Terror - Jürgen Behrens - E-Book

Terror E-Book

Jürgen Behrens

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Steffen Ludwig ist Kriminalbeamter beim Bundeskriminalamt. Sein Gegenspieler Markus Harring gründet die 4. Generation der RAF. In der ehemaligen DDR aufgewachsen, ist die Wiedervereinigung für ihn ein Kulturschock. Er steigert sich mit seinen Kumpanen immer tiefer in die Gewalt gegen Staat und die verhassten Imperialisten. In berichtender Romanform werden die Gräueltaten der Bande erzählt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 186

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jürgen Behrens, 1959 in Stadthagen geboren.

Mein beruflicher Werdegang ist alles andere als alltäglich. Nach dem Abitur zog es mich zunächst in den öffentlichen Dienst und zwar zum Bundeskriminalamt. Nach 11 intensiven Jahren in dieser Behörde wechselte ich in die freie Wirtschaft und war hier anfänglich als Koordinator für Sicherheit und Qualität bei einem mittelständischen Unternehmen tätig. Seit 1994 bin ich als selbstständiger Unternehmensberater und Trainer für Führungskräfte tätig.

Dieses Buch erzählt viele Ereignisse aus meiner Zeit beim BKA, die ich erlebt, gelesen oder gehört habe.

Das Ganze ist als berichtartiger Roman geschrieben und dreht sich um einige „heiße Jahre“ um die 2000 er-Zeit, in der sich die 4. Generation der RAF gründet und etliche Anschläge verübt.

Ich bin verheiratet, habe drei erwachsene Töchter und bald 8 Enkelkinder. Mein Hobby ist das Fitnessstudio, meine Leidenschaft das Motorradfahren.

Jürgen Behrens

Terror

Die 4. Generation der RAF

© 2025 Jürgen Behrens

Covergrafik von: Dennis Hallinan, BDHA06, Alamy Limited

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Jürgen Behrens, Im Spettel 7, 67297 Marnheim, Germany.

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel 1 Der Anschlag

Kapitel 2 Soko Präsident

Kapitel 3 Steffen Ludwig

Kapitel 4 Markus Harring

Kapitel 5 Der G 8 Gipfel in Genua

Kapitel 6 Die Rache des Proletariats

Kapitel 7 Fahndung

Kapitel 8 Das Amt

Kapitel 9 Das Leben im Untergrund

Kapitel 10 Die Autobombe

Kapitel 11 Soko Pharma

Kapitel 12 Der Bankvorstand

Kapitel 13 Erzfeind Bundeswehr

Kapitel 14 Die Festnahmen

Kapitel 15 Die Panzerfaust

Kapitel 16 Soko General

Kapitel 17 Der Plan

Kapitel 18 Nah dran

Kapitel 19 Anschlag und Entführung

Kapitel 20 Soko Staatsminister / Sicherheitskabinett

Kapitel 21 Die Wohnung und die Al Quaida

Kapitel 22 Die Erddepots

Kapitel 23 Das Finale

Epilog

Anhang

Terror

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel 1Der Anschlag

Epilogue

Anhang

Terror

Cover

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

34

35

36

37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

48

49

50

51

52

53

54

55

56

57

58

59

60

61

62

63

64

65

66

67

68

69

70

71

72

73

74

75

76

77

78

79

80

81

82

83

84

85

86

87

88

89

90

91

92

93

94

95

96

97

98

99

100

101

102

103

104

105

106

107

108

109

110

111

112

113

114

115

116

117

118

119

120

121

122

123

124

125

126

127

128

129

130

131

132

133

134

135

136

137

138

139

140

141

142

143

144

145

146

147

148

149

150

151

152

153

154

155

156

157

158

159

160

161

162

163

164

Kapitel 1 Der Anschlag

April 2002

Der schwere, gepanzerte Mercedes rollte langsam den Kiesweg hoch. Das prächtige Haus lag in einer abgelegenen Siedlung im Ortsteil Niedernhausen-Engenhahn, keine 15 km nördlich von Wiesbaden.

