Tee? Kaffee? Mord! Waidmannstod - Ellen Barksdale - E-Book
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Ellen Barksdale

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Beschreibung

Nathalie ist entsetzt: Im Black Feather haben sich Jäger einquartiert - sie wollen den weißen Hirsch jagen, der angeblich rund um Earlsraven gesichtet worden ist! Nathalie und ihre Freunde sind entschlossen, es nicht so weit kommen zu lassen und folgen den Männern in den Wald. Doch schnell wird klar, dass es bei dieser Jagd nicht mit rechten Dingen zugeht - und die Jäger in Wahrheit die Gejagten sind ...

Über die Serie: Davon stand nichts im Testament ... Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel - das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante - und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie ...

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Titel

Prolog

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Epilog

Über die Autorin

Impressum

 

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Über diese Folge

Nathalie ist entsetzt: Im Black Feather haben sich Jäger einquartiert – sie wollen den weißen Hirsch jagen, der angeblich rund um Earlsraven gesichtet worden ist! Nathalie und ihre Freunde sind entschlossen, es nicht so weit kommen zu lassen und folgen den Männern in den Wald. Doch schnell wird klar, dass es bei dieser Jagd nicht mit rechten Dingen zugeht – und die Jäger in Wahrheit die Gejagten sind …

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Davon stand nichts im Testament …

Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel: das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante – und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie …

Ellen Barksdale

Tee? Kaffee?Mord!

WAIDMANNSTOD

Prolog

Mit zitternden Händen öffnete er den Umschlag und zog den Brief heraus, der vor so langer Zeit verfasst worden war und doch jetzt erst den Weg auf seinen Schreibtisch gefunden hatte. Man hatte ihm bei der Übergabe gesagt, von wem er stammte, aber das hätte er auch so gewusst, obwohl auf dem Umschlag kein Absender vermerkt war. Es war diese Handschrift, die er unter Tausenden wiedererkannte, weil die Buchstaben mit großer Sorgfalt und Präzision auf den Umschlag geschrieben worden waren.

Das Gleiche galt auch für den Brief, der über sechs beidseitig beschriebene Seiten ging, die einmal geknickt worden waren, damit sie in den Umschlag passten. Jede Zeile war so gerade beschrieben, als hätte der Verfasser dieses Briefs Hilfslinien gezogen.

Dass die Handschrift von solcher Ruhe zeugte, war beachtlich, bedachte man den Inhalt dieser Zeilen. Mit dieser Enthüllung hatte er nicht gerechnet. Zugegeben, er hatte die Möglichkeit bei einer Gelegenheit angesprochen, doch darauf war ihm mit einem entschiedenen Nein geantwortet worden. Vielleicht hätte er beharrlicher sein, auch das Unmögliche für möglich halten sollen. Doch dafür war es jetzt zu spät. So wie es für vieles zu spät war. Doch für eines war es noch nicht zu spät: diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die ihre Verantwortung stets bestritten hatten. Dass einer von ihnen schuldig war, daran hatte er eigentlich nicht gezweifelt, aber es hatte ihn bis jetzt nicht persönlich betroffen. Deshalb hatte er auch nie einen Versuch unternommen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Das war nun anders.

Jemand würde dafür teuer bezahlen müssen, und er hatte auch schon eine Idee, wie er das erreichen konnte. Er setzte sich an seinen Computer, startete das Textprogramm und begann zu schreiben …

Erstes Kapitel, in dem eine Überraschung eine überraschende Wendung nimmt

Drei Wochen später

Nathalie Ames stand hinter der Theke des Black Feather und aß beiläufig eine Portion frittierten Fisch, die sie sich aus der Küche hatte bringen lassen. Dabei blätterte sie die Kassenbelege vom Vortag durch und suchte nach einem Bon über hundertsechzig Pfund, der auf sechzehn Pfund hätte lauten sollen. Jedenfalls behauptete das ein Gast, der ihr als fragwürdigen Beweis ein Foto einer Abbuchung in Höhe des genannten Betrags geschickt hatte. Doch war daraus weder ein Datum noch ein Hinweis ersichtlich, dass es überhaupt um ihren Pub ging. Vermutlich war es nur ein Trick, um eine Erstattung zu kassieren, wofür auch die Tatsache sprach, dass der Gast damit drohte, ihr Lokal in allen sozialen Netzwerken herunterzumachen.

