Star Wars. Luke Skywalker und die Schatten von Mindor - Matthew Stover - E-Book

Star Wars. Luke Skywalker und die Schatten von Mindor E-Book

Matthew Stover

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Beschreibung

In den Klauen der dunklen Seite

Schattenbrut ist nicht einfach irgendein Kriegslord des alten Imperiums, und er ist auch nicht nur ein ehemaliges hochrangiges Mitglied des Geheimdienstes von Imperator Palpatine – er ist ein Prophet der Dunklen Seite der Macht! Und Schattenbrut weiß, dass es nach dem Tod des Imperators und Darth Vaders nur ein Hindernis zu beseitigen gilt, das seiner Machtergreifung im Wege steht – General Luke Skywalker!

Die Handlung spielt direkt im Anschluss von „Star Wars – Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ (Episode VI).

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Seitenzahl: 512

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Inhaltsverzeichnis

Einsatzbesprechung1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. KapitelAbschlussbesprechungAnmerkung des deutschen HerausgebersCopyright

Keine der Geschichten,die über mich erzählt werden, kann ändern,wer ich in Wirklichkeit bin.

Luke Skywalker

Einsatzbesprechung

LORZ GEPTUN stand vor der Tür des Kommandoraums und musste schlucken. Dies war wirklich zu viel: zu Luke Skywalker persönlich gerufen zu werden! Einem Jedi. Und nicht nur irgendeinem Jedi, sondern dem Sohn von Anakin Skywalker. Und Geptun würde ihm gegenüberstehen. Von Angesicht zu Angesicht!

Er zupfte am Kragen seiner Uniform und steckte einen Finger hinein, um den Stoff eine Spur zu dehnen. Er verzog das Gesicht, weil er diese schlichte Aufgabe so schwierig fand; sein Schneider hatte sich doch sicher verrechnet – wieder einmal –, denn er konnte ja wohl kaum so viel zugenommen haben, seit diese Uniform genäht worden war. Oder doch? In … wie lange war das her, drei Standardmonaten? Ein Mann im zugegebenermaßen fortgeschrittenen Alter – er würde die Siebzig nicht wiedersehen – sollte sich längst auf eine Größe festgelegt haben und es dabei belassen.

Geptun hatte nicht viel für Ausgehuniformen übrig. Er hatte seine alte vor Jahrzehnten auf seinem Heimatplaneten gelassen, damals, als der Klonkrieg ausbrach, und sie gegen Zivilkleidung ausgetauscht; in diesen Tagen war der Geheimdienst der Republik eine Organisation gewesen, die überwiegend verdeckt gearbeitet und Uniformen nicht gebraucht hatte. Und nicht lange nachdem der Geheimdienst der Republik zum imperialen Geheimdienst geworden war, war er ausgeschieden, denn seine Ermittlungen über die so genannte Jedi-Rebellion hatten zu viel von gewissen Wahrheiten ans Tageslicht gefördert, sodass seine imperialen Vorgesetzten es vorgezogen hatten, sie zu verheimlichen, und einige Jahre war er gezwungen gewesen, sich als freischaffender Informationsmakler durchzuschlagen, während er sein Bestes tat, nicht die Aufmerksamkeit des Imperiums zu erregen.

Schließlich hatte er seine Dienste der Rebellenallianz angeboten. Obwohl er wenig für Politik übrighatte – seine wichtigste politische Überzeugung war ein ausgeprägtes Interesse an seiner eigenen Sicherheit und Bequemlichkeit –, war ihm doch klar geworden, dass die Regierung, die die Rebellen einsetzen wollten, ihm dank ihrer jugendlich-amateurhaften Schludrigkeit viel mehr Möglichkeiten bieten würde, seinen Weg auf seine eigene Weise zu machen. In anderen Worten, er würde im lukrativen Schatten außerhalb offizieller Überwachung leben und arbeiten können.

Was die Ironie seiner derzeitigen Situation nur noch verschärfte.

Er seufzte. Nichts verläuft jemals so, wie wir das wollen, wie? Aber das bedeutet nicht, dass man es nicht in einen Vorteil verwandeln kann. Er seufzte abermals und hob die Hand, um den Türsummer auszulösen – aber bevor er das tun konnte, glitt die Tür auf, und eine Stimme, die erheblich älter und müder klang, als Geptun erwartet hätte, sagte: »Inspektor Geptun! Bitte kommen Sie herein.«

Wieder verzog Geptun das Gesicht. Er hatte sich in diesen letzten zwanzig Jahren an eine Galaxis ohne Jedi gewöhnt. Und er war nicht vollkommen sicher, ob er sich über ihre Rückkehr freute.

Er holte tief Luft und stapfte durch die Tür. »General Skywalker«, sagte er mit einer angedeuteten Verbeugung – kein Salut, da der Justizdienst sich außerhalb der militärischen Kommandokette befand – und einem freundlichen Lächeln. »Wie kann ich Euch dienen?«

Der junge General saß auf der Schreibtischkante, den Kopf gesenkt und die Hände vor sich gefaltet. Er trug bequem sitzende Zivilkleidung von ernstem Schwarz, ganz im Stil, den sein gefeierter Vater so berühmt gemacht hatte. Geptun war verärgert. Wenn er gewusst hätte, dass Skywalker keine Uniform tragen würde, wäre er in einem bequemen Blazer zu dieser Besprechung gekommen statt in diesem elenden Jookley-Anzug.

Skywalker hob den Kopf, als hätte er Geptuns Ärger gespürt – was durchaus möglich war, erinnerte sich Geptun. Verdammte Jedi. »Inspektor Lorz Geptun«, sagte Skywalker leise. »Ich weiß ein bisschen über Sie, Inspektor. Sie waren ein Militärgouverneur und Direktor des planetaren Geheimdienstes für die Separatisten während des Klonkrieges.«

Geptuns zu enger Kragen schien sich plötzlich noch enger zusammenzuziehen. »Kurz zu Beginn des …«

»Dann waren Sie ein republikanischer Spion.«

»Nun ja …«

»Und danach haben Sie davon gelebt, Ziele für Kopfgeldjäger auszuloten.«

»Nicht ausschlieηßlich für …«

»Und jetzt sind Sie ein Ermittler der Justizbehörde. Aber bei all dem gibt es eine Konstante. Sie verfügen über eine bestimmte Begabung.«

»Tatsächlich?«, fragte Geptun vorsichtig.

»Sie sind ziemlich gut, wenn es darum geht, die Wahrheit herauszufinden.«

Geptun entspannte sich. »Nun, ja, danke für …«

»Und damit Geld zu verdienen.«

»Hm.« Er räusperte sich, aber ihm fiel nicht ein, was er darauf sagen sollte.

Skywalker schob sich vom Schreibtisch weg. Er wirkte müde und hatte mehr Falten im Gesicht, als Geptun von einem Jungen von fünfundzwanzig erwartet hätte. Er sah aus, als hätte er schon tagelang nicht mehr geschlafen. Seine Bewegungen waren ein wenig unsicher, und die Ringe unter seinen Augen hatten ein schattenhaftes Violett – aber sie waren nichts, verglichen mit den Schatten in seinen Augen. »Das ist es, was ich über Sie weiß. Was wissen Sie über mich?«

Geptun blinzelte. »General?«

»Kommen Sie schon, Inspektor.« Skywalker klang noch müder, als er aussah. »Alle wissen irgendwas über mich. Was wissen Sie?«

»Ach, nur das Übliche – Tatooine. Yavin. Endor, Bakura, der erste und der zweite Todesstern …« Geptun erkannte, dass er nur schwafelte, und verstummte.

Skywalker nickte. »Ja. Das Übliche. Die Geschichten. Die Presseveröffentlichungen. Das Problem ist, dass diese Geschichten und Presseveröffentlichungen wirklich nichts mit mir zu tun haben. Die drehen sich um den Mann, von dem alle wollen, dass ich es bin.«

Geptun betrachtete ihn argwöhnisch und spürte, dass man ihn auf gefährlichen Boden manövriert hatte. »Ich fürchte«, sagte er langsam, »dass ich nicht begreife, worauf Ihr hinauswollt.«

Skywalker nickte mit einem tiefen, müden Seufzer. »Das liegt daran, dass Sie nicht wissen, dass ich vor weniger als einem Monat etwa fünfzigtausend unschuldige Wesen ermordet habe.«

Geptun starrte ihn an, dann blinzelte er und räusperte sich abermals, als ihm klar wurde, was der junge Jedi meinte. »Ihr sprecht von Mindor.«

Skywalker schloss beinahe unwillkürlich die Augen und verzog das Gesicht, als sähe er auf der Innenseite seiner Lider etwas Schmerzliches. »Ja. Mindor. Ich sage etwa fünfzigtausend, weil ich die genaue Anzahl nicht kenne. Die Aufzeichnungen wurden zusammen mit dem System zerstört.«

»Nach dem, was ich gehört habe, kann man Euren Sieg in der Schlacht von Mindor wohl kaum als Mord betrachten …«

»Ja. Nach dem, was Sie gehört haben. Mehr Geschichten.«

»Nun ja, ich hatte gehört … Ich, äh …« Geptun hüstelte zierlich. »Was wünscht Ihr denn, was ich tun soll?«

»Sie sind ein Ermittler. Ich will, dass Sie Ermittlungen anstellen.«

»Über was?«

»Mindor.« Skywalker zog eine Grimasse. »Über mich.«

Er sah aus, als täte ihm etwas weh. Oder alles.

