StoryWorld (Band 3) - Im Zeichen der Dschinn - Sabrina J. Kirschner - E-Book

StoryWorld (Band 3) - Im Zeichen der Dschinn E-Book

Sabrina J. Kirschner

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Band 3 voller Fantasie und Spannung Eine nebelverhangene Insel. Sieben fantastische Themenwelten. Grenzenlose Abenteuer und echte magische Wesen – willkommen in StoryWorld, dem Erlebnispark der Extraklasse! Mach dich bereit für eine neue Themenwelt Gerade noch rechtzeitig sind Chloe und Sascha den Fängen des Parkbesitzers Zoran Zelpetin entkommen. Nur Henry hat es nicht geschafft! Was hat Zelpetin mit ihm vor? Auf der Suche nach ihrem Freund geraten die Mädchen in eine Themenwelt wie aus Tausendundeiner Nacht. Ihre gefährliche Reise führt die zwei durch endlose Sandwüsten, in eine unterirdische Stadt, bis tief hinein ins Tal der mächtigen Dschinn. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn nicht alle Bewohner des Morgenlands sind Sascha und Chloe freundlich gesinnt … Ein außergewöhnlicher Freizeitpark mit fantastischen Themenwelten und magischenWesen: In dieser actionreichen Abenteuer-Reihe tauchen Jungen und Mädchen ab 9 Jahren in eine Welt voller dunkler Geheimnisse und Magie ein. Sie begleiten die Protagonistinnen auf einer spannenden Quest - ob in die Unterwasserwelt, in einen geheimnisvollen Wald oder in eine endlose Sandwüste. In diesem Band treffen die Freundinnen auf mysteriöse Dschinn, hilfsbereite Sandgnome und weitere faszinierende Wesen. Eine Mischung aus Westworld und Jurassic Park für Kinder verspricht viel Spannung. Die Geschichte ist eine Hommage an das Lesen und die Fantasie, unterhaltsam und humorvoll erzählt von Bestseller-Autorin Sabrina J. Kirschner. Mit opulenten Schwarz-Weiß-Illustrationen von Melanie Korte. Der Titel ist auf Antolin gelistet.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 205

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


I

NHALT

Prolog

Gefangen im Nebel

Henrys Dorf

Die verborgene Treppe

Die Bibliothek der unbeschriebenen Bücher

Der Basar der Träume

Im Morgenland

Der schlummernde Garten

Eine Stadt aus Sand und Staub

Im Zelt der Wahrsagerin

Das Viertel der Verstoßenen

Die hängenden Gärten

Ein rätselhafter Gang

Das Portal der Wünsche

Zelpetins Monster

Flucht mit dem Teppich

Ein Sturm zieht auf

Gefangen im ewigen Sand

Die unterirdische Stadt

Das Labyrinth des Sandwurms

Das weinende Auge der Wüste

Das Tal der letzten Dschinn

Das Wispern des fallenden Sands

Die Höhle der Wünsche

Der Sand der Zeit

Ein letztes Abenteuer

Epilog

Nur wer wünscht, lernt fliegen.

»Wünsche sind Vorboten unserer Fähigkeiten …«

P

ROLOG

Leises Rauschen weckte ihn, aber Wasser war es nicht. Henry drehte den Kopf, um mehr zu erkennen. Er spürte etwas Raues an seiner nassen Wange. Erde? Staub? War er noch immer im Wald der magischen Tiere? Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Doch alles, woran er sich erinnern konnte, waren Zelpetin und ein großer silberner Wolf. Sie hatten gekämpft. Henry hatte verloren. Und dann … keine Erinnerung mehr.

Henry wischte sich über die Lider. Ein Fehler.

»Autsch!« Sand brannte in seinen Augen, der zuvor an seinen Fingern geklebt hatte.

Mühsam richtete er sich auf.

»Willkommen zurück, mein Freund«, hörte er Zelpetins Stimme, die seine Gedanken durchdrang und sich in ihnen einnistete.

Henry stöhnte gequält.

Irgendetwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht.

Mit beiden Händen griff er in den Sand unter sich. Er war staubtrocken.

Schlagartig wurden ihm zwei Dinge klar: Er war nicht mehr im Wald der magischen Tiere und er konnte seine Hände nicht sehen!

