Terra - Science Fiction 03: Die Wächter des Alls - Peter Dubina - E-Book

Terra - Science Fiction 03: Die Wächter des Alls E-Book

Peter Dubina

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Beschreibung

Zwei Mitarbeiter der Nationalen Atomenergiebehörde der USA starten zusammen mit einem Marinepiloten vom Flugzeugträger USS Centaur zu einem Erkundungsflug. Ein unbekanntes Flugobjekt taucht auf. Die drei Männer geraten in die Gewalt Außerirdischer, die sich Wächter des Alls nennen, und werden in ein albtraumhaftes Geschehen gezogen. Dreißig Jahre später hat das Raumschiff Sirius den Mars erreicht. Die Astronauten, darunter ein Enkel eines der damals entführten Männer, entdecken auf dem roten Planeten die Leiche eines Mannes, der mit der ersten Mars-Expedition vor drei Jahren verschwand. Die Printausgabe des Buches umfasst 270 Seiten. Die Exklusive Sammler-Ausgabe als Taschenbuch ist nur auf der Verlagsseite des Blitz-Verlages erhältlich!!!

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TERRAScience Fiction

In dieser Reihe bisher erschienen

3301 Dwight V. Swain Dunkles Schicksal

3302 Ronald M. Hahn Die Stadt am Ende der Welt

3303 Peter Dubina Die Wächter des Alls

Peter Dubina

Die Wächter des Alls

Als Taschenbuch gehört dieser Roman zu unseren exklusiven Sammler-Editionen und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.Bei einer automatischen Belieferung gewähren wir Serien-Subskriptionsrabatt.Alle E-Books und Hörbücher sind zudem über alle bekannten Portale zu beziehen.© 2023 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Rudolf Sieber-Lonati Umschlaggestaltung: Mario HeyerVignette: Ralph KretschmannSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-693-4

Entscheidung im Weltraum

Wie eine drohend geballte, ungeheure Faust stand der schwarze Rauchpilz der Atombomben-Testexplosion über dem Bikini-Atoll der Ralik-Inseln. Vor dem rot glühenden Hintergrund des Sonnenuntergangs wirkte er wie ein Zeichen der endgültigen Vernichtung. Gewaltig und scheinbar reglos ragte er über der Koralleninsel auf.

Rod Ellis von der Nationalen Atomenergiebehörde der USA konnte sich von dem unheimlichen Anblick nicht losreißen. Er stand auf dem Achterdeck des amerikanischen Flugzeugträgers USS Centaur und stemmte sich gegen den scharfen Seewind, der seinen blauen Marine-Overall flattern ließ.

Ellis war ein hochgewachsener, dunkelhaariger Mann mit scharf geschnittenem Gesicht und kühl blickenden Augen. Er trug den bei Piloten an Bord eines Flugzeugträgers üblichen Overall, gummibesohlte Leinenschuhe und eine Leinenschildmütze mit dem Zeichen der US-Marine.

Die USS Centaur, das Flaggschiff des Flotten­verbandes, der aus dem Flugzeugträger, einem Kreuzer, drei Zerstörern und einem Versorgungsschiff bestand, und die Testexplosion der Zwanzig-Megatonnen-­Bombe aus sicherer Entfernung beobachtet hatte, besaß 67.000 Brutto­registertonnen und trug fünfzig Skyhawk-­Jagdbomber. Der Kontrollturm mit seinem Wald von Funk- und Radarantennen überragte haushoch das ­Flugdeck des Trägers, auf dem gerade eine Skyhawk startbereit gemacht wurde.

„Nachdenklich, was?‟, sagte eine Stimme neben Ellis, und er wandte sich zur Seite. Ein Mann, der den gleichen Overall trug wie er, war zu ihm an die Reling getreten. Er hatte blondes, zu einer Bürstenfrisur geschnittenes Haar und blaue Augen. Sonne und Seewind hatten sein energisches Gesicht mit dem starken Kinn und den scharfen Falten neben den Mundwinkeln gebräunt.

„Wenn einen das nicht nachdenklich stimmt ...‟, erwiderte Rod, auf den düsteren Rauchpilz über der Koralleninsel deutend. „Ich habe mich gerade gefragt, was wohl geschehen würde, wenn solche Bomben jemals im Kriegsfall von westlicher oder östlicher Seite eingesetzt würden, Jim.‟

„Wenn sie jemals zum Einsatz gebracht werden sollten, brauchtest du dir wenigstens keine Sorgen mehr darüber zu machen, ob du deine letzte Lebensversicherungs­prämie rechtzeitig bezahlt hast‟, erwiderte Jim Wheeler, der wie Ellis bei der Nationalen Atomenergiebehörde der USA arbeitete, „weil dann nämlich die gesamte Erdoberfläche in eine einzige, radioaktive Wüste verwandelt würde und wir alle innerhalb kürzester Frist nicht mehr am Leben wären.‟

„Das ist nicht der richtige Augenblick für Scherze, glaube ich‟, sagte Rod Ellis ernst.

„Es sollte auch gar kein Scherz sein‟, meinte ­Wheeler. „Ein Atomkrieg würde das Ende für die Menschheit bedeuten. Das wurde mir klar, als diese verdammte Bombe auf ihrem Stahlgerüst auf der Insel detonierte. Die Flutwelle, die sie auslöste, ließ selbst die Centaur erzittern.‟

Er wurde vom Aufheulen des Düsentriebwerks einer Skyhawk unterbrochen, die am Beginn der Startbahn auf dem Flugdeck des Trägers stand. Das Kreischen des Aggregats war so laut und durchdringend, dass es jede Unterhaltung unmöglich machte.

