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Jagd auf unbekannte geisterfressende Kreaturen machen – das ist nicht gerade das, was Mack von seiner ersten Reise nach Schottland erwartet hat. Doch genau das bekommt er, als er und Brandon dorthin reisen, um Eli und ihre Ehemänner in einem alten Inn in den schottischen Highlands zu unterstützen. Plötzlich ist Mack von verängstigten Geistern auf der Flucht umgeben, von Zombie-Geistern, die wie gefressen aussehen, und niemand weiß, wer und was der Bösewicht ist. Die Zeit läuft ihnen davon, denn das unbekannte Böse treibt die Geister direkt zum Inn. Noch gruseliger? Es tötet Menschen innerhalb einer Woche, um ihre Seele zu fressen. Und Mack und Brandon müssen alles dafür tun, nicht die Nächsten zu sein …
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Seitenzahl: 320
Veröffentlichungsjahr: 2023
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AJ SHERWOOD
SPUK IN DEN HIGHLANDS
MACKS GEISTERHAFTE ERSCHEINUNGEN 3
Aus dem Amerikanischen von Johanna Hofer von Lobenstein
Über das Buch
Jagd auf unbekannte geisterfressende Kreaturen machen – das ist nicht gerade das, was Mack von seiner ersten Reise nach Schottland erwartet hat.
Doch genau das bekommt er, als er und Brandon dorthin reisen, um Eli und ihre Ehemänner in einem alten Inn in den schottischen Highlands zu unterstützen. Plötzlich ist Mack von verängstigten Geistern auf der Flucht umgeben, von Zombie-Geistern, die wie gefressen aussehen, und niemand weiß, wer und was der Bösewicht ist.
Die Zeit läuft ihnen davon, denn das unbekannte Böse treibt die Geister direkt zum Inn. Noch gruseliger? Es tötet Menschen innerhalb einer Woche, um ihre Seele zu fressen.
Und Mack und Brandon müssen alles dafür tun, nicht die Nächsten zu sein …
Über die Autorin
AJ steckt voller Ideen. Deshalb arbeitet sie meist an mehreren Projekten und Büchern gleichzeitig. Unter einem weiteren Pseudonym verfasst sie Fantasy-Romane, doch sie wollte unbedingt auch für die LGBTQ+-Gemeinde schreiben. Glücklicherweise war ihre Lektorin sofort damit einverstanden.
In ihrer Freizeit verschlingt AJ Bücher, isst viel zu viel Schokolade und verreist gern. Ihre erste größere Reise führte sie nach Japan, und das hat ihr so gut gefallen, dass sie sich fest vorgenommen hat, so bald wie möglich noch viel mehr von der Welt zu sehen. Bis dahin recherchiert sie weiterhin via Google Earth und schreibt über die Welten in ihrem Kopf.
Die englische Ausgabe erschien 2021 unter dem Titel »Mack's Rousing Ghoulish Highland Adventure«.
Deutsche Erstausgabe August 2023
© der Originalausgabe 2021: AJ Sherwood
© für die deutschsprachige Ausgabe 2023:
Second Chances Verlag, Inh. Jeannette Bauroth,
Hammergasse 7-9, 98587 Steinbach-Hallenberg
Alle Rechte, einschließlich des Rechts zur vollständigen oder auszugsweisen Wiedergabe in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Alle handelnden Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Umschlaggestaltung: Frauke Spanuth, Croco Designs,
unter Verwendung von Motiven von James Thew, sakkmesterke,
alle stock.adobe.com
Lektorat: Judith Zimmer
Korrektorat: Julia Funcke
Schlussredaktion: Daniela Dreuth
Satz & Layout: Second Chances Verlag
ISBN: 978-3-98906-006-7
www.second-chances-verlag.de
Inhaltsverzeichnis
Titel
Über die Autorin
Impressum
Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Glossar
Weitere Bücher von AJ Sherwood
Liebe Leser:innen,
dieses Buch ist eine erfundene Geschichte, also bitte behandelt es auch so. Wirklich. Die Bezugnahme auf lebende Personen, tote Personen, gute und schlechte Menschen, dumme Politiker, Unternehmen, Restaurants, Veranstaltungen, Produkte, Orte, Anspielungen auf Popkultur oder verrückte historische Begebenheiten sind dazu gedacht, der Geschichte Authentizität zu verleihen. Sie werden als literarische Mittel eingesetzt. Oder weil ich sie gerne in die Geschichte einbauen wollte. Charaktere, Namen, Geschichte, Orte, Dialog, seltsamer Humor und merkwürdige Ereignisse entstammen einzig und allein der sehr lebhaften Fantasie der Autorin und sollten nicht als real interpretiert werden. Nein, ich glaube nicht daran, meine Protagonisten umzubringen. Bei Bösewichten sieht es ganz anders aus.
Eure AJ Sherwood
BRANDON
Als ich beim FBI anfing, hatte ich nicht damit gerechnet, viel auf der anderen Seite des Atlantiks zu tun zu haben. Oder überhaupt. Schließlich gehörte Spionagekram nicht zu meinem Job, und als Anker für einen Geisterseher sollte ich wohl kaum außerhalb der Vereinigten Staaten reisen müssen. Aber da hatte ich offenbar falschgelegen.
Geisterseher gab es nicht an jeder Ecke. Sie waren sehr selten, und der Anteil derjenigen unter ihnen, die in der Lage waren, Geister zu exorzieren, war sogar noch geringer. Ich hatte mal gelesen, dass es insgesamt nur etwa zehntausend Geisterseher gab, die das konnten. Ganz schön erstaunlich, wenn man mal darüber nachdachte.
Mack war stolz darauf, einer von ihnen zu sein, und bildete sich auch ein bisschen was darauf ein. Inzwischen verstand ich, warum er so empfand. Es war eine ziemlich abgefahrene Fähigkeit.
Und es war der Hauptgrund dafür, dass Eli nach uns geschickt hatte. Sie brauchte einen zweiten Exorzisten, und sie brauchte jemanden, dem sie zutraute, ihr Rückendeckung zu geben. Mack war für beides genau der Richtige. Wir hatten schon versprochen, ihr zu Hilfe zu kommen, und ich freute mich, dass wir das Versprechen jetzt einlösen konnten.
