Nur die Kogge war Zeuge - Birgit Lohmeyer - E-Book

Nur die Kogge war Zeuge E-Book

Birgit Lohmeyer

4,8

Beschreibung

Eine dunkle Frühsommernacht in Wismar: Im Alten Hafen ertrinkt der nach zehn Jahren aus dem Gefängnis entlassene Totschläger Rafael Bruschke, ein Klient von Bewährungshelfer Uwe Weller. Als sich herausstellt, dass es kein Unfall war, und der Verdacht ausgerechnet auf Wellers Nichte Luzie fällt, beginnt Weller, nach dem Mörder zu suchen. Die Ermittlungen mit Unterstützung des gesamten Familienclans führen in die kriminelle Rockerszene, zu militanten Naturschützern und korrupten Verwaltungsbeamten. Kann der gutmütige Menschenfreund Weller seine Nichte vor der Mordanklage schützen? Hat Luzie in der Tatnacht tatsächlich die Stimme des Mörders gehört? Und was haben die Bewohner des kleinen Dorfs Zirnow, die um ihre hundert Jahre alten Alleebäume kämpfen, mit der ganzen Sache zu tun?

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Seitenzahl: 304

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Die Geschichte ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder Gegebenheiten sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Davor

–1–

Der Mann hielt den Atem an. Sein Griff schloss sich fester um den Schaft seines Gewehrs.

Er hatte noch nicht lange gewartet. Jetzt trat drüben, keine 150 Meter entfernt, sein Zielobjekt hinter den Bäumen hervor, blieb für einen Moment im diffusen Licht der Mondsichel stehen und drehte den Kopf hin und her.

Lautlos ließ er die Luft zwischen seinen Lippen entweichen, achtete darauf, flach und regelmäßig zu atmen. Sein Herz schlug heftig. Fast meinte er, das Blut seines Opfers zu riechen.

Durch das Zielfernrohr visierte er es an. Der Restlichtverstärker tauchte die Szenerie in surrealistisches Grün. Seine Hand in dem fingerlosen Neoprenhandschuh zitterte nicht, der Zeigefinger fand den Druckpunkt. Doch bevor er den Abzug voll durchziehen konnte, machte das Zielobjekt unverhofft ein paar schnelle Schritte. Er ließ den Gewehrlauf folgen, verlagerte sein Gewicht. Da änderte die laufende Gestalt die Richtung und machte einen Bogen um den Standort des Schützen herum. Der hob das Gewehr und trat hinüber auf die andere Seite seines Unterstands.

Ein hässliches Krachen zerriss die Nacht, bevor er seine Waffe wieder positionieren konnte. Der Boden schien unter ihm zu schwanken. Er strauchelte.

Noch völlig besessen von seinem Vorhaben, den anderen ums Leben zu bringen, begriff er nicht, warum er jetzt hinauf in den Sternenhimmel sah. Er umklammerte das Gewehr, sein Blick glitt fassungslos über Baumwipfel hinweg. Dann stürzte die Welt über ihm zusammen. Etwas durchbohrte mit einem hellen, kreischenden Schmerz seinen Rücken, explodierte in seinen Eingeweiden. Während sein Leben qualvoll verrann, meinte er Schritte zu hören. Etwas knackte. Ganz in der Nähe. Den Schuss, der sich irgendwann aus einem Gewehr löste, hörte er schon nicht mehr.

Kurz darauf war wieder alles still. Der Mond beschien fahl den nun unbelebten Schauplatz.

Dazwischen

–2–

»Und? Was hast du für mich?«

Sein Besucher lehnte in der offenen Tür seines Büros, musterte Weller abschätzig. Er war zwanzig Minuten zu spät zum Termin bei seinem Bewährungshelfer erschienen und hatte weder ein Wort der Begrüßung noch der Entschuldigung. Weller erhob sich von seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch und machte einen Schritt auf den sehr großen, zäh wirkenden Enddreißiger mit den millimeterkurz geschnittenen hellbraunen Haaren und der silbernen Brille zu. Dabei schrillten seine inneren Alarmglocken. Sein neuer Klient, Rafael Bruschke, dessen Gesichtszüge an den jungen Reinhard Mey erinnerten, strahlte Macht und Gewalt aus. Er war eindeutig auf Konfrontationskurs. Er wirkte, anders als viele Langstrafer, keineswegs körperlich verweichlicht, sondern so, als trainiere er täglich an Geräten. Rafael Bruschkes Körper zeigte kein Gramm überflüssiges Fett, die Muskelstränge wirkten wie Drahtseile. Schon legte er den nächsten Gang ein.

»Da bin ich. Ich habe zehn Jahre abgesessen, wegen Totschlags. Und was hast du für mich, Meister?« Das letzte Wort spuckte er verächtlich aus und fläzte sich unaufgefordert in einen der Besucherstühle, die langen Beine weit von sich gestreckt.

Weller verstand ihn gut. Sein vermutlich tausendfach trainiertes Muster bestand darin, bei seinem Gegenüber Angst auszulösen, um eine Gegenreaktion zu provozieren, gegen die er sich dann mithilfe seiner Körperkraft wehren musste. Erfolgte eine solche Reaktion, bestätigte sie sein Weltbild, welches besagte, dass ihm die Erfüllung seiner Wünsche und Träume dauerhaft versagt bleiben würde und er sich permanent gegen das Schlechte in der Welt behaupten musste. Ein ewiger Teufelskreis, aus dem Bruschke wohl nicht allein herauskommen würde.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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