Spielende Kinder versetzen Berge - Monika Schwärzler - E-Book

Spielende Kinder versetzen Berge E-Book

Monika Schwärzler

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Beschreibung

Das Buch bietet eine Einführung ins pädagogische Rollenspiel an Schulen. Es stellt ein umfangreiches Wissen mit vielen Beispielen aus der Praxis für die Praxis zur Verfügung. Die pädagogische Schulprojektarbeit lebt vom Einsatz der "beziehungsstiftenden Geschichten". Elf, von der Autorin selbst verfasste, beziehungsstiftende Geschichten können als Ideenpool genutzt werden und sind 1:1 in der Schulprojektarbeit mit der Klasse einsetzbar. Über die Geschichten als Ressource lassen sich nachhaltig die sozial-emotionalen Kompetenzen und die Selbstwirksamkeit der Schüler/innen mit dem Ziel einer positiven, gemeinschaftlichen Erfahrung verbessern. Dadurch wird die Klassendynamik gestärkt und die Klassenrollen der Kinder flexibler. Die Projektarbeit kann qualitätssichernd durch den SDQ-Fragebogen evaluiert werden.

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Seitenzahl: 216

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Titelei

1 Vom Berge-Versetzen

2 Die Kraft des Rollenspiels für die Schule nutzen

3 Der Leitfaden

4 Statement meines Lehrers Alfons Aichinger

5 Klarheit schaffen

5.1 Moreno und das Psychodrama

5.2 Aichinger/Holl und das analytische Kinderpsychodrama

5.3 Weiss und das pädagogische Rollenspiel

5.4 Unterscheidung therapeutisches und pädagogisches Rollenspiel

5.5 Rollentheorie, sozial-emotionale Kompetenzen, Selbstwirksamkeit

Rollentheorie

Sozial-emotionale Kompetenzen und Selbstwirksamkeit

5.6 Beziehung ist Leben

6 Rollenspiel »meets« Schule

6.1 Schulpflicht/Schulbereitschaft

6.2 Morenos pädagogische Vorstellungen und VS-Lehrplan

6.3 Kreativität und Spontanität

6.4 Die Rahmenbedingungen und Materialien

Die Rahmenbedingungen

Die Materialien

6.5 Projektziele

6.6 Ablauf einer Projekteinheit

1. Die Erwärmungsphase (Dauer ca. 10 Minuten)

2. Die Rollenverteilungsphase (Dauer ca. 30 Minuten)

3. Die Aufbauphase (Dauer ca. 20 Minuten)

4. Die Spielphase (Dauer ca. 30 Minuten)

5. Die Feedback- und Sharingphase (Dauer ca. 10 Minuten)

6.7 Die Rolle der Eltern

6.8 Die Rolle der Spielleitung/Klassenlehrerin

6.9 Interventionen/Techniken im Schulsetting

Doppeln: »Ich stehe hinter dir, du wirst bestärkt!«

Spiegeln: »Ich sehe was, was du nicht siehst, und helfe dir, es wahrzunehmen!«

Rollenwechsel und Rollentausch: »Du bist der Löwe und ich der Elefant!«

6.10 Beziehungsstiftende Geschichten: »Auf Entdeckungsreise in meine eigene, magische Welt!«

Die 7 Klassenrollen

Beispiel Beziehungsstiftende Geschichte

7 Leitfaden fürs Rollenspiel: »Spielende Kinder versetzen Berge!«

7.1 Projektvorbereitung

Die Klasse 1b und die Klassenliste

Die vier Protagonist*innen der Klasse 1b

Checkliste

Die Projektziele

Dokumentationen und SDQ

7.2 Projektdurchführung

Projekteinheit 1

Projekteinheit 2

Projekteinheit 3

Projekteinheit 4

Projekteinheit 5

7.3 Projektabschluss

Statements der Schüler*innen

Statements der Leitung hinsichtlich der Projektziele

Abschlussabend

Auswertungen

8 Die Kraft des Rollenspiels anwenden

9 FAQs

9.1 Fragen zur Projektorganisation

Möglichkeiten und Grenzen des pädagogischen Rollenspiels?

Was bringt es für Vorteile, wenn es eine Rollenspielexpertin an der Schule gibt?

9.2 Fragen zur Projektdurchführung

Dürfen interessierte Eltern bei einer Projekteinheit mit dabei sein?

Wie wird es gehandhabt, wenn die meisten Kinder nur bei einer Gruppe (z. B. Bergsteiger) dabei sein wollen?

Kann es vorkommen, dass ein Spiel abgebrochen werden muss?

Was können die Erwachsenen in der Spielrolle falsch machen?

Können durch das Rollenspiel bestimmte psychische Probleme bei einzelnen Schüler*innen auftreten?

