Tage wie in einem Rausch - Diana Hamilton - E-Book

Tage wie in einem Rausch E-Book

Diana Hamilton

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Beschreibung

Elena setzt alles auf eine Karte: Ein Blick in Jeds dunkle Augen genügt, und sie weiß, sie will ihn heiraten. Die Flitterwochen in ihrem romantischen Haus in Andalusien erlebt sie wie im Traum. Bis Elena feststellt, dass sie schwanger ist. Doch das Baby kann nicht von Jed sein …

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Seitenzahl: 202

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IMPRESSUM

Tage wie in einem Rausch erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 1999 by Diana Hamilton Originaltitel: „The Unexpected Baby“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 1415 - 2000 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Anke Beckmann

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 01/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733745509

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Was brauchst du so lange?“ Ein glutvolles Versprechen lag in Jeds Augen, während er sie unter halb geschlossenen Lidern sinnlich betrachtete. „Komm wieder ins Bett, Mrs. Nolan. Und zieh dieses Ding aus. Ohne alles gefällst du mir besser.“

Elena konnte ihn nicht ansehen. Ihr war übel. Es ist der Schock, sagte sie sich, oder Einbildung. Sie schob die Hände in die Taschen ihres seidenen Morgenmantels, damit er nicht sah, wie sehr sie zitterte.

Allein bei Jeds Anblick wurden ihr die Knie weich. Er war ihre Liebe, ihr Leben, ihr Alles. Bei ihm fühlte sie sich geliebt, sicher und geborgen.

Unter dem dünnen Laken zeichnete sich sein schlanker, muskulöser Körper ab. Ein Meter fünfundachtzig pure Sinnlichkeit, die Elena immer wieder aufs Neue in ihren Bann zog. Für einen sechsunddreißigjährigen Geschäftsmann – Dan hatte ihn einmal spöttisch als Ladenbesitzer bezeichnet – besaß er einen außergewöhnlich athletischen Körper. Sein Gesicht war fast klassisch perfekt, bis auf das energische Kinn und die Nase, die er sich beim Rugbyspielen gebrochen hatte.

Die Erinnerung an Dan ließ sie zusammenzucken. Wie hatte sie nur so leichtsinnig sein können? Damals glaubte sie zu wissen, was sie tat. Dabei hatte sie gar nichts gewusst und es auf ihre übliche sture Art gemacht und alles gewollt. Alles.

Diese Neuigkeit würde das Glück ihrer jungen Ehe zerstören. Wie sollte sie es Jed nur beibringen? Sie konnte es nicht. Zumindest jetzt noch nicht, da sie es selbst erst seit zehn Minuten wusste.

Elena seufzte unglücklich, schlüpfte aus dem Morgenmantel und ließ sich neben Jed aufs Bett fallen. Sie umarmte ihn stürmisch und flüsterte fast verzweifelt: „Ich liebe dich … Ich liebe dich!“

„Immer noch? Nach einer ganzen Woche Ehe?“, fragte er amüsiert und strich ihr das lange blonde Haar aus dem Gesicht.

„Jed, mach dich nicht lustig über mich!“, sagte Elena gequält.

„Niemals!“ Er drehte sie auf den Rücken, stützte sich auf den Ellbogen und lehnte sich halb über sie. Das dichte schwarze Haar fiel ihm in die Stirn, und er lächelte zärtlich, während er mit dem Daumen sanft ihre Lippen berührte.

Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie hätte nie geglaubt, jemanden so sehr lieben zu können, dass es schmerzte. Oder dass sie sich je so fürchten würde. Zehn Jahre lang hatte sie nichts und niemanden gefürchtet. Sie hatte gewusst, was sie wollte, und alles getan, um es zu bekommen. Und nun war sie durch eine leichtsinnige, überhebliche Dummheit ein ängstliches, hilfloses Geschöpf geworden.

„Etwas stimmt nicht.“ Jed zog die dunklen Brauen zusammen. „Was ist los, Liebling?“

Sie konnte es ihm jetzt nicht sagen! Erst musste sie sich selbst damit abfinden, und sogar dann würde es fast unmöglich sein. Es fiel Elena schwer, ihm nicht die ganze Wahrheit zu gestehen, und sie flüsterte mit zittriger Stimme: „Nichts. Nur – wir sind so glücklich, dass es mir fast Angst macht.“ Und das wenigstens war nicht gelogen.

