The Beautiful Struggle - Ta-Nehisi Coates - E-Book

The Beautiful Struggle E-Book

Coates Ta-Nehisi

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Beschreibung

Ta-Nehisi Coates wächst in den 1980er-Jahren in Baltimore auf - als die Stadt am Abgrund taumelt: Armut und Drogenkriminalität prägen den Alltag, Chaos und Gewalt stellen für den schwarzen Jungen eine permanente Bedrohung dar. Er muss schnell lernen, sich in dieser feindlichen Umgebung zu behaupten - und sein Vater Paul ist ihm ein guter Lehrer: Der Black-Panther-Aktivist und autodidakte Verleger lehrt Ta-Nehisi wie man auf den Straßen von Baltimore überlebt, wie man vorankommt im Leben und es schließlich sogar bis an die Universität schafft.

The Beautiful Struggle ist eine bewegende Vater-Sohn-Geschichte über die Herausforderungen der gesellschaftlichen Realität, in die wir hineingeboren werden, und über die Liebe, die uns davor beschützt.

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Seitenzahl: 364

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DASBUCH

»Die Welt bot massenhaft große Themen – Mandela, Nicaragua, der Kampf gegen Reagan. Wir aber starben für Turnschuhe, genäht in Fronarbeit, für Jacken mit Reklame für Teams, die uns nicht gehörten, für Caps bestickt mit Südstaatensymbolen. Überall um uns herum spürte ich diesen Verfall. Mein Vater aber hatte sich geschworen, uns irgendwie durchzubringen …«

Ta-Nehisi Coates wächst in den 1980er-Jahren in Baltimore auf, als die Stadt am Rande des Abgrunds taumelt: Armut und Drogenkriminalität prägen den Alltag, Chaos und Gewalt stellen für den Jungen eine permanente Bedrohung dar. Schnell muss er lernen, sich in dieser feindlichen Umgebung zu behaupten, und sein Vater Paul ist ihm dabei ein guter Lehrer.

Der Black-Panther-Aktivist und Verleger vermittelt dem Jungen einen Kanon an Schwarzer Literatur und fördert sein Bewusstsein für die eigenen Wurzeln und den in der Gesellschaft tief verwurzelten Rassismus. Er lehrt ihn, wie man auf den Straßen von Baltimore überlebt, im Leben vorankommt und es schließlich sogar bis an die Universität schafft.

The Beautiful Struggle ist eine so mitreißende wie berührende Geschichte über die Zwänge und Gefahren der gesellschaftlichen Realität, in die wir hineingeboren werden – und über die Liebe, die uns davor beschützen kann.

DERAUTOR

Ta-Nehisi Coates, geboren 1975 in Baltimore, ist einer der bedeutendsten Gegenwartsautoren der USA. Mit seinen Essays Plädoyer für Reparationen und Zwischen mir und der Welt, für den er den

National Book Award erhielt, stieß er eine landesweite Debatte zur Aufarbeitung der Sklaverei an. In

We Were Eight Years In Power – Eine amerikanische Tragödie behandelt Coates die Ära Obama und

Donald Trump. Sein Roman Der Wassertänzer (2020 bei Blessing erschienen) stand weltweit auf allen

Bestsellerlisten. Der Autor lebt mit seiner Familie in New York.

DERÜBERSETZER

Bernhard Robben, geboren 1955, ist seit 1992 als Übersetzer tätig und überträgt unter anderem die Werke von Ian McEwan, John Burnside, John Williams und Salman Rushdie ins Deutsche. 2003 wurde er mit dem Straelener Übersetzerpreis ausgezeichnet und 2013 mit dem Ledig-Rowohlt-Preis für sein Lebenswerk geehrt.

TA-NEHISI COATES

THE

BEAUTIFUL

STRUGGLE

DER SOUND

DER STRASSE

Aus dem Amerikanischen

von Bernhard Robben

Mit einem Namens- und Begriffsglossar

von Julian Brimmers

Blessing

Originaltitel: The Beautiful Struggle

Originalverlag: Spiegel & Grau, New York

Der Übersetzer dankt dem Deutschen Übersetzerfonds, der diese Arbeit mit einem Stipendium gefördert hat.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © 2008 by Ta-Nehisi Coates

Copyright © 2021 der deutschen Ausgabe und der Übersetzung

by Karl Blessing Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Geviert, Grafik & Typografie, München

Umschlagabbildung: Stocksy/ohlamour studio

Satz: Leingärtner, Nabburg

978-3-641-27582-2

www.blessing-verlag.de

Dies ist für Cheryl Waters,

meine Mutter

Der Coates-Clan

1

There lived a little boy who was misled …1

Sie stellten uns unten auf der Charles Street, und sie waren genau so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Sie schwenkten keine Fahnen, trugen keine Amulette, gaben sich keine geheimen Zeichen. Und trotzdem spürte ich ihren furchtbaren Namen aus Legenden aufsteigen. Sie waren der Wahnsinn. Trugen Hollis-Stetsons, aber kein Gold, ihre Schatten riesig, so als könnten sie dich aus einem Block Entfernung mit drei Hieben auf die Matte schicken – Jab, Uppercut, Jab. Sie hatten keine Augen. Sie brüllten, johlten, feuerten sich gegenseitig an, tanzten wie wild herum und riefen: Rock ’n’ Roll is here to stay. Der Mond duckte sich in seinen schwarzen Mantel, als die Murphy Homes anrückten und die Fell’s-Point-Dilettanten auf uns zustiefelten.

