Tamagotchi Schule - Klaus H. Sindern - E-Book

Tamagotchi Schule E-Book

Klaus H. Sindern

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Beschreibung

Das System Schule ist wie ein Tamagotchi, es wird gefüttert und versorgt und am Leben erhalten, obwohl es seinen Sinn längst verloren hat. Wenn es denn je einen hatte. Bildung jedenfalls findet in der Schule nicht statt. Zu diesem schonungslosen Ergebnis kommt Klaus H. Sindern nach mehr als dreißig Jahren Schulerfahrung. Schule animiert Schüler, Stoff zu pauken und rasch zu vergessen, jeden Unsinn mitzumachen und angepasst die Schulzeit abzusitzen. Wer ein Buch erwartet, in dem Lehrer gehasst und Schüler diszipliniert werden sollen, wird enttäuscht. Der Autor diskutiert den Begriff 'Bildung' und beschreibt das Dilemma unseres Schulsystems aus einer neuen und überraschenden Perspektive. Die Probleme sind greifbar - und unbegreiflich. Analytisch, unterhaltsam und pointiert wird der Leser mit einer Wahrheit über Schule konfrontiert, wie er sie als Schüler schon erfahren hat. "Sollte ich jemals wieder unterrichten, dann in keiner deutschen Schule." Wer 'Tamagotchi Schule' gelesen hat, wird verstehen, dass dieses vor fast dreißig Jahren gegebene Versprechen aktueller denn je ist. (Lea Fleischmann, Autorin des Buches 'Dies ist nicht mein Land') "Olimme kerran biologianopettajamme johdolla Pisassa katsomassa Michelangelon Davidin kikkeliä. Se oli minun tärkein kokemus Pisasta." (Sasu Pajala)

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Klaus H. Sindern

Tamagotchi Schule

Warum Schule nicht gelingen kann

Vorwort

Im Jahre 2004 erschien im S. Fischer Verlag in Frankfurt ein Buch mit dem Titel: Schule kann gelingen! Geschrieben hat es die ehemalige Leiterin der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden, Enja Riegel. Ohne Zweifel hat Enja Riegel Recht mit ihrer Behauptung, und dies steht nur scheinbar im Widerspruch zu dem Untertitel des hier vorliegenden Buches: Warum Schule nicht gelingen kann.

Die Helene-Lange-Schule war ein ›normales‹ Gymnasium und wurde unter der Leitung von Enja Riegel 1986 in eine integrierte Gesamtschule mit reformpädagogischem Profil umgewandelt. Die erfolgreiche Arbeit der Schulleiterin und ihres Kollegiums führte dazu, dass die Helene-Lange-Schule 1995 in eine Versuchsschule des Landes Hessen umgewandelt wurde. Mit dieser Umwandlung erhielt die Helene-Lange-Schule relativ große Freiheiten und Privilegien, um »andere Formen des Lernens« erproben zu können. Der freie Journalist und Schulexperte Reinhard Kahl hat die Helene-Lange-Schule als das richtige Modell für die gute Schule bezeichnet.

Der Erfolg einer Schule wird in Deutschland vor allem gemessen an ihrer Leistungsfähigkeit im Rahmen von vergleichenden Tests. Diese Vergleichsstudien sind bekannt unter den Namen TIMSS, PISA, IGLU usw., die jeweils verschiedene Phänomene in den Blick nehmen. Unabhängig von der Überlegung, inwieweit solche Vergleichstudien tatsächlich umfassend Aussagen zulassen über die Qualität von Schulen, kann die Helene-Lange-Schule für sich in Anspruch nehmen, beim PISA-Test »mit großem Abstand als beste deutsche Schule«1 abgeschnitten zu haben.

Reinhard Kahl beschreibt Enja Riegel als eine faszinierende Persönlichkeit, die auf unzähligen Foren mit ihren Ideen für eine gute Schule begeistern konnte. Im Gegensatz zu Schulleitern, welche die Flure ihrer Schulen mit gewonnenen und zugesprochenen Urkunden geradezu voll pflastern, hat die Leiterin der Helene-Lange-Schule nach Möglichkeiten gesucht, pädagogische Freiräume zum Wohle der Schüler ihrer Schule zu suchen und zu nutzen – sie hat dabei bewusst und gezielt auch Verstöße gegen geltende Anordnungen in Kauf genommen. Mit der Umwandlung der Helene-Lange-Schule in eine Versuchsschule haben sich solche Freiräume erweitert.

