SOKO FRIESLAND - Rätselhafter Mord auf Sylt - Ein Küsten-Krimi - Tomos Forrest - E-Book

SOKO FRIESLAND - Rätselhafter Mord auf Sylt - Ein Küsten-Krimi E-Book

Tomos Forrest

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Beschreibung

Sylt 1984
Mein Name ist Alke Christiansen, Polizeikommissarin in der SOKO Friesland. Meine Kollegen lernte ich bei einem der SEK-Lehrgänge kennen. Als Uwe Petersen den Auftrag erhielt, eine SOKO für besondere Fälle in Norddeutschland zu bilden, wurde ich in das Team aufgenommen. Wir arbeiten von Bremen, Hamburg oder Flensburg aus, wo wir zur Tarnung Detektivbüros unterhalten. Die Erfahrung zeigte uns, dass viele Menschen, die in ein Verbrechen verwickelt werden, sich lieber an einen Privatdetektiv wenden als an die Polizei. So war es auch jetzt wieder.
Silvia Winter, die erfolgreiche Immobilienmaklerin auf Sylt, wacht neben einem Toten auf. In ihrer Panik rief sie mich an, obwohl wir seit unserer gemeinsamen Zeit in einem Ruderverein kaum noch einen Kontakt hatten. Und gemeinsam mit meinem Kollegen Tamme Rickmers ermittelte ich die Fakten, die anfangs alle gegen Silvia Winter sprachen…

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Tomos Forrest & Wolf G. Rahn

 

 

SOKO FRIESLAND

 

Rätselhafter Mord auf Sylt

 

 

 

 

Küsten-Krimi

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer, 2022

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

24. Kapitel 

25. Kapitel 

Folgende Titel der SOKO FRIESLAND sind in Vorbereitung oder bereits lieferbar oder erscheinen zeitnah: 

 

Das Buch

 

 

Sylt 1984

Mein Name ist Alke Christiansen, Polizeikommissarin in der SOKO Friesland. Meine Kollegen lernte ich bei einem der SEK-Lehrgänge kennen. Als Uwe Petersen den Auftrag erhielt, eine SOKO für besondere Fälle in Norddeutschland zu bilden, wurde ich in das Team aufgenommen. Wir arbeiten von Bremen, Hamburg oder Flensburg aus, wo wir zur Tarnung Detektivbüros unterhalten. Die Erfahrung zeigte uns, dass viele Menschen, die in ein Verbrechen verwickelt werden, sich lieber an einen Privatdetektiv wenden als an die Polizei. So war es auch jetzt wieder.

Silvia Winter, die erfolgreiche Immobilienmaklerin auf Sylt, wacht neben einem Toten auf. In ihrer Panik rief sie mich an, obwohl wir seit unserer gemeinsamen Zeit in einem Ruderverein kaum noch einen Kontakt hatten. Und gemeinsam mit meinem Kollegen Tamme Rickmers ermittelte ich die Fakten, die anfangs alle gegen Silvia Winter sprachen …

 

 

***

 

 

1. Kapitel

 

 

Erster Polizeihauptkommissar Uwe Petersen, der 43-jährige Leiter der SOKO Friesland, war mächtig beeindruckt, als er die Menschenmengen sah, die alle in das Westerländer Stadion drängten. So etwas hatte man auf Sylt noch nicht erlebt, und Petersen war auch bei einem Blick auf die Prominentenliste davon überzeugt, dass es ein Fußballspiel mit so zahlreichen Prominenten auch nicht so schnell noch einmal geben würde.

Er ließ sich einfach in der Menge treiben, schmunzelte über die begeisterten Fußballfreunde und musste sich dann am Eingangstor im Gedrängel hin und her schieben lassen, weil alle das große Ereignis nicht erwarten konnten.

Heute, am 29. Juli 1984, würden Prominente der beiden Mannschaften »Pony« und »Village« gegeneinander antreten. Claus Cramer, Mitinhaber der Brauerei Warsteiner, war der Initiator dieses Spieles. Es sollten auch zwei Bilder versteigert werden, der Berliner Künstler Reinhold W. Timm hatte sie zur Verfügung gestellt.

