Sport und Spiel im Kindergarten - Renate Zimmer - E-Book

Sport und Spiel im Kindergarten E-Book

Renate Zimmer

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Beschreibung

Die Entwicklung des Kindes ist ein ganzheitlicher Prozess, in dem die Bewegung eine ganz wichtige Bedeutung einnimmt. Durch Bewegung lernen Kinder sich selbst, ihre körperlichen Fähigkeiten, aber auch ihre Grenzen kennen. Sie erfahren den Raum, in dem sie sich bewegen und die Gesetzmäßigkeiten der Dinge, mit denen sie sich bewegen und die sie in Bewegung versetzen. Sie nehmen im Spiel und in der Bewegung Kontakt zu ihren Mitmenschen auf. Kinder erschließen sich ihre Welt durch Bewegung. Das Buch gibt vielfältige Anregungen, wie Bewegungsangebote kreativ und phantasievoll gestaltet werden können. Zum Einsatz kommen Alltagsmaterialien aber auch kindgerechte Sportgeräte. Die Prinzipien offener Bewegungsangebote werden vorgestellt und Beispiele für die Gestaltung von Bewegungsstunden gegeben.

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Die Autorin

Dr. Renate Zimmer ist Professorin für Sportwissenschaft an der Universität Osnabrück, Erziehungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt „Frühe Kind heit“, und Direktorin des Niedersächsischen Instituts für Frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe).

Sie ist national und international bekannt durch zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen. Für ihr bildungsund gesellschaftspolitisches Engagement für Kinder wurde Renate Zimmer ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstorden (2007). 2009 erhielt sie in einem bundesweiten Wettbewerb der Zeitschrift Unicum Beruf den Titel „Professorin des Jahres 2009“.

www.renatezimmer.de

Sport und Spiel im Kindergarten

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir uns entschlossen, durchgehend die weibliche Anredeform zu benutzen, die selbstverständlich die männliche mit einschließt.

Renate Zimmer

SPORT UND SPIEL

IM KINDERGARTEN

Meyer & Meyer Verlag

Papier aus nachweislich umweltverträglicher Forstwirtschaft.

Garantiert nicht aus abgeholzten Urwäldern!

Sport und Spiel im Kindergarten

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren – ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 1992 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen

5. überarbeitete Auflage 2012

6. Auflage 2015

Auckland, Beirut, Budapest, Cairo, Cape Town, Dubai, Hägendorf, Indianapolis, Maidenhead, Singapore, Sydney, Tehran, Wien

Member of the

World Sport Publishers’ Association (WSPA)

Druck: B.O.S.S Druck und Medien GmbH

ISBN: 9783898997317

eISBN: 9783840334139

E-Mail: [email protected]