Enja Riegel hat mit ihrer Aussage Recht: Schule kann gelingen! Schule kann gelingen, wenn sie Schulleiterinnen oder Schulleiter vom Format einer Enja Riegel haben. Schule kann gelingen, wenn die Politiker Schulen aus der engen Schulaufsicht befreien und ihnen den Status von Versuchsschulen geben. In der Konsequenz bedeutet dies einen weitgehenden Rückzug der Politik aus der Schullandschaft. Nur ein Träumer kann glauben, dass dies Schulpolitiker zulassen könnten. Schulpolitiker haben gewiss kein Interesse daran, ihren Einfluss auf diesem Feld freiwillig zu beschränken. Und deshalb sieht der Alltag in deutschen Schulen, die nicht den Status einer Versuchsschule genießen, in aller Regel trist und trostlos aus. Das Handeln von Lehrern (und Schülern) unterliegt rigiden Verordnungen und Erlassen, die einengen und knebeln und in unzähligen Fällen auch engagierten Pädagogen die Luft und die Lust auf ihren Beruf nehmen.

Die real existierende Schule ist eine Art Tamagotchi, sie taugt nicht viel, aber man hält sie am Leben. Im Folgenden werden zentrale Aspekte des Schulalltags in den Blick genommen, die vor allem Argumente nennen, warum Schule nicht gelingen kann.

1 Enja Riegel: Schule kann gelingen. Frankfurt 2004. Klappentext zum Buch

Einleitung

Von November 1998 bis Mai 1999 reiste der Schriftsteller Christian Graf von Krockow auf den Spuren der großen Entdeckungsreisenden James Cook und Georg Forster – mit dem Schiff nach Hawaii, Tahiti, Tonga, Neuseeland, Australien, Darwin. Die Erlebnisse auf dieser Reise und die intensive Beschäftigung mit dem Leben der berühmten Männer, der eine ein weltberühmter englischer Kapitän, der andere ein nicht minder berühmter deutscher Naturforscher, führten Christian Graf von Krockow zu einem Buch, dem er den Titel gab: Der große Traum von Bildung.

Im eigentlichen Text des Buches sucht man eine erläuternde Ausführung des Begriffs Bildung vergeblich, aber was das Wort Bildung meint, erschließt sich dem Leser auf eindrucksvolle Weise. Die Neugier der im Zeitalter der Aufklärung lebenden Abenteurer und Forscher, der brennende Wunsch, mit gefahrvollen Reisen neben dem räumlichen Horizont auch den individuellen Erfahrungshorizont auszuloten und zu erweitern – dies führt geradewegs zum Verständnis des Bildungsideals, das im ausgehenden 18. Jahrhundert Wilhelm von Humboldt als Auftrag für Bildungsinstitutionen formuliert hat: Bildung als ein von der natürlichen Neugier des Menschen ausgehendes Bedürfnis nach Weltverständnis mit dem Ziel, sich als Teil dieser umfassend gedachten äußeren und inneren Welt zu verstehen, um dadurch im eigenen Handeln freier zu werden.

Heute scheint die Welt bis in den letzten Winkel erschlossen zu sein, es gibt aus dieser Perspektive anscheinend kaum Motive für neugierige Abenteurer und forschende Entdeckungsreisende, und was der gemeine Daheimgebliebene von der Welt außerhalb des lokalen, regionalen und nationalen Blickfeldes über Funksignale ins Haus geliefert bekommt, hat oftmals wenig Verlockendes, führt nicht zu Träumen nach dem Unbekannten in der Ferne, sondern bereitet nach Christian Graf von Krockow eher Albträume: »Was wir weltweit vor uns sehen, ist die Bevölkerungslawine, die unter sich begräbt, was einmal schön war, und das Elend gebiert, aus dem Gewalt wächst. Die Ausbeutung und Zerstörung der Natur schreiten fort, eine Klimakatastrophe zeichnet sich ab.«1