Das Fahrzeug kam um Punkt 08.00 Uhr vor der metallenen Eingangstür zum Stehen. Das Haus war mit Alarmanlagen und Videoüberwachung abgesichert. Das Grundstück mit einem Alarmzaun eingezäunt.

Die Polizeibeamten Thomas Riechmann und Ralf Horemanns stiegen aus dem Wagen. Thomas Riechmann, ein 26-jähriger Kriminalkommissar der Abteilung Sicherungsgruppe des BKA (SG) war ein Hüne. 1,94 m groß und über 100 kg schwer, ein echter Modellathlet, der sich mit Krafttraining und Kampfsport fit hielt. Er blieb am Fahrzeug und sicherte die Umgebung.

Ralf Horemanns war ein 34-jähriger Polizeihauptmeister des Bundesgrenzschutzes, der zur SG abkommandiert war. Er war ein mittelgroßer, etwas übergewichtiger Mann, der auf Außenstehende einen eher ungepflegten Eindruck machte.

Er ging zum Tor und klingelte mit dem vereinbarten Code.

Der BKA-Präsident Peter Heitmann hatte auf die Dienstwohnung im Amt verzichtet und es vorgezogen, in dem idyllischen Örtchen sein eigenes Haus zu bewohnen. Auch die Bewachung des Objektes beschränkte sich auf die Bestreifung durch die Schutzpolizei und die regelmäßige Überwachung der Schutzeinrichtungen durch die SG.

Peter Heitmann war erst seit 3 Jahren Präsident des BKA. Er hatte vorher die Hauptabteilung in Meckenheim geführt.

Die Tür wurde geöffnet und Peter Heitmann begrüßte seine Bodyguards. Als er die 5 Meter zum Fond des Wagens zurücklegte, ging der Feuersturm los. Aus drei verschiedenen Richtungen wurden die drei Polizisten unter Beschuss genommen. Peter Heitmann wurde von einer Kugel in den Kopf und von zwei Geschossen in den Oberkörper getroffen. Er war auf der Stelle tot. Der Wald dröhnte von Maschinenpistolensalven immer wieder unterbrochen von dem heiseren Spucken eines Präzisionsgewehres. Ein Geschoss aus dieser Waffe durchschlug den Hals von Thomas Riechmann, der röchelnd zusammenbrach, bevor er reagieren konnte. Ralf Horemanns versuchte durch einen Hechtsprung hinter dem Fahrzeug in Deckung zu gelangen, als eine Kugel aus einer Maschinenpistole seinen Oberschenkel durchschlug. Er schrie auf vor Schmerz. Zum Glück war der Knochen nicht getroffen, doch das Blut schoss aus der Wunde. Er zog seine Waffe, eine SIG Sauer 9 mm mit langem Lauf. Ralf Horemanns wusste nicht worauf er schießen sollte. Er sah die Angreifer einfach nicht und konnte die Schussrichtungen nicht orten. Als er sich hinter dem Wagen in sicherer Deckung wähnte, nahm ihn Simone Krömer ins Visier. Sie saß in einer Astgabel in 150 Metern Entfernung, für Ralf Horemanns nicht zu sehen. Ihre Waffe war ein Scharfschützengewehr G 82 des Herstellers Barrett aus den USA mit einem Kaliber von 12,7 mm. Es ist berühmt für seine Zielgenauigkeit auf eine Entfernung bis zu 1.800 Metern. Sie konzentrierte sich auf das Zielfernrohr und bekam den Nacken des hinter dem Mercedes kauernden Polizisten ins Blickfeld. Den langen Lauf der Waffe hatte die Terroristin auf einen Ast aufgelegt. Mit Arm und Schulter arretierte sie die Waffe. Als sie sicher war zu treffen, zog sie den Abzugshebel durch. Der Knall war ohrenbetäubend. Das Ergebnis verheerend.

Das Geschoß zerfetzte Ralf Horemanns Hinterkopf und Blut und Gehirnmasse spritzten gegen das Fahrzeug.