»Was zum Teufel?« Henry sprang auf. Nur schwer gelang es ihm, einen sicheren Stand zu finden. Er drehte sich im Kreis. »Zelpetin? Bist du da? Was ist hier los?«

»Na, na, na, kein Grund, ausfällig zu werden, mein Junge«, sagte der Parkbesitzer kichernd in Henrys Kopf. Die letzten zwei Jahre hatte Henry ausschließlich für diesen alten Mann gelebt, hatte stets alles gegeben, um ihn zufriedenzustellen. Zoran Zelpetin war nicht bloß seine beste und einzige Chance gewesen, von dieser abgeschiedenen Insel runterzukommen – nein, er war auch derjenige gewesen, auf dessen Seite Henry stehen wollte. Denn Zelpetins Zorn zu spüren bekommen hätte Henry niemals erleben wollen. Zumindest nicht bis vor Kurzem. Bis Sascha und Chloe im Park aufgetaucht waren und all seine Ziele über den Haufen geworfen hatten.

Zum ersten Mal hatte Henry erfahren, wie es sich anfühlte, nicht allein zu kämpfen, gute Freunde zu haben, die für ihn einstanden, egal, was kam. Egal, wie sehr er es auch vergeigt hatte. Die Mädchen hatten Henry von seinem ursprünglichen Vorhaben abgebracht. Und nun war er hier. Völlig aufgeschmissen.

Langsam gewöhnten sich Henrys Augen an das staubige Zwielicht, das ihn umgab. Milchige Sonnenstrahlen sickerten von oben zu ihm herab. Er stand auf einem Berg aus Sand und blickte an sich hinunter – allerdings konnte er seinen Körper nicht sehen.

»Was ist mit mir passiert? Bin ich unsichtbar?« Eine Erinnerung durchzuckte ihn: der Pelz des Wolfs, das magische Objekt, das die Mädchen Zelpetin gestohlen hatten. Der Pelz hatte Sascha und Chloe im magischen Wald unsichtbar gemacht. Trug er ihn jetzt vielleicht? War das der Grund, weshalb er sich nicht sehen konnte?

Henry trat einen Schritt nach vorn, noch einen. Funktionierte alles.

Weit kam er allerdings nicht, denn im nächsten Augenblick erschien vor ihm eine Wand aus Stahl. Er hämmerte dagegen. »Hey, was soll das? Zelpetin? Wo bist du? Lass mich sofort hier raus! Soll das ein Scherz sein?«

»Aber nein, mein Junge. Ich hatte dich gewarnt«, dröhnte die Stimme des Parkbesitzers durch seine Gedanken. Henry wirbelte herum, doch alles, was er sah, waren nackte glatte Wände. Er war vollkommen allein, in einem Gefängnis aus Stahl und Sand.

Verzweifelt ließ er sich auf die Knie sinken. »Ich habe doch alles getan, was du von mir verlangt hast!«, startete er den jämmerlichen Versuch, sich zu verteidigen. Sie wussten beide, dass das eine glatte Lüge war.

Zelpetins Lachen war Antwort genug. »Hältst du mich für vergesslich? Du hast dich mit diesen zwei Gören verbündet. Hast dich mir in den Weg gestellt. Hast mir mein Eigentum geraubt! Glaubst du wirklich, das würde ohne Konsequenzen bleiben?«

Henry schluckte. »Nein. Aber …«

»Was aber?«

»Ich kann es wiedergutmachen. Lass mich hier raus … und wir können über alles reden«, probierte es Henry erneut. Er klang erbärmlich, absolut lächerlich. Niemals würde Zelpetin ihn wieder zurück in seinen geliebten Freizeitpark lassen. Der Parkbesitzer hatte Henry den Auftrag gegeben, seine Augen und Ohren zu sein, überall dort, wo er nicht hinkam. Henry hätte sich in die Herzen und Gedanken der Mädchen einschleichen sollen. Denn es reichte Zelpetin nicht, die Dinge in seinem Reich von außen zu kontrollieren. Nein, er wollte die totale Kontrolle über alles. Und Henry war die perfekte Wahl und durchaus erfolgreich gewesen. Er hatte es geschafft, das Vertrauen der Mädchen zu gewinnen. Es war einfach gewesen. Doch leider war Vertrauen keine Einbahnstraße – genauso wenig wie Freundschaft. Das war Henry nur zu spät klar geworden. Viel zu spät – und nun kassierte er die Rechnung für sein gutgläubiges Herz. Er würde für immer hier versauern.