Nathalie konnte mit solchen Drohungen gut leben, da sie eine treue Stammkundschaft hatte, die auf solche Berichte schnell mit energischem Widerspruch reagierte. Dennoch musste sie Behauptungen dieser Art auf den Grund gehen, und das machte sie vorzugsweise persönlich.

Obwohl die Mittagszeit bereits vorbei war, hatten sich etliche Gäste an der Theke versammelt, deren Stimmen den Raum füllten. Grund dafür musste die im lautlos gestellten Fernseher laufende Übertragung eines Tennisspiels aus irgendeinem fernen Winkel der Welt sein. Das Gemurmel störte Nathalie aber nicht, die sich in den Jahren, die sie das Black Feather nun schon führte, an die Geräuschkulisse gewöhnt hatte. Diese erfüllte den Pub genauso wie das Café im angeschlossenen Erweiterungsbau, und sie ging auch von der bei gutem Wetter bestens besuchten Terrasse auf der rückwärtigen Seite des Gebäudes aus.

Sie schüttelte den Kopf und machte eine Notiz, damit Yoshiko dem unzufriedenen Gast schrieb, dass sie eine solche Summe nicht abkassiert hatten. Außerdem sollte ihre Assistentin der Mail das Dokument anhängen, das Ronald Strutner in seiner Funktion als Constable gemeinsam mit Rechtsanwalt Martin Lazebnik ausgearbeitet hatte. Das machte auf dezente Weise darauf aufmerksam, welche strafrechtlichen Konsequenzen es nach sich ziehen konnte, wenn man wissentlich falsche Rückforderungen geltend machen wollte, und welche Folgen die Verbreitung von rufschädigenden Äußerungen haben konnte. Bislang hatte sie davon nur zwei- oder dreimal Gebrauch machen müssen, aber es war gut, für solche Fälle gewappnet zu sein.

Sie aß die letzten Bissen Fisch und lehnte sich soeben durch die Durchreiche zur Küche, um den leeren Teller zurückzustellen, da klingelte ihr Handy. Louise Cartham, Chefköchin des Black Feather und Nathalies beste Freundin, lächelte ihr zu und nahm den Teller an, während Nathalie auf das Display sah.

»Warte, das ist Ronald«, sagte sie zu Louise und nahm das Gespräch an. »Hi, Ronald, du bist auf Lautsprecher. Was gibt es Neues?«

»Ich bin auf Lautsprecher?«, fragte er interessiert. »Wer lauscht denn alles mit?«

»Nur Louise.«

»Nur Louise?«, wiederholte die Köchin mit gespielter Empörung und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Seit wann bin ich nur Louise?«

»Du bist natürlich nie nur Louise«, gab Nathalie mit einem Augenzwinkern zurück. »Und jetzt lass Ronald endlich erzählen, was er erzählen will.«

»Zu gnädig, aber schön, dass du mithörst, Louise«, meinte der Constable ironisch. »Eigentlich will ich dich nur bitten, der ganzen Bande Bescheid zu sagen, dass ihr heute Nachmittag so gegen sechzehn Uhr zur Wache am Marktplatz kommen möchtet. Ich habe eine Überraschung für euch.«

»Was denn für eine Überraschung?«, fragte Nathalie, schüttelte aber prompt den Kopf und fügte im gleichen Atemzug hinzu: »Schon gut, schon gut, dann wär’s ja keine Überraschung mehr. Ich weiß.«

»Du nimmst mir die Worte aus dem Mund«, konterte Ronald. »Sagt ihr den anderen auch Bescheid?«

»Wird erledigt, Ronald«, versprach ihm Louise. »Sollen wir auch einen roten Teppich ausrollen?«

»Ach, eine Sänfte mit vier Trägern würde mir schon genügen«, gab er lachend zurück. »Wir sehen uns später.«

Nathalie steckte das Handy ein und schaute nachdenklich drein. »Klingt so, als hätte er einen Weg gefunden, um dem Treiben seiner korrupten Kollegen ein Ende zu setzen. Wurde ja auch Zeit.«

