System Kosmos - Jürgen Wolf - E-Book

System Kosmos E-Book

Jürgen Wolf

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Beschreibung

Die Natur, den Kosmos, zu erkennen, gilt das Bemühen aller großen Denker und Physiker. Auf ihren Schultern im Material der Physik und der Astronomie zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält, wäre nach dem Stand der Wissenschaften ebenso möglich wie an der Zeit. Aber die Physik beschleicht, je mehr Erkenntnisse sie gewinnt, ein desto größeres Unbehagen, das Wesen der Natur zu verkennen. Und die Philosophie hegt Zweifel, ob sie im Besitz des Wahren ist, denn dann sollte sie dessen Erfahrung in der Natur schon gemacht haben. Die Erkenntnis dieses wechselseitigen Mangels lässt beide Wissenschaften an der je anderen aber eher zweifeln, als von ihr eine Lö- sung zu erhoffen. Denn diese erforderte, dass ein Physiker der bessere Philosoph und ein Philosoph der bessere Physiker sei. Aber der Anspruch solcherart universellen Denkens liegt geistesgeschichtlich hinter uns. Jetzt käme es darauf an, den Kosmos nicht länger nach unseren Vorstellungen in Modellen abzubilden, sondern ihn, ausgehend von dem, was unbestritten und immer ist, allem voran die Naturkonstanten, im Ganzen wie im Detail neu zu überdenken. Denn der Verlust des Details bedeutete den Verlust des Ganzen. Die Materie in all ihren Erscheinungsformen zu beobachten, zu messen und zu berechnen, ist die Aufgabe der Physik. Das betrifft aber nur 5 % der Gesamtenergie des Kosmos. Die Erkenntnis der verbleibenden 23 % Dunkler Materie und mehr noch der 72 % Dunkler Energie entzieht sich, scheint es, den Hilfsmitteln der klassischen Physik und erfordert in wechselseitiger Durchdringung die Einbeziehung der Quantenmechanik und der klassischen Philosophie. Gegen den Energiesatz ist noch nie ein Verstoß beobachtet worden. Er gilt der Physik als oberstes Prinzip und begründet den Kosmos als geschlossenes System, in dem alles Beziehung aufeinander hat, was diesen allererst denkbar macht. Darauf kommt es an.

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Seitenzahl: 199

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Jürgen Wolf

SYSTEM KOSMOS

Was die Welt im Innersten zusammenhält

imGrundriss

SYSTEM KOSMOS

Was der Kosmos ohne Urknall an und für sich ist

Dieses posthum veröffentlichte Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede Vervielfältigung, Verbreitung und Übersetzung bedarf der Genehmigung des Urhebers. Alle Rechte vorbehalten, das betrifft insbesondere die Erkenntnis des Kosmos als eines in Form Einheit Entgegengesetzter in sich kreisenden Systems, die Erklärung der Dunklen Energie und die Entstehung der Dunklen und der gewöhnlichen Materie.

Heidelberg 2024, editiert für eBook-Veröffentlichung Freiburg, Nov. 2025 

 

 

Dem freien Geist

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt

I Natur über sich

Prolog

Einführung

Das Wahre des Wirklichen ist seine Erklärung

Vernunft lässt sich nicht messen noch berechnen.

Vernunft ohne Verstand ist nichts

Zur Sprache der Natur in den Wissenschaften

Zur List der Vernunft

Die angewandte Mathematik ist entweder nicht wahr oder nicht sicher

II Der Kosmos

Grund und Wesen des Kosmos

a) Das Werden des Erkennens

Stufen des Erkennens

Druck und Materie, die innere und die absolute Zeit

Paradigmenwechsel zum Erkennen genetisch mit dem Werden

Vom Glauben zum Wissen und Vergessen

Methode ist, der der Sache immanenten Logik zu folgen

b) Das Erkannte

Wie ist der Kosmos wahrhaft erkannt?

Die Mathematik ist von unvernünftiger Nützlichkeit

c) Der Anfang verkehrt sich an sich selbst in das Ende des expandierenden Universums.

