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Wenn du glaubst, du wirst vom Pech verfolgt, ist das Glück zum Greifen nahe …
Der zweite Band der humorvollen Wholesome-Reihe auf Sylt
Für Anni könnte es nicht schlechter laufen: miese Dates, ein stressiger Job und das Gefühl, dass das Glück sie verlassen hat. Und das alles nur, weil ein Fluch auf ihr lastet – das glaubt sie zumindest. Vor einigen Jahren hat sie einem Jungen auf Sylt das Herz gebrochen, und seitdem glaubt sie, damit einen Fluch auf sich geladen zu haben. Um diesen zu brechen, reist sie kurzerhand zurück auf die Insel. Doch war das wirklich so eine gute Idee? Dort trifft sie auf Piet – nervig, ein Angeber und einer der Besitzer des Syltseehofes, auf dem Anni unterkommt. Kann es schlimmer kommen? Und ob, denn Piet und Anni verbindet mehr, als sie glaubt. Kann sie den vermeintlichen Fluch überwinden und das Syltseeglück finden?
Dies ist eine Neuauflage des bereits erschienenen Titels SyltSeeGlück (Verliebt auf Sylt 2).
Erste Leser:innenstimmen
„Eine Liebesgeschichte an der Nordsee, die alles hat, was man von einer Opposite Attract-Romance erwartet.“
„Bei diesem Nordseeroman kommen Fans der Insel Sylt total auf ihre Kosten!“
„Ein Fluch, den Anni brechen muss – eine hinreißende Geschichte, die Michelle da geschrieben hat. Absolut zum Wohlfühlen.“
„Michelle Schrenk hat mich von Anfang an mit ihrer Liebesgeschichte gepackt und direkt an die Nordseeküste entführt.“
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Seitenzahl: 241
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Für Anni könnte es nicht schlechter laufen: miese Dates, ein stressiger Job und das Gefühl, dass das Glück sie verlassen hat. Und das alles nur, weil ein Fluch auf ihr lastet – das glaubt sie zumindest. Vor einigen Jahren hat sie einem Jungen auf Sylt das Herz gebrochen, und seitdem glaubt sie, damit einen Fluch auf sich geladen zu haben. Um diesen zu brechen, reist sie kurzerhand zurück auf die Insel. Doch war das wirklich so eine gute Idee? Dort trifft sie auf Piet – nervig, ein Angeber und einer der Besitzer des Syltseehofes, auf dem Anni unterkommt. Kann es schlimmer kommen? Und ob, denn Piet und Anni verbindet mehr, als sie glaubt. Kann sie den vermeintlichen Fluch überwinden und das Syltseeglück finden?
Dies ist eine Neuauflage des bereits erschienenen Titels SyltSeeGlück (Verliebt auf Sylt 2).
Überarbeitete Neuausgabe Oktober 2025
Copyright © 2025 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten
E-Book-ISBN: 978-3-69090-421-6
Copyright © 2024, Michelle Schrenk Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2024 bei Michelle Schrenk erschienenen Titels Syltseeglück: Verliebt auf Sylt.
Covergestaltung: Dream Design – Cover and Art, Michelle Schrenk Unter Verwendung von Motiven von: © canva (www.canva.com), Illustration Landhaus auf dem Land: © Margaryta Shevchyshena Lektorat: Susanne Jauss
E-Book-Version 06.10.2025, 13:56:16.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
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»Ach herrje, Anni, was ist denn mit dir passiert?«, fragt meine Freundin Bine, als ich sie in unserer Stammbar in der Innenstadt treffe.
Es ist später Nachmittag, und ich betrete humpelnd die Bar, werfe meine Tasche auf den Tisch und lasse mich auf den erstbesten Stuhl fallen.
»Frag lieber nicht.« Ich winke ab. »Dieser Kerl, wirklich, er war ein einziger Albtraum. Ich hätte es echt keine Sekunde länger mit ihm ausgehalten«, antworte ich und hebe die Hand, um etwas zu bestellen. Dann deute ich auf den zerbrochenen Absatz an meinem Schuh. »Und als Krönung des gelungenen Nachmittags bin ich noch schön im Kopfsteinpflaster hängen geblieben. Die Schuhe kann ich wegwerfen.«
Der Kellner kommt an den Tisch, um unsere Bestellung aufzunehmen. Bine entscheidet sich für einen Kaffee.
»Und für mich einen Wodka«, sage ich wie aus der Pistole geschossen.
