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Der 17-jährige Schüler Jeff Clark entwickelt nach einer überstandenen schweren Krebserkrankung unheimliche Fähigkeiten. Als er diese Fähigkeiten für einen Mord einsetzt und ihn seinem Freund Juan anlastet, kommt es zur Katastrophe. In einer Kurzschlussreaktion nimmt Juan eine Geisel, um sich der Festnahme durch die Polizei zu entziehen. Die darauf folgende Flucht gerät schnell außer Kontrolle.
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Seitenzahl: 373
Veröffentlichungsjahr: 2018
Silas Breuer
© 2018 Silas Breuer
Verlag und Druck: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7469-1446-6
Hardcover:
978-3-7469-1447-3
e-Book:
978-3-7469-1448-0
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Für meinen Freund Steve
WASHINGTON: Seattle
Ein leichter Nebel zog vom Pazifik her über die Stadt. Die Sonne würde ihn bald auflösen, aber an diesem kühlen Sommermorgen hielten sich die Schleier erstaunlich lang in den Straßen der Metropole.
Jeff Clark, ein siebzehnjähriger Junge aus der bürgerlichen Mittelschicht, war um viertel vor zehn aufgestanden und putzte sich gerade die Zähne, als ihn ein leichtes Schwindelgefühl überkam. In der letzten Zeit war dies immer öfter passiert, und jedes Mal dauerte es länger. Am Anfang nur wenige Sekunden, blieb der Schwindel jetzt manchmal minutenlang. Es war nicht das Einzige, was sich seit Monaten bei ihm manifestierte. Er veränderte sich. Nicht äußerlich, aber irgendetwas in seinem Inneren war anders. Seine Schulleistungen waren nie besonders gut gewesen, doch in den letzten Klausuren befand er sich plötzlich in sämtlichen Fächern unter Klassenbesten. Das Lernen war ihm leicht gefallen. Dinge, die er früher niemals verstanden hätte leuchteten ihm wie selbstverständlich, ein.
Auch die körperlichen Fähigkeiten verbesserten sich zusehends. Als Bewegungsmuffel und total unsportlicher Typ war es ihm plötzlich möglich gewesen, die kompliziertesten Turnübungen fehlerlos durchzuführen. Seine Klassenkameraden waren überrascht gewesen, aber er erklärte seine Leistungen mit Fitnessübungen zu Hause und erhöhtem Lernen.
Gerade als Jeff den Wasserhahn zudrehte, um nach dem Zähneputzen zu frühstücken, zwang ihn ein stechender Schmerz hinter der Stirn in die Knie. Ihm blieb fast die Luft weg, um zu schreien.
Er schloss die Augen, was aber nur zur Folge hatte, dass wieder diese Bilder hervorkamen, von denen die Träume der letzten Nächte durchdrungen waren.
Da war Feuer. Feuer, welches über ein ödes Land zog. Düsternis herrschte in dieser Welt, nur von den Flammengarben erhellt. Nadelspitze Berge mit spiegelglatten Wänden bildeten den Horizont und begrenzten eine mit rötlichen Steinen bedeckte Ebene. Eine bizarre unheimliche Welt, die ihm seltsam vertraut erschien. Vielleicht lag es daran, dass sie sein Innerstes metaphorisch wiedergab.
Je schärfer und deutlicher die Konturen dieser fremden Umgebung wurden, umso betäubender und stärker wurden seine Schmerzen, die langsam den ganzen Körper befielen. Dort, wo sein Herz eigentlich sein müsste, fühlte er eine eisige Kälte. Er betete es solle aufhören und glaubte beinahe zu sterben. Klar, solche Attacken waren aus den letzten Wochen bekannt, aber dermaßen gnadenlos und furchtbar waren sie noch nie gewesen.
Er wand sich in Agonie am Boden, als sämtliche Qualen ebenso schnell verschwanden wie sie gekommen waren. Auch die Trugbilder hatten sich aufgelöst.
Zwar fühlte Jeff sich immer noch ein bisschen groggy, aber Hauptsache die Schmerzen waren weg. Sie würden jedoch wieder kommen. Wie schlimm sie dann sein würden, wagte er sich gar nicht vorzustellen.
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, den die Qual ihm aus den Poren getrieben hatte. Ein Schwall kaltes Wasser wirkte Wunder und half ihm wieder vollkommen klar zu werden.
Was für ein Morgen! Hoffentlich würde der Rest des Tages besser verlaufen. Damit dies kein Wunschtraum blieb, musste er etwas frühstücken. Ohne ein ausgiebiges Frühstück konnte ein Tag nicht beginnen. Die erste Mahlzeit war wichtig, um Kraft zu sammeln. Auch in diesem Lebensbereich waren die Veränderungen der letzten Zeit zu spüren. War früher ein Müsli mit Milch für ihn ausreichend, aß er jetzt mindestens 4 Brote und glaubte immer noch zu verhungern. Ein unangenehmes Gefühl, welches kaum zu ertragen war. Das Schlimme an der ganzen Sache war das Wissen, was man tun musste um sich besser zu fühlen. Es gab da etwas. Etwas Grauenhaftes, vor dem Jeff sich selber gruselte. Es hing mit seinen neuen Fähigkeiten zusammen. Eine einfache Konzentrationsübung mit fatalen Folgen für seine Umwelt.
Während die Sonne den letzten Nebelschleier vertrieb, wälzte sich Jeffs bester Freund Juan Martinez aus dem Bett. Die letzten Traumfetzen fielen von ihm ab. Seit drei Jahren lebte er mit seiner Mutter in Seattle, und bis heute erschien ihm dieser Umzug als die beste Entscheidung seines Lebens.
Wenn er an ganz früher zurückdachte, gab es nur wenige gute Erinnerungen. Die ersten Jahre hatte seine Familie in ihrem Geburtsland Puerto Rico verbracht. Dort herrschten Hunger und Durst. Seine Eltern hatten kaum das Geld gehabt, um eine dreiköpfige Familie zu versorgen. Juans ein Jahr jüngerer Bruder war gerade mal zwei Wochen alt geworden, bevor er starb.
Als der Vater dann einer Lungenkrankheit erlag, wurde ihre Situation so fatal, dass die Mutter beschloss, mit ihrem Sohn in die USA zu gehen. Fast zwangsläufig landeten sie in Harlem/New York. Das schäbige Appartement, in dem sie dort hausten, entsprach auch nicht gerade der Vorstellung von einem angenehmen Leben. Drogen, Erpressung und Gewalt bestimmten in ihrer Straße den Alltag, aber es gab dennoch einen unbestreitbaren Vorteil. Weder Juan noch seine Mutter konnten zum Zeitpunkt ihres Übersiedelns auch nur ein Wort Englisch. Beide waren nur des Spanischen mächtig und damit kam man in Harlem bestens zurecht. Trotzdem, ihr Leben verlief am Rande der Gesellschaft. Diese schlimmen Jahre hatten Juan tief geprägt. Er lernte dort, dass man mit Gewalt fast alles lösen konnte, und die Polizei mehr Feind als Freund war. Mehr als einmal kam seine damalige Clique zwischen die Fronten rivalisierender Banden. Als die Polizei eine dieser Auseinandersetzungen auflöste, war er mindestens zweimal von den Cops zusammengeschlagen worden. Sein Verhältnis zu Leuten in Uniform war seitdem verständlicherweise etwas gestört.
