Star Wars: Vor dem Erwachen - Greg Rucka - E-Book

Star Wars: Vor dem Erwachen E-Book

Greg Rucka

4,0

Beschreibung

Der neue Star Wars Kino-Blockbuster ist bekanntlich rund dreißig Jahre nach den Ereignissen aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter angesiedelt, was in der gesamten Fanweltdie Frage aufwirft: Was ist in der weit entfernten Galaxis in eben jener Zeit passiert? Erste Antworten finden sich in diesem Jugendroman, der in spannenden Episoden Einblicke in das Leben der neuen Hauptfiguren Finn, Rey und Poe gewährt ... in den Tagen, Wochen und Monaten VOR dem Erwachen der Macht. DIE OFFIZIELLE VORGESCHICHTE ZU STAR WARS: DAS ERWACHEN DER MACHT

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Nähere Infos und weitere Bände unter:

www.paninicomics.de

VOR DEM ERWACHEN

Von Greg Rucka

Illustrationen von Phil Noto

Ins Deutsche übertragen

von Marc Winter

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Deutsche Ausgabe 2016 Panini Verlags GmbH, Rotebühlstraße 87, 70 178 Stuttgart.

Alle Rechte vorbehalten.

© & TM 2016 LUCASFILM LTD.

Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: Before the Awakening” by Greg Rucka, illustrated by Phil Noto.

Geschäftsführer: Hermann Paul

Head of Editorial: Jo Löffler

Head of Marketing: Holger Wiest (email: [email protected])

Presse & PR: Steffen Volkmer

Übersetzung: Marc Winter

Lektorat: Andreas Kasprzak

Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln

YDSWJR001E

ISBN 978-3-8332-3284-8

Gedruckte Ausgabe:

ISBN 978-3-8332-3258-9

Findet uns im Netz:

www.paninicomics.de

PaniniComicsDE

Inhalt

FINN

REY

POE

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …

Ein Schatten liegt auf der Galaxis.

Wo einst Hoffnung und Frieden war,

herrscht nun Furcht vor einem aufziehenden Krieg.

Die ERSTEORDNUNG erhebt sich und gewinnt an Macht,

und die NEUEREPUBLIK kann ihr vielleicht nicht standhalten.

Von all den Abermilliarden Wesen in der Galaxis

wird es drei mitten ins Herz dieses

Konflikts hineinziehen.

Alle drei werden sehr bald eine entscheidende Rolle spielen.

Alle drei werden sie sich der Dunkelheit stellen.

Alle drei streben sie mit aller Kraft dem Licht entgegen.

FN-2187 ist ein STURMTRUPPLER der Ersten Ordnung,

doch der Zweifel nagt an ihm.

Auf Jakku tut eine junge Frau, die sich REY nennt,

alles dafür, ihre lebenswichtige Abgeschiedenheit zu wahren.

Und im Sternenmeer strebt POEDAMERON danach,

einer Republik zu dienen, an die er stets fest geglaubt hat,

während finstere Mächte drohen,

seine Entschlossenheit ins Wanken zu bringen.

Dies ist ihre Geschichte in den Tagen, Wochen und Monaten vor dem

ERWACHENDERMACHT.

Sie waren zu viert in ihrem Team, und weil Sätze wie „FN-einundzwanzig-siebenundachtzig, Vorsicht, hinter dir!“ nicht gerade fix über die Lippen kommen, hatten sie sich auf Kurzfassungen verlegt, was praktischer war, wenn Blastersalven um sie herumzischten. Vor Offizieren – speziell vor Captain Phasma – benutzten sie natürlich die korrekten Bezeichnungen. Aber in den Quartieren und im Kampf sprachen sie sich mit den Namen an, die sie sich gegenseitig oder auch selbst gegeben hatten.