Schon ihre Zahl verriet sie – die anderen tauchten nie in solchen Rudeln auf. Sechs, acht um uns herum und Trupps an jeder Kreuzung. Ich war mit den Gedanken wie immer woanders, irrte durch die Caves of Chaos oder war noch ganz gebannt davon, wie Optimus Prime sich in einen Truck verwandelt hatte. Es dauerte, bis ich einigermaßen klar wurde. Big Bill sah sie von Weitem, wurde nervös, aber ich kapierte nichts, selbst dann nicht, als sie meinem älteren Bruder einen rechten Haken verpassten, wenn auch so ungeschickt, dass ich ihn für eine Begrüßung hielt.

Ich bekam erst mit, was abging, als seine Fäuste Löcher in die Luft boxten. Bill war k.o.; und Murphy Homes gingen auf mich los.

Baltimore war in jenen Tagen gespalten, aufgeteilt unter Gangs, die wie die örtlichen Bürgervereinigungen hießen. Walbrook Junction hatten das Sagen, bis sie es mit North und Pulaski zu tun bekamen, die einen feige und ehrlos vor der eigenen Freundin fertigmachen konnten.

Murphy Homes aber thronten über allen. Das Maß ihrer Skrupellosigkeit machte sie zum Mythos. Wo sie auch auftauchten – in der Old Town, im Shake & Bake oder im Hafen –, zertrümmerten sie Knie, schlugen Fressen ein. Im ganzen Land hatte ihr Name einen Klang: Murphy Homes verprügelten Nigger* mit Tankstutzen. Murphy Homes rissen dir das Rückgrat raus und streuten Salz in die Wunden. Murphy Homes hatten ihre Augen überall, kamen lautlos wie auf Fledermausschwingen und feierten schwarze Messen auf Druid Hill.

Ich wollte zu Bill, aber sie schnitten mir den Weg ab. Ein Goblin löste sich aus der Meute –

Fuck, wo willst du hin, Pussy?

– und hätte mich mit seiner Rechte fast ausgeknockt. Im selben Moment wurden meine Converse zu Stollenschuhen; ich schoss los, trat Dellen und Riefen in den Beton. Das Straßenlicht flackerte, wogte um mich herum, während ich ein paar Knöchel brach, vorbeiflog, und als die Banditen nach mir langten, mich aufhalten wollten, war ich bloß noch Wunschvorstellung und Lufthauch. Ich rannte zurück zum Lexington Market. Von Bill keine Spur. Ich schaffte es zu einer Telefonzelle.

Dad, sie sind hinter uns her.

Okay, Sohn, such dir einen Erwachsenen. Bleib möglichst in seiner Nähe.

Ich steh vorm Lexington Market. Hab Bill verloren.

Sohn, ich bin unterwegs.

Ich hatte eine Grenze überschritten, was schlimmer war als Dads schwarzer Ledergürtel – ich wusste, wie das enden würde. Aber ich schwör’s bei Tuckers Kobolden, das, was da in Kohorten kam, das waren lost boys, die nichts zu verlieren hatten, die in Rudeln um die Blocks zogen, überall Randale machten, eine echte Meute, grausam und wahllos. Und als könnten Lebensjahre mich schützen, stellte ich mich zu einem Mann in Dads Alter, der an der Bushaltestelle wartete. Er musterte mich ungerührt und blickte dann wieder in die Straßen, auf das anschwellende Schlachtgewühl rasender Jugendlicher.

An diesem Abend wollten wir zum Wrestling, unsere neuste Leidenschaft. Wrestler veredelten Kneipenprügeleien zu Kampfkunst, stürmten in den Ring, aufgepeitscht von Jubel und Applaus – wummernde weiße Musik, flatterndes Van-Halen-Haar –, das Kinn gereckt, als wären ihre Egos auf Augenhöhe mit Gott. Griffe wurden erfunden, benannt, patentiert, gefürchtet – Bob Backlund im Camel Clutch, Gott steh ihm bei –, und wir liebten dieses Sprachgebräu, das einer Prügelei Stil und Anmut verlieh, das einen Schlag aufs Auge zur rituellen Handlung kürte.

Samstagmittags lümmelten wir meist auf dem Wohnzimmerboden rum und richteten die Kleiderbügelantenne an unserem gebraucht gekauften Farbfernseher aus, bis aus Wellengeflimmer und statischem Geflacker die Fabulous Freebirds auftauchten, Baby Doll und Ron Garvin. Diese Wrestler tourten durchs Land und perfektionierten ihre irre Show. Sie waren voll von der Rolle, salbaderten im Rhythmus Schwarzer Prediger, trugen Seidenroben, Bikinis und paillettenbesetzte Gürtel, hielten Sonnenschirme und rezitierten Gedichte. Aus dem Nichts tauchten Hochglanzpostillen auf, verbreiteten ihr Evangelium, zeigten ihre finsteren Visagen, druckten ihre leeren Drohungen und ihre Weisheiten. Diese Typen gaben Interviews in der Garderobe und hieben in die Luft, wenn sie Klartext reden wollten. Geschichte wurde geplündert, Mythen wurden ausgeschlachtet, bis Hercules Hernandez vom Olymp herabstieg und Iron Sheik dem Mittleren Westen den Nahen Osten erklärte. Sie hielten Gipfeltreffen ab und gingen in Verhandlungen, die jedes Mal mit einem Hagel Fausthieben endeten.