Um die Mundwinkel des Kellners zuckt es ganz leicht. »Gern, kommt sofort.«
Als er wieder gegangen ist, mustert Bine mich stirnrunzelnd. »Okay, Wodka am helllichten Tag? Es war also wirklich so schlimm?«
»Na, schau mich doch an. Und dann noch dieser lebende Krawattenständer, der langweiligste Kerl, den ich je getroffen habe.« Ich seufze. »Stell dir vor, der Typ hat echt eine halbe Stunde lang über seine Briefmarkensammlung gesprochen – und das gleich beim ersten Date!«
»Ach Mensch, das tut mir leid.«
»Du kannst doch nichts dafür, dass ich immer ins Klo greife.«
Glücklicherweise kommt der Kellner in diesem Augenblick schon mit unseren Getränken.
»Danke«, sagen wir beide beinahe gleichzeitig, und Bine kichert.
»Das ist ja wie verhext«, meint sie. »Jetzt dürfen wir uns was wünschen.«
Der Kellner lächelt kurz, dann wendet er sich ab und geht zum nächsten Tisch.
»Was wünschen?«, frage ich. »Da wüsste ich in der Tat einiges. Zum Beispiel, dass diese Pechsträhne endlich mal ein Ende findet. Wobei eigentlich mein ganzes Leben eine einzige Pechsträhne ist. Langsam kommt es mir echt so vor, als hätte ich einen Fluch auf mir.«
Aufmunternd sieht Bine mich an, während sie sich etwas Zucker in den Kaffee rührt. »Komm schon, Anni, das ist doch Unsinn. Das war jetzt mal ein mieses Date, aber deswegen ist noch lange nicht alles schlecht.«
»Ach nein? Mal ehrlich, findest du nicht auch, dass besonders in diesem Jahr bei mir alles schiefläuft? Erst die Trennung und danach nur noch miese Dates. Überleg doch mal, was mir allein in den letzten Tagen passiert ist. Ich habe mir Kaffee über meinen weißen Lieblingspulli gekippt, mein Auto hat mitten in der Rushhour den Geist aufgegeben, und zu guter Letzt hat mir eine Taube auf den Kopf gekackt. Und heute dann noch als Krönung des Ganzen dieser langweilige Kerl, die totale Zeitverschwendung. Von meinen Schuhen wollen wir mal gar nicht reden. Es ist immer das Gleiche. Aber woran kann das liegen?« Ich greife nach meinem Wodkaglas und nehme einen kräftigen Schluck. »Ah, den habe ich jetzt echt gebraucht.«
»Na ja, wenn du meinst«, entgegnet Bine schmunzelnd und streicht mit dem Zeigefinger die Maserung der hölzernen Tischplatte nach. »Das Leben ist nun mal ein ständiges Auf und Ab. Ein kleiner Tollpatsch warst du ja schon immer. Und dass es sich gerade dermaßen häuft, ist vermutlich einfach nur … Keine Ahnung, es läuft zurzeit eben nicht so rund bei dir.«
Ich muss trotz allem lachen. »Nicht so rund, das hast du nett ausgedrückt. Aber ja, vermutlich ist es so. Die Frage ist nur, warum. Ernsthaft, ich würde das gern mal wissen«, sage ich, denn im Moment habe ich wirklich das Gefühl, als gäbe es in meinem Leben mehr Abs als Aufs. Genauer gesagt ist es eine Abfolge von Missgeschicken, schlechten Dates und einem zu stressigen Job. Eigentlich mag ich die Arbeit im Hotel, doch gerade nimmt es auch dort ziemlich überhand.
»Ich bräuchte dringend eine Pause von diesem ganzen Chaos«, überlege ich. »Einfach mal weg von allem. Im Hotel war heute auch wieder so viel los. Wegen dieses Ärztekongresses sind wir total ausgebucht. Aber jetzt habe ich erst mal Urlaub – wobei ich im Moment nicht mal darauf richtig Lust habe. Denn wenn das so weitergeht …«
»Unsinn, das ändert sich auch wieder. Und wenn du mal rauswillst, dann fahr doch einfach für ein paar Tage weg. Warum nicht?«
»Ach, wohin soll ich denn fahren? Und mit wem?«, frage ich. »Das stand zwar nicht auf meinem Plan, aber ich muss jetzt endlich meine übrig gebliebenen Urlaubstage aus dem letzten Jahr abfeiern. Mit dir zu verreisen wäre schon toll.«
»Das ist wahr, doch ich kann leider nicht. Du weißt ja, Lehrer können nur in den Ferien Ferien machen. Und die nächsten freien Tage habe ich bereits mit Harry verplant.«
Harry ist Bines Freund, mit dem sie schon seit einer halben Ewigkeit zusammen ist. Die beiden führen eine sehr harmonische Beziehung, in der Bine einfach nur glücklich ist. Manchmal wünsche ich mir heimlich, ich könnte mir wenigstens ein klitzekleines Stückchen abschneiden von ihrem Liebesleben, das das komplette Gegenteil von meinem ist.