Kann das Projekt mit einer Co-Leiterin durchgeführt werden, die keine Kenntnisse vom pädagogischen Rollenspiel hat?

Dürfen Kinder im Spiel ihre Rolle wechseln?

Dürfen Kinder Rollen einnehmen, die in der Schulgeschichte nicht vorkommen?

Welche Rollen mögen Kinder lieber – Tierrollen oder Menschenrollen?

Dürfen Kinder in ihren Spielrollen jemanden anderen töten?

Wie geht man im Spiel mit grenzüberschreitendem Rollenverhalten um?

9.3 Fragen zum Projekttransfer

Wie werden die Veränderungen nach dem Projekt sichtbar?

Wie können die Kompetenzen, die im jeweiligen Spiel erlernt werden, in den schulischen Alltag transferiert werden?

9.4 Fragen zur Finanzierung

Wie werden die Zusatzkosten für ein Schulprojekt finanziert?

Dankesworte

Literatur

Anhang

1 Elternbrief

2 Einverständniserklärung

3 SDQ-Formulare

Formular Elternfragebogen

Formular Auswertung Elternfragebogen

4 Checkliste

5 Klassenliste

... Klasse und max. 4 Protagonist*innen

6 Projektprotokoll

7 Rollenmatrix

8 11 Beziehungsstiftende Geschichten

Schulgeschichte Dschungel

Schulgeschichte Brand im Kinderferienheim

Schulgeschichte Forscher und Beduinen

Schulgeschichte Luxusliner

Schulgeschichte Feuer im Safaripark

Schulgeschichte Unterwasserwelt

Schulgeschichte Der Sieg über den bösen Zauberer

Schulgeschichte Zirkus Maximus

Schulgeschichte Ritterburg

Schulgeschichte Bergexpedition auf den Mount Everest

Schulgeschichte Flugzeugabsturz

Die Autorin

Monika Schwärzler ist Psychotherapeutin mit eigener Praxis und Begründerin des Vereins »Spiellernraum«.

Monika Schwärzler

Spielende Kinder versetzen Berge

Die Kraft des Rollenspiels für die Schule nutzenEin Leifaden

Verlag W. Kohlhammer

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1. Auflage 2025

Alle Rechte vorbehalten© W. Kohlhammer GmbH, StuttgartGesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Heßbrühlstr. 69, 70565 [email protected]

Print:ISBN 978-3-17-045082-0

E-Book-Formate:pdf:ISBN 978-3-17-045083-7epub:ISBN 978-3-17-045084-4

1 Vom Berge-Versetzen

»Die kleine Kathrin, die im Sommer 6 wurde, besucht seit 3 Monaten die Schule. Mittlerweile ist es Herbst geworden und am liebsten würde sie wieder in den Kindergarten zurückgehen. Das lange Sitzen und die strengen Anweisungen der Lehrerin machen ihr zu schaffen. Außerdem hat sie in der Klasse keine Freundin gefunden und es verlangt ihr sehr viel Kraft ab, sich zuhause um ihre beiden kleineren Geschwister zu kümmern und gleichzeitig ihre Schulaufgaben in Ruhe zu erledigen. Das geht nicht und weil sie das in der Schule niemandem erzählen kann, ist sie mit diesem Problem alleine. Das übersteigt ihre sozial-emotionalen Fähigkeiten als 6-Jährige, die eigentlich für den Ernst des Lebens groß genug sein sollte.«

Der Schuleintritt und der Schulbesuch für Grund- und Mittelschulkinder wird in unserer Gesellschaft zusehends fordernder, der familiäre Druck nimmt zu und der Leistungsanspruch der Institution Schule an die Kinder steigt. Und dann gibt es die andere, kindliche und private Seite, die am Beispiel von Kathrin deutlich wird. Wie auch Kathrin bringen Kinder ihren ureigenen, imaginären Rucksack mit in die Schule. In diesen sind die persönlichen Lebenserfahrungen des Kindes in Bezug auf Familie und ihr soziales Umfeld gepackt. Läuft in der Familie alles gut, kann das Schulkind mit seinem Wissensdurst und seiner kindlichen Neugier vom Unterricht profitieren. Ist das Kind hingegen wie Kathrin im Beispiel mit der Scheidung der Eltern, einer psychischen Erkrankung oder Suchterkrankung eines Elternteils, einer Armutsgefährdung, etc. konfrontiert, reichen die psychischen und sozialen Ressourcen des Kindes nicht mehr aus, den vielfältigen Anforderungen des Schulsystems gerecht zu werden.