Es gab Fans, die ihren Hulkster liebten, andere den goldenen Von Erich, für mich aber gab es nur The American Dream. Zu Feuerwerk und tosendem Applaus wuchtete er sich in den Ring. Die Wampe quoll übers Bikinihöschen, in den Augen finstere Storys.

Die Four Horsemen drängten Dream in die Seile und prügelten auf ihn ein, bis sein Haar nur noch eine blutblonde Masse war. Ich wand mich, trommelte auf den Boden, schrie, er solle endlich aufstehen. Bill aber hielt es stets mit den Bösen und gackerte vergnügt, als Ric Flair in den Ring stolzierte und sich das Haar seiner platinblonden Perücke in den Nacken warf. Endlich ging Dream zum Angriff über, ein Figure Four Leglock, dann sein Bionic Elbow und gleich darauf der Sonny-Liston-Haken. Die Gegner geschlagen – Tully Blanchard zu Boden gestreckt, Arn Anderson erledigt –, blieb er mitten im Ring stehen, blickte über die aufgepeitschte Menge und schnappte sich das Mic wie KRS:

Ich bin der Größte. König im Ring. Hab’s euch doch gesagt: Der Dream, das ist professionelles Wrestling. Ich bin ganz oben, und noch wurde der Höllenhund nicht geboren, der mich von hier vertreibt.

Wir mussten sie unbedingt sehen, was aber nur mit der Erlaubnis von Dad möglich war, für den das Leben allein aus Arbeit bestand. Er schuftete sieben Tage die Woche. Big Bill nannte ihn den Papst, denn als hätte er zu Gott einen direkten Draht, erließ er Woche für Woche umfangreiche Edikte. Mit einer schmerzlichen Predigt verbot er uns, an Thanksgiving zu essen. Klimaanlagen, Videorekorder und Atari erklärte er für tabu und schickte uns mit einem Handmäher auf den Rasen. Morgens lief NPR, der öffentlich-rechtliche Rundfunksender, und Dad fragte nach unserer Meinung, nur um zu widersprechen und eine Diskussion vom Zaun zu brechen. Einmal analysierte er mehrere Tage hintereinander Tarzan und The Lone Ranger, bis ich, mit gerade mal sechs Jahren, an meinen Helden den Schandfleck der kolonialen Macht entdeckte. Witzigerweise hat ihn genau das auf unsere Seite gebracht, da bin ich mir sicher.

Er schenkte uns zwei Tickets fürs Wrestling und machte einen Witz:

Geht, seht ihn euch an, Kamala, The Ugandan Giant, dann wird euch wie mir klar, dass dieser Nigger aus Alabama stammt.

In der Baltimore Arena waren wir in unserem Element. Von unseren billigen Plätzen ganz oben gafften wir in den Ring wie in eine Geschenkbox. Überall Weiße, so viele, wie ich noch nie auf einen Schlag gesehen hatte. Sie trugen Schirmmützen, abgeschnittene Jeans und hüteten Scharen von Kids, die Hotdogs und Popcorn in sich reinstopften. Ich fand, sie sahen prollig aus, und wurde zu einem stolzen Rassisten.

Ich würde euch gern erzählen, was dann passiert ist, aber ich erinnere mich nicht. Ich war zu allem bereit und wollte dem Birdman zujubeln, der beknackt aussah mit seiner Wraparound-Sonnenbrille, den Jheri-Locken und den goldblauen Lycrapants. Seine Einlaufmusik schien er nie zu hören. Er hatte seinen eigenen Rhythmus im Kopf, aber sicher tänzelte er auch an diesem Abend federnd zum Ring, fuchtelte dabei mit den Armen und plauderte mit den Sittichen, die links und rechts auf seinen Schultern hockten. Ich wollte The American Dream auf dem Höhepunkt seiner Fehde mit den Horsemen sehen, wie er sich Guerillataktiken zu eigen machte – Masken, Capes, Hinterhalte –, Kämpfe, die sich bis auf die Parkplätze, Zufahrten und Fantreffen ausweiteten. Aber nichts davon habe ich mitgekriegt, und wenn ich in meinen Erinnerungen von diesem Abend krame, sehe ich nur die Tentakel der Murphy Homes gegen den Kopf meines Bruders klatschen. Big Bill war schon immer ein Straßenkid gewesen, dieser Angriff aber, dieser hinterhältige Übergriff auf unser Selbst, riss eine Grenze ein. Er hatte die Verzweiflung gespürt und wusste jetzt voll und ganz, was auf dem Spiel stand.

Ich weiß, dass Dad und Ma mich gerettet haben, weiß, dass sie irgendwann mit ihrem silbernen Rabbit vorgefahren sind und Dad sich ins nächtliche Gewusel stürzte, um seinen ältesten Sohn zu finden. Zum ersten und einzigen Mal hatte ich Angst um ihn. Ich weiß auch, dass Linda, Bills Mutter, zum Hafen jagte und dass sie es war, die Bill aufspürte und ihn zurück in ihre Bleibe nach Jamestown brachte. Ich weiß, dass Bill erst Tage später wieder nach Tioga kam, und als ich ihm erzählte, wie ich den Murphy Homes durch die Lappen gegangen war, flink wie Kid Flash, kein Scheiß, da sagte er ungläubig:

Du Idiot, die haben dich laufen lassen, weil sie es auf mich abgesehen hatten.

