Textproduktion und Übersetzung in der internen Unternehmenskommunikation. Eine Studie: Wie gehen Übersetzer mit Korrekturvorschlägen um? - Hanna Wilkes - E-Book

Textproduktion und Übersetzung in der internen Unternehmenskommunikation. Eine Studie: Wie gehen Übersetzer mit Korrekturvorschlägen um? E-Book

Hanna Wilkes

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Dolmetschen / Übersetzen, Note: 1,0, Universität Hildesheim (Stiftung), Sprache: Deutsch, Abstract: Die interne Unternehmenskommunikation ist ein weites Feld, zu dem zahlreiche und ausschweifende Definitionen zu finden sind. Im Rahmen dieser Seminararbeit sollte jedoch eine leicht verständliche und recht knappe Charakterisierung von Mast genügen: „Interne Kommunikation stellt die Verbindung zwischen den Individuen eines arbeitsteiligen Systems her, ermöglicht Interaktion und Koordination und steuert so das Netz ineinander greifender Verhaltensaktivitäten der einzelnen Akteure.“ Ein wichtiger Punkt in dieser Aussage bezieht sich auf die Interaktion zwischen Individuen. Dieser Teilaspekt wird auch in der Definition eines Online-Portals hervorgehoben, in der die interne Kommunikation „die Bezeichnung für Kommunikation zwischen Angestellten oder Abteilungen quer durch alle Ebenen […] einer Organisation“ meint. In welcher Beziehung stehen nun die interne Unternehmenskommunikation und das Thema dieser Seminararbeit? Auch bei Letzterem steht die Interaktion zwischen Individuen in einer Organisation im Vordergrund, nämlich die Kommunikation zwischen und innerhalb von kleinen Arbeitsgruppen eines Übersetzungsprojekts. Genauer gesagt wird untersucht, wie Übersetzer mit Verbesserungsvorschlägen von Korrektoren umgehen. Welche Handlungsmöglichkeiten seitens der Übersetzer treten auf? Wie verbleiben Übersetzer und Korrektor nach ihrer Diskussion? Zur Klärung dieser Fragen wird zunächst kurz das Projekt vorgestellt, in dessen Rahmen sich die Studie abspielte. Anschließend werden Methode und Durchführung der Untersuchung erklärt und reflektiert. Dabei wird sich auch vergleichend auf eine Studie von Helle Dam-Jensen bezogen. Daran schließt sich der Hauptteil dieser Seminararbeit an, in dem die Studie sowie ihre Ergebnisse dargestellt werden. Dieser Teil enthält unter anderem Gesprächstranskriptionen aus Gruppen- oder Partnerdiskussionen, die für die Studie relevant sind. Abschließend steht ein Fazit, in dem alle Ergebnisse kurz zusammengefasst und reflektiert werden.

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Inhaltsverzeichnis

 

1 Einführung

2 Das Projekt Leichte Sprache

3 Methode und Durchführung

3.1 Studie von Helle Dam-Jensen

3.2 Studie zum Projekt Leichte Sprache

3.3 Vor- und Nachteile der Studien

4 Ergebnisse

4.1 Übernahme des Korrekturvorschlags ohne Diskussion

4.2 Übernahme des Korrekturvorschlags mit Diskussion

4.2.1 Übersetzer mit Nachfrage zum Korrekturvorschlag

4.2.2 Übersetzer mit Nachfrage zu Leichter Sprache

4.3 Übernahme des Korrekturvorschlags nach Erklärung

4.4 Gemeinsame Lösungsfindung von Korrektor und Übersetzer

4.5 Vorläufige Übernahme des Korrekturvorschlags

4.5.1 Weitere Recherche durch Übersetzer

4.5.2 Weitere Recherche durch Korrektor

4.6 Kommentare zu den Ergebnissen

5 Fazit und Reflexion

6 Quellenverzeichnis

 

1Einführung

 

Die interne Unternehmenskommunikation ist ein weites Feld, zu dem zahlreiche und ausschweifende Definitionen zu finden sind. Im Rahmen dieser Seminararbeit sollte jedoch eine leicht verständliche und recht knappe Charakterisierung von Mast genügen:

 

„Interne Kommunikation stellt die Verbindung zwischen den Individuen eines arbeitsteiligen Systems her, ermöglicht Interaktion und Koordination und steuert so das Netz ineinander greifender Verhaltensaktivitäten der einzelnen Akteure.“[1]

 

Ein wichtiger Punkt in dieser Aussage bezieht sich auf die Interaktion zwischen Individuen. Dieser Teilaspekt wird auch in der Definition eines Online-Portals hervorgehoben, in der die interne Kommunikation „die Bezeichnung für Kommunikation zwischen Angestellten oder Abteilungen quer durch alle Ebenen […] einer Organisation“[2] meint.

