SOKO FRIESLAND - Der Tote von Nieblum - Ein Küsten-Krimi - Tomos Forrest - E-Book

SOKO FRIESLAND - Der Tote von Nieblum - Ein Küsten-Krimi E-Book

Tomos Forrest

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Beschreibung

Föhr 1986.
Mein Name ist Tamme Rickmers, Polizeihauptkommissar in der SOKO Friesland. Meine Kollegen lernte ich bei einem der SEK-Lehrgänge kennen. Als Uwe Petersen den Auftrag erhielt, eine SOKO für besondere Fälle in Norddeutschland zu bilden, wurde ich in das Team aufgenommen. Wir arbeiten von Bremen, Hamburg oder Flensburg aus, wo wir zur Tarnung Detektivbüros unterhalten. Die Erfahrung zeigte uns, dass viele Menschen, die in ein Verbrechen verwickelt werden, sich lieber an einen Privatdetektiv wenden als an die Polizei. Auch im hier geschilderten Fall, der auf der Nordseeinsel Föhr spielt.
In Nieblum wird ein Mann mit einem exotischen Dolch ermordet. Dann beobachte ich, wie jemand etwas an einer Boje am Strand befestigt. Wenig später brennt ein alter VW-Käfer – wie hängt alles zusammen? Und was ist ›Das Auge des Tigers‹? Zusammen mit den Kollegen auf der Nordsee-Insel mache ich mich auf die Suche nach des Rätsels Lösung und wieder erwarten uns eine Menge Überraschungen und ›Steine‹, die uns bei der Klärung in den Weg gelegt werden …

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Tomos Forrest

 

 

SOKO FRIESLAND

 

Der Tote von Nieblum

 

 

 

 

Küsten-Krimi

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer, 2022

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

Nachwort 

Anhang 

Folgende Titel der SOKO FRIESLAND sind in Vorbereitung oder bereits lieferbar: 

 

Das Buch

 

 

Föhr 1986.

Mein Name ist Tamme Rickmers, Polizeihauptkommissar in der SOKO Friesland. Meine Kollegen lernte ich bei einem der SEK-Lehrgänge kennen. Als Uwe Petersen den Auftrag erhielt, eine SOKO für besondere Fälle in Norddeutschland zu bilden, wurde ich in das Team aufgenommen. Wir arbeiten von Bremen, Hamburg oder Flensburg aus, wo wir zur Tarnung Detektivbüros unterhalten. Die Erfahrung zeigte uns, dass viele Menschen, die in ein Verbrechen verwickelt werden, sich lieber an einen Privatdetektiv wenden als an die Polizei. Auch im hier geschilderten Fall, der auf der Nordseeinsel Föhr spielt.

In Nieblum wird ein Mann mit einem exotischen Dolch ermordet. Dann beobachte ich, wie jemand etwas an einer Boje am Strand befestigt. Wenig später brennt ein alter VW-Käfer – wie hängt alles zusammen? Und was ist ›Das Auge des Tigers‹? Zusammen mit den Kollegen auf der Nordsee-Insel mache ich mich auf die Suche nach des Rätsels Lösung und wieder erwarten uns eine Menge Überraschungen und ›Steine‹, die uns bei der Klärung in den Weg gelegt werden …

 

 

***

 

 

1. Kapitel

 

Föhr 1986.

Nieblum, für zahlreiche Urlauber der schönste Ort auf der Insel Föhr mit seinen reetgedeckten Friesenhäusern, war an diesem Vormittag wieder das Ziel so vieler Touristen, dass der Autoverkehr auf der gepflasterten Straße fast zum Erliegen kam. Ströme von Fußgängern, dazu ganze Kolonnen von Fahrrädern schoben sich durch den malerischen Ort. Vor dem Bäcker hatte sich eine lange Schlange gebildet, und wer in den Wohldsweg und gleich darauf in De gröne Eck einbog, erlebte den Ansturm auf den Fischladen wie auf die Schinkenkate.