Inhalt

Vorwort

1     Einleitung: Spiel und Bewegung – elementare Ausdrucksformen des Kindes

2     Didaktische Überlegungen zur Bewegungserziehung im Kindergarten

2.1    Was sollen Kinder durch Bewegung, Spiel und Sport lernen? – Ziele der Bewegungserziehung

2.2    Wie Bewegung Kindern vermittelt werden kann

2.3    Kriterien für die Auswahl der Inhalte

3     Anregungen zur Praxis der Bewegungserziehung

3.1    Allerlei Bälle

Luftballons

Luftballons und Tischtennisschläger

Lufttüten

Medizinbälle und Wasserbälle

Kombination mit einem Tischtennisschläger

Pezzibälle

Tennisbälle und Softbälle

3.2    Seile und Schnüre

Die „Zauberschnur“

Ziehtau

3.3    Teppichfliesen und Matratzen

Matratzen und Schaumstoffteile

3.4    Zeitungen und Tücher

Tücher und Stoffreste

3.5    Reifen und Ringe

Tennisringe

3.6    Spiele für zwei

3.7    Spiele für viele

Fangspiele

Reaktionsspiele

3.8    Wir machen Musik

Körpereigene „Instrumente“

Klanginstrumente und Geräuschmaterialien

3.9    Ruhe und Entspannung

3.10  Spiele im Wasser

Bewegungsspiele im Wasser

4     Zur Planung und praktischen Gestaltung von Bewegungsangeboten

4.1    Offene Bewegungsangebote und geplante Übungsstunden

4.2    Planung und Offenheit – ein Gegensatz?

4.3    Aufbau und zeitliche Struktur

4.4    Beispiele für die Gestaltung von Bewegungsstunden

Literatur

Bildnachweis

Vorwort

Spiel und Sport – sind dies nicht Gegensätze? Ist Sport überhaupt schon etwas für kleine Kinder? Werden sie mit Sport nicht viel zu früh zum Wettbewerb angehalten, zur Leistung verführt – obwohl sie doch lieber spielen würden? Sollte der Sport überhaupt schon einen Platz im Kindergarten erhalten? Diese Fragen werden durch den Titel des Buches aufgeworfen.

Tatsächlich kann der Begriff Sport irreführend sein und Missverständnisse auslösen. Durch die Medien haben wir ein bestimmtes Bild vom Sport: Wir sehen ihn als Fußballspiel, als leichtathletische Disziplin, als Fitnesstraining oder Mannschaftssport. Meist ist er festgelegt auf bestimmte Bewegungsformen, auf bestimmte Orte, an denen Sport betrieben wird, auf Regeln, die eine Sportart bestimmen, auf den Wettkampf, die den Sport auszeichnet. In der Welt der Erwachsenen ist dieses Bild selbstverständlich, aber sollte es auch in der Welt der Kinder schon einen Platz haben? Spiel und Sport erscheinen auf den ersten Blick als gegensätzliche, einander fast ausschließende Bereiche: Das Spiel stellt die offenere, zweckfreie und gegenwartsbezogene Betätigung dar, Kinder spielen und entdecken dabei die Welt. Sport wird dagegen als festgelegtere, reglementierte, geschlossene Form des Sichbewegens verstanden.

Diese Unterscheidung gibt es aber nur aus der Sicht der Erwachsenen. Aus der Sicht von Kindern sind Bewegung, Spiel und Sport nicht voneinander zu trennen, für sie ist das Tauchen im Wasser, das Kicken des Balls oder das Balancieren auf dem Baumstamm eine immens wichtige Sache, von der sie gefangen sind und der sie sich mit gro ßer Anstrengung widmen – fast genauso, wie dies ein „richtiger“ Sportler macht: Er setzt sich ein Ziel und versucht, dieses mit großer Ausdauer zu erreichen. Das tun auch Kinder – obwohl wir ihre Tätigkeit wohl eher als Spiel und weniger als Sport bezeichnen würden.

Mühelos machen sie sich auch die Welt des Sports zu eigen, wenn sie z. B. einen Ball, der gerade zuvor noch im Rollenspiel das Baby in einem Kinderwagen darstellte, auf ein aus Kisten und Brettern gezimmertes Tor kicken, wenn sie Mannschaften bilden und Tore zählen und dabei oft genug vor Begeisterung auch ins eigene Tor zielen.

Sport für Kinder muss – auch wenn dies auf den ersten Blick paradox erscheint – Spiel bleiben. Er sollte den Kindern die Möglichkeit geben, ihren Körper in möglichst vielfältiger Art lustvoll zu erleben. Die Kinder sollten Gelegenheiten haben, allein und gemeinsam mit anderen Kindern ihre dingliche und räumliche Umwelt über Bewegung kennenzulernen und dabei vielseitige Körper-, Bewegungs- und Sinneserfahrungen zu machen.

Bewegungsangebote sollten nicht auf bestimmte Sportarten ausgerichtet werden, auch wenn Kinder manchmal bereits Ideen und Bewegungsformen, die sie aus der Welt des Erwachsenensports übernommen haben, in ihr alltägliches Spiel einbringen.

Auch ist der Kindergarten nicht der Ort zum Erlernen sportspezifischer Fertigkeiten. Über eher spielerische, offene Bewegungsangebote wird die Basis für eine gesunde, harmonische Persönlichkeitsentwicklung gelegt, es werden aber auch die Voraussetzungen für ein in späteren Jahren darauf aufbauendes Sporttreiben geschaffen.

Deswegen bedeutet die Einbindung von Bewegung in die alltägliche Arbeit des Kindergartens auch nicht, Kinder zum Sport zu erziehen, sondern durch Sport und Spiel zur ganzheitlichen Erziehung und Bildung beizutragen.

