Sommerquirl - Carolin Sprick - E-Book

Sommerquirl E-Book

Carolin Sprick

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Beschreibung

Abi geschafft, Hochsommer und kein Grund zum Jammern. Doch als Lea ihren Jugendschwarm Felix wieder trifft, kumuliert das Chaos ihrer Anatomie. Leas zwei Jahre älterer, amerikanischer Fasthalbbruder Justin rundet das Chaos perfekt ab, als er sich in Leas beste Freundin Marlene verliebt und eine Gelegenheit nutzt, um Lea zu seinen Gunsten zu erpressen ...

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Seitenzahl: 59

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Sommerlquirl

SOMMERQUIRLImpressum

~ Wolkenbruch ~

An einem Samstag Nachmittag Ende August liege ich mit einer Zeitung in unserem großen Wohnzimmer auf der Couch. Würde es nicht regnen, wäre ich jetzt mit meinen Freundinnen am Elbstrand oder ginge durch die Stadt, aber dieses konfuse Wetter hatte meinen Nachmittagsplan kurzfristig umprogrammiert. Die Wolldecke, die ich eigentlich ab Oktober aus den Tiefen meines Kleiderschrankes hole, spendet mir jetzt benötigte Wärme, die leuchtenden Duftkerzen auf dem Wohnzimmertisch angemessenes Leselicht und mein Grüntee-Zitrone die Abrundung meines perfekten Nachmittags.

Nichts kann meine gemütliche Nachmittagsidylle stören.

Bis meine Großmutter herein kommt.

„Lea, fährst du für mich bitte noch mal beim Griechen vorbei? Ich brauche für Heute Abend noch Fladenbrot und Oliven. Hier sind die Autoschlüssel.“

Hervorragend. Meine Oma, die heute Abend ihren einundsiebzigsten Geburtstag in unserem Haus feiern will und all ihre Bekannten aus ihrem Yogakurs eingeladen hatte, verlangte allen ernstes von mir, bei einem fürchterlichen Unwetter Fladenbrot und Oliven zu kaufen. Sie scheint wieder vergessen zu haben, dass ich trotz meiner zwanzig Jahre noch keinen Führerschein habe, weil ich es bisher nicht für nötig hielt.

„Klar Oma, gar kein Problem!“ antworte ich und schwinge mich auf mein Rad.

An diesem Nachmittag fasse ich den Entschluss, mich gleich am Montag bei der Fahrschule anzumelden. So ein Auto ist bei Gewitter einfach praktischer.

***

Nach einer gefühlten Fahrt durch den Atlantischen Ozean betrete ich triefend den Laden des Griechen, der eigentlich Türke ist.

Mir entgeht sein Schmunzeln nicht.

Blödmann.

Wo sind die Oliven?

Ich drehe ich mich hektisch um und bemerke nicht, dass jemand hinter mir steht.

„Alter! Kannst du nicht aufpassen?“

Im Scherbenhaufen auf dem Fußboden aalt sich irgendeine undefinierbare Art von südländischem Fertiggericht.

„Tschuldigung“ murmele ich und hocke mich hin, um die Scherben aufzusammeln, als der Türke aufgeregt heraneilt.

„Biste du verrückt? Doch nicht mit die Händen!“

Er bückt sich und versucht, die Schweinerei mit Handfeger und Dreckschüppe aufzufegen, was sich wegen der öligen Konsistenz allerdings als sehr mühsam herausstellt.

„Tut mir Leid“, entschuldige ich mich beschämt, „Ich zahl’ das!“

„Wer sonst? Ich bestimmt nicht“, patzt mein aufgebrachter Crashpartner und verschränkt die Arme vor der Brust.

Erst jetzt schaue ich ihn an.

Moment!

Auch er schaut mich an. Etwas länger. Dummerweise. Denn ich sehe in meinem klatschnassen Aufzug echt bescheuert aus.

„Lea?“

Erde, tu dich auf und verschlucke mich!

Habe ich früher auch so scheiße ausgesehen oder wieso erkennt er mich als Regenmonster nach fünf Jahren wieder?

„Hey Felix.“

„Was machst du denn hier?“ fragt er und guckt immer noch.

Blöde Frage. Auf die ich leider keine kluge Antwort weiß.

„Einkaufen?!“

„Ich will ja nur stören ungern“, meldet sich eine gereizte Stimme zwischen unseren Füßen, „Aber es wäre sehr freundlich, wenn mir jemand einen Müllsack für Scherben aus das Schublade neben die Kasse holen. Die Schlüssel steckt.“

Sofort stürme ich los. Bloß weg! Nachher prägt er sich meine äußere Erscheinung noch ein.

Müllsack holen, Schmier aufwischen, zahlen, raus.

Wieder umdrehen, weil: ich hab die Fladen vergessen.

***

Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die Haustür öffne, hoffe ich, dass niemand zu Hause ist, weil mir im Hausflur beim Entkleiden meiner Regenhose und Jacke auffällt, dass ich bis auf die Unterwäsche keinen Stoff an meinem Körper trage.

Bin ich verrückt?

Ich stürme die Treppe hoch und rempele meinen zwei Jahre älteren amerikanischen Fast-Halb-Bruders Justin an, der mit seinem Kumpel Silo gerade aus meinem Zimmer trottet.

Silo pfeift, als er mich von oben bis unten mustert.

Mist. Mir fällt kein passender Spruch ein. Also schnell ins Zimmer.