Von größter Bewegung und Unordnung zu größter Ruhe und Ordnung und umgekehrt

Gewissheit wahrer Erkenntnis im Schluss der Kreisbewegung

III Das expandierende Universum

Vorbemerkung

a) Die Entstehung des Raums und der Materie

Versuch zur Physik des Geons (Urknalls) und der Entstehung der Materie

Quarks und Gluonen – die Entstehung der starken Wechselwirkung

Die Mesonen-Epoche

Entschleunigung der Expansion durch Hadronisierung

Die Entstehung der Teilchen der Dunklen und der gewöhnlichen Materie

Das Universum der Rekombinationszeit

b) Der Verlauf des expandierenden Universums

Der in Abstoßung und Anziehung schwingende Kosmos

Zu den Grenzen der Allgemeinen Relativitätstheorie

Schwarze Löcher begründen, regieren und beenden das expandierende Universum.

Explosion und Wandlung der Maxilöcher zu Peratos

Das Resultat ist das Absolute

c) Zum Paradigmenwechsel in Physik und Kosmologie

Das kosmologische Standardmodell auf dem Prüfstand der Astronomie

Das System Kosmos kompakt

Die Aufhebung der klassischen Physik durch die Quantenmechanik in den 20er Jahren

Der zeitlosen Quantengravitation entspringt die innere und dieser die absolute Zeit t

Mit der Natur über die Natur denken

Identität von Ursache und Wirkung, kein Zufall ohne Notwendigkeit

Das Dasein des Ewigen

Die Natur offenbart sich im wirklichen Wissen

Die Frage nach dem Wahren des Wirklichen in der Geschichte der Naturforschung

Der Beweis

Die Lösung

IV Das implodierende Universum

Mit den Peratos implodiert der Gesamtraum zum Geon

Der unaufhebbare Widerspruch von Kugeloberfläche und -volumen

Die ewige Wiederkunft des Gleichen

V Aus Allem Eins und aus Einem Alles

Dem Irrtum erwächst das Wahre

Zur Geistesgeschichte wirklichen Wissens

Aus Allem Eins, die Vollendung des Sinns im Begriff des Seins

Epilog

 

Fragmente

Literatur

Weitere Literatur

Register

 

 

I   Natur über sich

Steh ich, Natur, vor dir ein Mann allein, Da wär’s der Mühe wert, ein Mensch zu sein.   J. W. v. Goethe

Prolog

Die Natur, den Kosmos, zu erkennen, gilt das Bemühen aller großen Denker und Physiker. Auf ihren Schultern im Material der Physik und der Astronomie zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält, wäre nach dem Stand der Wissenschaften ebenso möglich wie an der Zeit.

Aber die Physik beschleicht, je mehr Erkenntnisse sie gewinnt, ein desto größeres Unbehagen, das Wesen der Natur zu verkennen. Und die Philosophie hegt Zweifel, ob sie im Besitz des Wahren ist, denn dann sollte sie dessen Erfahrung in der Natur schon gemacht haben. Die Erkenntnis dieses wechselseitigen Mangels lässt beide Wissenschaften an der je anderen aber eher zweifeln, als von ihr eine Lösung zu erhoffen. Denn diese erforderte, dass ein Physiker der bessere Philosoph und ein Philosoph der bessere Physiker sei. Aber der Anspruch solcherart universellen Denkens liegt geistesgeschichtlich hinter uns. Jetzt käme es darauf an, den Kosmos nicht länger nach unseren Vorstellungen in Modellen abzubilden, sondern ihn, ausgehend von dem, was unbestritten und immer ist, allem voran die Naturkonstanten, im Ganzen wie im Detail neu zu überdenken. Denn der Verlust des Details bedeutete den Verlust des Ganzen.

Die Materie in all ihren Erscheinungsformen zu beobachten, zu messen und zu berechnen, ist die Aufgabe der Physik. Das betrifft aber nur 5 % der Gesamtenergie des Kosmos. Die Erkenntnis der verbleibenden 23 % Dunkler Materie und mehr noch der 72 % Dunkler Energie entzieht sich, scheint es, den Hilfsmitteln der klassischen Physik und erfordert in wechselseitiger Durchdringung die Einbeziehung der Quantenmechanik und der klassischen Philosophie.

Gegen den Energiesatz ist noch nie ein Verstoß beobachtet worden. Er gilt der Physik als oberstes Prinzip und begründet den Kosmos als geschlossenes System, in dem alles Beziehung aufeinander hat, was diesen allererst denkbar macht. Darauf kommt es an. Und es war G. W. F. Hegel, der das System auf den Begriff gebracht hat, sodass wir es im Material der Physik als die Weise, wie das Ganze ist, wirkt und lebt, erkennen.

