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Diplomarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Informatik - Wirtschaftsinformatik, Note: 1,3, Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Virtuelle Universität, virtueller Campus, Teleteaching, Web University, Lernen im Internet, computerunterstütztes Lernen oder Distance Learning on the Net sind Schlagwörter, die in jüngster Zeit sehr häufig genannt und diskutiert werden und den Trend zu computerunterstützter, orts- und zeitunabhängiger Aus- und Weiterbildung beschreiben. Ausbilder und Politiker entwickeln eine Vision eines neuen Ansatzes der Hochschulausbildung. Durch Ausnutzung neuer Einsatzmöglichkeiten der Informations- und Kommunikationstechnologie sollen reichhaltigere Lernumgebungen entstehen, die über das Internet zugänglich sind. Ebenso ergeben sich neue Perspektiven der multikulturellen, multiinstitutionalen und multinationalen Zusammenarbeit. Der Auftritt einer Hochschule im Internet ist heutzutage fast selbstverständlich, wobei das Informationsangebot sehr differiert. Immer mehr Universitäten bieten Seminare, Vorlesungen oder ganze Studiengänge über das Internet an, die Bandbreite reicht von der elektronischen Bereitstellung von Skripten bis hin zur Herausbildung nur virtuell existierender Universitäten. Die Delphi Studie 1998 zur globalen Entwicklung von Wissenschaft und Technik ergab, dass die befragten Experten davon ausgehen, dass virtuelle Weltuniversitäten ungefähr ab den Jahren 2010-2019 weit verbreitet sein werden.
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Veröffentlichungsjahr: 2002
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Abbildungsverzeichnis II
Abbildungsverzeichnis
Abbildung1:DienstleistungenunddihredreiDimensionennderObjektgebundenheit ....12 Abbildung2:Gesamtmodell„Universität“(GeschäftsprozessmodellinnderSOM-
Methodik) ...............................................................................................................18 Abbildung3:AufbauuderStudienangebote....................................................................20 Abbildung4:BeispielefürKommunikationsmöglichkeitennräumlichhverteilterPersonen
.................................................................................................................................24 Abbildung5:BeispielevonnGroupwarefürkooperativesArbeitennverteilterPersonen.26 Abbildung6:BeispielefürStudienprogrammemitintegriertennPräsenzphasen ............30 Abbildung7:AblösungoderNeuaufbauueinerVirtuellennUniversität ...........................47 Abbildung8:SzenariooderErgänzungeinertraditionellennHochschuledurchheine
VirtuelleUniversität................................................................................................48 Abbildung9:AufbauueinerVirtuelleUniversitätalsKonsortiumtraditioneller
Universitäten ...........................................................................................................49 Abbildung10:VirtuelleUniversitätalsBrokervonnBildungsprogrammen ...................49 Abbildung11:HomepageAthabascaUniversity............................................................54 Abbildung12:AusschnitteausDiscoveringGeologyCD-ROMsderOpennUniversity 63 Abbildung13:AusschnittausMicrosoftOutlookkExpresseinesKursteilnehmers,,
PhoenixOnline........................................................................................................79 Abbildung14:MainnToolbardesIntranetSpikederWhartonnSchool ...........................83 Abbildung15:KursübersichtderPilotphasederVirtuellennHochschuleBayern...........98
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Abkürzungsverzeichnis III
Abkürzungsverzeichnis
