Sprachkontakt Deutsch-Italienisch im Tessin - am Beispiel von Zeitungsartikeln	 - Gisa Becker - E-Book

Sprachkontakt Deutsch-Italienisch im Tessin - am Beispiel von Zeitungsartikeln E-Book

Gisa Becker

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Sprachwissenschaft / Sprachforschung (fachübergreifend), Note: 1, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Schweiz stellt insgesamt ein sehr interessantes Forschungsgebiet in Bezug auf Sprachen dar, da sie über vier Nationalsprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch) verfügt (vgl. Dürmüller, 1996, 11) und es dort verstärkt zu Sprachkontakten kommt. Die Sprachensituation im Tessin stellt innerhalb der Schweiz zudem ein sehr interessantes Untersuchungsgebiet dar, da es sich um eine mehrheitlich italienischsprachige Region handelt, in der jedoch auch das Deutsche als Minderheitensprache vorhanden ist und eine wichtige Rolle spielt. Deutsch und Italienisch stehen im Tessin in besonderem Maße in Kontakt, da das Deutsche in Bezug auf die Schweiz insgesamt und auch in verschiedenen Wirtschaftszweigen des Tessins sehr bedeutsam ist und andererseits das Italienische die Muttersprache der überwiegenden Mehrheit der Bewohner des Kantons darstellt (vgl. Petralli, 1991). Die beiden Sprachen stellen somit, je nachdem welches Gebiet man betrachtet (Gesamtschweiz oder Tessin), jeweils Minderheits- oder Mehrheitssprachen dar. Interessant ist, zu untersuchen, wie sich in heutiger Zeit der Sprachkontakt auf die beiden Sprachen auswirkt. In dieser Arbeit werden hierzu tessinische Zeitungen beider Sprachen anhand einer primär synchronen Vorgehensweise auf Sprachkontaktphänomene hin untersucht. Zeitungsartikel spiegeln das tägliche Leben stets recht aktuell wieder und sollten in einer Sprache verfasst sein, die korrekt jedoch nicht literarisch ist (vgl. SEM 65, 41), was Zeitungen geeignet erscheinen lässt, um sprachliche Veränderungen zu untersuchen. Diese Arbeit zum deutsch-italienischen Sprachkontakt im Tessin ist, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ein Versuch, die Theorie zur Interferenz im Sprachkontakt anhand von Zeitungstexten anzuwenden. In Kapitel 2 wird zunächst etwas genauer darauf eingegangen, was Sprachkontakt bedeutet und welche sprachlichen Phänomene daraus resultieren können. Kapitel 3 dient dazu, die sprachliche Situation im Tessin etwas genauer zu beleuchten und im vierten Kapitel werden zunächst Vorgehensweise und Materialien der Untersuchung der Zeitungsartikel dargelegt und anschließend die Ergebnisse vorgestellt. Das letzte Kapitel stellt eine kurze Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse dar.

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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung.
2 Sprachkontakt.
3 Sprachkontaktsituation im Tessin.
4 Untersuchung des Sprachkontakts anhand von Zeitungsartikeln
4.1 Entlehnungen
4.1.1 Deutsche Entlehnungen ohne erkennbare Genuszuordnung.
4.1.2 Deutsche Lehnwörter: semantische Kriterien der Genuszuordnung.
4.1.4 Deutsche Lehnwörter: morphologisch-phonologische Kriterien der
4.1.5 Italienische Entlehnungen ohne erkennbare Genuszuordnung
4.1.6 Italienische Lehnwörter: semantische Kriterien der Genuszuordnung
4.1.8 Italienische Lehnwörter: morphologisch-phonologische Kriterien der
4.1.9 Genuszuordnung bei hybriden Zusammensetzungen in der TZ
4.2 Voranstellung der Adjektive im CdT.
5 Zusammenfassung
6 Literaturverzeichnis

