Somebody Perfect? - Alica H. White - E-Book
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Alica H. White

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Beschreibung

Gibt es die perfekte Liebe? Ausgerechnet in ihrer Hochzeitsnacht entdeckt Lisa starke Gefühle für ihren alten Sandkastenfreund Raphael. Aus der bekannten Vertrautheit entwickelt sich in dieser Nacht ein überraschend intensiver Moment, der sie fortan nicht mehr loslässt. Doch Raphael besitzt den Ruf eines unterkühlten Womanizers; er ist nicht nur außergewöhnlich schön, sondern auch hochbegabt. Ihre Wege verlaufen zwar anschließend getrennt, doch beide müssen immer wieder an diese besondere Begegnung denken. Dann erfährt Lisa, dass Raphael etwas anders tickt. Gibt es jetzt doch noch eine Chance für ihre Liebe? Der Debütroman von Alica H. White. Eine junge, ungewöhnliche Liebesgeschichte, mit Witz und Tiefgang. Nominiert für den Skoutz-Award 2017  Der Roman enthält explizite Szenen. "Mittig der Story kommt die überraschende Wandlung. Aus den einzelnen Sichtweisen geschrieben, in der Ich Form, versteht man mehr und mehr den Tiefgang der Geschichte. Asperger Syndrom , Unfähigkeit im Ausdruck der Emotion, wird mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit umgesetzt . Im Nachhinein eine gut gelungene Geschichte mit einem tollen Epilog. Raphael ist ein hervorragender Charakter, und verständlich als auch liebevoll beschrieben." Beate Majewski

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Alica H. White

Somebody Perfect?

Traummann mit Fehlern (Liebesroman)

Für alle, nicht ganz perfekten, Menschen.BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Kapitel 1 ~ Lisa

 Das ist er nun, der glücklichste Tag in meinem Leben … Ich stehe etwas abseits des Trubels meiner Hochzeitsfeier, richte meinen Busen im eleganten Hochzeitskleid, und sehe ihn mir an. Alexander, meinen frischgebackenen Ehemann, meine Jugendliebe, mein erster und einziger Liebhaber. Wunderschöne blaue Augen, kurze, blonde Haare, selbstbewusstes Lächeln. Nicht zu vergessen, die sportliche Fußballerfigur!

Er sieht nur kurz zu mir rüber, lächelt mir zu und führt dann die angeregte Unterhaltung mit seinen Freunden fort. Na toll! Noch nicht einmal einen Tag verheiratet, und schon wird man vernachlässigt!

Wir sind ein Paar, seit wir sechzehn sind. Der beste Sportler und das Mädchen mit dem üppigsten Busen im Dorf. Für meinen Mann müssen Frauen eine ordentliche Oberweite haben. Das war damals eines seiner obersten Auswahlkriterien, hat er mir kürzlich verraten. Natürlich waren alle Mädchen im Dorf hinter ihm her, aber mich hat er geheiratet. Mich!

Viele Leute behaupten, ich bin eine Schönheit. Im Prinzip ist mir das egal, denn ich bin nicht der eitle Typ. Alex hingegen ist es wichtig, wie sich die Frau an seiner Seite präsentiert. Für ihn, und nur für ihn, habe ich deshalb extra ein Hochzeitskleid gekauft, bei dem er sichtbar den Atem angehalten hat. Figurbetont, cremefarben, trägerlos, pusht und betont es meinen Busen kolossal. Der schlichte Schnitt ist wie gemacht für meine Wespentaille.

Meine beste Freundin Johanna rauscht in ihrem roten Ballkleid auf mich zu. Sie legt kumpelhaft einen Arm um meine Schulter, zieht mich zur Seite. »Nette Party, Lisa!«, raunt sie mir mit ihrer tiefen Stimme ins Ohr. »Hast du Raphael gesehen? Mein Gott, was ist das für ein heißer Feger geworden! An der Uni soll er auf jeder Studentenparty eine andere Frau abgeschleppt haben. Wie man sich erzählt, ist er auch äußerst gut bestückt. Wenn du verstehst, was ich meine. Ob er mich mal nachmessen lässt? Mein Gott! Ich hab ganz schön was intus! Das macht mich immer so hemmungslos«, kichert sie. »Wo ist unser Adonis überhaupt?«

»Lass das bloß nicht deinen Kevin hören!«, erwidere ich kopfschüttelnd.