»Ganz im Gegenteil, Nathalie, zwei Monate sind bei so was keine lange Zeit«, hielt Louise dagegen. »Wenn ich an manchen Kollegen aus meiner Zeit beim Geheimdienst denke … einer von ihnen hat Jahre gebraucht, um eine Gruppe Terroristen zu unterwandern. Oft geht so was auch gar nicht, weil sich eine Bande schon aus Kindheitstagen kennt und niemanden akzeptiert, der neu dazustoßen will. Und mindestens zwei von unseren Leuten haben wir bei solchen Einsätzen verloren.«

»Oh«, machte Nathalie betreten. »Man hat sie umgebracht, weil sie sich verraten haben?«

»Ganz und gar nicht«, sagte Louise. »Sie haben uns verraten, sie haben sich mit der Sache der Straftäter mehr identifizieren können als mit unserem Anliegen. Dadurch haben wir sie an die andere Seite verloren.«

»Das ist ja sehr unerfreulich«, meinte Nathalie.

»Es ist mehr als unerfreulich«, gab Louise leise zurück. »Diese Überläufer mussten nämlich umgehend … eliminiert werden, bevor sie zu viel über unsere Arbeit verraten konnten.«

»Hm.« Nathalie verzog den Mund. »Das ist übel.«

»Das trifft es schon eher.« Louise nickte nachdenklich.

»Wenn er die Bande noch nicht überführt hat, was könnte er dann für eine Überraschung für uns haben?«, überlegte Nathalie und zog sich kurz zurück, da einer von Louise’ Helfern einen Teller Hühnersuppe in die Durchreiche stellte, den Nathalie zur Theke brachte. Noch bevor sie ihre Überlegungen weiter mit Louise erörtern konnte, winkte ihr eine ältere Frau am Ende der Theke zu, dass dies ihre Bestellung sei.

Nathalie brachte ihr die Suppe, dann verließ sie den Pub und ging durch den Flur in Richtung Büro.

Als Louise und Nathalie gemeinsam mit ihrer Assistentin Yoshiko gut zwei Stunden später den Marktplatz von Earlsraven überquerten, um zur Polizeiwache am anderen Ende des Platzes zu gelangen, schloss sich ihnen Paige Rittinghouse an, die soeben aus ihrer Buchhandlung trat. »Ich bin in ein paar Minuten zurück«, rief sie ihrer Angestellten zu, während ihr Blick über den Büchertauschtisch vor dem Schaufenster wanderte, den sie vor einer Weile eingerichtet hatte. Umrahmt von Blumenkästen, in denen Wildblumen in allen Farben, Formen und Größen blühten, lagen mehrere Bücherstapel auf dem mit Ornamenten bunt bemalten Holztisch, auf dem die Menschen aus Earlsraven die Bücher ablegen konnten, die sie zwar gelesen hatten, aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht behalten wollten. Bedienen konnte sich bei den Stapeln jeder, der es wollte. Was zunächst nur ein Experiment gewesen war, hatte sich schnell als gute Idee etabliert, die für Paige praktisch keine Umsatzeinbußen mit sich brachte, denn wer es sich leisten konnte, der kam trotzdem in ihre Buchhandlung und kaufte ein neues Exemplar.

»Und? Habt ihr schon in Erfahrung bringen können, was Ronald uns verkünden will?«, fragte sie, nachdem sie sich zu ihren Freundinnen gesellt hatte. Es war ein recht angenehmer Tag – warm, aber nicht zu heiß, und trotz des Regens an den Tagen zuvor war die Luft nicht so feucht, dass sie schweißtreibend war. Der Schatten der Bäume rund um den Marktplatz, der für ein Dorf von dieser Größe eigentlich viel zu ausladend bemessen war, trug seinen Teil dazu bei, dass die Wärme für Anfang Juni mehr als nur erträglich war.

»Nein«, sagte Louise. »Außer dem einen Anruf hat es von ihm keine Meldung mehr gegeben, und von Steph haben wir auch nichts gehört. Die beiden hüllen sich in Schweigen.«

»Dann ist es entweder etwas ganz Tolles oder etwas sehr Unerfreuliches«, meinte Paige. »Sonst hätte er bestimmt irgendeine Andeutung gemacht. Vielleicht war er ja so erfolgreich, dass man ihn jetzt auch noch woanders einschleusen will, um korrupte Polizisten zu entlarven.«

»Das wäre dann aber etwas Tolles und zugleich Unerfreuliches«, erwiderte Nathalie. »Dann wäre Ronald zwar ein Held, aber wir würden ihn kaum noch zu sehen bekommen.«