»Du willst hier raus? Darüber können wir tatsächlich reden«, zischte Zelpetin.

Vor Erleichterung ließ sich Henry in den Sand plumpsen. »Super, ich bin bereit. Hol mich hier raus und dann …«

»So leicht ist das nicht. Erst mal: In Zukunft wirst du keine Widerworte mehr geben …«

»Klar, Boss …« Henry würde allem zustimmen. Hauptsache, er bekam die Chance zurückzukehren. Zurück zu Sascha, zurück zu seinen Freunden. Selbst Chloes fiese Sticheleien hätte er in diesem Moment nur zu gern ertragen. Er musste wissen, ob es den Mädchen gut ging. Ob sie es tatsächlich aus dem Park geschafft hatten. Waren sie vielleicht schon wieder an der St.Anna?

»Außerdem wirst du für mich diese beiden Mädchen aus dem Weg räumen. Ein für alle Mal!«, schrie Zelpetin.

Henry wurde kalt, sein Magen drehte sich um. Keuchend lehnte er sich gegen die Stahlwand. »Also, ich … bist du dir sicher …?« Hatte Zelpetin das gerade tatsächlich von ihm verlangt? Oder hatte er ihn nur falsch verstanden? Vielleicht übertrieb er ein wenig, schließlich neigte Zoran Zelpetin zu Größenwahn. »… also, das ist vielleicht ein bisschen extrem. Es sind ja nur zwei Mädels, warum hast du dich denn so auf sie eingeschossen, wir …«

»Nur zwei Mädels?« Zelpetins Brüllen brachte das Metall ringsum zum Vibrieren. Die Laute hallten in Henrys Kopf wider, Schmerz schoss durch seine Glieder, seine Brust zog sich zusammen. Zelpetins Zorn brannte wie Feuer in seinem Körper. Als wäre seine Wut Gift, das ihn durchfloss.

Er presste seine Hände hilflos gegen die Schläfen. »Aufhören! Bitte!«

Plötzlich wurde es still.

Zelpetin seufzte. »Du siehst … für die Zukunft wäre es ratsam, mich nicht wütend zu machen. Du gehorchst mir, ist das klar?«

Henrys Gedanken rasten. Was war das hier? Wo war er gelandet? Warum hatte der Parkbesitzer auf einmal so eine Macht über seinen Körper und seinen Geist? Was auch immer es war, es konnte nichts Gutes heißen!

»Was hast du mit mir gemacht?«, hauchte Henry kraftlos.

»Das wüsstest du wohl gern!« Zelpetin schien seine nächsten Worte mit Bedacht zu wählen. »Du erwecktest mir den Anschein, dich neuerdings zu den Kreaturen meines Parks zu zählen. Man könnte glauben, du schlägst dich auf ihre Seite und verbündest dich mit ihnen.« Er machte eine lange Pause.

Henrys Herz schlug schneller. Was ging hier vor sich?

»Nun gut, dein Wunsch sei mir Befehl.« Zelpetin lachte überdreht. »Ich weiß, dass du mir noch nutzen wirst. Du bist nicht nur der Schlüssel zu meinem Erfolg, nein, du bist auch der Schlüssel zu dem Untergang dieser Gören. Ich hätte es gleich erkennen müssen. Aber manchmal braucht selbst ein Genie wie ich etwas Zeit, um das zu begreifen. Die eine winzige Schwachstelle, die größte Verwundbarkeit dieser Mädchen … Am Ende sind es doch nur dumme, einfältige … Kinder.«

»Du unterschätzt Sascha … und Chloe auch«, sagte Henry.

»… einfältig und ein wenig vernarrt?«

Henry musste husten. Die Wendung des Gesprächs hatte er nicht kommen sehen. »Vernarrt? Ich? In wen denn? Wer denn?« Henry hüstelte.

