Super unkühl, Alter! - Adnan Maral - E-Book

Super unkühl, Alter! E-Book

Adnan Maral

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Beschreibung

Ein Buch wie ein Film – voll korrekt, ey!

Mit 16 sollte das Leben so richtig cool werden, findet Memo. Da passt die Offenbarung, dass der Mann, den er sein Leben lang für seinen Vater gehalten hat, gar nicht sein leiblicher Vater ist, absolut nicht ins Drehbuch. Sein Vater ist Türke und obendrein Lehrer – uncooler geht’s ja wohl nicht! Memo will wissen, was für ein Typ sein Erzeuger so ist, und stattet dessen Schule einen Besuch ab. Er schleicht sich in den Sportunterricht seines Vaters, wo ihn der nächste Schock erwartet, denn Atilla sitzt im Rollstuhl. Und auf den Unterricht des Rollstuhl-Paukers hat die Truppe um King Kongo, die dicke Gigi und Karate-Paul mal gar keinen Bock. Von wegen cooles Leben, denkt Memo, das ist reinstes Assi-TV und alles so was von unkühl, Alter!

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Seitenzahl: 278

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Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House

1. Auflage 2015

Originalausgabe © 2015 by Adnan Maral &

cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House,Neumarkter Str. 28, 81673 München.

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Friedel Wahren

Umschlaggestaltung und -motiv: buerosued.de, München

jk · Herstellung: AJ

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN 978-3-641-16637-3V003

www.cbj-verlag.de

Für meine Kinder Emel, Can, Acun und Cemil –

und für alle anderen Kinder dieser Erde.

Ihr seid unsere Zukunft & schön, dass es euch gibt!

Ich bin das Sonnenstäubchen,

Ich bin der Sonnenball,

Zum Stäubchen sag ich: Bleibe!

Und zu der Sonn’: Entwall!

Ich bin der Morgenschimmer,

Ich bin der Abendhauch,

Ich bin des Haines Säuseln,

Des Meeres Wogenschwall.

Ich bin der Mast, das Steuer.

Der Steuermann, das Schiff.

Ich bin, woran es scheitert,

Die Klippe von Korall.

Ich bin der Vogelsteller,

Der Vogel und das Netz,

Ich bin das Bild, der Spiegel,

Der Hall und Widerhall.

Ich bin der Baum des Lebens,

Und drauf der Papagei,

Das Schweigen, der Gedanke,

Die Zunge und der Schall.

Ich bin der Hauch der Flöte,

Ich bin des Menschen Geist,

Ich bin der Funk’ im Steine,

Der Goldblick im Metall.

AUS DER 24. GHASELE VON MEWLANA DSCHELALADDIN RUMI

1

3:52. So schnell hatte ich die eins Komma eins Kilometer von der U-Bahn nach Hause noch nie geschafft. Gerade rechtzeitig, um den Paketboten abzufangen.

Ein schneller Blick auf den Absender: der Skateshop. Krass! Da waren sie – meine neuen Rollen!

Ich nahm immer zwei Stufen auf einmal hoch in den zweiten Stock. Schloss die Tür auf. Ein Blick: Die Luft war rein, Mutter und Vater arbeiteten bis um fünf. Das war gut, denn ich hatte keinen Bock auf Vorhaltungen, weil ich mir mal was Edles gegönnt hatte.

In meinem Zimmer riss ich das Paket auf. Oh, wow.

Beinahe andächtig entfernte ich die Verpackung. Essert Tie Dye von These. Vierundneunzig Euro hatte mich der Spaß gekostet, das war extrem viel Geld. Aber seit ich das Board von meinem Freund Paul ausprobiert hatte, wusste ich: Die brauchte ich auch. Weiche Slides, extra Speed – das war’s, was das Longboarden so unvergleichlich machte.