Diese Kinder kommen dann sehr schnell an ihre emotionalen und sozialen Grenzen. Kinder wie Kathrin, die mit der privaten Situation überfordert sind, werden in Folge in der Schule auffällig und machen dadurch unbewusst auf sich aufmerksam. Das äußert sich zum Beispiel im Schulalltag so, dass sie durch Mobbing in die Opferrolle kommen, oder sie werden selbst zum/r Täter/in, und die angestauten Aggressionen werden auf ein anderes Kind projiziert. Im »Auf-sich-aufmerksam-Machen« sind Kinder Spezialisten und äußerst kreativ! Ich bin mir sicher, dass ihr liebe Lese*innen als Fachleute diese oder ähnliche Geschichten aus eurem Schulalltag kennt.

Überforderte Kinder brauchen eine andere Aufmerksamkeit und Betreuung, als die Pädagoginder Pädagoge ihnen manchmal im Sinne des Bildungsauftrags zu geben vermag. Dieser Widerspruch führt immer wieder zum pädagogischen Konflikt: einerseits besteht der Auftrag des/der Lehrers*in, die vom Lehrplan geforderten Bildungsziele zu erfüllen, den Schüler*innen mental die sogenannten »Kulturtechniken« beizubringen. Andererseits benötigen die Kinder in unserer Gesellschaftsstruktur primär in der Schule eine liebevolle Begleitung und das Rüstzeug zur Weiteréntwicklung ihrer Sozialkompetenz als Basis für mentales Lernen. Schließlich brauchen sie ein positives Vorbild, das emotionale Sicherheit und Vertrautheit bietet. Wenn man allen erwähnten Zielen entsprechen will, entsteht eine pädagogische Zwickmühle, die für alle am Schulsystem Beteiligten äußerst unbefriedigend sein kann – für die Schulkinder und deren Eltern und für die Pädagoginnen*en.

Was kann aus dieser Zwickmühle herausführen und diese scheinbar unvereinbaren Gegensätze verbinden? Welche Brücke kann diese Kluft überwinden und wie kommt ihr als Pädagog*innen dorthin? Und schließlich: Wie können Kinder dort abgeholt werden, wo sie gerade stehen, und mit ihnen gemeinsam der beste individuelle Weg gefunden werden?

Genau von diesen Fragen und den praktikablen Antworten handelt dieses Buch, das sich als Leitfaden für Pädagog*innen zur Einführung ins pädagogische Rollenspiel versteht. Die Methode des pädagogischen Rollenspiels vermag es, die Kinder im Alter von 6 – 14 Jahren in der Klassengemeinschaft emotional und sozial so zu fördern und zu stärken, dass es ihnen möglich wird, sich auf die geforderten Bildungsarbeiten zu konzentrieren und wieder »lernfähiger« zu werden.

»Wie soll das gehen?« fragt man sich wohl als Pädagog*in. »Ich habe doch schon so viel versucht, mich weitergebildet und wenig von alledem war schulalltagstauglich bzw. zeigte nicht die von mir erwartete Wirkung!« »Mir fehlt manchmal die Motivation«, sagen vielleicht andere. Ich als ehemalige Volksschullehrerin weiß Bescheid über die heutigen schulischen Herausforderungen und kann deshalb all diese Aussagen und Vorbehalte gut verstehen. Trotz eventueller Einwände möchte ich euch mit diesem Buch ein leicht erlernbares, Freude und deutlichen Nutzen bringendes Tool in die Hand geben. In relativ kurzer Zeit werden sich nicht nur positive Effekte in den emotionalen und sozialen Fähigkeiten bei den Kindern einstellen, sondern auch bei euch selbst.

Diese Methode wird euch mitreißen und inspirieren, selbst Berge zu versetzen. Ich praktiziere sie schon seit über 15 Jahren und sie lässt mich täglich neu erfahren, dass sie funktioniert.

Mein Part in diesem Buch ist es, euch das Rollenspiel und seinen »Zauber« zu vermitteln, der eine Brücke über die Kluft zwischen der pädagogischen Schulwelt und der sozial-emotionalen Kinderwelt zu schlagen vermag. Nur wenn diese beiden Welten verstanden und zusammengebracht werden, kann es gelingen, wieder die Begeisterungsfähigkeit in den funkelnden Kinderaugen zu entdecken. Und ihr werdet euch als Lehrer*innen erfahren, die durch diese wundersame Methode des Rollenspiels aus der Mitte heraus wieder mit Freude unterrichten.

Im Sinne der besseren Lesbarkeit wähle ich im gesamten Buch aufgrund der weiblichen Mehrheit unter Pädagoginnen die weibliche Anredeform. Bitte fühlt euch dadurch immer alle als Frauen, Männer oder als LGBTQ1+ Personen ohne Ausnahme angesprochen. Ich spreche euch liebe Leserinnen direkt in der Du-Form an, weil es mir so am besten entspricht. Es sollte nicht als Respektlosigkeit verstanden werden.