»Na, in diese Kleine mit den buschigen Haaren und dem Vogel. Die ist doch total verliebt in dich, du Dummerchen!«

Henry verschluckte sich beinahe. »Ach was! Sascha doch nicht. So ein …« Er stutzte. Röte schoss ihm in die Wangen. »Meinst du das ernst?«

Zelpetin ging nicht auf seine Frage ein. »Und darum wird mein neuer Plan auch funktionieren. Du wirst den Mädchen den Garaus machen, ein für alle Mal.«

Ein furchtbares Gefühl beschlich Henry. »Chloe wird mich durchschauen. Die kann mich nicht leiden, sie wird …«

»Keine Sorge, Chloe würde alles für ihre beste Freundin Sascha tun. Sieh doch mal, das ist die Tragik der Liebe. Sie macht uns verwundbar! Sie macht uns lächerlich und klein … All diese Menschen, die Liebe für Magie halten. Sie wissen rein gar nichts! Magie gibt uns Macht, aber die Liebe nimmt sie uns.«

Die Unterhaltung gefiel Henry nicht. Er musste sich etwas einfallen lassen. Was würde Sascha an seiner Stelle tun?

Ganz klar: ablenken und Zeit schinden!

»Was ist mit den magischen Objekten?«, warf Henry ein. »Ging es dir nicht darum, sie zurückzubekommen? Wenn es mir diesmal gelingt, wirst du die Mädchen dann in Ruhe lassen?«

Sascha und Chloe würden ausrasten. Nie wieder etwas von ihm wissen wollen. Aber das schien ihm mit Abstand besser als Zelpetins Plan, ihnen den Garaus zu machen …

Eine eiskalte Faust legte sich um Henrys Herz und drückte zu. Es kostete ihn all seine Willenskraft, dem Parkbesitzer Kontra zu bieten. »Ich werde Sascha und Chloe nicht in Gefahr bringen.«

»Wir werden sehen, wir werden sehen.«

»Du kannst mich nicht zwingen … du …«, rief Henry, diesmal weitaus weniger selbstsicher.

Zelpetin seufzte. »Du hast es immer noch nicht verstanden, Junge. Vielleicht muss ich dich höflicher bitten …« Sein Kichern wurde immer irrer. »Mein liebster Henry, ich wünsche mir …«

Auf einmal begann der Sand ringsum zu leuchten. Das Leuchten kam auf Henry zu, berührte seine Füße – und in diesem Moment konnte er sie wieder sehen! Auch seine Beine wurden sichtbar, begannen zu glühen. Das Glühen lief durch seinen ganzen Körper, seinen Rumpf, seine Arme … Dunkle Zeichen und Symbole wurden auf seiner Haut sichtbar. Auch sie leuchteten, so schwarz wie die Nacht …

Henry schnappte nach Luft. »Was passiert hier, was ist das?«

Doch Zelpetin sprach einfach weiter: »Deren Tod direkt kann ich mir leider nicht wünschen, aber wie wäre es denn damit …? Ja, das ist gut. Henry, ich wünsche mir, dass du die Mädchen aus dem Weg räumst und sie so leiden lässt, wie du mich hast leiden lassen. Führe sie ins Tal der letzten Dschinn, aus dem es keine Rückkehr gibt.«

Kaum hatte der Parkbesitzer die letzten Wörter ausgesprochen, erfasste ein Strudel aus Luft und Wind Henrys leuchtenden Körper. Der Junge wurde nach oben gedrückt, seine Füße verloren den Kontakt zum Boden und er sauste hinauf. Sein stählernes Gefängnis wurde enger und er schoss durch eine schmale Röhre.

Plopp! Wie der Korken einer Flasche flog Henry ins Freie, hinaus in den Himmel, einer blutroten aufgehenden Sonne entgegen.

»Waaaah!« Armrudernd landete er in einer Düne, rollte zur Seite und kam auf dem Rücken zum Liegen. Vorsichtig hob er den Kopf. Am Horizont, in der Hitze des anbrechenden Tages, flimmerte die Silhouette einer Stadt. Ein Falke kreiste am Himmel darüber.

Henry war frei! Er hatte es tatsächlich geschafft. Mal wieder. Eigentlich sollte er erleichtert sein, dankbar sogar. Aber alles, was er spürte, war Leere. Er betrachtete die schwarzen Linien auf seinen Armen. Sie wirkten so fremd auf seiner hellen Haut. So fremd, wie er sich auf einmal fühlte. Ein Fremder in seiner eigenen Haut.