Polizeihauptkommissar Tamme Rickmers hatte sich einen Kurzurlaub nehmen können und war bei den Verwandten seiner Kollegin Alke Christiansen in der kleinen Ferienwohnung in der Nieblumer Gartenstraße untergekommen. Er hätte natürlich auch bei Ricke Rickmers wohnen können, der Freundin seines Kollegen Hauke Graaf. Aber zum einen war ihm Wrixum etwas zu abgelegen, er wollte die wenigen Urlaubstage lieber im gemütlichen Nieblum verbringen, wo er in fünf Minuten mit dem Fahrrad am Strand war, und zum anderen mochte er den Nachbarn keinen Anlass zum Gerede geben, zumal Ricke den gleichen Familiennamen wie er selbst hatte – was an der norddeutschen Küste allerdings nichts weiter zu sagen hatte. Wenn Tamme einmal darauf angesprochen wurde, lachte er nur fröhlich und antwortete, dass sie doch schließlich alle miteinander verwandt wären. Auf vielleicht verlegen blickende Gesichter lachte er für gewöhnlich erneut und ergänzte dann: »Seit Adam und Eva.«

Jetzt hatte er allerdings Probleme, durch das dichte Gewimmel über die Straße zu gelangen. Freundlich lächelnd bedankte er sich bei den Kollegen in einem Streifenwagen, die angehalten hatten, um ihm das Überqueren zu erleichtern. Die Beamten kannte er natürlich nicht, aber die junge Polizistin auf dem Beifahrersitz verrenkte sich den Kopf, als er zur Eisdiele ging und sich dort in die ebenfalls schon beachtliche Warteschlange einreihte. Die Polizistin beeilte sich, die Scheibe herunterzufahren, aber da war Tamme schon vorüber, der Kollege musste weiterfahren und steuerte eine Parkbucht hinter der Tankstelle an.

Tamme hatte indessen eine wohlgefüllte Eistüte erhalten und steuerte den kleinen Garten der Eisdiele an. Er hatte Glück, einer der dort vorhandenen Strandkörbe wurde gerade frei, und Tamme Rickmers nahm Platz, beeilte sich, das bereits auf seine Hand tropfende Eis abzulecken, und blickte verwundert auf, als er seinen Namen hörte.

»Tamme? Tamme Rickmers? Du bist es tatsächlich!«

Die junge Polizistin eilte auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen.

»Birte! Seit wann bist du auf Föhr im Dienst?«

Die junge Polizistin strahlte ihn fröhlich an, und als Tamme bemerkte, dass seine rechte Hand doch ziemlich klebte, zog er sie rasch wieder zurück.

»Hast du einen Moment Zeit, Birte? Ist ja eine Ewigkeit her!«, sagte Tamme, der die junge Beamtin bei einem Einsatz in Flensburg kennengelernt hatte. Da war sie mutig und entschlossen eingeschritten, als sich im Laufe einer Auseinandersetzung einer der Gegner von hinten an Tamme schleichen wollte.

»Leider nicht, ich habe dich nur über die Straße gehen sehen. Aber um siebzehn Uhr habe ich Dienstschluss, und wenn du willst, könnten wir dann irgendwo ein Bier trinken?«

»Klar, sehr gern, Birte! Lass uns doch hier um die Ecke Taun ollen Küsel gehen. Die haben auch nette Kleinigkeiten, zu denen ein gutes Bier noch einmal so gut schmeckt!«

»Einverstanden – dann also um siebzehn Uhr dreißig. Sonst müsste ich ja in Uniform kommen!«

»Würde mich nicht stören, Birte, steht dir!«, antwortete Tamme lächelnd. Die junge Polizistin war schon auf dem Rückweg, drehte sich am Zaun zur Straße hin noch einmal zu ihm um und hob die Hand.

Glücksfall!, dachte Tamme. Schade, dass wir uns damals aus den Augen verloren haben. Birte ist wirklich ein Pfundskerl, und wer weiß … Er schreckte aus seinen Gedanken auf, weil ihm erneut etwas vom Eis auf die Hand kleckerte. Als er rasch mit der Zunge darüberfuhr, fing er den Blick eines Mannes auf, der aber gleich darauf zur Seite sah. Er stand in der mittlerweile noch länger gewordenen Schlange vor dem Ausgabefenster an und bemühte sich, den Kopf nicht noch einmal in Tammes Richtung zu drehen.

