Spike Dickus & Co - Gudrun Güth - E-Book

Spike Dickus & Co E-Book

Gudrun Güth

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Beschreibung

Sieben Geschichten über ganz besondere Tiere zum Vorlesen oder Selbstlesen. Geschichten über Gefühle, Erfahrungen, Begegnungen, die teils lustig, teils traurig sind. Geschichten vom Anderssein und wie man damit zurecht kommt. So trifft das zitronengelbe Schaf Elfe, das von allen gemobbt wird, zum Glück auf Falschzebra, das statt der üblichen Streifen Punkte hat und darunter leidet. Der mordsgefährliche Kampfhund Spike Dickus ist in acht bunten Episoden gar nicht gefährlich, hat aber eine Menge Gefühle. Die vier Kücks machen einen gemeinsamen Spaziergang über den Weyerberg und interessante Erfahrungen mit einem Königspudel, einem Drachen und sich selbst. Puschkin wird krank und kommt in den Hundehimmel. Das Schwein Knolle will zur Katze Hatschepsut auf die Mauer, ist aber für den Hochsprung zu dick. Fröschen, Vögeln und einem ganz besonderen Baum kann man in der Öko-KITA begegnen. Adil mag Weihnachten nicht, aber dann ...

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Seitenzahl: 67

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Spike Dickus & Co

Geschichten von ganz besonderen Tieren

Gudrun Güth

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Impressum:

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

© Erstauflage 2020 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Telefon: 08382/9090344

Cover gestaltet mit Bildern von Gudrun Güth

und © rd2 studio – lizenziert Adobe Stock

ISBN: 978-3-86196-754-5 - Taschenbuchauflage 2018

ISBN: 978-3-96074-256-2 - E-Book 2020

Alle Rechte vorbehalten.

Herstellung: Redaktions- und Literaturbüro MTM

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Inhalt

Das Schwein, die Katze auf der Mauer und der Horizont

Das Schaf Elfe und Falschzebra, das ein Richtigzebra war

Spike Dickus entdeckt Farben

Spike Dickus sieht rot

Spike Dickus holt sich das Blaue vom Himmel

Spike Dickus wird gelb vor Neid

Spike Dickus fährt schwarz

Spike Dickus bekommt eine weiße Weste

Spike Dickus baut goldene Brücken und gibt grünes Licht

Spike Dickus durchlebt Grauschleiertage

Spike Dickus trägt eine rosarote Brille

Lauter Kücks

Probiert doch mal

Bis bald, Puschkin

Was für ein Geschenk!

Die Autorin

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Das Schwein, die Katze auf der Mauer und der Horizont

„Sag mal“, sagte das Schwein zur Katze. „Warum sitzt du da oben auf der Mauer?“

„Wieso nicht?“, sagte die Katze zum Schwein.

„Aber du musst doch einen Grund haben.“

„Irgendwo muss man doch sitzen. Und von hier oben kann ich alles gut sehen.“

„Und was siehst du?“

„Ich sag doch, alles eben. Dich zum Beispiel.“

„Sehe ich selbst. Sonst noch was?“

„Das Kraftwerk dort hinten. Den dicken weißen Qualm.“

„Kann ich von hier unten genauso gut sehen.“

„Löwenzahnfallschirme, die Mäuse auf dem Feld und die Kaninchen.“

„Darf ich mal hoch zu dir?“

„Von mir aus.“

Das Schwein stellte sich auf die Hinterpfoten, aber das reichte nicht, um auf die Mauer zu klettern.

„Du musst Anlauf nehmen und springen.“

Das Schwein nahm Anlauf. Es vergaß, rechtzeitig abzuspringen, und krachte gegen die Mauer.

„Autsch.“

Das Schwein rieb sich die Nase oder besser den Rüssel, denn Schweine haben Rüssel statt Nasen.

„Wie heißt du?“, fragte die Katze.

„Knolle und du?“

„Hatschepsut.“

„Hatschi...was?“

„Hat-sche-psut. Das ist ein altägyptischer Königinnenname.“

„Wie eine Königin siehst du nicht gerade aus.“

„Was soll das denn heißen?“ Die Katze richtete sich auf. Jetzt sah sie doch ein bisschen wie eine Königin aus. Ihr Fell schimmerte bläulich. Sie leckte sich die Pfoten, das Bauchfell und was sie sonst noch so mit ihrer Zunge erreichen konnte.

