Sophienlust - Die nächste Generation 20 – Familienroman - Heide Philip - E-Book

Sophienlust - Die nächste Generation 20 – Familienroman E-Book

Heide Philip

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Beschreibung

Weil ihre Eltern einen Forschungsauftrag im fernen Peru angenommen haben, kommt die fröhliche Clara nach Sophienlust. Ganz besonders freundet sie sich mit Angelika Langenbach an, deren kleine Schwester Vicky auf Klassenreise ist. Bei einem Spaziergang finden die beiden Mädchen einen niedlichen weißen Hund. Doch er ist verletzt … "Das Frühstück ist fertig und ein weich gekochtes Ei wartet auf dich. Ich glaube, es ist perfekt. Also, das Ei! Kommst du jetzt, Schätzchen?", rief Julia Bauer laut durch den Flur im Erdgeschoss. "Sonst wird es kalt, und dann schmeckt es nicht mehr!" Da sie keine Antwort bekam, trat sie aus der Küche in den Flur und ging zur breiten Holztreppe, die in den ersten Stock führte. Erneut rief sie nach ihrer Tochter: "Clara? Hast du gehört, was ich gesagt habe?" "Jaaa, Mamsi. Bin schon auf dem Weg zu dem leckeren Eichen", antwortete Clara, die nun oben an der Treppe auftauchte. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, sprang sie hinunter und stand auf einmal ganz dicht vor ihrer Mutter. Die erschrak ein wenig und zuckte mit dem Oberkörper zurück. "Hoppla, das ging ja jetzt doch überraschend schnell", sagte sie, schüttelte den Kopf mit den blonden Locken und kniff ihre blauen Augen zusammen. Clara beugte sich vor und umarmte ihre Mutter. Die beiden waren fast gleich groß, dazu noch die gleichen wilden Locken auf dem Kopf. Nur dass Clara braune Haare und braune Augen hatte, ihre Mutter blonde Haare und blaue Augen. Auch charakterlich waren sie sich sehr ähnlich: Beide waren sie geborene Optimisten und schauten immer positiv in die Zukunft.

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Sophienlust - Die nächste Generation – 20 –

Kleiner Hund - großes Glück

Clara und Wuschel sind echte Freunde!

Heide Philip

»Das Frühstück ist fertig und ein weich gekochtes Ei wartet auf dich. Ich glaube, es ist perfekt. Also, das Ei! Kommst du jetzt, Schätzchen?«, rief Julia Bauer laut durch den Flur im Erdgeschoss. »Sonst wird es kalt, und dann schmeckt es nicht mehr!« Da sie keine Antwort bekam, trat sie aus der Küche in den Flur und ging zur breiten Holztreppe, die in den ersten Stock führte. Erneut rief sie nach ihrer Tochter: »Clara? Hast du gehört, was ich gesagt habe?«

»Jaaa, Mamsi. Bin schon auf dem Weg zu dem leckeren Eichen«, antwortete Clara, die nun oben an der Treppe auftauchte. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, sprang sie hinunter und stand auf einmal ganz dicht vor ihrer Mutter.

Die erschrak ein wenig und zuckte mit dem Oberkörper zurück.

»Hoppla, das ging ja jetzt doch überraschend schnell«, sagte sie, schüttelte den Kopf mit den blonden Locken und kniff ihre blauen Augen zusammen.

Clara beugte sich vor und umarmte ihre Mutter. Die beiden waren fast gleich groß, dazu noch die gleichen wilden Locken auf dem Kopf. Nur dass Clara braune Haare und braune Augen hatte, ihre Mutter blonde Haare und blaue Augen. Auch charakterlich waren sie sich sehr ähnlich: Beide waren sie geborene Optimisten und schauten immer positiv in die Zukunft. Kurzum, die beiden verstanden sich prächtig, und Mutter Julia wusste, dass sie sich zu einhundert Prozent auf ihre Tochter verlassen konnte. Trotz ihrer erst 14 Jahre war Clara sehr vernünftig und verantwortungsvoll. Und sie hatte ein großes Selbstvertrauen, das sie in unübersichtlichen Situationen immer einen kühlen Kopf bewahren ließ.

Jetzt drückte Julia ihr Kind an sich und gab ihm einen dicken Kuss auf die Wange. »So, jetzt aber frühstücken und dazu gemütlich die Zeitung lesen. Du kannst auch den Veranstaltungsteil als Erste haben. Dein Vater ist ja nicht da, also brauchst du nicht zu warten.«

Beide ließen sich das Frühstück schmecken, dann schlug Julia die Zeitung auf und gab Clara den versprochenen Teil. Kurze Zeit später saßen beide mit einer duftenden Tasse Tee am Tisch und waren ganz in die Zeitung vertieft. Ab und an gab einer der beiden ein leises »Aha« oder ein »Oh, wie spannend« von sich.

