Tee? Kaffee? Mord! Im Tal des Todes - Ellen Barksdale - E-Book

Tee? Kaffee? Mord! Im Tal des Todes E-Book

Ellen Barksdale

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Beschreibung

Die neue Eisenbahn nahe Earlsraven wird eingeweiht - und Nathalie und ihre Freunde dürfen bei der ersten Fahrt dabei sein. Was als fröhlicher Ausflug beginnt, endet allerdings jäh mit einem Mord!
Doch wer hat den armen Walter im Tal des Todes an die Gleise gefesselt? Und wieso bricht Jubel aus, als sein Tod bekannt wird?
Nathalie und Louise begeben sich auf Spurensuche und finden heraus, dass Walter ein Gegner der Eisenbahn war - allerdings haben eine Menge Leute ein Interesse daran, dass dieser Zug rollt ...

Über die Serie: Davon stand nichts im Testament ... Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel - das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante - und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie ...

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Seitenzahl: 201

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Titel

Prolog

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Epilog

Über die Autorin

Impressum

 

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Über diese Folge

Die neue Eisenbahn nahe Earlsraven wird eingeweiht – und Nathalie und ihre Freunde dürfen bei der ersten Fahrt dabei sein. Was als fröhlicher Ausflug beginnt, endet allerdings jäh mit einem Mord!

Doch wer hat den armen Walter im Tal des Todes an die Gleise gefesselt? Und wieso bricht Jubel aus, als sein Tod bekannt wird?

Nathalie und Louise begeben sich auf Spurensuche und finden heraus, dass Walter ein Gegner der Eisenbahn war – allerdings haben eine Menge Leute ein Interesse daran, dass dieser Zug rollt …

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Davon stand nichts im Testament …

Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel: das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante – und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie …

Ellen Barksdale

Tee? Kaffee?Mord!

IM TAL DES TODES

Prolog, in dem ein Mann nicht weiß, wie ihm geschieht

Als Walter Trevor die Augen aufschlug, sah er zunächst nur ein milchiges Licht ohne Konturen. Es war, als würde er in einen Nebel blicken. Erst als er die Augen zusammenkniff, erkannte er, dass es sich um ein Stück Stoff handelte, das ihm die Sicht nahm, so als hätte man ihm eine dünne Decke aufs Gesicht gelegt.

Er wollte die Decke wegziehen, doch er konnte sich nicht rühren. Es fühlte sich an, als hätte man seine Arme mit Klebeband an den Körper geklebt. Und auch seine Beine konnte er nicht bewegen. Einen Moment lang fragte er sich, ob er wohl durch einen Unfall gelähmt war, an den er sich nicht erinnern konnte. Doch wenn er sich ganz auf seinen Körper konzentrierte, gab es keinen Zweifel daran, dass Arme und Beine gehorchen wollten, nur dass er vom Hals bis zu den Zehenspitzen fest eingewickelt war.

Wer hatte ihm das angetan? Und warum? Gut, von einigen Leuten wusste er, dass sie einen Groll gegen ihn hegten, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass einer von denen so etwas machen würde. Wollte man ihm Angst einjagen? Würde gleich jemand herkommen und das Tuch von seinem Kopf ziehen, um ihm den Preis für die Freilassung aus dieser mehr als misslichen Lage zu nennen?

Vielleicht hielt sich derjenige ja ganz in der Nähe auf und beobachtete ihn, um sich an seiner Hilflosigkeit zu ergötzen. Er sollte nach ihm rufen, um ihn wissen zu lassen, dass er wieder bei Bewusstsein war. Ja, das klang nach einer guten Idee … die gleich darauf buchstäblich im Keim erstickt wurde. Man hatte ihm den Mund zugeklebt, und so, wie es sich anfühlte, hatte man das Klebeband gleich ein paarmal um seinen Kopf gewickelt, damit er den Mund unter keinen Umständen aufmachen und nach Hilfe rufen konnte.

Panik setzte ein, als Walter Trevor versuchte nach Luft zu schnappen – ein Reflex, ausgelöst durch das Wissen, dass er gar nicht dazu in der Lage war. Nur mit Mühe gelang es ihm, wieder ruhig und gleichmäßig durch die Nase ein- und auszuatmen.