Schwerfällig rappelte er sich auf. Zu gern wäre er einfach im Sand liegen geblieben. Doch etwas trieb ihn an. Eine unsichtbare Kraft. Was war nur mit ihm geschehen? Wo war sein Gefängnis hin? Verwundert stapfte er los.

Dabei verfing sich sein Schuh an einem silbern glänzenden Gegenstand im Sand. Mit zitternden Fingern hob Henry ihn auf, strich den Sand darauf beiseite.

Es war eine Lampe aus Silber, mit feinsten Gravuren. Die gleichen Symbole wie auf seiner Haut.

In diesem Moment begriff Henry, was passiert war. Verzweifelt sackte er zurück zu Boden. »O nein. Das kann nicht dein Ernst sein. Zelpetin!? Zelpetin! Warum?«

Niemand antwortete. Die Stille der Wüste war endgültig, so endgültig wie der Fluch, der auf ihm lag. Niemand würde ihn retten können. Diesmal nicht.

G

EFANGEN

IM

N

EBEL

Ernsthaft?« Sascha sah sich um. »Wir sind bestimmt noch immer in diesem Wald der magischen Tiere.« Vorsichtig kroch sie unter einem tief hängenden Ast hervor. Frodo, ihr bester Freund und Wellensittich, flatterte neugierig vor ihr her. »Bestimmt ist diese Tür kaputt gewesen oder Zelpetin hat uns in eine Falle gelockt!«

»Falle! Falle!«, tat Frodo krächzend seine Meinung kund.

Sie befanden sich auf einem Hügel, oberhalb eines Dorfs, das sich mit seinen schmalen Gassen und den reetgedeckten Hütten direkt am Meer in eine kleine Bucht aus Sand schmiegte.

»Nein, das glaube ich nicht«, raunte Chloe. »Sieh doch nur, die ganzen Häuser. Was haben die in einem Wald voller magischer Tiere zu suchen? Bisher haben wir keine Menschenseele getroffen.« Pearl, ihre kleine Hundedame, reckte die Nase in die Luft. Mit gespitzten Ohren lauschte sie den wenigen Geräuschen, die von der Bucht zu ihnen hinaufwehten: das Rauschen der Wellen, der Schrei einer Möwe und irgendwo das Klappern eines Fensterladens.

Sascha musste ihrer Freundin recht geben. Seit sie vor einiger Zeit das erste Mal im Freizeitpark StoryWorld gelandet waren, in dem man laut Werbung echte Abenteuer mit magischen Wesen erlebte, hatten die Mädchen so einiges gesehen. Menschliche Behausungen hatten allerdings ganz klar nicht dazugehört.

Die Freundinnen verharrten im Schutz des Waldrands. Langsam wurde es heller, die Sonne brachte die taunassen Dächer des Dorfs zum Glitzern.

Sascha sah hinauf in den Himmel. Doch statt der Sonne türmte sich eine Wand aus undurchdringlichem Nebel hinauf in den rosaroten Morgenhimmel. »Egal, lass uns hingehen und nachschauen, wer dort wohnt. Falls überhaupt jemand dort wohnt. Alles besser, als hierzubleiben.« Mit flauem Gefühl im Magen beobachtete sie die Nebelschwaden.

»Entspann dich, der Nebel hat sich kein Stück bewegt, seit wir hier sind«, meinte Chloe.

Das war Sascha auch schon aufgefallen – gerade so, als wäre er ein schlummerndes Biest. Bereit, sie zu verschlingen, wann immer ihm danach war.

Denn eines war klar: Die schimmernden Nebelschwaden, die StoryWorld von allen Seiten umgaben und den Park durchzogen, waren mehr als harmlose Tropfen Wasser!

Der Nebel war lebendig, konnte sehen, hören, sich anschleichen und immer verändern. Aber er veränderte nicht nur seine eigene Form. Nein, er veränderte auch all das, was er mit seinen rauchigen Tentakeln berührte. Die Natur, die Tiere und sogar die Umgebung.

Sascha schüttelte sich. »Komm schon, rumstehen bringt uns nicht weiter. Wir müssen Henry finden.« Sie steuerte auf den schmalen Waldpfad zu, der hinab in die Siedlung führte.

