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In diesem 1857 zuerst veröffentlichten Buch des Odenwälder Pfarrers Christian Müller finden sich 37 Gebete und Meditationen des Heiligen Augustinus mit Bezug auf die Suche nach Wahrheit, die Selbsterkenntnis (Innerlichkeit), das Verhältnis von Glaube und Vernunft und die Unsterblichkeit der Seele.
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Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2025
Soliloquien
AURELIUS AUGUSTINUS
Soliloquien, A. Augustinus
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
86450 Altenmünster, Loschberg 9
Deutschland
ISBN: 9783988682796
Übersetzt von Christian Müller, Pfarrer zu Beerfelden.
Der Originaltext dieses Werkes, der so überarbeitet wurde, dass die wichtigsten Wörter und Begriffe der aktuellen Rechtschreibung entsprechen, entstammt dem Online-Repositorium www.glaubensstimme.de, die diesen und weitere gemeinfreie Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Wir danken den Machern für diese Arbeit und die Erlaubnis, diese Texte frei zu nutzen.
www.jazzybee-verlag.de
Vorwort.1
I. Von der unaussprechlichen Süßigkeit Gottes.4
II. Von des Menschen Elend und Hinfälligkeit.6
III. Von dem Wunderlichte Gottes.8
IV. Von der Sterblichkeit der menschlichen Natur.9
V. Was es heiße, nichts werden.10
VI. Von der Seelen Sündenfall.11
VII. Von den unzähligen Wohltaten Gottes.12
VIII. Von der künftigen Würde des Menschen.14
IX. Von Gottes Allmacht.16
X. Vom unbegreiflichen Lobe Gottes.16
XI. Von der Aufrichtung der Hoffnung zu Gott.17
XII. Von den Stricken der bösen Begierden.18
XIII. Von des Menschen Elend und Gottes Wohltaten.20
XIV. Vom Merken und Achten Gottes auf der Menschen Werk und Gedanken.21
XV. Von dem menschlichen Unvermögen außer der Gnade.23
XVI. Von des Teufels Versuchungen.25
XVII. Von Gott, dem Licht der Gerechten.26
XVIII. Von Gottes Wohltaten.28
XIX. Von der Liebe Inbrunst.30
XX. Von der Herrschaft des Menschen über alle Dinge.31
XXI. Von dem Ermessen der himmlischen Güter aus der Betrachtung der zeitlichen.32
XXII. Von dem Vertreiben der gegenwärtigen Weltbitterkeit durch die göttliche Süßigkeit.33
XXIII. Von der Richtung all unsrer Hoffnung auf Gott.34
XXIV. Unser Heil aus Gott!35
XXV. Von der Kraftlosigkeit des menschlichen Willens zu guten Werken ohne die Gnade.36
XXVI. Von den alten Gnaden Gottes.37
XXVII. Von dem Schutz der heiligen Engel.38
XXVIII. Vom dem tiefen Geheimnis der Verordnung zum ewigen Leben und der ewigen Vorsehung Gottes.40
XXIX. Von dem Fall der Gerechten und dem Aufstehen der Gottlosen.41
XXX. Von der gläubigen Seele als einer Wohnung Gottes.42
XXXI. Von dem wunderbaren Finden Gottes.43
XXXII. Von dem Bekenntnis des wahren Glaubens.48
XXXIII. Von dem Bekenntnis seiner eigenen Untüchtigkeit vor Gott.51
XXXIV. Von der herrlichen Betrachtung der göttlichen Majestät.52
XXXV. Von der Seelen Verlangen und Durst nach Gott.54
XXXVI. Von der Herrlichkeit des himmlischen Vaterlands.57
XXXVII. Gebet zu der heiligen Dreieinigkeit.59
Zur Herausgabe einer Übersetzung der Soliloquien und des Manuale des heiligen Augustin, um dem evangelischen Volke als Betbüchlein zu dienen, bestimmten mich zunächst Gründe rein innerer Art.