FN-2199 hieß Nines, also „Neuner“, ganz einfach weil er fand, dass es sich gut anhörte. FN-2000 hatte den anderen gesagt, sie sollten ihn Zeroes, also „Nuller“, nennen, da er durchaus stolz darauf war, eine glatte Tausenderzahl zugeteilt bekommen zu haben. Er hielt sich dadurch für etwas Besonderes. Entweder hatte ihn nie jemand darauf aufmerksam gemacht, dass eine „Null“ zu sein, nicht unbedingt etwas war, worauf man stolz sein konnte, oder es interessierte ihn schlichtweg nicht.

FN-2003 war der Einzige mit einem echten Spitznamen. Sie nannten ihn Slip, „Patzer“. Er schien immer eine Spur langsamer und ein wenig unbeholfener als der Rest des Teams zu sein – und das war nicht nur eine körperliche Sache. Bei Einsatzbesprechungen oder Übungseinheiten hatte man manchmal den Eindruck, dass die Befehle nicht recht bei ihm ankamen, dass er nicht vollends begriff, was genau oder wie er etwas tun sollte.

FN-2187 war einfach nur Acht-Sieben, wenn jemand aus dem Team seine Kennung abkürzen wollte. Das geschah allerdings nicht allzu oft. Für den Ausbildungskader und seine Kameraden war er einer der besten Sturmtruppler, den sie je gesehen hatten. Er brachte alles mit, was seine Ausbilder sich wünschten – Loyalität, Pflichtbewusstsein, Tapferkeit, Gewandtheit und Stärke. Egal welche Prüfung, egal welche Beurteilung, FN-2187 gehörte immer zum obersten einen Prozent. Somit war er nur FN-2187und auf dem besten Weg, zum perfekten Sturmtruppler der Ersten Ordnung zu werden. Zumindest dachten das alle – bis auf FN-2187 selbst.

FN-2003, Slip, war zurückgefallen. FN-2187, Zeroes und Nines waren hinter den Überbleibseln einer äußeren Begrenzungsmauer in Deckung gegangen. Der Abschnitt, hinter dem sie Schutz gesucht hatten, war noch weitgehend intakt, aber von Rissen durchzogen und von unzähligen Blastertreffern gezeichnet. Die Mauer markierte die Grenze der weiterhin hart verteidigten Anlage der Republik, und das Deckungsfeuer, das in ihre Richtung abgegeben wurde, war vernichtend. Hellblaue Blitze zischten über ihre Köpfe hinweg und schlugen rund um sie her in den Boden ein. Auch die Mauer trafen sie mit einer derartigen Wucht, dass die Sturmtruppler die Einschläge sogar durch ihre Rüstung hindurch spüren konnten.

„Er hat’s mal wieder geschafft“, meinte Zeroes, stieß FN-2187 mit dem Ellbogen an und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

FN-2187 warf sich flach auf den Boden, und sein Blick folgte Zeroes’ Zeigefinger. In ihrer Sturmtruppenrüstung waren sie alle kaum auseinanderzuhalten, doch im Frontsichtdisplay seines Helms erschienen stets individuelle ID-Kennungen, wenn er einen anderen Soldaten aus den eigenen Reihen direkt ansah – inmitten des nahezu konstanten Datenstroms, der ohnehin auf sein Visier projiziert wurde und der telemetrische Daten, Feuerleitlösungen, Witterungsverhältnisse und alles Sonstige bis hin zum Ladezustand seines Blastergewehrs anzeigte. Eben diesem Datenstrom zufolge lag Slip exakt 29,30 Meter zurück und suchte zusammengekauert hinter einem ausgebombten Gleiter der Republik Deckung.

FN-2187 konnte zudem etwas sehen, was Slip nicht sehen konnte: einen Trupp von fünf republikanischen Soldaten, die sich dem Nachzügler unauffällig von links näherten. Er hob sein Gewehr, nahm sie ins Visier, wusste jedoch schon, bevor es ihm das Display im Helm bestätigte, dass sie außer Reichweite waren. Er hätte das Feuer eröffnen können, hatte aber keine Chance, einen Treffer zu landen.