»Oh Mann, so ein Pech.« Ich seufze demonstrativ laut. »Wäre schon cool gewesen.«
»Das ist kein Pech, das ist einfach ein Umstand«, korrigiert Bine mich. In solchen Momenten merkt man deutlich, dass sie durch und durch Lehrerin ist.
Ich nehme noch einen Schluck Wodka und spüre intensiv Wärme im Bauch. »Weißt du, was das Beste an der Sache ist? Als du mich vorhin während meines Dates zufällig anriefst, habe ich das als Vorwand genommen und zu dem Typ gesagt, dass ich dringend gehen muss, weil meiner Freundin etwas passiert sei.«
Sie kichert. »Aha, und was ist mir passiert? Was hast du mir angedichtet?«
»Dass du schrecklichen Liebeskummer hast.«
»Eines muss man dir lassen, Fantasie hast du.«
Ich winke ab. »Und als ich dann gegangen bin, sagte er ernsthaft zu mir, dass er kein zweites Treffen möchte, weil ich so desinteressiert gewesen sei. Wow, oder?«
Sie lacht. »Ehrlich ist er, das muss man ihm lassen.«
Bei dem Gedanken an das verunglückte Date trinke ich gleich noch einen Schluck. Oh ja, der Wodka hat es in sich. Irgendwie fühle ich mich schon leicht beschwipst. »Ehrlich, normalerweise hätte ich ihm sagen sollen, dass er von uns beiden der Langweiler ist, nicht ich. Doch ich habe meine Klappe gehalten, weil ich ihn nicht beleidigen wollte.«
»Ja, das hättest du tun können.«
»Vielleicht sollte ich viel direkter sein«, überlege ich. »Nicht um den heißen Brei herumreden, sondern klar und unmissverständlich sagen, was Sache ist.«
»Aber du bist doch immer ehrlich.«
»Schon, doch es gibt Situationen, in denen man so ein Gefühl im Bauch hat, dass etwas nicht passt. Aber man sagt nichts, sondern lässt es mit sich machen, und am Ende ist man selbst die Dumme und schaut in die Röhre.«
»Oder in ein Briefmarkenalbum.« Bine zwinkert mir schelmisch zu, und ich kann nun nicht anders, als laut loszulachen.
»Dazu ist es ja nicht mal gekommen, weil ich so desinteressiert war«, antworte ich und japse nach Luft. Der Wodka trägt sicher seinen Teil dazu bei. »Vielleicht sollte ich es einfach sein lassen. Ich habe eben Pech. Punkt.«
»So ein Quark!«
Ich sehe Bine ernst an. »Jetzt mal ganz unter uns. Ich frage mich echt, wie man heute noch normale Menschen treffen soll. Da gebe ich dem Kerl eine Chance, obwohl er gar nicht mein Typ ist, und dann kommt so was. Aber wenn ich mich mit jemandem einlasse, den ich attraktiv finde, geht es auch schief. Meine letzte Beziehung ist ewig her. Irgendwas ist immer. Liebe und Glück, alles der totale Unfug. Irgendwie ist der Wurm bei mir drin. Ich frage mich nur, warum.«
Dieser Gedanke ist jetzt so fest in meinem Kopf verankert, dass ich beschließe, mir noch ein zweites Glas Wodka zu bestellen. Vielleicht werde ich den miesen Gedanken dann los.
Ich hebe die Hand, um den Kellner zu rufen, doch Bine zieht sie wieder nach unten. »Nichts da. Erstens ist es immer noch Nachmittag, und zweitens solltest du dringend ins Bett – oder zumindest aufs Sofa, wie auch immer.«
»Ach Mensch, du Spielverderberin«, murmele ich, und sie lacht.
»Wenn es darum geht, dass du dich sinnlos betrinken willst, bin ich gern Spielverderberin.«
Wir plaudern noch eine Weile und machen uns dann auf den Weg nach Hause.