In schwülen Tagen des Kampfes, in dunkeln Nächten tränenreicher Bekümmernis um die liebe heilige Kirche, das mit den reinen Edelsteinen des Wortes und Sakramentes gezierte Haus des HErrn, im mächtigen Ringen um die ewigen Wahrheiten des dritten Artikels unsers allerheiligsten Glaubens ward mir durch das Studium der Schriften des alten Kirchenvaters der Standpunkt außerhalb der streitenden Kirche gewiesen, von welchem aus diese Erde mit ihrer Kirchennot, Kirchenarbeit und Kirchenzerteilung aus ihren Angeln gehoben wird. Dieser Standpunkt ist der Artikel vom ewigen Leben, der sich gründet auf Christum, der da ist die Hoffnung der Herrlichkeit. Ich durchsuchte eifrig die Väter unsrer lieben Kirche von der Reformationszeit bis zum westfälischen Frieden oder konkreter von Luther bis auf Meyfart, und fand zu meiner großen Freude, dass dieselben alle aus den alten Vätern der Kirche, als deren Kinder sie sich selbst so gerne bekannten, denselben Artikel gelernt, und zum festen Anker im Grunde dieses ungestümen Lebensmeeres und zum Leitstern auf der Fahrt durch seine wildbrausenden Wogen erwählt hatten. Besonders trat mir der Kämpfer und Held in der streitenden Kirche des HErrn, Dr. Philipp Nikolai, der bekannte geistliche Sänger des Königs und der Königin der Lieder entgegen, von welchem bezeugt wird: An diesem vortrefflichen Mann haben wir ein unleugbares Exempel, dass der heilige Eifer wider die Feinde göttlicher Wahrheit und das unermüdete ernstliche Streiten wider die irrigen Lehren einen Knecht Gottes ganz und gar nicht aus seiner Gemütsstille - noch weniger aus Gottes Gnade setze, wie die heiligen Heuchler und sanftmütigen Wölfe in diesen letzten Zeiten gerne die Kirche bereden wollten, denen die Streittheologie nichts anders ist, als ein fleischlich Werk, eine Brut des Hirnglaubens. Unser seliger Dr. Ph. Nikolai war täglich im Streit des HErrn und zugleich mit seinem Geist in dem Schoß Abrahams. Er focht täglich als ein Held und Streiter JEsu Christi in der streitenden Kirche und war seiner Seele nach ohn‘ Unterlass in der triumphierenden Kirche. Sein Leichenprediger fragt: „Was hat die triumphierende Kirche an ihm aufgenommen? und antwortet: Einen wahrhaftigen Heiligen in Christo JEsu, einen sieghaften Kämpfer, der seine Palmzweige für Gottes Angesicht bringt, ist in der himmlischen Glorie und Herrlichkeit selig, ruht von aller seiner schweren Arbeit und jubiliert mit den heiligen Engeln.“ Nun, dieser Held und Streiter des HErrn schrieb aus tiefster Bekümmernis, darin seine Seele hier lag, heraus: „Da war mir nichts Süßeres, nichts Lieberes und nichts Angenehmeres als die Betrachtung des edlen hohen Artikels vom ewigen Leben durch Christus Blut erworben. Ließ denselben Tags und Nachts in meinem Herzen wallen und durchforschte die Schrift, was sie hiervon zeugte, las auch des alten S. Augustini liebliche Traktätlein, darin er die hohe Geheimnis als ein Nüßlein aufbeißt und den wundersüßen Kern herausbringt.“ Wer jenes Mannes Freudenspiegel des ewigen Lebens kennt, weiß, dass beinahe der ganze erste Teil dieses herrlichen Buches aus solchen von S. Augustin aufgebissenen wundersüßen Nusskernen besteht, entnommen seinen Meditationen, Soliloquien, dem Manuale u. a. m.