Zirkus Busch-Roland war auf die Insel gereist und gab Sondervorstellungen, und gerade setzte wieder einer der zahlreichen Spielmannszüge mit seiner schmetternden Musik ein, um die rund 12.000 Besucher in Stimmung zu versetzen.

In diesem Augenblick entdeckte Uwe Petersen Karl Dall im Gespräch mit Mike Krüger und Günter Schramm auf der Prominentenbühne. Sein Auge wanderte über die Reihen, und dann staunte der Polizist über die Gesichter, die er ausmachen konnte. Da stand Paul Breitner, der Fußballer, neben Gunter Sachs und Günter Netzer, und wenn ihn nicht alles täuschte, trat eben Günter Pfitzmann zu ihnen.

Petersen hatte einen hervorragenden Platz erwischt, den er allerdings gegen einige Fußballfreunde verteidigen musste, die behaupteten, sie hätten die richtige Platznummer.

Als sich die Aufregung ein wenig gelegt hatte und die Mannschaften Aufstellung nahmen, wurde verkündet, dass Gunter Sachs im Tor stehen würde. »Und wo ist die Bardot?«, brüllte neben Petersen jemand, aber der Ruf verhallte im erneut ausbrechenden Lärm der anderen.

Wieder einmal stellte Petersen sich die Frage, warum er sich das angetan hatte. Schließlich wollte er nur ein paar ruhige Tage auf Sylt verbringen – sein Alltag in Hamburg war in den letzten Wochen aufregend genug gewesen.

Die SOKO Friesland, die getarnt als Detektivagentur neben Hamburg auch Büros in Flensburg und Bremen unterhielt, war unglaublich erfolgreich bei der Aufklärung von Verbrechen, bei der die Kollegen der Kriminalpolizei nicht richtig vorwärtskamen. Ihre Tarntätigkeit wurde vom Innenminister mit allen technischen Möglichkeiten unterstützt, und als 1980 Dr. Uwe Barschel auf der Insel als Redner auftrat, war Petersen bei seinem ersten Einsatz als Leiter der SOKO auf der Insel. Damals verlief jedoch alles wesentlich ruhiger als befürchtet, und Uwe Petersen hoffe nun, die letzten beiden Urlaubstage auf Sylt mit dem Zuschauen beim Prominenten-Fußball ausklingen zu lassen.

Es sollte wieder einmal ganz anders für ihn kommen.

 

 

 

2. Kapitel

 

 

Jasmin Winter blinzelte durch lange, schwarze Wimpern und versuchte sich zu erinnern. Es musste letzte Nacht eine ganz verrückte Party gewesen sein. Ihr Kopf dröhnte jetzt noch wie eine pausenlos geschlagene Sambatrommel.

Wo genau hatte das Ereignis stattgefunden? Sie hatten sich bei Bekannten am Strand von Keitum getroffen. In der Nähe hatte einmal der Maurer Gosch seinen Kiosk ›Sansibar‹ betrieben, der aber vor einiger Zeit abgebrannt war.

Wer aber war ihr Gastgeber nun eigentlich gewesen?

Wer hatte sie angerufen und spontan zu der Party eingeladen? Himmel! Anscheinend begann sie zu verkalken. Oder, was wahrscheinlicher war, die Drinks waren ihr nicht bekommen.

Die rassige Frau ließ die Lider wieder zurückschwingen. Sie war noch müde. Ein halbes Stündchen wollte sie sich noch gönnen. Aber schlafen konnte sie nicht. Ihr fiel auf, dass sie nicht in ihrem gewohnten Bett lag. Dies hier war ungewöhnlich hart. Kein Wunder, dass sie jeden Knochen im Leib spürte.

Ihre Hand tastete zur Seite und stockte. Sie war nicht allein. Neben ihr lag jemand. Allem Anschein nach ein Mann. Aber wer?

Jasmin Winter riss die Augen auf. Es war so dunkel im Zimmer, dass sie kaum die Umrisse der Möbel wahrnehmen konnte. Die Fenster wurden durch Vorhänge verschlossen. Immerhin stellte sie fest, dass sie auf dem Fußboden lag. Unter ihr befand sich nichts außer einem dicken Teppich.