Als wir das Haus erreichen, in dem ich wohne, setzen wir uns auf die Treppe vor dem Eingang.
Während ich mein Handy zücke, um nachzusehen, was es bei Instagram Neues gibt, greift Bine unsere Unterhaltung von vorhin noch einmal auf. »Weißt du, Glück und Pech liegen doch nah beieinander«, meint sie. »All das, was dich gerade so nervt, bringt dich schon auf den richtigen Weg, da bin ich mir sicher.«
»Ach ja?«, entgegne ich zynisch und klicke mich durch die neuen Beiträge. »Schau dir das hier doch mal an. Alle sind irgendwo unterwegs und total glücklich.«
»Unsinn, jetzt steigere dich da mal nicht so rein.«
Zwischendurch wird mir Werbung angezeigt, und als ich sie lese, wird mir auf einmal ganz anders.
Wusstest du, dass wir uns im Jahr des Karmas befinden? Glück oder Pech – was hält das Leben für dich bereit?
»Oh mein Gott«, presse ich hervor und reiche Bine das Handy. »Manchmal habe ich echt das Gefühl, dass Instagram uns abhört. Schau dir mal die Werbung an.«
Bine kichert. »Okay, das Jahr des Karmas also.«
»Meinst du, es liegt daran? Stimmt das wirklich?«
Weil ich nicht anders kann, beginne ich zu googeln, und tatsächlich finde ich eine ganze Reihe von Einträgen, die mir bestätigen, dass wir uns mitten im Jahr des Karmas befinden.
Mein Bauch zieht sich zusammen. »Siehst du, jetzt werde ich also bestraft. Das macht so was von Sinn!«, rufe ich.
»Ach, Anni, das ist doch Blödsinn. Und außerdem ist dein Karma doch nicht so mies. Wenn diese Sache stimmt, müsstest du eher das beste Jahr deines Lebens haben.«
»Oder eben nicht«, widerspreche ich ihr und seufze zum wiederholten Male an diesem Nachmittag theatralisch. »Was, wenn da wirklich etwas dran ist? Wenn ich in diesem Jahr bestraft werde für alles, was ich getan habe, und deswegen alles so schiefläuft?«
»Ich sage es dir noch mal: Das ist Unsinn! Geistiger Müll!«
»Aber warum finde ich dann kein Glück?«, gebe ich zu bedenken. »Warum passiert mir das alles? Und das ziemlich genau seit Anfang dieses Jahres. Es ist doch wirklich wie ein Fluch. Meinst du, das kann sein? Bin ich verflucht? Bestraft mich das Karma?«
»Und warum? Was sollst du denn Schlimmes gemacht haben?«
Bine lacht, doch ich schließe kurz die Augen, spüre einer Ahnung nach. Und dann sehe ich es. Vor meinem geistigen Auge taucht das Bild eines blauen Sommerhimmels auf. Ich rieche beinahe schon die salzige Meeresluft, höre das Lachen von Kindern am Strand. Und ich sehe ihn, mit seinen zerzausten blonden Haaren und den klarsten blauen Augen, denen ich jemals begegnet bin.
Ich sehe Bine an. »Es gibt da eine Sache, die mir nicht aus dem Kopf geht. Es ist lange her, dennoch frage ich mich, ob das nicht vielleicht der Anfang von allem war.«
»Was denn?«
»Als ich dreizehn war, haben wir die Sommerferien auf Sylt verbracht. Und da war dieser Junge. Er war mein erster Schwarm.«
»Und? Das klingt doch süß.«
»Ja, das war es auch. Bis ich ihn einfach sitzen ließ. Ohne eine Erklärung.«
»Wie bitte?« Für einen klitzekleinen Augenblick scheint es mir, als würde Bine gespannt die Luft anhalten.