Solcher Fund in den Vätern unsrer Kirche, welchen `auch gar manche alte Kirchenordnungen, die von solch süßen Kernen nicht wenige in sich bergen, bestätigten, freute mich über die Maßen; denn er schenkte mir die Süßigkeit, mich unter allen irdischen Kirchendissonanzen doch frei zu fühlen von allen diesen Missklängen durch die Betrachtung der Freudenfülle des ewigen Lebens und mich zu wissen in der allerseligsten, himmlischen Union, die allein etwas taugt, weil sie allein vom HErrn ist. Zugleich war mir dieser Fund eine Bestätigung dafür, dass ich, nächst der Schrift die rechte Quelle gefunden hatte, aus der wir Kämpfer und Streiter dieser letzten Zeit recht fleißig schöpfen müssen. Denn alle Schriften grade dieses Kirchenvaters wogen von himmlischen, seligen Freudenergüssen eines die sichtbar-unsichtbare Kirche treu umfangenden Herzens. So besonders seine Soliloquien, recht eigentlich stille Stunden, die er vor dem HErrn verbrachte, und sein Manuale oder sein Handbüchlein zur Betrachtung der heiligen Liebe des HErrn. Beide Schriftchen reichten mir selige Herzenslabung und rechte Herzstärkung, und ich durfte im Nachseufzen und Nachjubeln dieser Gebetsbetrachtungen so recht die Wahrheit des Wortes des heiligen Hieronymus erfahren: Meditare Deum et coelum fiet cor tuum, das heißt: im Betrachten Gottes wird dein Herz zum Himmel. Ich wurde ganz von ihnen und mit ihnen in die Herrlichkeit des triumphierenden Zions hineingezogen und dadurch erst recht gestärkt, für die volle Wahrheit unsrer lutherischen Kirche hienieden zu streiten und nicht lax zu werden, so lange mich der HErr der Kirche an dem gegenwärtigen letzten Kampf um die Wahrheiten des dritten Artikels unsers Glaubens Teil zu nehmen begnadet.
Hatte ich für meine Person solch reichen Segen von diesen beiden Büchlein empfangen, so dachte ich dann weiter, es könnte die Herausgabe derselben überhaupt eine Segensquelle werden für die Mitstreiter und Mitbeter der Wahrheit in diesen letzten betrübten Zeiten. In den Büchlein selbst hatte ich gar nichts zu ändern bis auf den Lehrartikel von der Prädestination in den Soliloquien, welcher nach der Konkordie unsrer Kirche, welche diese Lehre zum vollen Abschluss brachte, gebessert wurde, aber auch dies nur mit wenigen Strichen. Sonst vielleicht nur unverständliche oder anstößige Stellen sind durch Noten kurz erläutert. Angehängt habe ich noch eine Übersetzung des Psalteriums, welches S. Augustin für seine Mutter zusammengestellt haben soll, und die Zugabe dieser Perlenschnur, welche am verborgenen Menschen des Herzens Monikas einst wunderbar glänzen musste, wird hoffentlich nicht unwillkommen sein.
Bei der Übersetzung lagen die Pariser Benediktiner- und die Baseler Frobensche Ausgabe der Werke St. Augustins zu Grunde, und ist dieselbe möglichst wörtlich gehalten, ohne undeutsch zu werden. Auch hoffe ich den alten tiefen Gebetston nicht ganz verfehlt zu haben.
So mag denn der liebe heilige Augustin, unsers Luthers Ältervater (im engen Anschluss an die von dem Herrn Verleger der Christenheit dargebotenen Konfessionen und Meditationen desselben Kirchenvaters) mit Luthers Spätenkeln betend wallen durch diese Zeit der Leiden in der streitenden Kirche, bis da anbricht der ewig sonnenhelle Tag der Freuden in der triumphierenden Kirche, durch JEsum Christum, unsern HErrn. Amen.
Beerfelden im hessischen Odenwald
in der heiligen Fastenzeit
1857.
Jakob Christian Müller.