B..A. BachelorofArts B..Sc. BachelorofScience ca. circa CAD kanadischeDollar CCISM CentreforComputingInformationnSystemsanddMathematics(Athabasca University) CES CentreforEducationalSoftware(OpennUniversity) CVU CaliforniaVirtualUniversity DEM DeutscheMark etc. etcetera f. unddfolgende(Seite) FAQ FrequentlyAskeddQuestions ff. unddfolgende(Seiten) FH Fachhochschule GBP BritischePfund ILIAS IntegriertesLern-,,Informations-unddArbeitskooperationssystem (UniversitätKöln) IRAC Inter-RegionalAccreditingCommittee KMi KnowledgeMediaInstitute LRC LearningResourceCentre(UniversityofPhoenix) MBA MasterofBusinessAdministration MSU MichigannStateUniversity PC PersonalComputer Ph..D. DoctorofPhilosophy PLAR PriorLearningAssessmentanddRecognition S.. Seite SCPD StanforddCenterforProfessionalDevelopment SITN StanforddInstructionalTelevisionnNetwork SOM SemantischesObjektmodell TOEFL TestofEnglishhasaforeignnLanguage TU TechnischeUniversität
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Abbildungsverzeichnis IV
u..a. unddandere UKOU TheOpennUniversity,,UniteddKingdom USD US-amerikanischeDollar USOU OpennUniversityoftheUniteddStates usw. unddsooweiter VDE Verbandddt..Elektrotechnik,,ElektronikkunddInformationstechnik VFH VirtuelleFachhochschule vgl.. Vergleiche VHB VirtuelleHochschuleBayern ViTAL VirtualTeachinganddLearning(AthabascaUniversity) WAVE WhartonnAlumniVirtualExperience WGU WesternnGovernorsUniversity WWW WorlddWideWeb WRDS WhartonnResearchhDataServices ZFE ZentrumfürFernstudienentwicklung(FernUniversitätHagen) ZVS ZentralstellefürdieVergabevonnStudienplätzenn
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Kapitel1:Einleitung 1
1. Einleitung
Virtuelle Universität,, virtueller Campus,, Teleteaching,, Webb University,, Lernenn im Internet,, computerunterstütztes Lernenn oder Distance Learning onn the Net sindd Schlagwörter,, die inn jüngster Zeit sehr häufig genannt undd diskutiert werden undd denn Trendd zuu computerunterstützter,, orts- undd zeitunabhängiger Aus- undd Weiterbildung beschreiben.. Ausbilder undd Politiker entwickelnn eine Visionn eines neuenn Ansatzes der Hochschulausbildung..DurchhAusnutzungneuerEinsatzmöglichkeitennderInformations-undd Kommunikationstechnologie sollenn reichhaltigere Lernumgebungenn entstehen,, die über das Internet zugänglichh sind.. Ebensoo ergebenn sichh neue Perspektivenn der multikulturellen,,multiinstitutionalennunddmultinationalennZusammenarbeit.. Der Auftritt einer Hochschule im Internet ist heutzutage fast selbstverständlich,, wobei das Informationsangebot sehr differiert.. Immer mehr Universitätenn bietenn Seminare,, Vorlesungenn oder ganze Studiengänge über das Internet an,, die Bandbreite reicht vonn der elektronischenn Bereitstellung vonn Skriptenn bis hinn zur Herausbildung nur virtuell existierender Universitäten.. Die Delphi Studie 19988 zur globalenn Entwicklung vonn Wissenschaft undd Technikk ergab,, dass die befragtenn Expertenn davonn ausgehen,, dass virtuelle Weltuniversitäten ungefähr abb denn Jahrenn 2010-20199 weit verbreitet seinn
werden.1
Fernstudienangebotesinddallerdingsnichtneu..DieUniversitätvonnWisconsin,,eineder ältestenn undd größtenn Anbieter vonn Fernstudienprogrammen,, bot ihrenn erstenn Kurs
mittelsPferdepostimJahre18911an.2TraditionellesFernstudiumbieteteinnzeitlichhundd räumlichh flexibles Studium,, hat aber viele Nachteile.. Die Studierendenn lernenn isoliert,, Kommunikationn undd Kooperationn mit denn Lehrendenn undd vor allem mit denn anderenn Studierendennfindennnurbegrenztstatt.
Die Virtuelle Universität bietet elektronisches Lernen,, die Studierendenn könnenn per Computer vonn zuu Hause,, dem Arbeitsplatz oder einem öffentlichenn Computerzugang aus lernen.. Das führt zuu einer Erhöhung der Wahlmöglichkeit der Studierenden,, da es ihnenndieFreiheitgibtzuuentscheiden,,wann,,wo,,wievielunddwielangesielernen,,obb sichhaufdemHochschulgeländeaufhaltennoderirgendwooanders..Geographische,,soziale unddpolitischeGrenzennverlierennihreBedeutung..
1
Vgl.BMBF(Hrsg.,1998a),S.19.2Vgl.Phillips(1996).
