Stella´s unglaubliche Abenteuer in Alaska - Juliane Rassmann - E-Book

Stella´s unglaubliche Abenteuer in Alaska E-Book

Juliane Rassmann

4,9

Beschreibung

In der Schule steht eine Projektwoche an. Seit Wochen dreht sich alles nur um dieses Theaterstück, das Stella und ihre Klasse aufführen wollen. Als eines Tages eine neue Mitschülerin in die Klasse kommt, scheint sich alles gegen Stella verschworen zu haben. In Wirklichkeit ist dies aber gerade erst der Beginn eines phantastischen Abenteuertrips. Alles beginnt mit einem Knopfdruck. Kurz darauf lernt Stella einen Jungen von einem fremden Planeten kennen, der über atemberaubende technische Möglichkeiten verfügt und ihr so die Tür zur großen weiten Welt öffnet. Gemeinsam mit ihm bereist sie Alaska, lernt dort viele interessante Leute kennen und erlebt unglaubliche Abenteuer, die sie sich niemals zu träumen gewagt hätte. Doch in Alaska erwarten sie nicht nur skurrile und liebenswerte Menschen, sondern auch Ganoven, Entführer, hungrige Raubtiere und lebensgefährliche Situationen. Doch Stella ist nicht allein. Gemeinsam mit ihrer Freundin Max gelingt ihr Meisterhaftes. In dieser Welt der Goldgräber und Glückssucher wird sie lernen, was es heißt, Teil eines wirklich großen Abenteuers zu sein.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Tage wie diese

Kapitel 2: Vom Himmel gefallen

Kapitel 3: Eiskalte Welten

Kapitel 4: Rubys Saloon

Kapitel 5: Gemischte Gefühle

Kapitel 6: Sehnsucht nach zu Hause

Kapitel 7: Ruhelos

Kapitel 8: Back to Alaska

Kapitel 9: Leere Versprechungen

Kapitel 10: Auf Messers Schneide

Kapitel 11: Abschied

Kapitel 1 Tage wie diese

Was für ein Tag!

Stella glaubte, die Welt nicht mehr zu verstehen.

Seit Wochen probten sie nun schon für den ganz großen Auftritt. Diesen EINEN Auftritt. Dieses Jahr feierte ihre Schule, die Waldorfschule in Chemnitz, in der sie die siebte Klasse besuchte, ihr 25-jähriges Bestehen und alles solte ganz groß aufgezogen werden.

Und mit ganz groß war auch ganz groß gemeint.

Schon mehr als einen Monat lang hatten sie Kernunterricht im Fach Deutsch.

Eigentlich phantastisch. Einen Monat lang kreativ an einem eigenen Theaterstück schreiben, dass sie kurz vor Weihnachten 2015 alle zusammen aufführen wollten.

Naja, ALLE dann auch wieder nicht. Die Rollen sollten zugeteilt werden. Ganz fair natürlich. In verschiedenen Gruppenkonstellationen wurde geprobt und abgestimmt. Der jeweils Beste sollte die Rolle haben. So jedenfalls erfolgte die Zuteilung der Hauptrollen. Stella war Feuer und Flamme. Immerhin hatten sie und ihre Freundin Yasmin, die sie liebevoll mit Spitznamen Max nannte, schon die tollsten Ideen entwickelt. Sie wollten zusammen eine der Hauptrollen ergattern; Stella, die der Leopoldine, der kleinen Schwester des großen Mannes, die zeitlebens als Näherin arbeitete, im Hintergrund aber die engste Vertraute ihres berühmten Bruders war, was heute natürlich kein Mensch mehr wusste. Max´ Träume waren von einem anderen Kaliber. Am liebsten wollte sie ihn selbst spielen, den großen Rudolf Steiner.

Sie hatte sogar schon geübt, sich wie ein Mann zu bewegen, eine tiefe Stimme zu imitieren. Komischerweise hatte sie das inzwischen ganz gut drauf. Was hatten sie nicht für einen Spaß zusammen, wenn Max und Stella gemeinsam übten. Abwechselnd bei Max und Stella zu Hause. Mal vor den Eltern, mal allein. Aber am liebsten natürlich allein. Niemals konnte man so herrlich alberne Ideen haben und sich anschließend gemeinsam darüber kaputtlachen, wenn man allein war! Eltern störten da doch bloß.