Unser Hochzeitsfest findet in der Kneipe meiner Schwiegereltern statt. Ein traditionsreiches Gebäude, mit Fachwerk und zahlreichen Veranstaltungsräumen. Es liegt direkt an unserem idyllischen See, den man wunderbar mit einem Spaziergang umrunden kann. Sogar ein paar Zimmer kann man hier mieten. Meine Eltern haben sich nicht lumpen lassen und eine große traditionelle Hochzeit für das ganze Dorf ausgerichtet.

Solch eine Feier ist natürlich berauschend, im wahrsten Sinne des Wortes. Inzwischen merke ich den Alkohol ganz schön. Ein bisschen frische Luft wird da sicher Wunder wirken. Ich greife mir eine Flasche Wasser und gehe nach draußen, vor die Kneipentür. Der Lärm der Feier hallt gedämpft nach, Grillen versuchen, ihn zu übertönen. Die Augustnacht ist lau.

Ich atme einmal tief durch und genieße den Duft des beginnenden Spätsommers. Fast automatisch lasse ich den Tag Revue passieren. Und sofort erscheint die Begegnung mit Raphael vor meinem inneren Auge. Ich habe es Johanna natürlich nicht verraten, aber diese Begegnung hat mich geradezu geflasht.

Raphael war unser Nachbarskind. Dass er zur Feier gekommen ist, freut mich besonders. Wir haben uns jahrelang nicht gesehen. Er hat sich sehr verändert, sieht einfach fantastisch aus. Groß und breitschultrig stand er vor mir, einfach atemberaubend. Mit einer faszinierenden Aura, wie sie schöne und kluge Menschen oft umgibt. Mein Jugendfreund ist nämlich hochbegabt. Er hat Medizin studiert und arbeitet in der Forschung.

Ich wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen. Aber er war schon immer etwas schüchtern. Seine muskulösen Arme bescherten mir ein Kribbeln im Bauch, als er mich unbeholfen in den Arm nahm. »Glückwunsch«, murmelte er lakonisch.

Ich versuchte, ihm in die Augen zu schauen. Einen Moment meinte ich, Traurigkeit darin aufblitzen zu sehen, bevor er den Blick senkte. »Danke«, gab ich zurück und ein merkwürdiges Gefühl stieg in mir hoch. Ich konnte nicht ganz den Finger darauflegen. Melancholie? Sehnsucht? Freude? Ein ziemlich merkwürdiges Gemisch.

Die Pause vom Trubel drinnen tut gut. Der Vollmond untermalt die Abendstimmung mit einer silbrigen Beleuchtung. Am Ende des Parkplatzes steht eine Gestalt, die rauchend auf den See blickt.

Ich erkenne die vertrauten Umrisse. Es ist Raphael, in der anderen Hand hält er eine Weinflasche. Er scheint mich nicht zu bemerken, als ich leise zu ihm gehe. »Solltest du für deine Patienten nicht ein besseres Beispiel sein und mit dem Rauchen aufhören?«, frage ich belustigt.

Raphael zuckt zusammen, dann dreht er sich zu mir um und grinst mich an. »Wohl wahr«, antwortet er und nimmt noch einen Zug von seiner Zigarette. »Ich brauchte ein bisschen frische Luft.«

»Ja, die Luft ist hier so sauber und frisch, dass man es kaum ertragen kann«, gebe ich grinsend zurück.

Er sieht mich fragend an. Hat er etwa die Ironie nicht verstanden?

Bevor er seine Weinflasche wieder verkorkt, nimmt er noch mal einen kräftigen Schluck.

Ich sehe ihn mir noch einmal genau an, meinen Sandkastenfreund. Irgendwann hat er sich zum echten Adonis entwickelt. Gehirnschmalz finde ich wichtiger als Muskeln, aber er bietet beides!

Von seiner italienischen Mutter hat er die klassische Schönheit geerbt. Seine großen dunkelbraunen Augen sehen mich gerade so sanft an. Sie sind umrahmt von Wimpern, für die Frauen töten würden. Mutter Natur hat ihn wahrlich reich beschenkt. Dazu noch die göttlichen dunklen Haare mit leichten Wellen, durch die man so gerne wuscheln möchte.

Von seinem Vater hat er die eindrucksvolle Statur mitbekommen. Aus dem Lulatsch, der mit dem Fußballspielen aufhören musste, weil er seine langen Gliedmaßen nicht koordiniert bekam, ist ein echtes Eye-Candy (inklusive Knackarsch) geworden.

Wir haben unseren Hochzeitstanz unter einem gefüllten Ballon abgehalten. Raphael hat ihn angestochen und Glitter regnete daraus auf uns herab. Dabei rutschte sein Hemd aus der Hose. So konnte ich einen Blick auf das beeindruckende Sixpack werfen, das seinen Anblick perfekt macht. Er muss jede Menge Sport machen, so ein Sixpack ist harte Arbeit.