Chloe stöhnte. »Wieso denn? Wofür brauchen wir den überhaupt? Er bringt uns nur in Schwierigkeiten. Außerdem hat er sich mit seinem besten Kumpel Zoran Zelpetin bestimmt schon wieder prächtig vertragen.«

Sascha funkelte Chloe an. Auch wenn sie ihre Feindseligkeit während ihrer ersten Reise nach StoryWorld begraben hatten und nun Freundinnen waren, hieß das noch lange nicht, dass die Mädchen immer einer Meinung waren. Vor allem, wenn es um Henry, ihren selbst ernannten Parkführer, ging, bekamen sie sich regelmäßig in die Haare. »Henry ist genauso ein Gefangener dieses Parks, wie alle anderen Bewohner der Insel Neblund. Wir müssen ihm helfen. Nur seinetwegen konnten wir Zelpetin überhaupt entkommen.«

»Bist du dir sicher, dass es nicht eher an seinen meerblauen Rehaugen liegt, dass du ihm jedes Wort glaubst, das er von sich gibt? Henry ist ein Lügner! Zwar ein brillanter, aber trotzdem ein Lügner. Er hat dich um den Finger gewickelt und du checkst es nicht mal.«

»Rehaugen sind braun«, bemerkte Sascha trocken.

»Du weißt genau, wie ich das meine!«

»Keine Ahnung, wovon du sprichst«, erwiderte Sascha ein wenig schnippischer als beabsichtigt. Natürlich wusste sie genau, wovon Chloe sprach. Sie mochte Henry. Vielleicht sogar ein klitzekleines bisschen mehr, als ihr guttat. Aber ein Lügner war er nicht. Zumindest nicht immer. Sie kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie ihm auch nicht egal waren. Er war ihnen ein wirklich guter Freund geworden. Als hätte Chloes Hundedame ihre Gedanken erraten, hob sie die Nase vom Boden, blickte in Saschas Richtung und wedelte mit dem Schwanz. »Pearl hält diesen Pfad für sicher, und woanders kommen wir sowieso nicht weiter. Oder willst du lieber direkt in den Nebel laufen?«

Chloe schüttelte den Kopf. Der Waldpfad führte sie steil bergab. Beim Näherkommen bemerkte Sascha die ersten Lebenszeichen im Dorf. Hier ein einsames Huhn, das hastig ein Versteck suchte, dort eine Katze, die hinter einem Stapel Brennholz hervorspähte, und rußende Schornsteine auf den Dächern. Das leise Plätschern der Wellen drang an ihr Ohr und gelegentlich das Bellen eines Hundes.

Ganz klar, das Dorf war bewohnt.

Sascha versuchte, so geräuschlos wie möglich zu laufen. »Wir sollten trotzdem vorsichtig sein. Ich glaube, es ist kein Zufall, dass wir hier gelandet sind.«

»Du meinst, Zelpetin hat uns mit Absicht hierhergeschickt?«, fragte Chloe zweifelnd. Gerade erreichten sie die Rückseite der ersten Hütte. »Aber wieso? Und vor allem: Warum ist er uns dann nicht auf den Fersen?«

Mit dem Rücken zur Hauswand versuchte Sascha, einen Blick in die angrenzende Gasse zu erhaschen. »Vielleicht hält Henry ihn noch in Schach.« Mit aller Kraft klammerte sie sich an diesen Gedanken, während sie langsam weiterpirschte.

Chloe hielt sich dicht hinter ihr. »Was, wenn hier tatsächlich Leute wohnen? Arbeiten die dann nicht auch für den Parkbesitzer? Was sollten sie sonst auf dieser Insel …«

Sascha blieb abrupt stehen. »Henrys Dorf«, wisperte sie aufgeregt. »Das muss es sein! Er hat uns davon erzählt. Henry stammt von dieser Insel, seine Familie muss hier wohnen. Vielleicht wissen sie, wo er ist!«

Chloe sah sie ratlos an. »In diesen alten Hütten? Die sehen aus wie aus dem letzten Jahrhundert! Da kann doch niemand drin wohnen. Mir ist das nicht geheuer.« Die Gassen waren menschenleer. »Sollten die dann nicht so langsam mal aufstehen? Zur Arbeit gehen oder so was?«

»Achtung! Achtung!«, krächzte Frodo aus heiterem Himmel und breitete die Flügel aus.