Offensichtlich befand er sich draußen, nicht in einem Gebäude. Lange konnte er noch nicht hier liegen, denn erst jetzt begann er die Kälte zu spüren, die vom Boden auf ihn übersprang. Für Mitte November war es zwar noch verhältnismäßig mild, aber in den Nächten konnte es empfindlich kalt werden, und wenn er dann immer noch hier lag … hier, wo immer das sein mochte. Ihm fiel auf, dass sich sein Nacken kälter anfühlte, als würde er auf einer metallenen Kante oder etwas Ähnlichem liegen. Von den Schultern an abwärts schien er sich auf einer Wiese zu befinden.

Er lauschte auf seine Umgebung, aber nichts verriet ihm, wo genau er sich befand. Da war kein markantes Geräusch zu hören, nur hier und da eine zwitschernde Amsel oder eine zeternde Elster. Aus weiter Ferne drang hin und wieder etwas an seine Ohren, das nach einem vorbeifahrenden Auto klang. Doch das Geräusch war zu weit weg, als dass Walter sich Hoffnung hätte machen können, hier von jemandem entdeckt zu werden.

Als er den Kopf zu heben versuchte, stellte sich heraus, dass ihm nicht einmal das möglich war. Sofort spannte sich der Stoff über sein Gesicht und hielt ihn davon ab.

Er begann zu grübeln, was passiert sein mochte. Er erinnerte sich nur daran, dass er sich am Abend ins Bett gelegt hatte und eingeschlafen war. Was danach geschehen war, dafür hatte er keine Erklärung. Irgendwann in der Nacht musste er aufgestanden sein, vielleicht weil er ein Geräusch gehört hatte. Jemand musste ihn überwältigt und hergeschafft haben, um … was mit ihm zu machen?

Seine Frau konnte von dem Ganzen nichts mitbekommen haben, sonst hätte sie … Walter stutzte. Was, wenn die Unbekannten auch seine Frau hergebracht hatten, und sie lag nur ein paar Meter neben ihm? Er versuchte, etwas zu sagen, und hoffte, dass die erstickten Laute, die trotz allem nach draußen drangen, laut genug waren, um von jemandem gehört zu werden, der sich in seiner unmittelbaren Nähe befand. Aber wenn seine Frau tatsächlich auch hier war und wenn sie genauso verschnürt und geknebelt neben ihm lag, dann würde sie ihm nicht helfen können. Und er ihr ebenso wenig.

Das Licht, das durch den Kapuzenstoff drang, verriet ihm, dass es Tag war. Aber damit ging auch die Erkenntnis einher, dass er sich an einem sehr abgelegenen Ort befinden musste. Der Täter musste die Gewissheit haben, dass hier niemand vorbeikommen und auf ihn aufmerksam würde.

Plötzlich stutzte Walter. Das Metall in seinem Nacken hatte mit einem Mal zu vibrieren begonnen, erst ganz leicht, dann allmählich etwas intensiver. Er konnte nicht sagen, wie lange es anhielt, da ihm jedes Zeitgefühl fehlte. Er spürte nur, dass das Vibrieren irgendwann so sehr nachließ, dass es fast nicht mehr wahrzunehmen war. Nach einigen Minuten – jedenfalls kam es ihm wie einige Minuten vor – war es wieder deutlicher zu spüren, und dann wurde es abermals stärker. Etwas später trat eine weitere Unterbrechung ein, die aber auch nur von kurzer Dauer war.

Walter hatte kurz vor den beiden Unterbrechungen jeweils ein Signal gehört, mal lang anhaltend, mal in kurzen Intervallen, das für ihn keinen Sinn ergeben hatte. Es war ein Signal, das er mit dem Hafen verband, aber in der Nähe seines Grundstücks gab es keinen Hafen, zumindest keinen, in dem etwas Größeres als ein Fischkutter anlegen konnte.

Wenn er es gekonnt hätte, dann hätte er jetzt über sich selbst den Kopf geschüttelt. Er wusste doch gar nicht, wo er sich befand, also konnte er auch nichts dazu sagen, ob ein größerer Hafen in der Nähe lag.