Tamme Rickmers schätzte den Mann auf etwa Mitte Vierzig. Dessen dunkler Bart hatte ihn kurz verwirrt, aber dann war er sich doch sicher: Der Bursche, der so tat, als würde er den Polizeihauptkommissar nicht kennen, war Arno Hilgers, ein mehrfach vorbestrafter Verbrecher aus Hamburg. Schon als Jugendlicher fiel er durch Autodiebstähle und Einbrüche auf. Als Tamme mit ihm zu tun bekam, war das wieder infolge eines Auftrages für die angebliche Detektei Petersen & Partner, der Tarnidentität der SOKO Friesland. Eine ältere Dame aus Blankenese hatte sich hilfesuchend an die Detektei gewandt, weil sie einen guten Bekannten des Diebstahls verdächtigte. Auch bei ihr handelte es sich wieder um einen der Fälle, bei der sich die betroffene Person lieber an einen Privatdetektiv wandte, als sich der Polizei anzuvertrauen.

Tamme Rickmers gelang es damals, Arno Hilgers zu überführen.

Der Mann hatte sich nicht nur in das Vertrauen, sondern auch in das Herz der Dame geschlichen und sie nicht nur schamlos um Geldbeträge betrogen, sondern auch eines Tages ihren Safe mit Schmuck und einer größeren Bargeldsumme ausgeräumt. Er wurde gefasst und verurteilt, und Tamme wunderte sich jetzt nur darüber, dass Hilgers schon wieder auf freiem Fuß war.

Doch das ging ihn nichts weiter an, die Behörden mussten ihn ja freigelassen haben, denn von einer neuerlichen Flucht aus Santa Fu, der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel, war ihm nichts bekannt.

Hilgers schaffte es bei seinem allmählichen Vorrücken in der Schlange der Eiskäufer, nicht ein weiteres Mal zu ihm herüberzusehen. Das störte Tamme auch nicht weiter, aber als er jetzt den Rest der Eistüte zwischen den Zähnen zermalmte und sich Mund und Hände mit einer Papierserviette säuberte, verkniff er es sich nicht, beim Verlassen des kleinen Gartens an Hilgers vorbeizuschlendern und ihm lauthals einen fröhlichen Tag zu wünschen.

Arno Hilgers zuckte zusammen, sah Tamme Rickmers mit wütendem Gesicht an und nickte ihm nur kurz zu. Der Blick, den er ihm dabei gönnte, sprach Bände. Aber der Beamte hatte auch nichts anderes erwartet und ging nun fröhlich pfeifend beim Kaufmann an der Ecke in die Strandstraße und beschloss, die Badetasche zu holen und den Strand aufzusuchen. Die Sonne meinte es heute mal wieder gut, der Himmel wies nur wenige Wolken auf, und alles sah nach einem prächtigen Urlaubstag an der Nordsee aus.

Kaum eine Viertelstunde später schloss er sein Fahrrad sorgfältig ab, schnappte sich die Badetasche und ging über den hölzernen Steg am Toilettenhäuschen entlang zum Strand. Das Wasser war noch weit zurück, erst am Nachmittag würde die Flut wieder steigen. Tamme hatte den Schlüssel zum Strandkorb seines Vermieters und bereits am Vortag den Platz gesucht. Nun wusste er, wohin er sich wenden musste.

Ein wenig mühsam drehte er den Strandkorb in die Sonne, nachdem er das Gitter entfernt hatte. Mit einem glücklichen Lächeln ließ er sich zurücksinken, legte die Füße auf die ausgezogenen Bänke, griff zu seinem Taschenbuch und – erstarrte.

Plötzlich stieß er den unwillkürlich angehaltenen Atem erleichtert aus und bewegte sich auf den übernächsten Strandkorb zu, in dem die weiße Gestalt regungslos lag, die er auf den ersten Blick für einen Toten gehalten hatte, den man in ein Badetuch gewickelt und im Strandkorb abgelegt hatte.

»Ich sehe wohl schon berufsbedingt überall Gespenster!«, schimpfte er leise mit sich selbst. Dann berührte er den großen, leblosen Körper und amtete erleichtert aus, als er unter dem Badelaken einen riesigen Stoffbären entdeckte. Aber sehr kunstvoll war er mit Gepäckgurten umwickelt und füllte, dank seiner Größe, nahezu vollständig die eine Hälfte des Strandkorbs aus.

Tamme Rickmers sah sich rasch um und entdeckte oben auf den Dünen eine junge Familie mit zwei Kindern, die nicht nur mit allerlei Strandsachen in den Händen herankamen, sondern auch noch einen faltbaren Wagen hinter sich herzogen, in dem sich weiteres Spielzeug befand.

