Sonntagskuchen mit Einstein - Silvia Friedrich - E-Book

Sonntagskuchen mit Einstein E-Book

Silvia Friedrich

4,8

Beschreibung

"Das ist Zauberei", flüstert Egon. "So etwas gibt es doch gar nicht", sagt Oma Krummbein. Das, was Egon, Lotte, der dicke Fritz und Kater Minkus in diesem Sommer erleben, glaubt ihnen kein Mensch. Denn plötzlich gibt es in ihrem beschaulichen Ort sprechende Katzen, müffelnde Zauberer und ziemlich viel Verwirrung! Und alles nur, weil Lotte aus der Schule ein Stückchen Kreide gemopst hat ...

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Sonntagskuchen mit Einstein

Silvia Friedrich

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Impressum:

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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© 2021 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2009.

Herstellung: CAT creativ - cat-creativ.at

Titelbild: Christa Lippich

ISBN: 978-3-940367-66-2 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-96074-360-6 - E-Book

*

Inhalt

Das Mondgesicht

Auf den Grund der Sache

Katerlogik

Neue Gefahr

Schlaraffenland auf Zeit

Wer jagt hier wen?

Wie fängt man einen Unsichtbaren?

Das Geheimversteck

Unerwarteter Besuch

Das Abenteuer beginnt

Der geheimnisvolle Hebel

Burgleben

Der Fremde

E=mc2

Des Rätsels Lösung

Die Autorin

Buchtipp

Impressum

*

Das Mondgesicht

Über der Stadt Klein-Wühlbergshausen scheint die Sonne. Die Wühlberge, die sich rechts und links der Stadt befinden, strahlen im Sonnenlicht. Im Tal fließt ruhig der Klein-Wühlbergshausener Gebirgsbach, der wegen der Hitze in diesem Jahr recht wenig Wasser enthält. Die weißen Dampfer der Gebirgsbachflotte können aber trotzdem auf- und abfahren. Jedes Mal, wenn sie an der Stadt vorbeikommen, tuten sie dreimal ganz laut mit der Schiffssirene. Und das ist dann immer ein Höhepunkt des Tages, denn sonst passiert eigentlich nicht viel im Ort.

Schon seit Wochen hat es nicht mehr geregnet. Allen Klein-Wühlbergshausenern ist es viel zu warm. Auch die Kinder haben keine große Lust etwas zu spielen, obwohl es in der Schule fast jeden Tag hitzefrei gibt.

Irgendwo auf der Welt befindet sich noch ein Groß-Wühlbergshausen. Wo das ist, weiß niemand. Aber alle Leute sind froh, dass sie in der kleineren Ausgabe der Stadt wohnen. „Hier ist nicht so viel Verkehr wie in Groß-Wühlbergshausen“, sagen sie dann, obwohl noch keiner je in Groß-Wühlbergshausen war. „Hier ist die Luft viel reiner und klarer“, behaupten die Einwohner des Ortes und freuen sich alle gemeinsam über diesen schönen Platz im Tal zwischen zwei halbhohen Bergen, auf denen man im Winter wunderbar Schlittenfahren kann. Doch ans Schlittenfahren denkt im Moment keiner. Die Sonne prallt vom Himmel herunter und scheint den Ehrgeiz zu haben, alle Tafeln Schokolade im Ort zu heißem Kakaogetränk zu schmelzen. Egon, Lotte und der dicke Fritz sitzen in ihrem Hinterhof auf den Mülltonnen und warten.

„Worauf warten wir denn?“, fragt Lotte, die am liebsten rosafarbene Kleider, Hosen und Jacken trägt, und lutscht an ihrem rosafarbenen Eis.

„Na, darauf, dass du mich mal von deinem Eis probieren lässt“, mault der dicke Fritz. Er hat schon seit über einer Stunde nicht mehr genascht und guckt sehnsüchtig auf Lottes Eis. Doch die leckt genüsslich rosa Tropfen von ihren Fingern, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.