***

Fünfzehn Minuten später liege ich bei Kerzenschein, Adam-Green-Gesang und Bergamottenduft in meinem Privat-Homespa-Wellnesszentrum, zu Hochdeutsch: Badewanne.

Wirklich niemand kann mich trotz der Udo-Jürgens-Musik, die unten während der Rentnerparty läuft, aus der Ruhe bringen.

Ich schließe die Augen und entspanne mich.

Kein Regen, keine Familie, kein hektischer Türke, kein Felix ... mein Gott, Felix! Ich hab ihn heute wirklich gesehen, diese Information war bisher noch nicht in meinem überforderten Gehirn angekommen.

Aber warum schockt mich das so?

Na, weil es eben Felix ist.

Aha. Danke, Hirn. Und was soll das heißen?

Gedächtnisarchiv gibt einen Hilfsbegriff, der die Leistungsfähigkeit deines heute sehr strapazierten Gehirns positiv beeinflussen wird: Jugendschwarm.

Aha. Danke, Gedächtnis. Aber hey, warte mal, seitdem ist so viel passiert, Jahre sind vergangen! Ich steh auf ganz andere Jungs. Nicht auf ... Arschlöcher.

Unterbewusstsein an Großhirn: Ich hab ihn immer noch eingespeichert.

Information vom Geschmackssinn an Großhirn: Und er sieht auch immer noch sehr gut aus, oder?

Najaaaa ...

Na?

Ja schon. Aber er ist ein Arschloch! Zumindest war er das, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe.

Eben, meine Liebe, das ist fünf Jahre her. Und schau dich an, wie du dich verändert hast.

Ja schon, aber der Kern bleibt.

Eben, der Kern bleibt. Und in den Kern hast du dich verliebt.

Ach, sei still! So ein Quatsch!

~ Kühlschrank-Toxic ~

„Kannst du mir sagen, wie spät es ist?“ “Klar kann ich das“, sagt er und grinst.

Blöder Streich.

„Und würdest du es auch tun?“ “Felix, kannst du uns die Aufgabe einmal bitte an der Tafel vorrechnen?“ fragt Herr Engel mit missbilligendem Ton.

Felix starrt Herrn Engel überrascht an, antwortet dann selbstgefällig grinsend „Aber sicher doch“, steht auf und schlendert zur Tafel.

Klar kann er das, schließlich ist Mathe sein bestes Fach.

Er ist sowieso in jedem Fach Klassenbester. Aber kein Streber! Er ist einfach nur schlau.

Trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich die Quatscherei angefangen habe.

„Entschuldigung“, flüstere ich, als er sich wieder neben mich setzt.

„Ach, kein Problem“, winkt er lächelnd ab.

Wie nett er ist! Und immer dieses Lächeln! Und diese strahlenden blauen Augen mit denen er immer direkt in meine schaut!

„Hey, Felix, ist das richtig?“ Anna beugt sich quer über den Tisch und hält ihm ihr Matheheft uvor die Nase.

„Und das soll ich jetzt nachrechnen?“

„Och bitte!“ Anna klimpert mit den Wimpern.

Diese blöde Kuh!

Ich zücke ein Messer und steche auf sie ein, bis ich schweißgebadet hochschrecke.

Zwei Uhr Dreizehn.

Geht’s?

***

Schlaue Mediziner und Ernährungsexperten empfehlen: Bei Stress hilf ein Glas Wasser.

Guter Plan.

Ich tapse mit Wackelpeter-Knien die Treppe herunter in die Küche, öffne blind den Kühlschrank und nehme einen Schluck aus der ersten Flasche, die ich greifen kann.

Igitt!

Abgestandenes Volvicwasser mit umgekipptem Apfelaroma und irgendeiner toxischen Fruchtmarkmischung.

Riecht auch so.

Meine Schwester sollte ihre merkwürdigen Cocktail-Fläschchen tresorsicher verschließen!

Ich zucke zusammen, denn das Küchenlicht geht an.

„Allesgesund?“

Hinter mir steht Justin mit rot unterlaufenen Augen und einem glasigen Blick.

„Siehstirgendwienenbisschenfertigaus“, nuschelt er und holt sich ein Bier aus dem Kühlschrank.

Kann sein getrübter Blick das wirklich beurteilen?

„Siehst irgendwie’n bisschen peinlich aus“, entgegne ich und mustere ihn.

Naja, wenn er schon wie ein Alkoholiker aussieht, riecht er wenigstens gut.

Manche Männeraftershaves haben es mir wirklich angetan. Und Justins besonders.

Glücklicherweise weiß er das nicht. Wäre schon ziemlich peinlich, wenn er herausfinden würde, das ich manchmal ... gut, lassen wir das.

„Ich – bin – Amerikaner. Ichdarfdas“, versucht er sich zu artikulieren.

Dazu fällt mir nichts ein. Ich sollte dringend meine Schlagfertigkeit in ein Boot-Camp schicken, wenn das so weiter geht.

Warum ist er eigentlich hier?

Schon klar, seine Mutter kam vor drei Jahren aus den USA nach Deutschland und ist mit meinem Vater liiert.

Vor einem Monat lernten sie sich kennen und zogen nach zwei Wochen in dieses riesige Haus. Meine neuzehnjährige Schwester Chrissie und ich zogen mit.

Endlich kamen wir aus der engen Dreizimmerwohnung heraus. An einen kompletten Auszug dachte keiner von uns beiden.