„Der ist erledigt“, meinte Nines. „Wir müssen weiter vorrücken.“

„Er ist einer von uns“, erwiderte 2187 und senkte das Gewehr.

„Wir haben ein Ziel“, sagte Zeroes und zeigte entschlossen mit dem Daumen über seine Schulter hinweg in Richtung Stützpunkt. „Es liegt dort drüben. Wenn wir zu ihm zurückgehen, schießen die uns in Fetzen.“

Im Schutze seines Helms blickte FN-2187 finster drein. Ja, sie hatten ein Ziel, ja, sie waren von Feinden umzingelt, und ja, Zeroes hatte recht. Ihr Ziel befand sich in der Anlage: eine feindliche Stellung, die mit einem schweren Repetierblaster verteidigt wurde. Und welche republikanischen Soldaten auch immer dieses Ding bemannten, sie verstanden ihr Fach. Er und sein Team hatten bereits mit angesehen, wie zwei komplette Trupps niedergemäht worden waren, als sie sich näherten. Der einzige Grund, den er sich denken konnte, warum sie Slip noch nicht erledigt hatten, war der, dass der Feind darauf wartete, ob einer von ihnen genau das tun würde, worüber FN-2187 gerade nachdachte – nämlich zu ihm zurückkehren.

„Uns läuft die Zeit davon“, drängte Zeroes.

FN-2187 blickte kurz über die Schulter zur Anlage. Das Gelände war uneben, und es gab ausreichend Deckung für ein schrittweises Vorrücken. Je weiter es auf dem Weg zu der Blasterstellung in die Anlage hineinging, desto weniger Möglichkeiten gab es, sich zu verschanzen. Aber es war machbar, wenn sie es geschickt anstellten. „Zeroes, links. Nines, nach rechts“, sagte FN-2187 kurzum. „Auf meinen Befehl. An der inneren Mauer warten.“

„Diesen Einsatz versauen wir“, meinte Nines.

„Wartet an der inneren Mauer“, wiederholte 2187. „Los!“

Nines und Zeroes schmeckte das gar nicht, darüber war sich FN-2187 im Klaren. Aber sie waren Sturmtruppler, und das bedeutete, dass sie einem einmal gegebenen Befehl Folge leisteten – und zwar unverzüglich. Die beiden setzten sich umgehend in Bewegung, während 2187 kurz innehielt, bis die anderen das feindliche Feuer auf sich zogen, und dann ebenfalls vorrückte. Das Gelände war in dieser Richtung auch nicht besser – unwegsam, uneben und voller verstreuter Gesteinsbrocken und Trümmerteile. Dichte schwarze Rauschschwaden von brennenden Triebwerken hingen über dem Boden und zogen langsam darüber hinweg.

FN-2187 sprintete die ersten paar Meter und tat alles, um unbemerkt zu bleiben. Im Zickzack hastete er von einer Stelle, die ihm Deckung gab, zur nächsten und musste dabei immer wieder einzelne Hindernisse überwinden. Die halbe Strecke hatte er hinter sich gebracht, als einer der republikanischen Soldaten ihn entdeckte und einen Warnruf quer über das Schlachtfeld schickte. Genau in dem Moment, als der Soldat das Feuer eröffnete, machte 2187 einen Satz nach vorn, stürzte in einen frisch gesprengten Krater und presste sich eine Sekunde lang flach auf den Boden, ehe er sich liegend auf seine Ellbogen stützte. Er schoss zweimal, bevor er wieder in der Versenkung verschwand, rollte nach rechts und wiederholte das Ganze, wobei er diesmal drei Schüsse abgeben konnte. Als er sah, dass er zwei seiner Feinde ausgeschaltet hatte, war er zufrieden mit sich – aber drei weitere waren noch übrig, und er hatte nun deren volle Aufmerksamkeit. „FN-2003, check die linke Seite!“, sagte er über Funk.