Die Vibrationen wurden immer stärker, und dann ertönte das Signal erneut – viel lauter und damit auch viel näher. Mit einem Mal begriff Walter, dass es sich zwar tatsächlich um eine Dampfpfeife handelte, aber nicht um die eines Schiffs, sondern um die einer alten Dampflok.

Damit ging auch die erschreckende Erkenntnis einher, dass das Metall an seinem Nacken nichts anderes war als … eine Schiene!

Jemand hatte ihn auf einer Schiene abgelegt, und jetzt raste eine Lok auf ihn zu! Sah der Lokführer ihn denn nicht? Warum betätigte er nur die Pfeife, anstatt eine Notbremsung zu machen? Sicher war eine Dampflok nicht so schnell, dass man sie nicht innerhalb einer überschaubaren Strecke zum Stehen bringen konnte, oder?

Aber das Kreischen von Metall auf Metall ertönte nicht, stattdessen kam das Geräusch der Lok immer näher und näher, so wie auch die Schiene immer stärker vibrierte. Anstatt in Panik zu geraten und alles zu versuchen, um sich in Sicherheit zu bringen, überkam Walter Trevor eine tiefe Ruhe und Gelassenheit. Er wusste, nur ein Wunder würde ihn jetzt noch retten können. Aber an Wunder glaubte er nicht.

Sein Ende war nah, und er konnte nichts tun, um es abzuwenden …

Erstes Kapitel, in dem eine Reise in die Vergangenheit ein jähes Ende nimmt

»Es dauert noch ein wenig, tut mir leid, Miss Ames«, sagte Edward Briggs, der in seiner altmodischen Schaffnermontur aus dem Lokschuppen zum Bahnsteig gekommen war, wo die kleine Reisegruppe beisammenstand und wartete. »Aber die Fahrt wird Sie für die Wartezeit entschädigen.«

Nathalie grinste den jungen Mann an und zwinkerte ihm zu. »Ein gutes Argument«, sagte sie amüsiert. »Das muss ich mir fürs Black Feather merken, wenn sich wieder mal ein Gast über ein fehlendes Handtuch beklagt. ›Das Frühstücksbuffet wird Sie für alles entschädigen.‹« Sie nickte angetan. »Ja, das sollte ich tatsächlich mal ausprobieren.«

Briggs zuckte mit den Schultern. »Wir sind halt alle keine gelernten Eisenbahner«, sagte er entschuldigend. »Michael ausgenommen. Der ist ein richtiger Lokführer.«

»Machen Sie ganz in Ruhe das, was Sie machen müssen, Mr Briggs«, versicherte ihm Louise. »Wir gehen nirgendwohin. Jedenfalls nicht vor Anbruch der Dunkelheit. Oder vor dem Beginn der Frostperiode, je nachdem was eher eintritt. Außerdem haben wir es ja nur Ihrem Preisausschreiben zu verdanken, dass unsere Truppe vor der offiziellen Premiere diese Rundfahrt machen darf. Da können wir doch nicht anfangen zu meckern, nur weil es noch ein wenig dauert.«

»Danke für Ihr Verständnis, Miss Cartham«, sagte Briggs und strich sich ein wenig verlegen über den Kinnbart.

»Kommen Sie, bei der ersten Fahrt auf dieser historischen Strecke nach so vielen Jahrzehnten kann doch niemand ernsthaft erwarten, dass Sie sich an einen Fahrplan halten«, erwiderte Ronald und klopfte dem Schaffner aufmunternd auf die Schultern.

»Danke, Mr Strutner«, entgegnete Briggs, nickte in die Runde und zog sich in den Schuppen zurück.

»Tja«, meinte Nathalie und sah in die Runde, die sich aus dem kompletten Raven-Team zusammensetzte. Dann wandte sie sich an ihre Assistentin Yoshiko Takahashi, die soeben ein Telefonat beendet hatte und ihr Smartphone einsteckte.

»Irgendwas Wichtiges?«, fragte sie, aber Yoshiko schüttelte den Kopf.