Ich stelle ihn mir gerade nackt vor. Einfach zum Niederknien! Wann ist diese Wandlung passiert?

Raphael hat immer noch diese schüchterne, melancholische Ausstrahlung wie damals. Zusammen mit seiner Schönheit gibt ihm das etwas Geheimnisvolles, extrem Anziehendes. Ich mochte diese zurückhaltende, ruhige Art schon immer. Möglicherweise hat sie auch meine Beschützerinstinkte geweckt.

Er drückt seine Zigarette aus. Ich muss schlucken, als er mich ansieht. Ein seltsames Prickeln durchzieht meinen Körper. Ich widerstehe dem Drang, ihn in den Arm zu nehmen und frage stattdessen:

»Wollen wir ein kleines Stück spazieren gehen?«

Er nickt nur kurz.

Wir setzen uns in Gang. »Lass uns zu unserem alten Platz marschieren und ein bisschen reden.«, schlage ich vor. »Wir haben uns so lange nicht gesehen.«

»Okay«, antwortet er und bleibt an seinem Auto stehen. Er öffnet den Kofferraum und holt eine Picknickdecke heraus.

Raphael wohnte im Nachbarhaus, war früher oft bei uns. Nein, eigentlich waren wir erst mal oft bei ihm, denn er kam fast nie von sich aus. Seine italienischstämmige Mutter hat gerne lecker Pizza und Pasta gekocht, wir waren dabei immer willkommen. Sie hat es geliebt, wenn die Bude voll war. Sein Vater war ein eigenbrötlerischer Sonderling, aber mit Raphael hatte er ein inniges Verhältnis. Als Ingenieur hat er mit ihm ziemlich viel gebaut und gespielt, als wäre er selbst ein großes Kind. So haben sie viele, viele Stunden zusammen verbracht.

Wir drei, Raphael, mein Bruder Lukas und ich, haben immer zusammen unsere geliebten Fantasy-Serien angesehen. Man konnte mit Raphael nicht nur Lego oder Playmobil, sondern sogar Mutter-Vater-Kind spielen. Zumindest so lange, bis Lukas aufgetaucht ist und ihn zum Fußball abgeholt hat. Dabei war er nie besonders geschickt bei dem Sport, liebte aber die Bewegung.

Später hingen mein Bruder und er ständig vorm Computer herum und haben programmiert. Was sie da programmiert haben? Keinen Schimmer … Ich kann mir auch nicht vorstellen, was man daran interessant finden kann.

Lukas hat sein Hobby zum Beruf gemacht und Informatik studiert. Ich glaube, er war immer etwas eifersüchtig, wenn wir zusammen gespielt haben. Aber Mutter-Vater-Kind, das ging für ihn gar nicht.

Schweigend laufen wir ein Stück nebeneinander her, während die Grillen für die Hintergrundmusik sorgen. Raphael marschiert ziemlich schnell. Ich muss stramm laufen, um mitzuhalten. Ob er deswegen nichts sagt? »Wie geht es dir so?«, frage ich, um ein Gespräch zu starten.

»Gut«, antwortet er.

»Wie kommst du damit klar, wieder hier zu sein? Die Erinnerungen, tun die weh?«

»Ich komme klar.« Wieder so eine lakonische Antwort, die ich ihm nicht ganz abnehme …

Denn unsere Kindheitsidylle war dahin, als Raphaels Vater an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankte. Das ist praktisch ein Todesurteil. Ich glaube, deshalb wollte er auch Medizin studieren und Onkologe werden.

Er fing an, sich zurückzuziehen, und wie verrückt für das Abi zu lernen, um den Medizin-Numerus-Clausus zu schaffen. Bei seiner Intelligenz war das auch kein Problem, natürlich schaffte er die 1,0. Zu diesem Zeitpunkt war er noch dünn und pickelig.

Er verschwand zum Studium und meldete sich bei uns nicht mehr. Nur Lukas war mit ihm noch in Verbindung, da sie an derselben Uni studierten.

Seine Mutter hatte nach dem Tod des Vaters angefangen zu trinken. Drei Monate nach seinem Auszug nahm sie Schmerztabletten zusammen mit Alkohol ein. Die Tablettendosis war sehr niedrig. Vielleicht wollte sie sich gar nicht umbringen, aber sie erstickte an ihrem eigenen Erbrochenen. Eine wirklich tragische Geschichte, die mich noch heute traurig stimmt, wenn ich daran denke.