2 Die Kraft des Rollenspiels für die Schule nutzen

»Kathrin kam heute zum ersten Mal von der Schule freudestrahlend nach Hause. Noch nie hat Kathrin zuhause etwas von der Schule erzählt. Doch heute war ein anderer Schultag, heute war Rollenspielprojekt. Sie hätten Ritterburg gespielt, die ganze Klasse habe sich verkleidet und aus dem Klassenraum eine Burg gebaut. Kathrin war die Königin der Ritterburg und die strenge Lehrerin ihre Dienerin. Sie hatte alles gemacht, was Kathrin ihr befahl. Als dann die bösen Ritter die Burg angriffen, kämpfte auch sie als Königin mit dem Schwert, bis die Ritter im Burgverlies eingesperrt wurden. Danach feierten alle Burgbewohner gemeinsam ein Fest, das war so cool. Kathrins Augen glänzen, wenn sie ihrer Mama vom Rollenspiel erzählt. Am liebsten hätte sie jeden Tag Rollenspiel.«

Diese oder so ähnliche Aussagen von Kindern über die Rollenspielprojekte an Schulen sind mir vertraut. Ich durfte über 15 Jahre mit meinen Kolleginnen vom »Spiellernraum« (www.spiellernraum.at) Schulprojekte in Volks-‍, Mittelschulen und Unterstufengymnasien durchführen und staunend die Veränderungen der Kinder miterleben. Wir vom Spiellernraum bekamen von den Schulen aus unterschiedlichen Gründen einen Projektauftrag. Meist ging es um Themen wie Mobbing in der Klasse, um Verhaltensauffälligkeiten von einzelnen Schülerinnen, um Querelen zwischen Mädchen und Jungen und um vieles mehr. Das Rollenspielprojekt war aus Kostengründen auf fünf Einheiten von wöchentlich zwei Schulstunden mit der gesamten Klasse beschränkt. Als Projektteam konnten wir zum Projektende immer wieder feststellen, dass wir die vorgenommenen Ziele erreichten und begleitend dazu die Rollenspieleinheiten nicht planbar positive Effekte auf die einzelnen Schülerinnen und das Klassengefüge hatte. Es war und ist faszinierend zu beobachten, wie Kinder im Spiel aus der starken Position heraus krankmachende Situationen aus ihrer Lebenswelt aufzeigen, erfahrbar machen und zum Guten verwandeln können. Dieser Verwandlungsvorgang ist für mich die sozial-emotionale Kompetenzentwicklung.

Kathrin aus obigem Beispiel erlebt als Königin, wie ihre Befehle vorbehaltlos von ihrer sonst so strengen Lehrerin in der Dienerinnenrolle ausgeführt werden. Dadurch spürt sie, wie mächtig sie als Königin wird. Durch die Wiederholungen der mächtigen Spielrolle bekommen Kathrin und auch andere Kinder mehr Selbstsicherheit. Die Selbstsicherheit wird in den Schulalltag transferiert und führt zu einer lebensbejahenden Verhaltensänderung. Wie im Beispiel von Kathrin zeigen Kinder in der Schule Verhaltensauffälligkeiten, um auf Missstände jeglicher Art aufmerksam zu machen. Aus meinem Verständnis heraus sind Verhaltensauffälligkeiten nichts anderes als eine gesunde, unbewusste Anpassungsleistung der Kinder in Bezug auf ein krankmachendes System, ein Hilferuf. Wenn Pädagoginnen diese Zusammenhänge erkennen, dann verändert sich im Umgang mit den Kindern schon sehr viel. Das sozial-emotionale »Gesehen- und Gehört-Werden« der Kinder stellt in der Klassengemeinschaft die Basis für ein gelingendes, kognitives Lernen dar. Doch der Anspruch an die Pädagogin, auf die unterschiedlichen sozial-emotionalen Bedürfnisse der Schüler*nnen im Unterricht adäquat einzugehen, ist schon sehr herausfordernd und fast unmöglich.

Das pädagogische Rollenspiel hingegen kann »der« Schlüssel für diesen Anspruch sein. Mit Hilfe dieser von Moreno entwickelten Methode können Kinderseelen im Spiel aufblühen, sich stark zeigen, mehr Selbstsicherheit gewinnen und sich in ihrer Ganzheit erfahren. Die emotionalen und sozialen Bedürfnisse können im Rollenspiel mit der spielerischen Leichtigkeit, mit Witz und Humor aufgegriffen und verändert werden. Darum ist es mir ein großes Anliegen, das pädagogische Rollenspiel im Schulalltag in jeder Schulklasse als fixe Unterrichtsmethode zu etablieren. Das Rollenspiel als Basisarbeit schafft einen fruchtbaren Rahmen für ein gelingendes Lernen in der Klasse.