Die Maschine war mit vier Bordkanonen, Kaliber 20 mm, bewaffnet und trug vierundzwanzig FFAR-Raketen1 unter den Tragflächen. Rod Ellis konnte Kopf und Schultern des Piloten in der Kanzel der Skyhawk erkennen. Fliegerhelm, Sauerstoffmaske, Mikrofon und Schutzbrille ließen sein Gesicht nahezu unmenschlich erscheinen.

Der Pilot hob die rechte Faust und spreizte den Daumen nach oben, zum Zeichen, dass er startbereit war. Im ersten Augenblick schoss eine gelbe Stichflamme aus dem Raketenkatapult, auf dem der Düsenjäger stand. Die Maschine raste über das Flugdeck, hob ab und jagte auf dem glühenden Auspuffstrahl ihres Düsen­aggregates steil in den weiten Himmel hinauf. Der Rauch des Raketen­katapults, das den Flugzeugen half, die beim Start nötige Geschwindigkeit zu entwickeln, vernebelte das Deck der USS Centaur und wurde dann vom Wind davongetrieben.

„Hast du das gesehen?‟, fragte Rod Ellis Jim Wheeler. „Hat die Marine vor, einen Krieg zu entfesseln? Warum lässt sie sonst einen gefechtsbereiten, mit Ultraschall­kanonen und Raketen bestückten Jagdbomber aufsteigen?‟

„Derjenige, der den Befehl dazu gegeben hat, wird sich schon etwas dabei gedacht haben‟, erwiderte Wheeler. Er nahm Rod beim Arm. „Es wird Zeit, dass wir uns zum Einsatz fertigmachen. Unsere Maschine steht schon bereit.‟

Er deutete auf eine tonnenschwere, hydraulische Plattform, mit der die Skyhawk-Maschinen, die auf dem Unterdeck standen, zum Flugdeck hinaufgeschafft wurden. Eben brachte sie eine Bell 47, einen leichten dreisitzigen Hubschrauber, nach oben.

Rod Ellis und Jim Wheeler hatten schon mehrere Probe­flüge mit der Maschine gemacht. Sie war mit einem luftgekühlten Sechs-Zylinder-Boxermotor, Wyoming VO-435 CZ ausgerüstet, der den Rotor antrieb, 260 PS Startleistung entwickelte, ein Abfluggewicht von 1.067 Kilogramm schaffte und der nur 12,58 Meter langen Maschine eine Höchstgeschwindigkeit von 145 Stundenkilometern verlieh. Sein geringes Gewicht machte den Hubschrauber schnell und wendig.

„Ellis und Wheeler, in der Radarabteilung melden!‟, dröhnte der Bordlautsprecher.

„Also los, gehen wir und holen uns die Starterlaubnis‟, sagte Wheeler. Er zog sich die Mütze tiefer in die Stirn. „Wir sind schließlich hier, um zu arbeiten.‟

Es war ihre Aufgabe, im Auftrag der US-Atomenergiebehörde zu einer, dem Bikini-Atoll weit vorgelagerten Koralleninsel, eigentlich nur einem Riff, zu fliegen, um dort Messungen durchzuführen.

„Nun reiß dich schon von dem Anblick los‟, fuhr Wheeler fort, da Ellis noch immer zu dem drohenden Atompilz hinüberstarrte. Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, sodass sich Faltenfächer in seinen Augenwinkeln bildeten. „Mir gefällt es ebenso wenig wie dir. Aber es ist nun einmal unsere Aufgabe, uns damit zu beschäftigen. Also bringen wir es hinter uns!‟

Ellis war einverstanden und löste fast widerstrebend seinen Blick von dem ungeheuren Gebilde aus Rauch, Staub und radioaktiver Asche. Während er neben Wheeler über das Flugdeck auf den Kontrollturm zuschritt, sagte er: „Jedes Mal, wenn ich solch einen Atompilz sehe, und ich habe, weiß Gott, schon mehr als einen gesehen, überläuft es mich stets von Neuem eiskalt. Sie sind so verdammt groß und geben einem das niederträchtige Gefühl, dass wir die Gewalten, die wir selbst entfesselten, nicht mehr unter Kontrolle haben. Hundert oder zweihundert solcher Bomben könnten die Menschheit vollständig vernichten, und was übrig bliebe, würde an den radioaktiven Niederschlägen zugrunde gehen.‟

„Man kann immerhin hoffen, dass die Angst der ­Menschen vor der atomaren Vernichtung größer ist, als ihr Hass gegeneinander‟, gab Jim Wheeler zur Antwort. „Das würde der Menschheit millionenfaches Elend ersparen.‟

Sie stiegen hintereinander eine schmale, unter ihren Schritten klirrende Metalltreppe hinauf, betraten einen kurzen, von kaltem Neonlicht erfüllten Korridor im Kontroll­turm der USS Centaur und erreichten eine Tür mit der Aufschrift Radarraum. Rod Ellis öffnete sie, betrat die Radarstation und blieb unwillkürlich einen Augenblick stehen, um sich an das hier herrschende Halbdunkel zu gewöhnen. Die Radarschirme glühten fahl und ließen die Gesichter der Männer, die sich darüber neigten, grün erscheinen.