In Deutschland hat Raphael jetzt keine Verwandten mehr. Seine Mutter hatte alle Kontakte zu ihrer Familie abgebrochen, nachdem sie den merkwürdigen Deutschen geheiratet hatte. Und dann ist sie ihm auch noch nach Deutschland gefolgt … Das muss ein Skandal in der Familie gewesen sein.

Mein Jugendfreund läuft immer noch mit diesem hohen Tempo. Langsam geht mir die Puste aus. Warum sagt er nichts? »Können wir ein bisschen langsamer gehen? Dieses Tempo ist ungemütlich.«

»Ja … klar«, murmelt Raphael und reduziert die Geschwindigkeit. Wieder so eine lakonische Antwort, danach folgt erneut Schweigen im Walde …

»Hör doch mal auf zu sabbeln«, provoziere ich ihn mit einem Grinsen. Als ich ihn ansehe, kann ich regelrecht erkennen, wie es hinter seiner Stirn arbeitet. Hat er diesen Witz etwa auch nicht verstanden? Noch ein paarmal versuche ich ein Gespräch zu starten. Aber er scheint partout keinen Small-Talk führen zu wollen, also schweigen wir weiter.

Bei dem Tempo haben wir die Stelle, an der wir als Kinder oft gebadet und gespielt haben, natürlich schnell erreicht.

Raphael breitet die Decke aus. Wir setzen uns hin. Jetzt taut er endlich auf. Wir unterhalten uns ein wenig über unsere Kindheit, lachen über Anekdoten von uns und unseren Freunden. Dabei trinken wir abwechselnd aus seiner Weinflasche. Irgendwann entsteht eine kleine Pause und wir blicken beide auf den See.

Der Vollmond spiegelt sich darin und macht ein zauberhaft silbriges Licht. Ab und zu fährt ein warmer Windhauch durch die Blätter der großen Pappeln, die am Seeufer stehen. Ein leises Rauschen, das die Nachtstimmung romantisch untermalt. Was für eine angenehme Stimmung. Unser Gespräch ist so vertraut, ein bisschen wie nach Hause kommen.

»Eigentlich waren wir ja verlobt«, sagt er plötzlich zu mir.

Überrascht sehe ich ihn an, aber er weicht meinem Blick aus. Ja, als Kinder hatten wir uns einmal feierlich verlobt. Ich hatte ihn damals ja so lieb! Im hellen Mondlicht wirkt sein Blick eindringlich. Man könnte fast meinen, er meint es ernst.

Schon wieder überkommt mich der Drang, ihn in den Arm zu nehmen. Jetzt bildet sich auch noch ein kleiner Knoten in meiner Bauchgegend, denn er wirkt auf einmal traurig.

»Warum bist du nach der Beerdigung deiner Mutter so schnell verschwunden?« Er hatte sich damals einfach so zurückgezogen und nie wieder ein Wort von sich hören lassen.

Ein melancholisches Lächeln erscheint auf seinem schönen Gesicht. »Mir war auf einmal alles zu viel, ich hatte einfach keine Lust mehr.« Nachdenklich reibt er sich über die Stirn. »Ich wollte euch nicht mit meiner Trauer belästigen.«

»Wir hätten dich unterstützen und trösten können«, erwidere ich und schlucke den Kloß in meiner Kehle runter.

»Hättet ihr das denn gewollt?«, fragt er, man könnte fast meinen, erstaunt.

»Natürlich, schließlich gehörst du doch praktisch zur Familie!« Ich sehe ihn an, jetzt reibt er sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen. Mein Bauchknoten wird immer größer, als er mich wieder so fragend ansieht.

Warum möchte ich ihn nur die ganze Zeit in den Arm nehmen?

Zögernd lege ich die Hand auf seinen Arm und streife sanft darüber. Diese Berührung wirkt auf mich elektrisierend, er zuckt ganz leicht mit dem Arm. Wieder entsteht eine Pause, in der wir schweigend auf den See blicken. Eine merkwürdige Stimmung ist zwischen uns entstanden. Mein Mund wird immer trockener, ich schlucke.

Atmen Lisa, Atmen!

Er blickt mich an, unsere Blicke verbinden sich. Wie früher, schießt es mir durch den Kopf. Das alte Gefühl der Vertrautheit lässt mich etwas entspannen. Auf einmal fühlt es sich an wie eine magische Verbindung.

Jetzt brechen bei mir alle Dämme. Ich muss ihn einfach berühren. Sofort!

Vorsichtig nähere ich mich seinem Gesicht und küsse ihn zart auf die Wange. Ich bleibe lange dort, eigentlich zu lange. Er fühlt sich so gut an und schmeckt so gut.