Seit Jahren wünschte ich mir, zu snowboarden oder wenigstens Ski zu fahren, aber da war ich bei Mutter und Vater an der falschen Adresse. O-Ton: »Willst du dir alle Knochen brechen? Du bist unser einziges Kind, dir darf nichts passieren! Und überhaupt, was wird dann aus der Schule? Wie willst du die Arbeiten mitschreiben? Am Ende musst du noch eine Klasse wiederholen!« Laber, laber. Urlaub fand für meine Eltern nur im Sommer statt und dann vorzugsweise an der Ostsee, wo wir alles schon kannten. Und wo das Wasser schön flach war, sodass der kleine Michael nicht ertrinken konnte. Sinnlos, darüber zu diskutieren. Ich hatte es versucht, klar, vorzugsweise spätabends, wenn die Abwehr sank und die Chance wuchs, dass sie einknickten. Leider ohne jeden Erfolg. Auch wenn ich sie sonst ziemlich okay fand – in Sachen Snowboard und Skifahren waren sie extrem übervorsichtig.

Also blieb mir erst mal nur das Boarden auf Hamburgs Straßen, die irgendein Oberbürgermeister vorausschauend mit breiten Radwegen versehen hatte. Es war einfach irre, Geschwindigkeit aufzunehmen und über den Asphalt zu gleiten, da fühlte ich mich frei und unabhängig. Dazu die richtige Musik im Ohr … megakühl!

Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und wechselte die Rollen aus. Zum Glück schien endlich mal die Sonne. Ich würde die Hausaufgaben auf irgendwann später verschieben und mit dem Longboard nach Altona cruisen, zu meinem Nebenjob. Zweimal pro Woche wusch ich Gebrauchtwagen bei Mercedes, vier Euro der Wagen. Wenn ich schnell war, schaffte ich fünf Wagen in der Stunde, und wenn ich Riesenglück hatte, durfte ich auch mal einen Mercedes vom Parkplatz zur Halle vorfahren. Zweimal war das bisher passiert. Das war der Wahnsinn gewesen!

Eigentlich hatte ich ein echt cooles Leben. Obwohl ich gern einen Bruder gehabt hätte. Meine Eltern hatten mir das neue Longboard zu Weihnachten geschenkt, ich konnte mich nicht beschweren. Obwohl es echt schade war, dass Vater null Interesse an meinen Skills zeigte. Er hätte doch mal damit fahren oder mir zusehen können. Dann hätte er sich auch besser in mich hineinversetzen können. Aber nein, seit ich in der neunten Klasse war, drehte sich alles nur um Noten. Ein einziger Krampf. Die Lehrer stressten doch eh genug, dauernd Hausaufgaben, Referate, und im Unterricht mussten wir unser Handy ausmachen. Als ob das motivierend wäre.

Ich drückte die Kugellager und die Spacer in die neuen Rollen und schraubte drauflos. Fünf Minuten später war ich fertig. Ich wischte das Board mit einem speziellen Tuch ab und stellte mich probehalber drauf. Wenn wir doch bloß eine teppichfreie Zone in der Wohnung hätten! Aber da hatte Mum sich bisher taub gestellt.

Mein Handy klingelte. Ich fingerte es aus der Hosentasche und drückte auf Annehmen.

»Memo, Diggah, wo hast du denn gesteckt? Ich hab dir tausend Nachrichten geschickt, echt jetzt. Und du? Stellst dich tot oder was?«

»Chill mal, Alter.« Das war Bobo, mein bester Kumpel. Wenn man ihn nicht unter Kontrolle bekam, dann drehte er auf. Oder durch. »Ich war höchstens fünfzehn Minuten off. Was ist denn los.«

»Ich hab Hunger, Brudah, und der Kühlschrank is leer. Was gibt’s bei dir zu essen? Hat deine Mum vorgekocht?«

»Warte, ich guck mal.« Ich ging in die Küche. Auf dem Herd stand ein Unheil verkündender Topf, der sich noch lauwarm anfühlte. Ich hob den Deckel. Boah, von dem Geruch drehte sich mir der Magen um. Linseneintopf. Mutter war echt in Ordnung, aber Kochen? Mein Geschmack war das nicht, was sie da zauberte.