Ich lege das Handy neben mich auf die Treppenstufe, stütze mich auf meine Hände und lehne mich ein wenig zurück. »Wir haben uns auf einer Feier am Strand geküsst«, erzähle ich und blicke dabei in den Himmel. »Es war mein erster Kuss. Aber dann … Ich weiß nicht, ich bekam irgendwie Angst. Am nächsten Tag habe ich ihn ignoriert und so getan, als wäre nichts geschehen.«
»Und wie hat er darauf reagiert?«
»Natürlich war er verletzt. Er hat mich zur Rede gestellt und gesagt, dass ich das zurückbekommen würde. Dass das Karma mich eines Tages dafür bestrafen würde.«
Bine schüttelt den Kopf. »Das klingt wie aus einem Teenie-Drama.«
»Ja, vielleicht. Aber was, wenn das wirklich der Grund ist, warum mein Liebesleben ein einziges Desaster ist? Warum ich nur Fehltritte hinlege? Das Karma schnappt jetzt zu, wie ein Fisch.«
Sie lacht. »So ein Quatsch. Das glaubst du doch selbst nicht.«
»Aber es kann doch so sein«, entgegne ich beharrlich. »Muss man nicht bei dem Jungen anfangen, der alles ins Rollen gebracht hat? Ich habe ihm immerhin das Herz gebrochen.«
»Das ist jetzt wirklich etwas weit hergeholt«, versucht Bine noch einmal, mich umzustimmen, doch ich lasse sie nicht ausreden.
»Was, wenn nicht? Wenn jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, in dem das Karma zuschlägt? Das würde doch erklären, warum ich so viel Pech habe, besonders in der Liebe.«
»Ich habe dir vorhin schon gesagt, dass du jetzt erst mal ins Bett musst.« Bine steht auf, und ich verdrehe die Augen.
»Es ist erst kurz vor sechs.«
»Egal. Du bist immerhin ganz schön angeheitert – Wodka sei Dank.«
»Na gut, wenn du meinst.«
Bine reicht mir die Hand und zieht mich nach oben. Als wir voreinander stehen, nimmt sie mich zum Abschied in den Arm. »Und mach heute keine Dummheiten mehr, ist das klar? Schlaf einfach mal drüber, dann siehst du wieder klarer. Das Karma will dir nichts, glaub mir.«
»Jaja …«
»Wirklich. Keine Dummheiten«, sagt sie noch einmal mit Nachdruck.
»Also bitte, ich und Dummheiten. Niemals. Du kennst mich doch.«
Sie lacht. »Ja, eben. Also lass es sein.« Dann wendet sie sich ab und geht winkend davon, während ich noch einen Moment stehen bleibe und ihr nachsehe.
Gerade als ich den Schlüssel in das Schloss an der Haustür stecken will, kommt mir jedoch eine andere Idee. Ich muss herausfinden, ob an der Sache wirklich etwas dran ist. Vielleicht ist es ja an der Zeit, dass ich mich den Geistern der Vergangenheit stelle.
»Na, du kleine Dramaqueen? Ganz schön kuschelig, oder?«
Okay, was ist passiert? Langsam öffne ich die Augen und sehe Papas Gesicht vor mir. »Schon, aber …« Ich erschrecke heftig, als mir auf einmal klar wird, wo ich mich befinde. In einem Sarg! Ich schlage mir die Hände vors Gesicht. »Oh mein Gott, das habe ich nicht gemacht …«
»Doch, das hast du. Ich befürchte, der Wodka war einer zu viel.«
»Ich hatte doch nur zwei.«
»Drei.« Papa hebt drei Finger seiner Hand hoch und grinst. »Du kamst gestern Abend hier angerauscht, hast dir oben aus meiner Hausbar die Wodkaflasche geholt und gesagt, du müsstest dringend mit mir über den Urlaub auf Sylt reden. Weil du eine Erleuchtung gehabt hättest. Du hast geredet und geredet, bis du so müde warst, dass du nur noch in den erstbesten Sarg gefallen bist. Ich wollte dich noch aufhalten, aber …«
»Kannst du bitte einfach den Deckel schließen? Ich schäme mich so sehr«, flüstere ich.
Papa lacht. »Es war schon ziemlich amüsant, wie du hier ankamst und meintest, dass auf dir womöglich ein Fluch liegt, den wir lösen müssen. Sonst würdest du andauernd nur Pech haben, weil es das Jahr des Karmas sei.«
Als er die Worte ausspricht, fällt mir die Sache mit dem Karma wieder ein. »Das habe ich dir erzählt?«
»Ja, und das nicht nur einmal.«
»Und warum hast du mich hier liegen gelassen?«
»Weil du nicht wachzukriegen warst. Du kannst echt froh sein, dass unsere Mitarbeiter schon Feierabend hatten. Und auch, dass Jakob noch bis heute Abend auf der Messe ist. Er hätte dich auf jeden Fall entdeckt. Du weißt ja, er ist morgens der Erste, der in die Firma kommt, und abends der Letzte, der geht.«
Jakob ist mein Bruder, der als Juniorchef im Bestattungsunternehmen der Familie mitarbeitet und es auch einmal übernehmen wird. Darüber bin ich froh, denn ich habe lieber mit Menschen zu tun, die noch lebendig sind. Und so habe ich nach der Schule Hotelfachfrau gelernt und arbeite jetzt an der Rezeption eines großen Hotels in der Innenstadt – auch wenn Papa mich lieber bei ihm in der Firma zwischen Leichen, Urnen und Särgen sehen würde.