Wie gerne möchte ich auch die schön geschwungenen Lippen küssen. Also löse ich mich und hauche einen zärtlichen Kuss auf seinen Mund.

Er versteift sich unter mir, aber irgendwie stört mich das gerade überhaupt nicht.

Ich kann jetzt nicht aufhören!

Das Prickeln verstärkt sich, jagt mir heiße Schauer durch den Körper. Mein Gesicht wandert weiter zu seiner Halsbeuge, auch da küsse ich ihn. Hmmh, er riecht so gut. Wie kann ein Mensch nur so gut riechen? Das müsste verboten werden …

Ganz langsam, aber unabwendbar setzt mein Verstand aus. Alles Gefühl zieht in den Unterleib, implodiert dort zu einer Hitzewelle.

Wer sagt eigentlich, dass nur Männer mit dem Unterleib denken?

Als ich seufze, und mein Atem über seinen Hals streicht, springt auch Raphael an. Er umarmt mich, zieht mich an sich und küsst mich auf den Mund – leidenschaftlich. Mein Gott was für ein Kuss!

Ich stöhne leise. Es ist, als könnte sich eine Naturgewalt nur diesen einen Weg bahnen und es fühlt sich an, als hätte es schon immer so sein müssen.

Unser Atem wird schneller und schwer. Raphael stößt ein heftiges Keuchen aus, das mir direkt wieder in den Unterleib fährt und dort ein leichtes Ziehen verursacht. Sein leises Knurren, das darauf folgt, macht mich einfach nur an!

Ich fange an sein Hemd aufzuknöpfen, will seinen makellosen Oberkörper genießen. Hingebungsvoll küsse ich über den Hals nach unten, beiße sanft in sein Schlüsselbein.

Dieser männliche Geruch!

Meine Küsse wandern weiter über seine Brustwarzen. Ich sauge sanft daran und er stöhnt, fast qualvoll. Mein Unterleib antwortet mit glühendem Verlangen, lässt mich feucht werden.

Ob die Sache mit dem Riesenschwanz stimmt? Neugierig wandert meine Hand nach unten und findet eine beachtliche Beule.

Nur kurz blitzt mein Verstand auf. Was ist nur mit mir los? Es gibt für mich kein Zurück. Die Vernunft hat keine Chance mehr. Ich will jetzt einfach nur noch meine Leidenschaft ausleben …

Nun erwacht auch Raphael aus seiner Bewegungslosigkeit. Er fackelt nicht lange, öffnet hinten den Reißverschluss meines Hochzeitskleides und befreit meine Brust. Ich kann sehen, wie sein Atem stockt, als ihm mein Busen entgegenspringt. Ein erregter Laut entfährt ihm und er bearbeitet beide Brüste leidenschaftlich mit seinen Händen.

»So schön«, murmelt er und saugt abwechselnd an den Brustwarzen.

Die Berührung lässt meinen Unterleib fast schmerzhaft zusammenziehen. Es ist reine Geilheit, die mich jetzt überfällt. Ich merke, wie sich unten noch mehr Feuchtigkeit sammelt.

Ungeduldig zerre ich an seinem Hosenknopf. Irgendwann schaffe ich es, seine Hose zu öffnen, umfasse seinen Schwanz. Er ist so groß wie Johanna behauptet und steinhart! Ich reibe nur ein paarmal darüber. Wieder dieses Stöhnen …

Ich will dieses Gerät in mir haben!

Wie fühlt sich das an?

Mann, bin ich scharf auf ihn!

Soweit nötig, zerre ich seine Hose nach unten. Er hilft mir dabei willig. Ich raffe mein Kleid hoch, positioniere mich einfach über ihn und schiebe meinen winzigen Tanga beiseite. Mühelos nehme ich ihn in mich auf, bin ja klatschnass …

Fast schmerzhaft ist es, das Riesending ganz in mir zu haben. Was für ein irres Gefühl!

Gierig reite ich ihn, meine Bewegungen sind ekstatisch und schnell.

Ich weiß, für einen Außenstehenden mag es aussehen wie ein Quickie, ordinäres Ficken oder Vögeln, oder so. Es fühlt sich aber nicht so an. Es fühlt sich an wie Verbindung … Vereinigung … erfüllend … ausfüllend … intensiv.

Tiefe Gefühle steigen in mir auf. Wir kennen uns schließlich fast unser ganzes Leben. Ich bin mir sicher, Raphael fühlt es auch.

Leidenschaftlich setze ich unsere Vereinigung fort. Ich beuge mich zu ihm runter, küsse ihn, er küsst meine Brust. Saugt an ihr voller Leidenschaft, macht mir einen Knutschfleck.