„Commander Lockwood wartet bereits auf Sie, Sir!‟, sagte ein Deckoffizier zu Rod Ellis, wobei er zu einem Radargerät hinüberdeutete, um das mehrere Männer einen Halbkreis gebildet hatten.

Er führte sie durch den überfüllten Raum und meldete: „Mister Ellis und Mister Wheeler, Sir!‟

Ein grauhaariger Marineoffizier mit schmalem, energischem Gesicht und den vier Silberstreifen und dem Stern eines Commanders auf den Ärmeln seiner Uniformjacke, blickte flüchtig auf.

„Sind Sie bereit?‟, fragte er Rod Ellis.

„Ja, Commander. Wir warten nur auf Starterlaubnis.‟

Commander Keith Lockwood senkte seinen Blick wieder auf den Radarschirm, der den leeren Himmel zeigte.

„Wir haben bisher mit der Startfreigabe gezögert, weil wir ein nicht bestimmbares Flugobjekt auf dem Schirm hatten. Niemand konnte ausmachen, worum es sich handelte.‟

Rod Ellis fasste den leeren Radarschirm genauer ins Auge.

„Ich kann nichts erkennen, Sir.‟

„Es ist vor wenigen Minuten mit ungeheurer Geschwindigkeit am linken Rand des Radarschirms ver­schwunden‟, antwortete der Commander. „Schwer zu sagen, was es war. Ein sehr hoch fliegendes Flugzeug könnte nicht eine derartige Geschwindigkeit entwickeln. Möglicherweise war es nur ein gleitender Reflex an der Grenze zwischen zwei Luftschichten mit verschiedenen Temperaturen, den wir auf dem Radarschirm gesehen haben. Es könnte auch eine durch die Detonation der Atombombe auf dem Atoll hervorgerufene Erscheinung sein. Aber ich bin mir nicht sicher. Für alle Fälle habe ich Befehl gegeben, einen Jagdbomber aufsteigen zu lassen, um das unbekannte Flugobjekt, wenn es sich bei dem Bläschen auf dem Radarschirm um ein solches handelt, abzufangen oder zu vertreiben. Trotzdem muss ich Ihnen sagen, Mister Ellis, dass es mir lieber wäre, wenn Sie auf Ihren Flug verzichten würden. Zumindest so lange, bis wir uns Gewissheit darüber verschafft haben, worum es sich bei der Erscheinung handelt.‟

„Commander‟, erwiderte Rod Ellis, „unser Auftrag lautet, innerhalb einer gewissen Frist nach der Detonation des nuklearen Sprengsatzes die Instrumente in den Bunkern auf dem Korallenriff, das dem Atoll vorgelagert ist, zu überprüfen. Bei Einbruch der Dunkelheit wäre diese Frist überschritten; wir müssen also jetzt starten.‟

„Ich dachte mir schon, dass Ihre Antwort so ausfallen würde‟, sagte Lockwood. „Ich habe zwar die Macht, Sie zurückzuhalten, aber ...‟ Er zögerte eine Sekunde. „... ich möchte mir nicht selbst Schwierigkeiten vor einem Untersuchungsausschuss des Verteidigungsministeriums bereiten. Man würde es dort nicht gern sehen, wenn ich Sie bei der Ausführung Ihres Auftrages behinderte. Aber Sie werden den Hubschrauber auf keinen Fall selbst steuern. Diese Aufgabe wird ein geschulter Marinepilot übernehmen.‟

„Das dürfte kaum notwendig sein, Commander‟, widersprach Rod Ellis. „Ich bin mit der Maschine ausreichend vertraut. Es herrscht gutes Wetter und ...‟

„Ich glaube, ich habe mich klar genug ausgedrückt‟, unterbrach ihn Lockwood. „Wenn es Schwierigkeiten geben sollte, dann werden sie mit Sicherheit nicht auf das Wetter zurückzuführen sein, Mister Ellis. Wir haben auf dem Radarschirm in großer Höhe über dem Meer etwas beobachtet, von dem sich mit Sicherheit weder sagen lässt, was es ist, noch, weshalb es gerade jetzt und hier auftauchte. Aus diesem Grund wird ein erfahrener Pilot die Maschine fliegen. Das ist ein Befehl, dem Sie sich zu fügen haben, denn Sie sind hier an Bord eines US-Kriegsschiffs.‟

„Petty Officer Quade!‟, rief der Commander über die Schulter.

Aus dem halbdunklen Hintergrund des Radarraums trat ein untersetzter, breitschultriger Mann in dem orange­roten Overall aller Marinepiloten. Er hatte ein kantiges Gesicht, helle Augen und kupferfarbenes, militärisch kurz geschnittenes Haar. Er trug gummibesohlte Deckschuhe, die übliche Marinemütze und im Revolverholster an seinem Leinengürtel einen Colt.

„Das ist Petty Officer Dan Quade‟, fuhr Lockwood fort. „Sein Marinerang entspricht dem eines Sergeants in der Armee. Er wird Ihren Hubschrauber fliegen.‟

Ellis musterte den stämmigen Marineflieger.

„Wenn Sie es befehlen, Commander‟, murmelte er.