Falls die Zeitungen, die Dad überall im Haus herumliegen ließ, recht hatten, dann war die Welt da draußen besessen vom Absturz der Challenger und vom Bankenskandal. Wir aber waren ein Land für sich, ein Land, das an den Rändern bröckelte. Überall um uns herum zerfaserten alte Gewissheiten. Die Statistiken waren übel und wurden oft zitiert – einer von 21 von einem unter 21 getötet; mehr von uns im Gefängnis als auf dem College.

Eine Expertenrunde um die andere erklärte uns unser Schicksal. Jawanza Kunjufu ging es in diesen Tagen bestens, sein Buch Countering the Conspirancy to Destroy Black Boys versprach Antworten auf die Verschwörung zur Vernichtung Schwarzer Jungs und wurde folglich ständig zitiert. Schwarze Jungs versammelten sich zu Konferenzen. In den Schulen wurden wir in die Aula gescheucht. Daheim riefen uns die Mütter an den Esstisch und machten klar: Für uns tickte die Uhr.

Wir wohnten in einem Reihenhaus am unteren Ende vom Tioga Parkway in West Baltimore. Es gab eine kleine Küche, drei Schlafzimmer und drei Toiletten – von denen aber nur eine wirklich benutzbar war. Wir schliefen oben. Meine Leute im bescheidenen Elternschlafzimmer, meine Schwestern Kris und Kell – wenn sie nicht auf der Howard University waren – in der Kammer, in der Dad auch seine Bücher stapelte. Nach hinten raus gab es einen halb verfaulten Holzbalkon. Einmal wäre ich fast gestorben. Ich lehnte mich ans morsche Holz und fiel kopfüber nach unten, bekam aber den Dachrand vom hinteren Vorbau zu fassen und landete zum Glück auf den Füßen.

Mein Zimmer war das kleinste, und überall lagen Bände der World-Book-Enzyklopädie, der Child-Craft-Anthologie, Romane der Drachenlanze-Reihe oder die Chroniken von Narnia. Ich schlief in einem Etagenbett aus massiver Kiefer, teilte mir das untere Bett mit meinem kleinen Bruder Menelik. Big Bill schlief oben, mir wie immer überlegen. Er war bloß wenige Monate älter als John, aber der erstgeborene Sohn meines Vaters, ein minimaler Vorteil, für ihn aber ein Trumpf, den er bei jeder Gelegenheit ausspielte. Er begann Sätze mit: »Als ältester Sohn …«, und wollte seine jüngeren Geschwister zu seinen Kriegern heranziehen. Big Bill kannte keine Angst. Allein sein Gang beeindruckte und ließ Ärger gar nicht erst aufkommen. War ihm langweilig, hielt er sich bei Laune, indem er über deine widerliche Fresse herzog, deine Akne oder deine Billo-Sneakers.

Bill: Verdammt, Ta-Nehisi, verpiss dich mit deinen Loserlatschen. NBA? Weißt du, was der Scheiß heißt? Next time buy Adidas. Und du, Gary, mit deinen vier Streifen auf den Cugas, brauchst gar nicht so zu grinsen. Weißte, was Cugas heißt? Nigger, can u get Adidas …

In jenen Tagen terrorisierte Crazy Chuckie unsere Gegend. Beim Basketball, fünf gegen fünf, nahm er jede Attacke persönlich, jeder Block war für ihn eine Kampfansage. Einmal riss er eine Metallstange aus dem Boden und ging damit auf den fetten Wayne los, der bis in unser Wohnzimmer floh. Aber dann kam Dad, sein Blick so: Schluss mit lustig. Chuckie fluchte und fuchtelte mit der Stange rum, verzog sich aber. Abends im Bett spielte ich seinen Auftritt für Bill nach.

Ich: Mann, Chuckie ist total crazy.

Bill: Scheiß auf Chuckie. Den fick ich, wenn er mir blöd kommt.

Im selben Herbst hat Chuckie seinen Alten umgebracht, wurde von den Bullen kassiert und ist im Jugendknast verschwunden, im Hickey Juvenile oder im Boys’ Village.

Privatschulen-Stevie wohnte zwei Türen weiter. Ich hab oft mit seinen G.I.-Joe-Figuren gespielt, bis mir klar wurde, dass mich das zur Zielscheibe machte. Auf der anderen Straßenseite lag die Mondawmin Mall, der Modetempel von West Baltimore, Arena für Sex, Prügeleien und Coolness. Jedes Schaufenster protzte mit Leder, Pelz und Silber, daran Preissticker mit durchgestrichenen roten Riesenziffern. Diese Etiketten und die knackärschigen Honeys machten Killer aus den Jungs. Ein Fehltritt auf die Wildleder-Pumas bedeutete Dschihad. Kokain war angesagt; und auch wenn ich nie gesehen hab, wie ein Junkie was aufkochte, verdüsterte der Rauch die Gegend und verwandelte unsere schöne Stadt in einen Basar minderwertiger, aber teuer gehandelter Glitzerkristalle, ins Gomorra von Inner Harbor. Der Wert eines jungen Mannes maß sich daran, wie breit seine fettgelbe Goldkette war. Ringe an zwei, drei oder vier Fingern verrieten, wer zum Fußvolk, wer zur Kavallerie und wer zum Adel dieser finsteren Ära zählte. Wir träumten davon, in schwarzen Cherokee-Jeeps durch die Straßen zu cruisen, an der Ecke Hot und Live zu parken, während »Latoya« und »Sucker M.C.’s« gegen unser Trommelfell wummerte. Selbst ich träumte davon, dabei war ich erst zehn.