Er hatte kaum in seinem Strandkorb erneut Platz genommen, als die Familie lärmend an ihm vorbeizog, und der Familienvater ein übertrieben lautes »Guten Moin!« herüberrief, dass Tamme einen Schauer über den Rücken jagte.

Touristen, die nicht einfach nur Moin rufen können, sollten besser den Mund halten. Aber Guten Moin ist so ziemlich das Letzte!, dachte er, nickte aber freundlich und rief ein fröhlich klingendes »Moin!« zurück. Er überlegte rasch, welches Bundesland jetzt wohl auch Ferien hatte, denn die Kinder waren in jedem Falle schulpflichtig. Er schätzte den Jungen auf zehn Jahre, die Schwester auf vielleicht sechs. Mit großem Geschrei wurde nun der riesige, noch immer gefesselte Teddy begrüßt.

»Mein lieber Teddy!«, juchzte das Mädchen. »Ganz allein musstest du den Strandkorb bewachen! Aber heute kommst du wieder mit in die Ferienwohnung, keine Nacht mehr sollst du hier allein sein!«

»Das war aber doch deine Idee, Katharina!«, sagte ihr Vater mit beschwichtigendem Tonfall, aber seine Tochter antwortete nicht. Als gleich darauf ein Ball über den Nachbarkorb flog und direkt vor Tamme landete, nahm er ihn in beide Hände und wartete, bis der Junge herangelaufen kam, dann warf er ihn so in die Luft, dass er leicht gefangen werden konnte.

»Ihr macht ja Sachen mit eurem Teddy!«, bemerkte Tamme lächelnd, aber der Junge verzog keine Miene. Allerdings hatte er auch keinen Versuch unternommen, seinen Ball zu fangen. Vielmehr starrte er den fremden Mann mit seltsam verkniffener Miene an, dann trat er gegen den Ball und beförderte ihn auf diese Weise wieder in die Nähe des eigenen Strandkorbs.

»Na, dann nicht!«, bemerkte Tamme, nahm sein Buch wieder auf und lehnte sich zurück. Doch mit dem Lesen wurde es nicht viel, denn die beiden Kinder stritten sich jetzt ständig lautstark herum, bis es ihrem Vater zu dumm wurde und er mit ihnen hinunter zum Wattbereich ging. Hier beschäftigten sich nun alle drei eifrig mit dem Bau einer Hügelburg, schippten mit den blauen Schaufeln eifrig Sand und sammelten schließlich Muscheln zur Verzierung.

Die dadurch entstandene Ruhe in Tammes Nähe hielt nicht sonderlich lange an, denn nun kehrten nach und nach weitere Familien an den Strand zurück, öffneten ihre Strandkörbe, breiteten Decken und Handtücher darum aus und begannen nun ebenfalls mit ihren Spielen.

Besonders nervig war dabei das ständige Klacken der Holzschläger, mit denen zwei Kinder einen harten Gummiball hin und her schlugen. Irgendwann gab Tamme seine Leseversuche auf, erhob sich und bummelte eine ganze Weile am Strand entlang, erreichte schließlich den fast vollkommen unbelegten Hundestrand und ging hier einfach immer weiter ohne Ziel. Die angenehme Wärme auf dem Rücken tat ihm gut, die frische Luft füllte seine Lungen und vertrieb die Gedanken an die letzten Wochen, die der SOKO mehrere harte Fälle beschert und ihnen alles abverlangt hatte.

Tamme schlug einen großen Bogen vom Strand und kehrte über einen Feldweg zurück. Dabei kam er am großen Zeltlagerplatz vorüber, in dem reges Leben herrschte. Die Falken hatten ihr eigenes Lager, andere Jugendgruppen direkt daneben.

Tamme Rickmers schmunzelte, als er die bunten Gruppen zwischen den großen, weißen Zelten sah, die entweder Ballspiele machten oder in Gruppen zusammenstanden und wohl über ihre nächsten Ausflüge berieten. Hier parkten auch einige PKWs, die wohl den Betreuern gehörten. Ein ziemlich mitgenommener VW Käfer, überall mit Aufklebern zugepappt, fiel ihm dabei auf. Allerdings waren Fahrzeuge diese Art in Hamburg so weit verbreitet, dass Tamme Rickmers noch nicht mehr als einen flüchtigen Blick hineinwarf, als er im Inneren auf den Sitzen und dem Boden zahlreiche aufgerissene Verpackungen und leere Glasflaschen bemerkte.