Nichts als Rauschen und Knistern, dann ertönte Slips Stimme. „Ich sehe sie nicht!“

„Von dir aus links!“

Wieder war nur Knistern zu hören – so laut, dass FN-2187 zusammenzuckte. Er rollte zu seiner ursprünglichen Position zurück und arbeitete sich zum Rand des Kraters vor, gerade rechtzeitig, um zu beobachten, wie Slip das Feuer auf die übrig gebliebenen Soldaten der Republik eröffnete, die zu ihm vorrückten. Das verschaffte 2187 etwas Zeit. Er nahm den Feind in Ruhe ins Visier, ehe er dreimal hintereinander den Abzug seines Blastergewehrs betätigte.

Als der letzte feindliche Soldat zu Boden ging, rief er: „Zu mir!“

Das hätte er sich allerdings sparen können, denn Slip hatte seine Deckung bereits aufgegeben und rannte zu ihm. 2187 drehte sich auf den Rücken, um neben sich Platz zu machen.

Slip rutschte in den Krater und schlug seinem Kameraden so fest auf die Brustplatte, dass es sich anhörte, als klopfte er an eine Tür. „Danke, 2187“, sagte er. „Vielen Dank, Mann! Hab schon gedacht, ihr lasst mich zurück.“

„Du bist einer von uns“, entgegnete FN-2187 und deutete in die Richtung, aus der er gekommen war. „Halt dich direkt hinter mir.“

„Direkt hinter dir!“

FN-2187 nahm sich noch einen kurzen Augenblick, um zu Atem zu kommen, dann machte er einen Satz aus dem Krater, und Slip kraxelte hinter ihm her. Der Beschuss vom Stützpunkt der Republik schien abgenommen zu haben, doch 2187 war bewusst, dass ihm das nur so vorkam. Es waren nicht weniger Schüsse geworden, sie waren nur nicht mehr auf einen Ort konzentriert. Genau das war natürlich sein Plan gewesen: Weil er Zeroes und Nines getrennt hatte, war der Feind gezwungen, mehrere Ziele im Blick zu behalten, was ihm wiederum den Freiraum verschafft hatte, den er brauchte, um Slip zu erreichen. Der Nachteil: Zeroes und Nines waren nun auf sich gestellt, saßen einzeln fest und hatten keine Fluchtmöglichkeit.

Allerdings hatte auch diese Situation ihre Vorteile. Nun, da das feindliche Feuer in zwei Richtungen abgelenkt war, konnte er direkt auf den Bunker mit dem schweren Repetierblaster und ihrem Einsatzziel zuhalten. Er musste nur schnell sein und durfte dabei nicht die Nerven verlieren … Er legte einen Zahn zu und hörte, wie Slip sich abmühte, mit ihm Schritt zu halten. Doch darüber konnte er sich jetzt keine Gedanken mehr machen, so viel war klar. Sollte ihm diese Aktion hier gelingen – sollte sie ihm schnell genug gelingen –, wäre es absolut nebensächlich, ob Slip weiterhin dicht hinter ihm war oder nicht. Sollte er das hier schaffen, wäre nicht nur das Ziel ihres Einsatzes erreicht, sondern mit etwas Glück auch kein einziger Verlust in seinem Team zu beklagen.

Weitere Rauchschwaden vernebelten FN-2187 die Sicht, und rote und blaue Blasterschüsse zischten hindurch – abgefeuert von Zeroes, von Nines und auch vom Feind. Seine Atemgeräusche wurden von seinem Helm noch verstärkt, und er spürte deutlich an den Schläfen, wie das Blut in ihm pulsierte. Der Bunker lag direkt vor ihm, und die Daten auf seinem Helmdisplay verrieten, dass er noch zwanzig Meter vom Ziel entfernt war, dann fünfzehn, dann zehn.