»Nun, ich, äh … hm.« Geptun konnte sich einige Möglichkeiten vorstellen, eine ordentliche Summe aus einem solchen Projekt zu beziehen. »Wenn es Euch nicht stört, dürfte ich fragen, wie mein Name in diesem Zusammenhang erwähnt wurde?«

Skywalker wandte den Blick ab. »Sie wurden von einem alten Freund empfohlen.«

»Tatsächlich? Und wie kam Euer Freund dazu …«

»Nicht mein Freund«, sagte Skywalker. »Ihrer. Er hieß Nick.«

»Nick?«, fragte Geptun stirnrunzelnd. »Ich kenne keinen …«

»Er sagte, ich solle Ihnen das hier geben.« Skywalker hatte einen hakenförmigen, metallisch aussehenden Gegenstand in der Hand. »Vorsichtig! Es ist scharf.«

Geptun nahm den Gegenstand entgegen – und sobald er seine Handfläche berührte, wurde seine Erinnerung überflutet von Bildern eines dunkelhäutigen Mannes mit kurz geschnittenem Haar, einem dreisten Grinsen und erstaunlich blauen Augen. »Nick Rostu?«, flüsterte er. »Ich habe seit … seit Jahren … nein, seit Jahrzehnten nicht mehr an Nick Rostu gedacht. Ich nahm an, er wäre tot.«

Skywalker zuckte die Achseln. »Vielleicht ist er das.«

»Das verstehe ich nicht.« Aber er verstand, zumindest ein wenig. Der Gegenstand in seiner Hand stammte von seinem – und Nick Rostus – Heimatplaneten.

Es war ein Messingranken-Dorn.

»Er hatte also recht, was das anging.« Skywalker nickte zu dem Dorn hin. »Er sagte, Sie könnten Gegenstände deuten. Sie könnten sie berühren und Dinge über ihre Besitzer spüren.«

Geptun zuckte mit den Schultern. Was hatte es schon für einen Sinn, das abzustreiten? »Es ist eine eher unwichtige Begabung – aber nützlich für einen Analytiker im Geheimdienst.«

»Oder einen Ermittler.«

Geptuns Nicken gab nichts preis. »Was sonst hat Rostu Euch über mich gesagt?«

»Er sagte, dass Sie bösartig sind. Käuflich und korrupt. Dass Sie keine Spur von Anständigkeit haben und etwa so viel menschliche Gefühle wie eine Gletschereidechse.«

Geptun nickte zerstreut. »Das klingt wirklich nach Rostu …«

»Er sagte auch, dass Sie jede Menge Mumm haben, dass Sie der intelligenteste Bursche sind, dem er je begegnet ist, und dass Sie niemals, niemals aufgeben, wenn Sie erst einmal mit einer bestimmten Sache angefangen haben. Sie mögen die Jedi nicht, und Ihnen ist ziemlich egal, wer die Galaxis beherrscht, solange Sie einen guten Lebensunterhalt finden können. All das macht Sie zum richtigen Mann für diese Aufgabe.«

»Und um welche Aufgabe geht es denn genau, wenn ich fragen darf?«

»Ich will, dass Sie einen Fall aufbauen. Reden Sie mit Leuten. Allen, die Mindor überlebt haben. Verschaffen Sie sich die Tatsachen, verarbeiten Sie sie und bauen Sie Ihren Fall auf.«

»Was für eine Art von Fall?«

»Kriegsverbrechen«, sagte Skywalker finster. »Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung, Pflichtvernachlässigung, Desertion. Solche Dinge. Alles, was Sie herausfinden können.«

Geptun legte den Kopf schief. »Über wen? Wer ist der Kriegsverbrecher, den Ihr anklagen wollt?«

»Ich dachte, das wäre offensichtlich.« Die Schatten in Skywalkers Augen wuchsen, als hätten sie vor, sein ganzes Leben zu verschlingen. »Es geht um mich.«

»Also gut«, erwiderte Geptun.

SECHS MONATE nach der Zerstörung des zweiten Todessterns und dem Sturz des Imperators Palpatine kämpfen Luke Skywalker und die siegreiche Rebellenallianz immer noch gegen verstreute imperiale Kräfte, die weiterhin entschlossen sind, alles Gute in der Galaxis zu vernichten.

Sturmtruppen in schwarzen Rüstungen unter dem Kommando des geheimnisvollen Kriegsherrn Shadowspawn überfallen immer wieder die gerade geborene Neue Republik, betätigen sich als Piraten und nutzen die noch ungefestigten Strukturen nach dem Zusammenbruch des Imperiums für Plünderungen und Zerstörung. Sie greifen nach Lust und Laune an und untergraben damit bald das Zutrauen der Bevölkerung in die Fähigkeit der Republik, Ordnung und Sicherheit wiederherzustellen.

Im tiefen Raum entlang der Corellianischen Handelsstraße stellt die beste Jägerstaffel der Allianz Shadowspawns Banditen eine Falle …

1. Kapitel

Die Corellian Queen war der größte Luxuskreuzer, der jemals die Raumstraßen beflogen hatte, ein interstellarer Vergnügungspalast, den sich nur die Spitzen der Eliten leisten konnten, Wesen, deren Wohlstand sich nicht mehr beschreiben ließ. Es gab Gerüchte, dass man für den Preis eines einzigen Cocktails im am wenigsten exklusiven Speiseclub der Queen so viel bezahlte, dass man mit dem Geld nicht nur ein Sternenschiff hätte erwerben können, sondern auch den Hafen, in dem es anlegte, und die Fabrik, in der es gebaut worden war. Es reichte auch nicht, sich einfach eine Koje auf der Corellian Queen zu mieten; Wohlstand allein genügte nicht. Um sich auf diese ultimative Reise in den Exzess der Genüsse zu begeben, musste man beweisen können, über Herkunft und Manieren zu verfügen.

Das alles machte die Corellian Queen für Terroristen zu einem unwiderstehlichen Ziel: Wen konnte man besser unter Druck setzen als die Elite der Elite, die Mächtigen unter den Mächtigen, die Größten der Großen?

Als daher ein offensichtlich skrupelloser Planungsangestellter in dem gewaltigen mittleren Verwaltungsbereich der Nebula-Linie, die die Queen betrieb, unauffällig ausgewählten Gruppen anbot, gegen entsprechende Bezahlung mit Hinweisen auf die Route des nächsten Flugs der Corellian Queen herauszurücken, führte dies zu beträchtlichem Interesse.

Zwei wichtige Tatsachen blieben jedoch vor dem siegreichen Bieter verborgen. Die erste bestand darin, dass dieser angeblich skrupellose Angestellte weder skrupellos noch ein Angestellter war, sondern ein geschickter und einfallsreicher Agent des Geheimdienstes der Neuen Republik. Die zweite war, dass die Corellian Queen in dieser Saison überhaupt nicht auslief, sondern ersetzt worden war durch eine leicht zu sprengende Wegwerfhülse, die man angefertigt hatte, um darin den größeren Teil eines Sternenjäger-Geschwaders zu verbergen, angeführt von – wie üblich bei solchen Operationen – den Pilotenassen des Renegaten-Geschwaders.

Etwa in dem Augenblick, als R4-G7 einen Annäherungsalarm auf das Sensorpult seines X-Flügeljägers gab und sein Überkopf-Display mit den Bildcodes für sechs TIE-Jagdbomber aufleuchtete, regte sich in Lieutenant Derek »Hobbie« Klivian, ehemals Angehöriger der Allianz zur Wiederherstellung des Friedens in der Republik, nun im Dienst der Neuen Republik, der Verdacht, dass Commander Antilles’ brillanter Hinterhalt niemals brillant gewesen war, kein bisschen, was er auch aussprach. Unmissverständlich aussprach. Wenn man einmal von den ätzenden Schimpfworten absah, lautete sein Kommentar: »Wedge? Dieser Plan war einfach dumm. Hörst du mich? Dumm, dumm, duJAI …«

Das Jai war auf Treffer zurückzuführen, die sein rechtes oberes Geschütz und den größten Teil des ausgeklappten Flügels zerfetzten, an dem das Geschütz angebracht war. Das versetzte den Jäger ins Taumeln, und der Pilot kämpfte mit beiden Händen am Steuerknüppel und beiden Füßen an den Korrekturdüsen dagegen an und hatte sein Schiff beinahe wieder unter Kontrolle, bis die beiden Jagdbomber, die ihm am nächsten waren, in sich ausdehnende Flammenkreise und Schutt explodierten. Die doppelte Schockwelle traf ihn wirklich im falschen Augenblick und ließ ihn sich überschlagend direkt auf eine weitere TIE-Formation zutrudeln, die auf ihn zuraste. Einen Moment wandte er ihnen noch die Front zu, dann den Schwanz und so weiter.

Das Komlink seines Schiffs knisterte, als Wedge Antilles’ Jäger an ihm vorbeisauste, nahe genug, dass er das Grinsen auf den Lippen des Kommandanten erkennen konnte. »Sie meinten wohl: ›Dummer Plan, Sir‹, Lieutenant.«

»Ich nehme an, du hältst das für komisch.«

»Na ja, wenn er es nicht komisch findet«, warf Hobbies Flügelmann ein, »dann tue ich es.«

»Wenn ich wirklich Interesse an deiner Meinung hätte, Janson, würde ich deinen Jäger abschießen und im Wrack danach suchen.« Der schiefe Wirbel von Sternen rings um sein Cockpit versetzte seinem Magen einen Ruck, der drohte, das Stück geräucherte Terrafin-Lende, das er zum Frühstück gegessen hatte, gewaltsam wieder herausbrechen zu lassen. Er kämpfte grimmig mit der Steuerung und konnte das Wirbeln seines Schiffs um einen Hauch verändern, was die Nase des Jägers auf die vier verfolgenden Banditen zudrehte. Grünes Feuer schoss aus seinen drei noch bestehenden Geschützen, und die Formation der Jagdbomber riss auf wie eine überreife Snekfrucht.

Hobbie erwischte nur einen mit seinem Feuer, aber die beiden nahe gezündeten Flechette-Torpedos, die er vorsichtshalber gleichzeitig abgeschossen hatte, sausten in Bögen über die feindlichen Jäger hinweg und endeten in spektakulären Explosionen, die die drei verbliebenen Jagdbomber wie faule Snuffle-Eier aufbrachen.

