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Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Romanistik - Italianistik, Note: 1,3, Universität Trier, Sprache: Deutsch, Abstract: Einführung 1. Unterschied Venetisch und Venezianisch 2. Sprachliche Merkmale des Venezianischen 3. Sprache oder Dialekt – Status des Venezianischen 3.1. Die Religionsstütze 3.2. Die Literaturstütze 3.3. Die Wissensstütze 3.4. Die Organisationsstütze Schlussfolgerungen Literatur
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Einführung
Die Antwort auf die Frage, ob das Venezianische eine ausgebaute Sprache oder ein Dialekt sei, könnte offensichtlich erscheinen: Die Europäische Charta der Regional-oder Minderheitssprachen und das italienische Gesetz über Minderheitssprachen schließen Dialekte, und darunter das Venetische, vom offiziellen Schutzbereich aus. Dadurch bekommt der Status des Venezianischen als Teil des Venetischen, wenn auch indirekt, eine gesetzliche Grundlage. Das mag aus einer pragmatischen und soziopolitischer Sicht akzeptabel sein, jedoch fraglich vom sprachwissenschaftlichen Standpunkt. Aus der synchronischen Perspektive sind alle Idiome Sprachen: Italienisch ist eine Sprache, genauso wie Venetisch. Aus der diachronischen Perspektive sind alle Sprachen Dialekte: Italienisch und Venetisch sind zwei von vielen italo-romanischen Dialekten, die vom Lateinischen abstammen. Latein seinerseits war einer der Dialekte, die der Gruppe der indoeuropäischen Sprachen angehörten. Das Auslassen des Venetischen aus dem gesetzlichen Schutzbereich erscheint umso verblüffender, als Friaulisch, Ladinisch und Sardisch den Status der Minderheitssprachen bekommen. Welche sind nun die Kriterien für die Abgrenzung Dialekt - Sprache? In der modernen Linguistik gibt es zahlreiche Überlegungen zu diesem Thema, die oft widersprüchlich sind. Die Schwierigkeit der Zuordnung zu einem oder zu anderem Gegenpol besteht unter anderem darin, dass die zugrunde gelegten Kriterien teilweise auch von der politischen Situation abhängen und sich des Öfteren ändern. Von Bedeutung ist außerdem die Betrachtungsweise: Diachronisch gesehen war Republik Venedig nicht weniger mächtig als z.B. Toskana zu Bembos Zeiten, im Gegenteil, die Republik war einer der mächtigsten Staaten Europas und deren Idiom verfügte über Schriftlichkeit und wurde von allen sozialen Schichten verwendet. Somit erfüllte das Venezianisch die wichtigsten Kriterien, die eine Sprache definieren: Es gab eine offizielle politische Grenze, die einen Nationalstaat von der restlichen Italien abgrenzte, es gab Literatur, bis schließlich Versuche das Idiom zu normieren.Warum wurde aber trotzdem das Toskanisch-Italienische zum Standard ausgewählt? In den nachstehenden Kapiteln versuche ich, auf diese Fragen zu antworten. Im ersten Teil wird das Venezianische - Forschungsgegenstand dieser Arbeit - von anderen Dialekten innerhalb des Venetischen abgegrenzt. Im zweiten Teil wird auf die sprachlichen Merkmale des Venezianischen eingegangen, um seine Eigenartigkeit im Vergleich zu Toskanisch-Italienischen besser zu verstehen. Anschließend werden vier Kriterien für die Abgrenzung Sprache vs. Dialekt präsentiert.