Da es sich bei diesem Buch um die grundlegend überarbeitete Neuauflage eines im Kindergarten bereits sehr gut eingeführten Werkes handelt, wollten wir – die Autorin und der Verlag – den Titel nicht verändern. Das Anliegen, das mit dem Buch verfolgt wird, ist unabhängig von Begriffen und terminologischen Spitzfindigkeiten: Es soll Erzieherinnen und Erziehern, Übungsleiterinnen und Übungsleitern möglichst viele Anregungen geben, wie sie mit Kindern spielen, sich bewegen und auf eine lustvolle und kindgerechte Art Sport treiben können.

1    Einleitung: Spiel und Bewegung – elementare Ausdrucksformen des Kindes

Kinder bewegen sich – ausgelassen, lärmend, tobend, nicht immer zur Freude der Erwachsenen, aber immer zum eigenen Vergnügen. Für sie scheint es nichts Schöneres und Befriedigenderes zu geben, als zu rennen, zu spielen, zu klettern und zu springen. Nicht selten wird ihr unerschöpflicher Bewegungsdrang von den Erwachsenen als lästig empfunden. Was uns Erwachsenen zunächst nur als einfaches, nutzloses Spiel erscheint, ist für Kinder einerseits unmittelbarer Ausdruck ihrer Vitalität und Lebensfreude, darüber hinaus aber auch ein Anreiz zur Entwicklung und zum Lernen.

Die Entwicklung des Kindes ist ein ganzheitlicher Prozess, in dem die Bewegung eine ganz wichtige Bedeutung einnimmt. Durch Bewegung lernen sie sich selbst, ihre körperlichen Fähigkeiten, aber auch ihre Grenzen kennen. Sie erfahren den Raum, in dem sie sich bewegen und die Gesetzmäßigkeiten der Dinge, mit denen sie sich bewegen und die sie in Bewegung versetzen. Sie nehmen im Spiel und in der Bewegung Kontakt zu ihren Mitmenschen auf. Kinder erschließen sich ihre Welt durch Bewegung.

Kinder brauchen Bewegung,

um sich gesund zu entwickeln,

um sich körperlich und seelisch wohlzufühlen,

um die eigenen körperlichen Fähigkeiten kennenzulernen und weiterzuentwickeln,

um mit anderen Kontakt aufzunehmen und mit ihnen gemeinsam zu spielen

um sich die Gegenstände und Spielobjekte, mit denen sie umgehen, aneignen zu können,

um ihre Umwelt sinnlich wahrnehmen und begreifen zu können.

In keiner anderen Lebensstufe entwickelt sich der Mensch so rasch und lernt so viel dazu wie in der Kindheit. Kinder bringen Lernlust quasi mit auf die Welt. Sie sind neugierig und wollen alles erkunden, was in ihren Gesichtskreis kommt. Was auch immer ihnen begegnet – sie fangen an, es auszuprobieren, damit zu spielen. Spiel ist ein unersetzbarer Teil der kindlichen Entwicklung. Das Spiel vermittelt nicht austauschbare Grunderfahrungen, es stellt eine kindliche Grundtätigkeit dar.

Alles kann zum Spiel werden, die Umgebung wird spielend erkundet, Neues und Ungewohntes erforscht, Gegenstände in ihrer Bedeutung umfunktioniert.

Spielen heißt für Kinder auch, sich anzustrengen, etwas zu wagen. Der Ausgang des Spiels muss unsicher und offen sein, ansonsten geht die für das Spiel so wichtige Spannung verloren. Beim Versteckspiel sofort gefunden zu werden, macht ebenso wenig Spaß, wie in einem so sicheren Versteck zu sitzen, dass die Mitspieler einen nicht entdecken.

Freiwilligkeit und Lustbetontheit

Das Spiel ist gekennzeichnet durch Freiwilligkeit und Lustbetontheit, durch Zweckfreiheit und Gegenwartsbezug:

Spielen findet im Hier und Heute statt, es ist nicht mit einem in der Zukunft liegenden Ziel verbunden. Es hat seinen Zweck in sich selbst und wird weniger um einer äußeren Sache willen betrieben. Im Spiel werden Gegensätze erzeugt und wieder aufgehoben. So ist das Spiel gekennzeichnet durch gegensätzliche und umkehrbare Rollen: Suchen und Finden, Weglaufen und Fangen; grundsätzlich kann der Läufer zum Fänger, der Fänger wieder zum Läufer werden – wenn dies die Regel zulässt.