Das war der Augenblick, in dem sie ihn bemerkten, doch es war bereits zu spät. 2187 konnte erkennen, wie sich im Bunker etwas bewegte. Er sah, wie die republikanischen Soldaten am Geschütz auf seine Sichtung reagierten und versuchten, den Lauf des schweren Blasters rechtzeitig herumzuschwingen und auf ihn zu richten. Er konnte sich vorstellen, wie er auf sie wirken musste, er, in der strahlend weißen Rüstung, dem Sinnbild von Einheit und Stärke, von Macht und Tatkraft der Sturmtruppen der Ersten Ordnung.

Kurz bevor sie ihn im Visier hatten, warf er sich zu Boden und schlitterte mit den Füßen voran auf den Rand des Bunkers zu – eine Hand gegen die Brust gedrückt, das Gewehr dabei fest im Griff; die andere nach einer Granate am Gürtel greifend. Im letzten Moment rollte er sich zur Seite ab und drückte den Zünder, während er seitlich gegen die Bunkerwand donnerte und dabei in einer fließenden Bewegung die Hand nach oben riss und die Granate durch die Öffnung in den Bunker warf. Fast im selben Augenblick nahm er das Aufblitzen und den Knall der Explosion wahr, hörte das Echo und spürte die Vibration, die durch seine Rüstung ging.

Einen Moment lang war es absolut still, und FN-2187 hörte nur seinen eigenen Atem, als er tief Luft holte. Die Welt um ihn herum schien zu verschwimmen, fror sodann auf seinem Display ein und war plötzlich verschwunden. Dort, wo eben noch ein namenloser Außenposten der Republik gewesen war, wo tote Sturmtruppler und Soldaten der Republik herumgelegen hatten, waren nur noch vier nackte Wände und ein absolut ebener Metallboden zu sehen. Wo gerade noch ein Schlachtfeld gewesen war, befand sich nun lediglich ein Simulationsraum – groß und leer, kalt und steril. Hoch oben an einer der Wände war jetzt das Observationsfenster zu sehen; wer sich hinter der stark getönten Scheibe aufhielt, war unmöglich auszumachen.

Plötzlich hallte Captain Phasmas Stimme über verborgene Lautsprecher durch den Raum. „Ziel der Simulation erreicht. FN-2187,FN-2199,FN-2000,FN-2003, melden zur Auswertung und Nachbesprechung.“

„Sie haben das Ziel erreicht“, erklärte General Hux. „So viel dazu.“

„Sie haben das Ziel aufgrund der Führungsqualitäten von FN-2187 erreicht“, ergänzte Captain Phasma.

Sie standen direkt nebeneinander am Observationsfenster und beobachteten, wie das Team den Simulationsraum verließ. Drei von ihnen waren offensichtlich in Jubellaune, klopften sich gegenseitig auf die Schulter und waren zufrieden mit ihrer Leistung. Der vierte jedoch – FN-2187, nahm Phasma mit einiger Sicherheit an – blieb etwas hinter ihnen zurück. Unter den Augen seiner Vorgesetzten hielt 2187 am Ausgang inne und blickte in ihre Richtung. Phasma fragte sich, was er wohl denken mochte.

„Er sondert sich ab“, meinte Hux und sah die Frau neben sich an. „Ein guter Anführer – Teil seiner Einheit, aber mit der nötigen Distanz.“

„Falls das tatsächlich sein Grund dafür ist, sich abzusondern, General.“

„Sie haben Bedenken?“, fragte Hux mit erhobener Augenbraue. „Dann freiheraus damit.“

„Diese Sturmtruppler werden zu den Besten gehören, die die Erste Ordnung je hervorgebracht hat“, erklärte Phasma. „Ich habe ihre Ausbildung von Anfang an begleitet. Dieser Jahrgang ist beispielhaft.“

„Und doch haben Sie Bedenken, Captain. Ich würde gern mehr darüber erfahren.“

„Nicht, was diesen Jahrgang als solchen angeht.“

Hux seufzte und war es allmählich leid.