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Kapitel1:Einleitung 2
Durchh denn systematischenn Einsatz neuer Entwicklungenn inn der Informations- undd Kommunikationstechnologie,,insbesonderedesInternets,,wirdderstmalseineUniversität vorstellbar,, die einn zeitlichh undd räumlichh unabhängiges Studium undd gleichzeitig eine intensive Betreuung undd soziale Anbindung ermöglicht.. Insbesondere im kommunikativennBereichhliegtdiegrößteInnovationnunddStärkedesOnline-Lernens.. VieleStudierende,,daruntervorrangigBerufstätige,,bevorzugenndieOnline-Ausbildung,, da sie ihnenn die Möglichkeit gibt,, das Studium mit anderenn Lebens- oder Karrierewegen,, Familien- undd Freizeitaktivitätenn zuu verbinden.. Momentann sindd fünf Millionenn Berufstätige als Teilzeitstudierende ann amerikanischenn Colleges undd
Universitätenneingeschrieben.3
InndennletztennJahrennentstandenndieerstennvirtuellennStudienangebotesowiezahlreiche PläneunddProjekte,,VirtuelleUniversitätennaufzubauen..DieOtto-Friedrich-Universität Bamberg beteiligt sichh am Aufbauu der Virtuellenn Hochschule Bayern,, einem GemeinschaftsprojektallerUniversitätennunddFachhochschulenninnBayern.. Ziel der vorliegendenn Arbeit ist es,, das Angebot Virtueller Universitätenn genauer zuu analysierennunddErkenntnissezuugewinnen,,welchepositivennTrendszuuverstärkennundd welchenegativennEntwicklungennzuuvermeidennsind..DieschulischeBildungsowiedie betriebliche Erstausbildung werdenn nicht betrachtet.. Das zweite Kapitel wirdd zunächst darstellen,,welcheTrendsinnerhalbbderGesellschaft,,derArbeitswelt,,derTechnologie undd der Bildung die Entwicklung Virtueller Universitätenn notwendig machen,, vorantreibenn oder zumindest beeinflussen.. Ziel des drittenn Kapitels ist es,, denn theoretischennHintergrundddieserOrganisationsformzuuerläuternnunddeinngrundlegendes Konzept einer Virtuellenn Universität zuu erarbeiten,, wobei alle Funktionenn einer Universitätzuuberücksichtigennsind..
ImviertennKapitelwerdenneinzelneRealisierungennunddProjektebetrachtet..Dabeidient das inn Kapitel drei dargestellte Konzept als grundlegender Beschreibungsrahmen.. AngesichtsderAngebotsfülleunddderunzähligennsichinnPlanungbefindlichennProjekte musste eine Auswahl getroffenn werden.. Es werdenn keine Initiativenn einzelner Lehrstühle vorgestellt,, sondernn Projekte,, die eine lehrstuhl-,, fakultäts-,, bzw.. universitätsübergreifende Kooperationn anstreben.. Sie verfolgenn zudem einn recht
3Vgl.Twigg/Oblinger(1996).
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Kapitel2:BedarfannvirtuellerHochschullehre 3
umfassendes Konzept zum Aufbauu einer Virtuellenn Universität,, das mehrere Funktionsbereiche berücksichtigt.. Beispiele für verschiedene Modelle (Fernuniversitäten,, Neuaufbauu Virtueller Universitäten,, Weiterentwicklung traditioneller Universitäten,, Broker,, Konsortien,, Corporate Universities) zeigenn die unterschiedlichenn auf dem Markt existierendenn Ansätze.. Hervorzuhebenn ist,, dass sichh die Auswahl der Projekte nicht auf deutsche Universitätenn beschränkt,, sondernn versucht,, einenn globalenn Überblickk zuu geben.. Damit wirdd der Tatsache Rechnung getragen,, dass Virtuelle Universitätenn Grenzenn überschreitenn undd der Markt für Bildungsangebotezukünftignichtmehrregionaleingegrenztwerdennkann.. Das letzte Kapitel fasst die Ergebnisse zusammenn undd wagt einenn Ausblickk auf die BildungslandschaftderZukunft.
2. BedarfanvirtuellerHochschullehre
Zwar mag die Innovationsfreudigkeit einiger Hochschullehrer einn Grundd für die Entwicklung virtueller Lehrangebote sein,, der allgemeineTrenddistdamitjedochhnicht zuu erklären.. Im Folgendenn werdenn einige Entwicklungenn sowie Problemfelder dargestellt,,dieeineErklärungfürdennBedarf,,daswachsendeInteresseundddiedaraus entstehendennAngeboteannvirtuellerHochschullehregebennkönnen.
•MöglichkeitenderInformations-undKommunikationstechnik
DieEntwicklungderInformations-unddKommunikationstechnikkerfolgtsprunghaftundd gewährt ihrenn Nutzernn neuartige Möglichkeiten,, selbständig undd unabhängig vonn konventionellenn Bildungsinstitutionenn Wissenn zuu erwerben.. Zeitliche,, geographische unddsozialeBarrierennwerdennüberwindbar..ForschungunddLehrebasierennzumGroßteil gerade auf jenenn Elementen,, die durchh Computernetze raschh undd einfachh zugänglichh gemachtwerden:InformationennunddKommunikation..Insofernnliegteinntechnologischer Push-Faktor vor,, der die Nutzung vonn neuenn Medienn für Lehrenn undd Lernenn inn der
Hochschulevorantreibt.4
Vor allem das Internet mit seiner einfachh zuu bedienendenn Benutzeroberfläche eignet sichhalsRecherche-,,aberebensooalsInstruktions-unddLernmedium..Esbietetdem
4Vgl.Hesse(1998),S.157.