Man konnte Max´ Wunsch auch irgendwo verstehen. Immerhin trugen ihre Ideen maßgeblich dazu bei, dass Rudolf Steiners Rolle so spannend, lustig, aber auch revolutionär wurde. Ihre Texte waren gut. Richtig gut! Doch Max´ unhinterfragter Alleinanspruch auf DIE Hauptrolle schlechthin war natürlich nicht ganz unangefochten. Immerhin war sie ja bloß ein Mädchen. Warum sollte ausgerechnet sie den großen Meister spielen? Immerhin gab es in ihrer Klasse ja doch auch einige Jungs, die sich zwar nicht gerade um die Rolle rissen, zumal die ja mit Arbeit und Auswendiglernen verknüpft war, aber von den Klassenkameradinnen doch nur zu gern in dieser Rolle sahen.

Davon ließ sich Max allerdings wenig beeindrucken. Für sie war es ein Spaß, diesen Mann zu mimen, der doch schon seit 90 Jahren tot war. 90 Jahre! Das waren fast 100. Und 100 ist doch Steinzeit! Da gab es gerade mal die ersten wackligen Flugzeuge, von denen mehr abstürzten als ankamen, keine Computer, kein Internet, kein Smartphone! Für Stella unvorstellbar. Was taten diese Leute denn dann den ganzen Tag? Wo nahmen sie ihre Informationen her? Wie verabredete man sich? Was tat man an den einsamen Abenden? In den Pausen? Im Unterricht, wenn´s grad mal wieder öde war?

Stella war schon ganz froh, dass sie im Hier und Jetzt lebte, wenngleich ihre Wünsche und Träume sich ja doch nicht in einen Käfig aus Raum und Zeit sperren ließen.

Nur heute war es blöd.

Heute war es RICHTIG blöd!

Heute war der Tag, an dem Kathinka kam. Und Kathinka ist die allergrößte! Stella spürte schon wieder diese Wut in ihr aufkommen, wenn sie nur an diesen Namen dachte. Kathinka hatte langes braunes Haar, geschniegelt als wäre sie gerade einem Haarstyle-Saloon entstiegen. Ihr schräg geschnittenes Pony klebte regelrecht über dem rechten Auge, wirkte dennoch geschmeidig und gläzend und verblieb dort seltsamerweise auch, egal wie sehr sie sich bewegte oder während der Proben verrenkte.

Ja, verrenkt hat sie sich wirklich! Sie ist ja ohnehin die allertollste! Zugegeben, hässlich ist sie wirklich nicht. Sie ist groß, irgendwie auch elegant, makellos, wirkt mindestens schon wie 16. Stella glaubte sogar, dass einige der Jungs sie schon mächtig vertrottelt anstarrten. Und wie sie redete! Stella hatte noch nie in ihrem Leben jemanden so reden hören. Man merkte gleich, sie war nicht von hier. Sie sprach mit Akzent. Ihre Eltern kommen wohl aus Russland.

Oder auch nur der Vater. Oder die Mutter?

So genau wusste dass Stella gar nicht mehr. Interessierte sie auch nicht!

Jedenfalls gab sie doch mehrfach zum Besten, dass sie bisher in Moskau gelebt hatte, drei Brüder hat und ihr Vater mal bei den Ural Don Kosaken mitgesungen hat.

Wer´s glaubt, wird selig!

Und aufgeführt hat die sich. Ausgerechnet sie durfte natürlich auch die Rolle der Leopoldine vorspielen! Da sie ja erst neu in die Klasse gekommen war, spielte sie mit einem kleinen Zettelchen in der Hand, den ihr irgendwer zugeschoben hatte. Was sie nicht im Kopf hatte – und das war wirklich beachtlich! – versuchte sie durch übermäßigen Körpereinsatz und inszeniert-überdrehten Einlagen wettzumachen. Naja, zumindest die Kerle schien es beeindruckt zu haben…

Das Schlimmste an dem allen war aber nicht mal Kathinka selbst oder ihr divenhaftes Gehabe, sondern das Schlimmste war, dass Max hin und weg von dieser Schlange war. Ausgerechnet Max!

