Tapfer wie Rama - Monika Tworuschka - E-Book

Tapfer wie Rama E-Book

Monika Tworuschka

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Beschreibung

Die zehnjährige Sumitra arbeitet in einer Teppichmanufaktur für den undurchsichtigen Gondar. Ihr Bruder Bakha erledigt Schmutzarbeiten in der Stadt Varanasi. Ihre Eltern sind auf das Geld angewiesen, das die Kinder verdienen. Trost und Zuflucht vor dem traurigen Alltag finden die beiden beim Swami, der sich für Straßenkinder einsetzt und ihnen immer wieder die Geschichte des Ramayana mit den Helden Rama und Sita erzählt. Christopher und Ronja Schaffer aus Deutschland sind mit ihrem Vater bei dem Inder Dr. Patel zu Besuch. Staunend erleben sie die Götterwelt, und den Alltag in der fremden Stadt. Christopher und Ronja lernen Bakha und Sumitra kennen. Plötzlich verschwindet Sumitra. Wurde sie wie Sita von üblen Gestalten entführt? Bald sind die Kinder in eine Krimihandlung verstrickt, die erstaunliche Parallelen zu der Heiligen Schrift des Ramayana aufweist. So ist es auch der Affengott Hanuman, der nicht nur Rama hilft, Sita zu finden, sondern auch Bakha zu seiner verschwundenen Schwester führt.

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Seitenzahl: 84

Veröffentlichungsjahr: 2021

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In der folgenden Geschichte begegnen dir viele fremde Namen aus einem berühmten Heldengedicht, dem Ramayana, das für indische Kinder so aufregend ist wie bei uns die Geschichten von Harry Potter oder dem Herrn der Ringe. Über das Ramayana erfährst du einiges in diesem Buch.

Die wichtigsten Gestalten des Ramayana:

Prinz Rama, der Held, eine Gestalt des Gottes Vishnu

Sein Vater Dasaratha

Dessen Ehefrauen Kausaliya, Kaikeyi, Sumitra

Ramas Brüder Bhararta, Lakshmana, Satrughna

Der Seher (Rishi) Viswamitra

Janaka, der König von Mithila

Sita, seine Tochter, die Rama heiratet

Ravana, der dreiköpfige Dämonenherrscher

Seine Helfer, die Rakshasas

Sein Bruder Vibhishana,

Indrajit, ein mächtiger Rakshasa

Hanuman, der Affengott und Sohn des Königs der Winde

Inhaltsverzeichnis

Kapitel Eins

Kapitel Zwei

Kapitel Drei

Kapitel Vier

Kapitel Fünf

Kapitel Sechs

Kapitel Sieben

Kapitel Acht

Kapitel Neun

Kapitel Zehn

Kapitel Elf

Kapitel Zwölf

Kapitel Dreizehn

Kapitel Vierzehn

Kapitel Fünfzehn

Kapitel Sechzehn

Kapitel Siebzehn

Kapitel Achtzehn

Kapitel Neunzehn

Kapitel Zwanzig

Eins

„Du weißt, was du tun musst Sumitra?” Sumitra schreckt von ihrer Arbeit hoch. Sie hockt auf ihren Fersen, vor ihr an einer Holzrolle hängt der halbfertige Teppich. Verschiedenfarbige Wollknäuel baumeln an einer langen Stange. Von jedem Wollknäuel reicht ein Fadenende so weit herunter, dass die Kinder es erreichen können, wenn sie sich hochrecken. Masishi, der gerade einen roten Faden hinunterzieht, ist mit seinen neun Jahren der jüngste Teppichknüpfer. Insgesamt arbeiten vier Kinder zusammen an dem Teppich, Sumitra greift nach einem blauen Faden. „Du hast mich doch verstanden, Sumitra?” Wie immer klingt die Stimme von Herrn Gondar leise und drohend. Die Teppichmanufaktur, in der die elfjährige Sumitra arbeitet, gehört ihm. „Du tust, was ich dir gesagt habe, oder?” Herr Gondar duldet keinen Widerspruch. Die Kinder, die für ihn arbeiten, sollen dankbar sein, dass sie überhaupt Geld verdienen - Geld, das die Familien dringend brauchen. Sumitra atmet tief durch.

„Ich möchte aber nicht”, entgegnet sie leise.

„Wenn du weiter für mich arbeiten willst, musst du tun, was ich dir sage,” raunt Herr Gondar mit heiserer Stimme. Die anderen Mädchen bücken sich noch tiefer über ihre Teppiche. Keiner wagt es aufzuschauen.

„Aber...”, wendet Sumitra schüchtern ein.

Gondar lacht unangenehm.

„Du weißt, dass ein Hindumädchen gehorsam folgsam sein muss, oder?”

Die Tür fällt krachend ins Schloss. Er hat die Werkstatt verlassen.

Einige Stunden später hat Sumitra eine kurze Mittagspause.

Diese Pausen nutzt sie meistens, um mit ihrem Bruder Bakha die Affen beim Tempel zu füttern oder den Swami zu besuchen.