Mit dem vorliegenden Fachbuch möchte ich Pädagoginnen dazu motivieren, sich als »pädagogische Rollenspielexpertin« weiterzubilden. Mir ist natürlich klar, dass kein Buch eine Fortbildung ersetzen kann, denn eine kompetente Anwendung der Methode setzt Fortbildung und Training voraus. Jedoch soll das Buch als Inspiration und Begleitmanual auf dem Weg zur Rollenspielexpertin dienen. Die zuständige Fachfrau oder der Fachmann führt das Projekt mit der gesamten Schulklasse in Kooperation mit der Klassenlehrerin, der Begleitlehrerin bzw. einer weiteren dritten Person durch. Ich und mein Team im Spiellernraum stehen auf Wunsch für das jeweilige Schulprojekt unterstützend zur Verfügung. Das Projekt kann von uns auf Wunsch wissenschaftlich begleitet und/oder supervidiert werden. Ebenso bieten wir laufend Supervisionsgruppen an, um auftretende Fragen zu beantworten.

Das pädagogische Rollenspiel lebt vom Tun und der Umsetzung! Die noch so wertvollsten Tipps und das beste Handwerkszeug nutzen nichts, wenn das hier vermittelte Wissen nicht zur Umsetzung gelangt. Daher möchte ich euch ermutigen, mit einer gewissen Gelassenheit, Fehlerfreundlichkeit und Entschlossenheit zur Tat zu schreiten, mit der Ausbildung und der Rollenspielarbeit zu beginnen – besser heute als morgen! Die Schülerinnen und Schüler werden es euch danken! Nur durch das eigene Tun und die dadurch erworbenen, selbstbestätigenden Erfahrungen kann erlebt werden, wie gut diese Methode wirkt. Aber Achtung – es kann durch die Anwendung auch zu positiven Nebeneffekten im eigenen Lehrerleben kommen, das wird höchstwahrscheinlich eintreten – freut euch darauf!

3 Der Leitfaden

Ich habe mir wohl überlegt, welchen Anspruch ich an dieses Buch stelle. Wie viel Wissenschaftlichkeit »verpacke« ich darin, um ein von meiner Zielgruppe gewünschtes, ausgewogenes Verhältnis zwischen Theorie und Praxis zu schaffen. Da ihr, geschätzte Pädagoginnen, alle an Pflichtschulen tätigen Berufsgruppen, die mit Kindern/Jugendlichen arbeiten, Direktorinnen, Eltern und Interessierte meine Zielgruppe seid, möchte ich euch vor zu viel Theorie und Wissenschaftlichkeit verschonen. Es existieren genügend Fachbücher/Studien zur Wirkweise des kindlichen Spiels. Bei Interesse können die weiterführenden Bücher/links im Literaturverzeichnis gefunden werden. In erster Linie geht es mir im vorliegenden Werk darum, die geniale Methode des pädagogischen Rollenspiels mit Schulklassen auf verständliche, motivierende Art und Weise zu vermitteln und in weiterer Folge euch, liebe Pädagoginnen, für eine tatkräftige, lustvolle Umsetzung anzustiften!

Jedoch bedarf es einer einführenden Grundlagentheorie ins Kinderpsychodrama, um das Konzept und die Wirkweise der Rollenspiele an Schulen zu verstehen. Es werden unterschiedliche Vertreter des Psychodramas wie Jacob Levy Moreno, Walter Holl/Alfons Aichinger, Gabriele Weiss vorgestellt und Begrifflichkeiten wie Psychodrama, Kinderpsychodrama, pädagogisches Rollenspiel, sozial-emotionale Kompetenzen, Selbstwirksamkeit und der Rollenbegriff erklärt.

Danach wird eine Brücke zum Schulalltag geschlagen. Der Rahmen eines Schulprojekts, die benötigten Materialien, der Ablauf einer Projekteinheit und die Interventionstechniken werden in weiterer Folge vorgestellt. Es wird sowohl die Frage nach der Rolle der Lehrerin im Projekt als auch die der Eltern beantwortet. In jeder Projekteinheit wird mit den sogenannten »beziehungsstiftenden Geschichten« gearbeitet. Die beziehungsstiftenden Geschichten fördern die sozialen und emotionalen Fähigkeiten der Kinder im Umgang mit sich selbst und ihren Klassenkameraden. Ich stelle sie Euch in diesem Buch als unseren »Schatz« erstmalig öffentlich zur Verfügung. Alle Geschichten wurden von meiner Freundin Ruth Winkler und mir verfasst, sie sind urheberrechtlich geschützt. Zwei Geschichten durften wir von unseren Lehrern Walter Holl und Alfons Aichinger übernehmen. Die beziehungsstiftenden Geschichten müssen gespielt werden! Natürlich können jederzeit neue Geschichten geschrieben werden. Ich würde mich freuen, wenn Ihr Eure eigenen beziehungsstiftenden Geschichten mit dem Spiellernraum teilt.

