Stumme Wasser - Anja Behn - E-Book

Stumme Wasser E-Book

Anja Behn

4,8

Beschreibung

Überraschend erreicht Kunsthistoriker Richard Gruben der Hilferuf eines befreundeten Malers. Obwohl dessen Andeutungen über ein geheimnisvolles Gemälde äußerst vage sind, reist Gruben ins winterliche Fahrenende und fi ndet den Freund dort - tot. Gemeinsam mit der Enkelin des Ermordeten begibt er sich auf die Suche nach dem Bild. Während sich ein heftiger Schneesturm über dem Ostsee-Dorf zusammenbraut, kommt er einem alten Geheimnis auf die Spur.

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Anja Behn, geboren 1972 in Rostock, studierte Bauingenieurwesen und arbeitet in einer Rostocker Baufirma. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Mecklenburg. »Stumme Wasser« ist ihr erster Kriminalroman.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

© 2015 Emons Verlag GmbH Alle Rechte vorbehalten Umschlagmotiv: photocase.com/manun Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch Lektorat: Lothar Strüh eBook-Erstellung: CPI books GmbH, LeckISBN 978-3-86358-884-7 Küsten Krimi Originalausgabe

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Für Volkmar und Oliver

Prolog

DDR, Fahrenende, Anfang der achtziger Jahre

Der Nebel legte sich über den Küstenwald wie das Netz einer Spinne. Immer dichter und undurchdringlicher. Kein Laut war zu hören. Würde er nicht das Salz auf seinen Lippen schmecken, hätte er nicht geglaubt, am Meer zu sein. Doch die Ostsee war da. Spiegelglatt und totenstill lag sie vor ihm, als er aus dem dunklen Kiefernwald trat. Genau wie Holger es vorhergesagt hatte.

Sein Blick wanderte in Richtung Grooter Kierl. Dort an dem hohen Felsen war das Versteck, und dort wollte sie auf ihn warten. Der junge Mann drückte sich wieder in das schützende Dickicht und setzte seinen einsamen Weg fort. Noch immer konnte er nicht glauben, dass sie mit ihm kommen wollte. Er hatte es sich so sehr gewünscht, doch niemals gewagt, sie darum zu bitten. Zu viel stand auf dem Spiel. Sie würde alles hinter sich lassen, ihre Familie, Freunde, ein Leben in Geborgenheit. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Hier fehlte ihm die Luft zum Atmen, die Kraft, sich aufzubäumen, war versiegt.

Ein leises Knacken im Unterholz riss ihn aus seinen Gedanken. Abrupt blieb er stehen und lauschte in die finstere Nacht. Nichts. Nur sein rasselnder Atem war zu hören. Doch er musste weiter, viel Zeit blieb ihnen nicht. Seit Monaten hatte er diesen Moment in seinen Gedanken durchlebt, jede Kleinigkeit bis ins Detail geplant. Das Schlauchboot schwarz gestrichen, Seekarten studiert, wochenlang die Kontrollzeiten der Grenzposten ausspioniert, ein Versteck organisiert. Doch mit einem Mal war alles anders. Dieser eine Satz von ihr: »Ich will mit dir kommen.« Er schaffte es nicht mehr, alles neu durchzuplanen. In ein paar Wochen würde der Winter hereinbrechen, und eine Flucht wäre unmöglich. Im Frühjahr war es zu spät. Er musste weg. Jetzt.

Durch die milchig trübe Suppe war kaum noch etwas zu erkennen, die schmalen Stämme der Kiefern schienen ihre Konturen im Nebel aufzulösen. Doch er wusste, der Abstieg zum Strand war erreicht. Fast blind tastete sich der junge Mann den schroffen Pfad hinab. Eile war geboten, denn in wenigen Minuten streifte der nächste Suchscheinwerfer über den Strand. Hoffentlich war sie schon sicher unten. Sie mussten getrennt gehen. Hätte man sie zusammen im Wald entdeckt, wäre ihre Absicht zu offensichtlich. Im Oktober, nachts um eins.