Alle drei gehen in die vierte Klasse der Klein-Wühlbergshausener Stadt-im-Tal-Schule. Genau genommen alle vier, denn in einiger Entfernung sitzt der dünne Manfred, ein Junge aus dem Nachbarhaus, und bewirft die drei mit kleinen Steinchen: „He, dicker Fritz. Bald macht es peng und dann bist du geplatzt. Lotte hat Haare wie Zottel. Hahaha.“

Doch Lotte, Egon und den dicken Fritz scheint es heute nicht zu stören, dass sie von Manfred geärgert werden. Im Augenblick beobachten alle eher Oma Krummbeins Kater Minkus, der sich ebenfalls auf einer Mülltonne ihnen gegenüber niedergelassen hat. Der Kater ist ganz schwarz mit einem grau getigerten Schwanz. Manchmal, wenn man nur den Schwanz irgendwo herausgucken sieht, könnte man annehmen, dass es sich um einen Waschbären handelt. Ein Katzen-Waschbär. Immer wieder beweist Minkus, wie schlau er ist, und manchmal glauben die Kinder, dass er sie genau versteht. Heute jedoch liegt der Kater ausgestreckt auf seiner Mülltonne in der Sonne und schläft. Ab und zu blinzelt er zu ihnen herüber, dann gähnt er wieder ausgiebig und legt sich andersherum, weil diese Haltung vielleicht mehr Vergnügen bereiten könnte.

„Puh, ist das heiß“, stöhnt Egon, der sich selbst auch gerne Einstein nennt, und springt von der Tonne. „Selbst Minkus ist zu faul zum Jagen. Was wollen wir spielen?“

„Ich will nicht spielen, ich will Eis.“ Der dicke Fritz leckt sich mit der Zunge über die Lippen.

„Jetzt denke mal eine Minute nicht ans Essen.“ Egon Einstein ist ärgerlich. „Mann, die Welt ist voller Abenteuer und wir sitzen hier herum und vergeuden unser Leben.“

„So ein Quatsch“, schmatzt Lotte. Sie ist endlich mit der klebrigen Masse fertig geworden und wischt sich mit dem Handrücken den Mund ab.

„Danke, dass du mir nichts abgegeben hast“, mault Fritz.

Lotte ist von ihrer Tonne gehüpft und hat sich auf den Boden gehockt. Sie zieht ein Stückchen Kreide aus ihrer rosafarbenen Hosentasche und beginnt auf den Steinen zu malen: „Punkt, Punkt, Komma, Strich. Fertig ist das Mondgesicht.“ Sie kritzelt dem Gesicht einen großen Mund mit vielen Zähnen darin.

In sicherer Entfernung hockt Manfred und lästert, so laut er kann: „Lotte, Lotte hat Haare wie Zottel.“

Egon Einstein stemmt beide Fäuste in die Hüften, ihn interessiert bei der Hitze nicht im Geringsten, was der dünne Manfred dort hinten von sich gibt. „So, Leute, jetzt lasst uns mal überlegen, was wir heute tun“, sagte er.

Lotte hat sich erhoben und pustet sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht, die aber gleich darauf wieder zurückfällt: „Wie wäre es mit Schwimmen gehen?“

„Von mir aus“, stimmt Egon zu. „Was ist mit dir, Fritz?“

Fritz sagt nichts. Er starrt wie gebannt auf den Steinboden hinter Lotte.

„He, was hast du?“ Lotte schüttelt ihn.

„Da ... da ... ich ...“, stammelt Fritz. Er hat Augen und Mund weit aufgerissen und jeden Gedanken an ein Eis total vergessen.

„Was hast du denn?“ Egon rüttelt nun auch an ihm herum. Doch Fritz zeigt nur mit dem Finger auf den Boden. Lotte und Egon drehen sich herum und erstarren.

In diesem Moment schlurft Oma Krummbein auf den Hof. Sie trägt einen kleinen Eimer in der Hand und steuert auf die Mülltonnen zu. „Hallo Kinder, habt ihr Minkus gesehen? Ach, da ist er ja. Geht mal ein wenig zur Seite. Ich möchte meinen Müll ausleeren. Was ist denn?“ Sie guckt von einem zum anderen.

Alle drei Kinder starren auf die Steine des Hofes. Oma Krummbein verfolgt die Blicke und stößt einen kleinen Schrei aus: „Huchjeminee.“

Kater Minkus ist auf seiner Tonne erwacht, streckt sich und springt herunter. Ganz langsam stolziert er auf Oma zu. Auch Manfred, der sich ein wenig näher geschlichen hat, wird aufmerksam.