»Und wir würden Detective Sergeant Waybridge gar nicht mehr loswerden«, fügte Paige hinzu und grinste, als sie ergänzte: »Aber ich denke, dass manche damit kein Problem hätten.«

»Ach, ich denke, grundsätzlich wäre das für keinen von uns ein Problem«, erwiderte Louise, die offenbar mit ihren Gedanken woanders war, da ihr die Anspielung nicht aufgefallen war. Aber vielleicht wollte sie auch nicht darauf eingehen, sondern ganz bewusst ablenken, indem sie sagte: »Ian kommt übrigens nicht, er wartet auf den Monteur für die Zapfanlage.«

»Ich werde Martin bitten müssen, dem Hersteller dieser Zapfanlage ein Ultimatum zu setzen, damit er sie durch eine komplett neue Anlage ersetzt«, warf Nathalie ein, die froh darüber war, dass ihre Freundin das Thema gewechselt hatte.

In den zwei Monaten, in denen Waybridge nun schon den Constable vertrat, hatte sie immer mehr Gefallen an dem Mann gefunden. Bei seinem ersten Auftritt an dem Tag, an dem er als Ronalds Vertretung hergekommen war, hatte er sie noch erschreckend an ihren Ex-Freund Glenn erinnert: Seine teuren Designerschuhe waren in Earlsraven schutzlos dem Erdboden ausgesetzt gewesen, und auch der kostbare Teppichboden in seinem SUV hatte darunter gelitten. Ganz ähnlich war Waybridge aufgetreten, der an seinem ersten Tag in einem teuren dunkelblauen Anzug und einem blassrosa Hemd sowie in glänzenden schwarzen Schuhen zum Dienst erschienen war. Seine mittelblonden Haare hatten da noch makellos gesessen und zeugten von überaus regelmäßigen Besuchen beim Friseur. Alles in allem war er für einen Ermittler auf dem Land viel zu elegant gekleidet gewesen.

Doch das war nicht von langer Dauer gewesen, denn anders als Glenn hatte der Detective Sergeant schon bald erkannt, dass das Leben und das Arbeiten auf dem Land unweigerlich anders abliefen als in der Stadt. Ein simpler Verkehrsunfall konnte bedeuten, dass man jemandem helfen musste, der auf dem Acker lag. Robuste Schuhe und Jeans waren da nun mal die vernünftigere Wahl, und wenn der Teppichboden im Wagen nicht darunter leiden sollte, musste er halt unter einer großen Gummimatte verschwinden.

Aber nicht nur in Sachen Kleidung hatte sich Waybridge verändert, auch seine Frisur hatte ihre fast starre Form verloren, die Haare waren nun länger und oft genug vom Wind zerzaust, sodass er nur hin und wieder mit den Fingern hindurchfuhr, um sie ein wenig in Ordnung zu bringen.

Noch viel schneller war ihm offenbar bewusst geworden, wie unverzichtbar die Hilfe von Nathalie und Louise tatsächlich war. Allein hätte er all die Arbeiten und Aufgaben gar nicht bewältigen können, die im Ernstfall zu erledigen waren. Bereits an seinem ersten Tag war es zu einem Todesfall gekommen, bei dem sie beide einen Großteil der Ermittlungsarbeit übernommen hatten. Es war Eile geboten gewesen, und sie hatten einfach nicht zusehen wollen und können, wie Ronalds Vertreter scheiterte, nur weil sie recht behalten wollten.

»Du meinst eine neue, die auch funktioniert, richtig?«, riss Louise sie aus ihren Gedanken. »Neu ist diese Anlage ja eigentlich immer noch.«

»Ja, richtig. Eine neue, die auch funktioniert«, stimmte Nathalie ihr zu. »Das ist jetzt mindestens die siebte oder achte Reparatur, seit die Anlage vor nicht mal einem halben Jahr eingebaut wurde. Und natürlich gibt sie jedes Mal zwischen sieben und acht Uhr abends den Geist auf, wenn der Pub am vollsten ist.«

»Olga glänzt übrigens auch durch Abwesenheit«, sagte Louise an Paige gewandt.

Von rechts näherte sich Martin, der seine Kanzlei verlassen haben musste, als er die vier Frauen dabei beobachtet hatte, wie sie den Marktplatz in Richtung Wache überquerten.