Seine Füße stießen auf einen steinigen Untergrund, endlich war er unten. Plötzlich durchdrang im Osten ein schwacher Lichtschimmer den zähen Dunst. Stolpernd hastete er in die andere Richtung, drückte sich keuchend unter einen großen Haufen verwitterten Totholzes. Der helle Lichtkegel streifte seinen Unterschlupf. Starr vor Angst und mit geschlossenen Augen lag er da, wagte nicht einmal zu atmen. Doch der Nebel schluckte alles in dieser Nacht. Der grelle Schein driftete nach Westen ab, und der schmale Strand lag wieder im Dunkeln.

Noch einhundert Meter, dann war er sicher am Versteck. Gemeinsam mit Holger hatte er es im Frühjahr auf einem ihrer Streifzüge entdeckt. Die Brandung schlug an dieser Stelle bis an den Fuß der Steilküste. Während der heftigen Winterstürme hatte die Ostsee eine fast mannshohe Hohlkehle in die Felswand gespült. Dort lag das Boot versteckt, und dort wartete sie auf ihn. Um den Treffpunkt zu erreichen, musste er nur noch durch das seichte Meerwasser waten. Noch immer durchbrach keine Woge die Stille. Als er den großen Felsvorsprung umrundet hatte, spuckte der Nebel die Felsenhöhle aus.

Leise rief er nach ihr. Keine Antwort. Der Mann drückte sich tastend an dem kalten Stein entlang. Wieder flüsterte er ihren Namen in den Nebeldunst. Stille. Er duckte sich und kroch auf allen vieren in die Höhle. Sie war nicht da. Lähmende Angst stieg in ihm auf. Wurde sie entdeckt? Nein, dann hätte er Sirenen gehört. Die Nacht war zu ruhig. Langsam wich die Panik dem Bewusstsein, dass sie nicht kommen wollte. Sie hatte sich entschieden. Gegen ihn. Er packte das Schlauchboot und machte sich daran, es aufzupumpen. Die Routine seiner Bewegungen ließ ihn ruhiger werden. Er nahm die Paddel aus dem Rucksack und steckte sie in die Halterung.

Fahrenende, 20.Dezember

Ein quälendes metallisches Quietschen drang in sein Bewusstsein. Schlaftrunken öffnete er die Augen und blickte auf den spärlich beleuchteten Bahnhof irgendeiner mecklenburgischen Kleinstadt. Der Zug war stehen geblieben. Kunsthistoriker Richard Gruben schaute auf das beleuchtete Zifferblatt der Bahnhofsuhr. Zwanzig Minuten vor zehn. In einer halben Stunde war er am Ziel. Richard streckte seine müden Glieder, wobei ein brauner Umschlag von den Knien rutschte. Der eigentliche Grund seiner Reise.

Er hob den Brief auf und las die ihm inzwischen so vertrauten Zeilen zum wiederholten Male. Friedrich Semmering bat ihn um Hilfe, nach all den Jahren. Mitte der Neunziger waren sie sich auf einer Vernissage in Hamburg begegnet, der alte Maler und der junge Absolvent. Damals hatte Richard gerade sein Studium der Kunstgeschichte abgeschlossen und steckte noch voller Tatendrang. Er sog alles in sich auf, was der Kunstmarkt zu bieten hatte, Malerei, Plastiken, Videokunst. Friedrich hingegen besaß diese Abgeklärtheit des Alters, den Blick nur auf das Wesentliche gerichtet. In der Kunst und im Leben. Das beeindruckte ihn. Im Sommer darauf hatte er zwei Monate bei dem alten Mann an der Ostsee verbracht. Am Tag hockten sie im Atelier und diskutierten in der stickigen, schwülen Juliluft über Paradigmen, Ästhetik und Ausdrucksformen der Kunst. Die lauen Sommernächte unter alten rauschenden Kastanien blieben dem Philosophieren über den Sinn und die Endlichkeit des Lebens.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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