Wir bestiegen am nächsten Tag unseren Flieger, um den Atlantik zu überqueren. Ich war ein bisschen aufgeregt, denn es war das erste Mal, dass ich Amerika verließ, aber ich hatte mir vorgenommen, zu schlafen, wenn es ging. Geisterseher hatten seltsame Arbeitszeiten. Oft waren sie die reinsten Nachteulen. Ich hatte schon in der ersten Woche mit Mack gelernt, jede Gelegenheit zum Schlafen zu nutzen. Also verschlief ich den Großteil des Fluges, genau wie Mack. Erst in den letzten beiden Flugstunden wachte ich auf und blieb auch wach. Ich saß einfach ruhig in Gedanken versunken da. Ich wollte mich nicht bewegen, um ein Buch herauszukramen, und damit riskieren, ihn zu wecken. Mack benutzte mich als eine Art Seitenschläferkissen, und ich fand ihn viel zu süß, um ihn zu stören.
Ich freute mich schon darauf, Eli, Booker und Quinn wiederzusehen. Es war auf jeden Fall toll, Freunde unter den Kollegen zu haben. Ich wollte mit allen dreien mehr Zeit verbringen und sie besser kennenlernen – hoffentlich würden wir bei diesem Job die Chance dazu bekommen. Beim letzten Mal waren wir die ganze Zeit wie aufgescheuchte Hühner herumgerannt und hatten kaum Zeit gehabt, miteinander abzuhängen.
Mack lehnte sich schwer gegen mich, und ich merkte, dass seine Augen offen waren. »Du bist ja wach.«
»Ja«, gab er zurück, ohne sich zu rühren.
Er wirkte nicht nachdenklich, nur noch nicht ganz da. Mack brauchte manchmal ein Weilchen, bis er wieder vollständig unter den Lebenden weilte. Er sah ein bisschen verstrubbelt aus, und seine Locken standen in interessanten Winkeln vom Kopf ab. Er war zerzaust und sexy. Schade, dass wir uns in einem voll besetzten Flieger befanden, sonst hätte ich ihn liebend gern noch weiter zerzaust.
»Brandon.«
»Hmm?«
»Ich glaube, ich mache mir Sorgen.«
»Um Eli?«
»Und um mich. Und dich. Und Quinn und Booker. Wenn Eli mich während einer Trainingseinheit bei der schottischen NCA zu Hilfe holt, was kann das bedeuten? Dass die Leute um sie herum so unzuverlässig sind? Oder ist das Problem so groß, dass sie zusätzlich auch noch meine Unterstützung braucht?«
Gute Frage. Und wir wussten beide noch zu wenig, um sie zu beantworten. Die National Crime Agency, abgekürzt NCA, war quasi das britische Pendant zum FBI. Die hatten ausgezeichnete Leute, und dass es bei der Abteilung für Paranormales anders sein sollte, schien unwahrscheinlich.
»Wenn ich raten sollte«, war schließlich meine Antwort, »und das ist jetzt wirklich nur geraten, glaube ich, eher Letzteres. Das Problem ist eine Nummer zu groß für das Team vor Ort. Sie hat ja auch gesagt, dass sie sich übernommen hat.«
»Schon, aber warum holt sie sich dann nicht Verstärkung bei der NCA? Wieso ruft sie mich, obwohl ich einen gesamten Tag brauche, um hinzugelangen?«
»Kann doch sein, dass sie dort zu viel zu tun haben und niemand verfügbar ist, den sie abziehen könnten. Das kommt auf unserer Seite des großen Teiches auch vor.«
»Ah. Daran hatte ich nicht gedacht. Ich habe gestern ein bisschen über Schottland gegoogelt. Da spukt’s ganz schön.«
Ich begann begeistert zu strahlen. »Ja? Schatz, bitte versprich mir, dass wir eine kleine Tour machen, bevor wir nach Hause fliegen.«
Er schnaubte, und in seinen hellbraunen Augen sah ich ein amüsiertes Blitzen, als er den Kopf in den Nacken legte, um mich anzuschauen. »Du hast so einen Geisterfetisch. Ja, können wir machen. Soll ich dir Bescheid sagen, wenn es irgendwo nicht spukt?«
»Untersteh dich, mir den Spaß zu verderben.«
Mack lachte leise in sich hinein und kuschelte sich wieder an meine Schulter. »Ich wette, da spukt es sowieso überall. Schottland hat eine tragische Geschichte.«
»Da sprichst du ein wahres Wort. Ist unser Einsatzort auch Teil der Geistertour?«
Er warf mir einen bösen Blick zu. »Hast du die Akte nicht gelesen?«
»Könnte sein, dass ich sie nur überflogen habe. Mit der Absicht, sie auf dem Flug gründlicher zu lesen. Und dann habe ich es vergessen und sie in den Koffer gepackt statt ins Handgepäck.«
Dafür erntete ich einen weiteren Seitenblick.
»Was denn? Wir hatten noch so viel zu tun, bevor wir loskonnten, schon vergessen? Und du hast die Akte gelesen, während ich uns von A nach B kutschiert habe.«
»Stimmt.« Das klang schon weniger vorwurfsvoll. Vielleicht um zwanzig Prozent. »Also. Wir sind unterwegs zu einem Ort mit dem Namen Gairloch. Er ist richtig alt – die ersten Erwähnungen gehen bis 1300 zurück. Gairloch liegt mitten in den Highlands, und es gab dort immer eine Herberge für Reisende.«
Ich pfiff leise. Das war eine wirklich lange Zeit für ein Haus.
»Das Gebäude war immer ein Gasthaus, wahrscheinlich wegen der Lage. In der Akte finden sich keine Hinweise darauf, dass es je schließen musste oder leer gestanden hätte. In dieser ganzen Zeit kann sich dort eine Menge Aktivität angesammelt haben. Kürzlich wurde renoviert, ich weiß nicht genau, was, nur dass etwas instand gesetzt werden musste.«
Seit ich mit Geistersehern zu tun hatte, hatte ich gelernt, dass Renovierungen Geister normalerweise ziemlich aufrüttelten. Wenn Hauseigentümer Arbeiten durchführen ließen, regten sich die ansässigen Geister meist gewaltig auf.