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Romanische Sprachen und Mehrsprachigkeit in der Schweiz - Wintersemester 2008/09 Sprachkontakt Deutsch-Italienisch im Tessin - am Beispiel von Zeitungsartikeln Verfasserin: Gisa Becker

1 Einleitung

Die Schweiz stellt insgesamt ein sehr interessantes Forschungsgebiet in Bezug auf Sprachen dar, da sie über vier Nationalsprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch) verfügt (vgl. Dürmüller, 1996, 11) und es dort verstärkt zu Sprachkontakten kommt. Die Sprachensituation im Tessin stellt innerhalb der Schweiz zudem ein sehr interessantes Untersuchungsgebiet dar, da es sich um eine mehrheitlich italienischsprachige Region handelt, in der jedoch auch das Deutsche als Minderheitensprache vorhanden ist und eine wichtige Rolle spielt. Deutsch und Italienisch stehen im Tessin in besonderem Maße in Kontakt, da das Deutsche in Bezug auf die Schweiz insgesamt und auch in verschiedenen Wirtschaftszweigen des Tessins sehr bedeutsam ist und andererseits das Italienische die Muttersprache der überwiegenden Mehrheit der Bewohner des Kantons darstellt (vgl. Petralli, 1991). Die beiden Sprachen stellen somit, je nachdem welches Gebiet man betrachtet (Gesamtschweiz oder Tessin), jeweils Minderheits- oder Mehrheitssprachen dar. Interessant ist, zu untersuchen, wie sich in heutiger Zeit der Sprachkontakt auf die beiden Sprachen auswirkt. In dieser Arbeit werden hierzu tessinische Zeitungen beider Sprachen anhand einer primär synchronen Vorgehensweise auf Sprachkontaktphänomene hin untersucht. Zeitungsartikel spiegeln das tägliche Leben stets recht aktuell wieder und sollten in einer Sprache verfasst sein, die korrekt jedoch nicht literarisch ist (vgl.SEM 65,41), was Zeitungen geeignet erscheinen lässt, um sprachliche Veränderungen zu untersuchen.

Diese Arbeit zum deutsch-italienischen Sprachkontakt im Tessin ist, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ein Versuch, die Theorie zur Interferenz im Sprachkontakt anhand von Zeitungstexten anzuwenden. In Kapitel 2 wird zunächst etwas genauer darauf eingegangen, was Sprachkontakt bedeutet und welche sprachlichen Phänomene daraus resultieren können. Kapitel 3 dient dazu, die sprachliche Situation im Tessin etwas genauer zu beleuchten und im vierten Kapitel werden zunächst Vorgehensweise und Materialien der Untersuchung der Zeitungsartikel dargelegt und anschließend die Ergebnisse vorgestellt. Das letzte Kapitel stellt eine kurze Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse dar.

2 Sprachkontakt

Wie Weinreich (1977, 9) feststellt, ist eine sprachliche Gemeinschaft nie homogen oder in sich abgeschlossen, da stets verschiedene sprachliche Schemata aufeinandertreffen, was die Quelle für Interferenz darstellt. Je nachdem, wie stark der Kontakt zwischen

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Romanische Sprachen und Mehrsprachigkeit in der Schweiz - Wintersemester 2008/09 Sprachkontakt Deutsch-Italienisch im Tessin - am Beispiel von Zeitungsartikeln Verfasserin: Gisa Becker