»Warum denn das?«, fragte Paige erstaunt. »Sie hat doch im Moment niemanden bei sich liegen, den sie aufschneiden muss.«

»Irgendein Kongress«, antwortete die Köchin.

»Sie fährt oft zu Kongressen«, meinte die Buchhändlerin.

»Würde ich auch machen«, warf Nathalie ein und zwinkerte ihr zu. »Es muss doch angenehm sein, auch mal von seiner Arbeit erzählen zu können, ohne dass die Hälfte der Zuhörer bei den Details ohnmächtig wird.«

»Da hast du auch wieder recht«, stimmte Paige ihr zu.

»Und jetzt überlegt mal, wie es mir ergangen ist, wenn ich mich mit Freunden oder Bekannten getroffen habe«, gab Louise zu bedenken. »Ich durfte ja nicht mal darüber reden, was ich tatsächlich mache. Nicht mal ansatzweise.«

»Wie hast du das eigentlich gelöst?«, wollte Yoshiko wissen. »Das muss doch kompliziert gewesen sein, eine Erklärung dafür zu liefern, wieso du ständig in aller Welt unterwegs bist.«

»Offiziell war ich Wirtschaftsprüferin für international tätige Konzerne«, erklärte sie. »Das lieferte die perfekte Erklärung, warum ich so viel in der Welt herumgekommen bin. Ein weiterer Vorteil war: Die meisten Leute schlafen ein, wenn sie so etwas Langweiliges wie Wirtschaftsprüferin hören. Also werden auch keine Fragen gestellt, die zu sehr ins Detail gehen könnten. Über die Mandanten durfte ich nicht reden, weil ich eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet hatte, und von den exotischen Schauplätzen habe ich leider auch nie was zu sehen bekommen, weil ich mich angeblich sofort in die Konten vertiefen musste. Spätestens dann war den Leuten der Spaß daran vergangen, noch weitere Fragen zu stellen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist natürlich auf Dauer nicht leicht, immer den Mund halten zu müssen, vor allem wenn du dann auch noch mitbekommst, wie im Fernsehen über deinen Fall berichtet wird.«

»Ah, du redest über deine Tarnung«, sagte Martin, als er vor der Wache mit dem Quartett zusammentraf und Louise einen Kuss gab. »Und ich darf immer noch nicht damit angeben, dass ich mit ›Bond, Jane Bond‹ liiert bin?«

»Angeben darfst du damit schon, aber du weißt, dass ich alles leugnen werde«, konterte sie und grinste ihn breit an. »Und offiziell hat sich an meinem einstigen Job auch nichts geändert. Ihr seid so ziemlich die Einzigen, die die Wahrheit kennen dürfen.«

»Bei meinem Beruf ist es ja nicht viel anders«, ergänzte Martin. »Ich kann auch über keinen meiner Fälle ein Wort verlieren, nur komme ich nicht so viel in der Welt herum, wie es bei dir der Fall war.«

»Das ist auch gut so«, meinte Louise. »Sonst würde ich dich ja viel zu selten sehen.«

»Die Tür ist zu«, meldete sich Yoshiko zu Wort, die versucht hatte, die Tür zur Wache zu öffnen. »Aber wo ist dann Ronald?«

»Wir haben noch nicht vier Uhr«, sagte Nathalie nach einem Blick auf ihre Armbanduhr. »Außerdem muss nur irgendwo unterwegs ein Traktor im Weg stehen, und schon ist der schönste Zeitplan für die Katz.«

In diesem Moment kam aus der Seitenstraße neben Martins Kanzlei ein Polizeiwagen und nahm Kurs auf die Wache.

»Ist das Ronald?«, fragte Paige.

»Ich denke nicht«, antwortete Louise. »Er pendelt immer mit seinem Privatwagen zwischen Earlsraven und der Wache in Leighway.«

Der Wagen fuhr vor, und … DS Waybridge stieg aus. Verdutzt sah er in die Runde. »Was machen Sie denn alle hier?«

»Das ist die Überraschung?«, murmelte irgendwer in der Gruppe und machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. Nathalie war sich nicht sicher, von wem diese Bemerkung gekommen war.

