SOKO FRIESLAND – Geiseldrama auf Pellworm – Ein Küsten-Krimi - Tomos Forrest - E-Book

SOKO FRIESLAND – Geiseldrama auf Pellworm – Ein Küsten-Krimi E-Book

Tomos Forrest

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Beschreibung

Pellworm 1985.
Uwe Petersen, Leiter der SOKO Friesland, wird von Viktor Mattes, dem Besitzer eines Reitstalls auf der Nordseeinsel Pellworm, um Hilfe gebeten. Der Mann behauptet nicht nur, dass er ermordet werden soll, sondern dass sich auch Leute bei ihm einquartiert hätten, die er nicht kannte. Sie zeigten ihm alle eine Einladung mit seiner gefälschten Unterschrift vor. Kaum ist Petersen vor Ort eingetroffen, als Mattes erschossen wird. Doch schon bald stellt es sich heraus, dass der abgelegene Reiterhof ohne Telefon und Strom ist und zudem von unbekannten Tätern vollständig abgeschirmt ist. Ein Reigen von Verbrechen schließt sich dem ersten Mord an und stellt den allein agierenden Petersen vor zahlreiche Probleme.

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Tomos Forrest & Wolf G. Rahn

 

 

SOKO FRIESLAND

 

Geiseldrama auf Pellworm

 

 

 

 

Küsten-Krimi

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer, 2022

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

11. 

12. 

13. 

14. 

15. 

16. 

17. 

18. 

19. 

20. 

21. 

22. 

23. 

24. 

25. 

26. 

27. 

28. 

29. 

Anhang 

Folgende Titel der SOKO FRIESLAND sind in Vorbereitung oder bereits lieferbar: 

 

Das Buch

 

 

Pellworm 1985.

Uwe Petersen, Leiter der SOKO Friesland, wird von Viktor Mattes, dem Besitzer eines Reitstalls auf der Nordseeinsel Pellworm, um Hilfe gebeten. Der Mann behauptet nicht nur, dass er ermordet werden soll, sondern dass sich auch Leute bei ihm einquartiert hätten, die er nicht kannte. Sie zeigten ihm alle eine Einladung mit seiner gefälschten Unterschrift vor. Kaum ist Petersen vor Ort eingetroffen, als Mattes erschossen wird. Doch schon bald stellt es sich heraus, dass der abgelegene Reiterhof ohne Telefon und Strom ist und zudem von unbekannten Tätern vollständig abgeschirmt ist. Ein Reigen von Verbrechen schließt sich dem ersten Mord an und stellt den allein agierenden Petersen vor zahlreiche Probleme.

 

 

***

 

 

1.

 

Pellworm 1985.

 

»Moin, Käptn!«, wurde der erste Gast begrüßt, als er auf die Terrasse trat.

»Moin, Fietje!«, antwortete der. »Wie immer!«

»Dat mok wi!«, antwortete Fietje und schlurfte langsam in seine Teestube.

Der frühe Gast klappte einen der Strandkörbe auf seiner Terrasse nach hinten, setzte sich hinein und achtete darauf, dass sein Gesicht in der Sonne war. In diesem Jahr brauchte die Sonne etwas mehr Anlauf, um es endlich auch im Mai ein wenig wärmer werden zu lassen.

Als er auch die beiden Fußstützen herausgezogen hatte und sich so richtig bequem in den Strandkorb fläzte, kam Fietje mit dem kleinen Tablett zurück und stellte alles vor ihm ab.

Dann richtete er den Blick auf den Himmel, der noch ein paar Wolken zeigte, aber ansonsten nur Sonne versprach.

»Mi sitt dat Wäder in de Knaken«, bemerkte Fietje noch, erwartete aber keine Antwort, sondern schlurfte wieder zurück. Ab vierzehn Uhr schloss Fietje für gewöhnlich sein Lokal auf, aber trotz des schönen Wetters blieb es bei dem einen Gast an diesem Nachmittag, der die Ruhe in Fietjes Teestube genoss.

Er hieß natürlich nicht Fietje, sondern Friedrich Hansen.