Als alle drei Beamten am Boden lagen, stürmten die drei Untergruppen des RAF-Kommandos aus dem Wald über den Kiesweg hin zum Dienstfahrzeug des BKA. Es waren insgesamt 5 Personen. Neben Simone Krömer, der Scharfschützin waren noch Markus Harring, der Anführer, Kevin Lindow, der Fälscher, Sandra Matt, die Organisatorin und Ronny Tholen, der Beschaffer dabei. Bettina Volkmann, die Mitläuferin, hielt in der konspirativen Wohnung die Stellung.

Als sie die drei Polizisten erreichten, waren alle drei leblos und lagen in großen Blutlachen. Markus Harring zog seinen Revolver der Marke Smith & Wesson Model 500 mit dem Kaliber .500 (12,7 mm) aus dem Holster, den er am Gürtel trug. Er spannte den Hahn vor und schoss allen drei am Boden liegenden Männern eine Kugel ins Herz. Die anderen beeilten sich, die Dienstwaffen der Toten einzusammeln. Sie zogen die Dienstausweise und Kriminalmarken aus den Taschen und nahmen diese an sich. Anschließend stieg Sandra Matt in den Wagen und nahm das Funkgerät und die Maschinenpistole an sich. Die ganze Aktion hatte weniger als 10 Minuten gedauert. Die Terroristen rannten den Kiesweg hinunter und ca. 500 Meter in den Waldweg hinein. Dort hatten Sie Ihr Fahrzeug, einen dunkelblauen Mercedes G 300 Diesel abgestellt. Den Wagen hatte Ronny Tholen vor einer Woche in Frankfurt am Hauptbahnhof gestohlen. Kevin Lindow setzte sich ans Steuer und fuhr los, als alle Kommandomitglieder im Fahrzeug saßen.

Am Tatort hatten sie einen Bekennerbrief hinterlassen:

„Heute haben wir Bullenschweine erledigt, die es verdient haben! Freiheit für alle Kämpfer! Rote-Armee-Fraktion.

Kommando Brigitte Mohnhaupt.“

Sie waren freudig erregt und voller Spannung, klopften sich auf die Schultern und feuerten sich an. Das Kommando war erfolgreich gewesen. Sie bejubelten sich und machten sich gegenseitig Mut. Es war ihr erster großer Anschlag!

Lindow fuhr mit mittlerer Geschwindigkeit. Er wusste, dass der Polizeiapparat nicht so schnell war, um eine Ringfahndung aufzubauen, bevor sie Ihre konspirative Wohnung in Limburg erreicht hätten. Bis zur Autobahn waren es nur 9 km und die A 3 hatte die Bande nach 12 Minuten erreicht. Die Autobahn nach Limburg war um diese Zeit nur wenig befahren. Der Berufsverkehr rollte in die Gegenrichtung nach Wiesbaden, Mainz und Frankfurt. 25 Minuten nach dem Anschlag hatte das mörderische Quintett die Autobahnabfahrt Limburg-Süd erreicht und bog ab. Sie stellten den Wagen in einer Seitenstraße ab und gingen in die konspirative Wohnung.

Es war ruhig, keine Polizeisirenen, keine Streifen. Im Polizeifunk hatten sie gehört, dass ein sogenannter Ring-30 aufgebaut wurde. In dem Moment waren sie bereits in der Wohnung in Sicherheit.

Diese hatte Sandra Matt vor zwei Monaten in einem Industriegebäude angemietet. Der Vermieter war ein zwielichtiger Kleinkrimineller, der in dem heruntergekommenen Gebäude eine Autowerkstatt betrieb. Sein Geld verdiente er jedoch als Dealer von Drogen. Er war zwar nur ein kleines Licht in der Limburger Szene, hatte jedoch feste Abnehmer und so ein auskömmliches Dasein. Den Nachschub für seine Drogen besorgte er in den Niederlanden. Zweimal im Monat fuhr er nach Amsterdam zu seinem Dealer und kaufte den Vorrat für 14 Tage. Die Wohnung der Terroristen war ein ganzes Stockwerk in der dritten Etage. Sie verfügte über einen großen Aufenthaltsraum, drei Bäder und sieben Zimmer. Einen Mietvertrag gab es selbstverständlich nicht, gezahlt wurde immer bar. Problematischer war die Versorgung mit Strom und Wasser gewesen. Da die Bande über kein Bankkonto verfügen konnte, musste der Vermieter offiziell auch diese Dienstleistungen bestellen. Abgerechnet wurde auch hier pauschal. Für die Mörder war es einfach wichtig, der Polizei keine Möglichkeit zu geben, sie ausfindig zu machen.