Vorher hatte sie keine Angst gehabt. Sie hatte ihre Liebe und ihr Glück einfach akzeptiert. Doch jetzt fürchtete sie, dieses Glück zu verlieren, fürchtete, dass seine Liebe zu ihr nicht stark genug sein würde, um das zu verkraften, was sie ihm sagen musste.

Das unglaublich kostbare Geschenk ihrer Liebe war so schnell und unverhofft gekommen. Sie war so unsagbar glücklich gewesen, dass sie nicht daran gedacht hatte, es könnte ihr genauso schnell wieder genommen werden.

Elena drängte die Tränen zurück, als sie Jeds finsteren Gesichtsausdruck sah, und sagte: „Weißt du, ich kann immer noch nicht glauben, dass du dich in eine dreißigjährige, geschiedene Frau verliebt hast, da du doch jede hättest haben können!“ Sie versuchte vergeblich, sich ein Lächeln abzuringen, und schloss stattdessen die Augen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie spürte, wie er sanft mit den Lippen ihre geschlossenen Lider berührte.

„Ich wollte nicht einfach jede“, erwiderte er heiser. „Nur dich, vom ersten Moment an, als ich dich sah. Trotz der traurigen Gelegenheit hatte ich das Gefühl, dich schon ewig zu kennen, nach allem, was Dan mir von dir erzählt hatte. Ich wusste sofort, dass ich für den Rest meines Lebens mit dir zusammenbleiben wollte.“

Es war erst sechs Wochen her, seit sie aus ihrer Wahlheimat Spanien zu Dans Begräbnis nach England gereist war. Der raue, kalte Aprilwind war über den kleinen Friedhof in Hertfordshire gefegt und hatte alles noch viel trauriger gemacht. Doch ein Blick auf Dans älteren Bruder hatte Elena genügt, und sie wusste, sie hatte den Mann ihres Lebens gefunden. Ihr Schwur, sich niemals mehr gefühlsmäßig abhängig zu machen, war gebrochen.

Ein Blick, und ihr Leben hatte sich geändert. Sie selbst hatte sich geändert.

Jed legte sich neben sie und zog sie an sich, als wäre sie das Kostbarste auf der Welt. „Ich wollte keine dieser glitzernden, künstlichen und oberflächlichen Damen, die regelmäßig in den Klatschkolumnen auftauchen und nur auf gefüllte Bankkonten aus sind. Ich wollte dich. Talentiert, erfolgreich, selbstbewusst, bezaubernd schön. Und als Zugabe auch noch unglaublich sexy. Du hast mir gesagt, dass du keinen Kontakt mehr zu deinem Exmann hast. Und außerdem warst du noch ein halbes Kind, als du geheiratet hast – neunzehn, oder? Tja, jeder macht im Leben mal einen Fehler!“

Einen Fehler? Es gab noch einen. Würde Jed darauf auch so verständnisvoll reagieren?

Hätten sie doch nur nicht so schnell geheiratet. Hätte sie doch nur nicht geglaubt, dass sich aus dem, was Dan und sie getan hatten, keine Konsequenzen ergeben würden. Sie erinnerte sich an jene Nacht: Wein, der vielversprechende spanische Frühling, Sentimentalität, das Gefühl, dass in ihrem erfolgreichen Leben etwas fehlte. Und das hatte nun dazu geführt, dass ihre Beziehung zu diesem Mann vergiftet wurde. Zu dem Mann, der ihr überhaupt erst klargemacht hatte, zu welcher Liebe sie fähig war.

Fieberhaft begann Elena, ihn zu küssen, presste die Hände gegen seine feste, warme Haut, fühlte seine starken Muskeln unter den Fingern. Sie hörte, wie er den Atem anhielt, spürte, wie sein Körper auf ihre Liebkosungen reagierte, und drängte ihre heißen Tränen zurück.

Sie wollte jetzt nicht weinen, denn vielleicht würde es nicht mehr viele solcher Momente in ihrem Leben geben.