»Linseneintopf.«

»Mein lieber Schwan. Da kannste ja Lea einladen.«

»Negativ. Da schwimmt ’ne Wurst drauf. Und Fettaugen.«

»’ne Wurst schwimmt da drauf? Klingt nach unserm verstopften Klo und nicht nach was Essbarem«, meinte Bobo.

Ich schloss den Deckel. Wir würden auswärts essen. Selten so schnell entschieden.

»›Hans im Glück‹? In zehn Minuten?«

»Gib mir ’ne halbe Stunde«, sagte ich. Ich wollte die Rollen frei von Stress einfahren.

Und das tat ich dann auch. Board, Helm, Handy, Geld, Schlüssel. Die Treppen runter, raus aus dem Haus. Endlich!

Der Pizzamann an der Straßenecke winkte mir zu. »Hi, Memo! Lust auf’n Stück?«

»Später, o.k.? Muss los.«

»Alles klar, Mann! Pass auf dich auf!«

Ich setzte Helm und Kopfhörer auf, suchte den passenden Song von Cro – und ab ging’s!1

One, two, one, two, three, four

Baby mach dir bitte nie mehr Sorgen um Geld …

Ich pushte mich vorwärts. Ein paar Schwünge, dann war ich auf der Hauptstraße und fing an zu cruisen.

Egal wohin du willst, wir fliegen um die Welt,

haun sofort wieder ab, wenn es dir hier nicht gefällt.

Jo, das war exakt das Gefühl: fliegen. Um die Welt. Nur bleiben, wenn’s einem gefällt. Ich sang laut mit, ich konnte nicht anders. »Denn ab heute leb ich jeden Tag, als ob ich morgen tot wäre, laufe durch den Park und werf mit Geld, als ob es Brot wäre …«

Frei sein, so fühlte sich das an.

In drei Monaten wäre ich sechzehn. Ich konnte es kaum erwarten. Abends länger ausgehen, ein Tattoo stechen lassen oder ein Piercing. Auf Alk stand ich nicht so, das war Nebensache. Aber ich wollte endlich selbst entscheiden, wollte über mein eigenes Leben bestimmen. Mir Klarheit verschaffen, was ich überhaupt mal werden wollte. Noch zwei Jahre bis zur Volljährigkeit. Konnte nicht schnell genug kommen. Zu Hause wurde mir gerade alles ein bisschen zu eng. Mutter und Vater lebten streng nach Plan. Wochentags bis fünf arbeiten, Abendessen, fernsehen. Am Samstag einkaufen, Auto waschen, Wohnung putzen. Sonntag Kirche, nachmittags Unternehmung mit Freunden, juchhu. Dienstagabend Volkshochschule (Mutter), Donnerstagabend Gitarre (Vater). Das große Lebensziel: die Eigentumswohnung in Eppendorf abbezahlen. Die ich dann erben sollte.

Scheiße, das Leben fand jetzt statt!Was wusste ich, ob ich jemals in Eppendorf wohnen würde? Ich wollte was von der Welt sehen. Neuseeland, das wär’s. Da hockte man sich nicht so auf der Pelle. Das angesagteste Land für Outdoorsport. Mit dem Sessel die Klippen runter. Bungee-Jumpen. Von mir aus auch Wandern. Irgendwo den Fuß hinsetzen, wo noch kein anderer gestanden hatte. Meine Eltern kapierten das nicht. Vater war mir manchmal richtig fremd in letzter Zeit. Das sei mein Fehler, behauptete er. Weil ich faul sei. Aber vielleicht war ich einfach anders als er. Die Welt brauchte Originale, keine Kopien!

An der Kreuzung versuchte ich einen Kickflip den Bordstein hoch. Verdammt! Das ging gründlich daneben, ich landete auf dem Hintern. Fern von cool, aber hey, wenigstens war dem Board nichts passiert.

Baby bitte mach dir nie mehr Sorgen um Geld

Gib mir nur deine Hand, ich kauf dir morgen die Welt …

Ich schob alle Gedanken beiseite und konzentrierte mich ganz aufs Fahren. Jetzt führte die Straße leicht abwärts und das Board ging ab. Die neuen Rollen waren der Hammer!