Zwischen sie und Max hatte doch sonst nie auch nur ein Blatt Papier gepasst. Noch dazu hatte Max nicht einmal bemerkt, wie sauer Stella auf sie war. Sie hatte sie ja noch nicht einmal mehr bemerkt. In den Pausen nicht und auch jetzt nach Schulschluss nicht. Hinterher waren sie ja auch noch im Schulklub gewesen, um ein bisschen abzuhängen mit den anderen. Das hatte sonst immer ziemlich Spaß gemacht. Nur heute war es mehr als öde. Alles drehte sich nur um Kathinka. Kathinka hier, Kathinka da.

Wie konnte sich die Welt nur drehen, bevor diese Kathinka aus ihrem dämlichen Russland hierhergekommen war? Wäre sie doch einfach dort geblieben.

Stella war das eindeutig zu doof. Nachdem sie den Klubraum verlassen hatte und Max noch immer in einer Traube um die ach so tolle Kathinka stand, die im Mittelpunkt stehend dazu einlud, dass heute Abend doch alle mal zu ihr in die Kneipe ihres Vaters kommen sollten, die dieser gerade neu eröffnet hatte, fühlte sie sämtliche Rollläden nach unten klappen und trottete ernüchtert nach Hause.

So ein dämlicher Tag!

Noch gestern Nachmittag hatten sie eigentlich verabredet, dass sie sich heute noch nach der Schule treffen wollten. Proben mal wieder, immerhin war es nicht mehr lange hin bis zur Aufführung und noch diese Woche sollten die Rollen festgelegt werden. Aber natürlich nicht nur das. Ein bisschen quatschen, chillen und sich über die doofen Jungs lustig machen wollten sie sich natürlich auch. Das gehörte ja ganz selbstverständlich dazu, zu einem Weibernachmittag unter besten Freundinnen. Doch dazu kam es ja nun nicht. Stella brauchte rein streckenmäßig keine 10 Minuten, um von der Schule nach Hause zu gehen. Doch heute schlürfte sie besonders langsam, machte mehrere Umwege. Was tun zu Hause? Irgendwie erschien ihr alles sinnlos. Es war bereits nach 17 Uhr, als sie endlich zu Hause ankam. Draußen war es bereits dunkel und die ersten Schneeflocken fielen vom Himmel. Hauchdünn, zart und zerbrechlich. Kaum waren sie auf die Erde gefallen, vereinten sie sich schon wieder zu dicken, dreckigen Pfützen. Eigentlich mochte Stella Schnee und weiße Weihnachten, doch jetzt gerade war ihr das alles viel zu nass und viel zu kalt. Stella lebte in einem kleinen Mehrfamilienhaus am Rande von Chemnitz. Zu ihrer Familie gehörten ihre Mutter und deren Lebensgefährtin Jule, die seit einigen Jahren mit ihnen zusammen lebte. Damals hatte sie dafür gesorgt, dass endlich Stella´s heißgeliebter Wunsch, ein eigener Hund, in Erfüllung ging. Paul hieß der kleine 8- jährige weiße Samujeden-Spitzmischling, der für Stella ihr ein und alles war. Pablo, ein Boxer-Labradormischling, lebte ebenfalls mit in der Familie. Allerdings nur als Pflegehund von Montag bis Freitag. Stella genoss die Zeit mit den Hunden sehr. Heute allerdings war ihr alles zu viel.

Zu Hause angekommen, verbarikierte sie sich sofort in ihrem Zimmer. Auf die Fragen oder Sprüche einer ihrer Mütter hatte sie nun weiß Gott keine Lust. Der Tag war blöd genug. Sie wollte einfach nur ihre Ruhe haben.

Also warf sie sich aufs Bett, schaute auf ihr Smartphone und legte es kurz darauf wieder weg. Ganz weit weg. Warum sollte sie jetzt nach Max gucken? Ob die nun gerade on war oder nicht, spielte doch keine Rolle. Immerhin hatte sie ja auch ihren Stolz! Daher begnügte sie sich damit, Löcher in die Luft zu starren und abzuwarten. An der Wand hingen Fotos von Julien Bam, ihrem großen Star. Doch nicht mal die konnten sie heute aufheitern. Vielleicht würde sie ja doch noch kommen. Immerhin waren sie ja verabredet. Wie würde es nur morgen in der Schule werden? Würde Max sie dann überhaupt noch wahrnehmen?

Es klopfte an der Tür. Stella schreckte auf.