Die Bande schaltete das Radio ein und hörte die Meldungen über den Anschlag in Engenhahn. Sie feierten ihren Erfolg und machten Rotwein auf. Die Frauen hatten Spaghetti mit Bolognese Sauce gekocht und alle ließen es sich schmecken. Anschließend reinigten und ölten sie ihre Waffen und legten sich schlafen.

In der Nacht fuhren Tholen und Lindow mit zwei Fahrzeugen zum Diezer Baggersee. Sie hielten am Rand des Sees und schoben den Mercedes über den Rand. Die Uferwände fallen dort über 10 Meter senkrecht in die Tiefe und das Auto verschwand schnell. Der See ist bis zu 18 Meter tief und die beiden gingen davon aus, dass er nicht so schnell gefunden würde.

Ronny Tholen, Beschaffer von Autos, Geld und Papieren war ein „Ost-Gewächs“. Er wurde 1974 in Freiberg in Sachsen in der ehemaligen DDR geboren, absolvierte dort eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker und war bereits mit 16 Jahren das erste Mal wegen Einbruchdiebstahls inhaftiert gewesen. Er kannte Markus Harring seit seinem sechsten Lebensjahr, als die beiden zur Schule kamen. Die beiden hatten ihre kriminelle Energie gegenseitig gepuscht, nur wurde Harring nicht so schnell erwischt. Nach der Wende steigerte Tholen seine kriminelle Karriere über Raubdelikte, gewerbsmäßige Hehlerei bis hin zu Gewaltdelikten. Er wurde immer wieder mal festgenommen, konnte jedoch nie eindeutig überführt werden. Bei einem Überfall auf einen Geldboten einer Bäckereifiliale schlug er mit einem Baseballschläger auf den Kopf des Opfers ein und verletzte dieses lebensgefährlich. Zwei zufällig vorbeikommende junge Männer waren auf dem nach Hause Weg vom Tae Kwon Do Training. Beide waren kampferprobt. Der eine hatte einen braunen Gürtel, der andere den in blau. Sie griffen beherzt ein. Der erste schlug Tholen mit einem Dreh-Kick die Waffe aus Hand, während der zweite mit einem Seit-Tritt gegen den Hals Tholen aus dem Gleichgewicht brachte und kampfunfähig machte. Die beiden fesselten den Räuber, versorgten das Opfer und alarmierten über den Notruf 112 den Rettungsdienst und die Polizei. Tholen wurde festgenommen und am nächsten Tag dem Haftrichter vorgeführt. Dieser gehörte zu den Jura-Studenten, die sich vorgenommen hatten, den Gang durch die Instanzen zu gehen. Dies war mit der Ernennung zum Amtsrichter bereits zum Teil gelungen. Der Richter hörte sich die Geschichte des armen, geplagten Jungen Ronny Tholen an, erfuhr so von dessen harter Jugend, dem prügelnden Vater und der lieblosen Mutter. Da Tholen einen festen Wohnsitz hatte, sah dieser Richter keinerlei Anlass, eine weitere Haft zu begründen und entließ ihn.

Als das Ermittlungsverfahren so weit gediehen war, dass Tholen angeklagt werden sollte, tauchte er ab, nahm Kontakt zu Harring auf und schloss sich dessen Gruppe an. So wurde er Mitglied im harten Kern der 4. Generation der RAF.

Simone Krömer, Jahrgang 1975, Scharfschützin, ehemalige BWL-Studentin.