Das Leben, dachte ich, ist doch so was von geil!

11www.youtube.com/watch?v=u2pySXCmwpc

2

Ich traf Bobo an der Theke. Er war schwer zu übersehen mit seiner Batwing-Basecap.

»Zeig mal die Rollen«, sagte er.

Ich ließ mich nicht zweimal bitten.

»Byron Essert Wheels, ich werd verrückt«, meinte er anerkennend. »Die fahrn sich wie Butter, was?«

Ich nickte.

»Bad ass!«

»Darfst mal mit fahren«, sagte ich und Bobo schlug mir grinsend auf die Schulter.

»Ich nehm dich beim Wort, Brudah.«

Mir war klar, dass er sich solche Teile nicht leisten konnte. Von dem Geld, was er neben der Schule verdiente, musste er zu Hause die Hälfte abgeben. Der Rest ging für Essen drauf.

Wir orderten zwei Klassik-Burger und zwei Pfund Fritten mit Mayo.

»Draußen?«, schlug ich vor.

»Passt«, meinte Bobo. »Da vorn wird grad was frei!«

Zielstrebig steuerte er auf einen Tisch an der Hauptstraße zu. Der Autolärm brauste uns um die Ohren, aber was machte das schon an diesem Supertag, mit meinem besten Kumpel und einem Tablett mit feinstem Fast Food.

Mit drei Bissen hatte Bobo seinen Burger vertilgt und machte sich über die Fritten her.

»Haste schon die ersten Profile gesehen?«, fragte er, wie üblich mit vollem Mund, und klickte auf das Display seines Handys. Nichts tat sich.

»Verdammt, ich hab Fettflossen.« Bobo wischte sich die triefenden Finger an der Hose ab und versuchte es noch mal. »Jetzt.«

Er schob mir sein Smartphone rüber.

Für die Homepage unserer Klasse hatten wir Steckbriefe für jeden erstellt und reingepinnt. Das war ’ne coole Aktion, vor allem weil drei oder vier aus unserer Klasse abgehen und ’ne Lehre anfangen würden.

»Krass, jetzt schon arbeiten«, sagte Bobo und deutete auf Pauls Profil. »Hier. Der will Altenpfleger werden. Was soll er sich da weiter in der Schule quälen.«

»Schade, dass er geht. Ist voll in Ordnung.«

»Jap. Nix gegen Paul, aber klick dich mal zu den Mädels durch«, meinte Bobo. »Wir sind ja schließlich Ästheten.«

Oha!

Als Erste kam Anouk, optisch das Beste, was unsere Stadtteilschule zu bieten hatte. Klar fand ich sie edel, aber bisher war ich immun gegen ihre Charmeoffensiven gewesen. Irgendwie war sie mir zu einseitig. Bisschen fad.

Ich klickte auf den Steckbrief.

»Krasses Foto«, sagte Bobo und leckte sich die Mayonnaise von den Fingern.

»Na ja, ich weiß nicht«, entgegnete ich. »Mit den photogeshoppten Augen sieht sie aus wie ’n Manga-Girl.«

Bobo prustete los. »Hahaha! Korrekt, ey. Wie auf dem Cover von James Hotate. Sexy Mangas. Ich schmeiß mich weg! Hahaha …« Ein Stück Pommes flog durch seine Zahnlücke auf meinen Arm.

»Sorry, Diggah«, meinte er und wischte den Brocken mit seinen Mayonnaise-Fingern weg. »Ich sollte den abgebrochenen Schneidezahn mal richten lassen. Aber irgendwie finde ich ihn lässig. Er gibt mir was Verwegenes, oder, was meinste?«

»Lass ihn richten«, antwortete ich knapp. War ja nicht das erste Mal, dass ich mit Essensresten aus Bobos Mund besprüht wurde.

Er hockte sich neben mich. »Komm, scroll dich mal durch.«

Was wir dann auch taten.

