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Adnan Maral

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Beschreibung

Exklusiv als kostenloses E-Book: Die Kurzgeschichte des »Türkisch für Anfänger«-Stars!

Adnan Maral berichtet in dieser humorvollen Geschichte von seinen skurrilen Erlebnissen als deutsch-türkischer Schauspieler. Als bei einer Radioaufnahme seine wildgewordenen »ostanatolischen Zwergbergziegen« mit ihm durchzugehen drohen, stellt er sich die Frage: Wie wäre der Tag im Studio eigentlich verlaufen, wenn er nicht als Adnan Maral, sondern als Adrian Müller geboren worden wäre … Ein hochunterhaltsame Story über Deutsche, Türken und wildgewordene Zwergbergziegen.

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Buch

Der Schauspieler Adnan Maral berichtet in dieser humorvollen Geschichte von seinen skurrilen Erlebnissen als deutsch-türkischer Schauspieler. Als bei einer Radioaufnahme seine wildgewordenen »ostanatolischen Zwergbergziegen« mit ihm durchzugehen drohen, stellt er sich die Frage: Wie wäre der Tag im Studio eigentlich verlaufen, wenn er nicht als Adnan Maral, sondern als Adrian Müller geboren worden wäre … Eine hochunterhaltsame Story über Deutsche, Türken und wildgewordene Zwergbergziegen.

Autor

Adnan Maral, geboren 1968 in Çıldır in der Türkei, lebt seit 40 Jahren in Deutschland und besitzt bis heute keinen deutschen Pass – im Gegensatz zu seinen drei in Deutschland geborenen Kindern. Maral ist Schauspieler und Kulturbotschafter im deutsch-türkischen Dialog. In dieser Funktion begleitet er Außenminister Frank-Walter Steinmeier regelmäßig nach Istanbul und ist in zahlreichen Rollen auf dem Fernsehbildschirm und der Kinoleinwand zu sehen. Zuletzt spielte er in »Türkisch für Anfänger«, »Kückückskind« und »Einmal Hans mit scharfer Soße« mit. Er lebt mit seiner Familie bei München.

Adnan Maral

Ach, Deutschland!

Meine ostanatolischen Zwergbergziegen und ich

1. AuflageE-Book-Ausgabe 2014 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.Zuerst erschienen in »Süper Freunde: Was Türken und Deutsche sich wirklich zu sagen haben«, Piper Verlag 2008.Copyright © 2014 by Adnan Maral & Blanvalet Verlag,München in der Verlagsgruppe Random House GmbH.Umschlaggestaltung: www.buerosued.de, MünchenUmschlagmotiv: © Katja KuhlBL · Herstellung: samSatz: Uhl + Massopust, AalenISBN: 978-3-641-15240-6www.blanvalet.de

Adnan Maral

Ach, Deutschland!

Meine ostanatolischen Zwergbergziegen und ich

Geboren 1968 in Ostanatolien, zog 1970 mit seinen Eltern und seinen zwei älteren Brüdern nach Frankfurt. Nach seiner Ausbildung am der Schauspielschule Frankfurt folgten dort die ersten Rollen in »Katzelmacher« und »King Lear«. Dem Theater ist Adnan Maral bis heute treu geblieben, er ist u. a. am Deutschen Theater Berlin und an der Berliner Schaubühne zu sehen. Populär wurde Adnan Maral durch seine Rollen in den Filmen »Die wilden Kerle« und in der preisgekrönten ARD-Serie »Türkisch für Anfänger«. Er lebt bei München.

Es ist 9 Uhr, ich bin ausgeschlafen, geduscht, frisch rasiert, angezogen und habe während meiner Körperpflege meinen Text für die Theaterproben heute vorbereitet.

Jetzt sitze ich vor meinem Frühstück, einer Schale Birchermüsli und eine Tasse grünen Tee dazu. Ich esse von Montag bis Samstag immer Birchermüsli. Das bereite ich mir meistens schon am Vorabend zu, dann kann es im Kühlschrank ziehen. Morgens schmeckt es hervorragend. Sonntags gönne ich mir einen ausgedehnten Brunch in meinem Lieblingscafe Roland.