Einführung

Angesichts der Gestirne wissen zu wollen, welche Gesetze sich hinter dem All verbergen, war die Geburt der Wissenschaften. Es waren Priesterdenker im alten China, Indien und Ägypten und dann vor zweieinhalbtausend Jahren die Vorsokratiker in Ionien an der Westküste Kleinasiens, denen das Firmament als Erscheinung ewiger, dem Denken zugänglicher Gesetze galt, denn dieselbe Vernunft eignet und eint Mensch und Natur. Daran hielt noch Leonardo da Vinci fest: „Keine Wirkung in der Natur ist ohne Vernunftsgrund. Erkenne den Vernunftsgrund und du bedarfst nicht des Experiments.“ Der Prüfung, ob das der Fall sei, ob also das Wirkliche vernünftig geordnet und damit erkennbar sei, galt da Vincis Naturforschung.

Je weiter sich nun nach da Vinci die technischen Hilfsmittel der Naturforschung verbesserten und dadurch die Beobachtung vertieft und erweitert hatte, desto mehr galt zuletzt schon das empirisch gesicherte Wissen als wahr, und das Ganze, allein Wahre geriet, weil den die Einzelheiten erforschenden, notwendig hochspezialisierten Wissenschaften nicht von Interesse, in Vergessenheit. Im Verständnis der positiven oder Verstandeswissenschaften, allein das Wirkliche sei das Wahre, widmete sich die Physik vorrangig der empirischen Forschung. Denn der Verstand ist in der Kunst des Unterscheidens und der Verallgemeinerung des Unterschiedenen der Schöpfer der positiven Wissenschaften. Ohne ihn kein Leben noch Denken. Aber den Widerspruch, die Welt wesentlich dialektisch als Einheit Entgegengesetzter zu erkennen, hält er nicht aus, erkennt in seinen Schöpfungen nur sich selbst und verharrt auf diese Weise als Beobachter der Natur gegenüber im Dualismus.

Dem wirklichen Wissen mit dem Kosmos als letzter Instanz, geht geistesgeschichtlich im Monotheismus der Glaube an den einen Gott und darin erstmals abstrakt an ein kosmisch Ganzes, als der eigentlichen Geburt der Kosmologie, die heute näherungsweise in Form des kosmologischen Standardmodells gegeben ist, voraus. Das Modell anhand der weitreichenden Befunde der Astronomie zu überprüfen, und die Kosmologie um die Quantenmechanik und die klassischen Philosophie zu erweitern, ist, weil an der Zeit, sowohl notwendig wie möglich.

Der Kosmos ist im Grund einfach, ja das Einfachste überhaupt, und man braucht von diesem ausgehend seinem Werden nur Schritt für Schritt anhand des Energiesatzes durch alle Wandlungen zu folgen, und eines fügt sich zum anderen. So hat jeder Inhalt und jede Einzelheit nur als Moment des Ganzen, von dem es herkommt, sich begründet und erklärt, seine Gültigkeit, nicht für sich allein. Doch das vorrangig mathematikbasierte Standardmodell negiert als Urknallmodell den Energiesatz und macht von der Quantenmechanik, die die Urknalltheorie hinter sich gelassen hat, und der klassischen Philosophie keinen Gebrauch.

Was, wenn nicht das Ganze, der Kosmos, erfordert jene wechselseitige Durchdringung der klassischen Physik, Astronomie und Quantenmechanik nach dem Stand der Wissenschaften, und, diese übergreifend, der klassischen Philosophie auf den Schultern der großen Denker der Jahrtausende in eins, denn keine Wissenschaft vermag dies für sich allein. Und dass die Kunst die Vorstellung und das Bild, das sich die Menschen in den Epochen von der Natur und der Welt als aus dem gleichen Geist wie parallel in der Wissenschaft machen, einzubeziehen, paart das Erkennen mit der Anschauung zu doppeltem Genuss.