»Das war wirklich erfreulich«, sagte er und kämpfte immer noch darum, seinen verkrüppelten X-Flügler auszurichten. »TIE-Soufflé!«

»Pass lieber auf, Hobbie – mach so weiter, und jemand könnte denken, dass du das Ding tatsächlich fliegen kannst.«

»Gehörst du zu diesem Geschwader, Janson? Oder wirst du dich nur zurückhalten und höhnisch grinsen, während ich hier all die schwere Arbeit erledige?«

»Hab mich noch nicht entschieden.« Wes Jansons X-Flügler kam aus dem Nichts und raste dicht durch Hobbies subjektive Senkrechte. »Vielleicht kann ich dir ja ein bisschen aushelfen. Ein paar Torps oder so.«

Zwei leuchtend blaue Sterne sprangen aus Jansons Torpedoröhren und rasten auf die angreifenden TIEs zu.

»Äh, Wes?«, sagte Hobbie und verzog das Gesicht. »Das da waren doch keine Flechette-Torps, oder?«

»Klar. Was denn sonst?«

»Ist dir aufgefallen, dass ich derzeit gewisse Schwierigkeiten habe zu manövrieren?«

»Wie meinst du das?«, fragte Janson, als wäre er ehrlich verwirrt. Nachdem er eine Sekunde damit zugebracht hatte, Hobbies Jäger hilflos auf seine Torpedoziele zutaumeln zu sehen, sagte er: »Oh-oh – tut mir leid.«

Die Flechette-Torpedos der Sonderstaffel waren extra für diesen Einsatz entworfen und gebaut worden, und sie hatten nur einen einzigen Hauptzweck: TIE-Jagdbomber zu zerstören.

Der TIE-Jagdbomber war der beste Jäger des Imperiums, um um die Herrschaft im Raum zu kämpfen. Er war schneller und manövrierfähiger als der Incom T-65 (besser bekannt als X-Flügeljäger), noch schneller als selbst die schwer modifizierten und auf den neuesten Stand gebrachten 65Bs des Renegaten-Geschwaders. Der Jagdbomber war auch schwerer bewaffnet, hatte zusätzlich zu den Lasern zwei Ionenkanonen und umschaltbare Rohre, aus denen sowohl Protonentorpedos als auch Druckgeschosse abgefeuert werden konnten. Die Schilde, die die beiden Novaldex-Deflektorgeneratoren erzeugten, waren beinahe so stark wie die von Großkampfschiffen. Die Jagdbomber hatten allerdings keine Partikelschilde, und nur ihr mit Titanium verstärkter Rumpf schützte sie beim Aufprall von festen Gegenständen.

Jede Protonentorpedohülse war mit Tausenden scharfen kleinen Stückchen von Durastahl geladen, gedrängt um einen Kern aus traditionellem Sprengstoff. Bei der Explosion wurden diese winzigen Stückchen Durastahl zu einer sich ausdehnenden Schrapnellkugel, und obwohl sie sich auch selbst mit erstaunlicher Geschwindigkeit fortbewegten, waren sie am wirkungsvollsten, wenn sie im Weg von näher kommenden Jagdbombern zündeten, denn Aufprallenergie wird schließlich von relativer Geschwindigkeit bestimmt. Bei dem Tempo eines Sternenjägers im Raumkampf wurde ein Schiff, das in eine Wolke dieser Durastahlfragmente geriet, schnell zu einem sehr, sehr teuren Käseschneider.

Die vier mittleren Jäger in der sich nähernden Jagdbomber-Formation stießen auf die Flechette-Wolke und – wurden einfach zerfetzt. Die äußeren Jäger konnten gerade noch zur Seite ziehen, bevor sie von zwei aufeinanderfolgenden Explosionen zerrissen worden wären, denn die Explosion des Antriebs eines der Jagdbomber zerstörte die drei anderen einen Moment später ebenfalls, sodass der unglückliche Lieutenant Klivian jetzt direkt auf einen Miniatur-Plasmanebel zutaumelte, in dem es von harter Strahlung nur so glühte. Sie drohte ihn zu braten wie ein Bantha-Steak auf einem Bratstein aus Obsidian am doppelten Mittag auf Tatooine.

»Das wirst du nicht schaffen, Hobbie!«, rief Janson. »Steig aus!«

»Oh, das würde dir gefallen, wie?«, fauchte Hobbie leise und kämpfte weiter grimmig mit der Steuerung des X-Flüglers. Das Taumeln des Jägers wurde langsamer. »Ich hab’s, Wes!«

»Nein, hast du nicht! Raus aus dem Jäger, Hobbie – RAUS!«

»Ich hab’s – ich werde es schaffen! Ich werde …« Er wurde unterbrochen vom letzten Überschlag seines X-Flüglers, der die Nase seines Jägers auf das runde Schuttfeld hin ausrichtete, das sich mit einem beachtenswerten Bruchteil von Lichtgeschwindigkeit auf ihn zu ausdehnte. Hobbie Klivian, anerkannter Meister sowohl menschlicher als auch nichtmenschlicher Blasphemie und Unzüchtigkeit, nicht zu reden von beiläufigen Anstößigkeiten aus einem Dutzend Sprachen und Hunderten von Sternensystemen, fiel nichts weiter ein als: »Autsch.«

Er riss den X-Flügler auf den Schwanz, die Sublicht-Triebwerke auf Höchstgeschwindigkeit, aber er hatte schon lange gelernt, dass er derjenige in der Staffel war, der sich lieber nicht auf sein Glück verlassen sollte, und so griff er nach dem Schalter für den Notausstieg.

Gerade als seine Hand diesen Schalter fand, ruckte das Schiff und klirrte, als steckte Hobbies Kopf vor der Abendmahlzeit in einem Wookiee-Abendessen-Gong. Der metaphorische Wookiee-Koch hatte wohl ebenfalls Hunger, denn es klirrte immer weiter und wurde lauter und lauter, und seltsamerweise schien das mit dem Ausstieg einfach nicht zu funktionieren. Dieses Rätsel wurde jedoch gelöst, als Atmosphäre durch ein faustgroßes Loch in der Kuppel des X-Flüglers hereinkreischte. Dieses Loch hatte einen unregelmäßigen Rand, weil, wie Hobbie entdeckte, das Fragment, das es gerissen hatte, verlangsamt worden war, da es sich durch die Titaniumlegierung der Bauchpanzerung des Jägers hatte drücken müssen. Nicht zu reden vom Steuerpaneel, wo es nicht nur den gesamten Bereich für den Notausstieg zerfetzt hatte, sondern auch Hobbies linke Hand.

Er starrte sein nun ins Nichts reichendes Handgelenk eher wütend als in Schock oder panisch an. Statt Blut oder kauterisiertem Fleisch gab es da nur Funken und Rauch von überhitzten Servomotoren. Schon seit irgendwann vor Hoth hatte er keinen echten linken Arm mehr gehabt.

Besorgniserregender war das anhaltende Kreischen entweichender Atmosphäre, denn er entdeckte, dass das aus dem Nitroxy-Generator seines Schutzanzugs kam.

Irgendwie stinkt dieser ganze Einsatz, dachte er. Nach allem, was er im galaktischen Bürgerkrieg überlebt hatte, würde er von einer geringfügigen Fehlfunktion der Ausrüstung umgebracht werden. Er verbesserte seinen vorherigen Gedanken: Das hier stinkt wirklich.

Er gab sich nicht die Mühe, laut zu sprechen, weil es nicht mehr genug Luft in seinem Cockpit gab, um die Laute zu tragen.

Da er mit dem abgetrennten linken Handgelenk nicht mehr viel Nützliches anfangen konnte, stopfte er es in das Loch in der Kuppel. Die automatische Versiegelung seines Anzugs klebte sich an die zerklüfteten Seiten, aber der Nitroxy-Generator ließ sich nicht beschwichtigen. Tatsächlich fühlte es sich allmählich an, als hätte man ihm einen Fusionskern ohne Schild an den Rücken geschnallt.

Ach ja, dachte er. Das andere Loch.

Er bediente die Öffnungshebel des Cockpits, drehte sich, streckte das linke Bein aus und tastete mit der Spitze seines Stiefels nach unten. Er fand ein Loch – und der steigende Druck saugte den ganzen Stiefel direkt aus der Unterseite seines Jägers, bevor die automatische Versiegelung auch dieses Loch schließen konnte. Er nahm einen weiteren Treffer oder zwei dort unten wahr, hätte aber nicht sagen können, ob etwas seinen Fuß abgerissen hatte.

Schließlich war es auch ein paar Jahre her, seit er sein ursprüngliches Bein gesehen hatte.

Nachdem das Cockpit versiegelt war, beruhigte sich seine Nitroxy-Einheit allmählich und füllte den Raum mit einer atembaren Atmosphäre, die nur schwach nach angesengtem Haar roch, und er fing an zu glauben, dass er es vielleicht doch überleben konnte. Sein einziges Problem bestand nun darin, dass er nicht mehr angeschnallt war und sich in einer außergewöhnlich unbequemen Position befand, die es unmöglich machte, dass er den Kopf auch nur genug drehte, um zu sehen, wohin er trudelte. »R4«, sagte er leise, »kannst du uns bitte wieder auf Kurs zum Sammelpunkt bringen?«

Wegen seiner derzeitigen Position konnte er nicht sehen, dass die Reaktion seines Astromech auf seine Anweisung nur ein Funkenregen und gelegentliche elektrische Entladungen aus dem waren, was von der Kuppel des Droiden übrig geblieben war – ein bisschen weniger als die Hälfte.

Er seufzte. »Also gut, Ausstoßversagen. Und Schaden am Astromech. Bin verkrüppelt«, sagte er ins Kom. »Erwarte manuelle Abholung.«

»Bin im Moment ein bisschen beschäftigt, Hobbie. Wir holen dich später, wenn wir diese TIEs abgeschossen haben.«

»Lass dir Zeit. Ich gehe nirgendwohin. Abgesehen von … na ja, da lang. Langsam. Wirklich langsam.«

Er verbrachte den Rest des Kampfs damit, auf ein wenig Hilfe von Seiten der Macht zu hoffen, wenn Wedge jemanden schickte, um ihn aufzulesen. Bitte, betete er lautlos, bitte lass es Tycho sein. Oder Nin. Oder Standro. Jeden, nur nicht Janson.