„Das ist Zauberei“, flüstert Egon Einstein. Die anderen nicken.

„So was gibt es doch gar nicht“, sagt Oma Krummbein nun laut. „Sicher wollt’ ihr mich ein wenig veräppeln, was?“

Das Mondgesicht auf den Steinen vor ihnen lächelt. Ja, es lächelt! Immer wieder verzieht es seinen Mund mit den vielen Zähnen darin zu einem breiten Grinsen, dann wieder zu einem Kussmund.

„Ich verstehe nichts mehr“, stammelt Lotte und starrt auf ihre Zeichnung auf dem Boden, die nun seltsam lebendig geworden ist.

„Los, Kinder, sagt schon, wo ist der Trick?“ Oma Krummbein lacht.

„Das ist kein Trick, Oma Krummbein.“ Lotte schüttelt den Kopf. „Ich habe das Gesicht gemalt. Mehr nicht. Und auf einmal kann es lächeln.“

„Vielleicht ist der Boden irgendwie magnetisch“, überlegt der kleine Einstein.

„Quatsch, da ist nichts magnetisch.“ Fritz ist ganz aufgeregt. „Vielleicht Erdstrahlen, die Dinge in Bewegung bringen.“

Kater Minkus ist nun ganz nah herangeschlichen und schnüffelt an der Malerei auf dem Boden herum. Als er wieder hochsieht, ist seine Nase ganz weiß von der Kreide. Minkus muss niesen.

„Komm her, Kater. Du sollst nicht schnüffeln“, schimpft Oma Krummbein.

„Ich habe nur mit dieser Kreide das Gesicht gemalt“, betont Lotte noch einmal und hält das weiße Stückchen in die Höhe.

„Lass’ mal sehen.“ Fritz und Egon greifen gleichzeitig zu dem Stummel.

Egon schafft es als Erster zuzugrapschen und dreht das Stückchen in den Händen: „Sieht ganz normal aus.“

„Woher hast du es?“ Oma Krummbein ist neugierig.

„Als ich heute in Mathe an der Tafel war, habe ich mir heimlich ein Stück Kreide eingesteckt.“ Lotte blickt etwas beschämt zu Boden. „Ich weiß, dass man das nicht darf, aber ich dachte, einmal kann ich das vielleicht machen.“

„In Ordnung war das nicht“, sagt die Oma. „Ach, dort hinten ist ja auch Manfred. Was macht der denn schon wieder hier? Willst du mir etwa noch mal meine Blumen aus den Töpfen ziehen? So Kinder, ich muss wieder hinein. Ich verstehe das alles nicht. Was es heutzutage so gibt. Nee nee, was haben wir nur für eine komische Welt.“ Die ganze Zeit schüttelt die Oma den Kopf, während sie ins Haus zurückgeht. Dann fällt die Tür hinter ihr ins Schloss.

Manfred versucht langsam, zu den dreien vorzudringen, wird aber gesehen. Egon und Fritz schreien ihm ganz laut zu, dass er verschwinden soll. Manfred rennt weg, vom Hof hinunter auf die Straße.

„Vielleicht wäre es besser gewesen, Manfred mitspielen zu lassen. Wer weiß, was er nun tun wird.“ Lotte macht sich ein wenig Sorgen.

„Der hat uns immer nur geärgert, hast du das vergessen?“, ereifert sich Fritz.

„Was sollen wir nun tun?“ Egon ist ganz aufgeregt: „Wir müssen der Sache doch auf den Grund gehen.“ Die anderen stimmen zu.

„Wie kann das nur funktionieren?“, überlegt er laut.

„Na, ganz einfach, miau.“

„Wer war das?“ Lotte stößt einen kleinen Schrei aus. Die Stimme kam aus der Nähe ihres Fußes. Dort aber steht nur Kater Minkus und streicht um ihre Beine.

„Minkus, warst du das?“ Lotte bekommt vor Schrecken kaum noch Luft. Die Jungen stehen da mit offenem Mund.

„Miau, ja ich.“ Der Kater bewegt sein winziges Mäulchen und spricht.