Aber auf Friedrich hörte er grundsätzlich nicht, schon gar nicht auf »Herr Hansen!«

Wer ihn nicht bei seinem Spitznamen rief, fand kein Gehör.

Und sein Gast?

Natürlich war er kein Kapitän, auch wenn Fietje ihn stets so nannte. Gut, man sagte Uwe Petersen öfter nach, dass er zumindest so aussehe, wie sich viele einen norddeutschen Kapitän vorstellen. Mochte wohl sein. Dabei trug er noch nicht mal eine Kapitänsmütze, wie so viele Touristen das gern tun. Auch keinen Elbsegler, höchstens mal bei Schietwetter eine Wollmütze. Und auch einen Marine Troyer, dunkelblau.

Wenn Petersen auch das Segeln auf der Nordsee liebte, so hatte das Schicksal etwas anderes für ihn herausgesucht. Nach seiner Dienstzeit in der Einsatzgruppe Heyden als Kampfschwimmer wechselte er zur Polizei. Ach, Sie kennen Heyden nicht? Korvettenkapitän Günter Heyden, ein alter Kampfschwimmer, erhielt 1958 den Auftrag, eine Kampfschwimmergruppe aufzustellen. Zunächst trainierte man in Frankreich, zu Petersens Zeit schon in Wilhelmshaven. Danach also die Polizei, bei der er eine SEK-Ausbildung in Nordrhein-Westfalen absolvierte. Dann wurde seine neue Gruppe gebildet, die weitreichende Kompetenzen erhielt. Petersen wurde der Leiter dieser neuen Ermittlergruppe, die nicht nur über die besten Waffen und Geräte der Polizei verfügte, sondern auch aus einem mobilen Team bestand, das er selbst zusammenstellen sollte. Man lernten sich damals im Steinbruch Emil, dem Ausbildungsgelände der SEK-Einheiten in NRW, kennen. Wen wundert es, dass seine Auswahl auf Kollegen fiel, die ebenfalls aus dem Norden stammen, wie er selbst?

Sehr schnell hatte Petersen herausgefunden, auf wen er sich in extremen Situationen verlassen konnte. Da war zunächst einmal Alke Christiansen, gerade dreißig Jahre alt geworden und 1976 in Montreal mit im deutschen Ruderinnen-Team, das insgesamt vierzehn Medaillen gewonnen hatte, davon neun goldene. Ferner Hauke Graaf, der blonde Friese, fast zwei Meter groß und mit gewaltigen Händen. Wer den leidenschaftlichen Segler in seiner schlichten Jeans und mit Pullover erblickte, glaubte, einen friesischen Fischer vor sich zu haben.

Tamme Rickmers, der kleine und drahtige Helgoländer, der leidenschaftlich Motorrad fuhr – weil er das auf seiner Heimatinsel nicht konnte. Außerdem ebenso leidenschaftlicher Funkamateur und begeisterter Elektronik-Bastler, der schon als Sechsjähriger die Elektrobaukästen, die Uwe Petersen nie mochte, in wenigen Minuten fertig montiert hatte. Sein erstes Transistorradio hatte er schon lange in Betrieb, als er eingeschult wurde.

Das also war das Team, das bei Bedarf zusammenkommt. Die SOKO Friesland.

Ach ja, und dann gab es Maik Hermann, der aber nur ein Freund war und kein Polizist. Aber ein sehr guter Freund, denn man traf sich regelmäßig auf seiner herrlichen Segeljacht zu einem ausgedehnten Törn. Wenn sich das zeitlich einrichten ließ. Seine Rüm hart war eine 15-Meter-Jacht mit Heimathafen Hamburg.

Petersen warf einen ordentlichen Kandis-Kluntje in seine Teetasse und kippte dann die Sahne dazu. Tee mochte er am liebsten auf die ostfriesische Art, auch wenn er selbst aus Flensburg stammte.