»Komm«, sagt er einfach, als wir beide kurz vor dem Höhepunkt sind.

Und wir kommen … zusammen. Ich kann seinen zuckenden Erguss in mir fühlen. Mit einigen Bewegungen pumpt er nach, entleert sich vollständig.

Der Orgasmus ist wie ein Glücksrausch.

Tief befriedigt lege ich meine Stirn auf seine und atme erleichtert aus.

Mit Alex bin ich noch nie zusammen gekommen.

Doch postorgastisch setzt auf einmal mein Verstand wieder ein.

Was war denn das?

Tue sich bitte ein Loch auf, in das ich versinken kann!

Plötzlich überfällt mich ein tiefes Schamgefühl. Was habe ich da getan? Hastig stehe ich wieder auf und streiche das Kleid glatt. Ich spüre, wie mir der Beweis unserer Lust zwischen den Schenkeln herabläuft. Ein Beleg unserer Sünde.

Auch Rafael ist peinlich berührt … glaube ich … denn er zieht sich schnell die Hose wieder hoch und richtet sich die Kleidung.

Als ich meinen Busen im Kleid verstaue, fällt mir der Knutschfleck auf.

Oh je, wie soll ich das nur Alex erklären? Ich hab dich in unserer Hochzeitsnacht betrogen?

Gott sei Dank wird der Knutschfleck vom Kleid verdeckt. Raphael hilft mir, den Reißverschluss zu schließen. Ich schließe die Augen und bitte meinen Ehemann stumm um Verzeihung.

Schweigend eilen wir zurück, als könnten wir vor unserer Tat weglaufen.

Raphael wirkt vollkommen steif.

»Ich bin dann weg! Tschüss«, sagt er einfach, als er in seinen Wagen steigt. Der Motor startet, der Golf setzt zurück, wendet und rauscht einfach ab. Fassungslos starre ich ihm hinterher.

Ist das sein Ernst? Er kann doch jetzt nicht so einfach abhauen! Ohne darüber zu reden … Was ist da gerade passiert? Was mache ich denn jetzt? Mann! Einfach Schwamm drüber? Fuck!

Ich kann nichts mehr tun. Es ist einfach geschehen … Vorbei! Ist wohl das Beste, ich vergesse das Ganze. Mir bleibt ja sowieso nichts anderes übrig. Ja, Raphael scheint die Frauen wirklich reihenweise zu vernaschen. Fuck, Fuck, Fuck! Gefickt!

Ich setze, so gut es geht, mein War-was?-Gesicht auf. Dennoch habe ich das Gefühl, jeder kann es mir ansehen. Ich bin eine schlechte Lügnerin.

Mit flauem Magen gehe ich zurück in den Saal. Fast alle Gäste sind schon gegangen. Die Stimmung ist gesunken, der Alkoholpegel der Verbleibenden ist dafür dramatisch gestiegen.

Alex steht immer noch, oder schon wieder, mit seinen Fußballkameraden zusammen. Barbara, meine Friseurin und Schöpferin meiner Hochzeitsfrisur, steht mit ein paar anderen Fußballgroupies dabei.

Barbie, so wird Barbara wegen ihrer aufgespritzten Schlauchbootlippen und der dicken Schminkeschicht oft genannt, hängt mit einem bewundernden Blick an den Lippen meines Mannes.

»Oh mein Au…gen…stern, daa … bissst du ja!«, lallt mir Alex entgegen. »Wo waarst … du eigentlich?« Er schwankt bedenklich hin und her, als er versucht, mir ein Küsschen auf die Wange zu geben.

»Ich brauchte frische Luft. Raphael war draußen, wir sind ein paar Schritte …«, zu weit entsteht zwangsläufig in meinem Kopf, »… gegangen. Ähm, ich hab immer noch Kopfschmerzen.« … Oder so was Ähnliches. Ich sag ja, ich bin eine schlechte Lügnerin.

»Kopf…schmerzen?« Alex kippt nach vorn.

»Du … wirst nüchtern, du mussst waas trinken«, wirft Justin mit alkoholgeschwängertem Blick ein.

Mein Gott sind die alle voll. »Keine Lust«, erwidere ich möglichst cool. »Ich glaub, ich muss ins Bett.«

»Bye Süsssse, dein Ehe…mann kommmtgleich undmaacht dir den Hengst«, kichert Alex dümmlich. Seine leicht verdrehten Augen stieren auf mein Dekolleté.

Kennt ihr diesen französischen Film? Ein Klassiker, wir haben ihn neulich zusammen gesehen. Eigentlich ist Alex ja der Meister des Dirty-Talks … Oh Gott! Alkohol zerstört wirklich Gehirnzellen, oder legt sie zumindest lahm.