„Jedenfalls bin ich nicht so ein Dreckspatz wie du.“ Hatschepsut rümpfte die Nase.

Das Schwein sah an sich herunter. Die paar Dreckspritzer. Überhaupt nicht der Rede wert.

„Was ist? Kommst du jetzt hoch?“

Das Schwein startete einen neuen Versuch. Wieder „Autsch“.

„Du musst höher abspringen.“

„Mach das mal bei meinem Gewicht. Eine Leiter wäre gut.“

„Die sehe ich hier nicht. Nirgends. Was hältst du davon, einfach abzunehmen? Dann bist du leichter und kannst besser springen. Hundert Gramm oder so.“

„Aber das dauert zu lange. Außerdem habe ich gerade gefrühstückt und auf dem Weg hierhin gab es auch so viel Leckeres.“

„Dann kann man eben nichts machen. Ich hier oben und du dort unten.“

Das Schwein seufzte. „Und was siehst du jetzt? Hinter dem Kühlturm?“

„Da ist bloß der Horizont.“

„Und hinter dem Horizont?“

„Da ist Schluss.“

„Blödsinn, dahinter muss doch auch etwas sein. Überall ist etwas. Warte, ich versuche es noch einmal.“

Wieder wurde es nichts mit dem Hochsprung. „Autsch! Autsch! Autsch!“

„Ich habe eine Idee“, sagte die Katze. „Vielleicht sollte ich zu dir herunterkommen.“

„Au ja“, meinte das Schwein. „Dann können wir beide zusammen zum Horizont gehen und herausfinden, was sich dahinter versteckt.“

„So machen wir das“, sagte die Katze zum Schwein und sprang.

Auf dem langen Weg zum Horizont wurde Knolle, das Schwein, etwa hundertfünfunddreißig Gramm leichter.

Die Katze Hatschepsut bekam einige Dreckspritzer ab. Sie sahen drei Mäuse und zwei Kaninchen.

Was sie hinter dem Horizont fanden, erzählten sie keinem. Das blieb ihr Geheimnis.

*

Das Schaf Elfe und Falschzebra, das ein Richtigzebra war

Die Nacht, in der Elfe geboren wurde, war pechschwarz. Man konnte nichts sehen.

Am nächsten Morgen entfuhr Mamuschka ein „Oh“, als sie ihre Tochter erblickte.

„Oh“, meinte auch Elfes Bruder Bockl.

„Oje“, sagte ihre Schwester Luisa.

Bockl und Luisa begannen zu lachen. Elfe hätte gern mitgelacht, bis Mamuschka den großen Spiegel von der Wand nahm. Mamuschka, Bockl und Luisa, alle drei waren schön weiß und schön wollig. Und mittendrin sie, Elfe, pechschwarz wie die Nacht. Das Tageslicht hatte sie wohl vergessen.

„Ich stricke dir einen schönen weißen, schön wolligen Pullover. Dann siehst du genauso wie wir aus“, versprach Mamuschka, aber sie fand nur zitronengelbe Wolle. „Die tut es auch“, sagte Mamuschka.

Klapperdiklapp machten die Nadeln.

„Probier ihn an“, forderte Mamuschka sie auf.

Elfe zog sich den zitronengelben Pullover über den Kopf. Schön warm, schön wollig-mollig und zitronengelb.

„Gelbschaf!“, schrie Bockl.

„Zitrone, Limone“, kreischte Luisa.

„Ruhe jetzt!“, sagte Mamuschka. „Sie heißt Elfe. Und nun Stillzeit!“

So still war es jedoch auch wieder nicht. Bockl schmatzte beim Trinken. Luisa röchelte. Saugen war anstrengend. Elfe nuckelte an Mamuschkas Zitze, vorsichtig, damit sie den neuen Pullover nicht bekleckerte.

Doch es klappte nicht. Ein großer weißer Klecks landete auf dem zitronengelben Pullover!