Er setzte dieses Flehen als eine Art von Meditation fort, irgendwie so, wie Luke immer von diesem Zeug redete: Er schloss die Augen und stellte sich vor, wie Wedge persönlich auftauchte, um seinen X-Flügler wieder zum Sprungpunkt zu bringen. Nach einer Weile fand er dieses Bild wenig überzeugend – irgendwie hatte er nie so viel Glück gehabt –, also ging er die anderen in der Staffel durch, und als ihn das langweilte, kam er zu dem Schluss, dass es Luke selbst sein sollte. Oder Leia. Oder – sagen wir mal – Wynssa Starflare, der es immer gelang, als die starke, unabhängige, aber manchmal in Bedrängnis befindliche junge Dame in diesen Vorkriegsholodramen absolut hinreißend auszusehen, denn … na ja, wenn man sich schon etwas vorstellte, was nie passieren würde, konnte es wenigstens etwas Unterhaltsames sein.

Es erwies sich als so unterhaltsam, dass es ihm gelang, den Höhepunkt des Kampfs zu verschlafen, mit einem Lächeln auf den Lippen.

Dieses Lächeln dauerte bis zu dem Punkt, als ein besonders heller Blitz durch seine Lider stach und er aufwachte, überzeugt, was direkt neben seinem Schiff explodiert sei, würde ihn nun doch umbringen. Aber dann folgte ein weiterer Blitz und noch einer, und unter schmerzhafter Verrenkung seines Körpers gelang es ihm zu sehen, wie Wes Jansons Jäger neben seinem herflog, nur wenige Meter entfernt. Er konnte auch das kleine Aufzeichnungsgerät sehen, das Jason an die Kuppel des Cockpits drückte und mit dem er ein Bild nach dem anderen aufnahm.

Hobbie schloss wieder die Augen. Er hätte eine Explosion vorgezogen.

»Ich musste es einfach tun.« Jansons Grinsen war wirklich boshaft. »Du siehst aus wie eine verrückte Kreuzung zwischen einem Sternenjägerpiloten und einem batravianischen Gummipflücker.«

Hobbie schüttelte erschöpft den Kopf. Auch noch mit Jansons erbärmlicher Ausrede für Humor fertig werden zu müssen ermüdete ihn. »Wes, ich weiß nicht mal, was das ist.«

»Aber sicher doch, Hobbie. Ein Sternenjägerpilot ist einer, der einen X-Flügler fliegt, ohne sich abschießen zu lassen. Das kannst du im Grundlagenlexikon nachsehen. Obwohl ich schon verstehe, dass du in diesem Fall durcheinander bist.«

»Nein, ich meinte den …« Hobbie biss sich fest genug auf die Lippe, dass er Blut schmeckte. »Äh, Wes?«

»Ja, Kumpel?«

»Hab ich dir heute schon gesagt, dass ich dich wirklich, wirklich nicht ausstehen kann?«

»Oh, sicher – deine Lippen sagen ›Ich hasse dich‹, aber deine Augen sagen …«

»Dass ich dich eines Tages umbringen werde, wenn du schläfst?«

Janson lachte leise. »Mehr oder weniger.«

»Es ist vorbei, wie?«

»Dieser Teil ja. Die meisten von ihnen sind davongekommen.«

»Wie viele haben wir verloren?«

»Nur Acht und Elf. Aber Avan und Feylis haben sich sauber ausgestoßen. Nichts, was ein paar Wochen in einem Bacta-Tank nicht kurieren könnten. Und dann ist da mein batravianischer Gummipflücker von einem Flügelmann …«

»Du bist der Flügelmann, Klotzkopf. Vielleicht sind bei dir ja ein paar Flügelschrauben locker.« Hobbie seufzte erneut. »Ich nehme an, Wedge ist zufrieden. Alles verläuft nach Plan …«

»Ich hasse es, wenn du das sagst.«

»Ja? Wieso denn das?«

»Weiß ich auch nicht. Es verursacht mir einfach eine Gänsehaut. Lass mich dieses Abschleppkabel anbringen, und dann kannst du ruhig weiterschlafen. Es ist ein weiter Weg zum Sammelpunkt.«

»Einverstanden«, sagte Hobbie und erneut schloss die Augen. »Ich habe diesen Traum, zu dem ich wirklich gerne zurückkehren möchte …«

»Gute Arbeit, Wedge.« General Lando Calrissian, Commander der Sondereinsatztruppe der Neuen Republik, nickte der flackernden blauen Hologestalt von Wedge Antilles anerkennend zu, die einen Zentimeter über seiner Konsole schwebte. »Keine Opfer?«

»Nichts Ernstes, General. Hobbie – Lieutenant Klivian – braucht eine neue linke Hand …«

Lando lächelte. »Die wievielte wäre das jetzt?«

»Ich habe den Überblick verloren. Wie sieht es an Ihrem Ende aus?«

»Gut bis weniger gut.« Lando rief den Bericht über die Verfolgung auf den Schirm. »Sieht aus, als seien diese Banditen im Taspan-System stationiert.«

Wedges brillanter Plan war nur aus Notwendigkeit brillant gewesen. Die übliche Methode, die verborgene Basis von Plünderern zu finden – einen gefangenen Piloten oder zwei mit einer neuralen Sonde auszuhorchen –, hatte sich als erheblich schwieriger erwiesen, als man annehmen mochte. Shadowspawn schien äußerst entschlossen, seine Abgeschiedenheit zu wahren, auch nach Dutzenden von Überfällen in den letzten beiden Monaten, einige tief im Territorium der Republik, die Tausende von Zivilistenleben gekostet hatten, war es nicht gelungen, auch nur einen Einzigen von Shadowspawns Leuten lebend zu erwischen.

Das war mehr als nur eine schlichte Weigerung, sich zu ergeben, und die Plünderer hatten die bedrückende Tendenz an den Tag gelegt, wenn sie sich in unmittelbarer Gefahr befanden, Zeug wie Für Shadowspawn und das Imperium! Es lebe die Erneuerung! zu brüllen und sich in die Luft zu jagen. Forensische Techniker, die die Wracks von zerstörten TIE-Jagdbombern untersucht hatten, stellten die Hypothese auf, dass die Sternenjäger mit einem bisher unbekannten Typ von Totmannschaltung ausgestattet waren, die das Schiff zerstörte, auch wenn der Pilot im Kampf nur das Bewusstsein verlor.

Der brillante Teil von Wedges brillantem Plan hatte darin bestanden, Hunderttausende von winzigen Sendern zwischen die Flechettes in die extra für die Renegaten-Staffel hergestellten Torpedos zu stecken, bevor sie den Plünderern anständig eins verpassten und den Rest entkommen ließen. Anders als solche Geräte es sonst taten, gaben die Sender kein eigenes Signal ab und brauchten daher auch keine Energiequelle, was sie so gut wie unauffindbar machte. Diese Sender waren vollkommen träge, wenn sie nicht von einem besonderen Subraum-Signal ausgelöst wurden, auf das sie in einer ganz besonderen Weise antworteten. Und da sich die einzigen Sender von dieser besonderen Art in den Torpedoröhren der Renegaten-Staffel befanden, die tief im Raum an der Corellianischen Handelsstraße im Hinterhalt lagen und nun in diversen gepanzerten Rümpfen einer gewissen Gruppe von TIE-Jagdbombern festsaßen, war es eigentlich nicht mehr schwierig, das System zu finden, in das besagte Jagdbomber geflohen waren.

Wedges Hologestalt wirkte ein wenig verdutzt. »Taspan. Hört sich irgendwie vertraut an, aber ich kann ums Verplatzen nicht …«

»Der Innere Rand, abseits von Hydianischen Weg.«

»Das wäre dann wohl der weniger gute Teil.«

»Ja. Keine einfachen Raumstraßen rein oder raus – und die meisten Abschnitte, die durch Systeme führen, werden von den Imperialen gehalten.«

»Da wünscht man sich doch beinahe einen von Palpatines alten Planetenkillern.«

»Beinahe.« Landos Lächeln war verschwunden, und er klang nicht, als machte er einen Scherz. »Das Imperium hatte eine Waffenfabrik auf Taspan II – dort haben sie ihre unterschiedlichen Entwürfe von Schwerkraftprojektoren getestet …«

»Das ist es!« Das Holobild schnippte mit den Fingern – lautlos, weil das vom Geräuschfilter der Holoprojektion ausgefiltert wurde. »Das Große Knirschen!«

Lando nickte. »Das Große Knirschen.«

»Ich hörte, von Taspan sei nichts als ein Asteroidenfeld geblieben, so wie beim ›Grab von Alderaan‹.«

»Es gibt einen inneren Planeten – Taspan I war eine unwichtigere Erholungswelt, die sich Mindor nennt. Nicht sonderlich bekannt, aber wirklich schön. Meine Eltern hatten dort ein Sommerhaus, als ich ein Junge war.«

»Irgendwelche Fortschritte, was diesen Shadowspawn selbst betrifft?«

»Es ist uns nur gelungen herauszufinden, dass niemand dieses Namens je als imperialer Würdenträger registriert war. Eindeutig ein angenommener Name.«

»Der Kerl muss einfach ein Spinner sein.«

»Das bezweifle ich. Seine Wahl dieser Basis ist regelrecht genial, der Schutt vom Großen Knirschen hatte noch nicht die Zeit, eine stabile Umlaufbahn zu finden.«

»Wie das ›Grab von Alderaan‹.«

»Schlimmer, Wedge. Viel schlimmer.«

Wedges Abbild schien einen Pfiff von sich zu geben, aber auch diesmal verschluckte das der Geräuschfilter. »Klingt hässlich. Wie sollen wir an sie rankommen?«

»Das sollt ihr nicht.« Lando holte tief Luft, dann fuhr er fort:

»Das ist genau die Art von Situation, für die wir die Schnelle Eingreiftruppe eingerichtet haben.«

Wedges Abbild nickte langsam und verstehend. »Wir nehmen also den großen Stock. Schlagen zu und rennen dann so schnell wir können.«

»Das ist das Beste, was wir haben.«

»Wahrscheinlich hast du recht, das hast du meistens. Aber es wird wehtun, nicht dabei zu sein.«

»Das stimmt. Wir haben hier allerdings andere Probleme – und die Schnelle Eingreiftruppe befindet sich in sehr fähigen Händen.«

»Stimmt.« Wedge grinste plötzlich. »Und da wir gerade von diesen fähigen Händen reden, grüß General Skywalker bitte von mir, ja?«

»Das werde ich tun, Wedge. Ganz bestimmt.«

2. Kapitel

Die schematisierte Holopräsentation des Taspan-Systems füllte den gesamten Kommandoraum der Justice mit geisterhaften, durchscheinenden blauen Wolken, die sich langsam, ganz langsam drehten, verbanden, sich wieder teilten und sich in- und auseinanderbewegten. Hoch in der Mitte des Raums hing eine dunkle Scheibe etwa von der Größe des letzten Glieds eines Menschendaumens: Sie stand für Taspan selbst.

