Western Legenden 30: Bronco Canyon - Peter Dubina - E-Book

Western Legenden 30: Bronco Canyon E-Book

Peter Dubina

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Beschreibung

Einst kämpfte Jim Davis als Captain für die Konföderation im Bürgerkrieg. Nach Ende des Krieges kehrt er zurück nach Texas, um Angie Stuart, der Witwe seines gefallenen Kameraden Jeb Stuart, eine Tapferkeitsmedaillie zu überbringen. Terror und Unterdrückung herrschen seit Ende des Krieges in Texas. Die Unionstruppen erpressen Steuern und Abgaben von den Besiegten, und der Hass auf beiden Seiten wächst stetig. Der Geschäftsmann Lew Wallace baut eine Herrschaft des Schreckens auf, und viele Rancher bangen um ihren Besitz. Denn Wallace hat einen Trupp Revolvermänner angeheuert, die seine Auffassung von Recht und Gesetz mit allen Mitteln durchsetzen sollen. Die Printausgabe des Buches umfasst 180 Seiten. Eine Exklusive Sammler-Ausgabe als Taschenbuch ist nur im Blitz-Verlag Shop erhältlich

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Western Legenden

In dieser Reihe bisher erschienen

9001 Werner J. Egli Delgado, der Apache

9002 Alfred Wallon Keine Chance für Chato

9003 Mark L. Wood Die Gefangene der Apachen

9004 Werner J. Egli Wie Wölfe aus den Bergen

9005 Dietmar Kuegler Tombstone

9006 Werner J. Egli Der Pfad zum Sonnenaufgang

9007 Werner J. Egli Die Fährte zwischen Leben und Tod

9008 Werner J. Egli La Vengadora, die Rächerin

9009 Dietmar Kuegler Die Vigilanten von Montana

9010 Thomas Ostwald Blutiges Kansas

9011 R. S. Stone Der Marshal von Cow Springs

9012 Dietmar Kuegler Kriegstrommeln am Mohawk

9013 Andreas Zwengel Die spanische Expedition

9014 Andreas Zwengel Pakt der Rivalen

9015 Andreas Zwengel Schlechte Verlierer

9016 R. S. Stone Aufbruch der Verlorenen

9017 Dietmar Kuegler Der letzte Rebell

9018 R. S. Stone Walkers Rückkehr

9019 Leslie West Das Königreich im Michigansee

9020 R. S. Stone Die Hand am Colt

9021 Dietmar Kuegler San Pedro River

9022 Alex Mann Nur der Fluss war zwischen ihnen

9023 Dietmar Kuegler Alamo – Der Kampf um Texas

9024 Alfred Wallon Das Goliad-Massaker

9025 R. S. Stone Blutiger Winter

9026 R. S. Stone Der Damm von Baxter Ridge

9027 Alex Mann Dreitausend Rinder

9028 R. S. Stone Schwarzes Gold

9029 R. S. Stone Schmutziger Job

9030 Peter Dubina Bronco Canyon

9031 Alfred Wallon Butch Cassidy wird gejagt

9032 Alex Mann Die verlorene Patrouille

Peter Dubina

Bronco Canyon

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2021 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mario HeyerSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-540-1Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Kapitel 1

Er kam von Süden in die Stadt, ein staubbedeckter Reiter in einem abgewetzten Sattel. Die Stadt hieß Mustang, und sie roch nach Kampf. Seine Fähigkeit, Gefahren zu riechen, und sein Colt, den er tief geschnallt an der rechten Hüfte trug, hatten ihn bisher am Leben erhalten.

Jim Davis maß sechs Fuß und drei Zoll. Er war in Texas geboren, und einmal hatte jemand von ihm gesagt, er wäre die größere Hälfte von Texas, der Rest des Ein-Stern-Staates wirke klein neben ihm. Viel Grimm lag in seinen Gesichtszügen, aber auch Gelassenheit, und nichts machte einen Mann stärker als Gelassenheit.