Wegen meines schlichteren Gemüts und meines vorpubertären Alters konnte ich noch nicht mithalten, Big Bill aber war vom Glamour hin und weg. Das war der Sommer des Jahres 86. KRS-One hatte gerade Queensbridge den Kampf angesagt. Ich stand in meinem Schlafzimmer und skandierte mit gereckten Fäusten Todd Smith – »Walkin’ down the street to the hardcore beat/While my JVC vibrates the concrete«. Bill und mein Bruder John kellnerten den ganzen Sommer. Bill war scharf auf eine dicke Kette, so eine, die sündhaft lang vom Hals baumelte. Aber das Geld reichte nie, und er hatte keinen Bock, noch monatelang zu warten. Also kam er eines Tages aus der Mall mit zwei Miniplastiktüten groß wie Frauenfäuste, die so hell strahlten wie er selbst. In jeder Tüte ein fetter Ring, der eine mit einem goldenen Drachen verziert, der andere mit einem zwei Finger breiten Dollarzeichen.

Er hielt sie mir unter die Nase, und ich fand’s krass, wie mit dem glitzernden Metall sein Stolz anschwoll. Er prollte rum, hin und weg von seiner eigenen Herrlichkeit, bis Dad ihn sich zur Brust nahm.

Dad: Sohn, die sind nicht echt. Man hat dich übers Ohr gehauen.

Bill: Du spinnst. Klar sind die echt. Vierzehn Karat. Hab ich cash bezahlt.

Dad: Ach, Sohnemann. Komm, wir schmelzen sie ein und lassen’s prüfen. Sind die Ringe mehr als zehn Karat, zahle ich sie dir. Mit Zins und Zinseszins.

Bill wurde ganz schwindlig, sein großer Traum zum Greifen nah: Er sah sie schon vor sich, die goldene Herringbone-Kette auf schwarzem T-Shirt; und wie er damit durchs Mondawmin steppte, wie die Jennys ihm am Hintern klebten, Gangsoldaten salutierten, vor ihm auf die Knie fielen. Wie Slick Rick würde er eine rote Robe tragen. Fest davon überzeugt, recht zu haben, ließ Bill sich auf den Vorschlag meines Vaters ein. Wir waren jung, wie berauscht von uns selbst, und wir wussten nicht, dass Dad all die Wege, die wir gerade zu entdecken glaubten, längst gegangen war. Er fand wen, der das Gold einschmolz, den Wert berechnete. Und ich weiß nicht, was schlimmer war – das Ergebnis oder Dads bedauerndes Glucksen, seine Predigt. Anschließend ging er rüber zum Mondawmin und ließ sich von Bill den Händler zeigen. Dann trat er an den Glastresen, legte dem Typen das Ergebnis vor und sprach die magischen Worte, die da lauteten: »Betrug«, »Black Community«, »Staatsanwalt«. Von dem Tag an war Gold für Bill nie mehr dasselbe.

Mein Vater lebte bewusst, er war conscious, gut eins achtzig groß, attraktiv, meist ernst, selten wütend. Wochentags ging er um sechs Uhr früh aus dem Haus, fuhr eine Stunde nach Mekka, wo er in den heiligen Hallen des Moorland-Spingarn-Forschungszentrums über Bücher wachte und Geschichte kuratierte. Zudem war er ein bescheidener Mann, trug ein hellgelbes T-Shirt zur braunen Hose und sandfarbene Clarks; die Haare schnitt er sich selbst.

Abends aber grillte er Tofu, kochte Basmati und dachte Rebellion. Er zupfte das T-Shirt aus der Hose, ging in den Keller und durchforstete Schicht um Schicht alter Arkana. Er sammelte vergriffene Texte, obskure Vorlesungen und im Eigenverlag publizierte Monografien von Schriftstellern wie J. A. Rogers, Dr. Ben und Drusilla Dunjee Houston, große Propheten, die Ägypten zurück nach Afrika brachten und unsere Geschichte festhielten, als alle Welt behauptete, wir hätten keine. Sie hatten Worte notiert, die sie uns vorenthalten wollten, in vergessenen Archiven, geheimen Sammlungen, von Wasser durchweichten und den Jahren vergilbten Mappen. Dad brachte sie uns zurück.

Von jenem Tag an, da wir an diesen geraubten Ufern landeten, haben sie uns einer Gehirnwäsche unterzogen, erklärte Dad jedem, der es hören wollte oder nicht. Sie schickten ihre Phrenologen ins Feld, ihre zurückgebliebenen Darwinisten, und schmiedeten falsches Wissen, um uns kleinzuhalten. Aber es gab welche, die sich gegen diese Dämonisierung wehrten. Universitäten blickten auf sie herab. Kompromittierte Professoren machten sich über sie lustig. Also veröffentlichten sie im Eigenverlag und verhökerten ihr Wissen auf Straßenmärkten, in Kirchen, auf Basaren.

Trotz all ihrer Mühen gerieten sie in Vergessenheit. Ihre großen Werke wurden nicht länger nachgedruckt, während sich jene mit Integration und Amnesie abfanden, die sie zu retten versucht hatten.