Die Schule blieb dabei auf der Strecke, obwohl Juan ein intelligenter Junge war, der aber nicht die Chance bekam, sein Potenzial zu entwickeln.
Die kam erst vor drei Jahren. Seine Mutter konnte inzwischen recht gut Englisch und hatte sich für eine Stelle bei einer Reinigungsfirma, die bundesweit tätig war, beworben. Nach langem Warten kam endlich eine Zusage, an die jedoch einige Auflagen geknüpft waren. Eine dieser Auflagen war der Umzug in eine Stadt auf der anderen Seite des Kontinents. Zuerst hatte sie gezögert, doch schließlich zog sie mit ihrem Sohn hierhin nach Seattle.
Nach kurzen anfänglichen Schwierigkeiten konnten die beiden sich schnell von dem Entgelt der Mutter ein besseres Heim leisten als die abbruchreife Wohnung in New York. Auch Juan wurde glücklich. Endlich war es ihm möglich gewesen eine Schule zu besuchen und trotz seines enormen Lernrückstandes fand er relativ schnell Anschluss an den Stoff und seine Klassenkameraden.
Damals entstand auch die Freundschaft mit Jeff, dessen Verhalten in den letzten Wochen irgendwie ungewöhnlich anmutete. Was genau ungewöhnlich war, konnte man gar nicht so genau benennen, aber Juan spürte eine unerklärliche Verhaltensabweichung bei seinem Freund. Und diese Abweichung wurde immer stärker.
Doch sie gefährdete ihre Freundschaft nicht akut, denn direkt negativ waren die Veränderungen nicht.
Juans erster Blick nach dem Aufstehen ging immer zum Fenster Richtung Westen. Ihr kleines Haus lag auf einer kleinen Anhöhe, und in den Morgenstunden war die Aussicht am schönsten, wenn die Hochhäuser ihre noch langen Schatten in die Bucht von Seattle warfen und die im Osten aufgegangene Sonne ein fast magisches Glitzern auf dem Ozean erzeugte. An besonders klaren Tagen wie heute konnte man weit aufs Meer hinaussehen. Oft erschien ihm das Wasser blauer und friedlicher als der Atlantik, den er aus seinen ersten Lebensjahren kannte. Vor allem an solchen schönen Sommertagen.
Im Winter sah dies manchmal anders aus. Dann wurde das Wasser der Bucht oft von kalten Winden aufgeschäumt, aber es waren noch mehrere Monate, bis die Temperaturen wieder fallen würden. Also, warum schon heute Gedanken an die kalte Jahreszeit verschwenden?
Als er in die Küche kam, standen Marmelade und Brötchen auf dem Tisch. Seine Mutter war einkaufen gegangen und hatte alles für ihn vorbereitet. Am Kühlschrank hing ein Zettel, der mit einem Magnetbuchstaben aus Juans Kleinkindzeiten befestigt worden war.
„Bin gleich wieder da, mein Mausbär“, hatte seine Mutter darauf geschrieben.
Oh, wie er diesen Ausdruck hasste! Konnte sie ihn nicht beim Namen nennen oder Mausbär einfach weglassen! Aber so oft er ihr schon gesagt hatte, sie solle gefälligst aufhören ihn so zu nennen, sie schien es nicht lassen zu können. Aber warum sollte man sich darüber aufregen? Es brachte ja ohnehin nichts.
Also, was stand denn an diesem wunderschönen Sommertag so auf dem Programm? Heute Nachmittag ein Treffen mit seinem Freund Jeff, aber der Morgen war nicht verplant. Wie sollte man die nächsten Stunden sinnvoll verbringen? Nun, es waren Ferien und einfach etwas chillen wäre bestimmt nicht die schlechteste Alternative. Doch irgendwie fühlte er sich energiegeladen und wollte nicht nur herumhängen.
Dann kam ihm eine Idee. In der letzten Zeit hatte er sein Lauftraining etwas vernachlässigt. Die Laufschuhe lagen schon seit mehreren Wochen fast ungenutzt in seinem Zimmer herum. Jetzt, da ihn die Schule nicht mehr voll in Beschlag nahm, könnte man damit wieder anfangen. Ein bisschen Fitness war immer gut und sollte gesund sein, wenn man der landläufigen Meinung folgte.
Doch es fiel ihm schwer, den inneren Schweinehund zu besiegen. War es unbedingt nötig zu trainieren? Er sah doch gut aus und hatte Muskeln. Könnte man das Ganze dann nicht auf morgen verschieben? Klar, morgen war seine Bereitschaft bestimmt auch nicht größer, eher kleiner. Aber wenn er die Laufschuhe benutzte, würde er wieder schwitzen, und er hatte gerade geduscht. Das wäre danach wieder nötig. Und noch während er sich immer neue Ausreden ausdachte, warum die ganze Sache gerade jetzt ungünstig war, verging die Zeit bis seine Mutter die Tür aufsperrte. Sie war vom Einkaufen zurückgekehrt.
„Me puedes ayudar con las bolsas pesadas por favor?“ („Kannst du mir mal bitte mit den schweren Tüten helfen?“) fragte sie.
Wenn du nicht immer gleich für drei Wochen Sachen besorgen würdest, wären die Tüten auch nicht so schwer, meine liebe Mutter, dachte Juan, half ihr dann aber doch, den Einkauf in die Wohnung zu tragen. Ihm fiel auf, dass seine Schuhe ziemlich dreckig waren. Die letzte Stunde war er doch nur im Haus gewesen. Wahrscheinlich stammte der Schmutz von gestern.
Die Sonne brannte auf seinem Oberkörper. Warum musste ausgerechnet er, Jay Underwood, an diesem Tag allein auf der Baustelle arbeiten. Es gab dafür noch nicht einmal mehr Geld und gegen die Arbeitsschutzvorschriften verstieß es auch. Auch wenn, wie hier, nur die Baugrube ausgehoben werden sollte, niemand durfte die Baustelle ohne Begleitung betreten. Auch kein Arbeiter. Doch den Chef schien das nicht zu interessieren. Hauptsache die Kosten blieben niedrig. Zum Teufel mit irgendwelchen bürokratischen Vorschriften, die ohnehin kaum jemand ernst nahm. Jay war immer gerne Bauarbeiter gewesen und war es auch jetzt noch, aber bei so hohen Temperaturen und in der prallen Sonne, sorgte sein Job nicht gerade für Begeisterung. Es grenzte vielmehr an eine elende Plackerei.
Also stand er allein im Dreck und betete darum, dass dieser Tag schnell zu Ende ging. Schon seit Tagen schien ein Infekt in ihm zu lauern, und er fühlte sich nicht wirklich gut.
Und das leichte Ziehen in seinen Schläfen wurde auch immer stärker. Gerade eben hatte es angefangen und nahm schnell an Intensität zu. Ignorieren ging auch nicht, dafür waren die Schmerzen inzwischen zu intensiv.
