Tatort La Palma, Band 2 - Gerhard Wetz - E-Book

Tatort La Palma, Band 2 E-Book

Gerhard Wetz

0,0

Beschreibung

Was stimmt nicht mit Frau Bucheck? Hat Höhlen-Rudi Frau Siebenschön getötet? Was ist dran an Mamis Verdacht, dass die Lösung des Falles in der Ex-DDR zu finden ist? Inspector Acosta jagt einem Phantom hinterher, doch Mami ist ihm schon wieder eine Nasenlänge voraus. Verfolgen Sie ein weiteres spannendes Abenteuer von Mami Biermann.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 85

Veröffentlichungsjahr: 2017

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Tatort La Palma, Band 2

StartPrologSamstag, 4. September 2009. 14:36 Uhr.Samstag, 4. September 2009. 18:49 Uhr.Montag, 6. September 2009. 10:08 Uhr.Montag, 6. September 2009, 20:30 Uhr.Dienstag, 7. September 2009, 09:47 Uhr.Dienstag, 7. September 2009, 10:02 Uhr.Dienstag, 7. September 2009, 20:30 Uhr.Mittwoch, 8. September 2009. 10:54 Uhr.Donnerstag, 9. September 2009. Mittags.Donnerstag, 9. September 2009. 14:45 Uhr.Donnerstag, 9. September 2009. 15:15 Uhr.Donnerstag, 9. September 2009. 15:35 Uhr.Sonntag, 12. September 2009. 11:17 Uhr.Montag, 13. September 2009. 17:10 Uhr.Montag, 13. September 2009. 18:20 Uhr.Dienstag, 14. September 2009.Dienstag, 14. September 2009. 21:20 Uhr.Los Llanos. Sonderdezernat für Ausländer Angelegenheiten.Mittwoch, 15. September 2009. Etwa 21:10 Uhr.Donnerstag, 16. September 2009. 08:03 Uhr.Freitag, 17. September 2009. 08:30 Uhr.Freitagmorgen, 17. September 2009.Freitag, 17. September 2009. Etwa 11:15 Uhr, im Hafen von Tazacorte.Freitag, 17. September 2009. 21:43 Uhr.Samstag, 18. September 2009Mittags.Samstag, 18. September 2009. 15:25 Uhr. Irgendwo zwischen La Palma und El Hierro.Montag, 21. September 2009. 11:30 Uhr.Impressum

Start

Tatort La Palma

Ein nasses Grab

---------------------------------

Mami Biermann

ermittelt in ihrem

2. Fall

© 2010 Gerhard Wetz

Prolog

Maria Michaela Biermann, einzige Tochter der schwerreichen Berliner Familie Biermann, ist ein typisches Kind der siebziger Jahre. Geprägt von derflower powerBewegung versucht sie sich als Teenager durch allerlei Protestaktion von ihren konservativen Eltern abzugrenzen. Auf einem Rockfestival lernt sie einen jungen Italiener kennen und das Produkt dieser stürmischen Begegnung ist ihr Sohn Lutz. Nachdem Lutz Erzeuger in der Folge unauffindbar bleibt, sorgen ihre Eltern dafür, dass ihr Enkel zuerst von privaten Hauslehrern erzogen wird und anschließend das Gymnasium zum grauen Kloster besucht. Maria Michaela flüchtet schließlich vor der allumfassenden Bevormundung durch ihre Eltern nach Indien, wo sie sich viele Jahre der Meditation widmet. Danach kehrt sie zurück nach Europa und kauft sich auf der Kanareninsel La Palma ein Haus, wo sie unter Sonne und Palmen einfach nur in Ruhe und Frieden leben will. Doch auch das Paradies hat seine Schattenseiten. Maria Michaela Biermann, von allen nur kurz Mami genannt, wird durch ihre grenzenlose Neugierde immer wieder in aufregende Kriminalfälle verwickelt, was sie nicht nur in so manchen Konflikt mit Gaunern, sondern auch mit der örtlichen Polizei auf La Palma bringt.

Samstag, 4. September 2009. 14:36 Uhr.

*

»So wartet doch mal!« Barbara Bucheck wurde langsam aber sicher sauer. Daran konnte auch der spektakuläre Anblick des Wolken-Wasserfalls nichts ändern. Beständiger Wind aus dem Osten hatte seit Tagen große Mengen an dichten Wolken auf der Ostseite von La Palma aufgestaut und nachdem erst mal der Widerstand der nicht allzu hohen Bergkette der Cumbre Nueva überwunden war, stürzten die Wolkenmassen, begleitet von starken Winden, hinunter in das sonnige Aridane Tal.

Barbara war wieder mal die letzte der Gruppe. Obwohl immer noch rank und schlank, beinahe wie zu ihren besten Zeiten, ließ ihre Kondition inzwischen doch stark zu wünschen übrig. Ihre langen blonden Haare flatterten im böigen Wind, der sich bald zu einem regelrechten Sturm auswachsen würde. Zumindest hatte Alfred sie eindringlich davor gewarnt, doch sie hatte eigensinnig darauf bestanden, die ganze Wanderung vom Roque de los Muchachos bis zum Refugio El Pilar mitzumachen.