Waybridge stutzte, als er diese Frage hörte. »Aber … ich habe doch noch gar nichts gesagt. Woher wissen Sie, dass ich eine Überraschung habe?«

»Sie haben auch eine Überraschung, Wilbur?«, fragte Martin erstaunt.

»Auch?« Waybridge sah von einem zum anderen. »Dann warten Sie gar nicht auf mich?«

»Wenn wir gewusst hätten, dass Sie eine Überraschung haben, dann wären wir auch hergekommen, um auf Sie zu warten«, versicherte ihm Nathalie lächelnd.

Waybridge erwiderte das Lächeln und zwinkerte ihr zu. »Da ich weiß, wie ehrlich Sie sind, weiß ich dieses Kompliment sehr zu schätzen, Nathalie.« Er zuckte flüchtig mit den Schultern. »Na gut, wenn Sie jetzt sowieso hier versammelt sind, dann kann ich Ihnen ja bereits jetzt meine Neuigkeiten überbringen. Also, wie Sie ja wissen …«

»Halten Sie Ihre Abschiedsrede, Sergeant?«, wurde er von einer vertrauten Stimme unterbrochen. Alle drehten sich zur Wache um und entdeckten Ronald, der in der offenen Tür stand und ihnen allen ein strahlendes Lächeln schenkte. Er trug Jeans und ein kurzärmeliges Hemd und wirkte in diesem Moment so gar nicht wie ein Polizist.

»Die Tür war doch gerade eben noch abgeschlossen«, murmelte Yoshiko.

»Ja, ich habe mich noch schnell umgezogen«, erklärte er. »Die Klimaanlage im Wagen war ausgefallen … obwohl, ausgefallen kann man so nicht sagen: Sie lief auf Hochtouren und ließ sich gar nicht ausschalten – und hat achtundzwanzig Grad warme Luft auf höchster Stufe in den Wagen geblasen. Wir waren komplett durchgeschwitzt, als wir hier ankamen. Steph hat sich hingelegt, weil der Lärm und die Hitze dafür gesorgt haben, dass ihr jetzt der Kopf dröhnt. Viel besser geht’s mir auch nicht, aber ich habe euch ja hierher bestellt.«

»Dann sollten wir es kurz machen«, schlug Nathalie vor. »Du solltest dich auch von der Fahrt erholen.«

»Mache ich ja gleich noch«, sagte er und winkte ab.

»Sie sind wieder da, Constable?«, fragte Waybridge, als eine kurze Pause folgte.

»Nein, der Constable ist in Leighway geblieben«, sagte Ronald.

»Ich verstehe nicht«, entgegnete Waybridge und sah die anderen Hilfe suchend an.

»Ich ehrlich gesagt auch nicht«, musste Paige sich ihm anschließen. Auch die anderen wussten mit Ronalds Antwort nicht viel anzufangen.

»Ich glaube, ich weiß, was das heißen soll«, sagte Louise schließlich.

»Erleuchten Sie mich, Louise«, bat der Sergeant sie.

»Ronald ist kein Constable mehr.«

Ronald nickte bestätigend.

Waybridge zog verstehend die Augenbrauen hoch. »Ach ja, natürlich. Die Vorwürfe, die gegen Sie erhoben wurden, Cons…, Mr Strutner«, sagte er mit ernster Miene. »Auf der menschlichen Ebene ist das natürlich alles sehr bedauerlich, aber als … als ehemaliger Kollege werden Sie sicher nachvollziehen können, weshalb man Sie entlassen hat.«

»Die Vorwürfe waren frei erfunden«, versicherte ihm Ronald amüsiert.

»Mr Strutner … Ihnen ist doch bekannt«, hielt Waybridge dagegen, »dass man Sie ohne stichhaltige Beweise nicht entlassen hätte. Was wollen Sie damit erreichen, wenn Sie jetzt darauf beharren, dass die Vorwürfe frei erfunden waren?«

»Mr Waybridge«, erwiderte Ronald in einem mitfühlenden Tonfall und legte dem Sergeant seine Hand auf die Schulter. »Nicht alles ist so, wie es zu sein scheint, und nicht jeder ist der, der er vorgibt zu sein.«

»Lassen Sie mich raten, Mr Strutner«, gab Waybridge bedächtig zurück. »Sie haben Ihren Job an den Nagel gehängt, weil Sie eine Stelle als Orakel angenommen haben. Meinen Glückwunsch.«

»Auch verkehrt«, sagte Ronald, »obwohl das ein interessanter Job sein könnte.« Er drehte sich ein wenig zur Seite, um auch die anderen in das einzubeziehen, was er zu sagen hatte: »Es ist ganz einfach. Ich habe verdeckt ermittelt, und deshalb bin ich offiziell wegen Korruptionsvorwürfen versetzt worden. Meine Ermittlungen waren erfolgreich, und ich bin befördert worden.«

»Wohin?«, fragte Waybridge irritiert.