Der Swami ist ein gelehrter Mann, der wunderbare Geschichten erzählen kann. Und er hat ein Herz für Kinder, die wie Sumitra und Bakha die Straßen von Varanasi bevölkern und sich mit kleineren Arbeiten den Lebensunterhalt verdienen.

Als Sumitra eintrifft, ist ihr Bruder schon da.

„Ehrwürdiger Swami, bitte erzählt uns noch einmal die Geschichte von Rama und Sita!”, bittet Bakha und schaut den älteren Mann erwartungsvoll an.

Dieser lächelt freundlich und etwas nachsichtig.

„Aber ihr habt die Geschichte des Ramayanas doch schon so oft gehört, Bakha.”, wendet er ein.

Doch auch Sumitra möchte die Geschichte unbedingt hören.

Und in dem Augenblick, als der Swami beginnt, vergisst sie alles: ihre Arbeit, ihre Sorgen, ihre Angst vor Gondar....

„Vor langer, langer Zeit regierte in Ayodhya ein großer und edler

König. Der hieß Dasaratha. So gut war er zu seinem Volk, dass es ihn über alle Maßen liebte. König Dasaratha hatte drei schöne

Gemahlinnen, denen er von Herzen zugetan war. Doch obwohl der König alles besaß, was zum Glück gehört, war er tieftraurig.

„Denn er hatte keine Kinder”, unterbricht Bakha den Gelehrten, denn er hat die Geschichte schon so oft gehört, dass er sie im Grunde auswendig kann. Der Swami nickt zustimmend.

„Der König sehnte sich nach einem Sohn. Schließlich wurden seine Gebete erhört. Kausalya, des Königs älteste Gemahlin, gebar den edlen Rama. Kaikeyi, die jüngste Königin bekam den Sohn Bharata.“

Sumitra lauscht gebannt:

„Und die zweite Königin, die hieß Sumitra wie ich. Und die schenkte dem König die Söhne Satrughna und Lakshmana.” , fügt sie stolz hinzu.

„So war es”, fährt der Swami fort.

„Der König war überglücklich. Überall in Ayodhya fanden an diesem Tag Spiele und Festlichkeiten statt. Die Menschen feierten nach Herzens Lust.”

Sumitras Gedanken schweifen ab. Wenn sie sich doch dem Swami anvertrauen könnte, mit ihm über ihre Probleme reden dürfte. Doch hatte nicht auch der Swami genau wie Herr Gondar immer gesagt, dass ein gutes Hindu-Mädchen gehorchen müsse. Also muss sie doch tun, was von ihr verlangt wird Oder!?

Der Swami fährt mit der ihm eigenen Stimme fort. Es ist eine besondere Stimme, die jeden sofort in den Bann der Geschichten zieht, die er so meisterhaft zu erzählen versteht.

„Die vier Söhne des Königs Dasaratha wuchsen zu mutigen und tapferen jungen Männern heran. Sie lernten nicht nur die heiligen Schriften, sondern auch die Kriegs- und Staatskunst. Und sie waren hervorragend geübt im Jagen, Reiten, Fechten und vor allem in der Kunst des Bogenschießens. Der alte König beobachtete das Heranwachsen seiner Söhne mit Stolz und Freude. Er liebte sie alle. Aber Rama stand seinem Herzen besonders nahe.”

„Rama war ja auch jemand Besonderes”, stellt Sumitra fest.

„Ja, Rama war jemand ganz Besonderes”, pflichtet der Swami ihr bei.

„Als die Prinzen 16 Jahre alt waren, kam Rishi Viswamitra zu Besuch an den Hof von Ayodhya.

Die Kinder wissen, dass ein Rishi einsam im Wald lebt, um den Rest des Lebens in Gedanken an Gott zu verbringen.

„Dieser Rishi klagte nun darüber, dass ihn die Rakhshasas in seinem stillen Wald nicht in Ruhe ließen. Die Rakhshasas waren Gefolgsleute des bösen Königs Ravana. Und dieser Ravana verbreitete überall im Land Angst und Schrecken und unterdrückte die Menschen.

Und der Rishi wollte nun, dass Rama ihm hilft, Ravana zu besiegen. Denn die guten Menschen können nicht in Frieden leben, wenn sie von bösen Menschen bedroht werden.”

„Ich weiß”, flüstert Sumitra. Sie ist zierlich für ihr Alter. Heute ist sie besonders blass, hat Ringe unter den Augen, als ob sie nicht genug geschlafen hätte.

Der Swami unterbricht seine Geschichte und schaut Sumitra forschend an. „Wolltest du etwas sagen?”, fragt er. Sumitra wird unter dem prüfenden Blick rot und schüttelt den Kopf.

Sinnend schweigt der Swami eine Weile. Er hofft immer noch auf eine Antwort Sumitras. Doch als diese mit gesenktem Blick hocken bleibt, erzählt er weiter:

„Zunächst war der König besorgt, dass der junge Prinz dem bösen Ravana nicht gewachsen sei. Doch dann ließ er ihn und seinen zweiten Sohn Lakshmana ziehen. So zog der Sri Ramadas bedeutet der edle Rama- zu seinem ersten Abenteuer aus“.