Dad spürte diese Autodidakten auf und die Hinterbliebenen jener, die bereits gestorben waren. Beim Tee in deren Wohnzimmern legte er seine Pläne dar. Er schlug vor, den vergessenen Genies in einer Universität ohne Mauern wieder zu der ihnen angemessenen Bedeutung zu verhelfen, und dies mittels einer Druckerwerkstatt, die aus einem Handtacker bestand, einem Tischdrucker und einem Commodore 64. Nie war es radikaler gewesen, Neuauflagen zu veröffentlichen. Black Classic Press nannte er sein Kellerunternehmen, und für die Familie Coates gab es kein Erbarmen. Das ganze Haus ächzte unter seinem verrückten Traum von der Wiederauferstehung der Massen.

Er füllte unser Haus mit Wissen, bis die Zimmer vor Büchern überquollen, deren Titel militante Aktionen und die Rückkehr zum Ruhm versprachen. Wunderbare Äthiopier oder Die Schwarzen Pharaonen Ägyptens. Er fand Gleichgesinnte, baute Kollektive auf und organisierte Literaturfestivals zu Ehren von Malcolm X, Marcus Garvey, die zu den Waffen gerufen hatten. Brothers und Sisters trommelten und tanzten wiedergefundene Botschaften. Dichter brachten Worte zu Gehör, die es in sich hatten. Selbst das Essen war bewusst – Weizenbrot und Veggieburger, obstgesüßte Kekse. Dad hielt sich stets im Hintergrund, schaute von seinem Tisch aus zu, der mit afrikanischem Tuch und einer Ehrfurcht gebietenden Zahl dem Vergessen entrissener Bücher bedeckt war.

Dieser Schatz zog die Überlebenden an, jene, die Hoover getrotzt hatten und COINTELPRO. Sie näherten sich mit so großen Erwartungen dem Tisch, dass sie ihr Englisch vergaßen und ins Suaheli wechselten, ins Arabische oder Twi. Während der Woche waren sie Straßenfeger, arbeiteten in Kindergärten, fuhren Busse, gaben Klavierstunden und berieten die Highschooljugend. Man erkannte sie an den Dreadlocks, ihrem stoischen Gleichmut und dem Duft nach Sandelholz und Lakritz.

Sie wussten, wer ich war, weil ich mit Ma oder Big Bill Bücher verkaufte, und sie fingen an, mich zu unterrichten, denn die Bewegung, das waren sie. Sie begannen damit, dass sie mir erklärten, wie wichtig Kwame Nkrumah war, oder beschwerten sich darüber, dass wir keine Bücher von Dr. Clarke hatten. Dann schwiegen sie, um einen Schluck zu trinken und beschworen Bunchy Carter herauf, Nat Turner oder Tante Grace. Von der Erinnerung an die Vorfahren besänftigt, lächelten sie, denn ich war Coates’ Junge, auch wenn sie nicht wussten, welcher. Ich war jung, und es interessierte mich nicht, warum Denmark Veseys Sklavenaufstand gescheitert war, wie die Belgier mit Lumumba umsprangen oder wie es um die Rückkehr des Sklavenkönigs Mansa Sakura stand.

Draußen im Block hüllten die Jungs sich in ihre Starter, ihre Diadoras oder Lottos, tigerten zu den Straßenecken und machten einen auf dicke Hose. Big Bill gehörte dazu. Er zog mit seiner braunen, wattierten Lederjacke durch die Stadt und befehligte eine kleine Gang Mondawmin-Kids. Langweilten sie sich, machten sie Randale, klauten Bustickets und verprügelten irgendwen x-Beliebigen. Einen Grund dafür nannten sie nicht. Sie veröffentlichten keine Manifeste. Das war ihr Leben. Das war ihr Ritual.

Den Sommer über machten sie Jagd auf Frauen. Die Jennys schlenderten in ihren Stonewashed durch Mondawmin, rote Hände mit gespreizten Fingern auf den Arsch gesprayed. Sie trugen dicke Dreifachkreolen, in die ihr Name eingraviert war; und hörten sie dich rufen – hey, yo, Shortie, komm her –, zeigten sie dir den Finger, ohne sich auch nur umzudrehen. Nichts entlockte ihnen ein Lächeln. Ihr Haar war alles, was sie interessierte, Haar ohne Ende, gegeltes, gesträhntes, zum Dutt aufgestecktes, gewelltes, zur getönten Glitzermähne verlängertes Haar. Sie waren heiß, sie waren am Puls der Zeit. Sie ließen ihren Blick über West Baltimore schweifen und wussten, sie waren das Beste, was dieser Gegend passieren konnte. Also liefen sie an uns vorbei, als gäbe es nur sie allein, als hätten sie keine Zeit für nichts und niemanden.

Deshalb musste man härter sein als sie. Man konnte nicht durch Park Heights laufen, als wäre man ein zweiter Peanut King, selbst zur Eisbahn ging man am besten nur sechs Mann stark. In Lexington Terrace grassierte der Tripper. Teenage-Moms waren in, Ehemänner out, Väter bloß ein Gerücht.

Hier der Cast aller, die meinen Nachnamen haben: Dad hatte sieben Kinder von vier Frauen. Manche Mütter sind beste Freundinnen. Einige von uns wurden im selben Jahr geboren. Zuerst die Älteren in chronologischer Reihenfolge: Kelly, Kris, William junior – alle aus Vaters erster Ehe mit Linda.

John war der Sohn von Patsy, Malik der von Sola.

Dann kommen Menelik und ich, die Kinder meiner Mutter Cheryl. Auf dem Papier sicher ein wirres Durcheinander, von mir aber alle ausnahmslos geliebt und meine früheste, bis heute gültige Definition von Familie.