Junge, Junge! Dass sie sich aber auch an gar nichts erinnern konnte. Es musste demnach wüst zugegangen sein. Davon zeugte auch noch eine leere Weinflasche auf dem Teppich neben dem Bett.

Kurt war der Bursche neben ihr bestimmt nicht. Kurt schnarchte, kaum dass er die Augen zuhatte. Jasmin biss sich auf die Unterlippe. Seltsame Situation! Vermutlich hatte sie mit dem Typ geschlafen. Vielleicht konnte sie sich erinnern, wenn sie sein Gesicht sah. Einen unauslöschlichen Eindruck hatte er jedenfalls nicht bei ihr hinterlassen.

Sie räusperte sich.

Der Mann wachte nicht auf. Anscheinend hatte er noch mehr getrunken als sie.

Ein Kaffee wäre jetzt genau das Richtige. Irgendwo musste ja hier die Küche sein. Sie würde sie schon finden und ihre Lebensgeister wieder auf Vordermann bringen.

Jetzt musste sie lächeln. Das war ihr noch nie passiert, dass sie einen so absoluten Blackout gehabt hatte. Sie musste unbedingt in Erfahrung bringen, was in der Nacht vorgefallen war.

Sie richtete sich auf und gähnte herzhaft.

In dem Raum lag ein eigenartiger Geruch. Vielleicht hatte sie davon die Kopfschmerzen bekommen. Kalt war ihr nicht, obwohl sie nur ihren Slip trug. Wo waren denn ihre Sachen? Ein Schreck durchfuhr sie. Sie hatte keine Ahnung, welcher Tag heute war. Vielleicht hätte sie schon längst im Büro sein müssen.

Unmöglich! Mit diesem Schädel konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Sie würde sich krank melden.

Jasmin stand auf und reckte sich. Sie tastete sich zu einem der Fenster, wobei sie gegen einen im Weg stehenden Stuhl stieß. Endlich hatte sie es geschafft. Sie zog den Vorhang ein Stück zurück und blickte auf eine gepflegte Grünanlage mit prächtigen Blumenrabatten, kunstvoll geschnittenen Hecken und vereinzelten, schattenspendenden Bäumen. Es gab einen sorgfältig geharkten Weg entlang einer Mauer aus Natursteinen.

Draußen schien die Sonne. Es war heller Tag.

Jasmin Winter blickte auf ihre Armbanduhr. Halb elf. Um Gottes willen! Jetzt brauchte sie nur noch einen Kalender. Wenn sie Glück hatte, war heute Sonntag.

Das Haus, in dem sie sich befand, stand offensichtlich in einer vornehmen Gegend der Insel. Eine richtige Villa.

Jasmin drehte sich um. Jetzt konnte sie auch den Mann genauer betrachten.

Peinlich, peinlich! Ihr wollte die Erinnerung nicht kommen. Sie hätte geschworen, noch nie ein Wort mit ihm gewechselt zu haben. Aber dann hätte sie kaum fast nackt neben ihm gelegen.

Er war allerdings angezogen. Lediglich sein Sakko hatte er abgelegt. Es hing über einer Stuhllehne. In der Brusttasche steckte eine dünne Ledermappe.

Jasmin durchschoss ein Gedanke. Na klar! Sie brauchte nur in seinen Papieren nachzusehen. Dann wusste sie, wer er war, und konnte ihn wenigstens anreden, sobald er zu sich kam.

Auf nackten Sohlen schlich sie zurück, zupfte die Brieftasche heraus und schlug sie auf. Sie traute ihren Augen kaum. Geld quoll ihr entgegen. Das waren mindestens fünftausend D-Mark. Außerdem waren noch ausländische Banknoten dabei.

Wenn sie eine Diebin wäre, könnte sie sich jetzt ungehindert bedienen. Aber sie interessierte sich lediglich für den Pass.