»Was mich beunruhigt«, fügte Mack mit sorgenvoller Miene hinzu, »ist, dass es nicht nur direkt am Meer, sondern auch noch an einem Fluss liegt.«
Ich zuckte zusammen. »Wasser. Ach ja, stimmt.«
Wasser war ein großartiger Leiter für spirituelle Energie. Je mehr Wasser, desto stärker die Energie. Es wirkte wie ein Generator. Langsam fügten sich die Puzzleteile zusammen, und ich konnte mir besser vorstellen, warum man uns geholt hatte. »Na ja, Eli hat ja gesagt, dass es im Inn spukt.«
»Oh, da spukt es total. Die Akte, die sie uns gegeben haben – da waren nur drei Seiten zur Geschichte des Gasthauses und eine Karte drin. Der Rest betrifft alles, was man über die Geister auf dem Grundstück weiß.«
Ich stotterte ein bisschen bei meiner Antwort. »Die Akte war drei Zentimeter dick!«
»Ich weiß. Glaub mir, ich weiß. Ich hab sie gelesen.«
Ach du Scheiße. »Ja … weißt du, einerseits bin ich ziemlich begeistert. Aber andererseits, wie ich schon gesagt habe – Eli ist es zu viel Aktivität, um alleine damit zurechtzukommen. Darum hat sie dich dazugeholt. So viele Geister – ist doch kein Wunder, wenn sie Verstärkung braucht. Aber es gibt mir auch zu denken. Der Ort war immer friedlich, und die Geister haben die Leute nicht weiter gestört. Warum also dieser plötzliche Bedarf an mehreren Geistersehern?«
»Weiß ich auch nicht. In der Akte stand nichts dazu. Im Rückblick wird mir gerade klar, dass wir mehr hätten nachfragen sollen. Sie hat nur gesagt, dass es ihnen zu viel wird und dass sie schon so gut wie belagert werden von Geistern … Das erklärt aber recht wenig über die Situation.«
Da fiel mir noch etwas ein. »Moment mal, das Gebäude steht doch garantiert unter Denkmalschutz, oder? Wenn das Gasthaus so alt ist, ist es sicher historisch bedeutsam und so. Das bedeutet, dass wir beim Exorzieren supervorsichtig sein müssen.«
Macks Lächeln war geradezu sardonisch. »Klingt nach Spaß, stimmt’s?«
»Klingt supernervig.« Mein inneres Kind war alles andere als glücklich. Ich mochte es, Sachen kaputt zu schlagen, verdammt. Und an einen Ort verfrachtet zu werden, an dem ich beim Geisterjagen auf empfindliche Antiquitäten Rücksicht nehmen musste, war meine persönliche Definition von Stress.
»Oh, das wird es auf jeden Fall.« Mack wischte sich über die Augen. »Echt schlimm. Ich bin schon erschöpft, wenn ich es mir nur vorstelle. Ich muss an unseren letzten Fall denken, mit den ganzen Glasscherben und dem Salz überall und dem Wasser, das wir wieder wegputzen mussten.«
»Geht mir genauso.« Unser letzter Fall hatte uns auf den Campus einer Universität geführt, wo sich ein Böser Geist in einem Studentenwohnheim eingenistet hatte. Zersplitterte Fenster auf drei Stockwerken und Möbel, die kreuz und quer herumgeflogen waren. Danach klar Schiff zu machen, war kein Spaß gewesen. »Und beim Fall davor haben wir eine Wand eingeschlagen, um an den Geist zu kommen … nicht gerade eine gute Bilanz.«
»Würde ich auch meinen.«
Wir wechselten vielsagende Blicke.
Na. Das konnte ja lustig werden.
»Ich würde mich viel lieber mit der Haussuche befassen«, bekannte ich.
Mack schnaubte durch die Nase, doch seine Augen funkelten. »Ich auch, cher.«
Der Vorteil davon, dass wir jetzt richtig verankert waren, lag darin, dass es keinerlei Zweifel mehr an unserer Verbundenheit gab. Ich wollte trotzdem gerne heiraten, meiner romantischen Natur entsprechend, aber ich war mir Macks sicher. Vor der Party, mit der wir unsere Verankerung gefeiert hatten, hatten wir eine Maklerin beauftragt und mit der Bank gesprochen.
Als unsere Bankberaterin uns eine hohe sechsstellige Summe anbot, wären Mack fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Ich war nicht weiter verwundert gewesen. Wir hatten schließlich zwei gute Gehälter. Zusätzlich hatte ich für eine Anzahlung eine ordentliche Summe auf der hohen Kante, die der Verkauf meines Hauses in Colorado eingebracht hatte – das hatte bei der Bank einen guten Eindruck gemacht. Mack hatte eindeutig nicht so viel erwartet, und er war offensichtlich schockiert darüber, wie viel wir für ein anständiges Haus brauchen würden. Der Immobilienmarkt in Nashville und Murfreesboro war völlig absurd. Er ließ Colorado schon fast günstig erscheinen, und das wollte etwas heißen.
Wir hatten nicht besonders ausführlich darüber gesprochen, was für ein Haus wir uns vorstellten, und das fand ich jetzt eindeutig angenehmer, als mir den Kopf über den Albtraum zu zerbrechen, der uns bevorstand. Ich kuschelte mich wieder an ihn, um die Zweisamkeit zu genießen, solange es ging.