Big Bill und John wurden beide 1971 geboren. Dad war verheiratet und hatte schon zwei Töchter. Er war Kriegsveteran, und Linda dürfte ihn für einen ganz normalen Kerl gehalten haben. Nur wurde er radikal und Teil jener Subgeneration, die genug von der rigiden Ethik ihrer streikenden Alten und dem Schneckentempo der Veränderung hatte. Er trat der Black Panther Party bei, stieg zum Leiter der Ortsgruppe auf und verlor seinen Gewerkschaftsjob. Er begann, rund um die Uhr für die bevorstehende Revolution zu schuften; die Familie lebte von der Stütze.

Dad verpasste die Geburt von Kris und Kell und war auch nicht da, als Linda mit Big Bill in den Wehen lag. Irgendwas war immer: ein falsch aufgelegter Telefonhörer, eine unvollständige Notiz von einem der Panther. Am Tag von Bills Geburt jagte Dad mit Lindas 1966er Mustang durch die Stadt zum South Baltimore General. Er trug schwer an seiner spirituellen Last. Er war fünfundzwanzig, auf der Höhe seiner Manneskraft und dabei, sich seine Pfründe zu sichern. Er lebte mit Linda und den Kindern am oberen Ende einer kurvigen Straße in Cherry Hill, South Baltimore. Aber er trug keinen Ring, mit der Ehe nahm er es nicht so genau, und er machte sich daran, das zu erfüllen, was das Schicksal ganz allgemein für einen jungen Mann und insbesondere für seinen Vater vorgesehen hatte.

Die Panther lieferten die passende Politik für seine getriebene Mission. Man lebte in Kommunen, teilte Socken und Betten. Sie waren Genossen, Kameraden im großen Umsturz, dem Ende der Familie, der Regierung sowie einer gier- und profitbestimmten Ökonomie. In dieser neuen Welt gab es keine Exklusivität, und dafür war Dad wie gemacht. Bald schien es, als müssten ihn die Frauen nur anlächeln, und schon war ihr Leben in Schwangerschaftstrimester getaktet.

Linda wusste über die Panther eigentlich nur, dass sie ihren Mann, einen ehrenwerten, hart arbeitenden Veteranen, in einen jener Menschen verwandelt hatten, die Lebensmittelmarken und die Projects rechtfertigten. An dem Abend, an dem Bill geboren wurde, ging Dad ins Krankenhaus, sah seine bettlägerige Frau in all ihrer postpartalen Pracht, und der Anblick machte ihn so kühn, dass er ihm ein Geständnis entlockte. Er hatte keine Rede vorbereitet, sich nicht mal Worte zurechtgelegt; es schoss einfach aus ihm raus wie saure Suppe: Linda, da ist noch ein Baby von mir unterwegs. Es gibt keinen richtigen Moment für ein solches Bekenntnis; es gibt nur eine Menge wirklich falscher Momente, und Dad hatte seine Wahl getroffen.

Schon als junger Mann besaß Dad einen besseren Blick für das große Ganze als die meisten, doch wurde dieser Blick durch eine partielle Blindheit für die Komplexitäten reeller Menschen getrübt. Und so beging er seine schmähliche Tat gleich ein weiteres Mal. In jenem Oktober kam er ins Krankenhaus, um Patsy und den neugeborenen John zu besuchen. Wieder stand er vor dem Bett einer Frau mit seinem Kind im Arm. Und wieder ließ er die Bombe platzen, nun aber ergänzt um ein pikantes Detail: Es war noch ein Kind von ihm unterwegs, die Mutter diesmal Patsys beste Freundin und Parteigenossin.

Mein Vater hatte ein Händchen dafür, Menschen zu verletzen, ohne es zu merken. Und vielleicht hat ihn letzten Endes genau das gerettet. Er war ein schamloser Casanova. Und er war ständig pleite, aber er drückte sich nie davor, eine Rechnung zu begleichen. Er rackerte sich ab, damit sein Baby neue Schuhe bekam, obwohl seine eigenen längst auseinanderfielen. Unter den Bewussten kannte man ihn wegen der Bücher, die er ausgrub und wieder in Umlauf brachte. Ebenso aber weil er ständig seine Brut um sich hatte, auch wenn sich deren Zusammensetzung laufend änderte. Damit hänge ich die Messlatte ziemlich tief, ich weiß. Aber wir lebten in einer Zeit chronischer Betrüger, als die Schande solche Ausmaße erreichte, dass Nigger sogar damit prahlten, ihre Kids im Stich gelassen zu haben.

Mein Vater saß oft am Küchentisch und las kopfschüttelnd die Sonntagszeitung, oder er regte sich im Wohnzimmer über die Abendnachrichten auf. Fünf Jungen und zwei Mädchen unterstanden seiner Obhut, und als er starb, waren ihre Namen seine letzten Worte. Auf seine Vaterschaft hätte er nie etwas kommen lassen. Grund dafür war sein alkoholkranker Vater, der so viele Kinder in die Welt gesetzt hatte, dass Dad schlicht den Überblick verlor. Mein Großvater schwängerte nicht zuletzt drei Schwestern, weshalb Dad Tanten hatte, die zugleich seine Stiefmütter waren.