Es blieb einem aber auch nichts erspart. Vielleicht würde ihm eine kleine Pause Erleichterung verschaffen. Ein paar Minuten in den Schatten, raus aus der glühenden Sommersonne, und er würde sich besser fühlen.
Doch so weit kam es nicht. Die Schmerzexplosion in seinem Kopf zwang ihn augenblicklich in die Knie.
Was zur Hölle ist das, dachte er. Wie ein schweres Gewitter hinter der Stirn. Seine letzten Gedanken galten seiner Familie.
Leblos lag er im Staub der Baustelle.
Jeffs Anruf kam früher als Juan ihn erwartete. Eigentlich waren sie erst um 15.00 Uhr verabredet gewesen, aber schon kurz nach dem Mittagessen klingelte das Telefon.
„Hey“, sagte Jeff ganz aufgeregt, “ du musst sofort herkommen. Ich will dir was Irres zeigen.“
„Um was geht’s denn?“
„Nicht so schnell, Juan. Ich kann das am Telefon nicht erklären, du musst es schon selbst sehen.“
„Na gut, ich komm gleich bei dir vorbei. Bin mal gespannt, warum du so aufgekratzt bist.“
„Wenn du weißt, um was es sich handelt, wirst du mich verstehen. Das verspreche ich dir. Ganz sicher.“
Juans Neugier war tatsächlich geweckt worden. Selten hatte er seinen Freund so nervös und geheimnisvoll erlebt. Nun gut, in wenigen Minuten würde er es wissen. Auf dem Weg zu ihm wählte er immer eine etwas längere Route. Der Ausblick, der sich dann die ganze Zeit über die Bucht von Seattle bot, beeindruckte ihn jedes Mal, obwohl er ja schon Jahre hier im Westen wohnte. Dort, wo sich eigentlich kaum ein Puerto Ricaner hin verirrte, und wo er sich doch heimischer fühlte, als irgendwo sonst. Im Viertel Rainier Valley hätte es mehr seiner Landsleute gegeben, aber es war dort nicht ganz sicher. Die ein oder andere zwielichtige Bande trieb ihr Unwesen.
Zu seiner Linken erhob sich aus dem Hochhäusermeer die Space Needle, die das Stadtbild beherrschte und zum Wahrzeichen Seattles geworden war.
Auch wenn ihm und seiner Mutter das Geld für große Reisen fehlte, eine solch wunderbare Stadt musste man gar nicht verlassen.
Jeff erwartete ihn schon vor der Haustür
„Gut, dass du so schnell gekommen bist“, begrüßte er Juan. „Es wird dich garantiert umhauen.“
„Was ist los? So kenn ich dich gar nicht. Habt ihr 100 Millionen im Lotto gewonnen?“
„Quatsch, natürlich nicht. Es ist viel… na ja, wie soll ich sagen… spannender.“
„Na, dann lass mal hören:“
„Wie gesagt, man kann das Ganze nicht beschreiben. Du musst es dir ansehen. Es spüren, sonst verstehst du es nicht.“
„Du machst mich wirklich neugierig.“
„Deine Neugier wird gleich befriedigt werden. Es hat sich gelohnt, dass du gleich gekommen bist.“
„Also, was willst du mir nun zeigen?“
„Kennst du die kleine Baugrube am Südende der Stadt. In der Nähe des Bahnhofs.“
„Ich denke, da gibt’s wohl mehrere.“
„Ja, aber ich meine eine ganz besondere. Am besten, wir fahren mit dem Bus dorthin.“
„Wir können auch mein Auto nehmen.“
„Nein, lieber nicht. Vertrau mir, Juan. Es wird besser sein, wir nutzen öffentliche Verkehrsmittel.“
„Dein Verhalten wird langsam merkwürdig.“
„Es wird weniger merkwürdig erscheinen, wenn du weißt, um was es geht.“
„Na gut, ich hoffe du ziehst hier nicht nur eine Show ab, um mich dann reinzulegen.“
„Eine Show? Oh , ganz sicher nicht!“
Die Fahrt mit dem Bus dauerte etwa 20 Minuten. Ohne den üblichen Verkehrsstau wären beide noch schneller am Ziel gewesen.
Jeff führte seinen Freund direkt zu einer der zahlreichen Baustellen in diesem Bereich, die aber dennoch etwas abseits der großen befahrenen Straßen lag.
Als sie am Rand des ausgehobenen Fundaments standen, fragte Juan:“ Also, was ist so außergewöhnlich an dieser Grube? Sie sieht genauso aus wie jede andere.“
„Es geht nicht um die Grube selbst. Was ich dir zeigen will, liegt in dem Gebüsch dort drüben am Rand.“
Jeff deutete auf eine kleine Hecke aus verwahrlosten Sträuchern.
„Da drin?“
„Ja, da drin. Geh einfach hin und sieh es dir an.“
„Und du willst mich sicher nicht auf den Arm nehmen?“
„Nein, ich schwör’s dir. Jetzt geh endlich hin und sieh es dir an. Bitte.“
Also gut, dachte Juan, mal sehen, was sich dort befand. Als er jedoch die ersten Zweige anhob, blieb ihm vor Schreck beinahe der Atem stehen. Denn in dieser kleinen Hecke lag ein toter Bauarbeiter. Er hatte vieles erwartet, aber so etwas nicht. Langsam wurde klar, warum Jeff so aufgeregt reagierte. Schließlich entdeckte man nicht jeden Tag eine Leiche. Dem Zustand des Toten nach zu urteilen, war der Mann erst vor kurzer Zeit gestorben. Höchstens einige Stunden.
„Wann hast du ihn gefunden?“
„Heute Morgen.“
„Wir sollten die Polizei informieren. Oder hast du das schon getan?“
“Nein Juan, hab ich nicht und ich hab nicht vor, es zu tun.“
„Wieso, einen Leichenfund muss man melden. Die ganzen Umstände könnten auf ein Verbrechen hindeuten, auch wenn ich direkt keine Verletzungen an dem Kerl erkennen kann.“
„Natürlich nicht. Er hat keine.“
„Hast du ihn schon untersucht?“
„Ja. Du wirst nichts finden.“
„Das hättest du nicht tun sollen. Wenn tatsächlich ein Mord vorliegt und deine Fingerabdrücke hier gefunden werden, zieht das nur unnötige Fragen nach sich. Wenn die Bullen da sind, sollten wir ihnen sofort alles erzählen, um nicht verdächtigt zu werden.“
„Du hörst mir nicht richtig zu. Ich werde die Polizei nicht benachrichtigen und du auch nicht.“
„Wieso nicht?“
„Denk mal nach mein Freund. Versuch mal zu rekonstruieren, was hier vorgefallen ist.“
Juan hatte momentan Schwierigkeiten eins und eins zusammen zu zählen. Das lag einerseits an der Tatsache, dass dies die erste Leiche war, die er sah. Als sein Vater damals gestorben war, hatte er ihn nach dessen Tod nie wirklich gesehen. Das hier war aber anders. Der Mann war unbekannt, aber die Unmittelbarkeit, mit der er nun mit dem Tod eines Menschen konfrontiert wurde, schockierte ihn.