Als Jed sie küsste, leidenschaftlich und fordernd, erwiderte sie seinen Kuss mit aller Hingabe und Bewunderung, derer sie fähig war. Sie schlang die Beine um ihn, öffnete sich ihm, nahm ihn begierig in sich auf und reagierte auf seine Liebkosungen mit dem gleichen Begehren, das sie auch in ihm spürte.

Die Intensität dieses Erlebnisses nahm ihr fast den Atem, und sie überließ sich einfach der Leidenschaft, vergaß ihre Angst, lebte nur für den Augenblick, während sie sich langsam und bedächtig liebten und sich gegenseitig immer wieder an den Rand der Ekstase trieben. Sie liebkoste die warme Haut seines Halses mit den Lippen, spürte seinen wilden Herzschlag und bewahrte dieses Gefühl in ihrer Seele, denn es würde vielleicht das letzte Mal sein, dass sie so zusammen waren.

„Daran könnte ich mich gewöhnen!“

Jed stand mit dem Rücken zu ihr an der Mauer, die die Terrasse vom sonnenüberfluteten, steil abfallenden Garten trennte. Obwohl sie barfuß war, musste er gehört haben, wie sie aus dem Haus trat. Oder er spürte ihre Anwesenheit, genau wie sie seine Nähe spürte, noch bevor sie ihn sah.

Er sah so männlich und attraktiv aus in seinem schwarzen T-Shirt und den engen grauen Jeans, dass es Elena den Atem nahm, als er sich jetzt zu ihr umdrehte. „Und damit du nicht denkst, wir würden die Flitterwochen in deinem Haus verbringen, damit ich das Geld für ein Hotel spare, habe ich Frühstück gemacht.“

Kaffee, frisches Obst, knusprige Brötchen und eine Schale mit Oliven. Sie wollte ihn für seine Bemühungen loben, doch sein warmes Lächeln und das unverhüllte Begehren in seinen Augen lenkten sie ab. „Obwohl ich keinen Hunger habe“, fügte er hinzu. „Du siehst nämlich zum Anbeißen aus, und meinen riesigen Appetit kannst du am besten stillen.“

Wirklich? Als ihre Blicke sich trafen, stieg Elena das Blut in die Wangen. Jeder Augenblick war jetzt doppelt kostbar, jedes liebevolle Wort musste sie in Erinnerung behalten, denn bald würde alles zu Ende sein.

Nach dem Duschen war sie in ausgefranste Jeans und ein altes weißes T-Shirt geschlüpft, ohne sich Gedanken um ihr Aussehen zu machen. Als Jed aufgestanden war, hatte sie vorgegeben zu schlafen, um etwas Zeit zum Nachdenken zu haben. Und ihr war aufgegangen, dass es keinen Sinn hatte, auf den richtigen Zeitpunkt zu warten. Der Zeitpunkt würde nie richtig sein für das, was sie ihm sagen musste. Und wenn sie ihm die Wahrheit noch länger vorenthielt, würde er nur noch schlechter von ihr denken.

Aber als er sie jetzt ansah und den Blick über ihre schlanke Gestalt gleiten ließ, über ihre langen, sonnengebräunten Beine, fühlte sie sich wie gebannt von seiner sinnlichen Ausstrahlung. Sie hasste ihre Schwäche, und doch nahm sie zu Alltäglichkeiten Zuflucht, um das Gespräch noch einige Stunden aufzuschieben. Daran konnte doch nichts Falsches sein, oder?

Während sie Kaffee einschenkte, sagte sie so unbefangen wie möglich: „Hör auf, nach Komplimenten zu jagen! Du bist kein Geizhals. Ich habe dich doch praktisch überredet, die Flitterwochen hier zu verbringen.“

Elena war mit Recht stolz auf ihr Heim, ein ehemaliges andalusisches Bauernhaus, das sie von einem Teil des Honorars für den Verkauf der Filmrechte an ihrem ersten Bestseller erworben hatte. Sie würden es als Ferienhaus behalten, damit Jed sich hier so oft wie möglich von seiner anstrengenden Tätigkeit als Geschäftsführer des Familienunternehmens erholen konnte. Mit Niederlassungen in London, Amsterdam, Rom und New York war die Firma seit zweihundert Jahren auf den Verkauf von Edelsteinen und Edelmetallen an die Reichen dieser Welt spezialisiert.