»Das war nur meine Mum«, sagte Yoshiko. »Sie wollte mir bloß Bescheid geben, dass sie meinen vermissten Wurfstern im letzten Päckchen gefunden hat, das ich ihr geschickt habe. Er lag unter einer der Keksdosen. » Sie atmete erleichtert auf. »Ich war schon in Sorge, dass ihn jemand gefunden hätte, der damit Schlimmes anrichten könnte.«

»Dann können wir alle beruhigt sein«, meinte Louise. »Wir brauchen keine Möchtegern-Ninjas in Earlsraven, wenn wir eine echte Ninja in unseren Reihen haben.«

»Wenn wir doch sowieso noch warten müssen«, warf Nathalie ein, »wäre das doch eigentlich die perfekte Gelegenheit, dass du uns von deiner Ninja-Vergangenheit erzählst. Normalerweise fehlt ja immer irgendeiner von uns, wenn wir zusammenkommen, oder Will und Ronald werden zu einem Einbruch gerufen, oder Martin erhält einen Anruf von jemandem, der dringend einen guten Anwalt braucht. Oder ich selbst bin verhindert, was ja auch schon mal vorkommt«, fügte sie augenzwinkernd hinzu. »Also, was sagst du?«

»Okay, wenn ihr alle zu Tode gelangweilt werden wollt«, antwortete die junge Japanerin und lächelte dabei verschmitzt. »Aber beschwert euch nachher nicht, dass ich euch nicht gewarnt habe.«

»Wenn es wirklich so todlangweilig ist«, gab die Buchhändlerin Paige Rittinghouse zu bedenken, »dann werden wir gar nicht lange genug leben, um uns bei dir beschweren zu können.«

»Schwacher Trost«, murmelte Yoshiko und wandte sich zum Gehen. »Setzen wir uns wenigstens da vorn ins Warme.«

Die Gruppe, zu der auch noch Ronalds Freundin Steph Warren, sein Kollege Will Waybridge und der Wirt Ian Henderson – so wie Louise ein ehemaliger Mitarbeiter im Geheimdienst – sowie die Gerichtsmedizinerin Olga Sevorskaja gehörten, setzte sich in Bewegung und zog sich in das Wartehäuschen am anderen Ende des Bahnsteigs zurück.

»Also …«, begann Yoshiko, nachdem sie alle in dem rundum verglasten Wartehäuschen Platz genommen hatte. »Das Ganze ist jetzt schon ein paar Jahre her, da verschwand in Kyoto Miko, die Tochter einer guten Freundin meiner Eltern. Sie war mit vier Freundinnen unterwegs, alle um die siebzehn, achtzehn Jahre alt. Zwei Tage lang war sie wie vom Erdboden verschluckt, dann fand man sie an einer Bushaltestelle wieder. Sie war noch etwas benommen und konnte nicht erklären, wie sie da hingekommen war. Natürlich handelte es sich um eine Haltestelle, die so versteckt lag, dass sie von keiner Kamera ringsum erfasst wurde. Also ließ sich nicht feststellen, wer sie dort abgesetzt hatte.«

»Konnte sie sich an die zwei fehlenden Tage auch nicht erinnern?«, fragte Nathalie.

»Nicht in allen Details«, sagte Yoshiko. »Aber sie konnte berichten, dass sie und ihre Freundinnen in einem Lokal von fremden Männern angesprochen worden waren, nachdem sie alle schon ein bisschen beschwipst waren. Das hätte gar nicht der Fall sein dürfen, weil man ihnen gar keinen Alkohol ausschenken durfte. Dass sie überhaupt in diesen Laden geraten waren, verdankten sie einem netten jungen Mann, der auf der Straße Werbeflyer verteilt und ihnen einen Gutschein für dieses Lokal in die Hand gedrückt hatte. Speziell für sie würde alles nur die Hälfte kosten. Natürlich hatte da die Falle bereits zugeschnappt. Und wie sich später herausstellte, hatte der Kellner Whisky in ihre Getränke gemischt. Die beiden fremden Männer boten ihnen an, sie nach Hause zu bringen, weil sie längst zu betrunken waren, um noch aus eigener Kraft zu gehen. Also ließen sie sich mitnehmen.«

»Aber zu Hause kamen sie nicht an«, folgerte Louise grimmig.