Nach den Zeltlagern erreichte er nun den Meetsweg und schritt munter aus. Tamme verspürte Kaffeedurst, wollte aber nicht in die kleine Strandbar zurückkehren, sondern in Nieblum einen Cappuccino genießen. Als er hinter sich das laute Rattern eines Gefährts vernahm, drehte er sich um und wurde schon freundlich mit einem lauten »Moin!« begrüßt. Tamme erwiderte den Gruß und dachte bei sich: Sieh an, den rasenden Melker gibt es nach so vielen Jahren noch immer! So hatte er nämlich in den vergangenen Jahren seiner Aufenthalte den Mann getauft, der hier zu den Weiden fuhr, um die Kühe zu melken.

Sein Gefährt war ein etwas abenteuerlich aussehendes Vehikel, das aus zusammengeschweißten Rohren bestand, kleine Gummiräder auswies und mit Fahrradpedalen und einer Kette auf ein großes Zahnrad angetrieben wurde. Wichtig waren aber für die Tätigkeit des Mannes die vier Milchkannen, die er hinter seinem Sitz transportieren konnte.

Sein Weg mündete an der Strandstraße wieder ein, innerhalb von fünf Minuten hatte er den Fahrradstand erreicht, schloss auf und schwang sich gerade in den Sattel, als er stutzte. Auf dem Parkplatz, drei abgestellte Fahrzeuge weiter, lehnte jemand an der Motorhaube und rauchte. Das war zwar nicht ungewöhnlich, aber diesen Mann entdeckte er jetzt bereits das zweite Mal an diesem Tag.

Es handelte sich um Arno Hilgers.

Da sich der Fahrradstand etwas seitlich vom Parkplatz befand, hatte Hilgers ihn noch nicht wahrgenommen. Jetzt setzte sich der Mann in Bewegung, und Tamme erkannte, dass er ein Fernglas in der Hand hielt. Hilgers ging damit in Richtung des Strandcafés und Tamme Rickmers folgte ihm aus einem Impuls heraus. Dabei achtete er auf ausreichenden Abstand, was ihm bei der Menge der hier in beide Richtungen gehenden Badegäste nicht weiter schwerfiel. Hilgers schritt zügig aus und ging bis zum Watt hinunter, das die ersten, dünnen Wasserstreifen der auflaufenden Flut aufwies.

Plötzlich drehte sich der Verfolgte um, und Tamme befürchtete fast, dass er ihn bemerkt hatte. Aber Hilgers nahm das Fernglas erneut an die Augen und betrachtete damit den seitlich vor ihm liegenden Wattstreifen.

Das tat er ganz offen, wie ein Familienvater, der Ausschau nach seinen Kindern hält, die noch immer irgendwo weit draußen am Priel spielten und dabei vielleicht nicht auf die Flut achteten. Kein Grund für Tamme Rickmers, einzugreifen. Und doch fand er das Verhalten des Mannes seltsam. Ihm war aus den Akten nicht bekannt, dass Hilgers eine Familie hatte.

Sicherheitshalber wollte der verdeckte Ermittler einfach mit seinem Fotoapparat die Richtung festhalten, die Hilgers beobachtet hatte. Möglicherweise kam er zu einem späteren Zeitpunkt darauf, was der Mann dort gesucht hatte.

Tamme Rickmers verfügte über eine nagelneue Nikon Kleinbildkamera vom Typ F 3. Die hatte er sich privat angeschafft und natürlich mit nach Föhr genommen. Sie steckte jetzt griffbereit in der Beintasche seiner leichten Sommerhose, die sie im Übrigen mächtig ausbeulte. Seine F 3 verfügte über ein 50 mm 1:14 Objektiv und war damit durchaus in der Lage, auch auf größere Distanzen scharfe Bilder zu schießen. Für die SOKO hatte Uwe Petersen auch zwei weitere Modelle angeschafft sowie eine Reihe von Wechselobjektiven, die Tamme natürlich nicht mitführte.

---ENDE DER LESEPROBE---