Meines Erachtens ist es wichtig, das Thema der Schulpflicht/Schulreife zu erwähnen. Sowohl bei der Schulpflicht als auch der Schulreife wird den Aspekten der emotionalen und der sozialen Kompetenzen der Kinder zu wenig Beachtung geschenkt. Dementgegen bezog Moreno bereits in den 1920er Jahren diese beiden Fähigkeiten in seine pädagogischen Vorstellungen von Schule mit ein. Ein besonderer Blick wird auf Morenos Rollentheorie, dem Herzstück des Psychodramas, geworfen. Durch die Erklärung der Rollentheorie kann die Bedeutsamkeit der Kinderrollen im Spiel besser verstanden werden.

Somit ist der theoretisch/praktische Rahmen für den Hauptteil des Buches geschaffen! Das pädagogische Kinderpsychodrama an Schulen wird als Leitfaden vorgestellt. Die Methode bietet sehr viele Möglichkeiten, hat aber auch ihre Grenzen. Es ist Präventionsarbeit, aber kein Psychotherapieersatz. Bevor die tatsächliche Projektumsetzung mit der Schulklasse beginnt, wird im ersten Schritt die Leitung bestimmt und im zweiten die Checkliste fürs Schulprojekt erstellt. Beispielgebend dafür wird die Klasse 1b vorgestellt, mit der ein Rollenspielprojekt praktisch veranschaulicht wird. Die Schulprojekte stellen eine besondere Form von Unterricht dar. Schüler*innen können sich auf einer anderen Beziehungsebene – der Symbolebene – begegnen und von- und miteinander lernen. Die von den einzelnen Kindern selbst gewählten Rollen bieten ihnen Schutz und Grenzen, aber auch gleichzeitig eine Chance zur Selbstwirksamkeit und zu emotionalem Wachstum. Drei 6-jährige Kinder der Klasse 1b, darunter auch Kathrin, die ihr schon kennt, hebe ich speziell hervor. Ihnen werden bei der Projektdurchführung wichtige Rollen zugeteilt. Bei den Fallbeispielen der Kinder wird Bezug auf ihre Herkunftsgeschichte und ihr erlerntes Bindungsverhalten nach Bowlby hergestellt. Selbstverständlich sind ihre Namen und Identitäten dahingehend verändert worden, dass die Verschwiegenheitspflicht zum Schutz der Kinder und deren Eltern gewahrt werden kann. Im Idealfall soll dadurch nicht nur ein Verständnis für Kinder mit unterschiedlichen Bindungsmustern geschaffen werden, sondern auch Antworten für Pädagoginnen gegeben werden, wie sie auf die sozial-emotionalen Bedürfnisse von Kindern mit Hilfe des pädagogischen Rollenspiels besser reagieren können.

Die Projektziele, das Setting, die Dokumentationsform bzw. auch die Frage nach der Projektevaluation werden im Anschluss daran geklärt. Die Projektdokumentation stellt ebenso wie die Projektevaluierung ein wesentliches Qualitätskriterium für die Arbeit mit Schulklassen dar. Der SDQ, ein valider Fragebogen zur Projektevaluierung, der Stärken und Schwächen von Kindern hinsichtlich der sozial-emotionalen Kompetenzen misst, wird vorgestellt. Der Fragebogen und die weiteren Formulare wie Checkliste, Projektdokumentation und andere beziehungsstiftende Geschichten finden sich im Buchanhang wieder.

Am Ende des Buches werde ich mögliche FAQs beantworten. Nach einer kurzen Zusammenschau folgt nochmals eine Aufforderung an euch, nicht im vorgegebenen Bildungssystem stecken zu bleiben. Wagt es, mit Hilfe des pädagogischen Rollenspiels neue Wege zu gehen, neue Sichtweisen für euch und eure Klasse zu entwickeln. Nur durch die Realisierung könnt ihr die Kraft dieser heilsamen Methode entdecken! Seid bei euren Entdeckungen aber milde und fehlerfreundlich mit euch selbst und holt, wenn nötig, Hilfe vom Spiellernraum. Zu diesem Thema werden immer wieder Seminare zur Vertiefung angeboten.