Apropos Särge. Ich habe tatsächlich die ganze Nacht in einem der Särge geschlafen, die in den Firmenräumen stehen. Unfassbar. »Scheiße!«, rufe ich und schlage mir die Hände vors Gesicht.
Langsam erinnere ich mich noch an mehr. Nachdem ich mich an der Haustür von Bine verabschiedet hatte, bin ich nicht nach oben in meine Wohnung gegangen, sondern ein paar Häuser weiter zu Papa. Ich dachte mir, dass ich ihn bestimmt noch im Büro antreffe, denn er arbeitet genau wie Jakob abends immer recht lange. Gestorben wird schließlich nicht nur tagsüber. Und das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ich in seine Wohnung direkt über den Firmenräumen hinaufgegangen bin und mir dort aus seiner Hausbar eine Flasche Wodka geholt habe, so wie er es mir gerade auch erzählt hat. Nachdem mir das erste Glas in der Bar schon so gutgetan hatte, dachte ich, es kann kein Fehler sein, mir noch ein zweites zu genehmigen. Doch dabei ist es offenbar nicht geblieben, wenn ich Papas Worten glauben soll.
»Das ist wirklich mein Ende«, sage ich. »Das ist ein Zeichen. Für mein Leben und …«
»War dein Date denn wirklich so mies?«, will Papa wissen, und ich nicke.
»Habe ich dir davon erzählt?«
»Ja. Dass er ein lebender Krawattenständer war und superlangweilig.«
Ich seufze tief. »Stimmt, das kann ich gesagt haben.«
»Na komm, dann mal raus hier.« Papa reicht mir seine Hand, doch ich zögere.
»Ich weiß nicht, ob ich nicht doch hier liegen bleiben soll …«
»Quatsch. Los jetzt, Anni! In einer halben Stunde dürften die ersten unserer Mitarbeiter eintreffen. Ihnen solltest du den Anblick nicht gönnen, wie du hier in diesem Sarg liegst.«
»Na gut. Hast du Kaffee?«, frage ich, während ich mich aufrichte und aus dem Sarg steige. »Am besten stark und schwarz.«
»Klar, lass uns einen Kaffee trinken. Und bestimmt habe ich auch eine Aspirin.«
Wir gehen hinauf in Papas Wohnung. Nachdem wir am Tisch in der Küche Platz genommen haben, bin ich wirklich erleichtert. Der Kaffee tut gut, und Papa hat mir dazu noch ein großes Glas gekühltes Wasser hingestellt.
»Und du denkst also, du bist verflucht?«, hakt er nun nach. »Aber so ganz habe ich es nicht verstanden. Du hast so viel gesagt. Amüsant war es ja schon.«
»Ach, das war nur so ein Schnapsgedanke.«
Er grinst. »Schnaps – da sagst du was.«
»Weißt du, ich habe mich gefragt, warum bei mir gerade alles schiefgeht, und da ist mir dieser Junge eingefallen, damals auf Sylt. Kannst du dich an ihn erinnern?«
Er überlegt kurz. »Ich glaube, ich weiß, wen du meinst. Am Anfang habt ihr euch am Strand immer Blicke zugeworfen, und irgendwann seid ihr ins Gespräch gekommen. Das hast du mir zumindest erzählt.«
Ich nehme einen großen Schluck Kaffee. »Ja, er war echt süß.«
»Doch dann wurdest du irgendwann so abweisend zu ihm.«
»Ja, und deswegen glaube ich, dass ich verflucht bin.« Nachdenklich fahre ich mit dem Finger den Rand meiner Tasse entlang. »Er war so sauer auf mich, und mir ist jetzt auch wieder eingefallen, was er zu mir sagte. Unter anderem, dass ich das alles zurückbekommen werde. Aber du hast recht, der Gedanke ist bescheuert. Dennoch muss sich irgendwas ändern, denn ich habe keine Lust mehr auf schlechte Dates und all das. Ich möchte einfach glücklich sein, einen netten Mann treffen. Verstehst du? Ich muss mal raus aus dem ganzen Chaos.«
Papa mustert mich mit zusammengekniffenen Augen. »Du brauchst Urlaub, oder?«
»Ja, vielleicht schon.«
»Und was spricht dagegen?«
»Dass ich nicht weiß, wohin und mit wem ich fahren soll.« Ich winke ab. »Ach, das war nur so dahergesagt. Es wird schon alles werden.«
Doch so recht weiß ich gerade nicht, wie es werden soll.