Für Kinder ist Spielen meistens mit Bewegung verbunden. Spiel und Bewegung sind immer auch ein Erproben der eigenen Kräfte. Das Kind übt seine Geschicklichkeit, es erlebt Erfolg und Misserfolg und macht so die Erfahrung des Selbst-Ursache-Seins. Indem es die Wirkung seiner Handlungen unmittelbar erfährt, erlebt es sie als selbst verursacht, Erfolg und Misserfolg können auf die eigene Person zurückgeführt werden. Je häufiger ein Kind die Erfahrung macht, dass seine Handlungen Veränderungen bewirken und Konsequenzen nach sich ziehen, umso eher wird es Vertrauen in sich selbst gewinnen und damit auch ein positives Bild von seiner eigenen Person aufbauen (Zimmer, 2012b).

Bewegungsarmer Alltag

Die Lebensbedingungen, unter denen Kinder heute aufwachsen, entsprechen im Allgemeinen nicht den Erfordernissen, die für eine ungestörte Entwicklung notwendig wären. Die zunehmende Motorisierung und Technisierung des Lebensalltags beeinträchtigt gerade Kinder in ihren Möglichkeiten, ihren Körper und all ihre Sinne bei der Aneignung ihrer Umwelt einzusetzen. Deshalb ist es heute besonders wichtig, dass Eltern, Erzieherinnen und Lehrerinnen sich der Einschränkungen bewusst werden, die infolge der Veränderung der alltäglichen Lebenswelt die Entwicklung der Kinder beeinflussen. Diese Einflüsse wirken sich nicht nur auf die körperliche und motorische Entwicklung der Kinder aus, sondern auch auf ihre geistige und sozial-emotionale Entwicklung. Ein Kind, das nur wenig Gelegenheiten hat, seinen Körper und seine Sinne in der Aneignung der Welt einzusetzen und damit wichtige Erfahrungen über sich selbst, über seine Umwelt und seine Mitmenschen zu machen, wird auch seine Handlungsfähigkeit und Lernmöglichkeiten nicht voll entfalten können.

Öffentliche Erziehungsinstitutionen wie Kindergärten und Schulen tragen unter diesen Voraussetzungen eine besondere Verantwortung. Sie können und müssen die in der Natur und im öffentlichen Raum verloren gegangenen Bewegungsräume kompensieren und durch kindgerechte, vielseitige Bewegungsangebote einen Ausgleich für die Bewegungseinschränkungen im Alltag schaffen. Dabei sollten Kinder täglich Gelegenheit haben, ihren Körper zu erfahren und zu erproben. Bewegung wird damit zum Querschnittthema im pädagogischen Alltag des Kindergartens (Zimmer, 2011a).

2    Didaktische Überlegungen zur Bewegungserziehung im Kindergarten

Sollen Vierjährige bereits schwimmen lernen oder ist es sinnvoller, mit ihnen einfach im Wasser zu spielen, sie planschen und baden zu lassen und sich noch wenig um ihre Schwimmfertigkeiten zu kümmern? Und wenn ein Fünfjähriger im Kindergarten unbedingt Fußball spielen will, wenn er jeden Gymnastik-, Tennis- und Schaumstoffball mit dem Fuß auf ein imaginäres Tor befördert und von der Erzieherin verlangt, dass „jetzt doch endlich einmal richtig Sport gemacht“ und daher auch Fußball gespielt werden sollte – soll die Erzieherin diesem Wunsch nachgeben?

Die Entscheidung, welche Inhalte im Rahmen der Bewegungserziehung im Kindergarten berücksichtigt werden sollen, ist abhängig von den Zielen, die die Erzieherin als wichtig erachtet. Diesen Zielen wird auch die Art und Weise der Vermittlung der ausgewählten Inhalte entsprechen: Hat die Pädagogin sich entschieden, dass das Schwimmenlernen ein wesentliches Ziel der Bewegungsförderung darstellt, dann wird das Baden und Planschen im Wasser in erster Linie den Wert von Wassergewöhnungsübungen haben; die Vertrautheit mit dem Wasser ist Voraussetzung für die möglichst schnell zu erlernende Schwimmtechnik.