Lockwood nickte. „Petty Officer Quade wird sich Ihren Anordnungen an Land fügen. Während des Hin- und Rückfluges unterstehen Sie seinem Kommando.‟

Aus einem Wandlautsprecher drang eine metallisch dröhnende, durch atmosphärische Störungen verzerrte Stimme: „Uniform Delta 1-0-2 ruft Centaur! Uniform Delta 1-0-2 ruft Centaur! Kommen!‟

Einer der Radarleute reichte Lockwood ein Hand­mikrofon und sagte: „Das ist die vorhin gestartete ­Skyhawk, Commander. Lieutenant McIntosh, Sir.‟

Lockwood nahm das Mikrofon und schaltete es ein. „Commander Lockwood. Wie sieht es aus, Lieutenant?‟

„Ich bin jetzt auf 3.500 Fuß Höhe, Sir‟, kam die Antwort, „und steige weiter. Der Himmel ist so leer wie ein abgeräumter Billardtisch. Auch das Rundum-Radar an Bord meiner Maschine zeigt nichts außer ein paar hohen Zirruswolken. Ich melde mich wieder, wenn ich 5.000 Fuß erreicht habe. Roger!‟

„Möglicherweise wurden unsere Radargeräte wirklich durch eine atmosphärische Spiegelung irregeführt‟, sagte Lockwood nachdenklich und gab das Mikrofon zurück. „Also gut, Mister Ellis, Sie können starten. Wie viel Zeit werden Sie schätzungsweise brauchen?‟

„Ich glaube, der Flug und die Messungen an Land werden nicht länger als eine Stunde dauern‟, warf Rod Ellis ein.

„Sehen Sie zu, dass Sie rechtzeitig vor dem Dunkelwerden fertig sind. Petty Officer Quade hat Anweisung, bei Einbruch der Nacht zurückzukehren. Denn eine Landung in der Dunkelheit auf dem Deck eines Flugzeugträgers ist auch mit einem Hubschrauber keine einfache Sache.‟

„Ja, Commander‟, nickte Ellis. Er verließ den Radarraum. Jim Wheeler und Dan Quade folgten ihm. Ihr Hubschrauber stand schon einsatzbereit auf dem Flugdeck, als sie hintereinander die Eisentreppe hinuntergingen.

Rod Ellis zog eine Strahlenschutzkapsel aus der Brieftasche seines Overalls und reichte sie Quade. „Heften Sie das deutlich sichtbar an Ihre Montur und tragen Sie es, bis wir wieder an Bord des Flugzeugträgers sind, Petty Officer‟, sagte er. „Hinter dem roten Schutzglas befindet sich ein Streifen unbelichteten Filmmaterials. Solange sich keine Veränderungen daran zeigen, ist alles in Ordnung. Ist der Filmstreifen aber dunkel, dann machen Sie, dass Sie sich von der Stelle entfernen, an der Sie sich befinden, denn dann herrscht dort gefährlich starke radioaktive Strahlung.‟

Quade nickte nur und heftete die Kapsel achtlos an seinen Overall. Wortlos ging er um den Hubschrauber herum und öffnete den linken Einstieg, um sich hinter den Steuerknüppel der Bell 47 zu setzen.

„Da haben wir aber einen gesprächigen Piloten erwischt‟, witzelte Wheeler. „Das scheint einer von diesen Typen zu sein, bei denen der Mensch erst vom Sergeant aufwärts beginnt und die schon beim bloßen Anblick eines Zivilisten rot sehen.‟

Ellis zuckte mit den Schultern.

„Los, steig ein!‟, erwiderte er. „Wir haben keine Zeit zu verlieren.‟

Ihre Messgeräte hatten sie bereits einige Stunden zuvor in die Bell 47 geschafft. Jetzt schnallten sie sich mit Sicherheitsgurten auf ihren Sitzen fest, dann warf Ellis die rechte Einstiegsluke zu und verriegelte sie von innen.

„Es kann losgehen!‟, sagte er zu Quade.

Der Petty Officer nickte abermals stumm, blickte aus zusammengekniffenen Augen auf das im roten Abendsonnenschein liegende Flugdeck hinaus, wo ein Mechaniker ihm das Startzeichen gab. Dann beugte er sich vor, betätigte die Zündung und ließ den Motor anlaufen. Mit einem dröhnenden Knall, der gleich darauf in ein stotterndes Husten überging, erwachte die Maschine zum Leben. Der Auspuff spie eine Wolke blauen Dunstes aus, die die Pilotenkanzel einhüllte. Dann waren nur noch das scharfe Sausen der Rotorflügel und das gleichmäßige Pochen des Motors zu hören.

Quade zog die Steuersäule zu sich heran, und die Bell 47 hob vom Flugdeck ab, schien einen Augenblick lang in der Luft stillzustehen und schoss dann mit plötzlich steigender Geschwindigkeit in den glühenden Himmel hinein.

Rod Ellis sah das stählerne Flugdeck mit seinen weißen und gelben Markierungen unter sich wegsacken. Der Hubschrauber beschrieb einen Halbkreis, und Ellis konnte die ganze Beobachtungsflotte tief unter sich liegen sehen. Die Meeresoberfläche glänzte wie gehämmertes Kupfer.

Die Bell 47 gewann von Sekunde zu Sekunde an Geschwindigkeit und ließ die USS Centaur und die übrigen Schiffe rasch hinter sich. Rod Ellis wandte seine Aufmerksamkeit dem ungeheuren, düsteren Atompilz zu, der über dem Bikini-Atoll stand.