Mit grimmiger Miene wühlte sie in den Taschen ihrer Windjacke und zog schließlich ein breites Stirnband heraus. Während sie sich das Band umständlich über ihre Ohren stülpte, beobachtete sie ihren Mann Alfred, der weit vor ihr nicht von der Seite von Gisela wich.

»Gisela!« Der Name bröckelte aus ihrem Mund wie ein unanständiges Schimpfwort. Sie konnte die dumme Kuh nicht ausstehen! Mit ihren dicken Titten und den verheißungsvoll strahlenden blauen Augen konnte Gisela anscheinend alle Männer verhexen. Obwohl sie sich erst kürzlich erfolgreich an Thomas herangemacht hatte, flirtete sie noch immer unverschämt mit jedem männlichen Wesen, das ihr zu nahe kam.

»Alfred!«, versuchte sie gegen den Wind anzuschreien, doch ihr Mann, der sicher nur Augen und Ohren für Gisela hatte, reagierte nicht. »Alfred! So warte doch, verdammt noch mal!« Ihre Stimme steigerte sich bereits um einige Oktaven.

Barbara Bucheck spürte, wie eine unbändige Wut in ihr aufstieg. Sie beschleunigte ihre Schritte, um wenigstens Thomas einzuholen, der nicht weit von ihr gedankenverloren dahin trottete. Mit Thomas hatte Barbara vor einigen Jahren eine kurze, aber aufregende Beziehung gehabt, doch das war vor der Zeit mit Alfred gewesen. Inzwischen war er nur mehr ein guter Freund. Obwohl, der Kerl wäre immer noch eine Sünde wert, fand Barbara, während sie ihrem Ex-Liebhaber auf den gut proportionierten Hintern glotzte.

Als sie Thomas endlich erreicht hatte, zupfte sie ihn an der Windjacke. »Thomas. Warte!«

Thomas drehte sich erstaunt um und stützte sich erwartungsvoll auf seine Wanderstöcke.

»Mir reicht es jetzt. Mir ist kalt und da vor uns wird es wahrscheinlich richtig schlimm mit dem Wetter. Ich breche ab, OK?« Barbara versuchte dem Blick von Thomas braun-grau gesprenkelten Augen standzuhalten. Doch immer noch, nach all den Jahren, konnte sie der athletisch gebaute Mann verwirren.

Thomas Steinweh, Tourenorganisator und begehrter Frauenschwarm, spähte über den Rand seiner schicken Sonnenbrille. Dann knipste er sein strahlenstes Lächeln an, fasste sie an der Hand und sagte sanft: »Ach Gott Barbara. Ist es wegen Gisela? Alfred hat doch bei ihr gar keine Chance. Die will ihn nur anheizen, so, wie sie das mit allen Männern macht!«

Barbara zog ihr Gesicht zusammen. »Blödsinn! Mir ist einfach kalt und ich bin müde!« Sie hatte keine Lust, sich auf eine fruchtlose Diskussion über Gisela einzulassen.

Thomas Lächeln veränderte sich etwas, jetzt war es gezwungener. Er blinzelte verständnisvoll und kratzte sich nachdenklich hinterm linken Ohr. Dann räusperte er sich ausgiebig. »Na gut. Wenn Alfred nach dir fragen sollte …« meinte er mit einem skeptischen Blick auf Barbaras Mann, »dann sage ich ihm, dass du runter gegangen bist zur Kirche Virgen de los Pinos. Da kannst du auf uns warten. Wir kommen dann …« er sah kurz auf seine zerkratzte Swatch Armbanduhr, »so gegen 18:00 Uhr mit den Autos und holen dich ab. OK?«

Barbara Bucheck warf noch einen wütenden Blick auf die immer kleiner werdende Gestalt ihres Mannes, murmelte etwas Undefinierbares, nickte kurz und stapfte schließlich entschlossen den Berg runter, ohne sich noch einmal umzusehen.

Die Gedanken schlugen wahre Purzelbäume in ihrem Kopf, während sie versuchte, mit ihren Bergschuhen festen Halt im Geröll des kaum sichtbaren Wanderweges zu finden. Was war nur in letzter Zeit mit Alfred los? Obwohl er finanziell total von ihr abhängig war, seitdem er beschlossen hatte seinen Job bei einer Immobilien-Agentur zu kündigen, benahm er sich in letzter Zeit, als ob er alleine das Sagen hätte. Sie fand kaum noch einen Zugang zu diesem Mann, von dem sie einmal gedacht hatte, dass sie ihn liebte. Ganz kurz drängte sich ihr der undenkbare Gedanke auf, dass sie Alfred vielleicht nur deswegen geheiratet hatte, weil er so bieder und normal war. Mit seinem ausgeprägtem Bierbauch und der beginnenden Glatze war er wahrlich kein Adonis, zumindest verglichen mit Thomas. Der dagegen wusste sehr genau, wie attraktiv er war und hatte sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit betrogen. Sie hatte sich das bei bestem Willen nicht mehr bieten lassen können und ihm schließlich den Laufpass gegeben.