»Richtig. Stattdessen wurden sie eine ganze Weile in der Gegend herumgefahren, bis die Kerle sich sicher sein konnten, dass sie nicht mehr wussten, wo sie waren«, fuhr Yoshiko fort. »Dann sperrte man sie in einen dunklen Raum, und irgendwann viel später wurden sie einem anderen Mann vorgeführt, der sie begutachtete. Der Mann entschied, dass Miko nicht der richtige Typ sei, und wies einen seiner Helfer an, sie so wie einige andere in der Stadt auszusetzen. Im nächsten Moment wurde ihr ein Lappen auf Mund und Nase gedrückt, und sie verlor das Bewusstsein.«

»Und ihre Freundinnen?«, fragte Paige besorgt.

»Die tauchten nicht wieder auf«, antwortete Yoshiko. »Das war nicht das erste Vorkommnis dieser Art und wäre sicher auch nicht das letzte geblieben. Das Problem war, dass man an diese Leute nur herankam, wenn man von ihnen als potenzielles nächstes Opfer angesehen wurde: weiblich und gerade eben achtzehn geworden. Damit schieden praktisch alle Polizistinnen als Lockvogel aus, weil die einfach nicht jung genug wirkten.«

»Und wie kamst du ins Spiel?«, wollte Ronald wissen.

»Wir hielten uns zu der Zeit bei Verwandten in Tokio auf, und ich hörte davon, dass die Polizei keine andere Möglichkeit sah, als auf Freiwillige zu setzen, die Kampfsporterfahrung besitzen. Ich meldete mich sofort, was meinen Eltern zwar nicht gefiel, aber sie lenkten schließlich ein, als ich ihnen klarmachte, dass ich genauso gut eine von Mikos vier Freundinnen hätte sein können und jetzt auch verschwunden sein würde.« Sie zuckte flüchtig mit den Schultern, als wollte sie die Bedeutung des Ganzen ein wenig herunterspielen. »Seit ich zehn bin, habe ich mich für Kampfsport interessiert und so gut wie alles zumindest mal ausprobiert. Gut ein halbes Dutzend Arten habe ich erlernt, was mich zu einer perfekten Kandidatin machte. Vier andere Frauen hatten ebenfalls die nötigen Voraussetzungen, und wir fünf machten dann drei Monate lang eine Intensiv-Ausbildung, bis wir als Quasi-Ninjas eingesetzt werden konnten. Normalerweise braucht ein richtiger Ninja eine Ewigkeit, um alle Techniken zu beherrschen, aber wir konnten verschiedene Dinge verkürzen und zum Teil ganz weglassen, weil die für diesen Auftrag nicht erforderlich waren. Das Überlebenstraining im Gebirge war zum Beispiel nicht nötig. Und wir mussten auch nicht trainieren, wie man lautlos in ein Gebäude eindringt, ganz egal, wie gut es gesichert ist.« Sie lächelte spitzbübisch in die Runde.

»Das habe ich anschließend zwar auch gelernt, weil es mich interessierte, aber das ist eine andere Geschichte. Es ging bei diesem Einsatz nur darum, den Typ mit den Flyern zu finden und auf uns aufmerksam zu machen, damit er uns in das richtige Lokal schickte, was uns nach dem vierten Anlauf endlich gelang. Nach einer Weile taten wir so, als hätten wir alle deutlich zu viel getrunken, und dann tauchten auch die beiden Kerle auf, von denen Miko berichtet hatte. Angeblich wollten sie uns nach Hause fahren, aber das taten sie nicht. Stattdessen nahmen sie uns die Handys ab, fuhren mit uns in ein Industriegebiet, das keine von uns kannte, und brachten uns irgendwo in ein Haus. Selbst wenn wir echte Opfer der Bande gewesen wären, hätten wir der Polizei gar nicht sagen können, wohin sie uns gebracht hatten.« Wieder trank sie von ihrem Tee. »Als wir dann endlich dem Boss vorgestellt wurden, ging es rund.«

»Aber ihr wart doch unbewaffnet«, wandte Paige ein. »Wie habt ihr dann diese … wie viele? Drei Männer? Wie habt ihr die überwältigen können?«

»Es waren mehr als nur der Boss und die beiden Männer, die uns hingebracht hatten«, machte Yoshiko ihr klar. »Und wir waren nicht ganz so unbewaffnet, wie es den Anschein hatte, was der Bande erst klar wurde, als wir vor dem Boss standen. Die beiden Bewacher gingen getroffen zu Boden, ehe der Boss überhaupt begriff, dass etwas nicht stimmte.«