»Vom Constable zum Police Sergeant.«

Ein Raunen ging durch die Gruppe, dann brach Jubel und Applaus aus. Alle gratulierten ihm und klopften ihm auf die Schulter, während Waybridge dastand und ungläubig dreinschaute.

»Meinen Glückwunsch«, sagte er schließlich und schüttelte Ronald die Hand. »Aber wieso sind Sie dann hier und nicht in Leighway?«

»Weil ich natürlich nicht aus Earlsraven weggehen werde«, erklärte Ronald ganz selbstverständlich. »Das war meine Bedingung, denn sonst hätte ich die Beförderung nicht angenommen.«

»Oh«, machte Waybridge nur. »Das nenne ich allerdings eine Überraschung.«

»Eine von der erfreulichen Sorte«, meinte Ronald.

»Sie hatten doch auch eine Überraschung für uns, Sergeant Waybridge«, warf Nathalie ein, als ihr einfiel, dass dieser durch Ronalds Auftritt unterbrochen worden war. »Lassen Sie hören.«

Waybridge schob nachdenklich die Unterlippe vor. »Ob irgendeiner von Ihnen die überhaupt noch hören will, ist eher fraglich.«

»Jetzt reden Sie schon, Sergeant«, forderte Ronald ihn auf. »Immerhin bin ich Ihnen vorhin ins Wort gefallen. Also? Welchen tollen Posten haben Sie bekommen?«

»Na, Ihren, Sergeant«, gab Waybridge zögerlich zurück. »Ich habe mich nach Earlsraven versetzen lassen.«

»Aber das … wie soll das gehen?«, murmelte Louise verdutzt.

»Hm, das werden wir hoffentlich gleich wissen«, sagte Waybridge, griff zum Handy, tippte eine Nummer ein und entfernte sich ein paar Schritte von der Gruppe.

Sekunden später klingelte Nathalies Telefon, und für einen verrückten Sekundenbruchteil dachte sie, ob das wohl Waybridge war. Aber dann sah sie die Nummer des Black Feather auf dem Display. Innerlich stöhnte sie auf, weil sie damit rechnete, mal wieder wegen einer Belanglosigkeit angerufen zu werden, vermutlich weil irgendjemand irgendetwas suchte und der Meinung war, dass nur sie wissen konnte, wo es zu finden war. Dennoch war sie in aller Regel froh darüber, gefragt zu werden, da so manche Angelegenheit wichtiger oder ernster war, als es auf den ersten Blick erschien. Sie atmete einmal durch und nahm den Anruf an: »Nathalie hier.«

»Miss Ames, hier ist Melinda! Sie müssen unbedingt herkommen! Die nehmen uns noch den ganzen Laden auseinander!«, rief eine der Serviererinnen in den Hörer, während im Hintergrund Sprechchöre zu hören waren.

»Wer nimmt …?«

»Tod allen Jägern! Tod allen Jägern!«, brüllte ihr im nächsten Moment ein Mann ins Ohr, der Melinda den Hörer aus der Hand gerissen haben musste.

Zweites Kapitel, in dem Ronald auspackt

Am Telefon hatte es sich nach einer ganzen Horde angehört, die drauf und dran war, den Pub zu demolieren. Ronald und Waybridge waren deshalb sofort gemeinsam losgefahren, als Nathalie nach dem Anruf erklärt hatte, was sich in ihrem Pub abzuspielen schien. Nathalie und Louise hatten sie mitgenommen. Es war jedoch nur eine Gruppe von fünf jungen Leuten, zwei Männern und drei Frauen, die im Black Feather für einen Tumult gesorgt hatte. Gemeinsam war es ihnen gelungen, die Gruppe im Handumdrehen zu überwältigen und sie mit Kabelbindern gefesselt ins Büro zu schaffen, damit im Pub wieder Ruhe einkehren konnte.