»Was wünscht du dir für unser neues Haus?«
Er dachte einen Moment nach. »Ein Gästezimmer für Familienbesuche wäre schön.«
»Finde ich gut. Drei Schlafzimmer, zwei Bäder, würde ich sagen.«
»Aber wir brauchen keine drei Schlafzimmer.«
»Denk doch mal an den Wiederverkaufswert, Schatz. Ein Haus mit drei Schlafzimmern geht immer weg wie warme Semmeln. Vielleicht bleiben wir gar nicht dauerhaft in dieser Gegend stationiert, wir müssen vorausschauend sein.«
Er runzelte nachdenklich die Stirn. »Ja. Ja, ich verstehe, was du meinst. Ich hätte gerne ein Haus mit einem richtigen Esszimmer. Wenn die ganze Familie kommt, brauchen wir Platz am Tisch.«
»Ja. Und eine große Terrasse wäre gut. Für Jon.«
»Eine gute Idee, cher.« Mack zog sein Handy aus der Tasche und begann, sich Notizen zu machen. »Lass uns alles aufschreiben. Ich habe das Gefühl, das haben wir der Maklerin noch gar nicht gesagt.«
»Stimmt. Wir haben eigentlich nur die Gegend und unsere Preisspanne festgelegt und sie losgeschickt.« Für mehr hatte uns die Zeit gefehlt. Die einzige Bedingung, die wir genannt hatten, war, dass es nicht abgelegen sein sollte, denn wir wollten an eine Bundesstraße angeschlossen sein. So oft, wie wir fliegen mussten, war es entscheidend, dass wir einen Flughafen in erreichbarer Nähe hatten.
Ich erinnerte mich noch an eine Zeit – gar nicht so lange her –, als Mack Angst gehabt hatte, dass ich jeden Moment die Nase voll von ihm haben und ihn verlassen könnte. Jetzt zu sehen, wie er sich an mich kuschelte und mit einem Lächeln über unser gemeinsames Haus sprach, erfreute mein Herz. Er hatte Vertrauen in mich. Vertrauen in uns.
Er blickte fragend auf. »Was denn?«
Ich gab ihm einen Kuss auf den Nasenrücken. »Ich hoffe nur, wir brauchen hier nicht allzu lange. Ich will mit dir zusammenwohnen, bevor der Sommer vorbei ist.«
Mack schnaubte. »Ja. Das wäre super. Aber ich werde mich hüten, das Gleiche zu sagen, denn das bringt garantiert Unglück.«
Na dann.
MACK
Ich starrte die äußerst zerknirschte Angestellte der Fluggesellschaft in ihrer dunkelblauen Uniform an, die mich ansah, als würde sie erwarten, dass ich jeden Augenblick explodierte. Ich hatte mich doch sicher verhört. »Sie haben … mein Gepäck verloren?«
»Es tut mir sehr leid. Es hat irgendwie ein Transfer-Label bekommen. Wir haben den Fehler erst bemerkt, als die Maschine schon gestartet war.«
Ich blinzelte sie an. Die Worte ergaben immer noch keinen Sinn. Wie, sie hatten mein Gepäck verloren? Aber … Das war mein einziges Gepäckstück. Ich hatte nicht mal Handgepäck bei mir. Wir hatten alles in Brandons Reisetasche gestopft, um keinen unnötigen Ballast mit uns herumzuschleppen.
Tja.
Mein immer sehr praktischer Freund war besorgt, fragte aber mit seiner tiefen, sanften Stimme: »Wo ist es denn jetzt? Können Sie es überführen lassen?«
»Das können wir, doch es wird mehrere Tage dauern. Das Problem ist, dass es in Nashville beim Abflug nicht für den Transfer hierher nach Schottland deklariert wurde, sondern nach Narita.«
Ich blinzelte erneut. »Narita in Japan?«
»Aye.« Sie lächelte nochmals entschuldigend. »Und das Gepäck ist noch nicht in Japan angekommen. Wir können das Problem also noch gar nicht lösen. Ich denke, es wird mindestens drei Tage dauern, bis es hier ist. Kann gut sein, dass es vier Tage werden.«
Innerhalb von vier Tagen hatten wir schon ganze Fälle gelöst. Vielleicht waren wir bereits auf dem Rückweg, wenn der Koffer ankam. Verdammt. Was sollte ich denn solange anziehen?
Brandon war immer noch ganz pragmatisch. »Können Sie das Gepäck dann wieder nach Nashville überführen, damit wir es auf dem Rückweg abholen können?«
»Natürlich. Sie wollen es gar nicht hierherschicken lassen?«
Brandon sah mich prüfend an, als er antwortete. »Wir wissen nicht genau, wie lange wir hier sein werden. Ich würde ungern extra hier darauf warten müssen, nur um es dann wieder nach Hause zu schleppen. Du musst dir sowieso Klamotten kaufen, damit du etwas zum Anziehen hast, Schatz, und einen zweiten Koffer. Wieso sollten wir uns mit vier Gepäckstücken belasten, wenn wir sie gar nicht brauchen?«
Das klang vernünftig. Ich konnte nichts dagegen einwenden. Aber bei dem Gedanken an die Ausgaben, die mir bevorstanden, zuckte ich zusammen. Es würde nicht billig werden, wenn ich für den Rest dieser Reise gute Sachen kaufte, von einem neuen Koffer ganz zu schweigen.
»Dann leite ich den Koffer nach Nashville um. Und Sie erhalten einen Hundert-Dollar-Gutschein als Entschädigung für das Versehen«, fügte sie lächelnd hinzu, als sie sicher sein konnte, dass sie keinen Ärger mit uns bekommen würde. »Sind Sie zum ersten Mal in Schottland?«
»In der Tat«, bestätigte ich. Das war ja ein toller Anfang. Ich war noch nicht oft genug gereist, um beurteilen zu können, ob es normal war, dass Gepäck verloren ging. Sollte ich in Zukunft besser immer mit Handgepäck verreisen?
»Dann werde ich Sie mal ein bisschen lotsen. Geradeaus gibt es ein Einkaufszentrum, das Eastgate Shopping Centre. Sie können gleich vor der Tür den Bus nehmen, der Sie direkt dorthin bringt.«
Pluspunkte für gute Ratschläge, immerhin. Ich hätte ehrlich gesagt keine Ahnung gehabt, wo ich hinsollte. »Vielen Dank.«
Sie reichte mir neue Gepäckscheine für meinen armen verlorenen Koffer und wünschte uns: »Madainn mhath!«
Was wahrscheinlich »Einen schönen Tag noch« bedeutete.