Heute um 10 Uhr habe ich vor meinen Theaterproben noch eine Aufnahme beim Deutschlandradio. Meine neue Agentin hat es möglich gemacht, obwohl ich gerade in den Endproben für »Warten auf Godot« stecke.

Bis zum Deutschlandradio brauche ich 20 Minuten mit dem Fahrrad. Das Wetter ist durchwachsen. Ich habe mich, wie fast jeden Abend, im Internet über das Wetter für den nächsten Tag informiert. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt heute bei 37 Prozent. Aber wie alles in Berlin, kann es durchaus anders kommen.

Falls es regnet, muss ich die U-Bahn nehmen. Ich mag es nicht, nass zu werden. Es lohnt sich auch nicht, mit dem Auto zu fahren, so umweltbewusst bin ich durchaus. Außerdem würde ich mit meinem roten 68-er Alfa Spider-Cabrio niemals im Regen fahren, das bleibt schön in der Tiefgarage.

Heute habe ich einen engen Zeitplan: Als Erstes muss ich beim Radio einen Text sprechen. Er stammt von dem türkischstämmigen Autor Orhan Gencay und ist sehr anspruchsvoll geschrieben. Es geht um einen deutschen SS-Offizier, der seit seiner Rückkehr aus der russischen Gefangenschaft nie mit seiner Familie über diese Zeit gesprochen hat. Aber Jahre später, er liegt auf dem Sterbebett und sein Enkel fordert ihn auf, über diese Zeit zu reden. Jetzt beginnt er zu erzählen. Es stellt sich heraus, dass er ein KZ geleitet hat und dort eine jüdische Geliebte hatte, die ein Kind von ihm bekam. Dieser Sohn lebt in Istanbul.

Um mich zu vergewissern, wie man einen türkisch klingenden Namen in dem Text ausspricht, für den ich engagiert wurde, habe ich meinen Freund Ernst Bauernfeind angerufen. Schließlich ist er Turkologe und kennt die Türkei besser als ich, aber sogar er konnte mir auf die Schnelle nicht helfen. Der Name klingt eigentlich auch nach meinem Gefühl nicht wirklich türkisch, aber die Redaktion wird das wohl überprüft haben.

Orhan Gencay lebt seit über 35 Jahren in Deutschland und hat schon einige Literaturpreise bekommen. Er hat diesen Namen vielleicht im Internet recherchiert oder – wer weiß wo – gefunden, erfunden!!

Ich habe den Text sehr gut, auch mit meiner Sprecherzieherin, inhaltlich und phonetisch vorbereitet. Sie hat mich zum Abschluss nur gemahnt, ich solle daran denken, dass ich nicht auf der Bühne stehe, sondern ein Mikrofon vor mir habe. Ganz kurz kam dabei mein verdeutschtes orientalisches Blut in Wallung oder wie mein Großvater, Gott hab ihn selig, zu sagen pflegte: »Uuulan, allahsizlar, simdi benim keciler geliii« – Uuulan, ihr Gottlosen, jetzt kommen mir die Ziegen.« Dabei hob er die Arme und drehte die Hände immer wieder um die eigene Achse. Sein 80-jähriger Körper kannte diesen Moment und war sofort gefüllt mit »einer Horde von wild gewordenen Zwergbergziegen.« Es sah dann wirklich so aus, als würde diese Horde wild gewordener Zwergbergziegen jeden Moment durch seine Schädeldecke brechen.

Innerlich schrie ich meine Sprecherzieherin an: »Allah allah, ich bin doch nicht seit gestern im Geschäft, ich weiß, was ich tue und habe mich gerade intensiv mit diesem Text auseinandergesetzt. Ich habe diese Belehrungen so satt, ich bin doch keine 20 mehr.«

Noch habe ich die Wallungen und die wild gewordenen Zwergbergziegen von meinem Opa nicht ganz unter Kontrolle. Doch: Bleib kühl und ruhig!

Schnell, schnell meine Yoga-Mantren: Tief einatmen, Luft anhalten und wieder ausatmen, singen: Wahe guru, wahe guru, wahe guru, wahe jio, wahe guru, wahe guru, wahe guru, wahe jio, wahe guru, wahe guru, wahe guru, wahe jio … Ruhe, Ruhe. Ich habe es geschafft, die Ziegen sind weg, ich muss meinen Therapeuten nicht anrufen.