Nach Aristoteles streben alle Menschen von Natur aus nach Wissen, sie sind also natürlich neugierig. Dies ist die wesentliche Voraussetzung für Bildungsprozesse und für den Erwerb von Bildung. Neben dieser natürlichen ›Begabung‹ braucht es in vielen Bereichen notwendig auch Stimulanzen von außen, um Bildungsprozesse zu fördern. Die Schule als System ist nach eigenem Verständnis eine Einrichtung, die als Auftrag die natürliche Neugier der Menschen aufzugreifen und in einem Bildungsprozess gezielt zu fördern und zu entwickeln hat? Ist Schule als System in der Lage, Bildungsprozesse im oben genannten Sinne anzuregen und zu fördern? Sie ist es nicht.

Wenn ich ein Bild über die deutsche Schule malen sollte, dann entstände auf der Leinwand ein riesiger Raum mit Fenstern, die den Blick freigeben auf Hochspannungsmasten, die von weither den Strom transportieren. Ich sehe ein Umspannwerk, mit Turbinen und Transistoren. Unzählige Kabel laufen hier zusammen, werden weitergeleitet zu dem Haus, in dem sich der riesige Raum befindet. Diesen Raum durchziehen unzählige Kabelstränge, man sieht Kabeltrommeln, Stecker und Steckdosen, Schalter, Röhren, Schutzeinrichtungen, Amperemeter, Voltmeter und viele andere Messgeräte mit Emailschildern, auf denen technische Daten festgehalten sind. Zu sehen sind computergesteuerte Überwachungsmaschinen mit verglasten Schaltplänen, auf denen kleine Lämpchen in allen nur erdenklichen Farben aufleuchten und erlöschen, blinken oder Dauersignale senden. Alles scheint miteinander verbunden, und eine große Zahl von Menschen ist in dem Raum in unterschiedlichsten Tätigkeiten beschäftigt.

Der Raum erweckt den Eindruck, als hätte ein Heer von diplomierten Elektroingenieuren mit leitenden Elektrikermeistern und ungezählten Stark- und Schwachstromelektrikern ein gigantisches Energiezentrum von ungeheurer Leistungsfähigkeit erschaffen.

In groteskem Gegensatz dazu sieht der Betrachter in der hinteren Ecke des Raumes eine nackte Glühbirne. Der Betrachter ahnt, dass die gesamte Energiemenge, die da von draußen in den Raum geleitet, verteilt, geschaltet, gebündelt und überwacht wird, dass diese Energiemenge ausschließlich zur Versorgung dieser einen nackten Glühbirne gedacht ist. Die Glühbirne verteilt allerdings ein Mitleid erweckendes Licht: Sie funzelt schwach vor sich hin.

So sieht es aus, mein Bild der Schule. Und ich würde sogleich ein zweites Bild malen, um das erste zu ergänzen und auf gewisse Weise zu erklären. Wieder fällt der Blick in den eben gemalten Raum, wieder erkennt der Betrachter alle die Kabel, Stecker, Steckdosen, Schalter, die Röhren, Schutzdosen, Amperemeter und Voltmeter und die vielen anderen Messgeräte mit Emailschildern, auf denen technische Daten vermerkt sind. Wieder erkennt der Betrachter die computergesteuerten Überwachungsmaschinen mit verglasten Schaltplänen, auf denen die kleinen Lämpchen in allen nur erdenklichen Farben aufleuchten und erlöschen, blinken oder Dauersignale senden. Und immer noch sind die vielen Menschen offensichtlich damit beschäftigt, dies alles zu organisieren und zu steuern.