 

In welcher Beziehung stehen nun die interne Unternehmenskommunikation und das Thema dieser Seminararbeit? Auch bei Letzterem steht die Interaktion zwischen Individuen in einer Organisation im Vordergrund, nämlich die Kommunikation zwischen und innerhalb von kleinen Arbeitsgruppen eines Übersetzungsprojekts. Genauer gesagt wird untersucht, wie Übersetzer mit Verbesserungsvorschlägen von Korrektoren umgehen. Welche Handlungsmöglichkeiten seitens der Übersetzer treten auf? Wie verbleiben Übersetzer und Korrektor nach ihrer Diskussion? Zur Klärung dieser Fragen wird zunächst kurz das Projekt vorgestellt, in dessen Rahmen sich die Studie abspielte. Anschließend werden Methode und Durchführung der Untersuchung erklärt und reflektiert. Dabei wird sich auch vergleichend auf eine Studie von Helle Dam-Jensen bezogen. Daran schließt sich der Hauptteil dieser Seminararbeit an, in dem die Studie sowie ihre Ergebnisse dargestellt werden. Dieser Teil enthält unter anderem Gesprächstranskriptionen aus Gruppen- oder Partnerdiskussionen, die für die Studie relevant sind. Abschließend steht ein Fazit, in dem alle Ergebnisse kurz zusammengefasst und reflektiert werden.

 

2Das Projekt Leichte Sprache

 

Die Daten, die für die in dieser Hausarbeit thematisierte Studie gesammelt wurden, stammen aus einem Übungsseminar, das im Wintersemester 2013/14 an der Universität Hildesheim gehalten wurde. Die Studierenden des Masterstudiengangs Medientext und Medienübersetzung übersetzten zusammen mit der Dozentin Uta Fröhlich Texte aus dem Deutschen in sogenannte Leichte Sprache. Bei Leichter Sprache handelt es sich um sehr stark vereinfachtes Deutsch, bei dem Syntax und Lexik so simpel wie möglich gestaltet sind. Die Zielgruppe besteht beispielsweise aus Hörgeschädigten, Migranten oder Personen mit Lernschwäche.[3]

 

Auftraggeber dieses Projekts war das Niedersächsische Justizministerium. Ein Teilbereich ihrer Internetpräsenz sollte auch für Personen, die Leichte Sprache benötigen, zugänglich gemacht werden. Es handelte sich um den Bereich Justiz verstehen, in dem Laien umfassendes Wissen über die Justiz, deren Akteure sowie das deutsche Rechtssystem vermittelt werden soll. Dieser Ausgangstext wurde unterteilt und den Studierenden des Projekts zugewiesen, die sich in Zweier- oder Dreiergruppen zusammenfanden. Die Gruppen konnten selbst entscheiden, ob sie während des Seminars oder abseits davon an ihren Zieltexten arbeiteten. Für die Anfertigung der intralingualen Übersetzungen standen circa zwei Monate zur Verfügung. Anschließend wurden die Zieltexte an ein Korrektorenteam weitergegeben. Dieses bestand aus Studierenden, die im vorherigen Jahr bereits an einem ähnlichen Projekt teilgenommen hatten. Das Team überarbeitete die Übersetzungen innerhalb von einer Woche und sendete die Korrekturvorschläge zurück an die Übersetzer. Dann besprachen Korrektor und Übersetzer inhaltliche sowie formale Änderungen. Dieser Arbeitsschritt des Projekts steht im Fokus der Studie. Bei diesen Gesprächen zeigte sich, wie die Studierenden auf die Änderungen der Korrektoren reagierten und mit ihnen darüber kommunizierten.