Der Planet Mindor war ein hell leuchtendes Pünktchen, das in diesem Augenblick der Simulation etwa einen Meter entfernt von der Nase des kommandierenden Generals hing. Er konnte es kaum sehen. Der größte Teil seiner Aufmerksamkeit galt seinen düsteren Überlegungen über die Tatsache, dass er mindestens zehn Jahre jünger als jeder andere im Raum war.

Der fragliche General war der neueste und jüngste in den Vereinten Verteidigungskräften der Neuen Republik, allgemein bekannt als VVNR. Er sah nicht aus wie ein General, nicht einmal wie ein Soldat. Seine glatten Züge ließen ihn noch jünger aussehen als seine fünfundzwanzig Standardjahre, sein mittelblondes Haar, das von dem Licht von Dutzenden unterschiedlicher Sterne der Holosimulation blond gesträhnt aussah, war immer noch länger, als ein strenger militärischer Schnitt es verlangt hätte, und statt der Uniform eines Generals trug er einen schlichten, engen Fliegeranzug, wie der Sternenjägerpilot, der er einmal gewesen war. Nur das Rangabzeichen auf seiner Brust kennzeichnete ihn als General, und nur die Reserviertheit und Verschlossenheit hinter den klaren blauen Augen zeigte, welchen Preis er bezahlt hatte, um sich seinen Rang zu verdienen.

Sein ungewöhnliches Aussehen ging sogar bis zu seiner Waffe, die so weit entfernt vom Blaster eines Offiziers war, wie man sich vorstellen konnte; seit dem Ende des Klonkriegs war kein General mehr so bewaffnet gewesen.

Er trug ein Lichtschwert.

Sieben seiner zwölf Captains hatten vor der Schlacht von Yavin ihre eigenen Kommandos gehabt – drei von ihnen schon vor dem Klonkrieg, bevor er auch nur zur Welt gekommen war –, und Admiral Kalback, der Oberbefehlshaber der Flotte, war ein entfernter Hülsenvetter von Ackbar oder so etwas und mindestens über sechzig, nicht zu reden von T’chttrk, die nicht einmal selbst wusste, wie alt sie war, weil ihr Volk, die insektoiden T’kkrpks, erst seit der großen Versöhnung vor etwa hundert Jahren angefangen hatten, in Standardjahren zu rechnen, und zu diesem Zeitpunkt war T’chttrk bereits erwachsen gewesen und ein Erboffizier in den Verteidigungskräften ihres Planeten.

Für gewöhnlich kratzte es den neuen General nicht, der Jüngste zu sein. Es fiel ihm kaum auf. Aber diesmal störte es ihn, dass all diese erfahrenen Veteranen, darunter die besten Taktiker der Neuen Republik, seiner angeblichen Weisheit solche Ehrfurcht entgegenbrachten, dass sie ihm nicht einmal widersprechen wollten.

Weil er ein Jedi war, nahmen sie alle an, dass er tatsächlich wüsste, was er tat.

Wenn das nur wahr wäre …

Im Augenblick war das Einzige, was er wirklich wusste, dass er sich niemals hätte von Han zu dieser Sache überreden lassen sollen.

»Luke, Luke«, hatte Han gesagt und den Arm um Lukes Schultern gelegt, »diese Generalsgeschichte ist kein Problem.« Er dachte wahrscheinlich, dass Luke sein tückisches Halbgrinsen nicht sehen konnte. »Wenn ich damit durchkommen konnte, wirst du keine Schwierigkeiten haben.«

»Wenn es so einfach ist, warum trittst du dann zurück?«

»Ich hab Besseres zu tun, Kumpel.« Han verdrehte die Augen in Leias Richtung. »Die Prinzessin ist ziemlich wichtig, aber nicht so wichtig, dass die Neue Republik es sich leisten kann, dass ein General für sie den Chauffeur und den Leibwächter spielt.«

»Leibwächter«, schnaubte Leia. »Wenn du mein Leibwächter bist, wie kommt es dann, dass ich immer diejenige bin, die dich retten muss?«

»So beweist du eben, dass du mich immer noch liebst.« Er grinste sie an und wandte sich dann wieder Luke zu. »Im Ernst, Luke. Du schaffst das. Du bist … äh, beinahe so schlau wie ich und erheblich schlauer als, sagen wir mal, Lando. Du musst nur den Mund halten und deinen Offizieren zuhören. Lass sie sich nicht streiten, und tu immer so, als wüsstest du, was als Nächstes getan werden muss. Ganz einfach. Sag es ihm, Chewie.«

Chewbacca, der mit den Händen hinter dem großen Kopf auf der Couch bei der Gaming-Station lag, hatte nicht einmal die Augen geöffnet. »Aruhrowr. Ragharr.«

»Du bist wirklich eine große Hilfe. Luke, ignorier ihn einfach – er kann Offiziere nicht ausstehen.«

»Ich bin nicht unbedingt sicher, ob es mir zusagt, einer zu sein.«

Das Angebot eines Generalspatents hatte Luke vollkommen überrascht, und es war keine angenehme Überraschung gewesen. Ein paar Monate nach der Niederlage der Ssi-Ruuk war Luke zum Oberbefehlshaber Ackbar gegangen und hatte gebeten, von seinen Pflichten als Offizier entbunden zu werden. Er hatte schon seit einiger Zeit das Gefühl, so hatte er erklärt, dass er der Neuen Republik als Jedi besser dienen könnte denn als Geschwaderkommandant. Ackbar, schlauer alter Soldat, der er war, hatte ihm das geteilte Kommando über die neue Schnelle Eingreiftruppe angeboten, die flottengroß und innerhalb von Tagen an jedem Ort der Galaxis eingesetzt werden konnte. »Wenn Ihr der Neuen Republik wirklich dienen wollt, junger Skywalker, dann ist das hier die richtige Aufgabe für Euch. Ich gehe davon aus, dass Eure Jedi-Einsicht mehr nützen wird, wenn Ihr taktische Operationen anleitet, als bei einer Meditation über die Wege der Macht.«

Darauf war Luke keine Antwort eingefallen, er hatte nur um ein paar Tage Bedenkzeit bitten können. Einer Entscheidung gegenüberstehend, die durchaus über den Rest seines Lebens bestimmen konnte, hatte er sich an den Ort zurückgezogen, der sich am ehesten wie ein Zuhause anfühlte, und mit den einzigen Leuten in der Galaxis darüber gesprochen, in deren Gesellschaft er immer noch einfach nur er selbst sein konnte.

Also musste er nun Leia, Han und Chewbacca erklären, wie ihm zumute war, als sie alle im Passagierbereich des Millennium Falken saßen.

»Es ist nicht einfach«, widersprach er Han. »Ich bin ziemlich sicher, dass überhaupt nichts mehr einfach ist. Weißt du, dass sie Holothriller über mich produzieren? Und nicht mal Dokumentationen über den Angriff auf den Todesstern oder so – sie erfinden einfach irgendwas!«

»Ja, das habe ich gesehen.« Han grinste, als er einen tragbaren Holospieler aus der Dejarik-Konsole nahm und auf den Tisch warf. »Das hab ich vor ein paar Monaten gekauft. Gibt mir was zu tun, während ich darauf warte, dass Leia irgendwo Verhandlungen abschließt oder … na ja, mit ihrer Frisur fertig wird.«

»Keine Witze darüber, Solo«, warnte Leia. »Und das meine ich ernst.«

Luke griff nach dem kleinen Gerät und schaltete auf die Titelseite. Luke Skywalker und die Drachen von Tatooine. »Seht euch nur diesen Mist an!« Er schüttelte angewidert den Kopf und warf das Ding wieder zu Han, der es geschickt auffing. »Genau das meine ich. Es ist alles … einfach so dumm!«

»Was, gibt es denn keine Drachen auf Tatooine?«

»Sicher gibt’s welche«, sagte Luke. »Krayt-Drachen. Und sie sind tatsächlich gefährlich, besonders wenn sie dich allein erwischen – aber schau dir doch diese Illustration mal an! Ich habe noch nie mit meinem Lichtschwert vom Bantha-Rücken aus gekämpft, und ich kann euch garantieren, dass Krayt-Dachen kein Feuer speien.«

»Komm schon, nimm’s leicht, Luke.« Han hob das Lesegerät und lächelte freundlich. »Das da ist für Kids. Und ich muss dir sagen, einige dieser Dinger sind sogar ziemlich gut.«

»Besonders die über dich«, murmelte Leia finster.