Der zweite Grund für die Blockade seiner Gedanken war das Offensichtliche, aber eigentlich Unvorstellbare. Es konnte und durfte nicht sein. Es war schlichtweg absurd. Denn eine Erkenntnis drängte sich ihm auf, wenn auch nur langsam.
Jeffs Aufforderung, die Vorgänge, die zu dem Tod des Mannes führten, zu rekonstruieren, bedeutete zuerst einmal eins: Jeff wusste, was vorgefallen war. Und warum wusste er es?
Weil… nein, das war lächerlich. Zumindest unwahrscheinlich und doch auf erschreckende Weise die einzige logische Erklärung.
„Also gut“, begann Juan, „ ich weiß nicht genau was passiert ist, aber bitte erzähl mir alles. In jeder Einzelheit. In wieweit hast du mit dem Vorfall hier zu tun? Du hast ihn doch beobachtet.“
Die Antwort musste Ja lauten. Jeff hatte alles beobachtet. Hoffentlich war da wirklich nichts anderes.
„Ich habe seinen Tod mehr als nur beobachtet“
„Wie meinst du das? Hör mal, wenn du mir erzählen willst, du hättest ihn umgebracht und dass das ein Witz sein soll, kann ich darüber nicht lachen.“
„Es ist kein Witz. Oder glaubst du, ich hab einen so schlechten Geschmack, was Humor angeht?“
Juan schloss die Augen. Sein Verstand versuchte krampfhaft das, was er eben gehört hatte, zu akzeptieren.
„Geht es dir nicht gut?“, fragte Jeff.
„Ob es mir nicht gut geht? Stellst du wirklich diese Frage? Oh natürlich, es geht mir sehr gut. Mein Freund erzählt mir gerade, er hätte jemanden umgebracht, warum sollte es mir da nicht gut gehen.“
„Du brauchst dich nicht aufzuregen. Gib mir Gelegenheit es zu erklären.“
„Du willst mir einen Mord erklären. Dann bin ich aber mal gespannt.“
„Meine Gedanken. Ich kann durch meine Gedanken töten.“
„Du hast zu viele Horrorfilme gesehen. Erzähl mir jetzt bitte die Wahrheit. Wie hast du den Kerl getötet, und warum um alles in der Welt.“
„Du glaubst mir nicht? Ich verspreche dir, dass ich nicht gelogen hab.“
„Hey, was macht ihr beiden da?“ Eine dritte Stimme, die keiner von beiden kannte. Sie gehörte einem jungen Polizisten, der sich mit gezogener Waffe ihnen näherte. Juan fühlte sich immer unwohler. Die Situation gefiel ihm nicht. Denn der Polizei das hier zu erklären, ohne dass es erfunden klang, war nicht leicht. In den letzten Minuten hatte sich der Tag nicht gerade nach seinem Geschmack entwickelt, und es schien nicht so, als würde sich das in nächster Zeit ändern.
„Officer, ich muss ihnen da was erklären“, sagte Juan.
„Das glaub ich auch. Ihr beide müsst mir wirklich was erklären, und wenn ihr versucht wegzulaufen, dann knall ich euch ab. Also ich warte. Was habt ihr mit dieser Leiche hier zu schaffen?“
Jeffs Antwort ließ sowohl den Cop wie auch Juan beinahe in Ohnmacht fallen.
„Och, ich hab den Kerl da mal einfach umgebracht. Mir war grad danach.“
Der Polizist kam gar nicht mehr dazu zu reagieren. Die Schmerzexplosion in seinem Kopf warf ihn zu Boden.
Es ging noch schneller als bei dem Bauarbeiter. Der Polizist brach sofort leblos zusammen. Es fiel Jeff irgendwie leichter. Nach der ersten Tötung war auch seine Hemmschwelle gesunken. Was machte ein Opfer mehr oder weniger schon aus. Für ihn war es wie eine Art Droge. Einen Mord, als Mittel zur reinen nervlichen Stimulans. Um sich gut, machtvoll und unbesiegbar zu fühlen. Das anfängliche Grauen, das die neuen Fähigkeiten in ihm ausgelöst hatten, war seit heute Vormittag fast verschwunden. Es war einem Gefühl der Unbezwingbarkeit gewichen. Denn wer war schon in der Lage, sich ihm entgegenzustellen? Eine einzige Bewegung, und er konnte jeden Feind hinwegfegen. Der neue Jeff konnte alles erreichen. Die Welt stand ihm offen.
„Na Juan, mein Freund, glaubst du mir jetzt?“
„Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll. Aber du hast gerade einen Bullen kaltgemacht. Dafür wird man hingerichtet, verdammt noch mal. Hast du denn vollkommen den Verstand verloren?“
„Nur, wenn man erwischt wird.“
„Bist du tatsächlich der Meinung, du würdest auch nur einen Tag mit so was durchkommen. Zwei Menschen am selben Ort in nur ein paar Stunden. Sie werden nicht ruhen, bis der Täter gefasst ist. Ich werde zur Polizei gehen und dem ein Ende bereiten.“
„Nein, das wirst du nicht. Zwing mich nicht, auch dich zu töten. Du bist immer noch mein Freund, also bitte zwing mich nicht.“
„Wenn ich noch dein Freund bin, dann hör damit auf, Jeff.“
„Warum sollte ich?“
Seelisch war Juan sozusagen am Ende. Die ganze Sache träumte er doch nur. Das konnte nicht die Wirklichkeit sein. Alles war zu absurd. Was war aus seinem Freund geworden. Ein wahnsinniger Mörder mit übermenschlichen Fähigkeiten, wie in einem schlechten Mysterystreifen. Er fühlte sich wirklich wie im falschen Film. Und dieser Film war noch lange nicht zu Ende.
Auch wenn Jeff ihn jetzt nicht getötet hatte, Juan fühlte sich dennoch bedroht. Man musste diese Bedrohung ausschalten. Sie war zu gefährlich.
Dann fiel sein Blick auf die Waffe in der Hand des leblosen Polizisten. Ohne zu überlegen, in welch prekäre Lage er sich manövrierte, schnappte er die Waffe und richtete sie auf seinen Freund, oder besser auf das Monster, in das dieser sich verwandelt hatte oder vielleicht immer noch verwandelte. Im Moment war ihm keine bessere Idee gekommen, um sich zu schützen, auch wenn klar war, dass eine Kugel Jeff nicht aufhalten konnte. Der war immer noch in der Lage, ihn in Sekundenschnelle zu töten, aber wenn er sofort schießen würde, dann bestand zumindest eine kleine Überlebenschance.
„Komm mir bloß nicht zu nahe, du Psycho“, warnte Juan.