 

3Methode und Durchführung

 

Methode und Durchführung der Studie sind leicht an eine Studie von Helle Dam-Jensen angelehnt, die 2012 erschienen ist. Daher wird diese zuerst erläutert, bevor auf die Studie aus dem Projekt Leichte Sprache eingegangen wird. Anschließend werden die wichtigsten Vor- und Nachteile von Methode und Durchführung dargestellt sowie reflektiert.

 

3.1 Studie von Helle Dam-Jensen

 

Dam-Jensens Studie trägt den Titel Decision-making in Translation. A Pilot Study of Students’ Translation Processes. Die qualitative Studie wurde 2009 an der Aarhus School of Business in Dänemark durchgeführt. Ziel war es herauszufinden, wie Studierende potentielle Übersetzungsprobleme lösten. Welche Strategien nutzen sie dazu? Auf welcher Grundlage treffen sie ihre Entscheidungen? Die Ergebnisse der Studie sollten unter anderem dazu genutzt werden, den Übersetzungsunterricht prozessorientiert zu verbessern. Für ihre Studie untersuchte Dam-Jensen das Verhalten von 14 Masterstudierenden aus einem Übersetzungskurs. Diese wurden in Paare aufgeteilt und bekamen einen dänischen Touristentext zugeteilt, den sie ins Spanische übersetzen sollten. Dafür standen ihnen die üblichen Hilfsmittel wie Wörterbücher oder das Internet zur Verfügung. Die Studierenden hatten 30 Minuten Zeit, soviel wie möglich von dem Ausgangstext zu übersetzen, wobei Zeit jedoch nicht als Druckmittel wirken sollte. Die Gespräche und Diskussionen der Paare wurden mit Bild und Ton aufgezeichnet. Die Übersetzungssituation sollte dabei so natürlich wie möglich gestaltet werden. So gab es beispielsweise eine große physische Distanz zwischen Forschern und Studierenden.[4]

 

Nach der Auswertung der Daten kam Dam-Jensen zu dem Schluss, dass bei Übersetzungsproblemen hauptsächlich auf zweisprachige Wörterbücher und das Internet zurückgegriffen wurde. Warum die Studierenden eine bestimmte Lösung wählten, konnten sie in den meisten Fällen nicht begründen. Oft entschieden sie nach persönlichen Vorlieben. Dies führte Dam-Jensen unter anderem darauf zurück, dass die Studierenden schlichtweg nicht in der Lage waren, über ihre Übersetzungsentscheidungen zu kommunizieren. Ihnen fehlte folglich eine sogenannte Metasprache.[5] Zur Klärung des Begriffs sei an dieser Stelle Sukale zitiert:

 

„[…] nennen wir die Sprache, über die wir reden, die Objektsprache und die Sprache, die wir gebrauchen, um über die Objektsprache zu reden, die Metasprache.“[6]

 

In Dam-Jensens Studie ist die Objektsprache demnach das Spanische bzw. das Dänische. Würden die Studierenden nun über eine dieser Objektsprachen sprechen, würden sie von einer Metasprache Gebrauch machen. Dies wäre beispielsweise der Fall gewesen, wenn einer der Studierenden eine grammatikalische Begründung für eine Übersetzungsentscheidung gegeben hätte.

 

3.2 Studie zum Projekt Leichte Sprache

 

Der Gebrauch einer Metasprache ist auch ein wichtiger Aspekt in der Studie zum Leichte Sprache-Projekt. Denn wenn Übersetzer und Korrektor über die Zieltexte diskutieren, ist es durchaus möglich, dass sie über die Objektsprache, in diesem Fall Leichte Sprache, selbst sprechen. Dies wird im nächsten Kapitel geklärt, in dem die Ergebnisse dargelegt werden. Die Fragen, die Dam-Jensen in ihrer Studie gestellt hat, ähneln vom Prinzip her denen in dieser Studie. Bei beiden steht nicht das Ergebnis der Übersetzungen im Vordergrund, sondern der Weg dorthin. Das Verhalten der Studierenden ist das zentrale Element, wobei in der Studie zum Leichte Sprache-Projekt vielmehr das sprachliche Verhalten relevant ist. Weiter unterscheiden sich die zwei Untersuchungen in der Ebene des Übersetzungsprozess, auf die sie sich beziehen. Dam-Jensen betrachtete die Übersetzungsphase selbst, in der Studie zum Projekt war die erste Übersetzungsphase bereits vorbei. Hier stand die Korrekturphase im Fokus.