sprachlichen Gemeinschaften ist, werden mehr oder weniger starke Beeinflussungen auftreten, wobei Elemente aus einer Sprache (Gebersprache) in die andere (Nehmersprache) übernommen (transferiert) werden, was zu Abweichungen von der sprachlichen Norm der empfangenden Sprache führt. Es können sowohl lexikalische Einheiten als auch grammatische und phonetische Gesetzmäßigkeiten aus der Gebersprache in die Nehmersprache transferiert werden. Werden lexikalische Einheiten transferiert, so handelt es sich um lexikalische Interferenzen, deren Resultat Lehnwörter oder Lehnbildungen darstellen (vgl. Graffi & Scalise, 2002, 154 f.). In dieser Arbeit wird nicht zwischen Transfer, Entlehnung und Interferenz unterschieden, da lediglich von Bedeutung ist, dass bestimmte Phänomene aufgrund des Sprachkontaktes zustandegekommen sind. Im Folgenden wird zunächst kurz auf lexikalische Interferenz und anschließend auf einen Bereich der grammatische Interferenz eingegangen. In Bezug auf lexikalischen Transfer können an dieser Stelle nur einige Transfermöglichkeiten, auf die im weiteren Verlauf der Arbeit erneut eingegangen wird, dargelegt werden. Der häufigste lexikalische Transfer ist der von einfachen, nicht zusammengesetzten Elementen (vgl. Weinreich, 1977, 69 f.). Zudem ist ein Transfer analysierter Zusammensetzungen möglich, wobei Elemente einer Redewendung oder Zusammensetzung an die syntaktischen und wortbildenden Schemata der Nehmersprache angepasst werden. Auch können Zusammensetzungen bis hin zu Sprichwörtern wortwörtlich von einer in die andere Sprache übersetzt werden. Man spricht von Lehnübersetzungen, wenn die Zusammensetzung Element für Element in der Nehmersprache nachgebildet wird, wobei die einzelnen Elemente ihre ursprüngliche Bedeutung erhalten oder auch Bedeutungsveränderungen unterliegen können (vgl. Weinreich, 1977, 70 ff.). Ein Beispiel für eine Lehnübersetzung ist das italienische Wortretroterra,welches auf dem deutschen WortHinterlandbasiert (vgl. Graffi & Scalise, 2002, 155). Möglich sind zudem Zusammensetzungen bei denen einzelne Elemente reproduziert und andere transferiert werden. Diese Art der Zusammensetzungen werden auch als “hybride Zusammensetzungen” bezeichnet. Auch Eigennamen können transferiert und an die Nehmersprache angepasst werden (vgl. Weinreich, 1977, 74 f.). Es kann eine Skala der Auswirkungen von Interferenz angegeben werden, die von völliger Nicht-Anpassung bis zur vollständigen Integration reicht. Lehnwörter werden häufig nach und nach der grammatischen Struktur der Sprache angepasst, in die sie integriert werden. Andererseits kommt es auch vor, dass transferierte Worte nicht an die

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Romanische Sprachen und Mehrsprachigkeit in der Schweiz - Wintersemester 2008/09 Sprachkontakt Deutsch-Italienisch im Tessin - am Beispiel von Zeitungsartikeln Verfasserin: Gisa Becker

Grammatik der Empfängersprache angepasst werden, oder dass versucht wird die Morphologie der Quellensprache explizit beizubehalten. Letzteres könnte beispielsweise der Fall sein, wenn die Gebersprache in der Gemeinschaft ein hohes Prestige genießt oder die Kenntnis dieser Sprache mit einem hohen Bildungsgrad in Verbindung gebracht wird (vgl. Weinreich, 197, 66 ff.). In dieser Arbeit soll vorwiegend auf Lehnwörter eingegangen werden, die noch nicht so stark in die Nehmersprache integriert worden sind, dass sie in Wörterbüchern als Bestandteile dieser Sprache erscheinen würden. Die betrachteten Lehnwörter sollten zudem noch nicht so stark an die Nehmersprache angepasst sein, dass sie nicht mehr leicht als Entlehnungen zu erkennen wären. In Einzelfällen werden auch diese bereits adaptierten Lehnwörter erwähnt. Neben Wörtern können auch Syntagmen von einer Sprache in eine andere transferiert werden. Syntagmen sind syntaktisch zusammengehörige Wörter, die im Deutschen und im Italienischen in der Regel durch Flexive gekennzeichnet sind. Syntagmen können beispielsweise Kombinationen aus Substantiven und Adjektiven sein. Teilweise werden auch kurze Sätze von einer Sprache in die andere transferiert (vgl. Schmöe, 1998, 84).