„Was willst du tun? Mich erschießen? Bitte, du glaubst doch nicht im Ernst, das eine Kugel mich aufhalten könnte.“
„An deiner Stelle würde ich das Risiko nicht eingehen. Bleib, wo du bist, oder ich schwör dir, ich drücke ab.“
„Das wirst du nicht. Ich kenne dich. Du bist kein Killer.“
„Im Gegensatz zu dir.“
„Nun ja, widersprechen kann man dir da nicht, aber….“ Jeff stockte kurz und sprach dann in weinerlichem Ton weiter:“ Bitte, erschieß mich nicht. Lass mich doch am Leben, bitte.“
Von diesem plötzlichen Wechsel war Juan etwas verwirrt. Was sollte das? Warum verhielt sich Jeff so seltsam? Den Grund erfuhr er Augenblicke später.
„Fallen lassen“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Ein zweiter Polizist war eingetroffen. Der Erste musste sofort Verstärkung angefordert haben, als er die beiden entdeckt hatte. Anders war das Auftauchen des Kollegen in dieser gottverlassenen Gegend nicht zu erklären.
Doch letztendlich spielte es gar keine Rolle, warum ein weiterer Polizist gekommen war. Wichtig war nur, dass einer da war und der sah nun, wie Juan Jeff mit einer Waffe bedrohte und zwei tote Menschen.
Was sollte der Cop schon davon halten? Die Rollen von Opfer und Täter schienen klar verteilt zu sein. Es gab wohl keinen Zweifel, wer hier der Mörder war.
Die Situation lief Gefahr, außer Kontrolle zu geraten. Juan wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Einerseits wollte er der Aufforderung des Polizisten nachkommen, aber etwas hielt ihn zurück. Wenn er jetzt festgenommen wurde, war es vorbei. Er würde wegen Doppelmordes angeklagt werden und wahrscheinlich zum Tode verurteilt. Mit Polizistenmördern und Hispanics hatten die Geschworenen meistens kein Mitleid. Egal, wie sich alles Weitere entwickeln würde, er konnte sich nicht vorstellen, aus der Sache heil herauszukommen. Irgendwie war in den letzten Minuten etwas passiert, was ihn möglicherweise den Kopf kosten konnte. Dabei hatte er doch gar nichts getan. Und wahrscheinlich war genau das der Fehler gewesen. Nicht sofort zu regieren. Denn jetzt musste er handeln. Wenn ihm nun noch einfallen würde wie, wäre schon viel gewonnen. Denn was konnte man überhaupt noch tun, wenn einen ein nervöser Polizist mit der Waffe bedrohte?
„Fallen lassen“, wiederholte der Cop, als im selben Moment ein Auto in den Streifenwagen krachte, mit dem der Polizist gekommen war. Kein schwerer Unfall; beide Fahrzeuge hatten nur kleine Beulen und Kratzer, aber allein das Geräusch des Zusammenstoßes lenkte alle Beteiligten kurzfristig ab. Nur für Sekunden, aber Juan sah darin eine Chance zu entkommen. Die Handlung, zu der er sich jedoch hinreißen ließ, konnte katastrophale Auswirkungen haben. Sie war einerseits hoch riskant und würde die Sichtweise des Polizisten bestätigen. In einem unbeobachteten Moment, nämlich genau in dem Augenblick, als der Cop seinen Kopf zu dem Geräusch des Zusammenstoßes drehte, sprang Juan blitzschnell hinter Jeff und drückte ihm die Pistole an die Schläfe. Fast zeitgleich wurde ihm klar, welche bodenlose Dummheit er eigentlich beging, aber im Moment schien es die einzige Möglichkeit zu sein, der Festnahme zu entgehen. Und solange er nicht beweisen konnte, dass die beiden Morde nicht auf sein Konto gingen, musste er auf freiem Fuß bleiben. Aber da gab es noch etwas, was seine Reaktion auslöste. Irgendetwas in seinem Kopf, in seinen Gedanken. Eine Art Ahnung, was zu tun war. Aber diese Ahnung schien nicht aus ihm selbst zu kommen.
„Und jetzt lassen Sie gefälligst Ihre Waffe fallen, sonst schieße ich“, sagte Juan zu dem Polizisten, während er Jeff wie einen Schutzschild vor sich hielt.
„Junge, ganz ruhig, mach es doch nicht noch schlimmer, als es schon ist“, versuchte der Cop ihn zu beruhigen.
„Eins sag ich dir, Bulle, ich werde nicht ins Gefängnis gehen.“
„Klar, ich versteh schon. Wir können die Situation klären, aber du musst die Waffe weglegen und deine Geisel loslassen.“
„Für wie bescheuert halten Sie mich eigentlich?“ Wahrscheinlich für sehr bescheuert, bei dem was Juan hier gerade abzog und obwohl ihm das bewusst war, konnte er sich nicht gegen den Drang wehren, weiterzumachen.
„Ich halte dich nicht für bescheuert, nur gerade etwas verwirrt. Das versteh ich. Aber wie gesagt, wir können über alles reden.“
„Jetzt legen Sie endlich Ihre Waffe auf den Boden und gehen ein paar Schritte zurück, oder wir haben drei Opfer und für eines wären dann Sie selbst verantwortlich. Los, weg mit der Waffe“ befahl Juan, dem inzwischen vor Hitze und Anspannung der Schweiß in Strömen vom Körper lief.
„Wenn ich meine Pistole weglege, würdest du dann die Geisel freilassen?“
„Ich werde darüber nachdenken.“
Der Fahrer des Autos, welches gerade mit dem Streifenwagen kollidiert war, hatte inzwischen seinen Gurt gelöst und war ausgestiegen. Voll Unglauben und einer gewissen Faszination beobachtete er die Situation, die ihn schon beim Vorbeifahren so abgelenkt hatte, dass es zu dem Unfall gekommen war. Es war wie im Fernsehen. Natürlich er hatte sich allein schon durch das Verlassen seines Wagens in Lebensgefahr gebracht, denn vielleicht wurde er erschossen. Aber die Neugier und das Verlangen von diesem Schauspiel nichts zu verpassen, siegten über Angst und Vernunft.
Der Polizist hatte sich inzwischen dazu entschlossen, tatsächlich seine Waffe niederzulegen. Denn vorrangig für ihn war, das Leben der Geisel zu retten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Juan schoss, bestand zumindest. Immerhin hatte dieser junge Hispanic nach Meinung des Cops schon zwei Menschen getötet. Und wer zwei Morde beging, hatte sicherlich wenig Skrupel, auch noch einen dritten umzubringen. Zwar könnte es sein, dass der Täter nun entkam, aber er würde bestimmt bald gefasst werden.
Dennoch war die Situation gerade noch gefährlicher geworden. Denn neben Juan, Jeff und dem Polizisten war noch eine vierte Person in die Sache verwickelt worden.
Ted Foster, der Fahrer des Unfallwagens, wurde Zeuge des Vorfalls und lief somit Gefahr ebenfalls ins Visier des scheinbaren Mörders zu geraten. Das machte die ganze Sache nicht gerade leichter. Hoffentlich führte die Entscheidung des Polizisten, seine Waffe abzulegen, nicht zu noch mehr Unheil.
Auch Juan war nervös. Einerseits wunderte er sich über Jeff, der seine überlegenen Kräfte nicht einsetzte, um ihn oder auch den Polizisten zu töten. Und ein weiteres Problem tauchte auf. Wie sollte es ihm eigentlich gelingen, hier schnell fortzukommen? Da fiel sein Blick auf den Streifenwagen und Fosters Auto.