Doch als er in Mustang einritt, witterte er gleichsam wie ein Wolf, der Gefahr spürte. Hätte er der Stadt ausweichen können, er hätte es getan, denn ein Mann wie Jim Davis sattelte sein Pferd nicht, um in einen unnötigen Streit zu geraten. Ihm ging es nicht darum, seine Schnelligkeit beim Ziehen des Colts unter Beweis zu stellen. Er war ein Kämpfer, den es nicht nach Revolverruhm gelüstete. Zu oft hatte er Männer sterben sehen, die diesem Trugbild nachgejagt waren.

Mustang war eine unheimlich stille Stadt, als Jim Davis in der Abenddämmerung über die Frontstreet ritt. Er hatte manche stille Stadt in seinem Leben gesehen. Meist waren sie still, weil tote Männer im Straßenstaub lagen. Männer, die in einem Revolverkampf gefallen waren.

Vor dem Bella-Union-Saloon zügelte Jim Davis sein Pferd und schwang sich aus dem Sattel. Die Vorderfront des Saloons war von Laternen erhellt, auch durch die bunten Fensterscheiben drang Licht in die Dämmerung.

Wie es seine Gewohnheit war, knüpfte Jim die Zügel seines Braunen mit der linken Hand am Querbalken des Haltegeländers an. Seine Rechte hing in der Nähe des Armeecolts, dessen Holzgriff matt im Licht der Laterne schimmerte.

Die Waffe war das Einzige, was sauber war an Jim Davis. Der Mann selbst war mit Texasstaub bedeckt, vom Hut, der einst das Emblem der Südstaatenkavallerie getragen hatte, bis hinunter zu den Stiefeln mit den Armeesporen.

Er zögerte einen Moment, den Saloon zu betreten, denn er hörte den Hufschlag vieler Pferde. Ein halbes Dutzend Reiter trabte an ihm vorbei. Er sah flüchtig ihre Gesichter, als sie ganz in seiner Nähe die Lichtkegel der Laternen durchquerten. Er kannte keinen von ihnen, aber die Art, wie sie die Hände an den Colts hielten, verriet ihm, dass sie unterwegs in einen Kampf waren.

Als die Dunkelheit sie wieder verschluckt hatte und der Hufschlag verklungen war, stieg Jim Davis drei ausgetretene hölzerne Stufen hinauf und öffnete die Tür des Saloons. Sofort drangen ihm Klavierklänge, Stimmen und das Klirren von Gläsern und Flaschen entgegen. Die lange Theke des Bella Union und die Spieltische im Hintergrund waren von Männern umlagert. Es wurde Poker und Faro gespielt. Ein Glücksrad drehte sich. Überall konnte man die blauen Uniformen von Nordstaatensoldaten sehen. Bei diesem Anblick verzogen sich Jims Mundwinkel zu einem bitteren Lächeln, wie das wohl bei jedem Mann der Fall ist, der seine Heimat von einer feindlichen Armee besetzt sieht.

Kein Mensch beachtete ihn. Männer in der zerlumpten Uniform der ehemaligen Südstaatenarmee waren in jenen Jahren – kurz nach dem Ende des Bürgerkrieges – keine Seltenheit.

„Geben Sie mir einen Whiskey!“, sagte Jim zu einem der Barkeeper, nachdem er einen freien Platz an der Theke eingenommen hatte. Der stellte ein Glas vor ihn hin und füllte es mit einer kurzen Drehung seines Handgelenkes aus einer Flasche.

„Mister“, sagte er dabei, „hier gibt es eine Menge blauer Uniformen, aber außer der Ihren keine graue. Die Yankees schätzen den Anblick von Rebellenuniformen nicht sehr. Wir haben heute schon eine Menge Whiskey ausgeschenkt, denn die Yankees haben gerade ihren Sold erhalten. Und wenn sie betrunken sind, genügt schon eine Kleinigkeit, um einen Streit anzufangen. Sie sollten Ihren Whiskey lieber rasch austrinken und den Saloon wieder verlassen. Schlucken Sie Ihren Stolz hinunter. Es ist besser, auf den eigenen Füßen hinauszugehen, als mit den Füßen voran durch die Tür hinausgetragen zu werden.“

„Ich bin nicht hergekommen, um Streit zu suchen“, erwiderte Jim Davis. Er warf einen Dollar auf die Theke. „Ich bin nur hier, um einen Whisky zu trinken und nach dem Weg zur Stuart-Ranch zu fragen.“