Lass mich Dich erkennen, oh HErr, der Du mich erkennest: lass mich Dich erkennen, Du Kraft meiner Seele: erzeige Dich mir, Du mein Tröster: lass mich Dich sehen, Du Licht meiner Augen: komme, Du Freude meines Geistes: lass mich Dich schauen, Du Wonne meines Herzens: lass mich dich lieben, Du Leben meiner Seelen: erscheine mir, Du meine volle Lust, Du mein süßer Trost, mein HErr, mein Gott, mein Leben und meiner Seelen volle Herrlichkeit: lass mich Dich finden, Du Verlangen meines Herzens: lass mich Dich fassen, Du Liebe meiner Seele: lass mich Dich umfahen, Du himmlischer Bräutigam: Du bist meine höchste Freude von Innen und von Außen: lass mich Dich besitzen, Du ewige Seligkeit: lass mich Dich besitzen inmitten meines Herzens, Du seliges Leben, Du höchste Süßigkeit meiner Seele: lass mich Dich herzlich lieben, HErr, meine Stärke, HErr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter: lass mich Dich lieben, mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils, und mein Schutz: lass mich Dich umfangen als den allein Guten, ohne welchen nichts Gutes ist: lass mich Dein genießen als des Allerbesten, ohne welchen nichts das Beste ist! Öffne mir die verschlossenen Türen meiner Ohren mit Deinem Wort, das da schärfer ist, denn kein zweischneidig Schwert, auf dass ich hören möge Deine Stimme! OH HErr, donnere vom Himmel mit großem Schall: das Meer und seine Fülle erdröhne, das Erdreich rege sich und bebe davon!
Erleuchte meine Augen, Du unbegreifliches Licht, schieße Deine Strahlen und zerstreue sie, auf dass sie von den üppigen Dingen abgezogen werden! Ja, lass sehr blitzen und schrecke sie, dass aufgedeckt werden die Brunnen der Tiefen und die Grundfesten der Erde! Verleihe mir ein Gesicht, Du unsichtbares Licht, dass ich Dich sehen möge! Schenke mir einen neuen Geruch, Du edler Geruch des Lebens, der da nacheile dem Geruche Deiner köstlichen Salben: reinige meinen Geschmack, dass er möge kosten, erkennen und unterscheiden, wie groß da sei, oh HErr, die Fülle Deiner Süßigkeit, die Du vorbehalten hast denen, die Dich fürchten und Dich völlig lieben! Gib mir ein Herz, das Dein gedenke, ein Gemüt, das Dich liebe, einen Sinn, der Dich stets betrachte, einen Verstand, der Dich verstehe, einen Geist, der stets an Dir hafte als dem höchsten und lieblichsten Gute! OH Du weise Liebe, lass Dich immerdar lieben! OH Du Leben, dem alle Dinge leben: Du Leben, welches mir gibt das Leben; Du Leben, das da ist mein Leben, durch welches ich lebe, ohne welches ich sterbe: Du Leben, durch welches ich erweckt werde, ohne welches ich verderbe: Du Leben, durch welches ich mich freue, ohne welches ich in Ängsten bin: OH Du lebendiges, süßes, liebliches und allzeit preiswürdiges Leben, wo soll ich Dich finden, auf dass ich in mir vergehen, in Dir aber erstehen möge? Sei mir nahe im Gemüt, nahe im Herzen, nahe im Mund, nahe in den Ohren, nahe in der Hilfe; denn ich bin krank vor Liebe; denn ohne Dich sterbe ich: wenn ich aber Dein gedenke, werde ich lebendig: Dein Geruch erquickt mich, Dein Andenken heilt mich. Aber wenn mir Deine Herrlichkeit erscheint, so werde ich gesättigt, Du Leben meiner Seele! Meine Seele verlangt sehr und vergeht, wenn sie Deiner gedenkt. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Dein Angesicht schaue, oh Du, meine Lust?