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Kapitel2:BedarfannvirtuellerHochschullehre 4
NutzereinnquantitativvunübertroffenesAngebotannInformation..ÜberdasInternetlassenn sichh zudem eine Vielzahl vonn Dienstenn realisieren,, die mann sichh für einn Studium wünscht: die Aufbereitung vonn Informationenn inn multimedialer undd hypertextueller Form,, die einfache undd rasche Bestellung vonn Lehrmaterialien,, Möglichkeitenn der Simulation,, das Anbietenn vonn Lernprogrammen,, Übungsaufgabenn undd Tests sowie Kommunikationsmöglichkeitenn mittels E-Mail,, Mailinglistenn oder Newsgroups sowie
InternetRelayChat.5
•VervielfältigungdesweltweitverfügbarenWissens
Das weltweit verfügbare Wissenn wächst mit früher ungeahnter Geschwindigkeit,, seine Halbwertzeit sinkt ständig.. Ann jedem Arbeitstag werdenn weltweit etwa 20.0000
wissenschaftliche Aufsätze veröffentlicht.6Inn vielenn Fachbereichenn rechnet mann mit einer vollständigenn Erneuerung des Fachwissens inn sechs bis zehnn Jahren.7Die ZunahmedesverfügbarennWissensbewirktinnderWirtschaftInnovationsschübe,,dieann die typische Dauer vonn Ausbildungsgängenn heranreichen,, inn einigenn Branchenn sogar
schonndarunterliegen.8
Darauswirddsichtbar,,dassdieZeitrhythmennvonnWissenschaftunddTechnikkmitdenenn der Bildung nicht mehr übereinstimmen.. Es ist anzunehmen,, dass sichh diese Entwicklungweiterfortsetzennbzw..nochhverstärkennwird..VomarbeitendennMenschenn wirddimmer häufiger undd immer rascher einn Um-,, Weiter- undd Neulernenn verlangt..Es entstehennvölligneueBerufsbilder..DerBedarfannBildungwächst.. Die Bildungsanbieter stehenn vor der Herausforderung,, ihre Bildungsinhalte kontinuierlichhanzupassennunddihreLehrmethodennweiterzuentwickeln..DerEinsatzvonn Multimediatechnikk im Zusammenhang mit Internet undd Intranet wirdd zur kosteneffizientenn undd schnellenn Aufbereitung,, Verbreitung undd Archivierung vonn
Wissenngebraucht.9
•LebenslangesLernen
InnZukunftwerdenndasinnderErstausbildungerworbeneWissennundddieerlerntenn
5Vgl.Issing(1996),S.62.
6
Vgl.Rüttgers(1997).7Vgl.BertelsmannStiftung/HeinzNixdorfStiftung(Hrsg.,1998),S.11.
8Vgl.Klinger(1997),S.321.
9Vgl.Klinger(1997),S.322.
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Kapitel2:BedarfannvirtuellerHochschullehre 5
FähigkeitennnichtmehrfürdasganzeLebennausreichen..Studienngehenndavonnaus,,dass einn Arbeitnehmer im Verlaufe eines regelmäßigenn Berufslebens sichh nochh zwei- bis
dreimal denn Stoffumfang seiner Erstausbildung aneignenn muss.10Die Aus- undd Weiterbildung des Einzelnenn wirdd somit notwendigerweise zuu einem lebenslangenn Prozess,,derüberlebenswichtigist. Gründedafürsind:
- innderKindheitunddJugendderworbenesWissennveraltet
- VeränderungenninnderWeltgewinnennannGeschwindigkeitunddverlangenngesteigerte geistigeFähigkeitennunddvermehrtesozialeKompetenzen
- Verschärfung wirtschaftlicher,, politischer,, demographischer undd ökologischer Probleme
- erfolgreiches Agierenn inn der sogenanntenn „Wissensgesellschaft“ hängt vonn der
VerfügbarkeitneuennunddjeweilsrelevantennWissensab.11Eine innovative Bildungs- undd Lernkultur stellt die Vorraussetzung für die Anpassungsfähigkeit der Gesellschaft ann veränderte sozioökonomische
Rahmenbedingungenndar.12AlsKonsequenzergibtsichhdieNotwendigkeit,,einebreitere Wissens- undd Kompetenzentwicklung durchh lebenslanges Lernenn möglichst aller
BürgerunddBürgerinnennzuufördern.13
DamitwirdddasbisherigeBildungskonzeptobsolet..DieBereicheArbeitennunddBildung
werdenn miteinander verschmelzen14,, Lernenn währendd der Arbeitszeit bzw.. nebenn der Arbeit,, Fernstudien,, Teilzeitlernen,, Lernenn inn der Babypause undd währendd Phasenn der Nichtbeschäftigung wirdd zur Normalität werden.. Zuu solchenn Phasenn gehört nebenn Arbeitslosigkeit auchh die Zeit zwischenn verschiedenenn Projektenn oder Zeitverträgen,, geht mann davonn aus,, dass solche Arbeitsformenn inn der Zukunft dominierenn undd lebenslangeArbeitsverträgezurAusnahmewerden..DieHochschulennmüssennaufdiese Veränderung der Lebens- undd Arbeitsstrukturenn reagieren.. Weiterbildung wirdd zukünftig nebenn dem Erststudium eine gleichwertige Stellung innerhalbb der
10
Vgl.Krempl(o.J.b).11Vgl.BMBF(Hrsg.,1998b),S.10.