Genüsslich trank er den Tee, freute sich über die warme Sonne auf dem Gesicht und blickte hinüber auf die Nordsee. Fietjes Lokal mit dem schönen Namen Teetied lag am Weststrand der Insel Sylt. Man fuhr auf der Straße Ellenbogen nach List und am besten dort auf den Parkplatz. Dann ging man die paar Schritte durch die Dünen zu seinem idyllisch gelegenen Lokal. Fietje bot mehr als nur guten Tee. Die Gäste vom Weststrand – einschließlich Hundestrand – nutzen gern sein als Kiosk ausgelegtes Seitenfenster, wo er von der Sonnenschutzcreme bis zur Eiscreme alles anbot, was der Strandbesucher wünscht.

Der Weststrand war zu dieser Zeit sehr häufig nahezu menschenleer, vor allem dann, wenn die Sonne nicht so kräftig herunterstrahlte wie von den Urlaubern gewünscht und noch eine steife Brise wehte.

Aber die Aussicht auf das Meer war grandios.

Das genoss Petersen sehr gern und konnte sich vollkommen von seinem beruflichen Alltag entspannen. Deswegen kam er immer wieder hierher, oft, wenn er einen Fall gelöst hatte und einfach einmal durchatmen wollte.

Die Bilder aus dem Kopf verdrängen.

Manchmal fragte er sich, wie Fietje diese Flautezeiten überstand.

Er hatte mal Petersen gegenüber so etwas angedeutet wie »dieser Schuppen wirft nichts ab, aber ich bin glücklicherweise nicht darauf angewiesen.« Naja, der Polizist empfand die Einsamkeit hier oben als sehr angenehm.

Trotzdem gab es keine Garantie für ihn, dass er seine Ruhezeiten ungestört genießen konnte, wie ihm Fietjes Ruf jetzt deutlich machte.

»Käptn, Telefon! Wieder mal der bekannte Anrufer!«

Mit einem Seufzer erhob sich Petersen, ging in die Teestube und meldete sich.

Natürlich ging es wieder um einen neuen Fall.

Der Anrufer hatte eine seiner Tarnadressen benutzt und sich an das Büro in Bremen gewandt, das offiziell als Detektei geführt wurde. Hier hatte zu dieser Zeit Alke Christiansen Telefondienst und gab sich als Petersens Assistentin aus.

Was er dann mit einem Verbrecher erlebte, dem andere Verbrecher das Leben nehmen wollten, schrieb Uwe Petersen nach den inzwischen geschlossenen Akten auf. Als Chronist nahm er sich dabei ein paar dichterische Freiheiten heraus, verändere Namen und Abläufe, um keine Rückschlüsse auf Fälle der letzten Jahre zu ermöglichen. Was er nicht selbst erlebt habe, rekonstruierte er anhand der Protokolle und Zeugenvernehmungen zu einem späteren Zeitpunkt. Aber da waren die Akten bereits geschlossen.

 

 

2.

 

Karsten Bartelsen schaltete die Beleuchtungsautomatik ein und beendete seinen Rundgang durch die Verkaufsräume in der Nähe der Böttcherstraße in Bremen. Er gähnte.

Das konnte er sich erlauben, denn keiner seiner vornehmen Kunden beobachtete ihn dabei. Es war Feierabend. Er wollte noch im Lokal an der Ecke ein paar Bierchen trinken und dann nach Hause fahren.

Sicherheitshalber kontrollierte er den Wandsafe erneut, fand ihn aber verschlossen.

Der Anruf von heute Morgen hatte sicher nichts zu bedeuten. Das musste irgendein Spaßvogel gewesen sein, der ihm einen Schrecken einjagen wollte.

Karsten Bartelsen war stolz auf seine Sicherheitsvorkehrungen. Wer bei ihm einbrechen wollte, musste schon mit magischen Fähigkeiten ausgestattet sein.

Bartelsen schaltete die Alarmanlage ein und hatte jetzt noch genau zwei Minuten Zeit, um das Geschäft zu verlassen.

Auf der Straße empfing ihn der übliche Dunst von Bremen, vermischt mit einer leichten Brise, die von der Weser herüberwehte. Der Verkehr von der Hauptstraße drang nur gedämpft zu ihm herüber.

Es war kurz nach einundzwanzig Uhr.

Bartelsen überlegte, ob er die paar Schritte zu Fuß gehen sollte. Seiner Leibesfülle würde das kaum schaden. Er hatte viel zu wenig Bewegung.