Luke starrte sie an. »Soll das ein Witz sein?«

Han zuckte mit den Schultern und errötete ein wenig – aber nur ein wenig; er war von Natur aus immun gegen Verlegenheit. »Nun, du musst wissen, dass du nicht der einzige Held der Republik bist.«

»Han …«

»Frag ihn, wie viel er dafür bekommt«, sagte Leia.

»Du wirst bezahlt?«

»He, ich bin kein Jedi.« Han hob die Hände, als erwartete er halb, Luke würde irgendetwas werfen. »Ich … äh, habe einen Lizenzdeal mit ein paar Holoshow-Produzenten ausgearbeitet. Nach Yavin. Du verstehst.«

»Ja?«

»Wenn er das tut«, sagte Leia, »kann er es mir vielleicht erklären.«

»Es war Landos Idee.« Auf einmal hörte sich Han ein wenig defensiv an. »Seht mal, ich war auf einmal drin in dem Deal, ehe ich genau wusste, was ich tat. Das Zeug ist ziemlich schlecht, aber es ist harmlos. Han Solo und die Piraten von Kessel – Han Solo in der Höhle der Raumschnecken …«

»Es ist nicht harmlos.« Luke reckte das Kinn vor. »Hast du Luke Skywalker und die Rache der Jedi gesehen?«

Han sah ihn zweifelnd an. »Ich dachte, Jedi kennen so was wie Rache nicht.«

»Das tun sie auch nicht – ich meine, wir tun es nicht. Ich weiß nicht, was ich meine. Sie zeigen mich, wie ich meinen eigenen Vater umbringe – um den Tod von Palpatine zu rächen! Es ist einfach … einfach widerwärtig.«

»Nimm das nicht so schwer, Luke. Die Autoren geben der ganzen Sache ein bisschen mehr Schwung. Was schadet das schon? Ein paar Knalleffekte lassen dich härter wirken.«

»So will ich aber nicht wirken.«

»Luke, komm schon. Die Leute brauchen Helden – und Geschichten wie diese sind es, die Helden zu Helden machen.«

»Ich dachte, Helden werden Helden, indem sie etwas Heldenhaftes tun.«

»Du weißt schon, was ich meine.«

»Ja, das tue ich. Und das ist ein Teil des Problems. Alle beobachten mich. Es ist, als versuchten sie zu erkennen, was denn nun aus mir wird. Als versuchten sie herauszufinden, wie sie daraus am einfachsten Profit machen können.«

Han spreizte die Finger. »Das bewirkt, dass die Galaxis sich weiterdreht, Kumpel.«

»Vielleicht«, sagte Luke. »Aber ich brauche keinen Anteil daran zu haben. Vielleicht ist es das, was sich dabei so falsch anfühlt, ein General zu sein. Es ist … ach, ich weiß nicht, als drängte ich mich auf. Als würde ich Ackbar irgendwie überreden, so etwas wie diese Ernennung vorzunehmen, damit ich überlebensgroß sein kann.«

»Du bist überlebensgroß, Luke. Das ist es, was ich versuche, dir begreiflich zu machen.«

»Verstehst du das alles denn nicht? Ein General sein … andere Leute an Orte zu schicken, wo sie jemandes Leben nehmen oder sich selbst umbringen lassen müssen …« Luke schüttelte noch einmal den Kopf. »Den Helden zu spielen, wenn man das Sagen hat, kann vielen Leuten Schaden zufügen.«

»Wer spielt denn hier?«

»Luke, diese Ernennung ist eine wunderbare Gelegenheit, und nicht nur für dich«, warf Leia ein. »Die Macht ist nicht die einzige Kraft, mit der man Leuten helfen kann; da gibt es Möglichkeiten, die erheblich wirkungsvoller sind, als etwas mit seinem Lichtschwert zu treffen. Als Jedi kannst du vielleicht die eine oder andere … äh, hilflose Prinzessin retten oder so, aber als General kannst du Tausende von Leben retten, Millionen. Die Streitkräfte brauchen dich, Luke.«

»Gegen deine Argumentation habe ich keine Chance, Leia. Ich bin kein Politiker, und die Landwirtschaftsschule in Anchorhead hatte keinen Debattierclub. Aber … ich bin ein Jedi. Ich bin der Jedi. General zu werden fühlt sich einfach nicht richtig an.«

»Na ja, du weißt, ich war damals nur ein Junge«, sagte Han langsam, »und für Shrike zu arbeiten gab mir … äh, Dringlicheres zu tun, als die Nachrichten zu verfolgen, wenn du verstehst, was ich meine – aber ich glaube, ich kann mich erinnern, dass dein Freund Kenobi selbst mal General war, damals im Klonkrieg.«

»Das stimmt. Aber er hat nie darüber gesprochen.«

»Er war immer bescheiden«, sagte Leia. »Obi-Wan war Teil so vieler Geschichten, die mein Va … mein … äh, Adoptivvater mir erzählt hat. Er war ein großer Held der Republik. Deshalb habe ich mich an ihn gewandt, als man hinter mir her war.«

Luke schüttelte den Kopf. »Es ist einfach nicht, wie ich mir vorgestellt habe, mein Leben zu verbringen.«

»Ach, ist das alles?«, fragte Han. »Komm schon, Luke – niemand lebt am Ende so, wie er es erwartet hat.«

»Nein?«, fragte Luke. »Ich kann mich an diesen einen Burschen erinnern – er bekam sein eigenes Schiff, gab sein Patent zurück, schüttelte das Militär ab und macht jetzt so ziemlich, was er will, überwiegend fliegt er mit seinem Copiloten in der Galaxis rum und rettet Prinzessinnen und so, und er ist niemandem Rechenschaft schuldig außer sich selbst und …«

»Soll das ein Witz sein?« Han wirkte empört. »Luke, hast du deine Schwester je wirklich kennengelernt? Luke Skywalker von Tatooine, darf ich Euch Prinzessin Leia Organa von uff … «

»Vom extrem spitzen Ellbogen vorstellen«, beendete Leia Hans Satz und lächelte ihn an.

»Ja, schon gut, Frieden, ja?« Han rieb sich die Rippen, einen gekränkten Ausdruck im Gesicht. »Ohne Witz, Luke, denk darüber nach. Wenn wir beide die Leben geführt hätten, die wir erwartet hatten, wären wir vielleicht immer noch bei Yavin mitgeflogen.«

»Glaubst du?«

»Klar«, sagte Han. »Als TIE-Piloten. Für Vader.«

Luke wandte den Blick ab.

»Manchmal ist es ein Geschenk, wenn etwas nicht nach Plan geht«, erklärte Han. »Du musst dich mit dem Fluss bewegen, verstehst du? Ich meine, vertraue der Macht, ja? Hätte die Macht dir diese Gelegenheit gebracht, wenn du sie nicht ergreifen solltest?«

»Das weiß ich nicht«, musste Luke zugeben.

»Warum fragst du Kenobi nicht selbst, wenn er das nächste Mal als dieser Macht-Geist auftaucht?«

»Er ist kein Geist … «

»Schon gut. Du weißt, was ich meine.«

Luke schüttelte den Kopf und seufzte. »Er … er lässt sich nicht mehr sehen. Es ist Wochen her, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Als hätte er sich aufgelöst. Oder wäre zu weit weg, um sich mit mir in Verbindung zu setzen.«

»Und vielleicht hat das ja auch etwas zu bedeuten«, sagte Leia. Luke warf ihr einen scharfen Blick zu, aber sie zuckte nur mit den Schultern. »Ich weiß weniger darüber, ein Jedi zu sein, als darüber, Politikerin zu sein – aber glaubst du nicht, dass schon deine Entscheidungslosigkeit an sich deutlich macht, dass du dich … auf dem falschen Weg befindest? Ich meine, weißt du so etwas nicht normalerweise?«

»Ja«, sagte Luke leise. »Ja, normalerweise tue ich das.«

Etwas, das Yoda gesagt hatte, fiel ihm so deutlich wieder ein, dass er beinahe die Stimme des Meisters hören konnte. Wenn weit von der Macht du dich findest, dass nicht die Macht selbst sich bewegt hat, du sicher sein kannst.

»Ich nehme an«, sagte Luke widerstrebend, »es muss ja nicht für immer sein …«

Ein breites Grinsen rollte halb über Hans Gesicht. »Du bist also dabei?«

Luke nickte. »Ich denke schon.«

Han schlug ihm auf die Schulter. »Danke, Kumpel! Du bist der Größte!«

»Danke wofür?«

Da drehte Han das Lächeln voll auf. »Ackbar hat damit gedroht, wenn ich dich nicht dazu überrede, wird er mich zwingen, es selbst zu tun. Han Solo und die Schnelle Eingreiftruppe klingt irgendwie komisch, findest du nicht?«

»Hier ist der Schwerkraftradius von Mindor«, sagte Commander Thavish, der Informationskoordinator der Kampfgruppe. Er war der Nächstjüngste im Raum, und er war fünf Jahre älter als Han, von Luke nicht zu reden. Er drückte auf einen Knopf, und der Nadelstich von Mindor wuchs zu einer Kugel von etwa einem Zentimeter Durchmesser. »Die übliche Aufstellung rings um einen Planeten bringt unsere Doppelsiebener hierher.«

Drei neue winzige Leuchtpunkte bildeten ein gleichseitiges Dreieck um den Planeten, etwa parallel zur seiner ekliptischen Ebene. Ein vierter und fünfter Leuchtpunkt erschienen über und unter dieser Ebene. Die fünf Doppelsiebener waren alles an CC-7700 /E-Abfangkreuzern, über die die Kampfgruppe verfügte – alle in der Lage, ein simuliertes Schwerkraftfeld von mehreren hundert Planetendurchmessern zu projizieren. Als Thavish die Abbilder des Schwerkrafteinflusses der DS dazuschaltete, füllten die überlappenden Kugeln einen Bereich von grob fünf Lichtminuten Durchmesser – etwa neunzig Millionen Kilometer –, in dem Hyperantriebe nicht funktionieren würden.