12Vgl.Pohl/Zimmermann(1998),S.340.
13Vgl.BMBF(Hrsg.,1998b),S.73f.
14Vgl.Kraemer(1999),S.17.
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Kapitel2:BedarfannvirtuellerHochschullehre 6
Hochschullehre innehaben.. Weiterbildende Lehre wirdd insbesondere für folgende GruppennvonnNutzernninteressant:
- individuelle Nutzer,, die auf eigene Kostenn vonn zuu Hause aus lernen,, um ihre beruflichennQualifikationennzuuaktualisieren,,zuuerweitern,,anzupassennodersichhneuu zuu orientieren.. Danebenn werdenn zunehmendd Kompetenzenn für private
Lebensbereicheerworben.15
- Angestellte,, Selbständige oder inn freienn Berufenn tätige Personen,, die Qualifizierungsmaßnahmennwahrnehmen.
- ArbeitsloseodervonnArbeitslosigkeitBedrohtesowiePersonennmitunzureichender Qualifikation,, die selbständig vonn zuu Hause aus oder innerhalbb öffentlichh
geförderterBeschäftigungsverhältnisselernen.16
•ZunahmederTeilzeitstudierenden
Erichsenn bezifferte denn Anteil der Teilzeitstudierendenn ann allenn Studierendenn inn Deutschlandd 19966 auf mehr als 255 % (nachh Untersuchungenn vonn HIS undd dem Bayerischenn Staatsinstitut für Hochschulforschung undd Hochschulplanung).. Er fügte hinzu,, dass die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit nebenn dem Studium nicht nur aus NotwendigkeitdesGelderwerbsgeschieht,,sondernnauch,,weildieStudierendennbewusst
eineKombinationnvonnStudiumunddberuflicherTätigkeitwählen.17InndennUSAmachenn Teilzeitstudierendemittlerweilefast500%allerStudierendennaus.18"Withh adults over 255 now constituting the majority of college students inn the Unitedd States,,anddwithhincreasingdemandsbeingimposeddonnthemfortheirprofessionalandd personaltime,,onlineeducationnwilllikelybetheonlyinstructionalalternativeopenntoo
them."19
Wills führt das Ergebnis einer Befragung inn Australienn an,, der zufolge die „Notwendigkeit,,sichhstärkeranndiegeändertennLebensumständederStudenten,,z..B..bei
Teilzeitstudium,,StudentennmitKindern,,größererMobilität,,anpassennzuumüssen“20als das wichtigste Kriterium für die Entwicklung hinn zuu virtueller Lehre bewertet wurde..
15
SieheauchunterPunkt„ZunahmederFreizeit“.16Vgl.VHB(2000).
17Vgl.Erichsen(1996),S.197.
18Vgl.Kraemer(1999),S.18.
19Phillips(1996).
20Wills(1998),S.130.
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Kapitel2:BedarfannvirtuellerHochschullehre 7
Als deutlichh weniger wichtig wirdd das Kriterium angesehen,, „dass die Industrie ihre eigenenn anerkanntenn Abschlüsse schaffenn wird,, wennn die Universitätenn denn Bedarf
nichtbefriedigen“21.