Oder auch »Und jetzt verpisst euch«. Wer weiß?
Ich hoffte nur, dass das kein Omen dafür war, wie diese Reise weitergehen würde. Das war ganz und gar kein vielversprechender Anfang. Meine erste internationale Reise, und ich begann sie ohne Gepäck. Hoffentlich war das das Ventil für alles mir noch bevorstehende Pech, sodass ich ab jetzt nur noch Glück haben würde. Hast du das gehört, gute Fee?
Wir holten Brandons Gepäck ab – wieso eigentlich war seines unversehrt angekommen und meins verloren? – und traten aus dem Ausgang, um einen ersten Blick auf Schottland zu werfen. Der Flughafen war nicht besonders groß. Wir waren in London zwischengelandet und in eine andere Maschine umgestiegen, die uns hierhergebracht hatte. Es gab ein einziges Gepäckband – das sprach doch Bände, oder? Hier draußen sah man grüne Felder und das blaue Wasser – es war wirklich malerisch. Und irgendwie hatte ich gar nicht den Eindruck, in einer großen Stadt zu sein. Das täuschte aber, denn Inverness war groß. Es … fühlte sich nur nicht so an.
Brandon ging nicht zur Bushaltestelle, sondern gleich zu den Taxis, die sich am Bordstein aneinanderreihten, und wir stiegen in eines ein.
Der Taxifahrer drehte sich zu uns um und musterte uns prüfend. Er sah aus wie ein Kapitän zur See im Ruhestand, der aus irgendwelchen Gründen beschlossen hatte, Taxi zu fahren. Ihm fehlten nur die Mütze und eine Pfeife im Mundwinkel. »Wo soll’s denn hingehen?«
»Zum Eastgate Shopping Centre, bitte«, gab ich an. Dann wurde mir mein Fehler klar. »Äh, nehmen Sie Karten? Wir haben kein Bargeld.«
»Och, ja, das kennen wir schon. Klatscht einfach das Mädel hier ab.« Er zeigte auf das Kartenlesegerät am Armaturenbrett.
Mir war klar, dass in vielen Kulturen Gegenstände mit maskulinen und femininen Artikeln belegt werden. Dass es in Schottland so war, überraschte mich etwas. Während Brandon neben mir Platz nahm, konnte ich mir die Frage nicht verkneifen: »Wieso ist das ein Mädchen?«
»Na ja, genau wie meine Ex-Frau, wissen Sie? Jederzeit bereit, einem Mann Geld aus der Tasche zu ziehen.«
Dieser Logik konnte ich nicht widersprechen, also schwieg ich dazu.
Ich lehnte mich neben Brandon zurück. Kann sein, dass ich ein bisschen kuschelte. Ich brauchte die Zuwendung. Ich hasste es, Geld für unnütze Dinge auszugeben, und obwohl mir natürlich klar war, dass ich nicht tagelang in den gleichen Klamotten rumlaufen konnte, blieben diese neuen Sachen für mich irgendwie »unnütze« Ausgaben. Ich hatte schließlich für die Reise gepackt. Die Kleidung, die ich besaß, war völlig okay. Es war bloß so, dass ich hier und sie woanders war. Sachen kaufen zu müssen, die ich außer für diese Reise gar nicht wirklich brauchte, stresste mich. Na gut, ich würde sie selbstverständlich auch danach weiter tragen. Ich sollte es einfach nicht so eng sehen.
Wie viel ich wohl ausgeben musste? Zweihundert? Dreihundert? Aua. Hoffentlich nicht mehr als zweihundert. Selbst das war schlimm genug.
Ich würde mich zuerst durch die Angebote wühlen. Dort würde ich sicher etwas finden, was ich tragen konnte.
»Da sind wir schon«, verkündete der Taxifahrer, als er zum Eingang des Shoppingcenters abbog.
Durchs Fenster schaute ich mir das Gebäude an, das ganz wie eine Mall wirkte, mit Schaufensterfronten, die sich nach vorne öffneten. Es gab auch einen Eingang mit Schiebetüren aus Glas. Die Fassade in sattem Cremeweiß war mit dunkleren Details akzentuiert, und über dem Schild, auf dem »Eastgate Shopping Centre« stand, prangte ein hübsches Logo. Ich war froh, dass es so ähnlich aussah wie in Amerika, obwohl ich bisher keine einzige Marke an den Scheiben erkannte.
Brandon bezahlte den Fahrer, und wir stiegen aus, unser Gepäck im Schlepptau. Ich nahm die Reisetasche und Brandon seinen großen schwarzen Koffer, in den locker eine Leiche gepasst hätte. (Sicher war dieser Gedanke den vielen »NCIS«-Episoden zuzuschreiben, die wir uns kürzlich reingezogen hatten.)
»Lass uns gleich SIM-Karten besorgen, damit wir unsere Handys benutzen können«, schlug er vor.
Gute Idee. Wir würden bestimmt viel telefonieren müssen, während wir hier waren. »Na klar. Sicher gibt es in der Mall einen Handyshop.«
»Sollte man meinen. Wenn die Handys funktionieren, können wir Bescheid sagen, dass wir angekommen sind und uns etwas verspäten.«
Im Inneren der Mall war alles wie erwartet. Glatt geflieste Böden, eine Glaskuppel, durch die Licht hereinfiel, weiße Wände zwischen den Schaufenstern. Es wirkte sauber, was mir gefiel. Wir schauten uns um, dann sahen wir uns an.
»Nach rechts?«, schlug Brandon vor und deutete in die Richtung. »Und wenn dir etwas ins Auge springt, gehen wir rein.«
»Eine bessere Idee habe ich auch nicht.«
Ich nahm seine freie Hand, während wir losschlenderten, und verflocht unsere Finger. Ich mochte es, seine Hand zu halten. Seine Hände fühlten sich immer so groß an in meinen – warm, die Haut etwas rau und schwielig. Es waren überwältigend maskuline Hände, und ich liebte es, wie sie sich anfühlten.