Dan hatte nie etwas mit der Firma zu tun haben wollen. Stattdessen hatte er sich einen Namen als Fotojournalist gemacht.

Elena schob den Gedanken an Dan schnell beiseite, doch als hätte Jed es geahnt, kam er in diesem Moment auf ihn zu sprechen. „Jetzt verstehe ich, warum Dan zwischen seinen Aufträgen so oft hierher gekommen ist. Das Leben ist viel geruhsamer, man hat eine wunderbare Aussicht, und immer scheint die Sonne. Er hat mir einmal gesagt, dass er nur hier Frieden finden könne.“

Jed schenkte sich Kaffee nach und wollte auch ihren Becher füllen, doch sie schüttelte den Kopf. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, während er über seinen Bruder redete. Warum ausgerechnet jetzt? Sie konnte Jed nicht in die Augen sehen.

Er nahm sich eine Orange aus der Schale und begann sie zu schälen. Seine Stimme klang seltsam schroff, als er sagte: „In den letzten Jahren hat man ihn nur in die schlimmsten Krisengebiete geschickt. Ich weiß zwar, dass er die Gefahr liebte, aber er muss sehr dankbar gewesen sein für die Ruhe, die er hier finden konnte. Bei dir. Er wusste so viel von dir – ihr müsst euch sehr nahe gestanden haben.“

Elena wurde die Kehle eng. Seit dem Begräbnis hatte Jed kaum über Dan gesprochen, doch jetzt schien die Trauer sich Bahn zu brechen. Die Brüder waren sehr unterschiedlich gewesen, aber sie hatten sich geliebt. Und jetzt meinte Elena, noch etwas anderes zu spüren. War es Eifersucht?

„Er war ein guter Freund“, sagte sie und hörte selbst, dass ihre Stimme unsicher klang. Sie beobachtete, wie Jed die Orange schälte. Plötzlich erschienen ihr seine Bewegungen hart und rücksichtslos, und sie fragte sich erschaudernd, ob sie ihn wirklich so gut kannte.

„Ich glaube, in gewisser Weise hat er missbilligt, dass ich meine Pflicht getan habe, wie er es nannte. Dass ich nach Vaters Tod die Firma und die Verantwortung übernommen habe. Vielleicht hat er mich sogar ein wenig dafür verachtet.“

„Nein!“ Sie konnte nicht zulassen, dass er das dachte. „Gerade weil du deine Pflicht getan hast, und zwar gut, hat er dich bewundert und respektiert – wenn auch widerwillig. Er hat mir einmal erzählt, dass dein Geschäftssinn ihn geradezu ängstige und dass er lieber seinen eigenen Weg gehe, anstatt ewig in deinem Schatten zu stehen.“

Jed betrachtete sie forschend, als müsste er darüber nachdenken, ob sie die Wahrheit sagte. Schließlich gab er zu: „Das wusste ich nicht. Vielleicht hätte ich ihn sonst nicht um seine Freiheit und Sorglosigkeit beneidet.“ Er verzog den Mund. „Ich glaube, es gibt noch vieles, was ich über meinen jüngeren Bruder nicht wusste. Außer dass er dich sehr gern hatte. Jedes Mal, wenn er auf einer seiner Stippvisiten nach Hause kam, hat er von dir gesprochen. Er hat mir eines deiner Bücher gegeben und mir geraten, beeindruckt zu sein. Und das war ich, auch ohne seinen Rat“, fügte Jed kühl hinzu. „Deine Horrorgeschichten sind anspruchsvoll, intelligent geschrieben und raffiniert. Eine erfrischende Abwechslung zu den üblichen Machwerken dieser Gattung.“

„Danke.“ Doch sie hörte in seiner Stimme einen ungewohnten, fast anklagenden Unterton. Schnell stand sie auf, ging zur Terrassenmauer und betrachtete die wunderbare Landschaft, ein Anblick, der sie sonst beruhigte, heute jedoch seine Wirkung verfehlte.

Ihr Haus lag auf einem Kalksteinhügel hoch über einem kleinen Dorf, und der stetige leichte Wind vom Atlantik trug den Duft der Pinienwälder herüber und sorgte trotz der heißen Maisonne für Kühlung.