Als der Skyhawk-Jagdbomber, der vor dem Hubschrauber von der USS Centaur aufgestiegen war, in einiger Höhe über die Bell 47 hinwegdonnerte, sagte Wheeler: „Lieutenant McIntosh scheint nichts gefunden zu haben. Ich möchte wissen, was die Radarleute an Bord des Flugzeugträgers wirklich auf ihren Bildschirmen gesehen haben.‟

Rod blickte durch das Plexiglas des Kanzeldaches nach oben. Aber hoch über der Maschine wölbte sich nur der leere, glühende Himmel.

„Möglicherweise war es eine Erscheinung, die in Zusammenhang mit der Explosion der Atombombe stand‟, entgegnete er. „Was glauben Sie, Petty Officer?‟

Quade hielt den Blick geradeaus gerichtet, als er antwortete: „Wenn irgendetwas dort oben gewesen wäre, hätte der Jagdbomber es vertrieben oder abgeschossen, so viel steht fest. Aber das Ding bewegte sich auf den Radarschirmen mit so ungeheurer Geschwindigkeit, dass es sich dabei um keinen festen Körper gehandelt haben kann. Er wäre durch den Luftwiderstand und die dadurch hervorgerufene Reibungshitze einfach verglüht.‟

Danach presste er seine Lippen fest aufeinander und konzentrierte sich auf die Bedienung des Steuerknüppels. Rod Ellis warf ihm einen Seitenblick zu.

„Sie glauben also, es war ...‟, begann er. Aber in der gleichen Sekunde wurde er von einer Stimme aus dem Lautsprecher des Bordsprechfunkgeräts unterbrochen.

„Commander an Petty Officer Quade! Kommen!‟

Quade griff nach den Kopfhörern mit Mikrofon, die von einer Metallklammer unter dem Gerät festgehalten wurden, hielt die Sprechmuschel vor seinen Mund und meldete sich: „Hier spricht Quade, Sir!‟

„Petty Officer, kehren Sie sofort zum Flugzeugträger zurück! Wir haben das unbekannte Flugobjekt wieder auf den Radarschirmen. Es steht in 20.000 Fuß Höhe über Ihnen. Wenn Sie nach oben blicken, müssten Sie es ausmachen können.‟

Unwillkürlich sahen die drei Männer an Bord des Hubschraubers durch das Kanzeldach der Bell 47. Dann antwortete Quade: „Alles, was ich erkennen kann, ist etwas, das einem hell leuchtenden Stern gleicht.‟

„Das ist das Ufo. Sie müssen ...‟

Plötzlich war die Stimme aus dem Lautsprecher von starken knatternden, rauschenden, prasselnden Frequenz­störungen überlagert, und sie konnten nichts mehr verstehen.

Rod Ellis starrte Quade an, der die Kopfhörer fallen gelassen hatte und mit einer Hand vergeblich am Kanalwähler herumfingerte, um die Frequenz genauer einzustellen.

„Verdammt!‟, stieß Quade hervor, doch seine Stimme ging in einem immer lauter werdenden Dröhnen unter. Im selben Augenblick wurde die Kanzel des Hub­schraubers und alles, was sich darin befand, plötzlich von blendendem, scharlachrotem Licht überflutet.

Ruckartig hob Rod Ellis den Kopf und erstarrte für eine Sekunde. Dann schrie er: „Quade!‟

Eine ungeheure, leuchtende Masse wie hellrot glühendes Eisen, das aus der Glut eines Schmelzofens gerissen worden war, stürzte wie ein flammender Meteor auf den Hubschrauber nieder. Das Dröhnen, Kreischen und Schrillen wurde so durchdringend, dass es jedes andere Geräusch übertönte. Und immer greller wurde der Lichtschein.

Quade packte den Steuerknüppel mit beiden Händen und versuchte, den Hubschrauber herumzureißen. Aber es war bereits zu spät. Das ungeheure, glühende Etwas nahm schon fast den ganzen Himmel über der Bell 47 ein.

Das Letzte, was Rod Ellis sah, war Quade, der mit verzerrtem Gesicht am Steuerknüppel zog. Dann riss er beide Arme hoch, um sein Gesicht zu schützen.

Das Erste, was Ellis vernahm, als er aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte, war ein rhythmisches, dumpfes Hämmern. Zuerst fragte er sich, woher das Geräusch kam. Aber noch bevor er die Augen aufschlug, begriff er, dass es der Schlag seines eigenen Herzens war.

Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es ihm, die Lider zu öffnen. Ganz dicht vor dem seinen sah er ein fremdes Gesicht, ein Gesicht mit menschlichen Zügen, aber lang und schmal. Erst als sein Blick klarer wurde, erkannte er, dass es ein Spiegelbild seines eigenen Gesichts in einer gekrümmten, durchsichtigen Fläche war, die sich vor ihm wölbte. Als Nächstes wurde er sich bewusst, dass er aufrecht stand und dass er sich nicht bewegen konnte. Er versuchte, eine Hand zu heben, aber sein Körper gehorchte ihm nicht.

Aus den Augenwinkeln heraus nahm er wahr, dass er nicht allein war. Zu seiner Rechten standen zwei Gestalten: Jim Wheeler und Dan Quade. Sie standen aufrecht wie er selbst in übermannshohen, glasartigen Röhren auf Metallsockeln, die Hände um Metallbügel geschlossen. Jeder von ihnen trug um die Stirn einen Reifen mit handteller­großen, runden, silbernen Scheiben an den Schläfen. Beide schienen wach zu sein, denn ihre Augen standen offen; aber beide verhielten sich ebenso unbeweglich er.

Es war vollkommen still, bis auf das Geräusch des pochenden Herzens und das Atmen, das Ellis hörte. Es war sein eigenes.