Karsten Bartelsen ließ den Wagen stehen und spazierte bis zum Porzellanglockenspiel mit den Glocken aus Meißen, die allerdings vor drei Stunden zuletzt an diesem Tag zu hören waren. Hinter dem Concordenhaus gab es eine kleine Gasse neben dem Museum, in der sich die Gastwirtschaft befand, in der er sich sein Bier schmecken lassen wollte. Bartelsen vermisste die Germania-Brauerei, die 1977 ihre Pforten geschlossen hatte. Aber inzwischen war er ein Liebhaber des Hemelinger Bieres geworden, das nach wie vor in der Hemelinger Bahnhofstraße gebraut wurde.

Er betrat die Gaststätte und sah sich um. Man kannte ihn hier. Besonders die reizende Dorothea hinter dem Tresen, die sich nur von sehr guten Bekannten Doro nennen ließ.

Ihn traf ein verbindliches Lächeln, als er eintrat und den letzten freien Hocker eroberte.

»Hallo, Doro!«, grüßte er.

»Hallo, Karsten!«

Dorothea schob ihm das Bierglas herüber, das sie bereits eingeschenkt hatte. Sie kannte seine Vorliebe für das Hemelinger.

»Du siehst abgespannt aus.«

Karsten Bartelsen seufzte. Es tat gut, von einer schönen Frau bemitleidet zu werden.

»Ist das ein Wunder? Heute haben wir die neue Kollektion erhalten. Die Kunden müssen das förmlich riechen. Sie kamen in Scharen und gingen erst wieder, als sie das letzte Stück gesehen hatten. Ein paar haben sogar etwas gekauft.«

»Doch nicht etwa meine Perlenkette?«, fragte Dorothea erschrocken.

Karsten Bartelsen schüttelte den Kopf. »Die Perlen nehme ich nicht aus dem Safe. Ich hoffe, dass du sie dir irgendwann einmal von mir schenken lässt. Es ist die einzige Möglichkeit für dich, sie jemals zu bekommen. Einem anderen Mann würde ich sie nie verkaufen.«

Dorothea lachte dunkel. Lange Wimpern senkten sich über ihre Augen.

»Du bist verheiratet«, erinnerte sie ihn.

»Ich erwarte ja auch nicht von dir, dass du meine Frau wirst, Doro. Ich bin dreißig Jahre älter als du. Aber es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten, sich näherzukommen. Denk mal darüber nach.«

Dorothea musste andere Gäste bedienen. Darüber war sie froh. Immer nahm das Gespräch mit Karsten Bartelsen die gleiche Richtung. Sie musste so tun, als würde sie seinen Vorschlag ernsthaft in Erwägung ziehen. Dabei dachte sie nicht im Traum daran, mit diesem alten Knochen ins Bett zu gehen.

Die Kette war trotzdem nicht unerreichbar für sie. Peter hatte sie ihr versprochen. Der würde das schon hinkriegen.

Karsten Bartelsen beobachtete jede Bewegung der Fünfundzwanzigjährigen. Seine Kehle wurde trocken, obwohl er gerade das Bier in eins hinuntergeschüttet hatte.

Teufel! Die Kleine musste er haben. Lange ließ er sich nicht mehr hinhalten.

»Telefon für dich.« Dorothea schob ihm den Apparat hin und gab ihm den Hörer in die Hand.

»Für mich?« Karsten Bartelsen wunderte sich. »Wer kann denn wissen, dass ich hier bin?«

Wahrscheinlich war es Helga. Seine Frau traute ihm schon längst nicht mehr. Sie vermutete, dass er sie betrog. Leider hatte sie nicht recht. Noch nicht.

»Hallo, Helga?«

Eine männliche Stimme antwortete ihm.