Elena schloss die Augen und versuchte, sich ganz auf das Gefühl der kühlen Brise auf ihrer Haut zu konzentrieren, um Kraft für das zu sammeln, was sie Jed gleich sagen musste. Resigniert überlegte sie, dass selbst ihre sprachliche Begabung ihr wahrscheinlich nicht helfen würde, ihm verständlich zu machen, warum sie damals so und nicht anders gehandelt hatte.

Seit dem katastrophalen Ende ihrer ersten Ehe hatte sie sich geweigert, sich von irgendetwas geschlagen zu geben, hatte gegen alles gekämpft, was sich ihr auf dem Weg zur Unabhängigkeit in den Weg stellte. Aber dies – dies war etwas ganz anderes …

„Du hast nichts gegessen.“ Jed stand plötzlich hinter ihr, berührte sie aber nicht. Die Hitze seines Körper schien sie zu versengen, trotzdem schauderte sie. „Hast du plötzlich den Appetit verloren?“

Sein kühler Ton ängstigte sie. Ahnte er etwa schon etwas? Nein, unmöglich. Warum verdarb sie sich und ihm also die letzten glücklichen Stunden? Sie rang sich ein Lächeln ab und drehte sich um.

„Nein. Ich bin nur furchtbar faul.“ Sie ging zum Tisch zurück und nahm sich einige Weintrauben aus der Obstschale. Irgendetwas musste sie essen, obwohl ihr allein beim Gedanken daran übel wurde. „Was meinst du, sollen wir heute nicht zur Küste hinunterfahren? Nach Cádiz vielleicht oder Vejer de la Frontera, da ist es ruhiger. Wir sind die ganze Woche noch nicht aus dem Haus gekommen.“

Im Bewusstsein, dass er sie beobachtete, stopfte sie sich nervös die Trauben in den Mund und hätte sich beinahe verschluckt, als sie ihn sagen hörte: „Bisher hatten wir auch nicht das Bedürfnis, oder?“

Vielleicht sollte es beiläufig klingen, doch in ihren Ohren hörte es sich wie eine Anklage an. Bisher waren sie sich selbst genug gewesen. Es hatte ihnen gereicht, im Garten und im angrenzenden Pinienwald spazieren zu gehen, auf der Terrasse oder in der rosenumrankten Laube zu essen und die wundervolle Einsamkeit zu genießen, ihre Liebe, das Entzücken, einfach zusammen zu sein.

„Natürlich nicht.“ Elena fühlte Panik in sich aufsteigen. Warum verschwand das wunderbare Gefühl der Nähe und Zusammengehörigkeit schon jetzt, noch bevor sie ihm alles gebeichtet hatte? Das war nicht fair. Und diese Distanz zwischen ihnen hatte sich erst aufgebaut, als Jed begonnen hatte, von Dan zu sprechen. Im Bemühen, die Nähe wiederherzustellen, sagte sie so unbefangen wie möglich: „Bevor wir ankamen, hat Pilar, meine Haushälterin, die Lebensmittelvorräte aufgefüllt. Aber allmählich müssen wir sie wieder aufstocken, und deshalb dachte ich, wir könnten den Einkauf mit einem kleinen Ausflug verbinden.“

„Meinst du?“ Jed ließ sich ihr gegenüber auf dem Stuhl nieder und betrachtete sie forschend aus stahlgrauen Augen. „Dan und ich hatten unsere Differenzen“, sagte er düster. „Aber er war mein Bruder, und ich habe ihn geliebt. Sein Tod hat mich getroffen. Erst als ich hierher kam, wo er Ruhe und Entspannung gefunden hat, sind mir diese Gefühle bewusst geworden. Aber mir scheint, dass du nicht über ihn sprechen willst. Warum nicht?“

Was sollte sie sagen? Er hatte ja recht. Elena griff nach ihrem Becher, trank den lauwarmen Kaffee und hätte sich fast verschluckt, als Jed kurz angebunden fragte: „Weil ihr ein Verhältnis hattet?“

Der Magen zog sich ihr zusammen, und auf der Stirn spürte sie kalten Schweiß. Zum ersten Mal, seitdem sie sich kannten, verwünschte sie seine unheimliche Begabung, sie zu durchschauen. Sie verkrampfte die Hände im Schoß und versuchte zu lächeln.