Beide Wagen schienen nur leicht beschädigt und noch fahrtüchtig zu sein.
Wenn es ihm gelänge, eines der beiden Fahrzeuge zu erreichen, könnte seine Flucht gelingen. Zumindest gewann er Zeit, um zu beweisen, dass Jeff der Täter war.
„Okay, und jetzt machen Sie keine falsche Bewegung und bleiben ganz ruhig da stehen, bis ich hier weg bin. Verstanden?“, sagte Juan zu dem Polizisten.
„Verstanden, aber ich beschwöre dich noch einmal. Beende das, bevor du dich in eine unangenehme Situation bringst.“
Na toll. Eine unangenehme Situation? Er war längst in solch einer Situation. Und zu diesem Zeitpunkt war es ihm nicht möglich, aufzuhören. Er war schon viel zu weit gegangen.
Weiterhin Jeff als Schutzschild benutzend, näherte sich Juan den beiden Wagen. Ted Foster stand immer noch da, wie erstarrt. Jetzt kam der riskanteste Teil. Er musste die Geisel wechseln.
„Hey, du da, komm sofort her;“ rief Juan Foster zu, der darauf aber nicht reagierte.
Na gut, wenn dieser Arsch nicht zu ihm kam, musste er eben zu ihm gehen.
Kaum hatte er Foster und dessen Wagen erreicht, ließ Juan Jeff los und hielt Ted die Pistole vor die Nase. Erst jetzt schien dieser aus seiner Erstarrung aufzuwachen.
„Hey, schon gut, was soll das“, wimmerte er.
„Einsteigen und Motor starten, aber dalli. Los“ befahl Juan, während er den Polizisten nicht aus den Augen ließ. Der blieb aber stehen und machte keine Anstalten einzugreifen. Gott sei Dank. Auch Jeff blieb untätig. Trotz seiner übersinnlichen Fähigkeiten schien er nicht willens, diese jetzt einzusetzen.
Während dessen stieg Ted mit Juan in den Wagen und startete den Motor.
„Fahr los. Auf dem schnellsten Weg aus der Stadt und keine Sperenzien.“
Ted gehorchte ohne Widerworte. Er war kaum älter als Juan. Beide kannten sich zumindest vom Sehen, denn sie gingen in dieselbe Schule, besuchten jedoch verschiedene Klassen.
Die ersten paar Minuten der Fahrt verliefen schweigend. Beide hingen ihren eigenen Gedanken nach. Vor allem Juan konnte nicht glauben, was gerade eben passiert war. Insbesondere der genaue Ablauf der Ereignisse erschien ihm unvorstellbar. Es gab zu viele Ungereimtheiten. Wenn man einen Menschen umbrachte, hielt man doch das Maul und prahlte nicht mit seiner Tat. Das Eintreffen des ersten Cops war wohl kaum ein Zufall. Er musste informiert worden sein, und zwar von jemandem, der genau wusste, wann und wo und es gab nur eine Person, die dafür in Frage kam: Jeff.
War das wirklich denkbar? Versuchte Juan nicht gerade, die Schuld für seine Situation jemandem anderen in die Schuhe zu schieben? Klar, er hatte zwar keinen Menschen umgebracht, aber mit der idiotischen Geiselnahme sich natürlich verdächtig gemacht. Auch die Idee, Jeff die beiden Morde nachzuweisen, hörte sich oberflächlich betrachtet gut an. Nur wie wollte er das eigentlich anstellen, wenn er vor den Bullen flüchtete?
Für einen Augenblick dachte er daran, alles abzubrechen, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Noch war es nicht soweit, obwohl ihm klar war, dass jede weitere Minute ihn immer tiefer in diesen Wahnsinn riss.
„Ich kenne dich“, sagte Ted plötzlich. „Ich glaub, wir gehen ich in dieselbe Schule. Du heißt Jose. Nicht wahr?“
„Nein, tu ich nicht. Aber mit einer Sache hast du Recht. Wir gehen in dieselbe Schule. Aber deinen Namen kenne ich nicht.“
„Mein Name ist Ted. Und wie heißt du jetzt richtig, wenn nicht Jose?“
„Mein Name braucht dich im Moment nicht zu interessieren. Es reicht, wenn du nicht vergisst, wer hier das Sagen hat.“
„Ich wüsste aber gerne, von wem ich entführt werde.“
„Von
“Ja klar, aber deinen Namen… .“
„Du redest zu viel“, unterbrach Juan Ted, der anscheinend noch nicht begriffen hatte, in welch gefährlicher Lage er sich befand.
Bald schon überquerten sie die Stadtgrenze von Seattle Richtung Süden. Bestimmt war von der Polizei schon eine Fahndung ausgelöst worden. Schwer würden sie nicht zu finden sein. Immerhin hatte das Auto durch die Kollision mit dem Streifenwagen einen Schaden am Frontflügel und der Polizist hat sich vermutlich das Kennzeichen gemerkt.
Um nicht schon nach wenigen Stunden im Knast zu landen, musste das Fluchtfahrzeug gewechselt werden. Das war gar nicht so leicht mit einer Geisel im Schlepptau. Er musste also diesen Ted dazu bringen, ihm zu helfen. Irgendwie. Das Geschickteste wäre vielleicht, ihm die Wahrheit zu erzählen. Denn auch wenn er diesen Jungen eigentlich nur sehr flüchtig kannte, schien der nicht besonders helle zu sein. Denn es war keine Spur Angst oder auch nur Verständnis für die Realität in ihm zu erkennen. Er sah das Ganze anscheinend als spannendes Abenteuer. Kein Wunder, wenn man in Betracht zog, dass Ted kurz vor dem Unfall Gras geraucht hatte und sein Verstand etwas vernebelt war. Nun gut, wenn Ted ein Abenteuer wollte, konnte Juan
mir.“
ihm eines liefern. Eines, was er sein Lebtag nicht vergessen würde.
Den Gedanken, die Wahrheit zu erzählen, verwarf Juan gleich wieder. Irgendwann würde er es vielleicht tun, aber noch nicht.
WASHINGTON: Tacoma
Seattles Nachbarstadt stellte beide vor erste Probleme. Denn niemand von ihnen kannte sich hier wirklich gut aus. Und die Beschilderung war auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Die anfängliche Idee sofort auf die Interstate 5 zu gehen, um so schnell wie möglich den Staat Washington zu verlassen, wurde schnell verworfen. Sie brauchten dringender als alles andere einen neuen Wagen. Für einen solchen Diebstahl eignete sich die Peripherie der quirligen Metropole am besten. Ein Auto der guten Mittelklasse wäre wohl am unauffälligsten.
Ted trat plötzlich wie ein Geistesgestörter auf die Bremse. Juan wurde nach vorne geschleudert. Seine rechte Hand prallte schmerzhaft gegen das Armaturenbrett und ihm entglitt die Waffe. Seine Geisel versuchte zu fliehen. Ted riss die Tür auf und wäre tatsächlich entwischt, wenn Juan ihn nicht gerade noch am Hemd erwischt und zurück ins Auto gezogen hätte. Glücklicherweise waren sie gerade auf einer ziemlich wenig befahrenen Nebenstraße. Hätte Ted die Aktion auf einer der pulsierenden Hauptverkehrsadern durchgeführt, dann…man dachte lieber nicht über die Folgen nach.