Krömer war die Revoluzzerin. In einem spießigen, katholisch geprägten Beamtenhaushalt in Rosdorf vor den Toren Göttingens streng erzogen, brach sie das erste Mal mit 14 Jahren aus und schlug sich nach Holland durch. Dort suchte sie gezielt Kontakt zum Drogen-/Prostitutionsmilieu. Nach zwei Monaten wurde sie aufgegriffen und in ein Heim für schwer Erziehbare gesteckt. Hier rutschte sie endgültig ab. Sie lernte von den gewalttätigen Jungen mit Messern, Waffen, Händen und Füssen umzugehen. Nach einem Jahr wurde sie wieder in ihre Familie aufgenommen. Trotz aller Widerstände gegen ihre Umgebung schaffte sie es, 1996 die Schule mit dem Abitur in er Tasche hinter sich zu lassen. Sie schrieb sich an der Uni Göttingen für BWL ein, brach das Studium nach drei Semestern jedoch ab. Von 1998 an hielt sie sich in der Hausbesetzerszene auf und radikalisierte sich immer weiter. Ihre Radikalisierung führte sie in die Szene der Globalisierungsgegner. Mit einer Gruppe von acht Randalierern, darunter auch Bettina Volkmann, fuhr sie 2001 zum G 8 Gipfel nach Genua. Dort lernte sie Harring kennen und lieben. Bei den gewalttätigen Ausschreitungen war sie ganz vorne dabei. Das Schießen erlernte sie später in einem Schützenverein in Bielefeld.

Sie war 1,75 m groß, hatte braune Haare, kurz geschnitten, war schlank und nicht besonders hübsch.

Kevin Lindow, Spezialist für Fälschungen aller Art

Lindow war wie Tholen in Freiberg in der DDR aufgewachsen und mit ihm zur Schule gegangen. Von der ersten bis zur vierten Klasse war auch Markus Harring Mitglied in dieser Dreier-Gang. Nach der Wende begann Lindow eine Ausbildung zum Grafiker in Frankfurt am Main. Der Kontakt zu Harring und Tholen war nie abgebrochen. Die drei nahmen an diversen Randalen in Deutschland teil und waren beim Werfen von Steinen und Flaschen immer ganz vorne mit dabei. Nach dem Abschluss der Ausbildung wechselte Lindow zur Bundesdruckerei nach Neu-Isenburg und lernte, wie Geld, Ausweise und amtliche Dokumente produziert werden.

Sandra Matt, Organisatorin für Wohnungen, Waffen und Informationen, Bindeglied zur Unterstützerszene

Matt wurde 1977 im nordhessischen Rosdorf bei Göttingen geboren. Bereits in der Schule glänzte Sie durch ständiges „Abweichen von der Norm“. Sie kleidete sich schwarz, dann bunt, dann schlampig. Hauptsache andersartig! Sie schloss sich dem Gothic Trend an, dann wechselte sie zu den Punks, um schließlich mit 17 Jahren bei den Autonomen zu landen. Sie beteiligte sich an diversen kleinen Widerstandsaktionen, Graffity-Schmierereien und gewalttätigen Ausschreitungen bei Demos. Matt war immer in der ersten Reihe. Sie hatte nie einen Beruf erlernt oder ausgeübt, sondern sich mit Aushilfsjobs über Wasser gehalten. Einer der „hilfreichsten“ war das halbe Jahr bei einem Immobilienmakler. Hier lernte sie, worauf man zu achten hat, wenn man anonym bleiben will.

Bettina Volkmann, Mitläuferin beim harten Kern. Ebenfalls Jahrgang 1977 und Schulkameradin von Sandra Matt. Durch sie wurde Volkmann in den Kreis aufgenommen.

Im BKA:

Um 08.15 Uhr bekam die Kriminalkommissarin z.A. Heike Leitner feuchte Hände. Das Team, das den BKA Präsidenten jeden Morgen abholte, hatte sich noch nicht über Funk gemeldet und sie hatte vergessen, ihrerseits Kontakt aufzunehmen.

Sie ging ans Funkgerät und sprach hinein: „Bali an Bali 24 kommen!“ Keine Reaktion. Sie wiederholte dieses Prozedere mehrere Male und wurde dabei immer nervöser. Sie wählte die Handy-Nummer von Thomas Riechmann über die Kurzwahl 805 an.