Brandon schenkte mir das warme Lächeln, das nur für mich bestimmt war und mir sagte, wie zufrieden er in diesem Moment war. Seit wir verankert waren, bekam ich es sehr oft zu sehen. Ich fühlte mich seiner jetzt sicherer und vertraute darauf, dass er mich in seinem Herzen trug. Das wusste er, und es machte ihn glücklich, dass ich mich entschlossen hatte, ihm zu vertrauen. Ich hatte mich für ihn entschieden, anstatt weiter meine Ängste unsere Beziehung überschatten zu lassen.
Eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen hatte.
»Scheint so, als hätten die meisten Herrenausstatter eher Outdoorkleidung«, bemerkte er, während er den Blick hin und her wandern ließ.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf das Einkaufen. Lieber wäre es mir gewesen, ihn anzuschauen, doch gerade hatte Shopping Priorität. Nur Brandon sah mich gerne nackt. »Ja … aber dahinten ist etwas, glaube ich. Was ist das für ein Laden?«
»Cafferys«, las er. »Ja, ich glaube, da werden wir mehr Glück haben.«
Dem Schaufenster nach war das tatsächlich so. Ich entdeckte Jeans, Lederjacken, Oberhemden, solche Sachen. Ich musste ja als FBI-Geisterseher nicht im Anzug rumlaufen. Von uns wurde erwartet, dass wir uns dreckig machten bei der Arbeit. Aber ich konnte auch nicht so rüberkommen, als wäre ich gerade aus dem Bett gefallen und hätte die erstbesten Klamotten übergezogen. Was ich brauchte, was Business Casual. Und genau danach sah dieser Laden aus.
Na dann, dachte ich bei mir. Zwei Paar Jeans, das sollte reichen. Ein paar Hemden, vielleicht ein Henleyshirt, eine Jacke. Unterwäsche, Socken, ein zweites Paar Schuhe. Damit würde ich klarkommen. Über einen Pyjama musste ich mir wenigstens keine Gedanken machen. Wie gesagt, Brandon mochte mich nackt. Und er war wie eine Heizung im Bett – wenn ich mehr anhatte als Boxershorts, war ich morgens durchgeschwitzt.
Der Laden war einer von diesen sehr maskulin eingerichteten, alles aus Metall und Chrom, ein paar Ledersessel, hell und klar ausgeleuchtet. Normalerweise kaufte ich in solchen Geschäften nicht ein, aber jetzt blieb mir nichts anderes übrig. Ich wollte es so schnell wie möglich hinter mich bringen, damit wir mit unserer eigentlichen Aufgabe loslegen konnten.
Brandon wandte sich an den ersten Verkäufer, der auf uns zukam, und bat ihn, das Gepäck hinter dem Tresen abzustellen, damit wir es nicht durch den ganzen Laden schleifen mussten, was der Mann gerne tat. Das war auch etwas, was ich nicht mochte – beim Einkaufen mit dem Verkaufspersonal zu sprechen.
Der Verkäufer war etwa in meinem Alter. Lächelnd erkundigte er sich: »Sie sind also zu Besuch hier?«
»Gerade angekommen«, erklärte Brandon. »Aber sein Gepäck ist leider nach Japan geschickt worden statt hierher.«
Der Mann riss die braunen Augen weit auf. »Na, das ist ja ein schöner Mist. Ja, dann ist das also ein Notfall-Einkauf, richtig? Verstehe. Dann wollen wir Sie mal ausstatten. Sind Sie beruflich oder privat unterwegs?«
»Beruflich«, antwortete ich. Er war ja überaus hilfsbereit, der Gute. »Aber ich brauche Sachen, in denen ich mich bewegen kann. Jeans sind okay. Ich brauche nur ein paar Hemden und eine anständige Jacke dazu.«
»Business Casual also. Verstehe. Dann sagen Sie mir doch Ihre Größen an, und ich bringe Ihnen alles zur Anprobe.«
Danach wusste ich kaum, wie mir geschah. Es war wie ein wohlwollender Tornado, der Klamotten hin und her trug. Ich probierte Sachen an, die ich mir niemals selbst ausgesucht hätte – und die sogar gut an mir aussahen. Eine tolle Erfahrung. Vielleicht hatte Brandon ja den richtigen Riecher, und es war keine so schlechte Idee, sich von Verkäufern helfen zu lassen?
Kurze Zeit später hatte ich einen Stapel Kleidung, die mir passte und die ich mochte, einschließlich eines guten Paars schwarzer Turnschuhe, die zu all meinen Sachen passten. Die butterweiche Lederjacke mit dem warmen Fleecefutter mochte ich besonders.
Und ehrlich gesagt graute mir davor, was das alles kosten würde, was ich da vor mir liegen hatte. Ich hatte beim Anprobieren einige Markennamen erkannt und auch die Preise auf den Etiketten gesehen – ach du meine Güte. Das billigste Stück war ein Hemd, und das kostete schon sechzig Pfund.
Wie viel das wohl in Dollar war? Ich war mir nicht sicher.
Ich trat aus der Umkleidekabine und machte Brandon ein Zeichen, denn ich war wirklich nicht sicher, was ich tun sollte. Ich hatte die Sachen schon in zwei Haufen sortiert – Ja und Nein –, aber der Ja-Haufen war ziemlich groß und beängstigend. Bei dem Gedanken, so viel Geld auszugeben, wurde ich ganz zittrig, dabei wusste ich noch nicht mal, wie hoch die endgültige Summe war. Mein Bauch grummelte ziemlich, denn ich hatte das dumpfe Gefühl, dass es weit mehr sein würde als die zweihundert Dollar, die ich im Geiste eingeplant hatte.
Und dabei hatte ich noch gar keinen Koffer gekauft, und Unterwäsche und Socken auch nicht!