 

Die Durchführung der Untersuchung lief eher spontan und zum Teil unorganisiert ab. Insgesamt wurden per Ton vier verschiedene Gespräche als Datengrundlage aufgezeichnet, die eine Gesamtlänge von ca. 37 Minuten haben. An den Gesprächen waren in verschiedenen Konstellationen vier Übersetzer und drei Korrektoren aus dem Projekt Leichte Sprache beteiligt. Gespräch 1 fand zwischen einem Korrektor (K1) und einem Übersetzer (Ü1) statt und ging etwa zwölf Minuten lang. An dem ebenso langen Gespräch 2 war derselbe Übersetzer (Ü1) beteiligt, aber ein anderer Korrektor (K2). Gespräch 3 wurde von zwei anderen Übersetzern (Ü2, Ü3) und einem weiteren Korrektor (K3) geführt und dauerte etwa fünf Minuten. Der letzte Dialog, Gespräch 4 mit knapp sieben Minuten, fand zwischen zwei Übersetzern statt (Ü1 und Ü4). Wer aufgenommen wurde, entschied sich spontan. Das Aufnahmegerät wurde dabei aus technischen Gründen sichtbar vor die Beteiligten gelegt. Korrektoren und Übersetzer hatten vor den Tonaufnahmen noch nicht direkt miteinander gearbeitet und waren sich somit mehr oder weniger fremd. Bei den Unterhaltungen lagen ihnen die Ausgangstexte, die von den Übersetzern erstellten Zieltexte sowie die Korrekturvorschläge vor. Zugang zum Internet bestand ebenfalls. Wörterbücher sind in dieser Studie irrelevant, da sie für Leichte Sprache bisher nicht existieren.

 

3.3 Vor- und Nachteile der Studien

 

Bei beiden Studien gab es vergleichsweise wenige Teilnehmer, sodass keine quantitativen Untersuchungen vorliegen. Die Studienteilnehmer des Leichte Sprache-Projekts waren zudem sehr homogen. Alle waren weiblichen Geschlechts, in derselben Altersgruppe und hatten vermutlich auch in etwa eine einheitliche Übersetzungskompetenz. Diese lag auch in Dam-Jensens Studie vor. Über Alter und Geschlecht macht sie dagegen keine Angaben, es lässt sich aber vermuten, dass die Masterstudierenden ungefähr dasselbe Alter hatten und sowohl weiblich als auch männlich waren. Es könnte sich negativ auf Untersuchungsergebnisse auswirken, wenn die Studienteilnehmer zu homogen sind. Das sollte hier in beiden Studien aber nicht der Fall sein, da die Ergebnisse schließlich auch nur auf die untersuchten Personengruppen bezogen werden sollen.

 

Bezüglich der Untersuchungsumgebung lässt sich sagen, dass diese in beiden Studien künstlich war. Die Studierenden waren sich bewusst, dass ihre Gespräche aufgezeichnet wurden. Laut Dam-Jensen gaben ihre Teilnehmer zwar an, dass sie sich durch die Anwesenheit der Forscher nicht gestört fühlten[7], was auch die Teilnehmer des Leichte Sprache-Projekts bestätigten. Trotzdem kann allein die bloße Anwesenheit dritter Personen oder das Erstellen der Tonaufnahmen das Verhalten der Studierenden beeinflussen. Dam-Jensen nennt für ihre Studie zusätzlich die Einschränkung, dass die Studierenden vor äußeren Störfaktoren geschützt waren. So konnten sie in der Untersuchungsumgebung beispielsweise nicht vom Telefon oder der Türklingel abgelenkt werden.[8]

 

Ein Vorteil beider Studien ist das Zusammenarbeiten in Zweier- oder Dreierteams. Dadurch wird nämlich der Grad an Verbalisierung erhöht, was eine ergiebigere Datenmenge zur Folge hat. Eine einzelne Person würde kaum derart viele gedankliche Prozesse äußern.[9] Außerdem sorgt Paararbeit dafür, dass Gespräche natürlicher und vor allem spontaner ablaufen[10], was wiederum einen positiven Effekt auf die Validität der gesammelten Daten hat.