So bekam jedoch keiner etwas von dem Fluchtversuch mit.
„Jetzt hör mir gut zu. Wenn du das noch ein einziges Mal probierst, jag ich dir eine Kugel in den Kopf. Also es liegt ganz bei dir. Entweder du bleibst bei mir und überlebst möglicherweise, oder du versuchst abzuhauen und stirbst mit Sicherheit. Es ist ganz allein deine Entscheidung,“ sagte Juan, wobei er Ted mit der linken Hand ins Gesicht schlug, während er mit der rechten nach der verlorenen Waffe tastete, die in den Fußraum des Beifahrersitzes gefallen war. Recht schnell fühlte er den kalten Stahl der Pistole, und es ging ihm gleich besser.
„Und jetzt fahr weiter. In die kleinen Vororte der Stadt. Und benutze bloß keine Hauptstraße. Na los, sonst werde ich erst richtig ungemütlich.“
Eingeschüchtert gehorchte Ted. Was blieb ihm auch anderes übrig. Eine der ruhigsten und auch luxuriösesten Gegenden war Yakima Hill, im Nordteil der Stadt gelegen und nicht weit von der Commencement Bay entfernt. Der Stadtteil bestand hauptsächlich aus Einfamilienhäusern. Ein neues Auto sollte dort einfach zu finden sein. Aber noch war es zu hell. Erst am Abend, wenn die Dunkelheit einsetzte, wollte er einen Versuch wagen.
Ohnehin brauchte Juan eine Pause. Obwohl sie gerade mal etwa 30-35 Meilen zurückgelegt hatten, war er hundemüde. Die Ereignisse des heutigen Tages, der leider noch nicht zu Ende war, hatten ihm schon arg zugesetzt.
Er und auch seine Geisel brauchten dringend eine Pause.
Doch wie sollte Juan überhaupt Ruhe finden, wo doch das Adrenalin in seinen Adern brannte und ihm dennoch fast die Augen zufielen. An einige Momente Schlaf wagte er nicht zu denken. Wie auch? Er musste ja seine Geisel bewachen, die sich widerspenstiger zeigte als erwartet.
„Ted, fahr in die Sackgasse da rein, und versuch so zu parken, dass man uns von der Straße so gut wie nicht sieht.“
„Was hast du vor?“
„Hier zu warten, bis es dunkel genug ist, um unseren neuen Fluchtwagen zu stehlen. Am helllichten Tag können wir das nicht machen.“
„Wir? Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dir dabei helfe.“
„Oh, doch mein Lieber. Du hilfst mir dabei. Wenn nicht, geht’s dir dreckig. Dann leg ich dich um.“
„Du kannst mich nicht zwingen.“
„Wir werden sehen, ob ich das wirklich nicht kann. Und jetzt halt dein Maul. Ich kann dein Geschwätz nicht mehr hören.“
„Nein, das werde ich nicht. Du kannst…“
Der Schlag, den Juan Ted auf den Kopf versetzte, kam so unerwartet und heftig, dass Ted sofort sein Bewusstsein verlor. Dann zog Juan seinen Gürtel aus und fesselte damit die Hände seiner Geisel auf dem Rücken. So verschnürt war sie gut gesichert. Er konnte sich nun tatsächlich etwas ausruhen. Nicht einschlafen, aber zumindest mal die Augen schließen, um von dem ganzen Stress wieder runterzukommen.
Das hätte er besser nicht getan. Denn er glitt, kaum dass seine Augen geschlossen waren, unbemerkt in einen leichten Schlaf hinüber.
Lange konnte dieser Schlaf nicht gedauert haben, denn plötzlich wurde er von einem Klopfen an der Scheibe geweckt. Der letzte Schleier der Müdigkeit kurz nach dem Aufwachen verschwand schlagartig, als er sah, wer dort an die Scheibe klopfte. Es war ein Polizist. So, damit war die Flucht wohl zu Ende. Die einzige Chance bestand in der Hoffnung, dass dieser Cop aus Tacoma noch nicht mitbekommen hatte, dass Juan gesucht wurde, obwohl wahrscheinlich eine landesweite Fahndung von Seattle ausgelöst worden war.
Er kurbelte die Scheibe runter und fragte so unschuldig wie er konnte:“ Was gibt es, Officer?“
„Sie und ihr Freund sollten mit dem Wagen in die Werkstatt fahren. Die Beule am vorderen Kotflügel ist ziemlich groß. Hattet ihr beide einen Unfall?“
„Ja, aber das ist schon ein paar Tage her. War nichts Schlimmes.“
„Aha. Gebt mir mal Führerschein und Papiere.“
Ted, der inzwischen aus seiner Ohnmacht aufgewacht war, reichte dem Polizisten wortlos die angeforderten Dokumente. Er traute sich im Moment ohnehin kaum ein Wort zu sagen, da er Juans Pistole in der Hüfte spürte.
„Wo wollt ihr eigentlich hin?“
„Es sind gerade Sommerferien, Officer. Wir hatten vor, nach Kalifornien zu fahren.“
„Mit einem beschädigten Auto?“
„Wie gesagt, es war nur ein kleiner Unfall und die Karre funktioniert ja noch klaglos.“
„Steigt mal beide aus dem Wagen.“
Nun begann die Situation gefährlich zu werden. Denn wenn sie beide der Aufforderung folgen würden, konnte Juan Ted nicht mehr mit der Waffe bedrohen und in dem Fall bestand für diesen kein Grund mehr, dem Polizisten nicht alles zu erzählen.
Welche Optionen blieben eigentlich übrig? Man könnte natürlich den Bullen umlegen. Klar, aber das kam nicht in Frage. Juan war kein Killer und würde sicherlich zu keinem werden. Die ganze Flucht diente ja nur dazu, seine Unschuld zu beweisen. Wenn es dabei aber Tote geben würde, wäre er nicht mehr unschuldig. Dies würde alles verändern und verschlimmern. Sollte es tatsächlich jetzt oder später Opfer geben, für die er verantwortlich war, dann wäre die Katastrophe perfekt.
„Steigen Sie bitte aus dem Wagen“, wiederholte der Polizist jetzt ganz förmlich und legte seine Hand an die Dienstwaffe. Er schien zu ahnen, dass bei den beiden Jugendlichen vor ihm irgendwas nicht stimmte. Und genau so war es ja auch.
„Legen sie beide ihre Hände auf das Armaturenbrett, so dass ich sie sehen kann“, sprach der Cop weiter.