In einigen Details aber unterscheidet sich das zweite Bild von dem ersten, und man muss genau hinsehen, um diese Details erkennen zu können: Die Stecker verbinden nichts, die Schalter bleiben ohne Funktion, die zahlreichen Messgeräte schlagen ohne erkennbaren Grund aus, die computergesteuerten Anlagen kontrollieren nur das Leuchten und Erlöschen und Blinken der zahlreichen kleinen Lämpchen in allen nur erdenklichen Farben. Schließlich erkennt man den Grund, warum die nackte Glühbirne nur schwach funzelt. Die nackte Glühbirne erhält ihre Energie ausschließlich aus einer flachen Batterie mit abgerundeten Seiten, eingehüllt in eine Art matt glänzendes Packpapier und mit schräg nach oben gerichteten Metallzungen, die das Gewinde der nackten Glühbirne berühren. Es ist eine Batterie von der Art und Bauweise, wie sie neugierige Kinder vielleicht heute noch beim Stöbern auf dem Dachboden ihrer Urgroßeltern in sehr alten Taschenlampen entdecken könnten. Wenn sie denn neugierig wären.

Die Interpretation des Bildes liegt auf der Hand. Für die Schule wird ein ungeheurer Aufwand betrieben, der nicht einmal ansatzweise in einem angemessenen Verhältnis zu einem wie auch immer zu definierenden Nutzen zu bestehen scheint. Der ungeheure Aufwand lässt sich relativ knapp zusammenfassen. Eine gute dreiviertel Millionen Lehrer unterrichten in Deutschland etwa 10 Millionen Schüler.2 Das Statistische Bundesamt hat den Aufwand je Schüler an öffentlichen Schulen in Deutschland für das Jahr 2004 mit 4.600 Euro beziffert. Legt man also diese Zahlen zugrunde, ergeben sich Ausgaben für die Schule von 4.600 Euro mal 10.000.000 oder 46.000.000.000 Euro, und es ist völlig müßig, ob diese Zahlen als vollständig gesichert gelten dürfen3, der geldwerte Aufwand ist gigantisch, von dem Aufwand an nicht geldwerten Ressourcen ganz zu schweigen.

In keinem Land der Erde gibt es ein derart differenziertes Schulsystem wie in Deutschland. Wir reden gern vom so genannten dreigliedrigen Schulwesen und meinen damit eigentlich nur die Hauptschule, die Realschule und das Gymnasium. Wir müssten eigentlich von einem vielgliedrigen Schulsystem reden. Alle Kinder beginnen ihre Schulkarriere in der Grundschule, die je nach Bundesland vier bis sechs Jahre andauert. Neben den genannten Schultypen Grundschule, Hauptschule, Realschule und Gymnasium gibt es in einigen Bundesländern die Gesamtschule, und alle Abschlüsse, welche die Schulformen nach der Grundschule ermöglichen, können auch in Kollegschulformen erreicht werden.

Einmalig auf der Welt dürfte auch die spezielle Förderung in besonderen Schulen sein. Nachdem bereits 1778 in Leipzig eine Taubstummenschule eingerichtet wurde, gibt es heute Schulen für Lernbehinderungen aller Art. Es gibt z.B. Schulen für Körperbehinderte (Gehörlose, Blinde, spastisch Gelähmte, Stumme usw.), geistig Behinderte sowie für weitere als Behinderte eingestufte Menschen, die nicht im Regelsystem beschult werden sollen (z.B. Erziehungsschwierige, die in ihrem Verhalten als gestört gelten).

So präsentiert sich in Deutschland ein Schulsystem, welches in seiner Vielfalt kaum mehr zu überschauen ist. Der Nutzen solcher Vielfalt ist allerdings sehr umstritten. Die Diskussion um die Hauptschule gibt es seit vielen Jahren und wird bis zur längst fälligen Auflösung dieser Schulform nicht beendet werden.4 Die Integration behinderter Menschen in das Regelsystem wird zunehmend gefordert. Und warum die Gesamtschule von Beginn an keine Chance hatte, sich als eigenständige und gleichwertige Schulform zu entwickeln, steht in einem wunderbar bissig ironischen Text von Norbert Bolz mit dem Titel ›Nachruf auf die Bildung‹: »Ein ... Mittel zur Verdeckung der Bildungsparadoxien ist die Reformdiskussion, genauer gesagt: die Flucht ins Reformprogramm. Die Bildungsreformdiskussion scheint aber selbst die Krankheit zu sein, deren Heilung sie verspricht. Denn was Pädagogen dabei gerne – und zwar mit dem Begriff ›Bildung‹ – verdrängen, sind Selektion und Zwang. Die Notwendigkeit der Selektion ist das Ärgernis der Bildungsanstalten. Denn alle Erziehung ist analog, d.h. sie fordert und beruht auf Allmählichkeit. Selektion dagegen ist digital; letztlich läuft sie auf Feststellungen hinaus wie ›bestanden‹ oder ›durchgefallen‹. So kann man im Rückblick auf das gutgemeinte Projekt der Gesamtschule heute sehen: Politisch gewollt war Differenzierung ohne Selektion – und das konnte nicht gutgehen.« 5