Warum wendest Du Dein Angesicht von mir ab, oh Du meine Freude, daran ich mich allezeit erfreue? Wo ist mein Schönster verborgen, dessen ich so sehnlich begehre? Ich schlürfe Deinen Wohlgeruch, lebe davon und erfreue mich daran: doch sehe ich Dich nicht. Deine Stimme höre ich und werde wieder lebendig. Warum verbirgst Du aber Dein Angesicht? Vielleicht sprichst Du: Kein Mensch, der Mich sieht, mag leben! Ei, mein HErr, so lass mich sterben, dass ich Dich sehen möge. Lass mich Dich sehen, auf dass ich hier sterbe: Ich will nicht leben, ich will sterben! Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein! Mich verlanget zu sterben, dass ich Christum sehen möge. Ich begehre nicht zu leben, auf dass ich bei Christo leben möge. HErr JEsu, nimm meinen Geist auf! Du mein Leben, nimm zu Dir meine Seele! OH Du meine Freude, ziehe nach Dir mein Herz. Lass mich Dich genießen, oh Du meine süße Speise!
Du mein Haupt, leite mich, Du Licht meiner Augen erleuchte mich! OH Du mein süßklingendes Lied, durchsaite mich. Du, mein lieblicher Geruch, mach mich lebendig. Du Wort Gottes erquicke mich! OH mein Psalm, erfreue die Seele Deines Knechts! Gehe zu ihr ein, Du meine Freude, auf dass sie sich in Dir freuen möge. Gehe zu ihr ein, meine höchste Süßigkeit, auf dass sie Süßes schmecken möge. Du ewiges Licht, erleuchte sie, auf dass sie Dich verstehe, erkenne und liebe. Denn darum liebt sie Dich. nicht, oh HErr, weil sie Dich nicht lieben kann, ohne Dich zu erkennen; und darum erkennt sie Dich nicht, weil sie es nicht versteht; und deshalb versteht sie es nicht, weil sie nicht Dein Licht begreift, und das Licht scheinet in der Finsternis und die Finsternis haben es nicht begriffen.
OH Du Seelenlicht, oh Du Glanz der Wahrheit, oh Du wahre Klarheit, die Du erleuchtest einen jeglichen Menschen, der da kommt in die Welt! Der Mensch kommt zwar, aber er liebt Dich nicht; denn wer der Welt Freund ist, der wird Gottes Feind. Treib aus die Finsternis aus meines Herzens Grunde, auf dass es Dich verstehen. und sehen, begreifen und erkennen, erkennen und lieben lerne. Denn wer Dich erkennet, der liebet Dich, vergisst seiner, liebet Dich mehr als sich, er gibt sich auf und kommt zu Dir, auf dass er sich Deiner erfreuen möge. Daher kommt es aber, oh HErr, dass ich Dich nicht so sehr liebe, wie ich doch sollte, weil ich Dich nicht vollkommen erkenne; weil ich aber so wenig erkenne, liebe ich auch wenig; und weil ich so wenig liebe, so erfreue ich mich so wenig in Dir. Ja, indem ich von Dir, der wahren innerlichen Freude durch äußerliche Dinge weiche und also Deiner Einzigkeit ermangele, so suche ich nichts als falsche ehebrecherische Freundschaft in diesen äußerlichen Dingen. Ach, so hab' ich Elender mein Herz den eitlen Dingen ergeben, das ich doch Dir allein mit völliger Liebe und ganzer innerer Begier sollte zuwenden, und darum bin ich eitel und zunichte geworden, weil ich eitle nichtige Dinge geliebt habe. Daher kommt denn auch, oh Herr, dass ich mich in Dir nicht freue und Dir nicht anhange; denn ich hänge in äußerlichen, Du in innerlichen; ich in weltlichen, Du in geistlichen Dingen; ich verwirre mein Herz und zerteile es im vergänglichen Weltwesen, schweife mit meinen Gedanken hin und her, verfange mich mit Worten, und Du, HErr, wohnest in der Ewigkeit und bist die Ewigkeit: Du im Himmel, ich auf Erden: Du liebst hohe Dinge, ich die allerniedrigsten: Du himmlische, ich irdische; ach, sage an, wann werden sich solch widersprechende Dinge reimen?