Bevor sie ihn aufschlug, fiel eine Fünfzig-Mark-Note zu Boden. Hastig bückte sie sich danach. Der Mann sollte nicht erfahren, dass sie in seinen Papieren geschnüffelt hatte. Als sie den Schein aufhob, weiteten sich ihre Augen. Gleich daneben lag eine Pistole. Von ihr ging dieser eigentümliche Geruch aus.

Jasmin Winters Blick wanderte weiter zu dem Mann, dem sie nun genau ins Gesicht schauen konnte.

Er sah elegant aus. Seine Oberlippe zierte ein Bärtchen. Das Hemd, das er trug, hatte zweifellos achtzig D-Mark gekostet. Die Krawatte war dezent gemustert.

Aber zwei Dinge störten Jasmin ganz gewaltig. Das eine war der starre Blick, mit dem der Fremde sie ansah. Beim zweiten handelte es sich um den Blutfleck, der sich um zwei versengte Löcher im Hemd gebildet hatte. Der Mann war tot.

Jasmin Winter stieß einen erstickten Schrei aus und ließ die Brieftasche fallen. Sie taumelte zurück und schlug die Hände vor den Mund. Der Gedanke, neben einem Leichnam geschlafen zu haben, bereitete ihr Übelkeit.

Nach dem ersten Schock zwang sie sich zu kühlem Überlegen.

Vor allem durfte sie nichts verändern oder gar die Mordwaffe anfassen. Die Pistole lag so, dass nach ihrer laienhaften Ansicht ein Selbstmord auszuschließen war.

Es durchrieselte sie eiskalt. Dicht neben ihr war ein Mensch getötet worden. Der Mörder hatte die gefüllte Brieftasche verschmäht. Und er hatte auch sie ungeschoren gelassen. Es gab mehr als eine Frage, die sie sich nicht beantworten konnte.

Die Polizei musste her. Das war ganz klar. Irgendwo in dieser verdammten Villa musste es ein Telefon geben.

Jasmin Winter begann zu suchen.

Da zuckte sie erneut zusammen. Vor der Tür hörte sie ein Geräusch. Es hörte sich an, als würde jemand einen Schlüssel in das Türschloss stecken und ihn herumdrehen. Ihr blieb fast das Herz stehen. Der Mörder! Kam er zurück, um auch sie noch umzulegen? Vielleicht fürchtete er, sie könnte ihn bei seiner entsetzlichen Tat beobachtet haben.

Angstvoll blickte sie sich nach einem Fluchtweg um.

Aussichtslos! Es gab nur eine Tür, und durch die konnte jeden Augenblick der Mörder kommen. Aber dort der Schrank an der gegenüberliegenden Wand! Sie durfte nicht wählerisch sein, eilte auf das riesige Möbelstück zu, stockte aber und hob hastig ihre auf dem Teppich verstreuten Kleidungsstücke auf.

Gleich darauf rettete sie sich in den Schrank und verbarg sich zwischen Anzügen und Mänteln. Die Tür zog sie zu sich heran und ließ nur einen winzigen Spalt offen, damit sie Luft bekam und nicht womöglich niesen musste.

Sie hätte nicht länger zögern dürfen. Kaum war sie im Schrank verschwunden, als sich auch schon die Zimmertür öffnete. Jasmin zitterte am ganzen Körper. Sie hätte am liebsten laut um Hilfe geschrien. Doch wer sollte ihr beistehen? Sie war dem Mörder schutzlos ausgeliefert, falls er sie aufspürte.

Das Blut stieg ihr in den Kopf. Sie bekam in ihrem engen Gefängnis Platzangst. Ihr einziger Gedanke war, dass der Kerl gleich die Schranktür aufreißen würde.

Aber vorläufig geschah nichts. Jasmin hörte schwere Schritte auf dem Teppich. Sie spähte durch den Spalt und erkannte knapp vor sich einen breiten Rücken. Der Mörder kauerte neben seinem Opfer.

Hoffentlich will er nur das Geld!, dachte sie.

In diesem Moment wandte der Mann den Kopf und schaute genau in ihre Richtung.