Als ich etwas später in meine Wohnung komme, die nur ein paar Häuser von Papas Firmengebäude entfernt liegt, habe ich einige Nachrichten von Bine auf meinem Handy. In den ersten beiden schimpft sie mit mir, weil ich mich nicht gemeldet habe. Dann macht sie sich Sorgen, weil sie glaubt, ich hätte Mist gebaut. Gut, so unrecht hat sie damit ja nicht. Immerhin bin ich vorhin in einem Sarg aufgewacht. Oh Mann.
Während ich aus meinen Schuhen schlüpfe, beschließe ich, Bine gleich anzurufen, um sie zu beruhigen. Als dann wie auf Kommando mein Handy klingelt, denke ich schon, dass sie mir nun zuvorkommt. Doch es ist nicht sie, sondern Papa. Ich nehme das Gespräch an.
»Na, Liebes, bist du gut daheim angekommen?«, will er wissen.
»Ja, das bin ich. Was ist los? Habe ich etwas bei dir vergessen?«
»Nein, aber ich habe dir gerade etwas geschickt. Sieh es dir mal an«, sagt er. Ich stelle das Handy auf Lautsprecher und gehe in den WhatsApp-Verlauf. Währenddessen erzählt Papa schon weiter: »Ich habe mir mal die alten Fotoalben vorgenommen, und schau mal, was ich da gefunden habe. Das seid doch ihr beide, du und er, oder?«
Ich betrachte das Bild, das er mir geschickt hat. Es ist etwas unscharf, weil es irgendwie aus Versehen aufgenommen wurde, zumindest habe ich so etwas im Kopf. Trotzdem erkenne ich den Jungen darauf wieder. Ja genau, das ist er. Gut, man sieht ihn nicht ganz deutlich, aber doch, das muss er sein.
Dann wandert mein Blick weiter zu mir. »Was habe ich denn da bitte für eine Frisur?«, frage ich und muss trotz allem lächeln. Himmel, ist das lange her. »Warum in aller Welt habe ich rote Haare?«
»Du wolltest es so«, meint Papa. »Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern.«
»Jaja, ich weiß schon.«
»Pass auf, Anni, Haare hin oder her, ich habe eine super Idee. Als ich mir die Bilder ansah, bekam ich total Lust, einfach mal wieder wegzufahren und unbeschwert am Strand zu liegen. Du weißt ja, ich bin jeden Tag von Toten umgeben und sollte auch mal raus. Und du sagtest doch, du hättest sowieso Urlaub. Also warum nicht?«
»Ja, das stimmt, ich feiere gerade meine Urlaubstage aus dem letzten Jahr ab.«
»Wieso machen wir es dann nicht einfach? Wir zwei, ab nach Sylt, raus aus dem Alltag. Auf den Spuren der Vergangenheit.«
»Hahaha«, kommt es mir spontan über die Lippen. Was soll ich auch sonst auf diesen Vorschlag antworten?
Aber Papa meint es wohl ernst. »Hallo, du hast doch damit angefangen, dass du diesen Fluch lösen möchtest. Das Karma retten. Also, ich wäre dabei!«
»Das ist lieb von dir, Papa. Aber das war nur Spaß.« Oder? Das war es doch? Anderseits habe ich mit diesem Thema angefangen …
»Spaß hin oder her, jedenfalls spricht doch nichts gegen ein paar Tage Urlaub, in denen du mal runterkommen kannst. Auch wenn du es nicht hören willst, du arbeitest wirklich zu viel. Es ist gut, dass du jetzt mal freihast. Und dann solltest du die Zeit auch nutzen.«
»Hm«, brumme ich.
»Ist das ein Ja?« Seiner Stimme höre ich an, dass er grinst.
