Sokops Rache - Birgit Lohmeyer - E-Book

Sokops Rache E-Book

Birgit Lohmeyer

4,7

  • Herausgeber: Hinstorff
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2012
Beschreibung

Fünfzehn lange Jahre saß Henry Sokop im Schwerverbrechertrakt von Waldeck, verurteilt für den Mord an seinem Vater, den er nicht begangen haben will. Am Tag seiner Entlassung hat er nur noch ein Ziel: den Mörder finden und töten. Nichts ist ihm geblieben, nichts hat er zu verlieren, als er mit seinem Bewährungshelfer nach Wismar fährt, wo er zuletzt gewohnt hat. Während dort das Leben jenseits der Gefängnismauern auf ihn einstürzt, ist die geplante Rache das Einzige, was seinem trostlosen Schattendasein einen Sinn gibt. Mit nüchterner Berechnung kommt er der Tochter seines Hauptverdächtigen näher, wähnt sich schon fast am Ziel als er sich plötzlich verliebt. Zweifel an seinem Handeln machen sich breit. Und hat er wirklich den Richtigen ausfindig gemacht? Scheinbare Gewissheiten und Unvorhergesehenes bilden die Bühne für einen Krimi um den frommen Wunsch nach Resozialisierung und Gerechtigkeit bis alles gipfelt im irren Showdown auf der Ostsee.

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Seitenzahl: 281

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Wenngleich die Spielorte und viele der genannten Institutionen tatsächlich existieren, so sind doch die Handlung und die in ihr vorkommenden Personen frei erfunden.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten. Reproduktionen, Speicherungen in Datenverarbeitungsanlagen, Wiedergabe auf fotomechanischen, elektronischen oder ähnlichen Wegen, Vortrag und Funk – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlages.

© Hinstorff Verlag GmbH, Rostock 2012

1. Auflage 2012

Herstellung: Hinstorff Verlag GmbH

Lektorat: Dr. Florian Ostrop

Titelbild: ©Heidi Schneekloth, Leitspruch nach Thomas Hobbes

E-Book: Hinstorff-Media, Hindenburg

ISBN 978-3-356-01498-3 (E-Book)

Der Mensch ist dem Menschen ein Tier.

Wecken um sechs – wie immer. Er ist schon wach – wie immer. Diesmal hat er gar nicht geschlafen. An der Tür das Rasseln und Klacken der Schlüssel.

»Sokop, mitkommen.« Der Abteilungsbeamte wartet neben der Tür. Henry wirft die Kippe in die Toilette, hängt die beiden Leinenbeutel über die Schultern, hebt den Karton mit den Aktenordnern hoch und nimmt den Koffer. Den Fernseher hat er dem Zellennachbarn überlassen.

Sein Herz flattert in der Brust, sein Puls rast. Es ist der erste Morgen, an dem er von der Zelle aus auf einen leeren Gang tritt. Sonst kommen alle zugleich heraus, nehmen ihr Frühstück vom Wagen des Hausarbeiters entgegen, werfen sich kurze, raue Bemerkungen zu. Er hat gestern, im Abschlussgespräch mit dem Anstaltsleiter, auf das heutige Frühstück verzichtet.

»Ich werde doch nichts runterkriegen«, hat er prophezeit und sein Gegenüber fast entschuldigend angelächelt. Der Händedruck, den die beiden Männer am Ende getauscht haben, wirkte so vertraut, als verabschiedeten sich alte Freunde voneinander. Manchmal hat Henry sich, um den Alltag hinter Gittern auszuhalten, vorgestellt, Justizangestellter zu sein, versucht, innerlich in die Rolle eines Psychologen, Arztes oder Schließers zu schlüpfen. Es ist ihm mal mehr, mal weniger gut gelungen.

Der Beamte – es ist der kurzatmige Schröder, der in seiner Freizeit Bass spielt – schließt die Zelle von außen wieder ab. Henry geht langsam voraus. Vor der großen Gittertür zum Treppenhaus bleibt er stehen, vergegenwärtigt sich, dass in wenigen Minuten die Welt der Türen ohne Klinken für ihn Vergangenheit sein wird. Unfassbar!

Schröder schließt auf, lässt den Gefangenen vorbei, folgt ihm und schließt hinter ihnen ab. Aus den anderen Stockwerken ertönen metallisches Gerassel, müde Stimmen, das Quietschen von Gummirädern auf dem Bodenbelag. Henry atmet tief ein, saugt ein letztes Mal dieses Aroma von schwarzem Tabak, Putzmitteln und kalt gewordenem Essen ein, das olfaktorische Sinnbild seiner letzten fünfzehn Jahre.

Unverhofft schießt ihm die Angst vor dem, was sein wird, in die Knie. Er strauchelt, lässt beinahe den Karton fallen. Es gilt, die Balance zu finden – in seinem neuen Leben wie auch hier, auf seinem letzten Gang in Waldeck. Eine Welle von Kraftlosigkeit erfasst seinen Körper. Schröder brummelt etwas Aufmunterndes.

Henry fängt sich, dank derselben Fähigkeit zur Beherrschung, mit der er die sich in die Endlosigkeit dehnende Zeit seiner Gefangenschaft überstanden hat. Das Äußere und das Innere – zwei Seiten seiner Persönlichkeit, von der nur die eine für andere sichtbar ist. Sein Inneres gehört ihm ganz allein, alles andere ist ihm genommen worden. Er strafft die Schultern, denkt an seinen Plan, der ihn die Zeit hier drinnen hat überleben lassen und für den er jetzt seine ganze Kraft und Intelligenz braucht. Während die anderen Gefangenen hier drinnen von erinnerter Vergangenheit und erträumter Zukunft leben, ist für ihn nichts geblieben als unbändiger Hass und die Verheißung sein verpfuschtes Leben rächen zu können, an demjenigen, dem er alles zu verdanken hat, das zu verüben, was er verdient: Blutrache.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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