Der Raum, in dem er sich befand und von dem er nur einen Teil sehen konnte, war niedrig und bis auf die drei Röhren vollkommen leer, die metallenen Wände glatt und fugenlos.

Ellis fragte sich, wie es kam, dass er noch am Leben war. Nur langsam und bruchstückhaft kehrten seine Erinnerungen zurück: Licht, grelles Licht; das abstürzende Ufo; ein furchtbares Dröhnen; Quade, der am Steuerknüppel des Hubschraubers riss; und dann ... Was war dann geschehen? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, was danach geschehen war.

Er versuchte, den Mund zu öffnen und einen Laut hervor­zubringen, um Wheeler und Quade auf sich aufmerksam zu machen, aber er hatte keine Macht über seinen Körper; nur die Augen konnte er bewegen.

Rod ließ seinen Blick durch den niedrigen Raum wandern, doch es war ihm unmöglich, zu sagen, wo er sich hier befand. Dieser Raum konnte überall und nirgends sein: Er enthielt nichts, was als Anhaltspunkt dafür hätte dienen können, wo die drei Männer gefangen gehalten wurden. Denn dass sie Gefangene waren, daran zweifelte Ellis nicht eine Sekunde lang.

Er war sich darüber im Klaren, dass er eigentlich hätte tot sein müssen, ebenso wie Wheeler und Quade. Das abstürzende Ufo, jene flammende, ungeheure Masse, was auch immer es gewesen sein mochte, hätte sie und ihren Hubschrauber zerschmettern müssen. Aber er lebte. Sein Herz schlug, und er hörte die Geräusche seines eigenen Atems.

In diesem Augenblick begann sich ein Teil der Wand ihm gegenüber zu verändern und wurde durchscheinend wie mattes Glas, hinter dem Licht aufleuchtet. Rod Ellis starrte darauf und fühlte, wie ein Schauer über seinen Rücken rann, als er die dunklen Umrisse plumper Gestalten hinter der durchsichtigen Fläche wahrnahm.

Waren es überhaupt Gestalten? Er fand keinen Ausdruck dafür. Nur eines konnte er mit Gewissheit sagen: Sie waren nicht menschlich. Niemals zuvor in seinem Leben hatte er etwas Ähnliches gesehen. Eiskalte Furcht und Entsetzen, die ihm Übelkeit verursachten, stiegen in ihm auf und würgten ihn.

Die entsetzlichen Gestalten hinter der durchsichtigen Wand bewegten sich langsam und schwerfällig. Und von dort vernahm er eine Stimme. Aber er hörte sie nicht mit seinen Ohren, wie er jedes andere Geräusch wahrzunehmen gewohnt war. Sie ertönte in seinem Kopf. Obwohl sie ebenso nichtmenschlich war wie die schrecklichen Gestalten, konnte er doch jedes Wort, das sie sprach, deutlich verstehen.

Erdenmenschen!, sagte die körperlose Stimme, die für Rod Ellis wie ein metallisches Flüstern klang. Sie machen sich durch Gedankenübertragung verständlich, dachte er. Dann, schlagartig, wurde ihm bewusst, was die Stimme gesagt hatte: Erdenmenschen!

Wer seid ihr?, wollte er, von Entsetzen erfüllt, schreien. Aber seine Stimmbänder gehorchten ihm nicht; kein Laut kam über seine Lippen. Doch seine Gedanken waren verstanden worden.

Wir sind die Wächter des Alls, flüsterte die Stimme in Rod Ellis’ Kopf.

Was ist mit uns geschehen? Wo sind wir, und warum sind wir hier?, dachte er.

Im selben Augenblick, in dem seine Gedanken die Worte geformt hatten, glühte ein kreisrunder Ausschnitt der Wand auf, als huschten flackernde, farbige Lichtstrahlen darüber hin. Dann nahmen die nebelhaften Umrisse schärfere Konturen an, und ein Bild entstand, dreidimensional und farbig. Er blickte in einen ungeheuren, schwarzen Abgrund, aus dem Myriaden winziger, scharfer Lichtpunkte stachen. Mitten darin hing, blau wie ein Saphir und mit leuchtend weißen Flecken übersät, eine ständig kleiner werdende Scheibe.

Ellis starrte darauf, und sein Mund wurde trocken. Er fühlte, wie sein Herzschlag zu rasen begann. Mühsam gelang es ihm, einen Gedanken zu formen: Das ist die Erde!

Ihr befindet euch an Bord eines Raumschiffes, das sich von eurer Heimatwelt entfernt, sagte die körperlose Stimme.

Das Ufo ..., dachte Rod Ellis. Aber es ist auf uns herab­gestürzt. Es hätte uns zerschmettern müssen. Und doch ...

Und doch seid ihr noch am Leben, vollendete die fremde Stimme in Ellis’ Gedanken. Habt keine Angst, euch wird nichts geschehen. Ihr seid dazu ausersehen, zu überleben.

„Was zu überleben?‟, schrie er.

Die Vernichtung eurer Welt, antwortete die flüsternde, metallisch klingende Stimme. Ihr werdet die letzten Menschen sein!

Rod Ellis versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. „Ihr wollt die Erde vernichten? Warum? Was haben wir euch getan? Ich weiß nicht einmal, wer ihr seid.‟ Seine Stimme brach.