„Wieso kannst du reden?“ Egon beugt sich verstört und ungläubig zu Minkus herunter. In diesem Moment glaubt er, dass er den Namen Einstein vielleicht doch besser nicht tragen sollte. Das große Genie hatte immer eine Lösung gewusst.

„Weil ich von der Kreide genascht habe, miau. Ganz einfach,“ antwortet Minkus. „Die Kreide ist es!“

„Woher weißt du das?“ Egon vergisst ganz, dass er mit einem Kater im Gespräch ist.

„Wir Tiere wissen viel, was ihr Menschen nicht einmal ahnt. Doppelmiau! Und dreimal miau!“ Minkus dreht sich weg und will gehen.

„He, bleib’ hier.“ Alle drei Kinder rufen ihm nach.

Doch der Kater stolziert davon. Niemand kann ihn aufhalten, wenn er nicht bleiben will.

Die Kinder stehen auf ihrem Hof und können es nicht begreifen. Was ist nur passiert? Erst lächelt dieses blöde Gesicht und dann spricht auch noch der Kater.

„Wir sind einem großen Geheimnis auf der Spur“, flüstert Lotte und zieht die Stirn in Falten. Es kommt ihr alles wie ein Wunder vor. Ach was ein Wunder, viele Wunder.

„Kneife mich mal, ob ich nicht träume“, stammelt Fritz. Alle drei kneifen sich gegenseitig in die Arme und schreien dann ziemlich schnell los. Nein, sie träumen nicht. Alles das geschieht wirklich an diesem heißen Nachmittag im August in Klein-Wühlbergshausen. Und keiner weiß warum.

*

Auf den Grund der Sache

„Wenn das wahr ist, was Minkus sagt, dann stimmt irgendwas mit der Kreide nicht.“ Egon, der inzwischen zu der Ansicht gekommen ist, dass er den Namen Einstein doch noch eine Weile weiterverwenden könnte, grübelt angestrengt: „Wir müssen zur Schule und sehen, woher die Kreide stammt. Vielleicht gibt es noch mehr davon.“

„Gute Idee“, sagt Fritz. Zum ersten Mal im Leben hat er jeden Gedanken an Schokolade, Eis und Pommes vergessen. Das hier ist viel spannender. Was hat es nur damit auf sich?

In diesem Moment guckt Oma Krummbein aus ihrem Küchenfenster, das genau auf den Hof hinausgeht. „Minkus komm. Es gibt etwas zu fressen.“

„Die Katze ist nicht da, Oma Krummbein“, ruft Fritz. Doch da hört man schon das eindeutige Miau hinter den Mülltonnen.

„Wo kommst du denn jetzt her?“ Fritz blickt erstaunt zum Kater, der mit einem Satz auf das Fensterbrett gesprungen ist. Die Oma stellt ihm den Napf vor die kleinen Pfoten.

„Ich dachte, er ist nicht mehr da“, flüstert Lotte „Ob er wohl noch sprechen kann?“

„Kann ich, miau.“ Minkus sieht kurz von seinem Napf hoch und murmelt in ihre Richtung. Aber so, dass die Oma, die längst schon wieder in der Küche aufräumt, nichts merkt.

„Wartet auf mich.“ Der Kater leckt sich das Maul ab.

„Wieso warten?“, fragt Egon.

„Hast du was gesagt?“ Oma Krummbein erscheint wieder am Fenster, streichelt ihren Kater und sieht zu den Kindern hinaus.

„Äh, nein. Habe ich nicht.“ Egon tänzelt pfeifend von einem Bein auf das andere.

„Ich höre schon etwas schlecht“, sagt die Oma und verschwindet mit dem Napf in der Hand in ihre Küche.

Minkus beginnt, sich sauber zu lecken, was einige Zeit dauert.

„Wann bist du endlich fertig?“ Fritz wird ungeduldig.

„Sauberkeit braucht seine Zeit“, sagt der Kater und putzt sich ausgiebig. „Zunächst kommt das Gesicht dran. Hierzu ist es nötig, dass man sich mindestens zwanzigmal mit der Pfote über das rechte Ohr putzt. Das macht man dann auch mit der linken Pfote über das linke Ohr. Dann, seht ihr so, werden die Pfoten sauber gemacht. Dazu streckt man das hintere Bein ganz lang aus und ...“

„Mann, ist gut, das reicht.“ Egon hat keine Lust mehr, zu warten. Wenn man die Geheimnisse der Welt entschlüsseln will, dann kann man doch nicht einer Katze beim Putzen zugucken. „Wir können auch ohne Minkus gehen“, sagt er.