•LearningonDemand
Das Anwachsenn des Wissens undd das Problem der Prognostizierbarkeit künftiger Qualifikationenn bringenn nochh eine weitere Veränderung mit sich.. Weiterbildung wirdd immer weniger planbar,, ann die Stelle des Lernens auf „Vorrat“ tritt das Learning onn demandd (Lernenn bei Bedarf).. Das Lernenn muss bei Auftretenn eines Lernbedarfs,, d.. h.. zumZeitpunktderAufgabendurchführungdirektamArbeitsplatzvorOrtmöglichhsein.. MitSeminarennunddWorkshopsistdieszeitlichhunddorganisatorischhkaumnochhmöglich,, dieBeschäftigtennbenötigennschnelleunddflexibleMöglichkeiten,,vomArbeitsplatzauf Lerninhaltezurückzugreifenn-virtuellesLernennbietetdieseMöglichkeit..
•VeränderteAnforderungenandieUniversität
Die Notwendigkeit des lebenslangenn Wissenserwerbb stellt die Universitätenn vor neuartigeAnforderungennunddhohennVeränderungsdruck..Insbesonderederweltweitann denn Universitätenn vorherrschende „Massenunterricht“ geht zunehmendd ann denn gesellschaftlichenn Erfordernissenn vorbei.. Inn immer mehr Berufsbereichenn werdenn aufgrunddderweiterennDifferenzierungderArbeitsteilungimmerspezialisiertere(wennn auchh gleichzeitig fachübergreifende) Qualifikationenn gefragt,, die ann der
Massenuniversität nicht gelehrt werdenn können.22Weitere Defizite der Massenuniversitätsind:
- mangelndeZugänglichkeitdesHochschulpersonals
- fehlenderpersönlicherDialogwegennGrößederSeminare
- SchwierigkeitennbeiKnüpfungsozialerKontakte
- mangelndeTransparenzderStudienangeboteunddLehrinhalte
- geringeinterdisziplinäreZusammenarbeit
- StarrheitderStudienordnungen
- zeitlicheBegrenzungderZugangsmöglichkeitennunddMaterialmangel
21Wills(1998),S.130.
22Vgl.Gottwald/Sprinkart(1998),S.86.
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Kapitel2:BedarfannvirtuellerHochschullehre 8
- kleinere Probleme wie schlechte Öffnungszeitenn der Bibliotheken,, zuu späte
VeröffentlichungvonnVorlesungsverzeichnissennetc.23
Die Hochschulenn müssenn nachh Wegenn suchen,, die es ermöglichen,, mehr Studierende auszubilden,, Qualität zurückzugewinnenn bzw.. aufzubauen,, ohne mehr Geldd
auszugeben.24Der Einsatz computerunterstützter Lehre lässt eine Verbesserung der SituationnanndennHochschulennerwartennunddLösungenndenkbarwerden.
•ProblemedesFrontalunterrichts
EbensoowiedieAusrichtungaufeinnLernennaufVorratistdasGrundmusterdesLehrens undd Unterrichtens im Frontalunterricht inn der Schule ebensoo wie inn der
BerufsausbildungunddderHochschulebisherselbstverständlich.25Mittlerweilewirddder Frontalunterricht als wenig geeignet zur Wissensvermittlung angesehen,, was durchh folgendeFaktorennbegründetwird:
- DieInteraktionnzwischenndemDozentennundddemLernendennbleibtnahezuueinseitig.
- Die Kursteilnehmer bleibenn beim Frontalunterricht sehr oft passiv.. Eine kritische AuseinandersetzungmitdemLernstofferfolgtselten.
- Dysfunktionenn des Frontalunterrichts: die Lernendenn sindd unmotiviert,, ihre KonzentrationnschwindetmeistbalddunddderStoffwirddschnellvergessen.
- DerEinflussdesLernendennaufdieGestaltungdesLernprozessesistgering..
- Für viele Lernende bildet eine große Gruppe vonn Zuhörernn eine
„Interaktionsbarriere“,,esfälltihnennschwersichhimUnterrichtzuuartikulieren.26Besonders kritischh betrachtet werdenn muss die Art der Wissensvermittlung angesichts der Erwartungenn ann Schul- undd Universitätsabgänger: „Die klassische Lehrform des Dozierens undd die Lernform des Repetierens erzieht denn Lernendenn zum passivenn Menschen,, währendd die Wirtschaft nachh kreativ,, vielseitig,, spontann undd
selbstverantwortlichhHandelndennverlangt.“27
23
Vgl.Lange(1996),S.10.24Vgl.Gottwald/Sprinkart(1998),S.86.
25Vgl.Ballin(1996),S.31.
26Vgl.Zürn(1994),S.2,ähnlichBallin(1996),S.31.
27Gottwald/Sprinkart(1998),S.74.