»Pssst!«, wisperte Sascha und wirbelte herum, um ihren Wellensittich wieder einzufangen. »Du verrätst uns noch …« Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Denn der Nebel, der zuvor das Dorf wie eine Mauer umringt hatte, rollte langsam den Hügel hinab. »Mist!«

»Wir sitzen fest«, erkannte Chloe. »Es sei denn, du willst ins Meer und schwimmen.«

Sascha schüttelte panisch den Kopf. Der Nebel kam, um sie zu holen und um zurückzufordern, was Zelpetin für sein Eigentum hielt. Um das zurückzuholen, was die magischen Bewohner des Parks in Saschas und Chloes Obhut gegeben hatten: das Amulett der Tausend Wasser und das Vlies der Silberwölfe. Die zwei magischen Objekte, die sie Zelpetin gestohlen hatten, um den Bewohnern des Parks zu helfen. Denn nur mit den Objekten würden die magischen Wesen des Parks ihre Freiheit zurückerlangen. Wie das genau funktionieren sollte, wussten die Freundinnen nicht, aber sie waren wild entschlossen, es herauszufinden.

In diesem Moment setzten Schreie ein. Entsetzte Rufe, Klagelaute und leises Weinen drangen aus den Häusern ringsum. Die Mädchen sahen sich ratlos an.

»Meinst du, es ist wegen des Nebels?«, fragte Chloe verschreckt.

»Wir müssen etwas tun! Der Nebel kommt nur unseretwegen hierher!«, sagte Sascha entschieden.

Pearl bellte aufgebracht. Chloe nickte. »Renn!«

Sascha packte Chloe am Arm. »Keine Zeit rumzustehen. Wir müssen weg! Am besten aus diesem Dorf raus. Bevor den Bewohnern noch etwas zustößt.«

Sie überquerten den Platz, um auf der anderen Seite zwischen den Häusern abzutauchen, und steuerten direkt auf die kleine Sandbucht zu. Das Meeresrauschen wurde lauter, während die angsterfüllten Schreie der Dorfbewohner nach und nach vom Nebel gedämpft wurden.

»Meinst du wirklich, der Nebel tut ihnen etwas an?« Chloe weinte beinahe.

»Nein, ich denke, solange sie in ihren Hütten bleiben, sind sie sicher.« Sascha erreichte als Erste das Strandufer und bemerkte die junge Frau, die offenbar vor dem Nebel geflüchtet war. Sie rannte um eines der Häuser herum. Ein silbrigweißes Nebelband schlängelte sich hinter ihr her, doch die Frau war schneller. Doch gerade, als sie die nächste Hausecke erreichte, kam auch aus der zweiten Gasse Nebel auf sie zu. Sie saß in der Falle!

Sascha hatte eine böse Vorahnung. »Wir müssen etwas tun, Chloe!«

»Wir können nicht! Schon vergessen? Das Wichtigste ist, dass wir die magischen Objekte schützen und sie nicht dem Nebel ausliefern!« Kaum hatte Chloe das gesagt, erreichte der Arm aus Nebel die Frau und packte zu. Er umschloss ihren Fußknöchel und zerrte sie nach hinten. Als wären es unsichtbare Hände. Schreiend fiel die Frau in den Sand.

Die Mädchen hasteten an den ersten Hütten vorbei, schlängelten sich eine schmale Gasse entlang und stürzten hinaus auf die Hauptstraße. Hier waren die Gebäude etwas solider gebaut, wenn auch ebenfalls in die Jahre gekommen. Kleine Fachwerkhäuser reihten sich aneinander. Sascha entdeckte einen Bäcker und einen Gemischtwarenladen. In Letzterem erspähte sie Menschen. Ängstlich pressten sie ihre Gesichter gegen die Glasscheibe. Ein Stockwerk darüber schloss eine Frau hastig die Fensterläden. Chloe rannte auf die Tür zu und hämmerte dagegen. »Lasst uns rein!« Nichts passierte. Auch nicht, als eine Gruppe junger Leute die Straße entlanggestürmt kam, um ebenfalls Eintritt zu erlangen. Klopfend liefen sie von Tür zu Tür. Niemand öffnete.