Den Kosmos umkreist und übergreift von Anfang an als Ganzes unter dem Begriff der Vernunft (gr. δ λόγός, δ νους, Logos Nous) zuerst um das fünfte Jahrhundert v. Chr. an der Westküste Kleinasiens in Alt-Ionien das Denken der Vorsokratiker Anaximandros und Heraklit, dann, ganz darauf bauend, Hegel in seiner ’Wissenschaft der Logik’ und Nietzsche, der geniale Altphilologe und ‚Grieche‘, den es in die Moderne verschlagen hat. Dieser Denker ist weniger historisch zu gedenken, sondern zu erinnern, dass sie erklärt haben was der Kosmos vernünftigerweise seinem Wesen nach ist, was der heutigen Kosmologie nicht mangelt, vielmehr ihren Hilfsmitteln prinzipiell unzugänglich ist.

Das Wahre des Wirklichen ist seine Erklärung

Solcherart rein logisch sich zu erschließen, was der Kosmos an und für sich ist, war zuletzt Nietzsche gegeben. Heute im Material der modernen Physik und Quantenphysik das dialektische Prinzip zu vernehmen und als System zu fassen, damit hätte Philosophie unumkehrbar den Weg von der ‚Liebe zur Weisheit‘ zur im ‚wirklichen Wissen‘ wahrhaft gegebenen Natur beschritten. Das aber ist, Hegel und Nietzsche vergessend, nicht der Weg der modernen Philosophie, denn diese hat, scheint es, mit der Metaphysik, dem Bade, zugleich das Kind, die Natur, ausgeschüttet. Und, so ihres Sinnes und letzten Prüfsteines, eben der Erkenntnis dessen, was der Kosmos an und für sich ist, beraubt, gilt ihr Interesse vorrangig dem allgemein Menschlichen.

Den positiven Wissenschaften genügt, wenn die Beobachtungen bestätigen, was die Formeln sagen, nicht umgekehrt wie noch bei Einstein, und die Mathematik wird oft als die Sprache der Natur und Naturwissenschaft angesehen, was sie für sich selbst nicht beansprucht. Das Wahre oder Ganze ist in der Grundlagenforschung eine kaum noch gebräuchliche Denkbestimmung. Aber wahr bleibt allein, was sich in der Natur vom Ganzen her als logisch notwendig erweist, das heißt, dessen Woher, Wie und Wohin ebenso erklärt wie damit bewiesen ist. Aber wie Newtons Physik in der Einsteins aufgehoben ist, so hat dessen Relativitätstheorie im Kosmos, genauer auf das Vorkommen von Materie im expandierenden Universum beschränkt, ihre räumlich und zeitlich begrenzte Gültigkeit.

„Panta rhei“, alles fließt, sagt Heraklit (Fr. 12, 49a und 91). Das Universum expandiert und implodiert im Kreis zwischen anfangs den Raum explosiv ausdehnendem Druck fast reiner Bewegung und zuletzt fast absoluter Ruhe – ständig so in Veränderung begriffen, dass ein Zustand des Ganzen physikalisch vollkommen aus seinem vorhergehenden hervor- und in seinen nachfolgenden übergeht. Denn, so Hegel, „[d]ie Natur […] ist ein System von Stufen […], deren eine aus der andern notwendig hervorgeht“ (Hegel, Enz II, TWA 9, 31). Das darin von Vorstellungen über die Natur zum begrifflich genetischen Denken erweiterte Erkennen des Kosmos beginnt, als Resultat des implodierenden Universums, im Zustand des Geons, vormals dem Urknall.

Entsprechend tendiert das derart den logisch-dialektischen Bestimmungen der Natur folgende Denken und Schreiben zu apodiktischer Ausdrucksweise. Aber nur in deren Modus bewirkt im in sich kreisenden System eine objektiv nicht der Sache entsprechende Aussage eine spürbare Unstimmigkeit und im weiteren Fortgang sich steigernde Dissonanz, gleichsam wie eine Wunde dem Körper heilsam Schmerzen bereitet, die dieser, wie das geschlossene System (es gibt kein offenes System) den Irrtum an sich selbst korrigiert. Dagegen verhält sich das kosmologische Standardmodell wie ein Mensch ohne Schmerzempfinden, und eine Verwundung greift, wie manche zur Erklärung des Universums wunderliche Theorie oder mathematische Konstruktion, um sich und schleppt sich fort, bis man solche Abwege vergisst. Dennoch: Ohne die Physik und deren unvermeidliche Umwege und Irrungen ist alles nichts.

