr Glee geschickt, um sicherzustellen, dass der Handel reibungslos abläuft. Was ihm aber nicht gelungen ist – nur falls du dich das gefragt haben solltest.«
»Habt ihr den Filter sichergestellt?«
»Ja. Dour hat ihn gebaut, um die Energie in den Dimensionsboxen zu stabilisieren, aber niemand hat sich bisher dafür interessiert, weil …«
»… die Energie in den Dimensionskisten nicht stabilisiert werden muss.«
»Und ich habe nicht die leiseste Ahnung, warum die Conductors den Filter haben wollten. Er wird im deutschen Sanktuarium untersucht, und ich bin mir sicher, dass wir bald erfahren werden, wie er in eine Waffe verwandelt werden könnte.«
»Und Mr Glee?«
Walküre zuckte die Schultern. »Glee hat mich verletzt, ich habe Glee verletzt. Mir geht es inzwischen besser, also nehme ich an, dass für ihn das Gleiche gilt.«