„FN-2187“, fuhr Phasma fort, „hat das Potenzial, einer der besten Sturmtruppler zu werden, die ich je gesehen habe.“

„Nach dem, was ich gerade gesehen habe, kann ich dem nur beipflichten, Captain.“

„Allerdings ist seine Entscheidung, das Team aufzuteilen und zu FN-2003 zurückzukehren, problematisch. Es spricht für ein möglicherweise gefährliches Maß an … Mitgefühl. Sie haben ihn ja gehört.“

„Du bist einer von uns?“

„Ja, Sir. Ich bin zwar voll und ganz für Zusammenhalt in der Truppe, General, doch ein Sturmtruppler muss sich Höherem verpflichtet fühlen, wie Ihnen sicherlich bewusst ist. Die Erste Ordnung muss für ihn an oberster Stelle stehen, nicht seine Kameraden.“

Hux sah erneut durchs Fenster und ließ den Blick kurz durch den leeren Simulationsraum schweifen. „Ich vertraue darauf, dass Sie jegliche Störfaktoren aus der Gruppe entfernen werden, Captain“, antwortete er. „Egal, wo sie sich auch zeigen mögen.“

Der Besprechungsraum wirkte – wie jeder andere Bereich der Basis, wo Captain Phasma ihre Ausbildung beaufsichtigte – steril. Vollkommen farblos war die Umgebung jedoch nicht. Neben einer großen Bandbreite an diversen Schattierungen von Stahlgrau fanden sich stets auch Schwarz und natürlich Rot – auch wenn dieses vorwiegend für das Emblem der Ersten Ordnung reserviert war. Wirkliche Farbe kam erst ins Spiel, wenn die in der Ausbildung befindlichen Sturmtruppler die Helme abnahmen – in Form von Slips blasser Gesichtsfarbe und seinen braun-grünen Augen, Nines’ fast schon erschreckend blauen Augen und seinem roten Haar, der verheilten Narbe auf Zeroes’ Wange, die merklich heller war als der Rest seiner dunkelbraunen Haut, und in Form von FN-2187s eigenem Spiegelbild, das er in den seltenen Augenblicken sah, wenn er sich für die Inspektion herrichtete oder wenn es in der polierten Oberfläche der Tische im Speisesaal auftauchte.

In ihrer Rüstung waren sie alle gleich, was auch genau der Sinn der Sache war, wie 2187 nur zu gut wusste. Umso mehr genoss er die Augenblicke, in denen er ihre Vielfalt und Unterschiedlichkeit sehen konnte – jene Momente, in denen er einen Blick auf die Leute unter der Rüstung werfen und sie als mehr als nur gesichts- und namenlose Soldaten wahrnehmen konnte, die nichts weiter als eine Reihe von Buchstaben und Zahlen waren.

Über das Leben außerhalb seiner Ausbildung wusste er nicht viel, tatsächlich hatte er sogar kaum Erinnerungen an eine Zeit davor. Alles, was er wusste, war das, was man ihm beigebracht hatte – und was man ihm beigebracht hatte, war einfach: Die Erste Ordnung begegnete den Mängeln der Republik. Die Erste Ordnung brachte Recht und Ordnung in eine gesetzlose Galaxis. Das wenige, was er von der Galaxis gesehen hatte, sah er durch die Brille seiner Ausbildung – durch die Augen der Ersten Ordnung –, und es gab keinerlei Anlass für ihn, an der Richtigkeit dieser Perspektive zu zweifeln.

Und doch wollte er alles mit eigenen Augen sehen. Er wollte wissen, was ihn da draußen erwartete. Wie alle anderen seiner Kameraden wartete er sehnsüchtig auf den Tag ihres ersten echten Einsatzes, wenn sie endlich ihre Fähigkeiten und all das, was sie gelernt hatten, einsetzen konnten – im Dienst der Ersten Ordnung unter dem Kommando des Obersten Anführers. Er wartete auf seine Chance, die Bewohner der Galaxis gegen all jene zu verteidigen, die sie bedrohten.