Der gigantische Aufwand an Ressourcen wirft zwangsläufig die Frage nach einem Nutzen auf. Dies umso mehr in einer Gesellschaft, die bis in alle Lebensbereiche ökonomisiert zu sein scheint, und also mit den Maßstäben der Wirtschaftlichkeit zu messen gewohnt ist. Für das Schulsystem geschieht dies zum einen in der Weise, dass die Art und die Zahl der erreichten Schulabschlüsse zu einem bewertenden Maßstab werden. Mit den Ländervergleichsstudien (z.B. TIMSS und PISA) gibt es in größerem Umfang auch den Versuch einer qualitativen Bewertung als Maßstab für Schulerfolg.

Ist die Frage ‚Wozu ist die Schule da?‹ damit beantwortet? Ist die Schule dazu da, möglichst vielen Schülern ein Abitur zu ermöglichen? Ist die Schule dazu da, dass deutsche Schüler in Tests besser abschneiden als Schüler in anderen Ländern? Fast scheint es so.

1 Christian Graf von Krockow: Der große Traum von Bildung. List Verlag München 2003, Seite 7

2 Der Lesbarkeit wegen verzichte ich auf die ausdrückliche Nennung der weiblichen Form. Sie ist aber in jedem Fall mitgedacht.

3 Die Summe wird weitaus größer sein, wenn man sämtliche Ausgaben für Ausbildung und Weiterbildung einrechnet.

4 Die Zusammenlegung der Hauptschulen mit den Realschulen wird in absehbarer Zeit alleine wegen der demographischen Entwicklung vollzogen sein. In nur noch sechs Bundesländern wird die Hauptschule als eigenständige Schulform geführt. Der neu gewählte Senat in Hamburg hat 2008 die Abschaffung der Hauptschule beschlossen.

5 Norbert Bolz: Die Konformisten des Andersseins. Wilhelm Fink Verlag München 1999, Seite 43

Tamagotchi Schule

Der erfolgreiche Manager und langjährige Vorsitzende der Ford-Werke, Daniel Goeudevert, vermutete vor einiger Zeit in einem Interview in der Tageszeitung ›DIE WELT‹: »Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir unser Leben lang lernen, die Schuljahre ausgenommen.« 1

Wenn er Recht hat, und die folgenden Ausführungen können dies durchaus belegen, dann degradiert Gouedevert das deutsche Schulsystem zu einer Art Tamagotchi. Eigentlich ist es ziemlich nutzlos, und es funktioniert nur, weil die Beteiligten es funktionieren lassen: Schulpolitiker, Schulträger, Lehrer, Eltern, Schüler. Das System ist so komplex, weil es neben vielen Millionen Schülern, Eltern sowie Tausende von weiteren Beteiligten in Ämtern und Bürostuben, in Schulen und Laborräumen auch unzählige dickleibige Bände voller Gesetze, Erlasse und Verordnungen gibt, die dieses komplexe System regeln sollen. Und damit das alles noch ein wenig komplexer wird, verwalten und regeln und bestimmen gleich 16 verschiedene Ministerien mit Hunderten von Mitarbeitern in den Bundesländern dieses System. Dies sind tausende Knöpfchen, die gedrückt werden müssen und gedrückt werden, damit es in seinem eigenen Regelkreis lebendig bleibt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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