Im in sich kreisenden Kosmos repräsentiert jeder Zustand alle Zustände, in jedem ist das Ganze, als das vom vorherigen Zustand ohne Zufall allein Mögliche realisiert, gegenwärtig – und auf diese Weise, mit dem Kosmos als letztgültiger Instanz, das Wahre mit dem Wirklichen identisch. Solches Erkennen bedarf keiner Methode, Theorie noch eines Modells, denn es steht im Kreisschluss des Kosmos, seiner Wahrheit gewiss, für sich selbst ein.

Vernunft lässt sich nicht messen noch berechnen.

Vernunft, in Form des dem Kosmos immanenten dialektischen Prinzips, realisiert in Hegels ‚Begriff‘ und in der Natur als im Energiesatz wirksam, ist weder zu messen noch zu berechnen. Sie ist die Weise, unvermittelt mit der Natur über die Natur zu denken und sich den Kosmos von innen, physikalisch-logisch von seinem Wesen her zu erschließen – und darin das Gegenteil der Mathematik, die die Befunde formal-logisch von außen beschreibt. Zu diesem Zweck ist die Mathematik von „unvernünftiger Nützlichkeit“, so Eugene Paul Wigner, Physik-Nobelpreisträger von 1963. Die dialektisch-logischen Bestimmungen der Natur hingegen sind in Hegels noch idealistisch ‚unsterblichem Begriff‘ zum System ausgearbeitet, dessen Naturalisierung den Paradigmenwechsel zu dem ausmacht, was der Kosmos im wirklichen Wissen an und für sich ist. Das zu realisieren und diesen Schatz zu heben, ist bei dem gegebenen Stand der Wissenschaften, allen voran die Astronomie, an der Zeit. Dazu, so Nietzsche, „müssen wir die besten Lerner und Entdecker alles Gesetzlichen und Nothwendigen in der Welt werden: wir müssen Physiker sein, um, in jenem Sinne, Schöpfer sein zu können […]“ (Nietzsche, FW, KSA 3, 563), und: „Meine Aufgabe: die Entmenschung der Natur und dann die Vernatürlichung des Menschen, nachdem er den reinen Begriff ‚Natur‘ gewonnen hat“ (Nietzsche, Nachlaß 1880–1882, KSA 9, 525). Doch Erkenntnis, so Hegel, setzt „die Befreiung von dem Gegensatze des Bewußtseins voraus. Sie enthält den Gedanken, insofern er ebensosehr die Sache an sich selbst ist, oder die Sache an sich selbst, insofern sie ebensosehr der reine Gedanke ist“ (Hegel, WdL I, TWA 5, 43). Das heißt, Sein ist, in Form der die Dynamik des Kosmos ausmachenden dialektisch-logischen Bestimmungen, Denken – und die Methode die Wirkungsweise der Sache und dieser nicht vorausgesetzt.

Die Überwindung der in der Physik noch zusammenhanglosen Wirklichkeit leistete die Quantenmechanik in Gestalt quantenmechanischer Wahrscheinlichkeit, der Unbestimmtheitsrelation, der Nicht-Lokalität und der globalen Wellenfunktion, enthält, indem sie zwischen dem dialektischem Wesen als Vernunft und der klassischen Wirklichkeit vermittelt, den Schlüssel nach beiden Seiten, sodass: „Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig“ (Hegel, RPh, TWA 7, 24). In diesem Sinn vernünftig wäre, in Einsteins Kosmologische Konstante Lambda, den unter Energieerhalt abstoßenden, sich in Raum, kinetische in potentielle Energie verkehrenden Druck zu erkennen, dessen Dichte die Temperatur der Hintergrundstrahlung in Form der Wellenlänge ihrer Quanten anzeigt.

Vernunft ohne Verstand ist nichts

„Die Vernunft ohne Verstand ist nichts, der Verstand doch etwas ohne Vernunft“ (Hegel 2, 551, Registerband 694) Alles Lebendige lebt hinterrücks der Vernunft von und mit Verstand, so auch die Physik in dem „allgemeinen Irrtum des Verstandes, daß das Metaphysische [oder Dialektische] nur ein Gedankending neben der Wirklichkeit sei […]“ (Hegel, Enz II, TWA 9, 169), und allein diese sei das Wahre. So kommt der Verstand nicht zur Vernunft. Vielmehr eignet sich umgekehrt Vernunft indem sie die gesicherten Erkenntnisse der Naturwissenschaften, diese übergreifend in den Zusammenhang des Ganzen bringt. Denn, umgekehrt, was in der Identität von Denken und Sein den dialektisch-logischen Bestimmungen der Natur gemäß, aus dem Zusammenhang heraus entwickelt und gedacht wird, ist wirklich.