Die Türklinke bewegte sich, kurz darauf hörte sie die Stimme ihrer Mutter:

„Alles ok bei dir, Stella? Warum hast du dich denn eingeschlossen?" Stella hatte keine Lust zu antworten. „Stella? Ich weiß doch, dass du da bist. Mach doch bitte mal kurz auf.“ Erneut wurde die Türklinke mehrfach nach unten gedrückt.

Doch Stella rührte sich nicht. Sollte sie vielleicht doch mal auf ihr Smartphone gucken? Vielleicht war Max nun inzwischen doch mal on gewesen und hat ihr eine Nachricht hinterlassen. Auszuschließen war es ja nicht. Immerhin hat sie ja ihren Ton seit der Schule noch nicht wieder angestellt. „Du Stella, mach bitte mal. Wir müssen doch los!“

Sie müssen los? Stella überlegte. Wo wollen die denn jetzt noch hin?

Inzwischen war es doch schon halb 6.

„Wo denn hin?“, hörte sie sich fragen und ärgerte sich im nächsten Moment darüber.

„Na zu dem Lowkick-Schnupperkurs.

Hatten wir dir doch gesagt.“

Stella runzelte die Stirn. Lowkick? Nie gehört! Sie wagte einen Blick auf ihr Smartphone hinüber. Sollte sie nicht doch…?

„Also wenn du nicht aufmachst, geh ich dann jetzt. Ich muss ja noch Jule von der Arbeit abholen.“

Sie hat also doch nicht geschrieben! Stella war verärgert. Was musste sie auch gucken. So ein Unsinn! Nun ärgerte sie sich noch mehr als zuvor. Aber vielleicht war ja superboy3385 on? Oder hatte ihr was hinterlassen? Schnell tippte Stella die URL des anderen Chatrooms ein, indem sie seit einigen Wochen mit einem ganz netten Jungen schrieb, den sie hier kennengelernt hatte. Eigentlich stand sie ja weniger auf solche Luftnummern, die sich gleich als „Superboy“ bezeichnen. Und 3385? Vielleicht 85 geboren? Oh Gott, dann wäre der ja steinalt! Aber egal, er hatte irgendwie etwas, was man so als das gewisse Etwas bezeichnen konnte. Er war charmant, nett und irre witzig. Was der manchmal für Geschichten erzählte!

Angeblich hatte er ein ThinFlake, mit dem er ihr Nachrichten schicken konnte. Stella hatte davon noch nie etwas gehört. Sollte wohl so eine Art Handy sein- nur viel moderner. Damit, so schrieb er ihr, könne er alle Informationen innerhalb einer Millisekunde abrufen. So ein Angeber! Ein Spinner war er schon, aber ein Lieber!

Juhuhh! Er hatte tatsächlich geschrieben. Stellas Augen leuchteten auf.

„Also gut, ich gehe dann jetzt mal. Essen steht schon in der Mikrowelle. Brauchst du dann nur anzustellen. Aber morgen reden wir mal, klar?“ rief ihre Mutter durch die Tür.

„Ja ja…!“ antwortete Stella genervt.

Hey hey, alles fit bei dir? Warst du wieder in deiner Schule? © Dieser Spinner! Stella kicherte leise in sich hinein. Was sollte ein 12-jähriges Mädchen denn sonst tagsüber tun? Doch da stand noch mehr. Stella scrollte nach unten.

Würde dich ja gern mal sehen. © Bist sicher ein hübsches Mädel Hol* „Hehe, ja, das würdest du gern, mein Bester“, flüsterte Stella verschmitzt lachend und dachte schon über eine geeignete Antwort nach. Er war schon mächtig süß. Verprellen wollte sie ihn ja nicht. Aber treffen? Und dann war der vielleicht doch schon steinalt. Was würden ihre Mütter dazu sagen? Nee, nee, schreiben war ja okay aber mit dem Treffen wollte sie sich noch ein wenig Zeit lassen.

Schau mal auf deinem Schreibtisch,neben dein Netbook ©

Schreibtisch? Wie kam er denn jetzt darauf? Sofort fiel Stellas Blick auf den Tisch. Was bitte sollte da sein?

Sie stand auf und lief hin, konnte aber nichts Besonderes entdecken.