Barbara Bucheck schüttelte energisch den Kopf um all die tristen Gedanken zu vertreiben und versuchte sich wieder auf den schwierigen Abstieg zu konzentrieren. Nicht weit von ihr spielte ein großer Schwarm von Bergdohlen lärmend im böigen Wind. Barbara blieb kurz stehen und sah dem lustigen Treiben einige Zeit fasziniert zu, doch dann machte sie sich tief seufzend auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt.

Samstag, 4. September 2009. 18:49 Uhr.

*

Alfred Bucheck lenkte seinen Wagen knapp hinter dem Besucherzentrum in El Paso nach rechts ein, in Richtung zur Kirche der Virgen de los Pinos.

Es war bereits knapp vor 19:00 Uhr und er wurde sicher schon ungeduldig erwartet. Aber die schwarzen Wolken und ein regelrechter Sturm über der Cumbre Nueva hatten sie etwas aufgehalten.

Thomas fuhr nicht weit vor ihm in seinem kleinen, schneeweißen Suzuki Samurai. Er hatte unbedingt mitkommen wollen. Nur um sicherzugehen, dass es Barbara gut ging, hatte er gemeint. Das passte Alfred zwar so gar nicht, weil Thomas schließlich einige Zeit mit seiner Frau zusammen gewesen war. »Hoffentlich ist alles gut gegangen!«, murmelte Alfred leise und rückte die Brille auf seiner Nase zurecht, während vor ihnen die Kirche in Sicht kam. Die blendend weiß gestrichenen Mauern erstrahlten im goldenen Licht der schon tief stehenden Sonne.

Alfred Bucheck ließ den Mitsubishi Pajero auf dem weitläufigen Parkplatz ausrollen. Vor ihm waren Thomas und Gisela bereits aus dem Auto gestiegen und sahen sich etwas ratlos um. Gisela zuckte die Schultern, ging zum Auto zurück und kontrollierte ihr Makeup im Außenspiegel.

Alfred zog den Zündschlüssel ab, befreite sich umständlich aus seinem Sicherheitsgurt und öffnete die Wagentür.

Kein Laut war zu hören. Außer ihnen selbst war niemand auf der ganzen Anlage zu sehen.

Alfred stieg aus und sah sich beunruhigt um.

Thomas kam näher und zuckte ratlos die Schultern. »Vielleicht ist sie mit jemandem mitgefahren?« mutmaßte er, obwohl man ihm ansah, dass er selbst nicht daran glaubte.

Alfred Bucheck bemerkte, wie ihm übel wurde. Da war etwas schief gelaufen, nur was? Er zog sein Handy aus der Gürteltasche, klappte es auf und wählte eine Nummer. Doch, wie oft er es auch versuchte, es meldete sich immer nur die Mailbox. Schließlich klappte er das Telefon wieder zu und begann zusammen mit Thomas die nähere Umgebung der Kirche abzusuchen, während Gisela schmollend im Auto von Thomas wartete. Doch so sehr sie auch suchten und riefen, Barbara Bucheck blieb wie vom Erdboden verschwunden.

»Was nun?«, fragte Thomas mit sorgenvoller Miene. »Hast du schon versucht, sie Zuhause anzurufen? Vielleicht wartet sie ja da schon auf dich?«

Alfred glotzte Thomas an, als hätte der Schmeißfliegen im Gesicht. »Wir haben kein Festnetz und am Handy hebt niemand ab. Was machen wir, was machen wir denn jetzt … wenn sie nun nicht mehr auftaucht?«, krächzte er. Sein Kopf war leer und er hatte einen dicken Kloß im Hals.

»Dann gehen wir morgen zur Polizei und melden sie als vermisst!« entgegnete Thomas entschlossen. »Es wird bald dunkel und jetzt noch den Wald nach ihr abzusuchen ist vollkommen unmöglich. Fahr du erst mal nach Hause!«

Alfred nickte zaghaft und setzte sich in sein Auto. Der Anlasser kreischte einige Male vorwurfsvoll, doch dann sprang der Motor unwillig an. Es wurde wirklich Zeit, dass er das Auto mal in die Werkstatt brachte. Während er die schmale Strasse zurück in Richtung zum Besucherzentrum fuhr, verkrampften sich seine Bauchmuskeln schmerzhaft. Es war doch alles klar abgesprochen gewesen und eigentlich hätte nichts schief gehen können, dachte er, während seine Hände immer stärker zu zittern begannen.

Montag, 6. September 2009. 10:08 Uhr.

*

Inspector Octavio Acosta von der Guardia Civil nippte gelangweilt an seinem geliebten Café cortado condensada.