Olga musste grinsen. »Sein Gesicht hätte ich in dem Moment gern gesehen.«

»Leider konnten wir kein Foto von ihm schießen, sonst hätten wir das gemacht«, sagte Yoshiko. »Jedenfalls lag eine stählerne Schlinge um seinen Hals, als er nach meinem Fausthieb mitten in sein widerwärtiges Gesicht wieder zu Bewusstsein kam. Dazu war er gefesselt und geknebelt, damit er niemanden warnen konnte. Dann haben wir das Hauptquartier auf den Kopf gestellt, in dem sich nur gut ein Dutzend Leute aufhielt, von denen keiner damit rechnete, dass die neueste Lieferung junger Frauen für irgendwelche Probleme sorgen könnte.«

»Aber die Frauen, die von der Bande verschleppt worden waren, konntet ihr nicht finden?«, fragte Will, der Schlimmes zu befürchten schien.

»Jedenfalls hielt man sie nicht dort fest«, sagte Yoshiko. »Aber wir entdeckten eine Art Kommandozentrale, in der auf vielen Monitoren das Geschehen in allen Etablissements überwacht wurde, in denen diese Frauen arbeiten mussten.« Sie musste grinsen. »Dem armen Kerl, der die Monitore im Blick hatte, machten wir klar, welche Verhörtechniken wir an ihm ausprobieren würden, wenn er uns nicht auf der Stelle die exakten Adressen all dieser Clubs und Bars nennen würde. Ein paar Stunden später stürmten Einheiten der Polizei zeitgleich alle Clubs und setzten dem Spuk ein Ende.«

»Und die entführten Frauen?«

»Konnten bis auf ein paar alle befreit werden«, sagte sie. »Fünf oder sechs waren der Bande abgekauft worden, weil ein paar Superreiche ihr persönliches Spielzeug haben wollten, aber die waren zum Glück auch schnell gefunden.«

»Wow, das ist ja eine irre Geschichte«, meinte Ronald und nickte anerkennend. »Das erklärt natürlich, was du hier in Earlsraven schon zum Besten gegeben hast.«

»Dabei waren das noch die leichtesten Übungen«, wehrte Yoshiko ab.

»Und jetzt vergeudest du dein Talent in einem Pub Schrägstrich Café Schrägstrich Hotel als meine rechte Hand«, sagte Nathalie mitfühlend und drückte Yoshikos Hand.

»Oh, ganz im Gegenteil. Ich bin heilfroh, dass du mich eingestellt hast«, erwiderte die junge Japanerin seufzend. »Falls irgendeiner aus dieser Truppe mich aufspürt, dann fällt das hier sofort auf. Earlsraven ist nicht gerade der Ort, der japanische Touristen anzieht. Und üblicherweise kommen hier auch nicht ganze Busladungen von ihnen vorbei, weil die über Dover nach London reisen. In London müsste ich streng genommen ständig damit rechnen, dass einer von denen auftaucht, um sich zu rächen.«

Louise sah sie nachdenklich. »Glaubst du denn, dass die überhaupt nach euch suchen?«

»Ich kann das nicht ausschließen«, antwortete Yoshiko mit ernster Miene. »Ich meine, die wissen natürlich auch, dass wir nur für diesen Einsatz ausgebildet wurden und dass es letztlich die Polizei war, die ihnen auf die Spur gekommen ist. Aber der eine oder andere könnte schon Rachegelüste hegen. Vor allem die Männer, denen nicht aufgefallen ist, wer wir wirklich sind, und die nichts ahnend ausgebildete Kämpferinnen zu ihrem Boss gebracht haben. Immerhin müssen sich diejenigen, die noch leben, ständig verstecken und dauernd auf der Hut sein. Wenn einer von denen herausfindet, wo wir nach dem Einsatz hin sind, könnte er auf dumme Gedanken kommen.«

»Was eine undichte Stelle bei der Polizei voraussetzen würde«, wandte Will ein.