Es war soweit. Die Stunde der Wahrheit. Entweder Juan ergab sich, oder er müsste versuchen den Polizisten außer Gefecht zu setzen. Die Entscheidung war schnell gefallen und in der Kürze der Zeit war es genau die Falsche. Er wollte dem Ordnungshüter in die Beine schießen und riss die Waffe empor. Doch viel zu langsam. Im gleichen Moment, in dem das Mündungsfeuer an der Waffe des Polizisten aufblitzte, spürte er auch einen explodierenden Schmerz in der Brust und…
Juan wachte schweißgebadet auf. Gott sei Dank, es war nur ein Traum gewesen. Doch dieser Traum war sehr realistisch, auch wenn es einige Ungereimtheiten gegeben hatte. Ted gab dem Cop die Autopapiere. Da dieser aber in Wirklichkeit immer noch gefesselt neben ihm lag, hätte er schon in dieser Szene merken müssen, dass etwas nicht stimmte.
Hoffentlich wurde so was nie Realität.
Inzwischen war die Sonne gesunken und die Schatten länger geworden. Bald sollte es düster genug sein, um einen Autodiebstahl zu wagen. Ted hatte bis jetzt sein Bewusstsein noch nicht wieder erlangt, aber gleich würde auch dieser aufwachen. Bestimmt mit einem brummenden Schädel, aber auf solche Kleinigkeiten konnte man in dieser speziellen Situation keine Rücksicht nehmen.
Neben einem neuen Fluchtfahrzeug gab es noch eine weitere Notwendigkeit! Vorräte. Ohne Essen und Trinken konnten sie nicht lange durchhalten. Insbesondere brauchten sie viel Flüssigkeit in diesem heißen Sommer, der seit Tagen ungewöhnlich hohe Temperaturen in den Nordwesten der USA brachte. Die Idee, auch dieses Problem durch Diebstahl zu lösen, barg Risiken. Egal, ob er nun selbst die Nahrungsmittel stahl oder Ted dazu gezwungen werden konnte, ihre Gesichter waren bestimmt schon in den Nachrichten gezeigt worden. Die Fahndung lief mit fast hundertprozentiger Sicherheit schon. Wahrscheinlich landesweit, wenn sich auch die Suche nach ihm vermutlich immer noch auf die nähere Umgebung von Seattle konzentrierte.
Doch wie sonst ließen sich Vorräte beschaffen? Anscheinend gab es keine Alternative zum Stehlen. Eine unangenehme Erkenntnis. Bei dem Versuch, seine Unschuld zu beweisen, übertrat Juan ein Gesetz nach dem anderen. Aber was war schon ein Laden-oder Autodiebstahl gegen einen Mord.
Nun ja, vorrangig ging es um das neue Fluchtauto. Die Sonne versank langsam im Ozean und die Dämmerung brach über Tacoma herein. Noch waren am Himmel keine Sterne erkennbar, aber lange konnte es nicht mehr dauern, bis es richtig dunkel werden würde.
Der richtige Zeitpunkt kam. Die perfekte Zeit für die Beschaffung eines Autos. Eines Autos, das der Polizei nicht bekannt war und das ihre Chancen, weiter unentdeckt zu bleiben, erhöhte.
Erst jetzt, in den Abendstunden, erwachte Ted aus seiner Ohnmacht. Noch waren nicht alle Schleier der Bewusstlosigkeit von ihm abgefallen, als Juan ihn anherrschte.
„So, werd gefälligst wach. Es liegt Arbeit vor uns. Wir benötigen dringend einen neuen Wagen.“
„Das wird wohl nicht so einfach sein.“
„Natürlich, du Idiot.“
„Und wie, heutzutage haben die meisten Fahrzeuge eine Diebstahlsicherung und kaufen willst du ja wohl keins.“
„Quatsch, natürlich nicht. Aber über eine Alarmanlage oder Wegfahrsperre mache ich mir keine Gedanken.“
Juan löste Teds Fesseln und die Fahrt ging weiter. In eine der abgelegenen und ruhigsten Straßen von Yakima Hill.
„Hier willst du ein Auto klauen? Gerade hier? Aber die haben bestimmt alle Alarmanlagen. In so einer Gegend…“
„Ich hab dir gerade eben gesagt, dass ich mir darüber keine Gedanken mache, weil es keine Rolle spielen wird.“
„Wieso?“
„Frag nicht so dämlich. Das wirst du noch früh genug erfahren.“
Gehalten wurde vor einem recht neu wirkenden Haus der gehobenen Preisklasse mit einer großen Doppelgarage. Die Wahrscheinlichkeit, dass es hier ein geeignetes Auto für sie gab, war recht groß.
Das Einfamilienhaus, welches Juan ausgesucht hatte, besaß eine mir Kies gestreute Einfahrt. Die Haustüre selbst lag etwa 100 m von der Straße entfernt und war von dort nicht einsehbar. Perfekt, besser konnte es doch gar nicht sein.
„Willst du etwa eine Villa überfallen?“
„Kluges Bürschchen. Und du hilfst mir dabei. Wenn du kneifst, knall ich dich ab, kapiert!!“
„Nee, du ziehst mich da nicht mit hinein. Da mach ich nicht mit.“
„Oh doch, du wirst keine andere Wahl haben. Wir beide gehen nämlich jetzt da hoch zu diesem schmucken Heim und klingeln an der Tür.“
„Und dann, willst du die Besitzer so einfach mir nichts dir nichts um ihre Autoschlüssel bitten?“
„So ähnlich. Ich werde meiner Forderung allerdings mit der Waffe etwas Nachdruck verleihen.“
„Ich wusste es. Du bist ein Verbrecher, aber mich machst du zu keinem. Geh doch alleine.“
Juan schlug Ted zweimal hintereinander mit der flachen Hand ins Gesicht und rammte ihm den Lauf der Pistole in den Rücken. „Jetzt hör mir mal zu, du Arsch. Ich sagte, wir gehen beide da hoch. Los!“
Sie näherten sich über die kiesbedeckte Einfahrt der Tür. Bei vielen Häusern glich der Eingangsbereich eher einem Burgtor, so dass jeder gut erkennen konnte, die Bewohner hatten Geld. Hier war es anders. Ein eleganter aber einfacher Hauseingang mittlerer Preisklasse. Ted war schweißgebadet. Er fühlte schmerzhaft den Lauf der Waffe in seinem Rücken und wartete jeden Moment auf den tödlichen Schuss. Doch noch passierte nichts. Und solange Jose, oder wie sein Kidnapper auch immer hieß, ihn brauchte, würde sein Leben gesichert sein. Aber in dem Moment, indem eine Geisel entweder nicht mehr notwendig oder lästig wurde, wäre er tot. Denn Ted hegte keine Zweifel an Juans Kaltblütigkeit. Jemand, der einmal tötete, würde es auch noch mal tun War man erst mal ein Mörder, spielte die Zahl der Opfer keine Rolle mehr.
Sie hatten den Eingang erreicht und Juan klingelte. Auch er war ziemlich aufgeregt; schließlich überfiel man nicht jeden Tag irgendwelche Leute, um an einen Wagen zu kommen. Aber was sollte man tun? Er hatte keine Ahnung, wie ein Wagen aufzubrechen und die Zündung kurzzuschließen war, also brauchte er einen Schlüssel. Und den konnte man nur von den Besitzern bekommen.
Aus der Sprechanlage tönte die verzerrte Stimme einer alten Frau:“ Ja, bitte?“