»Also, ich weiß nicht …«
»Na, komm schon. Vielleicht gibt es ja sogar in der Pension, in der wir damals waren, noch freie Zimmer. Das wäre doch was.«
»Wenn sie überhaupt noch existiert«, gebe ich zu bedenken. »Es ist ja doch schon eine Weile her.«
Papa lacht. »Also, so lange nun auch wieder nicht. Ich kann mir gut vorstellen, dass es die Pension noch gibt. Und du solltest nicht immer bei allem gleich nach einem Haken suchen.«
Ich weiß, ich sehe vieles zu pessimistisch, aber so einfach kann ich nicht aus meiner Haut. »Na schön, fragen kannst du ja mal«, sage ich schließlich, ehe wir auflegen.
Oh Mann, hat er das wirklich ernst gemeint? Vermutlich schon, so wie ich ihn kenne.
Ich sehe mir das Foto noch einmal an. Ja, der Junge war schon süß. Und ich war so fies zu ihm. Vielleicht ist es wirklich so, dass das Karma mich deswegen bestraft, und ich sollte mich nun den Geistern der Vergangenheit stellen.
Das Jahr des Karmas …
Meine Gedanken drehen sich, lassen mir keine Ruhe mehr, und so fange ich an zu googeln. Schon die erste Fundstelle, die mir angezeigt wird, klingt spannend:
Dieses Jahr wird ein Glücksjahr auf allen Ebenen werden, wenn du bereit bist, an dir zu arbeiten, dich deinen Fehltritten zu stellen und sie aufzulösen. In diesem Jahr spielt das Karma eine große Rolle …
Hm, okay, das klingt doch etwas sehr spirituell. Auch dass in diesem Jahr alles aufgearbeitet werden kann. Unsinn, oder? Aber was, wenn tatsächlich etwas dahintersteckt und ich …
In diesem Augenblick klingelt mein Handy, es ist Bine. Oh weh, sie habe ich ganz vergessen. Sicher macht sie sich Sorgen. Nachdem ich das Gespräch angenommen habe, schimpft sie auch sofort los: »Du spinnst wohl, dich gar nicht zu melden.«
»Es … es tut mir leid, wirklich.«
»Jaja, das kann jeder sagen. Du bist gestern Abend gar nicht gleich ins Bett gegangen, oder?«, vermutet sie. »Was hast du gemacht?«
»Ja, stimmt, ich …« Schließlich berichte ich ihr, was passiert ist.
Schon während ich von der Gegebenheit mit dem Sarg erzähle, kichert sie immer wieder, und als ich fertig bin, lacht sie aus vollem Halse. »Du bist der Knaller, Anni. In einem Sarg, die ganze Nacht. Oh mein Gott, du bist wirklich …«
»Bescheuert, ich weiß schon.«
»Das hast jetzt du gesagt. Doch mal im Ernst, die Idee deines Papas finde ich toll. Das ist doch genau das, was du brauchst. Urlaub und Erholung. Du kommst mal aus dem Alltag raus und kannst nebenbei vielleicht dein Karma aufpolieren.«
»Ja, vielleicht. Aber nach Sylt? Da ist es vielleicht nicht mal schön warm, oder? Gut, womöglich treffe ich diesen Jungen von damals wieder. Je mehr ich allerdings darüber nachdenke, umso blöder erscheint mir die Idee mit dem Karma.«
»Ach, das ist doch nur eine Randerscheinung. In erster Linie geht es darum, dass du mal aus deinem Trott rauskommst und Urlaub machst. War es denn damals auf Sylt nicht schön?«
»Doch, es war sehr schön, wirklich.«
»Na also, worauf wartest du dann noch?« Sie beginnt jetzt sogar, ein Liedchen zu trällern. »Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Papilein …«
Ich muss lachen. »Du Spinnerin. Ja, mal sehen. Ich muss mich jetzt erst mal ausruhen, duschen, schlafen – in einem Bett wohlgemerkt – und den Tag irgendwie hinter mich bringen. Und morgen lasse ich mir das mit dem Urlaub auf Sylt mal durch den Kopf gehen.«
»Na schön, mach das. Aber ich sage dir eines: Ich finde, das ist die beste Idee seit Langem.«
Nachdem ich aufgelegt habe, betrachte ich erneut das Foto, das Papa mir geschickt hat. Plötzlich fluten Erinnerungen an damals meine Gedanken, und ich denke über Papas Worte nach. Vielleicht ist es tatsächlich an der Zeit, den Fluch zu brechen und mein Karma zu retten.
»Na, wie hast du geschlafen?«, fragt Bine mich, als wir am nächsten Morgen wieder miteinander telefonieren.