„Warum fragst du? Erzähl mir nicht, du willst einen Streit vom Zaun brechen!“ Es sollte scherzhaft klingen, und sie hoffte nur, dass er nicht ahnte, wie verängstigt sie sich fühlte.

„Ich frage, weil du so beunruhigt wirkst, wenn ich von Dan rede. Bisher habe ich noch nie darüber nachgedacht, aber Dan hat viel Zeit hier verbracht. Sein gutes Aussehen, sein Charme, der Hauch von Gefahr, der ihn umgab – er war schließlich kein einfacher Ladenbesitzer – und eine sehr schöne Frau, die er bewunderte. Zähl das mal zusammen.“ Jed zog die Brauen hoch. „Nun?“

Elena fühlte sich bis in die Grundfesten erschüttert. Jed versuchte zwar, gleichmütig auszusehen, doch in den Taschen seiner Jeans hatte er die Hände zu Fäusten geballt, und seine Lippen waren zusammengepresst. Es musste mehr dahinter stecken.

Er hatte ihre Ehe mit Liam Forrester als Belanglosigkeit abgetan und nie gefragt, ob es in der Zwischenzeit andere Männer für sie gegeben habe. Ihm schien das Wichtigste ihre gemeinsame Zukunft zu sein, und sie hatte von ihm nur Liebe, Wärme und Leidenschaft kennengelernt.

Doch jetzt erinnerte Jeds Verhalten verdächtig an Eifersucht. Weil Dan sein Bruder gewesen war? Die zynische Betonung des Wortes „Ladenbesitzer“, sagte ihr, dass Dan ihn damit aufgezogen haben musste und dass ihn das immer noch wurmte.

Hatte Dan gut ausgesehen? Wahrscheinlich. Kleiner und zierlicher als sein Bruder, dunkelbraunes Haar, hellblaue Augen, feine Gesichtszüge. Dennoch konnte er seinem älteren Bruder nicht das Wasser reichen … Dan hatte nichts von Jeds gefährlicher Männlichkeit gehabt, von dessen fast bedrohlicher sexueller Ausstrahlung.

„Elena, ich muss es wissen.“

Der seltsame Unterton in Jeds Stimme war ihr fremd. Noch gestern hätte sie ihn beruhigen können, doch jetzt … Immerhin musste sie es versuchen, und so konzentrierte sie sich auf die Tatsachen.

„Ich habe Dan durch Freunde von mir kennengelernt, Cynthia und Ed Parry, die in der Nähe wohnen. Ich habe eine Party gegeben, nachdem ich die Filmrechte an meinem zweiten Buch verkauft hatte, und sie brachten ihn mit. Dan kannte Ed anscheinend von der Universität her.“

Sie sah, wie Jed die Brauen zusammenzog, wie er die Lippen zusammenpresste, weil er ungeduldig darauf wartete, dass sie endlich zur Sache kam. Doch sie musste dies hier auf ihre Art abhandeln.

„Das war vor einigen Jahren“, sprach sie weiter. Vielleicht würde er sie ja verstehen, wenn sie ihm alles aus ihrem Blickwinkel erklärte. „Er war schon vorher oft in dieser Gegend gewesen, wenn er sich entspannen wollte. Normalerweise wohnte er bei den Parrys …“

„Aber nicht immer?“

Elena versuchte, ruhig zu bleiben und die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken. „Nein, nicht immer“, gab sie zu. „Im Lauf der Zeit lernten wir uns gut kennen, und wenn er mich abends besuchte und es spät wurde, hat er ab und zu im Gästezimmer übernachtet. Du hast gefragt, ob wir ein Verhältnis miteinander hatten …“ Sie zuckte die Schultern. „Dan hat mir einmal gesagt, dass Sex ihm wenig bedeute und dass er all seine emotionale und körperliche Energie in seinen Beruf stecke. Er war stolz auf seine Familie und hat viel von dir, eurer Mutter und eurem Haus erzählt. Heiraten wollte er nie, weil er das wegen seines Jobs für unsinnig und unfair hielt. Aber er meinte, dass du heiraten und Kinder haben wolltest, damit du die Firma jemandem vererben könntest. Und dass die Frauen dir hinterherliefen, dass du aber sehr wählerisch und sehr diskret seist.“

Zu spät merkte Elena, dass sie den Spieß umgedreht hatte, um seiner Frage auszuweichen. Doch indem sie ihn als Frauenheld darstellte, vergrößerte sie die Entfernung zwischen ihnen noch mehr, und sie hasste sich dafür. Sein finsterer, verächtlicher Blick sagte ihr, dass er ganz genau wusste, was sie tat. Und warum.