Name: Anouk

Geburtstag: 20.08.1999

Meine besten Freunde: Alle Jungs und Lea

Lieblingszitat: »Wer sagt, dass man Glück nicht kaufen kann, der kennt nicht die richtigen Shops!«

Lieblingsmusik: Charts

Traummann: Mr. Grey

Kindheitsheld: Ken

Womit ich meine Pausen am liebsten verbringe: Meine Nägel machen

Das Unnötigste, was ich je in der Schule gelernt habe: Algebra

Wo ich mich in zehn Jahren sehe: In einem Loft in Manhattan, an der Seite von irgend ’nem reichen Typen. Kann auch alt sein

Wo ich Ende des Jahres sein will: In Größe 34 passen

Wenn ich einen Wunsch frei hätte: Free shopping forever <3

»Mister Grey wird Sie jetzt empfangen, Miss Anouk-Manga, haha. Viel Spaß im Red Room!«

»Hätt ja nicht gedacht, dass sie so ’n Hohlkopf ist«, überlegte ich. War das echt so, dass die Mädels dermaßen auf Geld abfuhren?

»Klick weiter«, sagte Bobo und aß meine letzten Fritten.

Name: Lea

Geburtstag: 02.02.2000

Meine besten Freunde: Anouk, Bobo, Claire, Memo, Paul

Lieblingszitat: »Wenn sie atmen, leben sie. Wenn sie leben, fühlen sie. Wenn sie fühlen, lieben sie. Wenn sie lieben, haben sie ein Bewusstsein. Wenn sie ein Bewusstsein haben, haben sie eine Seele.«

Lieblingsmusik: Rise Against

Traummann: Tim McIlrath

Kindheitsheld: Teletubbies

Womit ich meine Pausen am liebsten verbringe: Andere darüber aufklären, dass Tiere nicht dazu da sind, sie zu essen, an ihnen zu experimentieren, dass wir sie anziehen usw.

Das Unnötigste, was ich je in der Schule gelernt habe: Dass der Mensch Fleisch braucht, um sich gesund zu ernähren

Wo ich mich in zehn Jahren sehe: Pressesprecherin bei PETA oder Veganer-Organisation

Wo ich Ende des Jahres sein will: Bobo, Paul und Memo zu Veganern machen

Wenn ich einen Wunsch frei hätte: Dass die ganze Welt vegan wird

»Die will uns zu Veganern machen?«, rief Bobo entrüstet. »Was soll ich denn dann noch essen? Ne, das kann sie nich machen. Gib mal her, ich setz ’n Statement«, sagte Bobo, griff nach dem Handy und checkte uns auf Facebook bei »Hans im Glück« ein: »FLEISCH. YUMM.« Dann scrollte er weiter.

Name: Claire

Geburtstag: 28.02.2000

Meine besten Freunde: Memo, Bobo, Lea

Lieblingszitat: »Die Jugend ist nicht das Alter der Rache und des Hasses, sondern das des Mitleidens, der Milde, der Großmut.«

Lieblingsmusik: Xavier Naidoo, Eminem

Traummann: Flying Uwe

Kindheitsheld: Das Sams

Womit ich meine Pausen am liebsten verbringe: WhatsApp

Das Unnötigste, was ich je in der Schule gelernt habe: Mathe

Wo ich mich in zehn Jahren sehe: Hauptsache, auf eigenen Füßen stehen

Wo ich Ende des Jahres sein will: Fragt Memo :D

Wenn ich einen Wunsch frei hätte: Dass ich zurück nach HH kann!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

»Hm, Alter. Ich vermiss hier was«, sagte Bobo und legte den Finger auf die Wunde. Traummann: Flying Uwe. Verdammt. Hätte sie da nicht mich einsetzen können? Wir waren schließlich seit drei Monaten zusammen.

»Musst mehr trainieren, Brudah«, meinte Bobo und kniff mir in den Bizeps. »Sonst sucht sie sich was Kernigeres.«

Name: Bodo, genannt Bobo

Geburtstag: 26.01.1998

Meine besten Freunde: Memo & alle Girls

Lieblingszitat: »Ich bin so groß, ich kann nicht aufstehen, ich hab Höhenangst.«

Lieblingsmusik: K.I.Z., Hurra die Welt geht unter!!!