Brandon kam sofort herüber. Sein Lächeln erlosch, als er meine Nervosität bemerkte. »Was ist denn los? Ich dachte, du magst die Sachen? Du hast richtig gut darin ausgesehen.«
»Das ist es nicht.« Ich zog ihn an mich, sodass sich unsere Oberkörper fast berührten, und sprach schnell und leise auf ihn ein. »Cher, weißt du den aktuellen Wechselkurs für Pfund und Dollar?«
»Ich glaube, ungefähr eins zu eins. Das Pfund ist gerade etwas stärker. Warum?«
Oh. Scheiße. Nein, nein, nein, dann hieß das ja, dass alles, was ich ausgesucht hatte, zwischen siebzig und hundert Dollar kostete. Pro Stück. Ich hatte für gut tausend Dollar Sachen hinter mir liegen … und … und … Scheiße.
Brandon legte mir die Hände auf die Schultern, tröstend und warm. »Mack. Liebster. Schau mich an. Du hyperventilierst ja fast.«
»Vielleicht doch ein anderer Laden?«, schlug ich verzweifelt vor.
»Schatz, das sind doch gar keine so teuren Klamotten. Es sind alles gute Marken, das heißt, gute Qualität, die du lange tragen kannst. Das ist gut angelegtes Geld, okay?«
Das sah ich aber anders. Ganz anders. Ich schüttelte schnell den Kopf. »Es ist viel zu viel Geld –«
Brandon kam noch näher, senkte den Kopf zu mir herunter und ließ seine Worte wie einen warmen Wasserfall an mir herunterlaufen. »Mack, Liebster, ich verstehe, dass du bisher nie so viel Geld für Kleidung ausgegeben hast. Du würdest für gar nichts so viel Geld ausgeben. Aber denk daran, dass du jetzt ein sehr gutes Gehalt hast. Das wird auch dein ganzes Leben lang so bleiben. Es gibt keinen Grund mehr, so zu leben, als wärst du an der Armutsgrenze.«
Ich schaute in seine goldbraunen Augen, die mich so voller Verständnis ansahen, und fühlte meine Panik plötzlich nachlassen. War das denn … tat ich das denn immer noch? So leben, als wäre ich arm? »Gibst du denn auch so viel Geld für Klamotten aus?«
»Nein, normalerweise mehr. Denn Kleidung für große, kräftige Männer wie mich ist automatisch teurer.«
Ich war noch nie mit ihm shoppen gewesen, also war mir das neu. Kein Wunder, dass er das hier für angemessene Preise hielt. Jetzt war ich unschlüssig, wohin mit meiner Panik. Zwar war ich nach wie vor zittrig und nervös, aber beim Blick auf den Stapel Klamotten in der Umkleide wurde mir klar, dass ich vielleicht überreagiert hatte.
»Mack, das ist kein unvernünftiger Einkauf. Du brauchst anständige Arbeitsklamotten, du hast nichts zum Anziehen, also ist das hier eine notwendige Ausgabe. Außerdem, mein Schatz, könnten wir dreimal so viel ausgeben, ohne dass es auf dem Kontoauszug wirklich auffallen würde.«
Bei der Vorbereitung auf den Hauskauf hatten wir unsere Finanzen zusammengelegt. Ich wusste, dass wir ganz schön viel Geld auf dem Konto hatten. Das half, die Panik weiter zu reduzieren. Brandon hatte recht. Wir konnten uns diese Ausgaben erlauben. Ich brauchte die Kleidung. Es war nur ein Reflex, eine tief sitzende Angewohnheit von mir, nicht so viel auszugeben.
Man musste zu meiner Verteidigung sagen, dass es tatsächlich ziemlich neu für mich war, Geld übrig zu haben. Noch vor einem Jahr wäre eine solche Anschaffung für mich unerschwinglich gewesen.
Ich sah Brandon an, nahm seine so geduldige, ruhige Miene wahr, während er darauf wartete, dass ich meiner Gefühle Herr wurde, und atmete einmal tief aus. Ich schwöre beim Universum – dass ich Brandon brauchte, lag mindestens zur Hälfte an solchen Dingen. Der Mann erdete mich, weit über die paranormale Ebene hinaus.
»Ich benehme mich total lächerlich«, gestand ich leise.
»Aber nein. Du versuchst, alte Gewohnheiten abzulegen. Hör zu, Schatz … das hier ist eine notwendige Anschaffung. Selbst wenn du einfach nur so etwas Schönes zum Anziehen haben wolltest und so viel ausgeben würdest, wäre das völlig in Ordnung. Und jetzt möchte ich, dass du es als Notwendigkeit betrachtest. Okay?«
Ihm war klar, dass ich auf diese Weise besser damit zurechtkommen würde. Und es war ja auch notwendig. Ich atmete noch einmal durch und nickte ihm zu. »Okay. Ich hab’s auf der Kette. Hilf mir nur, alles durchzusehen. Ich weiß nicht, was ich davon nehmen soll. Gefallen hat mir alles, was auf dem rechten Stapel liegt.«
Erst gab er mir einen Kuss, einen langsamen, weichen Kuss, dann zwinkerte er mir zu und schlüpfte an mir vorbei in die Kabine. Mir war plötzlich wärmer und leichter ums Herz als noch vor ein paar Minuten. Brandons Küsse waren ein perfekter Neustart, und niemand würde mich vom Gegenteil überzeugen.
Wir gingen gemeinsam die Stücke durch, und er verlor nicht die Geduld, als ich bei ein paar Sachen unsicher wurde. Schließlich hatte Brandon mich nicht nur überzeugt, die beiden Hosen und die vier Hemden zu nehmen, wie ich es geplant hatte, sondern hatte mich zu einem weiteren Paar Hosen, einem Pullover und noch einem zusätzlichen Hemd überredet, nur für alle Fälle. Wir hatten wirklich keine Ahnung, wie lange wir hierbleiben würden und ob wir dazu kommen würden, Wäsche zu waschen. Und ich musste zugeben, dass ich den Großteil meiner guten Klamotten eingepackt hatte. Was ich noch zu Hause hatte, musste wahrscheinlich sowieso aussortiert werden, so abgetragen waren die Sachen.
Sehen Sie? Ich arbeite an mir.
Brandon brachte alles zur Kasse, während ich mir noch Unterwäsche und Socken für fünf Tage aussuchte. Ich war sicher, meinen monetär bedingten Nervenzusammenbruch überwunden zu haben, bis die Endsumme aufgerufen wurde.