Nun liegt es an euch, geschätzte Buchleser/innen, das von mir hier zur Verfügung gestellte Wissen umzusetzen und zu eurem eigenen zu machen. Viel Spaß und Freude damit, es kann Flügel verleihen!

4 Statement meines Lehrers Alfons Aichinger

Die Zeit, die Kindern zum Spielen bleibt, geht seit Jahren zurück. Die American Academy of Pediatrics (AAP) warnt 2018 in ihrem ausführlichen Bericht vor diesem gefährlichen, weltweiten Trend. In Europa trägt vor allem die PISA-Diskussion erheblich dazu bei, dass in der Pädagogik die schulisch verwertbare Bildung stärker in den Vordergrund rückt und das Spiel zunehmend als ein überflüssiger und unproduktiver Zeitvertreib der Kinder gesehen wird. Mit ihrem Bericht will die AAP nicht nur auf die Wichtigkeit des kindlichen Spiels für die Gehirnentwicklung hinweisen. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter und fordert, dass Kinderärzte sogar Spielzeit auf Rezept verschreiben sollen.

Bestätigung für die Macht des Spiels kommt in den letzten Jahren von den Neurowissenschaften. So fordert z. B. der Neurobiologe Gerald Hüther, den Kindern mehr Zeit zum Spielen einzuräumen. In »Rettet das Spiel!« (2018) ruft er dazu auf, die Bedeutung des Spiels nicht nur für Kinder, sondern auch für die Erwachsenen wiederzuentdecken und spielerische Kreativität wiederzugewinnen. Auch wenn noch wenige neuropsychologische Forschungen zum kindlichen Spiel vorliegen, und wenn eher von Tierversuchen, so betonen sie drei Vorteile des Spiels:

1.

Spiel baut Angst und Stress ab. Das Spiel aktiviert körpereigene Belohnungs- und Annäherungssysteme und hemmt die Areale, die mit Angst und Aggressionen verbunden sind.

2.

Spiel aktiviert die neuronalen Netzwerke, mit deren Hilfe wir kreativ und ideenreich werden – und dies besser als durch Förderprogramme.

3.

Spiel fördert ganz entscheidend das »soziale« Gehirn, wie der Neurowissenschaftler Jaak Panksepp betont. Besonders im So-tun-als-ob-Spiel lernen wir die Regeln des Miteinanders.

Dieser gesellschaftlichen Entwicklung, dem Spiel immer weniger Raum zu geben, stellt sich Monika Schwärzler mit ihrem beeindruckenden Buch entschieden entgegen und stellt in der ausführlich beschriebenen Schulprojektarbeit die Macht des Spiels für Schulkinder in den Mittelpunkt. Mit den beziehungsstiftenden Geschichten fördert sie die sozialen und emotionalen Kompetenzen der Kinder im Umgang mit sich selbst und ihren Klassenkameraden. Beziehung und Gegenseitigkeit sind ja im Resilienzkonzept wichtige Leitideen. Da nach der entwicklungspsychologischen Literatur der Gruppe der Gleichaltrigen eine entscheidende Rolle für den Aufbau sozialer Kompetenz zukommt, ist es eine wichtige Aufgabe, Solidarität und hilfreiche Beziehungen untereinander zu entwickeln. Dadurch wird für die Zukunft ein wichtiger Schutzfaktor für die psychische Gesundheit des Kindes aufgebaut. Diese Erfahrung des Sich-Gegenseitig-Helfen-Könnens, die kooperative gegenseitige Hilfe ist für Moreno ja ein wesentlicher Faktor der Gruppentherapie. Zugleich sind diese Spiele auch bindungsfördernd.

Mit der Betonung der Bindung/Beziehung möchte Monika Schwärzler dazu beitragen, Kindern in Schulen eine gelingende Bindungserfahrung zu ermöglichen. Denn Bindung ist nach der neuen Resilienzforschung der mächtigste Schutzfaktor für gesunde Entwicklung und unsichere Bindung und Bindungsstörungen sind der größte bekannte Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen. Und mit der Betonung der Bindung greift sie auch die bedeutsame Aussage der Bindungsforschung auf, dass Lehrpersonen, ob sie wollen oder nicht, eine wichtige Bindungsperson für ihre Schüler*innen sind, je jünger die Kinder sind, umso stärker. Ihre Bindungshaltung beeinflusst die Bindungsentwicklung ihrer Schüler*innen, positiv wie negativ. Und ohne sicheres Bindungsverhalten der Lehrpersonen sind Verhaltensentwicklungen, aber auch Lernprozesse der Kinder beeinträchtigt. Denn nach der Bindungstheorie ermöglicht erst die Sicherung des Bindungsbedürfnisses Exploration und damit Lernen. Mit der Betonung der Bindung nimmt sie ernst, dass Lehrpersonen auch mit Kindern zu tun haben, die ihre unsicheren Bindungsmuster in die neue Beziehung zum Lehrer hineintragen, sodass es gerade auch in dieser Beziehung zu einer Wiederholung vorhandener Bindungsmuster kommt. Es ist jedoch sehr schwer, die vom Kind angebotene Beziehungsrolle nicht anzunehmen, sich diesem Sog zu entziehen und sich nicht komplementär zur Bindungsstrategie des Kindes zu verhalten. Ansonsten festigt die Lehrperson das negative Bindungsmuster.