*

Das Telefon klingelte und unterbrach die Ruhe im Haus. Julia hatte es extra leise gestellt, damit sie beim Frühstück nicht gestört wurden. Sie wollte das Gespräch jetzt auch nicht annehmen. Der Moment war gerade so gemütlich und entspannend, das wollte sie noch ein wenig genießen. Aber das Telefon hörte nicht auf zu klingeln.

»Da ist jemand hartnäckig. Das könnte dann vielleicht Achim sein.« Julia schaute auf ihre Armbanduhr. »Oh, doch schon zwölf Uhr. Wir sitzen hier aber schon lange.« Sie stand auf und ging zum Mobiltelefon, welches auf der Anrichte an der Wand lag. »Unbekannte Nummer. Hm. Gut, ich gehe trotzdem ran.« Sie drückte auf die grüne Hörertaste und sagte: »Hier bei Bauer.«

»So, na endlich. Das hat ja lange gedauert, mein Schatz. Seid ihr unterwegs, oder warum hast du das Telefon nicht abgenommen? Ist Clara bei dir? Dann stell doch bitte den Lautsprecher an, damit ich auch mit meinem kleinen Schätzchen sprechen kann.«

»Achim, hallo. Wir konnten nicht wissen, dass du es bist, sonst wären wir schneller am Telefon gewesen«, sagte Julia lachend und ging die paar Schritte zurück zum Frühstückstisch, stellte den Lautsprecher auf dem Handy an und legte es in die Mitte des Tisches, damit auch Clara ihren Vater hören konnte, der vom fernen Peru aus anrief.

»Hallo, Papa, ja, ich bin auch hier. Wir sitzen noch beim Frühstück, und ich darf den Veranstaltungsteil aus der Zeitung als Erste lesen. Das ist sehr gemütlich!«, rief Clara laut über den Tisch ihrem Vater zu.

Julia hatte sich wieder hingesetzt und schaute noch einmal auf die Uhr. Sie schüttelte ungläubig den Kopf und fragte: »Bei dir ist es jetzt doch erst fünf Uhr morgens. Warum bist du denn schon auf? Oder bist du noch auf? Und auch so fit und gut gelaunt? Ist irgendetwas passiert?«

»Ja, etwas wirklich Sensationelles. Die Grabungen hier in Caral laufen sehr gut. Das wisst ihr ja. Es ist ein gutes Team, ein sehr gutes Team. Sehr professionell und alle unglaublich engagiert. Und jetzt hatten wir so ein Glück. Die Regierung hat erlaubt, dass wir neben der ersten Feuerstelle doch weiter in die Erde gehen konnten, tiefer als jemals vorher gegraben wurde. Wir hatten in der Woche davor schon die Vermutung gehabt, dass genau dort noch ein unentdeckter Teil der Siedlung wäre. Die Erlaubnis zum Graben haben wir schließlich sehr schnell erhalten. Einer der leitenden Archäologen ist Peruaner und kommt aus Lima. Er kennt die richtigen Menschen.« In Dr. Achim Bauers Erzählung lag die ganze Liebe zu seinem Beruf.

»Oh, so spannend! Ich freue mich für dich, dass du dabei sein kannst! Das ist doch für jeden Archäologen immer ein besonderer Moment. Wie weit seid ihr denn gekommen? Gibt es schon Funde?«, fragte Julia gespannt, und Clara konnte die Neugierde in der Stimme der Mutter hören. Lachend schüttelte sie den Kopf und dachte daran, wie schön es sein musste, seinen Traumberuf gefunden zu haben. Denn das hatten ihre Eltern eindeutig. Beide waren fasziniert von alten Kulturen und deren Überresten in der Erde. Beide waren sie Archäologen, jeder für ein spezielles Gebiet und in der Fachwelt sehr angesehen und erfolgreich. Julia und Achim Bauer arbeiteten für verschiedene Museen und Institute, oft waren es internationale Ausgrabungen, bei denen dann einer von beiden wochenlang von zu Hause fort war. Clara war es gewohnt, dass auch mal beide Eltern zusammen auf einer Grabung waren und sie dann von ihren Großeltern versorgt wurde. Das kam aber selten vor, denn den Eltern war es wichtig, dass immer einer von ihnen bei der Tochter war.