Musst die Schublade öffnen. Oben, erste Schublade. Ist was kleines Rotes.

Was wird das denn jetzt? Will der mich verarschen? Stella grübelte hin und her, ob sie da jetzt wirklich reinschauen oder lieber das Smartphone ausmachen und für heute mit dem Rest der Welt abschließen sollte. Doch sie sah in die Schublade.

Da lag tatsächlich etwas Rotes. Wie eine kleine Fernbedienung sah es aus, schmal und dünn, oben flach mit zwei Tasten darauf. Was war das? – Stella sah dieses Ding zweifelnd an. Oh Gott, und wie kam das da hinein? Sie schreckte zusammen, sah sich vorsichtig um. Und woher wusste er…? Ihr Herz schlug bis zum Anschlag. Sie spürte eine ungekannte Angst in sich aufkommen.

Als sie sich vergewissert hatte, dass wirklich niemand außer ihr im Raum und auch die Tür ihres Kinderzimmers noch immer verschlossen war, atmete sie langsam erleichtert auf, legte das seltsame Ding neben sich ins Bett und betrachtete es eine Weile von allen Seiten. Dann las sie weiter.

Wenn du auf den Knopf mit dem grünen Y drückst, komme ich zu dir © Aber auf keinen Fall den mit der roten Null drücken. Ist ganz wichtig! Wieder drehte Stella dieses seltsame Teil in ihrer Hand hin und her. Grünes Y, rote Null. So etwas Dummes war ihr ja noch nie untergekommen!

Zwar konnte sie die Tasten deutlich sehen, die fast größer waren, als das Gerät selbst, aber was bitte sollte das denn? Steckte am Ende Max hinter diesem Superboy3385 und zog hier eine gewaltige Show mit ihr ab? Gelegenheit genug hätte sie ja gehabt, dieses Teil hier einzuschleusen. Immerhin war sie in letzter Zeit oft genug da und manchmal auch allein in ihrem Zimmer. Andererseits wie konnte sie um diese Zeit on gewesen sein, als die Nachrichten verschickt wurden? Da war sie doch noch mitten dabei, ihre tolle Kathinka anzuhimmeln. Aber wer dann? Ihre Mutter etwa? Oder Jule?

So recht vorstellen konnte sie es sich nicht. Andererseits harrte ihre Mutter eben verdächtig lang hinter der Tür aus. Hatte sie vielleicht darauf gewartet, dass eine Reaktion von ihr kam? Hatte sie deshalb vielleicht gelauscht? Egal wie, das alles hier war ihr nun doch ein paar Nummern zu blöd… Sie warf erst das Tastending auf die Seite, dann das Handy daneben, schob dann beides mit ihrem Arm so weit auf die Seite, wie es gerade ging, ohne von der Bettkante zu fallen. Für heute wollte sie nichts mehr hören und nichts mehr sehen. Das war ihr alles ein wenig zu albern.

Sie sah auf ihren Wecker. 18:30 Uhr. Bis zu ihrer Lieblingsserie war noch Zeit. Zum Proben hatte sie keine Lust mehr, auch wenn übermorgen über ihre Rolle entschieden wurde. Egal! Alles egal. Hauptsache die affige Kathinka bekam sie nicht. Dann würde sie aber restlos vom Glauben abfallen. Da sie nicht recht wusste, was sie anstellen sollte und ihr Smartphone heute garantiert nicht mehr anfassen würde, stand sie schließlich auf, schloss die Tür auf, machte sich ihr Essen warm und aß ein paar Happen. Hunger hatte sie eigentlich keinen.

Anschließend schlurfte sie zurück in ihr Zimmer, legte sich aufs Bett und begann nun doch, die Fernbedienung hervor zu holen. Sie schaute sie genau an, „grünes Y, so ein Schwachsinn“, murmelte sie leise!

Wütend richtete sie das Gerät zum Fenster, drückte die grüne Taste und sagte, „Na dann komm doch, Superboy!“

Was dann geschah, machte Stella sprachlos.

Kapitel 2 Vom Himmel gefallen

Es knallte fürchterlich. Kurz darauf erblickte Stella einen Jungen, kaum älter als sie selbst, der neben ihr zu Boden stürzte. Es schien ihr, als falle er direkt vom Himmel. Im Eifer des Gefechtes riss er noch eine Stehlampe um, die Stellas Mutter ihr erst neulich aus dem Möbelhaus mitgebracht hatte.