Nur mit Mühe unterdrückte die Frau im Schrank einen Schrei. Brennend schwarze Augen unter dichten Brauen funkelten zu ihr herüber. Auch dieser Mann trug einen Bart. Er hielt den Mund leicht geöffnet. Dazwischen blitzten Zähne, die an ein Raubtier erinnerten. Ein südländischer Typ. So hatte sich Jasmin stets die Angehörigen der Mafia vorgestellt.

Der Kerl richtete sich auf und blickte auf den Leichnam hinab. Er war ziemlich groß und bestimmt auch kräftig. Jetzt drückte sein Gesicht grenzenlose Wut aus. Er presste die Lippen zusammen. Seine Augen waren nur noch winzige Spalte. So kam er auf sie zu.

Jasmin Winter musste sich an einem der Mäntel festklammem, um nicht umzufallen. Er hatte sie entdeckt. Zumindest aber konnte er sich denken, dass er sie im Schrank finden würde.

Noch zwei Schritte. Noch einer. Jetzt!

Der Mörder ging vorbei. Anscheinend suchte er erst woanders.

Zu ihrer Überraschung hörte die Frau das typische Geräusch einer sich drehenden Wählscheibe. Der Kerl wollte telefonieren.

Vermutlich rief er die Organisation an und meldete die Ausführung des Verbrechens. Er würde auch nicht unerwähnt lassen, dass es eine mögliche Zeugin für die Tat gegeben hatte. Sie konnte sich leicht vorstellen, wie die Anweisung seines Auftraggebers lauten würde.

Leg’ sie um!

Ein paar Sekunden hörte sie nichts außer dem nervösen Trommeln des Mannes auf einer Holzplatte. Dann begann er zu sprechen. Er nannte einen Namen und eine Adresse. Danach sagte er: »Sie müssen sofort herkommen, hier ist ein Mord geschehen!«

 

 

 

3. Kapitel

 

 

Anfangs war Jasmin Winter unendlich erleichtert. Doch gleich darauf sagte sie sich, dass der Bursche bluffte. Er war nicht der erste Mörder, der selbst die Polizei alarmierte, um den Verdacht von sich abzulenken. Was hätte er sonst in dem Haus zu suchen? Wer hatte ihn eingelassen?

Nein, sie durfte sich keinesfalls rühren, sonst war sie rettungslos verloren. Der Bursche schreckte auch vor einem zweiten Mord bestimmt nicht zurück.

Aber was sollte sie tun, wenn die Polizei eintraf? Die Beamten würden natürlich das ganze Haus gründlich durchsuchen. Wenn sie sie hier im Schrank entdeckten, nur mit einem Slip bekleidet, würde man ihr zweifellos ein paar Fragen stellen, von denen sie keine einzige beantworten konnte.

Nein, sie musste unbedingt vorher aus der Villa verschwinden.

Zum Glück wartete der Kerl, der angeblich Mariani hieß, nicht neben dem Toten auf das Eintreffen der Mordkommission. Er legte den Telefonhörer zurück und ging wieder am Schrank vorbei.

Jasmin sah, wie er ein weißes Tuch in seine Tasche schob. Hatte sie es doch gewusst. Er hatte vermieden, seine Fingerabdrücke auf dem Hörer zu hinterlassen. Wahrscheinlich verdrückte er sich jetzt. Der angegebene Name war jedenfalls falsch.

Tatsächlich verließ der Schwarzhaarige das Zimmer. Sie hörte, wie er sich entfernte.

Sie wartete und lauschte. Sie hörte keine weitere Tür und keinen Wagen. Offenbar befand sich der Mörder noch immer im Haus.

Es war für Jasmin Winter nicht so wichtig zu wissen, was Mariani im Schilde führte. Wichtiger war, dass sie endlich von hier verschwand.

Lautlos öffnete sie die Schranktür und schlüpfte aus ihrem Gefängnis. Überstürzt zog sie sich an und suchte auch noch ihre Schuhe, die sie zuerst nicht gefunden hatte. Sie lagen unter einem der Sessel.

Der Ermordete lag noch immer auf dem Teppich. Auch sonst hatte sich in der Zwischenzeit nichts verändert.

---ENDE DER LESEPROBE---