»Wovon man ausgehen kann«, betonte Yoshiko. »Die Yakuza ist großzügig, was Bestechungsgelder angeht. Außerdem bringt man jemanden auch schnell zum Reden, wenn man dessen Ehefrau und die Kinder entführt und damit droht, sie zu eliminieren.«

»Also werden wir die Augen offen halten müssen«, sagte Nathalie und schüttelte bedächtig den Kopf. »Das hättest du uns schon früher sagen sollen. Ich meine, du bist nicht erst seit gestern in Earlsraven, und es hätte längst jemand auftauchen können, der nach dir sucht.«

Yoshiko biss sich auf die Lippe und schaute verlegen drein. »Ich wollte nicht, dass ihr in Sorge um mich seid. Außerdem bin ich mir sicher, dass ich einen rachsüchtigen Japaner früh genug erkenne, um ihn unschädlich zu machen.«

»Und wenn der rachsüchtige Japaner einen Auftragskiller schickt?«, fragte Paige. »Wie willst du den rechtzeitig erkennen? Ich meine, in Sachen Auftragskiller spreche ich ja ein bisschen aus Erfahrung.«

Nachdrücklich schüttelte Yoshiko den Kopf. »Das würde keiner von denen machen«, versicherte sie den anderen. »Es würde gegen ihr Ehrgefühl verstoßen, einen anderen ihre Rache ausüben zu lassen.«

»Richtig«, pflichtete Louise ihr bei. »Und genau deshalb solltest du mir oder Ian die Namen dieser Leute geben, die mit dir noch eine Rechnung offenhaben. Wir können die dann an unsere Ex-Kollegen beim Geheimdienst weitergeben, und sobald einer von denen ins Land einreist, erfahren wir davon, und du kannst dem Herrn einen gebührenden Empfang bereiten.«

Erleichtert lächelte Yoshiko sie an. »Das wäre allerdings eine große Hilfe. Ich werde dir die Liste geben, wenn wir nachher zurück sind.«

»Notfalls werde ich dich daran erinnern«, versprach ihr Louise. »Ich kann doch nicht zulassen, dass jemand unserer höchstpersönlichen Ninja…line … Ninjette … Ich habe keine Ahnung, wie man eine weibliche Ninja nennt.«

»Genau genommen müsstest du Kunoichi sagen«, antwortete Yoshiko. »Aber damit kann außerhalb von Japan wohl keiner was anfangen. Und bevor du das irgendwem erst noch erklären musst, bleib bei Ninja. Das macht es einfacher.«

»Okay«, sagte Louise.

»Ist das hier eine geheime Versammlung?«, mischte sich auf einmal eine Männerstimme in die Unterhaltung ein, die Yassid Newton gehörte, dem Reporter der Raven Times.

»Hallo, Yassid«, begrüßte ihn Nathalie. »Als rasender Reporter solltest du eigentlich wissen, dass wir die erste Fahrt beim Preisausschreiben gewonnen haben.«

»Ah ja, die Versuchskaninchen-Fahrt«, gab er lachend zurück. »Habt ihr eigentlich alle eure Verzichtserklärung unterschrieben, dass ihr die Betreiber nicht haftbar macht, wenn der Zug unterwegs streikt und ihr euch eure Schuhe ruiniert, weil ihr meilenweit nach Hause laufen müsst?«

»Haben wir«, gab Martin mit einem Augenzwinkern zurück. »Und wir haben auch das Schreiben der Betreiber erhalten, dass an ihrer Stelle die Raven Times haftbar zu machen ist.«

»Oh«, machte der Reporter. »Vielleicht sollte ich noch schnell die Lok sabotieren, damit wir den Bahnhof gar nicht erst verlassen können.«

»Ladies and Gentlemen, darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«, ertönte es in diesem Moment aus dem alten Lautsprecher auf dem Bahnsteig.

Yassid grinste, als er die Durchsage hörte. »Ist es nicht erstaunlich, dass wir heute in einem Zug mit modernster Technik sitzen und dabei im Internet surfen und Filme und Serien in bester Bild- und Tonqualität streamen können, während Lautsprecherdurchsagen selbst auf den neuesten Bahnhöfen immer noch nach dem gleichen Geplärre klingen wie anno neunzehnhundert?«

»Mit manchen Traditionen bricht man halt nicht, Yassid«, gab Nathalie mit einem Augenzwinkern zurück, während sie und ihre Freunde das Wartehäuschen verließen.