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Kapitel2:BedarfannvirtuellerHochschullehre 9
Insbesondere für das Lernenn vonn Erwachsenen sowie das Lernenn für eine berufliche
TätigkeitwerdenndaherneueAnforderungenngenannt:28
- Lernenn ann Arbeitsaufgaben,, handlungsorientiertes Lernen: der Unterricht zielt auf dieBewältigungbestimmterHandlungssituationennab,,diesesinddAusgangssituationn und Unterrichtsgegenstand,, da sichh neue Erkenntnisse undd neue Kompetenzenn auf dieseWeiseambestennentwickeln.
- Selbstgesteuertes Lernen: der Lernende übernimmt die Initiative undd findet seine Lernziele,, sucht Hilfsmittel zur Bewältigung der Aufgaben,, entwickelt Strategien,, wendetdieseannunddbewertetdieErgebnisseseineseigenennLernprozesses-jeweils
mitoderohneHilfevonnanderen.29
- Kooperatives Lernen: Lernsituationenn werdenn soo angelegt,, dass sie die Kooperations- undd Kommunikationsfähigkeit fördern,, indem sie es nötig machen,,
sichhannanderennzuuorientieren,,sichhabzusprechen,,anderezuuinformierennetc.30
- Die Schaffung entsprechender Bedingungen,, die handlungsorientiertes,, selbstgesteuertesunddkooperativesLernennermöglichen,,anregennunddunterstützen. Gesucht werdenn daher alternative Wege der Wissensvermittlung.. Die neuenn Medienn
sindd „geradezuu prädestiniert“31,, obenn genannte Forderungenn zuu erfüllen.. Mit ihrenn vielfältigenn Präsentations-,, Interaktions-,, Simulations- undd Kooperationsmöglichkeitenn weckennsiedieErwartung,,dassLernenninnZukunftmotivierender,,interessanter,,aktiver
undd konstruktiver gestaltet werdenn kann.32Im Idealfall könntenn die neuenn Instrumente denn Studierendenn helfen,, sichh das Wissenn schneller undd effizienter anzueignen.. Die Professoren werdenn dannn Freiraum haben,, um zuu diskutieren,, zuu experimentieren,, zuu entwickelnn undd die Studierendenn zuu Denkprozessenn anzuregen,, bei denenn aus
InformationnWissennentsteht.33
•Kosten
Trotz der erwähntenn höherenn Anforderungenn ann Hochschulbildung werdenn weniger Ressourcenn zur Verfügung stehen.. Im Gegenteil,, es wirdd erwartet,, dass durchh weitere
28Vgl.Bullinger(1997),S.55f,ebensoFriedrichu.a.(1997),S.4.
29Vgl.Schäfer(2000),S.29ff.
30
Vgl.Ballin(1996),S.47.31Reinmann-Rothmeier/Mandl(1996),S.69.
32Vgl.Reinmann-Rothmeier/Mandl(1996),S.66.
33Vgl.Farrington(1998),S.67.
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Kapitel2:BedarfannvirtuellerHochschullehre 10
Sparmaßnahmenn im staatlichenn Bildungsbereichh die bereitstehendenn Ressourcenn real
sinkenn werden.34Eine effizientere Ressourcennutzung undd Kosteneinsparungenn sindd daherdringenddnotwendig..DieNutzungderneuennMediennstellteinennWegdar,,dieszuu verwirklichen.. Grundlagen- undd Einführungsvorlesungenn mit Hundertenn Studierendenn im Hörsaal könntenn ohne Qualitätsverlust sicher durchh Online-Veranstaltungenn oder CD-ROMs ersetzt werden.. Die Möglichkeit,, im digitalenn Katalog der Bibliothekk nachzuschlagenn undd sichh Texte auf denn Bildschirm zuu holen,, würde nebenn der
BeseitigungvonnEngpässenndieAnschaffungsetatsderBibliothekennentlasten.35DennNutzernnderBildungsangebotewerdennebensoowenigzusätzlichefinanzielleMittel zur Verfügung stehen.. Der Trendd des permanentenn Lernens zwingt sie jedochh zur Wahrnehmung immer neuer Bildungsangebote.. Diese müssenn daher einem
zunehmendennPreisbewusstseinnstandhalten.36