Als wir bei der Hälfte der Stücke schon bei über vierhundert Pfund waren, begann die nervöse Energie wieder in mir aufzusteigen. Mist. Oh, verdammter Mist, war das viel Kohle. Ich hatte das Gefühl, kurz vor einer Zugentgleisung zu stehen.
Beruhige dich. Notwendige Ausgaben, schon vergessen? Notwendige Ausgaben.
Gab es hier denn keinen günstigeren Herrenausstatter?
Notwendige Ausgaben. Notwendige Ausgaben, sagte ich mir wieder.
Vielleicht half es, wenn ich die Endsumme ignorierte. Ja, gute Idee.
Ich setzte ein strahlendes Lächeln auf und fragte den Verkäufer, während er kassierte: »Und wo bekomme ich einen Koffer?«
»Ein Stück weiter den Gang runter ist ein Laden für Gepäckstücke«, versicherte er mir fröhlich.
»Perfekt, merci.«
Brandon zückte seine Kreditkarte, um zu zahlen – ich sah immer noch nicht die Endsumme an –, und ich nahm dem Verkäufer erleichtert die erste Tüte ab. Und die zweite, sodass Brandon sein Gepäck nehmen konnte.
Der Verkäufer winkte uns freundlich zum Abschied und wünschte uns Glück für unsere Reise. Noch nie im Leben war ich so froh gewesen, ein Geschäft zu verlassen.
Sobald wir draußen waren, beugte Brandon sich wieder zu mir herunter, um mich zu küssen. An meinen Lippen murmelte er: »Bin stolz auf dich, Schatz. Ich weiß, dass das eine schwere mentale Hürde für dich war.«
»Ein bisschen zittrig bin ich immer noch«, gab ich zu. Und das war die reine Wahrheit! »Aber du hast recht. Es ist nicht logisch, dass ich einen gut bezahlten Job habe und mich immer noch so verhalte, als müsste ich mit dem Existenzminimum auskommen. Geld wird wahrscheinlich immer ein Thema für mich sein, aber … ich arbeite hart. Ich habe es verdient, wenigstens ein paar schöne Sachen zu haben.«
»Das ist die richtige Einstellung! Und ich möchte dir zureden, sie beizubehalten, denn es ist die reine Wahrheit.« Er küsste mich ein weiteres Mal, dann richtete er sich auf. »Okay, jetzt der Koffer. Und dann holen wir uns SIM-Karten, bevor es noch später wird.«
Gesegnet sei seine Geduld. Ich setzte mich neben ihm in Trab. Auch wenn Shoppen eine nervenaufreibende Erfahrung war – immerhin bekam ich tolle Küsse dafür.
BRANDON
Das Old Inn in Gairloch war der Inbegriff eines Gasthauses, wie man es in den schottischen Highlands erwarten würde: weiß verputzte Fassade, schwarzes Schieferdach, grüne Markisen über den Fenstern. Die Straße, die darauf zuführte, hatte noch nie eine Markierung gesehen, und das Gebäude war umgeben von mit sattem grünen Gras bewachsenen Hügeln, uralten Bäumen und blauem Himmel. Selbst wenn ich nicht gewusst hätte, dass es hier spukte, wäre ich als Tourist auf jeden Fall hier abgestiegen.
Auf der Rückbank unseres Taxis presste Mack sein Gesicht so fest gegen die Scheibe, dass er sich fast die Nase verstaucht hätte. »Heiliger Strohsack!«
Ich warf noch einen Blick auf das Gasthaus. Sah völlig normal aus. Aber mein Geisterseher nahm offensichtlich etwas ganz anderes wahr. »Was denn?«
»Verflucht noch mal. Okay. Okay, nun verstehe ich schon viel besser, warum Eli mich dazugerufen hat. Sie hätte mich vorwarnen sollen. Verdammt.«
»Schatz, das hat mir jetzt genau gar nichts gesagt.«
Mack wandte sich noch nicht mal zu mir um, während er erklärte, sondern drehte sich so, dass er das Gasthaus gut im Blick hatte, während der Fahrer abbremste, um auf den Parkplatz abzubiegen. »Dieser Laden ist wie … Erinnerst du dich, wie uns in der Ausbildung beigebracht wurde, dass es Orte gibt, die wie Autobahnen oder Sammelbecken für spirituelle Energie sind? Dass diese Orte wie eine direkte Leitung zur spirituellen Welt sind und dass es deswegen in manchen Gegenden so heftig spukt?«
Ich nickte langsam, während mir nach und nach die Einzelheiten aus dem Unterricht einfielen. Es gab bestimmte Merkmale, die zu solchen Phänomenen beitrugen. Meist war eine Energiequelle in der Nähe, außerdem etwas mit der Landschaftsform, das eine Ansammlung von Kräften begünstigte, und … noch etwas, das mir gerade entfallen war. »Und das hier ist so ein Ort?«
»Oh ja. Kein Zweifel. Ich sehe in diesem Moment mehrere Geister hineinspazieren. Eli steckt hier Oberkante Unterlippe in Gespenstern.« Mack verzog gequält das Gesicht. »Ich bin plötzlich ganz froh, dass wir so viele Klamotten gekauft haben. Das hier wird kein Fünf-Tage-Trip.«
Ich schaute mir das Gasthaus noch mal an und schwor mir jetzt und hier, dass wir so was von eine Reise durch Schottland machen würden, sobald Mack hier fertig war. Denn wenn das der Fall war, hätten wir es uns verdient.
Der Fahrer ließ uns aussteigen, ich holte die Koffer heraus, während Mack zahlte, und dann wandten wir uns dem Eingang zu. Ich war aufgeregt, um ehrlich zu sein. Wenn wir uns in ein Gebäude begaben, das so mit spiritueller Energie getränkt war, konnte es durchaus passieren, dass ich mit bloßen Augen einen Geist sehen würde. Das passierte nicht oft. Bisher war es mir nur ein einziges Mal gelungen. Und ich konnte es kaum erwarten, es wieder zu erleben.
Man darf ja wohl Träume haben, oder?