„Wenn Sie von der Ranch Jeb Stuarts sprechen, sollten Sie Ihre Stimme etwas dämpfen, Mister“, sagte der Barkeeper leise. „Das ist ein Name, der im Bella-Union-Saloon nicht gern gehört wird. Wenn jemand die Stuart-­Ranch verlässt, wird ihm niemand in Mustang etwas in den Weg legen. Wenn aber einer dorthin reiten will, könnte es sein, dass er mit beiden Beinen mitten in die Hölle springt. Texas ist groß, Mister. Warum wollen Sie ausgerechnet zur Stuart-Ranch?“

„Ich habe dort etwas zu erledigen“, antwortete Jim Davis und trank sein Glas aus. „Warum fragen Sie?“

„Es könnte sein, dass jemand etwas dagegen hat“, murmelte der Keeper und warf aus den Augenwinkeln einen unbehaglichen Blick zu einem Spieltisch hinüber, der neben der Treppe stand, die zum Obergeschoss führte. Dort saßen vier Männer bei einem Pokerspiel.

Jim musterte sie im gelblichen Lichtschein einer tief über dem Tisch hängenden Petroleumlampe. Einer von ihnen war ein stattlicher Mann mit silbergrauem Haar und sichelförmigen Schnurrbart. Er trug einen eleganten Prinz-Albert-Rock mit Samtaufschlägen, darunter eine Weste aus Chinaseide. Sein Gesicht war breit und wirkte wie aus hartem Holz geschnitzt. Der Zug um den Mund verriet Brutalität und Rücksichtslosigkeit. Seine Augen, die auf die Karten in seinen Händen gerichtet waren, waren bernsteinfarben wie die eines Wolfes.

„Wer ist das?“, fragte Jim Davis.

„Lew Wallace“, antwortete der Barkeeper. „Ihm gehört fast das ganze County – und die Stadt. Wenn Sie im Hotel schlafen, schlafen Sie bei Lew Wallace. Wenn Sie Ihr Pferd im Mietstall unterstellen, stellen Sie es bei Lew Wallace unter. Wenn Sie einen Whiskey in Mustang trinken, trinken Sie ihn in einem Saloon von Lew Wallace. Und wenn Sie sich Lew Wallace zum Feind machen, dann lässt er Sie vierundzwanzig Stunden später begraben.“

„Gibt es irgendetwas in dieser Stadt, was Lew Wallace nicht gehört?“, wollte Jim Davis wissen.

„Ja“, lautete die durchaus ernst gemeinte Antwort, „der Friedhof. Aber das kann Wallace gleichgültig sein, denn von dort ist noch keiner seiner Feinde jemals zurück­gekehrt. Er hat ein wildes Rudel von Revolverschwingern auf seiner Lohnliste stehen, das ihm hilft, seinen Willen gegen jedermann durchzusetzen. Außerdem steht er auf vertrautem Fuß mit den Yankee-­Besatzungstruppen, die dem besiegten Texas den Stiefelabsatz in den Nacken gesetzt haben, um es in den Staub zu drücken. Die Yankees haben ihn in die Sklavenbefreiungsbehörde von Texas berufen und zum Chef der Zivilverwaltung in unserem County gemacht.“

Aus den Worten des Mannes sprach eine Bitterkeit, der Jim Davis auf seinem Ritt durch das besiegte Texas immer wieder begegnet war. Doch solche Worte wurden immer nur leise ausgesprochen, denn in Texas herrschte die Angst. Wer überleben wollte, musste sich dem Willen der Sieger und jener Südstaatler, die sich aus geschäftlichen Interessen mit dem siegreichen Norden verbündet hatten, unterwerfen.

Jim gab dem Keeper mit einer Handbewegung zu verstehen, das Glas noch einmal zu füllen. Doch sein Blick hing dabei an Wallace und den drei Männern, die mit ihm am Spieltisch saßen. Einer von ihnen – er saß rechts neben Lew Wallace – war noch jung und hatte ein bleiches Gesicht, auf dem ein herausfordernder Ausdruck lag. Die schwarzen Augen wirkten darin wie zwei Revolvermündungen.