Traummann: I am Legend, so what

Kindheitsheld: Green Lantern

Womit ich meine Pausen am liebsten verbringe: Ihr wisst es: essen!

Das Unnötigste, was ich je in der Schule gelernt habe: Boah, was war nötig?

Wo ich mich in zehn Jahren sehe: Bundestag, Wall Street, sucht es euch aus

Wo ich Ende des Jahres sein will: Liebend gern eine Klasse weiter

Wenn ich einen Wunsch frei hätte: Mädels, das verrat ich hier nicht, hoho!

Ich musste grinsen. Das war Bobo. Unser Clown, mein bester Kumpel. Hätte letztes Jahr um ein Haar »Jugend forscht« gewonnen. In Naturwissenschaften war er nicht zu toppen. Alles andere ging rapide den Bach runter, vor allem weil Bobo neuerdings mit Abwesenheit glänzte. Hoffentlich schaffte er das Schuljahr.

»Hey, jetzt kommst du«, rief er in meine Gedanken hinein.

Name: Michael, genannt Memo

Geburtstag: 20.9.1999

Meine besten Freunde: Claire, Bobo, Lea, Paul

Lieblingszitat: »Du weißt, du bist ein Longboarder, wenn du auf die Fresse fliegst und dich als Erstes fragst, wie’s deinem Board geht.«

Lieblingsmusik: Cro, Xavier Naidoo, Kollegah, Prezident

Traumfrau: Claire

Kindheitsheld: Thomas, die kleine Lokomotive

Womit ich meine Pausen am liebsten verbringe: 360er üben, blind cruisen

Das Unnötigste, was ich je in der Schule gelernt habe: Geschichte

Wo ich mich in zehn Jahren sehe: In einem Job, wo ich genug Zeit für Sport habe (Longboard, Kraftsport, Snowboarden, Fallschirmspringen)

Wo ich Ende des Jahres sein will:AKL

Wenn ich einen Wunsch frei hätte: Ich wünsch mir, endlich 18 zu sein. Und den Weltfrieden

»AKL?«, fragte Bobo.

Ich grinste. »Find’s raus!«

»Kein Thema, das haben wir gleich.« Er tippte AKL in die Suchleiste. »Wie ham die Leute eigentlich früher ohne Internet überlebt?«, dachte er laut. »›AKL. Allgemeines Künstlerlexikon‹. Hä? Ne … Nächste Seite. ›Flug NRT-AKL.‹ – ›Automatisches Kleinteilelager AKL‹. Willste mich verarschen?«

Er hatte es schon gefunden, aber nicht geschnallt.

»Was grinste so?« Bobo blickte wieder auf das Display. Dann fiel der Groschen. »AKL – Auckland? Du willst nach Neuseeland?!«

»Jap. Dieses Jahr zu Weihnachten.«

»Zu Claire!«

»Zu Claire!«

»Die schöne Claire«, sagte er. »Und, haste sie schon gepoppt? Wie war’s?«

Ich wurde rot und verschluckte mich an einem Stück Gurke.

»Na, Alter, bleib cremig, was haste denn.«

Ich hustete, dann schüttelte ich den Kopf. »Ne, hab ich nicht.«

Bobo musterte mich abschätzend. »Hat nicht geklappt, was?«

Ich wurde schon wieder rot. Boah, war der peinlich!

»Hör mal, wir waren etwas mehr als eine Woche zusammen, dann ist sie weggezogen.«

»Ich versteh das Argument nicht.«

»Himmel. Das war uns zu früh. Aber ich hab sie geküsst!«

»Sag bloß.« Er schlug mir auf die Schulter. »Darauf brauch ich was zu essen. Noch mal das Gleiche?«

Ich nickte. »Warte, ich komm mit.«

»Ne, allein bin ich schneller in der Schlange. Du bist zu höflich, Diggah.«

Da hatte er recht. Bobos Ellbogen waren spitz und er hatte im Leben lernen müssen, sie einzusetzen.