Hoffentlich fängt er nicht auch noch an zu wiehern!

Ich drücke ihm ein Küsschen auf die Backe. »Hab noch Spaß«, schreie ich ihm gegen den Lärmpegel ins Ohr.

Und lass dir Zeit …

Vollkommen erschöpft mache ich mich auf den Weg in unser neu ausgebautes Nest. Aus dem alten Stall des historischen Kneipengebäudes ist nach dem Umbau eine tolle Wohnung geworden. Hier wollen wir zusammen leben. Selbst an Kinderzimmer haben wir gedacht. Wir möchten so schnell wie möglich Kinder. Ich habe deshalb sogar schon die Pille abgesetzt.

Mein Kopf wummert jetzt wirklich. Die Bässe der Liveband wabern in meinem Gehirn nach. Außerdem fühlt es sich an, als hätte ich meinen Brautschleier noch immer auf dem Kopf.

Wo sind nur die Aspirin Tabletten?

Nötig sind mindestens zwei Stück, sicher ist sicher. Ich schnappe mir die Flasche und schenke mir ein Glas Wasser ein.

Auf dem gepolsterten Lederstuhl in meiner schönen großen Weißlackküche lasse ich den ›schönsten Tag in meinem Leben‹ noch einmal Revue passieren. Ja, so hatte ich ihn mir wirklich nicht vorgestellt.

Sollte man nicht vom Bräutigam auf Händen getragen werden?

Stattdessen hat er mich fast den ganzen Abend ignoriert. Ich musste mit allen Verwandten und seinem ekligen Onkel Georg tanzen, der seine Erektion schamlos an meinen Bauch gepresst hat.

Gott sei Dank hat mein Bruder Lukas mich erlöst! Danach habe ich mich, sozusagen als Höhepunkt des Abends, von einem anderen Mann vögeln lassen …

Beim Gedanken an den Sex mit Raphael prickelt es noch einmal in meinem Unterleib.

Fuck! Was hat er sich nur dabei gedacht, mit mir zu schlafen und dann einfach so abzuhauen?

Egal, heute hab ich keine Kraft mehr, mir noch weitere Gedanken zu machen. Ich brauche jetzt wirklich eine Mütze voll Schlaf. Ohne mich abzuschminken, und vollkommen erschöpft, falle ich in eine Art Koma.

Alex torkelt irgendwann gegen Morgen ins Schlafzimmer. Ich wache zwar auf, stelle mich aber schlafen. Es ist gar nicht so leicht, einen regelmäßigen Atem vorzutäuschen, aber ich muss keine gute Schauspielerin sein: Er schafft es gerade noch, die Schuhe auszuziehen, dann fällt er mit Klamotten aufs Bett und beginnt, die Regenwaldabholzung zu forcieren. So hört es sich jedenfalls an.

Gott sei Dank bleibt mir die Hengstnummer erspart!

 

Kapitel 2 ~ Raphael

Mein Kopf liegt auf dem Auto-Lenkrad und ich schlage ihn immer wieder dagegen. Jetzt bin ich zwei Stunden nach Hause gefahren, obwohl ich ein Zimmer reserviert hatte. Ich habe außerdem zu viel getrunken, um noch fahren zu dürfen. Damit gefährdet man doch andere!

Gott sei Dank ist nichts passiert und ich bin nicht erwischt worden. Ich muss die ganze Zeit nachdenken. Meine Gedanken rotieren nur so. Neuronen wandern hin und her, versuchen sich zu sortieren. Ich bekomme einfach keine Ordnung in meine Gedanken … Scheiße!

»Fuck! … Fuck, Fuck, Fuck.«

Dann läuft im Radio auch noch das Lied ›Someone Like You‹ von Adele. Oh Mann, das spricht mir aus der Seele.

Jetzt habe ich bestimmt wieder einmal ALLES falsch gemacht. Dabei will ich doch immer nur alles richtig machen.

Was wohl in so einer Situation das Richtige ist? Das Richtige tun … wie macht man das? Fuck, ich bekomme Bauchschmerzen. Da analysiert man Tag und Nacht. Überlegt, wie das richtige Verhalten aussehen könnte. Und dann so was …

Wieder mal so ein irrationales Gefühlsproblem. So eine Sache, wo die sogenannte ›soziale Kompetenz‹ gefordert ist. Solche Kompetenzen denken sich doch nur Leute aus, die sonst keinerlei haben.

Allerdings, was den Umgang mit Gefühlen angeht, da bin ich ein völliger Versager. So viel habe ich schon begriffen.