Alles ging so rasend schnell, dass sie nicht einmal annähernd in der Lage war, zu begreifen, was da gerade geschehen war. Sie konnte weder schreien, noch sprechen und saß wie gelähmt, immer noch halb liegend auf ihrem Bett. Sie starrte diesen seltsamen Fremden an, der nun allmählich begann, sich wieder aufzurappeln.

Er trug einen seltsamen weißen Anzug, welcher dem eines Formel-1-Rennfahrers ähnelte, nur viel grooviger und dünner, mit vielen Taschen, und einem schmalen Gürtel, der im Lichtschein der Deckenleuchte in allen Farben schimmerte. Er hatte schulterlanges, schwarzes Haar.

Irgendwie wirkte er fremdländisch, ja beinahe außerirdisch. Fast wie Kathinka.

Nein! An Kathinka wollte Stella in diesem Moment nicht denken! Sie war ohnehin völlig überwältigt, von dem, was hier gerade geschah. Wie konnte sie da ausgerechnet an Kathinka denken?

Am Boden sitzend sah er sie zweifelnd und zugleich verschämt grinsend an. „Hab ich dich jetzt erschreckt?“

Stella starrte ihn noch immer ungläubig an. Sie musste doch spinnen! Wo kam der auf einmal her? War das wirklich Superboy? Aber wo sollte der sich die ganze Zeit versteckt haben? Wie kam er hier rein? Das Zimmer war doch bis eben abgeschlossen. War das vielleicht doch kein Witz? Alle Gedanken schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf, nur sprechen konnte sie noch immer nicht. Das konnte doch alles nicht wahr sein!

„Eure Gravitation ist ja echt heftig!“, murmelte er, während er sich nun langsam, aber sehr mühselig aufrichtete und die Lampe wieder an ihren Platz stellte.

„Was ist das eigentlich für ein seltsames Teil?“, fragte er und schaute erst die Lampe von allen Seiten und dann Stella fragend an.

Stella konnte nur fassungslos mit dem Kopf schütteln.

In diesem Moment sprang die Tür auf.

Kurz darauf stürmte Paul ins Zimmer, warf nur einen kurzen, dafür aber bitterbösen Blick auf den Fremden und sprang dann ungestüm auf Stellas Bett. Der fremde Junge zuckte erschrocken zusammen, trat immer weiter zurück, bis er mit dem Rücken die Wand berührte und wehrte panisch mit den Händen ab. „Was ist das denn?“

Stella schien ihre Schockstarre überwunden zu haben und lachte laut auf. Was war das hier gerade alles? Sie musste doch träumen!

„Na mein Hund!“, sagte sie lachend, während sie ihn graulte, „Jetzt sag aber nicht, du hast noch nie einen Hund gesehen.“

„Nein“, presste er hervor und die Schweißperlen standen ihm sichtbar auf der Stirn „hab ich nicht!“

„Du verarschst mich doch!“ Stella kicherte weiter. Endlich hatte sie ihre Sprache wieder. „Wer bist du eigentlich?“

„Wir kennen uns schon“, sagte er und schien sich langsam zu beruhigen, „Aus dem…… also ich glaube, ihr nennt es hier Internet?“

„Superboy?“ Stella runzelte die Stirn, „Bist du Superboy?“

„Genau der!“ Er drehte sich um, betastete neugierig die Wand, rubbelte an der Tapete und strich mit den Handflächen darüber.

„Und wie ist dein richtiger Name?“- fragte Stella.

Er sah sie kurz an. „Ich,…. also ich weiß es nicht,… ehrlich gesagt.“

„Wie, du weißt es nicht?“, wieder begann sie zu lachen. Inzwischen kam ihr das hier alles einfach nur sehr komisch vor.

„Was machst du eigentlich die ganze Zeit mit meiner Tapete?“

Er fuhr erschrocken herum. „Das ist irre!“, rief er plötzlich und strahlte über das ganze Gesicht. „Das ist krass! Ihr habt hier wirklich Wände aus Beton! Und wie nennt ihr das? Tapete?“ Jetzt lachte auch er.

„Du bist ja wirklich ein Spinner!“ „Warum sagst du das jetzt?“ Er sah sie zögernd an.