»Wir sollten sie fragen!«, überlegte Sascha und rannte bereits auf die zwei jungen Männer und die Frau zu. Doch sobald diese Sascha kommen sahen, stolperten sie ängstlich davon.

»Hey, wartet doch! Wir möchten nur wissen …« Die Dorfbewohner verschwanden in einer kopfsteingepflasterten Gasse.

»Verdammt!« Die Freundinnen und ihre Tiere standen nun auf einem kleinen Platz, in dessen Mitte sich ein plätschernder Brunnen befand. Die ersten Hütten am Hang wurden schon vom Nebel verschluckt. Blitze zuckten durch das milchige Innere. Bedrohlich rollte der Nebel auf die Mädchen zu.

Sascha trat einen Schritt auf Chloe zu, ihre Blicke kreuzten sich. Chloes Hand packte Sascha an der Schulter und zog sie zurück. »Du kannst nichts tun!«

Schon schwappte die Nebelwand über die junge Frau hinweg, bedeckte ihr blondes Haar. Das Letzte, was Sascha sah, war ihr ausgestreckter Arm, auf dem ein narbendurchzogenes, faustgroßes Brandmal zu sehen war. Hellrot schimmerte es auf ihrer sonst so blassen Haut.

Dann war sie verschwunden, vom Nebel verschlungen.

H

ENRYS

D

ORF

Die Wellen plätscherten träge auf den Sand, als wäre nichts geschehen. Sascha stand reglos da. »Es ist unsere Schuld! Was passiert bloß mit ihr?« Tränen stiegen ihr in die Augen.

Chloe zog sie sanft Richtung Wasser. »Wir werden sie finden und retten. Wir werden alle Bewohner dieser Insel befreien!«

Nur widerwillig ließ sich Sascha von ihrer Freundin am Wasser entlangziehen. Auch wenn sie wusste, dass Chloe recht hatte, kostete es sie unendlich viel Überwindung, die Menschen im Dorf zurückzulassen.

»Wir müssen einen Ausweg finden!«, wisperte Chloe. »Oder ein Versteck, wo der Nebel uns nicht findet.«

Felswände erhoben sich aus dem Wasser, ein wenig abseits des Dorfs stand eine windschiefe Hütte am Ufer. Ein in die Jahre gekommenes Fischerboot wippte davor an einem knorrigen Steg.

Hoffnungsvoll lief Chloe weiter. »Komm, wir sehen in der Hütte nach, vielleicht steht sie leer.« Während die ersten Tentakel des Nebels sich auf den Strand zubewegten, rannten die Mädchen zum Fenster der Hütte. Sascha spähte hinein. Das Glas war salzverkrustet und im Inneren war kaum etwas zu erkennen. »Ich glaube, hier ist niemand.« Sie hastete zur Tür und drückte die Klinke herunter.

Die Tür ließ sich nicht öffnen. »Verdammt, sie ist verschlossen!« Die Mädchen rüttelten verzweifelt an der Klinke.

»Wir sitzen fest!« Sascha presste den Rücken gegen die Tür.

»Was ist mit dem Boot?«, warf Chloe ein. »Wir könnten es nehmen und …«

Völlig unerwartet wurde die Tür aufgerissen. Sascha verlor das Gleichgewicht und landete auf einem muffigen Teppich. Staub wirbelte auf.

Sascha musste husten. Chloe betrat die Hütte und Pearl folgte ihr bellend.

Ein blasses schmales Gesicht schob sich über Sascha.

»Hallo, ihr müsst Sascha und Chloe sein, hab ich recht?«

Über sie gebeugt stand ein kleines Mädchen, kaum älter als fünf Jahre. »Hi, ich bin Evi!« Sie hockte sich neben Sascha. »Das ist so cool! Henry hat schon viel von euch erzählt, ich wäre so gern mit in den Erlebnispark gegangen, aber Henry sagt, es wäre zu gefährlich und …«

»Mach Platz, Mädel!«, brummte eine tiefe Stimme aus der Hütte. »Und schließ gefälligst diese Tür.«

Sascha rappelte sich auf und stellte sich dicht neben Chloe. Pearl sprang durch den Raum, während Frodo im Sturzflug auf einer alten Pritsche landete.