Das alles ging ihm durch den Kopf, als er mit Slip, Nines und Zeroes im Besprechungsraum saß. Sie trugen noch die volle Rüstung, hatten jedoch die Helme abgesetzt und warteten auf Captain Phasma. 2187 sah, dass Slip nervös war, Nines und Zeroes hingegen nicht. Er selbst war sich nicht sicher, was er fühlen sollte. Objektiv betrachtet hatte er gute Arbeit geleistet. Genau genommen war er verantwortlich für den erfolgreichen Abschluss der Simulation. Eigentlich hätte das genügen sollen, um ihn mit einem gewissen Stolz zu erfüllen, und doch wurde er das Gefühl nicht los, dass er irgendwo einen Fehler gemacht oder eine falsche Entscheidung getroffen hatte.

Die Tür glitt mit einem Zischen auf, und 2187 und die anderen schossen gleichzeitig von ihren Sitzplätzen in die Höhe. Sie richteten den Blick schnurstracks nach vorn und nahmen Haltung an. Captain Phasma trat in den Raum und strahlte dabei dieselbe Autorität und tadellose Präzision aus, wie sie es in jeder Lage zu tun schien. Anders als ihre eigene war die Rüstung ihres weiblichen Captains spiegelblank wie ein ruhiger See, und als sie sich vor ihnen im Raum aufbaute, konnte 2187 ihre Abbilder darin erkennen – wenn auch stark verzerrt.

Es gab keine große Ansprache. Die gab es nie. Captain Phasma sah sie nur an, musterte sie und sagte dann: „Annehmbar.“

FN-2187 hatte gelernt, dass „annehmbar“ aus dem Mund von Captain Phasma in etwa so viel wie „toll gemacht“ oder „gute Arbeit“ bedeutete. Ein größeres Lob würden sie von ihr jedenfalls nicht zu hören bekommen.

„FN-2000, du verschwendest Munition“, fuhr Phasma fort. „Die telemetrischen Daten zeigen, dass du einhundertsiebenundzwanzig Schuss verbraucht hast – mit einer schlechteren Trefferquote als fünf zu eins. Morgen geht es für dich in der zweiten Einheit auf den Schießstand. Ich erwarte unverzüglich eine deutliche Verbesserung.“

Zeroes stand noch strammer als zuvor. „Jawohl, Captain.“

Der glänzende Helm bewegte sich fast unmerklich nach links. Das war eine weitere Sache, die 2187 an ihrem Captain aufgefallen war: Man wusste nie genau, wen oder was sie ansah. Er vermutete, dass es sich um Slip handelte, aber stattdessen wandte sie sich nun an Nines.

„FN-2199, den Biosensoren zufolge lag deine Herzfrequenz acht Prozent über dem noch akzeptablen Wert, und nach starker Kraftanstrengung gab es bei der Rückkehr zum Ruhepuls zudem eine Verzögerung von zweiundzwanzig Sekunden. Dein Gewicht ist um zwei Prozent erhöht, ohne dass du dabei entsprechende Muskelmasse aufgebaut hättest. Deine Mahlzeiten werden angepasst, und du beginnst morgen mit zusätzlichen Leibesübungen, zweite Einheit.“

„Jawohl, Captain“, erwiderte Nines.

Phasma stand reglos da – auch ihr Helm bewegte sich nicht einen Millimeter –, und doch war FN-2187 absolut überzeugt davon, dass sie nun Slip ansah. Sie sagte kein Wort. Die Stille hielt an, und 2187 merkte, wie Slip immer nervöser wurde und damit rang, selbst etwas zu sagen. Die Stille zog sich weiter in die Länge, und dann konnte 2187 es regelrecht spüren, und er drängte Slip ohne Worte, Ruhe zu bewahren und weiter abzuwarten. Irgendwie wusste er, dass es ein Fehler wäre, wenn Slip nun etwas sagen würde, und dass Captain Phasma nur auf einen weiteren Fehler von ihm wartete.