Einen eigenständigen Wert werden diese „Vorübungen“ erst dann erhalten, wenn das Spiel im Wasser als Gelegenheit betrachtet wird, Kindern materiale Erfahrungen und elementare Körpererfahrungen zu vermitteln, indem sie z. B. die Tragfähigkeit des Wassers oder den Widerstand bei schnellen Bewegungen erleben.

Im Kindergarten gibt es keine Vorschriften über die Auswahl der Inhalte der Bewegungserziehung. Die Erzieherin hat also einen großen Spielraum in ihrer Entscheidung, was sie Kindern vermitteln will. Anhaltspunkte sind vor allem allgemeine pädagogische Grundsätze, die für den Kindergarten Geltung haben und denen sich auch alle spezifischeren Inhalte unterordnen müssen.

Im Folgenden soll daher die Frage der

Auswahl der Inhalte für die Bewegungserziehung im Kindergarten vor allem im Zusammenhang mit den

Zielen frühkindlicher Erziehung und Bildung diskutiert werden. Diesen Zielen müssen dann auch die

Methoden der Vermittlung der Spiel- und Bewegungsangebote entsprechen.

2.1   Was sollen Kinder durch Bewegung, Spiel und Sport lernen? – Ziele der Bewegungserziehung

Kinder bewegen sich – auch wenn damit nicht ausdrücklich pädagogische Zielvorstellungen verbunden sind. Sie bewegen sich aus Lust an der körperlichen Aktivität, aus Freude am unmittelbaren Tun. Je jünger Kinder sind, umso mehr ist ihr alltägliches Spiel ein Bewegungsspiel.

Im Kindergarten erfahren Kinder meistens zum ersten Mal eine pädagogisch angeleitete Bewegungserziehung. Waren ihre Bewegungsspiele im Alltag bisher aus der Lust an der unmittelbaren Tätigkeit geboren, so wird Bewegung hier mit erzieherischen Ansprüchen verknüpft. Pädagogisch erstrebenswerte Ziele werden als „was sein soll“ formuliert. Sie geben einen Orientierungsrahmen für das erzieherische Handeln und machen Aussagen darüber, welche konkreten Absichten mit den jeweiligen inhaltlichen Schwerpunkten angestrebt werden. Diese Ziele können auf unterschiedlichen Ebenen liegen und sich auf mehr allgemeinpädagogische oder stärker fachspezifische Bereiche beziehen. Ihre pädagogische Relevanz erhalten Spiel und Sport vor allem dadurch, dass sie die kindliche Handlungsfähigkeit unterstützen und einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der ganzheitlichen Entwicklung von Kindern leisten.

Zu den allgemeinpädagogischen fachübergreifenden Zielen, deren Realisierung durch Bewegung unterstützt werden kann, gehören z. B.:

die Befähigung des Kindes zum selbstständigen Handeln (z. B. sich gemeinsam in der Gruppe auf ein Spiel einigen, Konflikte selbstständig zu lösen versuchen);

der Aufbau von Selbstbewusstsein und Eigenverantwortung (z. B. die eigenen Wünsche äußern können, bei Misserfolg nicht gleich aufgeben);

die Fähigkeit zu Kommunikation und sozialem Handeln (andere beim Spielen mitmachen lassen, Rücksicht auf schwächere Kinder nehmen);

die Förderung von Lernbereitschaft, Ausdauer und Konzentration (sich auch mit unbekannten Aufgaben auseinandersetzen, längere Zeit bei einem Spiel verweilen können);

die Entwicklung der schöpferischen und kreativen Kräfte des Kindes (z. B. eigene Ideen entwickeln, Spielsituationen nach eigenen Vorstellungen gestalten).

Diese übergeordneten Erziehungsziele sind meistens recht allgemein formuliert und scheinen auf den ersten Blick eher einen unverbindlichen Charakter zu besitzen. Tatsächlich müssen sich jedoch auch spezifischere Zielvorstellungen den übergreifenden unterordnen. Sie sollten ihnen nicht zuwiderlaufen und sich an den pädagogischen Leitideen orientieren. Demnach ist es Ziel und Aufgabe der Bewegungserziehung im Kindergarten,