»Ihr habt wirklich noch einen neuen Teil gefunden? Mit intakter Keramik? Das ist so spannend. Du musst unbedingt Bilder schicken«, sagte Julia ins Telefon. Sie hatte es in die Hand genommen und den Lautsprecher ausgeschaltet. Sie warf einen fragenden Blick zu Clara, und diese nickte. Julia stand auf, ging zum Fenster und schaute konzentriert hinaus in den Garten. Clara wusste aber, dass sie nicht hinausschaute, sondern in Gedanken bei der Grabung und den Funden war.

»Nein, das geht nicht. Ich kann nicht kommen. Achim, meine Eltern sind auf dieser vierwöchigen Kreuzfahrt. Das weißt du doch. Ja, natürlich wäre das sensationell und einzigartig. Ja, sicher habe ich die Kenntnis und Expertise. Ja, ich verstehe dich. Aber was ist mit Clara? Soll sie alleine hierbleiben? Ich soll sie mitbringen? Du weißt doch, dass sie das langweilen würde, außerdem hätten wir doch gar keine Zeit für sie. Nein, das geht nicht. In Ordnung, ich denke drüber nach und melde mich. Ja, ich liebe dich auch. Bis dann, mein Schatz. Ja, ich richte Grüße aus«, sagte Julia und schüttelte den Kopf, als sie auflegte.

»Dein Vater hat vielleicht Ideen«, wandte sie sich an ihre Tochter. »Sie haben wahrscheinlich einzigartige Funde gemacht. Keramik, du weißt, mein Spezialgebiet. Er hat gefragt, ob ich nach Peru kommen möchte, um bei der Analyse zu helfen.« Julia schüttelte wieder den Kopf. »Nein, das geht doch nicht. Es wäre natürlich spannend und sicher ein unglaubliches Erlebnis, die Expertin zu sein und die Funde als Erste begutachten zu dürfen. Es sind sicher damals alltägliche Gebrauchsgegenstände gewesen, die viele tausend Jahre vergraben waren und jetzt von uns als wertvolle zeitgeschichtliche Dokumente gefunden werden.«

Clara war aufgestanden und zu ihrer Mutter an das Fenster getreten. »Papa fragt, ob du kommen und dabei sein willst, wenn Geschichte geschrieben wird? Ich finde, du solltest dabei sein. Es ist vielleicht eine einmalige Chance, die du nie wieder im Leben bekommen wirst«, sagte sie ernst und legte ihre rechte Hand auf die Schulter der Mutter. »Du solltest das machen, Mamsi. Papa würde dich nicht fragen, wenn es nur gewöhnliche Funde wären. Es sind sicher Sensationen, mit denen du ins Fernsehen kommst und berühmt wirst. Vielleicht werden die Sachen nach dir benannt und es werden Bücher darüber geschrieben.« Clara rückte enger an die Mutter und drückte sie. »Ich bleibe hier. Es sind noch vier Wochen Schule, und das schaffe ich locker alleine. Ich wohne hier ja schon mein ganzes Leben und kenne mich aus. Außerdem sind die Nachbarn da. Die kümmern sich sicher gerne ein wenig um mich. Ich mache auch keine Partys. Versprochen!« Clara grinste breit und setzte sich ihre rote Gumminase auf. Die hatte sie immer griffbereit in ihrer Hosentasche. Clara fand, dass es eigentlich immer einen Grund für eine rote Clownsnase gab. Die Welt war ja nicht immer lustig, und damit konnte sie sie ein wenig bunter machen.

Julia drehte sich zu ihrer Tochter und legte auch einen Arm um sie. »Danke, Schätzchen. Es wäre sicher fantastisch. Aber dein Vater und ich haben vereinbart, dass immer einer von uns bei dir ist. Du sollst nie alleine sein. Deswegen werde ich nicht nach Peru fliegen. Das könnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren«, sagte sie und ihre Stimme klang bestimmt.

»Mamsi, ich bin vierzehn Jahre alt und somit kein Kleinkind mehr. Ich kann durchaus auf mich aufpassen, und ich werde auch in die Schule gehen. Da bin ich ja gerne, weil es Spaß macht. Wenn du meinst, ich kann hier im Haus nicht alleine sein, dann finde eine andere Lösung. Ich kann auch woanders wohnen für die Zeit. Das wäre dann auch ein Abenteuer für mich. Also, eigentlich wäre das sogar eine echt spannende Idee. Ich habe nämlich auch Lust auf ein Abenteuer«, hielt Clara dagegen.