BeiBetrachtungderbetrieblichennWeiterbildungkannnnachheinerErhebungdesInstituts der deutschenn Wirtschaft Kölnn festgestellt werden,, dass kaum einn Betriebb auf die Weiterbildung seiner Mitarbeiter verzichtet.. Im Jahre 19988 wurde jeder zweite Mitarbeiter der befragtenn Unternehmenn vonn Weiterbildungsmaßnahmenn erfasst,, der Zeitaufwandd je Teilnehmer liegt im Durchschnitt bei 200 Stundenn (33 Arbeitstage).. Aufgrundd vonn Personalabbauu undd Arbeitszeitverkürzung ist die Freistellung vonn MitarbeiternninnjedemzweitennBetriebbzuueinemProblemgeworden..Ohnedieindirektenn Kostenn des Leistungsausfalls zuu berücksichtigen,, wurdenn vonn denn Unternehmenn je Mitarbeiter Weiterbildungskostenn vonn 2.2077 DEM investiert (direkte Kostenn wie Honorare,, Lehrgangsgebühren,, Reisekosten).. Trotz dieser enormenn Kostenn steht die TeilnahmeannexternennSeminarennunddLehrgängennnochhimmerannersterStelle;nur100
Prozent der Unternehmenn nutzenn auchh das Lernenn per Internet oder Intranet.37Eine Ausweitung der Online-Fortbildung könnte alsoo zuu Einsparungenn inn denn Unternehmen undddaherzuulangfristigennEffizienzsteigerungennführen.•GlobalerWettbewerbderBildungsanbieter
Bisher richtete sichh das Angebot der Hochschulenn vorrangig ann Studierende innerhalbb der Grenzenn des eigenenn Landes.. Das Angebot war ann denn Standort der Universität
34
Vgl.Winand/v.Kortzfleisch/Pohl(1996),S.17.35Vgl.Glotz(1998),S.21f.
36Vgl.Gottwald/Sprinkart(1998),S.28.
37Vgl.IWD(1999).
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Kapitel2:BedarfannvirtuellerHochschullehre 11
gebunden..DieStudierendennmusstennzurUniversitätkommen,,umesnutzennzuukönnen.. Standortvorteile undd finanzielle Überlegungenn auf Seitenn der Studierendenn führtenn häufigzuuqualitätsunabhängigennPräferenzennderStudentennfürbestimmteHochschulenn oder hieltenn sie davonn ab,, ann einer ausländischenn Hochschule zuu studieren.. Inn Deutschlandd führte die Zuteilung der Studierendenn durchh die ZVS undd die bislang geringe Anerkennung im Auslandd erworbener akademischer Abschlüsse zuu einer weiterenn Einschränkung der Wahlmöglichkeiten,, inn denn USA warenn vor allem Kostengründevorherrschend..
VirtuelleUniversitätennwerdenneszukünftigmöglichhunddfinanzierbarmachen,,anneiner Universität der Wahl zuu studieren.. Auf Seitenn der Wirtschaft werdenn ausländische Abschlüsse,, insbesondere angelsächsische,, schonn längere Zeit akzeptiert.. Bildungsunternehmenn rundd um die Welt expandierenn deshalbb verstärkt jenseits ihrer nationalenn Grenzenn undd nutzenn alle Möglichkeiten,, sichh inn neuenn Märktenn zuu
platzieren.38Schonn heute richtenn sichh ganze Studienprogramme explizit ann internationale Studierende,, z.. B.. MBA-Programme undd die Angebote der Openn UniversityinnGroßbritannien..AmerikanischeUniversitätennhabenndennsüdostasiatischenn Bildungsmarkt längst entdeckt unddmitprofessionellemMarketingerobert..Australiens
UniversitätennhabennsichhdennerstennPlatzunterdennAnbieternninnIndonesienngesichert.39Der Einsatz moderner Informations- undd Kommunikationstechnologienn markiert denn
endgültigenn Durchbruchh hinn zuu einer Globalisierung der Bildungsmärkte.40Die Dienstleistung Bildung wirdd exportfähig,, die Konkurrenz wirdd auf globaler Ebene wachsen,, Anbieter einer qualitativv hochwertigenn Lehre mit weiterenn Wettbewerbsvorteilenn werdenn inn denn Vordergrundd treten.. Vorrangige Treiber für die Entstehung von Online-Programmenn sindd demnachh entweder die angenommenenn Marktchancenn für eine Hochschule (u.. a.. bei Phoenix Online,,StanforddOnline,,WGU) oder die Angst vor Risiken,, die sichh aus Konkurrenzangebotenn ergebenn (u.. a.. inn
Wharton).41
Mit dieser Entwicklung unterscheidet sichh das Bildungswesenn nicht vonn anderenn Dienstleistungssektoren.. Dienstleistungenn entwickelnn eine zunehmende „Flüchtigkeit“,,
38
Vgl.Gottwald/Sprinkart(1998),S.24.39Vgl.Sommer(1998),S.199.
40Vgl.Sommer(1998),S.200.
41Vgl.Massey/Curry(1999),S.iii.