„Oje“, sagte Mamuschka.

„Kleckerelfe“, schrie Luisa.

„Elfenschwein“, rief Bockl.

Als Mamuschka ihre drei Lämmer nach draußen auf die grüne Wiese führte, kamen die Schweine neugierig herangaloppiert. „Pullilamm, Krempelkram“, trällerten sie.

Ganz genau wusste Elfe nicht, was Krempelkram bedeutete. Aber Krempelkram, glaubte Elfe, würde dienstags von der Müllabfuhr abgeholt.

Als am nächsten Dienstag der Müllwagen in die Einfahrt einbog, versteckte sich Elfe. Man konnte nie wissen. Zum Glück fuhren die Müllmänner ab, ohne sie mitgenommen zu haben.

Am liebsten waren Elfe die pechschwarzen Nächte. Sie schlief in ihrem zitronengelben, schön molligen-wolligen Pullover und niemand schrie: „Zitrone, Limone.“

Doch tagsüber riefen Luisa, Bockl und die Schweine dummes Zeug hinter Elfe her. Sie ließen sie außerdem nicht mitspielen. Nur Flummibälle durfte sie ab und zu im hohen Gras oder unter der alten Kommode suchen und zurückbringen. Davon bekam ihr Pullover einen Gras- und einen Staubfleck.

„Dreckschwein, gar nicht fein“, schrien die Schweine.

„Elfenfleck, geht nicht weg“, riefen Bockl und Luisa im Chor.

„Ich habe einen bunt gefleckten Pullover“, dachte Elfe. „Schön zitronengelb, schön weiß, schön grün, schön grau.“

Eines Nachmittags, als Elfe an Kleeblüten knabberte, stand plötzlich der Storch vor ihr auf einem Bein. Elfe machte sich kleiner als klein. Man konnte ja nie wissen. Klöpperdikläpperdiklüpperdiklapp klapperte der Storch und lachte.

Und plötzlich kicherten auch die Krähen auf dem Ahornbaum.

Sogar der Maulwurf stellte seine Schaufel ab und wischte sich die Lachtränen von den Maulwurfbacken.

Und der Fuchs, der aus dem Wald geschlichen war, rollte laut prustend durch das Gras. Mit einem Mal hatte Elfe die Nase voll. Man konnte ja nie wissen, wer noch alles herbeigekrochen, herbeigeflogen, herbeigaloppiert oder herbeigeschlichen kam, um über sie zu lachen.

„Elfenfleck geht jetzt weg“, flüsterte Elfe.

Als das Abendlicht herankroch, lief Elfe die Einfahrt hinunter auf der Suche nach einem Fleckchen Erde, wo nicht über schwarze Schafe in zitronengelben, bunt gefleckten Pullovern gelacht wurde. Irgendwo musste es dieses Fleckchen Erde doch geben.

Im Wald hatte sich die Dämmerung schon breitgemacht. Zum Glück sah Elfe in der Ferne ein Licht. Das musste das Tageslicht sein, das hier im finstersten Waldwinkel übernachtete, bis es sich morgens den Schlaf aus den Augen rieb. Wenn Elfe es freundlich bäte, würde das Tageslicht vielleicht sofort aufwachen, um ihr den Weg zu zeigen. Vielleicht lachte es aber auch und schrie dummes Zeug hinter ihr her. Man konnte nie wissen.

Leise näherte sich Elfe dem Licht. Unter einer Tanne saß ein leuchtend weißes Tier, das den Kopf hängen ließ und schluchzte. Über und über war sein weißes Fell mit kleinen schwarzen Punkten übersät.

„Warum schluchzt du?“, fragte Elfe.

Das Tier schluckaufte dreimal. „Weil ich kein Zebra und doch ein Zebra bin.“

Kein und doch ein?

Elfe verstand nicht.

„Aber du bist doch schwarz und weiß.“

„Aber ohne Streifen. Deshalb heiße ich Falschzebra. Die Streifen sind bei mir Punkte, alle im Zoo lachen mich deshalb aus und schreien dummes Zeug hinter mir her.“

Schnell sagte Elfe: „Hier sind wir in Sicherheit.“