Im reinen Denken geht jeder Zustand des Ganzen, ohne jedes Dazutun des Beobachters, vollständig aus seinem vorherigen hervor und des Kosmos Ende schlingt sich im Kreis in seinen Anfang, Anfang und Ende sind dasselbe. Mit anderen Worten, die Vernunft bringt das zerstückelte Verstandeswissen der entfremdeten Welt im Denken der Gedanken der Natur in den Zusammenhang und macht es sich zu eigen, indem sie den Verstand als ihr zugehörig erkennt und gebraucht, nämlich als das Vermögen, sich in der Wirklichkeit realisiert zu sehen. Das ist gleichbedeutend mit dem Hervorbringen der Sache, wie diese vernünftigerweise an und für sich beschaffen ist. Denn die beobachtende Vernunftverwandelt „das Denken […] in ein seiendes Denken oder das Sein in ein gedachtes Sein […]“ (Hegel, Phän, TWA 3, 187).

Das Geon (vormals der Urknall aus dem Nichts), zu dem das implodierende Universum kollabiert und mit dem das expandierende Universum durch Druckumkehr von anziehend in abstoßend beginnt – und die Peras (pl. Peratos; gr. Περας. Grenze, Ende, Ziel, Höchstes, Vollendung), mit der es endet und wieder in das implodierende übergeht –, bedingen sich und den Verlauf zwischen beiden mit Notwendigkeit, nämlich durch Wandlung an sich selbst in sein Entgegengesetztes: „Diesen Widerspruch kann der Verstand nicht aushalten; er[der Widerspruch]ist das Vernünftige“ (Hegel, VGdPh III, TWA 20, 164).

In diesen beiden Kategorien als eins, der verständigen Vernunft oder der Vernunft mit Verstand ist das Ganze, alles was gewesen ist und sein wird, aufgehoben. In solchem Denken fangen im Nachvollzug der Kreisbewegung des Kosmos in sich die vernunftträchtigen Verstandesbegriffe an zu laufen, ihren dialektischen Charakter zu entfalten und sich ins Dasein zu erweitern. Entsprechend riegelt die Grenze (Peras) im griechischen Sinne nach Heidegger nicht ab, sondern „bringt als hervorgebrachte selber das Anwesende erst zum Scheinen. […] Die festigende Grenze ist das Ruhende – nämlich in der Fülle der Bewegtheit […]“ (Heidegger, 2012, 71). Die Verstandesbegriffe verflüssigen heißt daher, im Nachvollzug der Kreisbewegung des Kosmos sich auf die ihm immanente Dialektik einzulassen, um zu sehen:

Wie alles sich zum Ganzen webt, Eins in dem andern wirkt und lebt!  J. W. v. Goethe „Faust“

Zur Sprache der Natur in den Wissenschaften

Im Kosmos ereignet sich auf Grund seiner Geschlossenheit alles mit Notwendigkeit, und eine Philosophie, die den Anspruch hat, dies zu fassen, argumentiert notwendig apodiktisch, ob Hegel oder Heraklit. Dagegen sind sich die positiven Wissenschaften ihrer Sache in der Regel, auch wenn sich ihre Forschungsergebnisse empirisch bestätigen, ohne Erklärung nur näherungsweise mit einer statistisch bestimmten Wahrscheinlichkeit sicher. Entsprechend zurückhaltend ist ihre Sprache, und die apodiktische Ausdrucksweise befremdet.

Aber so, der Natur (gr. Physis) analog, mit Notwendigkeit nach Maßen entstehend und vergehend, dachten und sprachen nicht nur die Vorsokratiker, sondern alle Naturphilosophie, die diesen Namen verdient, apodiktisch – und zwar unabhängig voneinander in allen Hochkulturen etwa gleichen Zeit unabhängig voneinander und dennoch mit etwa denselben Erkenntnissen, so die indischen Denker und Laotse in China. Das ereignete sich in Nordindien ab 1500 v. Chr. in den von den Priesterdenkern (Rishis) verfassten Veden, in Zentralchina im Übergang der Yin-Dynastie in die Chou-Dynastie um 1050 v. Chr. (nach traditioneller Auffassung von Fu Hsi im I Ging ausgeführt) und eben auch im frühklassischen Griechenland des sechsten und fünften Jahrhunderts v. Chr. Sie alle schauten das unmittelbar, was den heute hochspezialisierten Wissenschaften als das Ganze unzugänglich geworden ist.