Mit den bindungs- und beziehungsfördernden Spielen erhalten die Lehrpersonen eine sehr gute Möglichkeit, das Bindungsmuster der Kinder zu korrigieren. Nach dem Bindungsforscher Henri Julius gelingt dies über das Rollenspiel in einem Drittel der Zeit als auf der realen Interaktionsebene.

In ihrem Manual zeigt Monika Schwärzler detailliert auf, wie dieses Rollenspielprojekt von Lehrer*innen durchgeführt werden kann. Mit ihrem Buch fordert sie die Lehrpersonen auf, nicht im vorgegebenen Bildungssystem stecken zu bleiben, sondern mit Hilfe des pädagogischen Rollenspiels neue Wege zu gehen und mehr Raum zum Spielen zu schaffen. Monika Schwärzler ist es mit diesem Buch gelungen, beeindruckende und kreative Anwendungen des pädagogischen Kinderpsychodramas zu beschreiben. Mit ihrer Kreativität steuert sie zu bereichernden Erweiterungen unseres Konzeptes bei und zeigt, wie humorvoll, spielerisch und ermutigend diese wertvolle Arbeit mit Schulkindern sein kann.

Dieses Buch ist ein Buch aus der Praxis für die Praxis. Es ist eine wahre Goldader, bietet einen wunderbaren Schatz von Chancen, Lehrpersonen zu ermutigen und ihnen zu einem bereichernden Zugang zum Spielen zu verhelfen, um die soziale und emotionale Entwicklung von Kindern zu fördern. Die Lektüre des Buches wird auch die Spielfreude vieler Leser*innen anregen. Daher wünsche ich diesem Buch eine sehr große Verbreitung

Alfons Aichinger, Ulm im Juli 2024

5 Klarheit schaffen

5.1 Moreno und das Psychodrama

Der Psychiater, Philosoph und Soziologe Jacob Levy Moreno (1889 – 1974) ist der Gründervater des Psychodramas. Das Wort »Psyche« stammt aus dem Griechischen und bedeutet »Seele«, »Drama« ebenfalls griechisch heißt »Handlung«, Psychodrama meint also Seelenhandlung. Seelenhandlung besagt, dass sich die menschliche Psyche in Bildern ausdrückt und diese Bilder in Handlungen umgesetzt und somit zum Ausdruck gebracht werden. Moreno glaubte, dass der Mensch auf die Begegnung mit anderen Menschen angewiesen ist, um die Begegnung mit sich selbst, mit der Gruppe, der Gesellschaft und der Welt zu ermöglichen (Moreno, 1973). Die psychotherapeutische Methode Psychodrama ist der Oberbegriff für das Psychodrama, die Soziometrie und das Soziodrama. Das Kinderpsychodrama ist als Unterbegriff dem Psychodrama zuzuordnen.

Das Psychodrama wurde durch zahlreiche biografische Einflussfaktoren Morenos inspiriert, wie seine Beobachtungen des kindlichen Spiels, das Mitwirken im Stegreiftheater, seine Glaubensgrundsätze als sephardischer Jude, seine Arbeit mit Prostituierten und Flüchtlingen und vieles mehr. Morenos Methode galt als die erste Gruppenpsychotherapiemethode für Erwachsene. Er wanderte 1925 von Wien in die USA aus und gründete 1936 in Beacon im Staat New York ein psychiatrisches Sanatorium. Er war bis zu seinem Tode als Psychodramatiker tätig und in unzähligen Forschungsreisen, Vorträgen, Publikationen machte er und seine vierte Frau Zerka Moreno das Psychodrama weltweit bekannt. Jakob Levy Moreno wird seiner Nachwelt als derjenige in Erinnerung bleiben, der das Lachen in die Therapie gebracht hat. Es lohnt sich auf alle Fälle, mehr über diesen großartigen Menschen, der nebenbei auch Poet, Philosoph, Menschenfreund war, zu erfahren.

5.2 Aichinger/Holl und das analytische Kinderpsychodrama

Walter Holl und Alfons Aichinger