Claire und ich waren seit ihrem fünfzehnten Geburtstag im Februar ineinander verknallt. Wir waren jahrelang in dieselbe Klasse gegangen und plötzlich war’s passiert. Auf Claires Geburtstagsparty. Ich erinnerte mich noch an jede Einzelheit. Claires Eltern waren übers Wochenende weg und ihre ältere Schwester war kräftig mit am Feiern. Bobo musste unbedingt raushängen lassen, dass er schon sechzehn war, und brachte ’ne Kiste Bier mit. Die machte er dann allein leer, na ja, fast. Um Mitternacht war’s so weit und er kotzte sich voll. Wir verfrachteten ihn in die Badewanne und brausten ihn mitsamt seinen stinkenden Klamotten ab. Und was tat Bobo? Er pennte ein. In der Wanne. Ich wollte wieder runter, zu den anderen, aber Claire hielt mich auf.

»Wir können ihn doch hier nicht so allein liegen lassen«, flüsterte sie.

»Warum denn nicht?«, flüsterte ich zurück. »Ist ja kein Wasser in der Wanne, da kann er nicht ertrinken.«

»Ja, aber wenn er noch mal kotzt und daran erstickt?«

Das war ein Argument. Wir stützten seinen Kopf mit Handtüchern, legten ihm den flauschigen Bademantel von Claires Mutter über, damit er nicht fror, und hockten uns nebeneinander auf den Klodeckel, um Wache zu schieben. Claire fing an zu erzählen. Sie redete wie ein Wasserfall. Lag vielleicht an der Location, so zwischen Dusche und Klo, aber ich merkte, wie irgendwas zwischen uns passierte. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich sie vorher nie richtig … wahrgenommen.

Dann war sie plötzlich still, wie ein Filmriss war das. Wir sahen uns an. Boah! Ich legte den Arm um sie. Sie kuschelte sich an mich.

Danach konnte ich nicht mehr aufhören, an sie zu denken. Ihr ging es genauso mit mir. Zwei Tage später waren wir zusammen. Denkbar schlechtes Timing. Denn am Ende der Frühjahrsferien musste sie nach Neuseeland ziehen. Hatten ihre Eltern einfach so beschlossen, ohne sie zu fragen. F*ck!

Gestern Abend hatte ich meine Ersparnisse zusammengezählt. Dreihundertdreiundachtzig Euro nach Abzug der Rollen. Blöd war, dass die Flüge Weihnachten so teuer waren. Aber ich hatte ja meinen Nebenjob und bald fingen die Ferien an. Da konnte ich mehr arbeiten.

»Hab ’ne doppelte Portion Fritten genommen«, rief Bobo und kam mit einem beladenen Tablett an.

Ich wollte gerade in meinen Burger beißen, da ploppten unsere Handys. Eine WhatsApp-Nachricht aus unserer Gruppe. Bobo sah auf das Display.

»Lea. Wetten?«

Ihr seid doch wohl nicht echt im »Hans im Glück«

»Es geht los«, lachte Bobo und biss so gierig in seinen Burger, dass ihm die Soße am Kinn runterlief. Dann griff er sein Handy und tippte drauflos.

Veggie Pie, whassup. Memo und ich sitzen gerade vor unseren Mega-Burgern. Ey du, voll lecker. Komm doch vorbei

Ihr seid echt abartig. Habt ihr ’ne Ahnung, wie die Tiere leiden mussten?

Chill, Sistah. Ist ja Biofleisch

Ja und? Meint ihr, auf den Biohöfen wächst das Fleisch auf den Bäumen?

Negativ. Aber vorher hatten sie ’n super Leben. Besser als die meisten Menschen auf unserm Planeten

Auf unserm Planten gäb’s keinen Hunger, wenn alle vegan lebten. Und was Biofleisch angeht: Hier, klickt mal auf den Link!

Vor Lachen schlug sich Bobo auf die Schenkel. »Mann, wie is’n die drauf.«

Mich nervte Lea auch. In manchem hatte sie ja recht, aber hey, sie war seit Pfingsten Veganerin, das waren gerade mal zwei Wochen. Seitdem nutzte sie jede freie Minute, um die Leute zu missionieren. Schlimmer als die radikalsten Religionfreaks.