Des Kosmos verflochtene Dynamik und fließende Übergänge sind kaum in aneinandergereihten kurzen Hauptsätzen zerstückelt darzustellen. Zu sagen, das da ist, und noch mehr das Ist (=) der Mathematik fixieren einen Zustand und verfehlen das nur der philosophisch-natürlichen Sprache zugängliche An-sich-selbst-anders-Werden der Natur. Das bedeutet, mit entsprechend komplexen Sätzen zu ringen und erschwert zwar die Lektüre, fördert aber das dialektische Denken in Gegensätzen als die Weise, wie die Natur verfährt, zur Sprache zu bringen. So resultieren, wie noch genauer zu sehen sein wird, die physikalisch komplexen Auswirkungen der explodierenden Maxilöcher im Einfachsten als deren absolut entgegengesetzt Anderes, wenn unter Energieerhalt aus der Kugel eine Kugelschale wird, nämlich aus den massiven Maxilöchern kugelschalig rein immateriellen Peratos als dem Resultat des expandierenden Universums und der Geometrie des Übergangs zum implodierenden.

Das Wesen der Natur zu denken, ist allein der Mensch befähigt, aber nur selten berufen, denn Leben ist Irren.Deshalb ist das Wahre, ohne selbst denkend in das Fließen der Natur einzutauchen und sich schließlich im Kosmos gedanklich frei zu bewegen, im Grunde nicht als eine Buchwahrheit zu lehren noch zu lernen, sondern nur in denkender Betrachtung des Materials der Naturwissenschaften zu erfahren. Insoweit ist bei der Lektüre Hegels die fließende Bewegung der Sache kaum im Gedächtnis zu behalten, sondern man soll wagen, angesichts der ungelösten Fragen der Physik auf diesem Hintergrund selber und dasselbe auch anders zu denken, um für den inspirativen Fluss, den Instinkt der Vernunft, analog der Dichtung, Kunst oder Musik, offen zu bleiben.

Die in allen Zuständen des Kosmos gegenwärtige Vernunft ist im Energiesatz wirksam, denn, wie gesagt: „Was vernünftig ist, das ist wirklich […]“ (Hegel). Vernunft in diesem Sinne ist darüber hinaus gleichbedeutend das Wesen des Tao. In Europa hat die Scholastik, namentlich durch Albertus Magnus und Meister Eckhart, die Theologie für die Philosophie grundlegend, weit nach der Seite der Vernunft, ausgelegt.

Wie aber kann das Denken das Fließen der Natur in Gegensatzpaaren, die Dialektik, so zur Sprache bringen, dass ein Zweiter in derselben Sache zu demselben Ergebnis kommt, denn eine Alternative zum Kosmos existiert nicht? Indem er im Bewusstsein des Verhältnisses von Vernunft und Verstand bei der Sache bleibt und an der ohne eigenes Dazutun festhält, um im Denken mit der Natur über dieselbe Natur – zu demselben Resultat zu gelangen. Im somit ‚wirklichen Wissen‘ als der letzten Gestalt der Geistentwicklung ist „die Vernunft Geist, indem die Gewißheit, alle Realität zu sein, zur Wahrheit erhoben ist“, so Hegel (Hegel, Phän, TWA 3, 324).