Er musste unerträglich lange auf eine Antwort warten, bis die fremde Stimme fortfuhr: Wir sind die Wächter des Alls. Wir wachen darüber, dass nicht Rassen wie ihr Tod und Vernichtung in den Weltraum tragen. Es gibt unzählige menschenähnliche und nichtmenschliche Rassen im All, die vor dem Tod bewahrt werden müssen, den ihr ihnen mit euren Vernichtungswaffen bereiten könntet.

„Sprecht ihr von der Atombombe?‟

Davon und von anderen, in ihrer Wirkung noch furchtbareren Waffen, die ihr entwickeln würdet, wenn wir euch genügend Zeit ließen. Ihr seid im Besitz einer Macht, die für viele Sternenrassen die Vernichtung bedeuten könnte. Denn ihr habt das Tor zum All aufgestoßen und würdet bald in der Lage sein, mit euren Raumschiffen den Tod zu fernen Sternen zu tragen. Ihr würdet versuchen, Planeten zu erobern und zu versklaven, wie ihr es auf eurer eigenen Welt seit Jahrtausenden getan habt. Und ihr würdet schließlich jeden Widerstand, auf den ihr träfet, mit Gewalt brechen. Ihr würdet mit allen Mitteln versuchen, die Herrschaft über das All an euch zu reißen, denn ihr seid besessen von eurer Gier nach Macht. Das ist es, was verhindert werden muss.

„Das ist nicht wahr‟, entgegnete Rod Ellis. „Noch hat die Menschheit die Schwelle zum Weltraum nicht so weit überschritten, dass sie eine Gefahr für andere Sternen­rassen darstellen könnte. Und noch kann niemand sagen, ob es jemals dazu kommen wird.‟

Die Stunde würde kommen. Und deshalb muss eine Rasse wie die eure, die zu einer Bedrohung für alle anderen Wesenheiten in den Tiefen des Alls geworden ist, vernichtet werden, bevor sie Unheil anrichten kann.

Rod Ellis fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach und übers Gesicht rann. Noch immer hatte er ein Gefühl der Unwirklichkeit, als rede er mit den Gestalten eines wirren Traums, der ihn gefangen hielt. Alles erschien ihm wie eine Fieberphantasie; die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Einbildung schienen zu zerfließen. Er fühlte sich wie unter dem Einfluss einer starken Droge stehend, die ihm etwas zeigte, was in Wirklichkeit gar nicht vorhanden war.

„Woher wollt ihr wissen, dass wir nicht bereit wären, mit fremden Weltraumrassen friedlich nebeneinander zu leben?‟, fragte er.

Angst stieg in ihm auf, aber er schämte sich dessen nicht, denn eine dumpfe Ahnung sagte ihm, dass die schrecklichen Wesen hinter jener durchsichtigen Wand ihm gegenüber wirklich über eine Macht verfügten, die für menschliche Begriffe unvorstellbar war. Plötzlich zweifelte er nicht mehr daran, dass sie ihre Drohung in die Tat umsetzen und die Menschheit auslöschen konnten, wenn das ihrem Willen entsprach.

Wir wissen es, weil wir seit einer Million Jahren eure Entwicklung verfolgt haben, lautete die Antwort. In allem, was euch fremd ist, seht ihr eine Gefahr, die vernichtet werden muss.

„Es gibt keinen Beweis dafür, dass eure Überlegungen richtig sind!‟, schrie Rod Ellis wütend.

Wir werden dir beweisen, dass wir uns nicht irren, sagte die flüsternde Stimme. Sieh her!

In dem freien Raum zwischen der durchsichtigen Wandfläche und den drei Rohren, in denen Ellis, ­Wheeler und Quade gefangen waren, erschien wie aus dem Nichts ein heller Nebelstreif, verdichtete sich und begann Gestalt ­anzunehmen.

Wie gebannt starrte Rod Ellis auf die sich immer deutlicher abzeichnenden Umrisse. Sekunden später stand eine Frau dort, wo kurz zuvor noch der Nebel gewesen war. Sie war gut gewachsen und hatte hüftlanges Haar, schwarz und glänzend wie das Gefieder eines Raben. Ihr Mund glich einer roten Koralle, und ihre Augen leuchteten wie blaue Sternsaphire. Nie zuvor hatte Rod Ellis größere Schönheit gesehen.

Wenn dieses Geschöpf vom zwölften Planeten der roten Riesensonne Antares im Sternbild des Skorpions euch in einer fremden, vielleicht feindlichen Umwelt gegenübertreten würde, begann die körperlose Stimme.

„... dann würden wir ihm unvoreingenommen begegnen‟, warf Ellis ein. „Die Menschen sind nicht Feinde des außerirdischen Lebens.‟

Wenn ihr aber erkennen würdet, was sich hinter dieser menschlichen Gestalt, die von den eigentlichen ­Bewohnern jenes Planeten nur als Tarnung benutzt wird, wirklich verbirgt, was würdet ihr dann tun?

Die Gestalt begann vor Rod Ellis’ Augen zu verschwimmen und wurde plötzlich zu einem vielgliedrigen Spinnentier. Ellis erster Gedanke galt seiner Verteidigung, während er voller Ekel auf das scheußliche Lebewesen starrte.