»Obwohl die Waffenverbesserungen der E-Serie den Doppelsiebenern eine beträchtlich bessere Verteidigung geben, wird jedes Schiff einen Schirm von einer vollständigen Staffel von Jägern brauchen, weil wir keine angemessene Information über die Streitkräfte des Ziels haben. Wir könnten uns allem Möglichen gegenüberfinden, von ein paar Dutzend bis zu mehreren Tausend dieser TIE-Jagdbomber. Die Aufzeichnungen, die wir bei der Spirana-Operation erbeuten konnten, weisen darauf hin, dass es immer noch mehrere Tausend Jagdbomber gibt, deren Produktion verifiziert werden konnte und über deren Aufenthaltsort wir nichts wissen. Außerdem können wir natürlich nicht sicher sagen, dass die verbliebenen loyalistischen Territorien keine aktiven Herstellungseinrichtungen haben. Nicht zu reden davon, dass er Abfangjäger oder andere nicht hyperraumtaugliche Jäger im System haben könnte.«

Captain Trent, Kommandant der Regulator, beugte sich näher. »Und Großkampfschiffe?«

»Shadowspawns Kräfte haben nie Großkampfschiffe gehabt.«

»Was nicht bedeutet, dass er keine hat.«

»Ja, Sir. Aber es gibt Eigenschaften des Systems, die nahelegen, dass wir uns vor allem Sternenjägern gegenüberfinden werden. Nur dass wir nicht einschätzen können, wie vielen.«

T’Chttrk zwitscherte und klickte eine Frage. Ihr Protokolldroide der D-Serie, D-P4 m, legte den eleganten, Tungsten-beschichteten Kopf schief und sagte leise: »Der Commander bittet respektvoll darum, gute Nachrichten zu erhalten.«

»Commander«, sagte Thavish, »das sind die guten Nachrichten.« Wieder benutzte er die Fernbedienung. »Die schlechten Nachrichten sehen so aus.«

Die durchscheinenden Wolken, die durch die Simulation geschwebt waren, verdickten sich, als könnten sie irgendwie greifbar werden. »Das hier stellt das Ergebnis unseres besten Langstreckenscans der Schuttfelder dar, die bei der Zerstörung von Taspan II entstanden. Das Große Knirschen, wie man es nennt, ging auf einen Unfall in einer imperialen Prüfeinrichtung für eine neue Art von Schwerkraftprojektor zurück. Der Planet wurde vollkommen pulverisiert und produzierte Schutt, dessen Größe sich von Staubkorn-Mikrometeoren bis zu Asteroiden erstreckt, die einen Durchmesser von mehreren Kilometern haben. Das geschah vor nur vier Standardjahren, und der Schutt hat noch keine festen Orbits gefunden. Schlimmer, die Planeten waren zur Zeit des Großen Knirschens in Konjunktion, und Mindor war der innere Planet der beiden. Also drehen sich Brocken von Taspan II nach innen auf den Stern zu, und Mindors eigene Schwerkraft hat große Massen von ihnen in instabile Orbits um sich selbst eingefangen.«

Admiral Kalback lehnte sich vor, und seine Kinnpalpen zuckten. »Und es gibt keine Möglichkeit, diese Orbits zu berechnen?«

»Commander, selbst wenn wir sie alle scannen könnten – was nicht möglich ist –, könnte kein Computer verlässlich ihre Wege berechnen. Schon das Wort Orbit deutet eine beruhigtere Situation an als die, der wir tatsächlich gegenüberstehen. Sie interagieren ununterbrochen miteinander, auf jede erdenkliche Weise, von Schwerkraftauswirkungen bis zu offenen Kollisionen. Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit diesen Ziffern zuwenden würden …«

Jede einzelne Wolke hatte auf einmal glühende Ziffern, die sie begleiteten. Die Zahlen veränderten sich langsam, wurden höher oder niedriger, und die einander überlappenden Bereiche produzierten ihre eigenen Ziffern – höhere Zahlen. »Diese Zahlen stehen für unsere besten Einschätzungen der Materialdichte jeder größeren Schuttwolke. Jede Zahl gibt die Anzahl der taktisch bedeutsamen Gegenstände pro Kubikkilometer wieder. Mit taktisch bedeutsam meinen wir: groß genug, um einem Flottenschiff beträchtlichen Schaden zuzufügen, trotz Verteidigungsfeuer und Partikelschilden.«

Captain Patrell, der ergraute corellianische Kommandant der Wait a Minute, fluchte heftig genug, dass zumindest vier der anderen Offiziere zusammenzuckten. »Einige dieser Zahlen sind dreistellig!«

»Ja, Sir.«

Die Raumschiffkommandanten wechselten finstere Blicke. Die Aussicht, Kreuzer in ein solches Umfeld zu bringen, deren Größe selbst einen guten Teil eines Kubikkilometers betrug, konnte keinem von ihnen gefallen.

»Lassen Sie es mich anders formulieren.« Ein weiterer Knopfdruck auf die Fernbedienung produzierte neue Ziffern in den Wolken. »Diese Zahlen stehen für die geschätzte Wahrscheinlichkeit eines katastrophalen Aufpralls – eines, der in bedeutsamer Verringerung von Kampffunktion und Besatzung resultieren wird.«

Luke schloss die Augen. »Bedeutsamer Verlust der Kampffunktion. Das bedeutet, dass Leute sterben, nicht wahr? Dass Schiffe schwer beschädigt oder zerstört werden?«

»Ja, Sir.«

»Dann sagen Sie das.«

»Sir?«

»Das ist ein Befehl, Thavish. Keine Euphemismen.« Er dachte betrübt daran, dass er vor fünf Jahren noch nicht einmal gewusst hatte, was sterben bedeutete – sein erster Eindruck davon waren die verkohlten Leichen von Onkel Owen und Tante Beru gewesen, von denen Rauch in das Zwielicht von Tatooine aufgestiegen war …

Seitdem hatte er viel gelernt. Nicht alles hatte damit zu tun, ein Jedi zu sein.

»Ja, Sir. Äh, ist das eine Jedi-Sache, Sir?«

»Nein«, erwiderte Luke. »Es ist eine General-Skywalker-Sache. Wenn Sie über Personen als eine Gruppe von verminderten Fähigkeiten statt über Personen sprechen, ist es zu einfach, diese Denkweise zu übernehmen.«

»Ja, Sir.« Thavish wandte sich wieder dem Holobild zu. »Wir haben die Doppelsiebener als unsere Grundlage benutzt, da sie innerhalb der Kampfgruppe von grob mittlerer Größe sind. Ein DS würde zum Beispiel an dieser Stelle mit eins Komma acht fünf Prozent Wahrscheinlichkeit einen katastrophalen Zusammenstoß haben …«

»Die Wahrscheinlichkeit ist also noch wesentlich geringer als bei einer corellianischen Hyperraumstraße.« Captain Patrell schüttelte leise lachend den Kopf. »Einen Moment haben Sie mir wirklich Angst gemacht.«

Luke, der die Augen immer noch geschlossen hatte, fragte: »Was ist der Zeitrahmen?«

»Sir?«

»Eins Komma acht fünf Prozent in welchem Zeitraum?«

»Oh, ja. Dieser Prozentwert gilt für … äh, den Eintritt. Also … äh, sofort.«

Captain Patrell hörte auf zu lachen.

Luke nickte. »Und danach?«

»Nun ja – es ist kompliziert, ein statistisches Modell anzufertigen. Es ist mehr oder weniger eine bewegliche Skala, in der wir annehmen, wenn Sie nicht sofort … äh, vernichtet werden, müssen wir berechnen …«

»Sagen wir mal innerhalb von einer Stunde.«

Als die Werte angezeigt wurden, wurden die Mienen aller noch finsterer. Nach einer Stunde bestand eine Wahrscheinlichkeit von über zwanzig Prozent. »Sie sagen uns also«, murmelte Luke, »dass wir nach einer Stunde der Operation zwei Schiffe verloren haben. Immer vorausgesetzt, der Feind unternimmt nichts.«

»Nun ja, die Mathematik ist ein wenig komplizierter als …«

»Grob gesagt.«

Thavish nickte entschuldigend. »Grob gesagt: ja.«

»Das da ist ein Friedhof«, stellte Petrell fest. »Dort fliegen Großkampfschiffe hin, um zu sterben.«

»Das Taspan-System«, erklärte Thavish, »ist eine beinahe perfekte Basis für Sternenjäger. In einem Sternenjäger sind sie nicht nur ein kleineres Ziel für die Asteroiden, sie sind auch manövrierfähig genug, ihnen auszuweichen. Aber um Shadowspawn dort zu halten, brauchen wir die Abfangkreuzer. Sonst kann seine gesamte Streitmacht im Hyperraum verschwinden. Unsere Abfangkreuzer sind jedoch so verwundbar, dass wir uns nicht leisten können, sie einzusetzen.«

»Lord Shadowspawn«, murmelte Luke. »Kein dummer Mann. Er wusste, was er tat, als er sich Mindor aussuchte.«

Er blickte zur Decke auf und wünschte sich, er könnte eine Stunde oder zwei stehlen, um sich auszuruhen und zu meditieren und etwas von dieser Jedi-Einsicht, die er angeblich hatte, zu sammeln. Aber sie hatten nicht genug Zeit. Wenn doch nur Ben – oder Meister Yoda oder sogar sein Vater – ein Wort der Weisheit einwerfen würden … Aber was immer von ihnen aktiv in der Macht geblieben war, hatte offenbar anderswo zu tun. Und das schon seit Monaten.

Keine Einsicht von der Macht. Er hatte nur seine eigene.

Das sollte lieber genügen.