»Kleiner Irrtum, Herr Bartelsen. Aber das passiert Ihnen in letzter Zeit ja öfter.«

Verdammt! Das ist der Kerl von heute früh. Was will der schon wieder?, schoss es Bartelsen durch den Kopf. Laut antwortete er: »Wollen Sie nicht deutlicher werden, Herr?«

»Ist das wirklich nötig? Sie sollten sich etwas mehr um Ihr Geschäft kümmern, als in Gaststätten herumzuhängen. Es gibt erstaunlich viele Liebhaber für Juwelen. Meines Wissens würde es sich heute besonders lohnen. Die neue Kollektion.«

»Zerbrechen Sie sich nicht meinen Kopf«, gab Karsten Bartelsen ärgerlich zurück. »Wer bei mir einbrechen will, muss erst noch geboren werden.«

Unterdrücktes Lachen war zu hören.

Der Juwelier zerbrach sich den Kopf, ob er die Stimme kannte, aber er kam zu keinem Ergebnis. Außerdem war sie zweifellos verstellt.

»Ich will Ihnen keine Vorschriften machen«, fuhr der Unbekannte fort. »Ich mache Sie aber darauf aufmerksam, dass ich die Versicherung informieren werde, dass ich Sie rechtzeitig gewarnt habe. Es ist unwahrscheinlich, dass man Ihnen dann noch den Schaden ersetzen wird.«

»Hören Sie, Herr …«

Der Herr hörte nicht. Er hatte aufgelegt. Genau wie am Morgen.

Karsten Bartelsen behielt den Hörer in der Hand und starrte vor sich hin. Der Kerl machte ihn noch ganz verrückt. Er hatte doch nichts vergessen, oder?

Dorothea kehrte zu ihm zurück, stellte ihm ein frisch gezapftes Bier hin und nahm ihm den Hörer aus der Hand.

»Eine unangenehme Nachricht?«, erkundigte sie sich teilnahmsvoll. Karsten Bartelsen fingerte einen Zwanziger aus der Brieftasche und legte ihn auf den Tresen.

»Ich muss weg«, stieß er hervor. »Vielleicht komme ich noch mal wieder. Überleg dir inzwischen mein Angebot. Du wirst im Laufe deines Lebens schlechtere erhalten.«

Dorothea wollte ihn zurückhalten, aber da war er schon fort.

Es gelang ihr nicht, ihre Nervosität zu verbergen. Hastig trank sie das Bier aus, das für Bartelsen bestimmt gewesen war. Aber der konnte auch nichts an ihrer panischen Angst ändern.

 

 

3.

 

Der Mann im Keller wartete genau zehn Minuten, bevor er sich herauswagte. Er durfte jetzt keinen Fehler begehen.

Bisher hatte alles geklappt. Kein Mensch war auf die Idee gekommen, hier unten nachzusehen. Damit hatte er gerechnet.

Peter Jäger grinste triumphierend. Was nützte die raffinierteste Alarmanlage, die Schaufenster und Tür sicherte, wenn sie nicht ausgelöst wurde. Er würde das Geschäft sogar unangefochten verlassen können, denn natürlich schaltete er die Anlage vorher aus.

Er schlich zur Treppe und lauschte. Nein, alles blieb ruhig. Er befand sich allein hier. Nicht einmal eine Putzfrau würde ihn stören. Er wusste, dass Bartelsen die Frauen nie unbeaufsichtigt ließ. Sie mussten ihre Arbeit während der Geschäftszeit verrichten.

Der Einbrecher stieg lautlos die schmale Treppe nach oben. Er trug einen zusammengefalteten Ledersack in der linken Hand. Der war für die Beute bestimmt. Er durfte gar nicht daran denken, was ihm in dieser Nacht alles in die Hände fallen würde. Er hatte sich den günstigsten Termin ausgesucht.

Seine Jeansjacke wurde auf der rechten Seite ein wenig heruntergezogen. In der Tasche steckte die Pistole, die er eigentlich nur mitgenommen hatte, weil sie nun mal zu seiner Ausrüstung gehörte.

Er wollte nicht damit schießen. Auf wen denn? Es war ja niemand da. Außerdem war er kein Mörder. Einbrechen und einen Menschen töten waren zweierlei Dinge. Peter Jäger hatte sich berufsmäßig für das Einbrechen entschieden.

Er hatte sich alles genau überlegt.

---ENDE DER LESEPROBE---