Es klingelte. „Hallo!“ Die Stimme einer älteren Frau war zu hören. „Wo ist Thomas?“ fragte Heike Leitner aufgeregt und völlig außer sich. „Es ist etwas Schreckliches passiert. Alles voller Blut. Alle sind tot. Kommen sie schnell“, stammelte die alte Frau. Heike Leitner wurde blass, ihr Gesicht war angstverzerrt und voller Entsetzen. „Wo sind Sie?“ „Vor dem Haus von Herrn Heitmann. So ein netter Mann. Wie schrecklich“, erwiderte die Zeugin.

Heike Leitner legte auf. Sie war kreidebleich. Sie rannte aus der Funkzentrale über den Flur zu ihrem Referatsleiter, Kriminaldirektor Kurt Lehmann. „Herr Lehmann wir müssen sofort was tun, irgendwas stimmt mit dem Präsidenten nicht“. Sie berichtete von dem Telefonat mit der älteren Frau. Lehmann war schon seit 40 Jahren beim BKA und ein erfahrener Kriminalbeamter. Seit vier Jahren leitete er das Referat TB 22, den sogenannten Dauerdienst. Ihn brachte so schnell nichts aus der Ruhe, aber diese Nachricht trieb ihm das blanke Entsetzen ins Gesicht.

Er rief den Abteilungsleiter (AP) Terrorismus (TE), Raimund Hofrat, an, anschließend den Vizepräsidenten des BKA, Gerald Bodener. Der Abteilungsleiter schickte Beamte der Observationsgruppe nach Engenhahn, um die Lage zu klären und informierte die örtlich zuständige Kriminalpolizei von Wiesbaden.

Die Mitarbeiter der Observationsgruppe rannten in die Tiefgarage, sprangen in ihre einsatzbereiten Fahrzeuge und rasten los Richtung Engenhahn.

Am Tatort:

Die BKA-Leute kamen kurz vor den beiden Streifenwagen der Wiesbadener Polizei um 08.50 Uhr an. Es bot sich Ihnen ein Bild des Schreckens.

Die drei getöteten Männer lagen um die Fahrzeuge herum in großen Blutlachen. Die alte Frau stand in der Auffahrt und weinte.

Die Beamten sprangen aus ihrem Fahrzeug und rannten zu den Opfern. „Scheiße“, schrie der jüngere der beiden. „Gib sofort durch, dass der Präsident tot ist. Die sollen sofort das große Programm anlaufen lassen. Spurensicherung, Ringfahndung und so.“

Die Tatortgruppe (TB12) des BKA am Tatort:

Bei der Tatortarbeit wurden Finger- und DNA-Spuren gesichert, Zeugen befragt, Geschosshülsen gesichert und eine fotografische Dokumentation angefertigt. Der Tatort wurde mit einem Tatort Laserscanner vollständig vermessen.

Direkt auffällig und verdächtig waren das Bekennerschreiben und die überdimensionalen Geschoss-Hülsen, die nur von einem Präzisionsgewehr stammen konnten. Beides deutete unzweifelhaft auf eine neue, die vierte Generation der RAF hin.

Rückblick drei Monate zuvor:

Nachdem sich die Gruppe für den BKA Präsidenten als Zielperson entschieden hatte, wurden die Gewohnheiten und Ähnliches durch wochenlange Beobachtung in Erfahrung gebracht. Hierzu operierte die Gruppe von ihrem Stützpunkt in Frankfurt, Bergerstraße, aus.

Sie fuhren regelmäßig das BKA an. Standen gegenüber der Einfahrt Thaerstraße im Wald und beobachteten die ein- und ausfahrenden Fahrzeuge. Sie hatten sich als Jogger getarnt, die hier in der Gegend überhaupt nicht auffielen.

Der Wagen des Präsidenten war relativ leicht auszumachen. Sie sprachen sich über Funk ab und verfolgten das Fahrzeug abwechselnd bis nach Engenhahn.