Rätselhafter weise kommuniziert keiner seine wahren Gefühle. Ich selbst tue es nur, wenn andere einen Nutzen daraus ziehen können. Das macht die Sache für mich so schwer, denn meine Mitmenschen setzen voraus, dass ich ihre Gefühle einfach kenne. Keine Ahnung, wie die es machen. Ich stehe jedenfalls meistens hilflos davor.

»Scheiße! … Scheiße, Scheiße, Scheiße.«

Und dann habe ich noch nicht einmal etwas dazu gesagt. Das hat Lisa bestimmt erwartet. Die Leute erwarten immer, dass man etwas sagt. Natürlich kommt von mir immer das Falsche.

Also ziehe ich die einzige Konsequenz daraus, die man ziehen kann: Ich sage gar nichts …

Was soll ich auch schon groß von mir geben? Man kann etwas Unlogisches nicht logisch kommentieren. Außerdem muss ich eine Sachlage erst mal durchdenken, bevor ich etwas dazu sage.

Wenn ich sofort verkünde, was ich denke, verhalten sich die Leute rätselhaft … oder sind beleidigt. Also muss ich sämtliche Aspekte analysieren und die logischen Schlüsse daraus ziehen. Meistens behaupten sie trotzdem, ich würde sie vor den Kopf stoßen. Sie wollen meine Gedanken oft nicht hören, denn sie mögen die Wahrheit nicht. Warum eigentlich nicht? Nur die Wahrheit bringt einen weiter und führt zu sinnvollen Handlungen.

Alles Ignoranten.

Sie sagen, ich nehme nicht genug Rücksicht auf die Gefühle der Mitmenschen. Ja, wenn ich die Gefühle kennen würde, dann könnte ich systematisch Bezug dazu nehmen. Aber die muss ich erst mühevoll aus allen verfügbaren Parametern analysieren, die da wären Mimik, Tonlage, Körpersprache, Handlungen. Es kommt auf jedes noch so widersprüchliche Detail an. Das ist fürchterlich kompliziert, aber erst nach erfolgreicher Bearbeitung sämtlicher Aspekte kann ich erahnen, was die folgerichtige Konsequenz ist.

Dennoch habe ich fast immer Angst, Fehler zu machen.

Eine Bestandsaufnahme zur Gefühlsanalyse braucht zudem Zeit. Wer hat schon zu viel davon? Da muss man Aufwand und Nutzen genau abwägen und das wiederum lohnt nur, wenn etwas wirklich wichtig ist.

Und Zeit stand bei diesem Vorfall mit Lisa eindeutig zu wenig zur Verfügung …

»Shit! … Shit, Shit, Shit.«

Wie konnte sie nur diesen Typen heiraten? So ein Primitivling! ›Baby‹ nennt er sie. Wie albern! Sie ist doch kein Baby. Und in Amerika leben wir auch nicht.

Ich hätte ihr sagen müssen, was für eine tolle Frau sie ist. Aber ich kann mal wieder nicht die richtigen Worte finden … natürlich.

Früher habe ich ihr öfter mal einen Brief geschrieben … und ihn dann wieder zerrissen.

Gegen Alexander komm ich sowieso nicht an. Früher schon gar nicht, denn ihn finden einfach alle Frauen toll. Ich frage mich wieso. Fußballer … Na ja, nicht gerade meins. Wenn für jemanden der Spruch ›Wer nichts wird, wird Wirt‹ gilt, dann ja wohl für ihn. Aber eine große Klappe hat er … da kann ich nicht mithalten. Ich bin doch nur der schüchterne Nerd.

»Mist! … Mist, Mist, Mist.«

Und dann fängt sie an, davon zu reden, wie wichtig ihr Familie ist! Ich wollte immer eine Familie, Brüder und Schwestern, die ich nie hatte. Es war immer so schön, mit ihr zu spielen. Erinnert sie sich gar nicht mehr daran, dass wir uns damals verlobt haben? Auch eine mündliche Verlobung ist vor dem Gesetz gültig. Vielleicht waren wir noch zu jung, aber ich kann mich noch genau daran erinnern.

Sie ist etwas Besonderes für mich. Ihr Haar leuchtet in der Sonne, sogar im Mondlicht hat es gefunkelt. Sie ist die einzige Frau, bei der ich Augen und Gesicht sehe. Bei den anderen Mädels sehe ich immer nur einzelne Details, nie das ganze Gesicht. Und in die Augen sehen, das fällt mir besonders schwer, ich weiß auch nicht warum. Aber bei Lisa klappt das … komisch.