Bakha seufzt:

„So tapfer wie Rama möchte ich auch sein.”

Der Swami schmunzelt :

„O ja. Das wollen viele. So tapfer und gerecht wie Rama. Und so treu und gehorsam wie Sita.

„Ehrwürdiger Swami!”, beginnt Sumitra zögernd.

Als sie seine Augen fragend und doch gütig auf sie gerichtet sieht, fährt sie hastig fort: „Aber wenn jemand etwas verlangt, was nicht richtig ist. Muß man dann auch gehorchen?”

Der Swami blickt sie abwartend an. Er ist hellhörig geworden. Schon lange hat er das Gefühl, dass Sumitra etwas bedrückt, ja sogar, dass sie Angst hat. Aber er will sie nicht bedrängen, denn er weiß genau, dass sie ihm nur freiwillig etwas anvertrauen würde.

„Wie meinst du das, Sumitra?”, forscht er behutsam. Doch Sumitra hat auf einmal der Mut verloren.

„Ich muss fort!”, ruft sie erschrocken! „Herr Gondar, wartet schon.”

„Sumitra, warte doch!”, Bakha will sie aufhalten. Doch Sumitra ist schon die Straße hinuntergelaufen und um die nächste Ecke gebogen.

Bakha und der Swami schauen sich ratlos an.

Zwei

Herr Schaffer blickt sich suchend um. Bis jetzt hat er seinen Kollegen noch nicht in der Menschenmenge entdecken können.

„Ist er das?“ ruft eine helle Stimme. Der dunkelhaarige Junge ist ungefähr zwölf. Neben ihm steht ein etwas größeres blondes Mädchen. Dr. Patel lächelt freundlich.

„Herzlich Willkommen in Varanasi, Professor Schaffer“, begrüßt Dr. Patel die Ankommenden.

„Danke, Dr. Patel.“ Herr Schaffer schüttelt ihm die Hand. „Wir haben uns schon lange auf die Reise nach Indien gefreut, meine Kinder und ich. Das sind Christopher und Ronja.“

„Guten Tag Christopher, guten Tag Ronja.“ Dr. Patels Lächeln wird noch etwas breiter.

„Euch ist sicher sehr heiß. Und ihr wollt bald etwas trinken.“ Ronja und Christopher nicken. „ Sehen wir zu, dass wir schnell zu mir nach Hause kommen.“

Dr. Patel nimmt seinem Gast den Wagen ab und schiebt ihn entschlossen zum Ausgang. Bald ist das Gepäck in Dr. Patels Auto verstaut.

Christopher schaut aus dem Fenster. Eigentlich hatte er sich Indien etwas anders vorgestellt. Menschen mit Turban, Schlangenbeschwörer. Auf alle Fälle nicht so riesige Städte, die fast wie zu Hause aussahen, aber nur fast. Überall sieht er Türme und Kuppeln.

Dr. Patel bemerkt seinen Blick“ „Varanasi hat ungefähr 2000 Tempel.“

„Boa, so viele.“ Christopher kann sein Erstaunen kaum verbergen. „Zu wem beten die denn da drin?“

„Der Tempel dort drüben gehört dem Gott Shiva, wie sehr viele Tempel hier.“

„Weil Shiva der besondere Gott dieser Stadt ist. Das steht so im Reiseführer“, wirft Ronja ein.

Sie ist öfter etwas besserwisserisch.

„Du weißt ja gut Bescheid!“ strahlt Dr. Patel.

„Angeberin!“ , murmelt Christopher. „Und wer sind die anderen Götter?“

„Die drei wichtigsten sind Brahma, Vishnu und Shiva.“

Brahma hat die Welt erschaffen, Vishnu erhält und beschützt sie. Und Shiva zerstört sie wieder.“

„Arbeitsteilung, wie praktisch!“ Doch im Grunde ist Christopher verwirrt. Drei Götter, die alle eine andere Aufgabe haben. Und einer macht das kaputt, was der andere aufbaut. Merkwürdig!

Dr. Patel lacht etwas. „Aber eigentlich sind die drei Teile eines einzigen Gottes. Und dieser lebt ein bisschen in jedem von uns.“

Dr. Patel will seine jungen Gäste nicht verwirren.

Denn sicher ist es für sie schwer zu begreifen, dass manche Inder Gott als eine Einheit begreifen, andere wiederum an viele Götter glauben.

Die Straße, in die sie eingebogen sind, ist breiter als die anderen. Christopher blickt auf gepflegte Straßen, gepflegte Häuser und Gärten mit zauberhaften Blumen.“

Die Gärten sind wirklich super.“

„Einige meiner Landsleute müssen ganz schön hart arbeiten, damit die so super aussehen.“

„Du hast immer gesagt, hier gibt es viel Armut, Papa.

Davon sehe ich nichts“, platzt Christopher heraus.



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