Nachdem sie die Gewohnheiten, Zeiten und Wege ausgespäht hatten, war es Zeit geworden, sich einen günstig gelegenen Unterschlupf in der näheren Umgebung zu suchen. Das war die Zeit für Sandra Matt. Sie wusste, dass die Wohnung nicht mehr als etwa 20 Autominuten vom Anschlagsort entfernt, aber räumlich auch nicht zu nah sein durfte. Dazu kam, dass kleine Gemeinden wegen der sozialen Kontrolle von vornherein ausschieden. Sandra Matt mietete die konspirative Wohnung in Limburg von dem Kleinkriminellen als Untermieter an und zahlte für drei Monate bar. Da es sich um ein Schwarzgeldgeschäft handelte wurde natürlich auf einen Mietvertrag verzichtet.

Im BKA, Soko Präsident, Lagezentrum:

Der junge Kriminalrat Steffen Ludwig wurde als Leiter der Sonderkommission bestimmt. Er war zu dieser Zeit Referent, also stellvertretender Referatsleiter des Ermittlungsreferates TE 11. Es war die erste große Bewährungsprobe für ihn.

Zwei Tage nach dem Attentat gab es einen Hinweis aus der Bevölkerung. Der Anrufer wies auf das Gebäude in Limburg hin, das im Erdgeschoss eine kleine Autowerkstatt hatte. Ludwig schickte Kriminalhauptkommissarin (KHKin) Bettina Franke und Kriminaloberkommissar (KOK) Michael Baumann nach Limburg, um die Umstände abzuklären. Sie kontaktierten als erstes die örtliche Kripo. Bei den Limburger Polizisten war nichts Verdächtiges über das Objekt in der Industriestraße bekannt. Bei der Verwaltungsgesellschaft war man sehr zugeknöpft und behauptete, das Objekt befinde sich gerade im Umbau und sei nicht vermietet. In Wirklichkeit hatte der Mitarbeiter des Unternehmens mit dem Kleinkriminellen aus seinem Bekanntenkreis einen Deal gemacht. Er sollte möglichst heimlich die Autowerkstatt nutzen. Nur gute Bekannte aus seinem Umfeld ließen dort reparieren. Dafür erhielt der Mitarbeiter der Verwaltungsgesellschaft monatlich 500 DM cash.

Franke und Baumann befragten den Bereichskontaktbeamten. Er schilderte ungewöhnliche Aktivitäten in dem Objekt. Es waren zwar keine Schilder an dem Gebäude angebracht, dafür brannte oft bis in die Nacht hinein Licht im Erdgeschoss und im dritten Stock. Er vermutete, dass es sich um einen Umschlagsort der örtlichen Drogenszene handelte. Die beiden BKA Beamten informierten ihren Chef. Der ordnete an, dass die beiden das Objekt zwei Tage lang observieren sollten. Er sorgte für Unterstützung durch das Mobile Einsatzkommando des BKA.

Franke und Baumann suchten einen geeigneten Ort, von dem aus sie das Objekt beobachten konnten. Schräg gegenüber gab es ein Parkhaus. Sie fuhren in den zweiten Stock und parkten ihren Dienstwagen so, dass sie den Eingangsbereich des verdächtigen Objekts und die Fenster des dritten Stockwerks gut einsehen konnten. Ausgerüstet mit Ferngläsern, Nachtsichtgerät und einer Hochleistungskamera mit Teleobjektiv legten sie sich auf die Lauer. Sie beobachteten, wie zwei Personen das Gebäude verließen und mit einem silbernen Opel Omega Kombi fortfuhren. Die gemachten Fotos waren überraschend scharf. Trotz der Entfernung von fast 200 Metern und der einsetzenden Dunkelheit konnte man Gesichtszüge und Fahrzeugmerkmale gut erkennen. Die Bilder wurden sofort an die Zentrale geschickt. Das Fahrzeug hatte ein RÜD Kennzeichen. Dies war völlig unverdächtig, da sich der Rheingau-Taunuskreis direkt an den Kreis Limburg-Weilburg anschloss.