Ich klickte auf den Link. Das war ein Fehler. Ein Undercover-Schlachthof-Video von einem Biobetrieb. Übelst.

Mir war der Appetit vergangen. »Willste den?«, fragte ich Bobo und schob ihm den Burger rüber.

»Immer doch!«, sagte er. »Ein Hoch auf Lea.«

Vier Bissen und der Burger war Geschichte.

»Und jetzt?«, fragte Bobo unternehmungslustig.

»Am besten raus hier. Und dann in den Plattenladen«, schlug ich vor.

»Wenn du meinst.«

»Platten sind episch. Wirst du schon sehen. Auf, los geht’s, Digger!«

Ich schnappte mir Longboard, Helm und Handy und mit Bobo im Schlepptau machte ich mich auf den kurzen Weg rüber ins Schanzenviertel, zu Dirk, und dem coolsten Plattenladen Hamburgs.

4

»Wahnsinnig geworden oder was?«, schrie Bobo und drehte sich um.

»Spinnst du, du Vollidiot!«, brüllte ich den Typen an, der zwei Köpfe größer war als ich.

»Hast du sie noch alle!«, rief Dirk.

»Fass mich noch einmal an, du Penner!«, drohte Bobo und baute sich auf. »Dann hau ich dir in die Fresse!«

Ich ballte die Fäuste, bereit, meinen Freund zu verteidigen. Was war hier überhaupt los, verdammt?

»Immer mit der Ruhe. Ich kenn den Typen.« Dirk schob Bobo und mich hinter sich, raus aus der Aggressionszone. Betont gelassen lehnte er sich vor, legte den Tonarm zurück auf die Stütze und besah die Platte. »Hm. Entspannt euch, Jungs. Ich schau mal, ob ich das richten kann.«

Bobo war keineswegs so gelassen. »Spast! Nicht ganz richtig im Kopf, was?«, blaffte er den Unbekannten an. »Scheiße zum Frühstück gegessen? Du bist, was du isst, Mann!«

Der Typ warf seine Dreadlocks zurück und setzte eine tiefenentspannte Miene auf. »Chill die Base, Bro. Hasdu Problem.«

»Klar hab ich Probleme! Mich fällt keiner von hinten an, du Wichser.«

»Alles easy, Mann. Is doch nix passiert. Mach dich mal locker.«

»Douglas. Hilf mir mal!«, drang eine Stimme vom Eingang her. Ein kugelrunder Schwarzer vom Typ »Glatze ist das neue Sexy, Ladies« schleppte soeben einen Riesenkarton in den Laden.

Douglas – der Große – stieß mit dem Fuß zwei Kartons zur Seite, um dem Dicken Platz zu machen.

»Mann, Dirk, Didi!«, rief der. »Guck mal, wir ham ’ne Riesenladung hier! Von ’ner Omma, die hat lauter Schlagersachen.«

»Korrekt, ey«, sagte der Große. »Das glaubste nich, was die alles hat. Das is besser als ›Atemlos‹ vonner Helene Fischer!«

»Die schon wieder«, murmelte Dirk und widmete sich weiter dem Kratzer auf der Platte, um ihn wegzupolieren.

»Didi, was’n los mit dir?! Schau’s dir an. Alles Raritäten!«

»Na schön. Was habt ihr diesmal mitgebracht, was ich nicht brauche?«, fragte er und schob die Platte zurück in die Hülle.

»Willste sie nich haben?«, erwiderte der Dicke. »Na schön, gut, in Ordnung, dann bringen wir sie eben woandershin. Sag nich, ich hätte dich nich gewarnt, Diggah.«

»Sag mal, biste bescheuert, wo willste denn jetzt noch hinfahrn mit dem ganzen Plunder?«, brummte der Große.

»Halt’s Maul, Douglas.«

»Halt du’s Maul!«

»Ist ja gut, zeigt mal her«, meinte Didi. »Wenn’s unbedingt sein muss.«