Die Übelkeit, die sie den ganzen Morgen schon unterdrückt hatte, wurde plötzlich übermächtig. Elena sprang auf, eine Hand auf den Mund gepresst, und rannte durchs Haus ins Badezimmer.

Dass er ihr folgte, half ihr kein bisschen. Als der Anfall vorbei war, lehnte sie sich erschöpft gegen die Wand und wünschte sich nur, sie könnte die Uhr um drei Monate zurückstellen.

„Liebling, komm her.“ Jed zog sie in die Arme, und sie lehnte den schmerzenden Kopf gegen seine harte Brust und fragte sich, warum nicht alles so bleiben konnte wie in diesem Moment. Sein liebevoller Blick half ihr nicht, sondern machte alles nur noch schlimmer, weil sie sein Mitgefühl nicht verdiente.

„Was ist los?“, fragte er sanft. „Hast du etwas Falsches gegessen? Soll ich dich zum Arzt fahren?“

Und da wusste Elena, dass sie es ihm jetzt sagen musste.

Heute Morgen war sie vor ihm aufgewacht und hatte im Badezimmerschrank nach einer Tube Zahnpasta gesucht. Dabei war ihr der Schwangerschaftstest in die Hände gefallen, den sie vor einiger Zeit gekauft hatte.

In den letzten Tagen war ihr morgens ab und zu leicht übel und schwindlig gewesen. Ihr Verstand sagte ihr, dass es nicht mit dem zusammenhängen konnte, was sie und Dan getan hatten, doch sie machte den Test trotzdem, um sich zu beruhigen.

Und jetzt musste sie den Konsequenzen ins Auge sehen.

Sie befreite sich aus Jeds Umarmung, das Gesicht leichenblass. „Ich bin schwanger.“

Trotz ihrer Blässe und ihres gequälten Blicks lächelte er und schüttelte langsam den Kopf, bevor er sie wieder an sich zog. Die unbeantwortete Frage, ob sie und sein Bruder ein Verhältnis gehabt hatten, konnte warten.

„Das kann nicht sein, Liebling. Nach nur einer Woche! Es ist zwar ein netter Gedanke, aber ich fürchte, du hast doch etwas Falsches gegessen.“

Für einen Moment noch genoss Elena das Gefühl, von ihm gehalten zu werden, während sie versuchte, ihr wild klopfendes Herz zu beruhigen und die reumütigen Gedanken aus dem Kopf zu vertreiben. Sie hatten über die Gründung einer Familie gesprochen und beschlossen, nicht länger damit zu warten. Das machte es doppelt schwer, ihm alles zu gestehen.

Als sie schließlich die Hände gegen seine muskulöse Brust stemmte und sich aus seiner Umarmung befreite, war sie ganz ruhig, wie ausgebrannt. Mit dem, was sie ihm jetzt sagen musste, würde er nicht leben können. Es würde seine Liebe zu ihr töten, und dabei war sie doch das Wertvollste, was sie hatte. Deshalb musste sie es schnell tun, um den Schmerz nicht noch zu verlängern.

„Es stimmt, Jed. Ich habe heute Morgen den Test gemacht.“ Elena sah seinen ungläubigen Blick und wusste, er würde ihr sagen, dass sie etwas falsch gemacht habe. Sie kam ihm zuvor. „Nach meinen Berechnungen bin ich im dritten Monat.“ Es fiel ihr schwer, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten.

Und dann sah sie, wie seine Gesichtszüge starr wurden. „Vor drei Monaten kannten wir uns noch nicht, und zum ersten Mal zusammen geschlafen haben wir in unserer Hochzeitsnacht“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Wenn du also die Güte hättest, meine liebe Frau, mir zu erzählen, von wem du schwanger bist?“