Genau über ihm, auf dem ersten Absatz der zum Obergeschoss führenden Treppe, saß ein Mann in Hemdsärmeln und Weste auf einem Stuhl und überblickte den Raum. Er trug einen Revolvergurt mit einem Colt an jeder Hüfte, und quer über seinem Schoß lag eine Schrotflinte mit langen Zwillingsläufen. Die Hähne waren halb gespannt, und die Rechte des Mannes befand sich in der Nähe des Abzugsbügels.

„Es sieht so aus, als erwarte Wallace Ärger“, sagte Jim Davis leise.

„Männer wie er müssen immer mit Ärger rechnen“, flüsterte der Keeper. „Die haben keine Freunde, aber es gibt viele Leute, die sie hassen. Ich glaube ...“

In diesem Moment wurde die Eingangstür so heftig aufgestoßen, dass sie innen gegen die Wand schlug. Plötzlich verstummten, wie auf ein geheimes Zeichen, das Klavier, die Stimmen und das Klirren von Gläsern und Flaschen. Alle Blicke wandten sich der Tür zu. Ein halbes Dutzend Männer trat über die Schwelle. Jim erkannte sie sofort wieder. Es waren die Reiter, die er kurz auf der Frontstreet gesehen hatte.

Der Mann, der den Saloon als erster betrat, war groß. Doch er ging gebeugt, als hätte er eine schwere, niederdrückende Last auf seinen Schultern zu tragen. ­Ohnmächtiger Zorn und Verzweiflung sprachen aus seinem Gesicht, und die rechte Hand schwebte in der Nähe des hochgeschnallten Revolvers. Der Mann durchquerte den Raum, und alle machten ihm Platz, bis er wenige Meter vor dem Spieltisch stehenblieb, an dem Lew Wallace saß.

Dieser hob den Kopf. Das Licht der Petroleumlampe zeichnete tiefe Schatten unter seine vorspringenden Brauen, und in diesen Schatten funkelten seine bernsteinfarbenen Augen gefahrdrohend.

„Was wollen Sie, Reid?“, fragte er. Der Mann vor dem Tisch sah ihn hasserfüllt an.

„Wir haben erst vor ein paar Stunden erfahren, dass die Zivilverwaltung die fälligen Steuern mit Gewalt von den Ranchern eintreiben will, und dass jedermann, der nicht bezahlen kann, von seinem Besitz vertrieben werden soll“, entgegnete er, seinen Zorn mühsam bezähmend. „Da haben wir unsere Pferde gesattelt, um nach Mustang zu reiten und mit Ihnen zu reden ...“

„Ich wüsste nicht, dass es dazu noch etwas zu sagen gibt“, unterbrach Wallace ihn kalt. „Die Steuersätze sind festgesetzt und müssen bezahlt werden. Wer nicht zahlen kann, dessen Eigentum wird versteigert, um die Schuld zu begleichen. So sehen es die neuen Gesetze vor.“

„Ja, Yankee-Gesetze“, gab Reid heftig zurück. „Gesetze, die uns aufgezwungen werden, um Texas und seine Freiheit von Grund auf zu zerstören.“

„Wer einen Krieg verliert, bezahlt. Die Südstaaten haben gegen die Union rebelliert und den Bürgerkrieg verloren. Texas ist ein von den siegreichen Nordstaaten besetztes Gebiet und steht unter Kriegsrecht. Wenn ihr euren Besitz behalten wollt, sehe ich keine andere Möglichkeit für euch, als die von der Zivilverwaltung erhobenen Steuern zu zahlen.“

„Aber wir können das nicht, das wissen Sie genau, Wallace. Der einzige Reichtum von Texas waren von jeher seine Rinderherden. Aber nach dem Ende des Bürgerkrieges sind die Rinderpreise so stark gefallen, dass alle Rancher verarmt sind. Und das, obwohl im Norden eine große Nachfrage nach Rindfleisch besteht und die Nordstaaten bereit sind, hohe Preise für unsere Herden zu zahlen. Aber Männer wie Sie, Wallace, die mit ihren Banden von bezahlten Revolverschwingern Texas vom Norden abschneiden, verhindern, dass wir unsere Tiere zu den Märkten in Kansas treiben können. Und weil wir auf diese Weise kein Geld verdienen können, steigen unsere Steuerschulden immer mehr. Und jetzt wollen Sie uns, weil wir nicht zahlen können, von unserm Land verjagen.