 

4 Ergebnisse

 

Nach der Durchführung der Studie wurden die Tonaufnahmen dahingehend ausgewertet, wie die Übersetzer mit den Verbesserungsvorschlägen der Korrektoren umgegangen sind. Dazu wurde ein Großteil der Aufnahmen transkribiert. Es zeigte sich, dass fünf verschiedene Handlungsweisen seitens der Übersetzer auftraten, die sich zum Teil weiter aufteilen ließen. Diese Handlungsweisen sowie das sprachliche Verhalten von Korrektor und Übersetzer werden nun in den folgenden Unterkapiteln erläutert und anhand von Minimaltranskriptionen begründet. Die Transkriptionen wurden nach GAT 2-Konventionen angefertigt und beschränken sich auf die wichtigsten Elemente wie Pause oder Überlappungen. Weiter wird angegeben, aus welchen Gesprächen die Transkriptionen stammen. Teilweise wird auch Kontext aus dem Ausgangstext gegeben, damit die Gespräche verständlich werden.

 

4.1 Übernahme des Korrekturvorschlags ohne Diskussion

 

Eine Handlungsweise, die hin und wieder auftrat, war, dass Übersetzer und Korrektor über einen Korrekturvorschlag überhaupt nicht diskutierten. Das heißt, der Korrektor sprach seine Korrektur an, nannte hierfür keine Begründung und der Übersetzer akzeptierte den Vorschlag ohne Nachfrage. Insgesamt trat dieses Verhalten acht Mal auf. Es ist dabei zu beachten, dass dieses Verhalten möglicherweise personenspezifisch ist, da es hauptsächlich bei einem bestimmten Korrektor auftrat.

 

Beispiel (1) Gespräch 1, 00:03:47-00:03:57

 

01 K1: aber wir haben dann die personen noch mal erklärt

02 warum die jetzt geeignet sind

03 (-) diese aufgaben zu übernehmen

04 (---) wenn das für dich so okay ist

05 oder ist da irgendwas was du

07 Ü1: nö [hatte ich jetzt nichts]

08 K1: [doof findest]

09 Ü1: hatte ich jetzt nichts dran auszusetzen

 

Hier informiert der Korrektor den Übersetzer lediglich darüber, dass eine Erklärung zu einer Person eingefügt wurde. Konkret geht es um Personen, die in der Organisation AussteigerhilfeRechts arbeiten und worauf diese geschult sind. Warum diese Erklärung eingefügt wird, begründet der Korrektor nicht. Der Übersetzer fragt auch nicht nach, sondern signalisiert nur seine Zustimmung zu dem Vorschlag. Vermutlich empfinden beide Personen diese Korrektur nicht als besonders wichtig oder entscheidend, sodass sie an dieser Stelle nicht viel Zeit vergeuden möchten. Sie sind beide einer Meinung und müssen daher weder diskutieren noch ihre Ansicht begründen. Im zweiten Beispiel wird der Korrekturvorschlag noch schneller abgehandelt. Hier geht der Korrektor bereits nach fünf Sekunden zum nächsten Korrekturvorschlag über.

 

Beispiel (2) Gespräch 3, 00:03:35-00:03:40

 

01 K3: ähm verdächtigt (.) hab ich dann

02 (.) glaubt (.) eine person (.) hat eine straftat gemacht

03 Ü2: hmm

 

Der Korrektor teilt dem Übersetzer mit, dass er aus dem Verb verdächtigen den Teilsatz glaubt, eine Person hat eine Straftat gemacht konstruiert hat. Ob ihm das Verb schwer verständlich vorkam oder es aus anderen Gründen ausgetauscht hat, erwähnt er nicht. Der Übersetzer nimmt das Gesagte auf, reagiert aber außer mit einem Zustimmungssignal nicht weiter darauf.

 

4.2 Übernahme des Korrekturvorschlags mit Diskussion

 

In dieser Kategorie war mehr Kommunikation erforderlich als in der vorherigen. Denn hier ist dem Übersetzer etwas unklar und es besteht Klärungsbedarf mit dem Korrektor. Die Diskussionen, die sich dabei ergaben, handelten primär entweder davon, dass der Übersetzer eine Nachfrage zum Korrekturvorschlag selbst hatte (siehe 5.2.1) oder eine allgemeine Nachfrage zur Übersetzung von Leichter Sprache (siehe 5.2.2). Nach der Diskussion wird der Korrekturvorschlag in beiden Fällen akzeptiert.