Er seufzte. »Also gut, wir können sie nicht belagern. Wir können sie nicht einmal in einen geplanten Kampf verstricken. Damit bleibt nur eine Möglichkeit.«

Admiral Kalback nickte. »Angriff mit überwältigender Übermacht. Vollkommene Verunsicherung des Feindes.«

Commander Thavish legte nachdenklich den Kopf schief. »Es könnte vielleicht am Ende Leben retten. Zumindest unsere. Vielleicht sogar ihre. Wenn wir ihnen nie die Chance geben zu glauben, dass sie sich freikämpfen können, ergeben sie sich vielleicht.«

»Leben retten ist eine gute Sache, wenn wir das können. Siegen ist wichtiger«, sagte Luke. »Wenn wir Shadowspawns Streitmacht entkommen lassen, kann sie sich einfach verteilen. Sie können fliehen und sich dann zu kleinen unabhängigen Gruppen formieren. Wir wissen besser als alle anderen in der Galaxis, wie viel Schaden diese Art von dezentralisierten Guerilla-Aufständen anrichten kann – so haben wir das Imperium gestürzt. Das hier ist vielleicht unsere letzte Chance, direkt mit unserer ganzen Kraft gegen Shadowspawns ganze Kraft zuzuschlagen.«

Luke sah sich am Tisch um und sah jedem einzelnen Anwesenden in die Augen. »Jeder von Ihnen sollte eines verstehen: Wir halten nichts zurück als eine kleine Reserveeinheit, um unseren Rückzug zu decken, falls es schiefgehen sollte. Wir werfen ihnen alles entgegen, was wir haben. Alles oder nichts.«

Einer nach dem anderen beantworteten die Kommandanten seinen Blick mit finsterem Nicken.

»Also gut«, sagte Luke. »Ich will taktische Bereitschaftsmeldungen innerhalb einer Stunde. Wir starten in drei.«

3. Kapitel

Aeona Cantor lag flach auf der Hügelkuppe und starrte angestrengt durch ein eher trübes Elektrofernglas, dessen vordere Linsen zu oft den Wolken von Dreck ausgesetzt gewesen waren, die vom Wind hier umhergeblasen wurden und auf Mindor als Atmosphäre durchgingen. Die Klötze zerbrochenen Lavasteins rings umher verbargen sie, und sie brauchte sich auch keine Sorgen um thermale Erfassung zu machen, denn die Steine waren von der Mittagshitze aufgeheizt. Zudem bildeten die Brocken aus Lavagestein, die an ihrem Schutzanzug befestigt waren, eine hervorragende Tarnung gegen Sensoren, die mit sichtbarem Licht arbeiteten. All das war notwendig in ihrer Situation, zehn Kilometer entfernt von einem rauchenden Vulkankegel.

Die Tatsache, dass dieser Vulkankegel riesig war und rauchte, interessierte Aeona nicht im Geringsten. Sie interessierte sich nur für den Ring verteidigender Turbolasertürme, die den Vulkan umgaben, und die Schnakenwolken von TIE-Jägern, die aus einer sichtbaren Höhlenöffnung am Berghang herausflogen oder in sie hineinsteuerten.

Mit anderen Worten: Es sah genauso aus, wie es jedes Mal ausgesehen hatte, wenn sie hingeschaut hatte.

Sie verzog das Gesicht, schob eine orangebraune Locke aus ihrer Stirn und stellte das Fernglas auf eine höhere Vergrößerung ein. »Ich kapier es einfach nicht«, sagte sie. »Trip, ist er sicher, was die Störer angeht?«

Ein paar Meter unterhalb von und hinter ihr antwortete ein Mann, der ebenfalls einen Schutzanzug mit Lavabröckchen-Tarnung trug, mit einem Schulterzucken. »Ich kann nur weitergeben, was Boakie mir sagt. Der Subraum ist frei. Wenn wir wollten, könnten wir ein Signal bis zum Trigaskischen Flecken schicken.«

»Warum sollte Shadowspawn seine Subraum-Störer abstellen? Direkt nach einem Überfall. Unverständlich.«

»Und wie soll ich das wissen? Du solltest lieber ihn fragen.«

»Wenn ich je Gelegenheit erhalte«, murmelte sie durch zusammengebissene Zähne, »werden wir andere Gesprächsthemen haben.«

»Ich habe etwas!« Dieser Ruf kam von weiter unten am Hang, aus der Öffnung der Höhle, wo der Rest ihrer Leute wartete. »He, Aeona! He, ich hab was!«

Aeona drückte sich in die Steine und zischte: »Trip! Sag diesem Idioten, er soll verdammt noch mal leise sein!«

»Wieso das denn? Es ist schließlich nicht, als ob jemand in der Nähe wäre, um mich zu hören.«

»Willst du Streit anfangen?«

»Ach, Aeona, komm schon …«

»Die Schmelzer könnten diese Hügel mit sonischen Sonden gepflastert haben. Vielleicht gibt es eine Bodenpatrouille. Weißt du, wie die Schmelzer uns immer wieder finden? Ich auch nicht. Bis wir das wissen, wird der Nächste, der lauter spricht, als zu flüstern, meinen Blasterlauf in die Fresse kriegen.«

»Aeona …«

»Und der Nächste, der mir widerspricht, kriegt den Lauf in …«

»Schon gut, schon gut. He, entspann dich.« Trip ließ sich halb den Hang hinunterrutschen, halb kletterte er auf die Höhle zu.

Aeona riss das Fernglas wieder an die Augen. Sie würde sich entspannen, wenn sie von diesem stinkenden Steinball weg war.

Hinter ihr hörte man Stiefel auf Lava, als Trip wieder nach oben kam. »Es war nichts«, sagte er.

»Was für eine Art Nichts?«

Trip winkte angewidert ab. »Nichts wie nichts. Nur ein paar Pings.«

Aeonas Stirnrunzeln wurde ausgeprägter. »Pings?«

»Ja – irgendeine Art von Signal und ein Echo, wie die Antwort eines Senders …«

»Mir ist klar, was ein Ping ist«, knirschte sie. »Woher kam der Auslöser?«

Trip zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich von außerhalb des Systems. Ein HoloNetz-Verstärker oder so.«

»Und die Antwort kam von hier?«

»Na gut, ja. Äh … wie kannst du das wissen?«

Sie schob sich bereits zurück aus ihrer Stellung, dann kletterte sie den Hang hinunter. »Hoch! Alle hoch!«

Leute in lavabestückten Schutzanzügen kamen überall rings um die kleine Höhle auf die Beine.

»Macht euch fertig, Leute!« Aeona ging an ihnen vorbei auf ihr Spähfahrzeug zu. »Ich will, dass jeder Speeder, Swoop und Skimmer in fünf Minuten in der Luft ist. Nehmt nichts mit außer Waffen, Energiezellen und Medikits. Das hier ist unsere Chance.«

»Chance?«, fragte Trip, der hinter ihr hereilte. »Was ist denn los?«

»Hältst du es etwa für einen Zufall, dass nach Wochen die Störer einfach abgeschaltet werden? Gerade rechtzeitig, um einen Sender-Ping durchzulassen, der wahrscheinlich von einer Art von Spürsender kommt?«

Trip verzog das Gesicht. »Was? Ist es eine Falle?«

»Nicht für uns. Und wir sollten dafür sorgen, dass wir auch nicht reingeraten.« Aeona zog den Blaster, überprüfte die Ladung, wirbelte ihn dann um den Finger und stieß ihn in einer einzigen Bewegung zurück ins Halfter. Einen Augenblick lächelte sie. Aber nur einen Augenblick. »Wir werden warten und aufpassen, aber wir müssen uns bereithalten.«

Group Captain Klick hatte Haltung angenommen, und der Fliegerhelm glänzte unter seinem schwarz gerüsteten linken Arm. Er kümmerte sich nicht um das Flehen und die Flüche, das Schluchzen und hin und wieder Schreien der Gefangenen in der Sortierzentrale hinter sich, er stand einem riesigen Brocken Durastahl gegenüber, der einen sternjägergroßen Eingang verschloss, der aus der Wand dieser vulkanischen Höhle gehauen worden war. Bald schon würde die Platte weggezogen werden, eine Maske würde ihn holen, und Klick würde vor Lord Shadowspawn stehen.

Um sich für sein Versagen zu verantworten.

Trotz des Durastahl-Graus in seinen wenigen verbliebenen Haaren, den tiefen Falten in seinem verwitterten Gesicht und der Brandnarbe, die seine Wange verknitterte und die Reste seines linken Ohrs nach oben zog, wussten alle, die sich mit Sturmtruppen auskannten, dass sie etwas Besonderes vor sich hatten, sobald er den Helm abnahm. Klick war einer der ursprünglichen Fetts, ein Veteran des Klonkriegs von Geonosis bis zur Jedi-Rebellion, und er war stolz darauf. Das war seine einzige Eitelkeit. Es machte ihm nichts aus, dass sich sein Rufzeichen ein wenig albern anhörte – ein humorloser Jedi-Padawan hatte es ihm vor fünfundzwanzig Jahren angehängt. »Klick« war die Abkürzung für »Kilometer« und das wiederum ein Verweis auf seine Krippenidentifikation: TP – für Truppenpilot – 1000.

Die riesige Höhle hinter ihm war aus dem örtlichen Schmelzmassivstein gehauen und dann durch Fusion in eine Wand aus schwarzem Glas verwandelt worden. Die Wände und die Decke schimmerten von kalten grünen Glanzlichtern, die den sanft schaukelnden, zehn Meter über dem polierten Boden schwebenden Schwarm von Repulsor-Lichtkugeln spiegelten. Verteilt über diesen Boden waren Gruppen von Gefangenen, die standen oder saßen oder sich so bequem hingelegt hatten, wie das auf dem nackten, kalten Boden möglich war.

Die Gefangenen waren ein bunter Haufen, von Bettlern zu Aristokraten, von Dieben zu Rebellenoffizieren. Sie waren das eigentliche Ziel der Überfälle gewesen, die Klicks Jagdbomber-Geschwader in den vergangenen Monaten im mittleren Rand durchgeführt