Ich durchschaue Ihren Plan, Wallace. Wenn wir unser Land verlieren, werden Sie es mit Hilfe Ihrer Freunde, der Yankees, bei den angekündigten Versteigerungen durch ein paar schmutzige Tricks billig in Ihren Besitz bringen. Auf diese Weise verdienen Sie ein Vermögen an dem Krieg, den der Süden verloren hat. Sie waren ein Mann des Südens, Wallace, bevor Sie anfingen, den Yankees die Stiefel zu lecken, um persönlicher Vorteile willen. Jetzt sind Sie ein Verräter an den Südstaaten, und Sie spucken höhnisch auf das Blut, das viele tapfere Männer für die Freiheit des Südens vergossen haben.

Ja, die Konföderierten haben den Krieg verloren, und Texas liegt in Ketten. Das ist schlimm, aber es ist noch nicht das größte Übel, das die Niederlage im Bürgerkrieg über uns gebracht hat. Das Schlimmste, was der Norden uns antun konnte, war, Kriegsgewinnler und skrupellose Geschäftemacher wie Sie mit der Zivilverwaltung in Texas zu betrauen. Denn Sie zerstören selbst das noch, was der Krieg übrig gelassen hat.“

Lew Wallace hatte Reid zugehört, ohne ihn mit einem Wort zu unterbrechen oder eine Hand zu rühren. Nur sein Gesichtsausdruck war immer härter und sein Blick immer kälter geworden. Als er nun zu sprechen begann, klang seine Stimme hölzern.

„Es scheint so, als hättet ihr Rebellen noch immer nicht begriffen, wer in Texas jetzt die Macht in Händen hält. Man kann es euch offenbar nur auf die harte Tour verständlich machen.“ Er schnippte mit den Fingern: „Santee!“

Der junge Bursche mit dem bleichen Gesicht, der rechts neben Wallace saß, erhob sich mit einer ruckartigen Bewegung. Sein Stuhl kippte um und schlug polternd auf dem Boden auf.

Der Dunkeläugige trug eine Weste aus schwarzer Seide, knapp sitzende Reithosen von derselben Farbe und bis zu den Knien reichende schwarze Stiefel. Das weiße Leinenhemd wurde am Kragen von einer schwarzen Samtmasche zusammengehalten. Auch die beiden Revolvergürtel, die er über Kreuz geschnallt trug, waren schwarz. In den tiefsitzenden Holstern, die mit Lederriemen an den Oberschenkeln befestigt waren, steckten zwei silberne Colts, deren weiße Elfenbeingriffe nach vorn gerichtet waren. Die Hände ihres Trägers schwebten, Handrücken nach oben, dicht über den Waffen. Von dem jungen Burschen ging eine unheimliche Drohung aus, wie ein Pesthauch aus dem aufgerissenen Rachen einer riesigen Giftschlange.

Doch Reid hatte sich in Rage geredet. Sein lange unterdrückter Zorn, seine aufsteigende Verzweiflung waren zum Ausbruch gekommen und ließen kein klares Denken mehr zu.

„Sie sind ein erbärmlicher Feigling, Wallace“, stieß er hervor, „sonst würden Sie sich nicht hinter einem hergelaufenen Revolverhelden verstecken. Aber ich habe keine Angst vor Ihren Leuten, und ich habe auch keine Angst vor Ihnen. Ich lasse mich nicht von Ihnen von meinem Land vertreiben. Lieber würde ich ...“

„Was würdest du lieber, Rebell?“, unterbrach ihn der schwarzgekleidete Revolvermann, den Wallace Santee genannt hatte. „Möchtest du lieber sterben? War es das, was du sagen wolltest?“

„Mischen Sie sich nicht ein, Santee!

---ENDE DER LESEPROBE---