Begreifst du nun?, fragte die flüsternde, ­metallische Stimme. Dein erster Gedanke war: Vernichten! Töten. Hättest du eine Waffe gehabt und deinem ersten Impuls folgen können, würdest du diesen Bewohner des Planeten­systems der roten Sonne Antares getötet haben, als du seine wahre Gestalt sahst, und hättest damit eine der höchsten Intelligenzen im Bereich eurer eigenen Galaxis vernichtet. Eure Rasse kennt nur die Ausrottung aller fremdartigen Lebensformen. Wohin immer sie im Weltraum vorstoßen würde, hinterließe sie eine Spur des Todes und der Verwüstung. Deshalb werden wir euren Heimatplaneten vernichten.

Das scheußliche Lebewesen vor Rod Ellis löste sich in Nebel auf, der ebenso plötzlich verschwand, wie er gekommen war.

Es gibt Hunderttausende von verschiedenen Arten des Lebens in den Sonnensystemen, Sternhaufen und ­Galaxien, fuhr die körperlose Stimme fort. Die meisten von ihnen sind friedlich und einer Rasse wie der menschlichen nicht gewachsen. Ihr würdet sie unter­drücken oder ausrotten, aus Unwissenheit, Habgier oder Angst. Wir haben lange darauf gewartet, dass ihr euch mit ­zunehmendem Wissen ändern würdet, aber ihr habt immer nur untereinander Kriege geführt und eure Intelligenz zur Herstellung immer schrecklicherer Vernichtungswaffen benutzt. Wir haben keinen Grund, anzunehmen, dass sich das jemals ändern wird. Ließen wir euch gewähren, ihr würdet zu den Todfeinden außerirdischen Lebens.

„Ich glaube, ihr habt noch einen anderen Grund für das, was ihr tun wollt‟, erwiderte Rod Ellis und legte seinen ganzen Hass und seine ganze, hilflose Verzweiflung in diese Antwort. „Ihr beherrscht das Weltall, ihr fürchtet, diese Macht einmal an die Menschheit zu verlieren. Vielleicht sind wir grausam, aber ihr seid unmenschliche Bestien. Vielleicht haben wir in der Vergangenheit in unserer Welt zu große Zerstörungen angerichtet und zu viel Blut vergossen; aber das ist nichts gegen das, was ihr wollt: Eine ganze Rasse mit ihrem Planeten auslöschen!‟

Wenn dadurch tausendmal größeres Unheil vermieden wird, ist unsere Handlungsweise gerechtfertigt.

„Ihr werft euch zu Richtern über die Menschheit auf‟, sagte Rod Ellis verzweifelt, „dabei seid ihr nicht besser als wir. Ihr wollt uns vernichten, damit eure eigene Macht ungefährdet bleibt.‟

Das ist keine Frage der Macht, denn wir sind euch tausend­fach überlegen und brauchen euch nicht zu fürchten. Doch das Unheil, das ihr über Hunderte bewohnter Welten bringen würdet, das fürchten wir.

„Und was soll mit mir und meinen beiden Kameraden geschehen? Was habt ihr mit uns vor? Warum habt ihr uns nicht zusammen mit der Menschheit und der Erde eurer Vernichtung überlassen? Wir sind doch wertlos für euch. Und wenn wir schon sterben müssen, ist es besser, wir sterben mit unserer eigenen Welt.‟

Das ist unmöglich, denn wir wollen eure Verhaltensweise und eure Gehirne untersuchen, um herauszufinden, was euch in den Vernichtungswahn, den ihr Krieg nennt, hineingetrieben hat. Wir glauben, auf diese Weise anderen Welten das Schicksal eures Heimatplaneten ersparen zu können.

„Ihr gebt der Menschheit also keine Chance?‟

Nein. Das Verschwinden einer einzelnen Rasse aus den Tiefen des Weltraums ist ohne Bedeutung. Schrecklich wäre es aber, sie überleben zu lassen, damit sie andere vernichten kann.

„Aber ihr vernichtet noch erbarmungsloser! Dazu würden Menschen nicht fähig sein!‟

Wir sind die Wächter des Alls, war die Antwort. Sie machte Rod Ellis mit grausamer Klarheit bewusst, dass jedes weitere Wort vergebens war. Der Untergang der Erde und die Vernichtung der Menschheit waren beschlossene Sache; nichts würde sie aufhalten.

Aus den Augenwinkeln warf er einen Blick zu Jim Wheeler und Dan Quade hinüber.

„Haben sie mit angehört, was zwischen uns gesprochen wurde?‟, wollte er wissen.

Sie selbst sollen dir bestätigen, dass sie jedes Wort gehört haben, antwortete die flüsternde Stimme.

Eine Sekunde darauf vernahm Rod Ellis eine andere Stimme, die er als die Jim Wheelers erkannte: „Ich habe alles verstanden, Rod. Aber ich glaube noch immer nicht daran, dass das alles hier Wirklichkeit ist.‟

„Es ist aber so‟, mischte sich Dan Quades Stimme ein. „Ich weiß zwar nicht, was mit uns geschehen ist, seit das Ufo auf unseren Hubschrauber stürzte. Aber das hier ist weder Traum noch Einbildung, sondern harte, greifbare Wirklichkeit.‟

„Was sollen wir tun?‟, fragte Wheeler.

Ellis hörte Angst aus seinen Worten heraus. Seiner Stimme hätte Jim Wheeler vielleicht einen festeren Klang geben können. Seine Gedanken jedoch konnte er zu nichts zwingen; sie verrieten nur allzu deutlich das Entsetzen, das ihn gepackt hatte.

„Wir können gar nichts tun‟, gab Quade zurück. „Wir sind in der Gewalt dieser Lebewesen, oder was immer sie sein mögen.

---ENDE DER LESEPROBE---