„Könnt ihr nicht.“ Minkus streckt sich noch einmal ganz lang und macht dann ein ernstes Katzengesicht: „Jetzt hört mir mal genau zu. Wir gehen alle zusammen in die Schule. Wenn ihr das Geheimnis aufdecken wollt, müsst ihr dort anfangen, wo Lotte die Kreide weggenommen hat. Ich komme mit. Mit mir habt ihr gute Chancen, es heraus zu bekommen. Niemand achtet auf eine Katze. Ich kann in dunkle Kellerlöcher und in Schränke springen, wo ihr niemals hinkönnt.“

„Da hat die Katze recht“, sagt Lotte und streichelt Minkus über das Fell.

„Kater bitte“, empört sich die Miez, setzt sich ganz vornehm auf die Hinterpfoten und wendet sich noch einmal an Lotte: „Hättest du vielleicht Interesse an einem Schnellkurs im Fellputzen?“ Doch die schüttelt nur den Kopf.

„Lasst uns nun endlich losgehen.“ Egon wird langsam sehr ungeduldig.

Bald darauf ziehen sie davon. Die drei gehen nebeneinander, Kater Minkus läuft immer mit etwas Abstand neben ihnen her. In der Schule ist um diese Zeit eigentlich keiner mehr. Die Flure sind leer. Alles ist still. Als sie eintreffen, humpelt Hausmeister Stülpnagel über den Hof.

„Was wollt ihr denn hier“, brummt er und beginnt den Schulhof mit einem alten struppigen Besen zu fegen.

„Och nix“, sagt Lotte. „Wir dachten nur, wir könnten ... äh ... ich habe heute meine Armbanduhr in der Schule verloren.“ Lotte ist grade eine Idee gekommen, wie man in die Schule hinein könnte.

„So? Wo denn? Wie sieht sie denn aus?“ Der Hausmeister scheint ihr nicht zu glauben.

„Na, verloren habe ich sie wohl in der Klasse oder im Flur. So genau weiß ich das nicht mehr. Und sie ist ... äh ... rosa. Wir dachten, wir könnten mal nachsehen.“

Allen ist nicht so ganz wohl bei der Sache. Der alte Stülpnagel sieht grantig aus. Meistens läuft er muffelig über den Hof, und wenn ein Kind ein Stück Papier auf den Boden wirft, kann er sehr böse werden.

„Na, dann kommt mal mit.“ Der Hausmeister hat widerwillig den Besen in die Ecke gestellt und geht voran. Er zieht das rechte Bein etwas nach, sodass er hinken muss. Die Kinder würden gerne wissen, warum, aber sie trauen sich nicht, ihn zu fragen. So haben sie sich ausgedacht, dass er vielleicht einmal ein Pirat war.

Herr Stülpnagel schließt den Haupteingang auf und lässt die Kinder eintreten. Als Minkus mit hineinschlüpfen will, schiebt er ihn mit dem Fuß zurück: „Katzen haben keinen Zutritt.“

„Maauu“, beschwert sich das Tier und tut so, als ob es draußen bleibt. Kaum ist der Haupteingang wieder zu, springt Omas Kater durch den winzigen Spalt des offenen Kellerfensters in die Schule hinein.

Als die vier über den Schulflur gehen, hallen ihre Schritte laut zurück. Wie eine Karawane ziehen sie durch die leeren Gänge.

„Na, wo soll die denn nun sein, die Uhr?“ Der Hausmeister wird langsam ungeduldig.

„Äh, ich glaube, ich habe sie im Matheraum verloren“, sagt Lotte.

Am Matheraum angekommen, stürmen die drei in das Zimmer, kaum dass der Hausmeister aufgeschlossen hat. „He, nicht so wild“, ruft er noch, doch die Freunde beginnen sofort mit der Suche und halten sich dabei auffällig oft in der Nähe der Tafel auf.