Zur List der Vernunft

Die Geistesgeschichte verläuft über alle Wege und Umwege scheinbar ziellos – und doch, hinterrücks allen menschlichen Strebens in der ‚List der Vernunft‘ durch den Irrtum zur Wahrheit. Denn der Mensch ist allgemein nicht für die Wahrheit gemacht, und die Vernunft ist Geist, insofern der Mensch in der Geschichte unwissentlich gerade das Gegenteil dessen bewirkt, was er am meisten anstrebt, Glück und Wohlstand. Dies Tragische der Menschheit hat Sophokles ergreifend in der Tragödie „König Ödipus“ in Szene gesetzt, indem Ödipus besten Willens das zu vermeiden sucht, was das Orakel ihm voraussagt, und sich eben dadurch die Voraussage erfüllt – seinen Vater zu töten und seine Mutter zu heiraten. Oder indem die Wissenschaft mit analytischem Verstand die Einzelheiten erforscht und sich notwendig eben dadurch den Blick auf das Ganze, Wahre verstellt, das sie sucht, wie diesem eben dadurch unwissentlich zuarbeitet. Oder zuletzt, indem die Menschheit Glück und Wohlstand durch Wirtschaftswachstum sucht und unvermeidlich eben dadurch vielmehr ihre Existenz grundlegend gefährdet und selber in Sinnlosigkeit verfällt, wie Heraklit seinen Mitbürgern im reichen Ephesos wünscht: „Möge es euch nie an Reichtum fehlen, Ephesier, auf daß eure Verlotterung an den Tag komme“ (Fr. 125a).

Den Wissenden bleibt nur, sich auf die Seite der List, heißt der Vernunft zu stellen und den Dingen mit Abstand ebenso wissentlich ihren Lauf zu lassen wie das Naheliegende zu tun, denn den Menschen, einschließlich der positiven Wissenschaft, ist der Irrtum, das Wahre in Gestalt ihrer Wahrheit zu suchen, eingeboren. Auf der Erkenntnis dieser Dialektik von Vernunft und Verstand, Wahrheit und unvermeidlichem Irrtum gründete die Wesensverwandtschaft aller drei großen Schriftkulturen – der chinesischen, indischen und abendländischen –, wenn sie es je auch anders sagten. So ist in dem Verhältnis von Laotses ‚Nichtsein‘ und ‚Sein‘ (immaterielle Logik und materielle Wirklichkeit) das Wirken der Idee im Sinne Hegels zu erkennen, das „zum Schauen des wunderbaren Wesens führt“ denn „beides ist eins dem Ursprung nach“ (Laotse, 2022, Kap. 1).

Dagegen besteht die Aufgabe und das Verdienst der Physik darin, das Wirkliche bis an die Grenze des ihren Hilfsmitteln noch Zugängliche erforscht zu haben, an der sie vom quantenmechanischen und dann dialektischen Denken abgeholt wird, denn wo die empirische Wissenschaft fertig ist, übernimmt auf diesem Grund geistesgeschichtlich das philosophisch die Sache übergreifende Denken. Vernunft ist nach alledem kein leeres Wort, vielmehr die Art und Weise der sich im Zusammenhang des Ganzen, in jedem Zustand mit Notwendigkeit entwickelnden Natur, sodass den Einzelheiten als deren letztgültigen Beweis erst vom Ganzen her Wahrheit zukommt.

Der Verstand erwächst, eingeschlossen der Mensch, allen lebendigen Individuen und schafft sich, wie dieser, zu ihrer, seiner Existenz unverzichtbar, in deren Wahrnehmung eine je verschiedene artgerechte Welt, welche der Verstand im Falle der mathematikbasierten Kosmologie die Mathematik dem Kosmos überstülpt. Von diesem, heute in der Künstlichen Intelligenz auf die Spitze getriebenen Grundirrtum suchte er sich in der klassischen Philosophie zu befreien.

Die Unvernunft aber richtet sich in ihrer Maßlosigkeit, im Überfluss oder Mangel selbst, sodass, vom Standpunkt der Geistentwicklung die Vernunft, nachdem sie sich selbst als solche erkannt hat, rein bei sich ist. Dabei hilft ihr der allen gemeinsame Vernunftinstinkt, der sich denen als Botschaft des Wahren mitteilt, die auf ihn hinzuhören gewohnt und in eins in ihrer Wissenschaft am weitesten vorangekommen sind. Das sind die Großen unter den Dichtern, Philosophen und Physikern.

Im Allgemeinen aber vertrauen die Naturwissenschaftler, dem entgegen in metaphysischer Angst, der Ratio – und treiben hinterrücks gerade durch ihren solchermaßen dinglichen Empirismus die Wissenschaften eine Zeit lang kraftvoll voran und ungewusst dem wirklichen Wissen zu.

Die angewandte Mathematik ist entweder nicht wahr oder nicht sicher