Endlich ergriff sie das Wort. „FN-2187, deine Zielsicherheit war vorbildlich. Der Simulation zufolge hast du deine Waffe nur sechsunddreißigmal abgefeuert und damit fünfunddreißig Treffer gelandet. Du hast einen Sprengkörper eingesetzt und damit das Einsatzziel erreicht sowie sechs weitere Feinde getötet.“ Sie sah sie alle der Reihe nach an und bewegte dabei nun deutlich sichtbar den Kopf. „Ihr alle solltet euch ein Beispiel an FN-2187 nehmen. Wegtreten! FN-2187, du bleibst.“

Die anderen nahmen ihre Helme und gingen zur Tür. Slip warf ihrem Anführer einen letzten Blick zu, bevor sich die Tür schloss. FN-2187 blieb stehen.

„Warum bist du zu FN-2003 zurückgekehrt?“, fragte Phasma.

„Er ist einer von uns“, antwortete FN-2187.

„Das ist nicht das erste Mal, dass du ihm geholfen hast. Deinen Ausbildern ist wiederholt aufgefallen, dass du ihm bei der Erfüllung unterschiedlichster Pflichten zur Seite gestanden hast. Warum tust du das?“

„Wir sind nur so stark wie unser schwächstes Glied, Captain.“

„Da stimme ich zu.“

„Vielen Dank, Captain!“

„Ich möchte, dass damit Schluss ist.“

2187 blinzelte und war überrascht. „Captain?“

„Wir sind nur so stark wie unser schwächstes Glied, FN-2187. Du denkst, dieses schwache Glied stärken zu können. Doch ich versichere dir, dass es nicht das ist, was du tatsächlich tust. Statt das Problem zu beheben, sorgst du dafür, dass es weiterhin besteht. Genau genommen bist du damit in letzter Konsequenz derjenige, der die Gruppe schwächt – und nicht zuletzt dich selbst.“

FN-2187 runzelte die Stirn. „Captain Phasma, ich …“

„Du hast großes Potenzial, 2187. Du bist aus dem richtigen Holz geschnitzt für das Offizierskorps. Vor allem anderen bist du der Ersten Ordnung verpflichtet. Nichts anderes ist wichtiger. Für FN-2003 steht und fällt alles mit seiner eigenen Leistung. Behauptet er sich, wird die Ordnung gestärkt. Versagt er und fällt, zieht seine Schwäche die Ordnung nicht weiter herunter. Haben wir uns verstanden?“

„Ja, Captain.“

„Ich spüre ein gewisses Zögern.“

„Nein, Captain, keinesfalls.“

„Also ist jetzt Schluss damit?“

Er musste schlucken und nickte sodann. „Jawohl, Captain.“

„Dann sind wir hier fertig. Wegtreten!“

Es vergingen einige Tage nach seinem Erfolg bei der Simulation – und der Warnung von Captain Phasma –, bis FN-2187 bewusst wurde, dass sich etwas geändert hatte. Die Aktivität auf dem Stützpunkt als solchem und bei ihrer Ausbildung im Besonderen schien zuzunehmen. Er verspürte eine neue unausgesprochene Dringlichkeit in allem, was sie taten, und bei allem, was von ihnen erwartet wurde. Ihre Unterweisung schien plötzlich an Intensität gewonnen zu haben. Die Unterrichtseinheiten, in denen es bisher vor allem um ihre Pflichten als Sturmtruppler gegangen war – Taktiken für kleine Einheiten, Waffenpflege, Kommandostrukturen und Unterordnung –, gaben nun Raum für Diskussionen über konkrete Einsätze, Spezialisierungen in den Reihen der Sturmtruppen und handfeste Szenarien an bekannten Orten. Den größten Teil der Woche über lernten sie und wurden immer wieder über verschiedene historische Schlachten abgefragt, darunter viele aus den Klonkriegen und sogar einige noch ältere.