»Du klingst so erwachsen und vernünftig. Ach, wie die Zeit vergeht. Ja, du bist schon 14 Jahre alt. Ich bin sehr stolz auf dich. Aber ich kann nicht fahren, wenn ich nicht weiß, dass du gut untergebracht bist. Und mir fällt jetzt spontan nichts ein, wo wir ein gutes Ersatzzuhause für dich finden könnten.«

»Du könntest Tante Gabriele anrufen. Sie ist die Schulleiterin vom Gymnasium - und sie ist deine gute Freundin. Vielleicht hat sie eine Idee. Wir werden nicht die einzige Familie sein, die kurzfristig ein Problem lösen muss«, erklärte Clara etwas altklug.

»In Ordnung. Ich rufe Gabriele an und erkläre ihr die Situation. Wenn sie auch findet, ich solle nach Peru fliegen und sie eine gute Lösung für dich hat, dann mache ich es. Aber halbe Sachen oder Notlösungen kommen nicht in die Tüte. Es muss alles stimmig sein.«

»Ja, ja«, sagte Clara und hielt der Mutter ihr Mobiltelefon hin. »Jetzt ruf an. Ich bin schon so gespannt, wo ich die nächsten Wochen unterkomme!«

*

Der alte grüne Geländewagen fuhr viel zu schnell die breite und wenig befahrene Landstraße entlang. Fast hätten sie das Hinweisschild zum Kinderheim Sophienlust übersehen, das am Straßenrand vorbeihuschte. Die Ausfahrt dorthin wurde in weniger als hundert Metern angekündigt. Kurz darauf bremste die Fahrerin den Wagen scharf ab, setzte den Blinker und lenkte das Auto nach rechts, gab wieder Gas und fuhr mit quietschenden Reifen die Auffahrt zu Sophienlust hinauf.

»Mamsi, jetzt fahr doch nicht so schnell«, sagte die junge Beifahrerin ruhig und drehte den Kopf zu ihrer Mutter, die angespannt hinter dem Steuer saß. »Es ist doch egal, ob wir um zehn Uhr oder um zehn Minuten nach zehn Uhr ankommen. Wir sind doch gut in der Zeit.«

Clara schüttelte so energisch ihren Kopf, dass die dunklen halblangen Locken von rechts nach links über ihr Gesicht flogen. Dann nahm sie ihre rote Clownsnase aus der Hosentasche, setzte sie auf und sagte mit verstellter, tiefer Stimme: »Frau Doktor Julia Bauer. Sie sind viel zu schnell mit ihrem Fahrzeug unterwegs. Sie müssen aufpassen, dass Sie nicht abheben und ins Weltall fliegen. Denn dann können Sie Ihre Tochter gar nicht mehr in Sophienlust abliefern und werden auf ewig mit ihr im Weltraum Kreise ziehen.«

»Schätzchen, jetzt lass mich mal fahren. Ich mach das schon«, erwiderte die Mutter und stoppte im gleichen Augenblick unsanft das Fahrzeug direkt vor der breiten Freitreppe, die zum Eingang des schlossähnlichen Gebäudes hinaufführte. Sie schaltete den Motor aus und zog die Handbremse an.

»Ja, so habe ich mir das vorgestellt«, sagte die Mutter befriedigt, als sie, über das Lenkrad gebeugt, durch die Windschutzscheibe auf das schöne alte Gebäude schaute.

»Ui, das ist ja cool. Ein Schloss! Ich werde in einem Schloss wohnen! Und sieh doch, die Treppe! Eine richtige Freitreppe! Das ist wie im Märchen. Das wird toll hier, das weiß ich jetzt schon!« Clara nahm die rote Clownsnase aus ihrem Gesicht und ließ sie wieder in der Hosentasche verschwinden. Dann öffnete sie schnell die Beifahrertür und schwang ihre beiden Beine nach rechts aus der Tür. Erst ließ sie ihre Füße kurz baumeln, dann hüpfte sie mit einem kleinen Sprung aus dem hohen Auto und landete sicher auf dem Kiesweg.

»Gut. Wenn du jetzt schon weißt, dass du hier eine gute Zeit haben wirst, bin ich beruhigt. Vielleicht wäre es aber eine gute Idee, wenn du dir Sophienlust erst einmal von außen und innen anschaust und mit den Leuten redest!«, sagte Julia zu ihrer Tochter und stieg dann auch aus ihrem alten, verbeulten Geländewagen. Mit großer Wucht schlug sie die Fahrertür zu und entschuldigte sich gleichzeitig bei ihrem alten Wagen. »Sorry, Auto. Das nächste Mal, wenn du in der Werkstatt bist, sollen die auch gleich einmal nach dem Türscharnier schauen. Vielleicht schließt es dann wieder einfacher, ohne dass man so viel Kraft aufwenden muss.«