Sein Vater war belesen und zwang ihn, Bibelverse auswendig zu lernen, und morgens nach der Zeitungslektüre hielt er ihm Vorträge. Aber Wut und billiger Fusel verdarben, was auch immer an Gutem in ihm gesteckt haben mochte. Er konnte wegen Kleinigkeiten ausrasten und meinen fünf Jahre alten Dad quer durchs Wohnzimmer schleudern. Tante Pearl ging dann dazwischen und steckte die Prügel für Dad ein. Er war neun, als er von der Schule nach Hause kam und sein Leben auf dem Bürgersteig verstreut liegen sah. Die nächsten Wochen hauste er mit seinem Vater, zwei Brüdern und Tante Pearl in einem Truck. Später lieferte Großvater ihn und seinen Bruder David bei ihrer Mutter ab und verschwand auf Nimmerwiedersehen.

Im Laufe von vierzehn Jahren hatte Dad nun sein eigenes Netz aus Müttern und Kindern geknüpft. Seine ganze Leidenschaft aber galt den Jungs, womöglich nur, weil die Chancen schlecht für sie standen und sie hohen Risiken ausgesetzt waren. Unsere Gefühle für ihn lagen irgendwo zwischen Hass und bedingungsloser Hingabe. All unsere Freunde wuchsen ohne Vater auf, da war Dad eine Art Segen, auch wenn er es uns schwer machte, das so zu sehen. Er konnte ein echter Diktator sein, der Religionsverbote aussprach und uns Bücher aufzwang. Einmal erwischte er Big Bill dabei, wie der am Küchentisch betete, und befahl ihm, sofort damit aufzuhören:

Wenn du wen anbeten willst, bete mich an. Ich bring schließlich das Essen auf den Tisch.

Ein andermal verkündete Bill beim Abendessen, er könne es kaum erwarten, endlich erwachsen zu werden, weil er dann ausziehen und nach seinen eigenen Regeln leben könne. Dad blickte ihn streng an:

So lang brauchst du gar nicht zu warten, von mir aus kannst du gleich gehen.

Obwohl er die Aura eines Propheten verbreitete, wussten wir alle, dass er nicht vollkommen war. Auf der Karte unseres Lebens zog er einen leuchtenden Kreis um die Jahre zwölf bis achtzehn. Jenseits lag der Abgrund, der führungslose Schwarze Jungs verschluckte, um sie an Straßenecken oder hinter Gefängnisgittern wieder auszuspucken.

Dad haderte mit seinem eigenen Schicksal. Er schulte Soldaten, die sich auf jedem Terrain auskannten. Er predigte Selbstvertrauen, Disziplin und Anstand. Er machte uns die Hölle heiß, wenn wir uns vor unseren Haushaltspflichten drückten oder gegen die Anstandsregeln verstießen, quer über den Tisch langten, um uns Klöße zu nehmen, oder den Saftkrug umkippten. Seine Reaktion war unberechenbar – manchmal kam man glimpflich davon, mit einem Vortrag über die Tugenden von Booker T. oder über jene Frau, die er in Vietnam zurückgelassen hatte. Dann wieder erwischte einen sein tanzender Ledergürtel.

Einmal haben Bill und ich auf Mas und Dads Bett gewrestlet. Dabei ist der Bettrahmen gebrochen, und wir haben ihn provisorisch repariert. Wenn Dad und Ma nach Hause kämen, würden wir längst schlafen. Und falls Dad fragt, wies Bill mich an, sag einfach, du weißt nicht, was passiert ist.

Dad weckte mich zuerst. Was ist mit dem Bett?

Ich zuckte die Achseln. Keine Ahnung …

Er weckte Bill. Was ist mit dem Bett?

Wir hatten einen Ringkampf.

Ich starrte ihn wütend an, sagte aber nichts.

Mit deiner Lügerei hast du’s nur schlimmer gemacht, sagte Dad.

Er ging mit uns zur Hintertür. Raus mit euch. Ab in den Hof. Ihr wollt einen Ringkampf, dann los. Kämpft.

Anschließend schloss er die Tür. Wir starrten uns einen Moment lang an, dann packte mich Bill und warf mich zu Boden. Dad zuliebe kämpften wir da draußen wer weiß wie lang, bis uns klar wurde, dass er vermutlich nicht mal zusah.

Irgendwann kam Ma in den Hof und schickte uns nach oben. Dad war längst zu Bett gegangen.

Mein Vater machte mir Angst, doch selbst diese Angst kam nicht gegen meine innere Natur an. Die Zeugnisse, die ich nach Hause brachte, fielen eher bescheiden aus: Er zeigt nicht, was in ihm steckt. Muss sich mehr Mühe geben. Hat Probleme, sich zu disziplinieren. Ma ging zur Schule und kam mit Migräne zurück – was sie uns spüren ließ. Sie verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war, und grub ihre Fingernägel in meinen Arm …

Ich zieh keine nutzlosen Nigger groß. Wo hast du bloß deinen Kopf? Was denkst du dir eigentlich, Junge?

Ich denke an Sonntagswaffeln und an vegane Frühstückswürste. Mir tun die Apatosaurier leid, Lynn Minmay, Tom Landry und die Dallas Cowboys. Ich starre über drei Tische hinweg zu Brenda Neil hinüber und stelle mir vor, wie sie in einem rosa-weißen Kleid tanzt.

Dad sah mich an, als wäre ich ein hoffnungsloser Fall, und klatschte dreimal in die Hände:

Wach auf, Junge. Beweg dich, als hättest du ein Ziel, geh, als müsstest du wohin.

Ich hatte durchaus Gelegenheit, dieser Geschichte einen anderen Lauf zu geben. In der vierten Klasse trugen mir Ma und Dad auf, mich für Stipendien an Privatschulen zu bewerben. Ich absolvierte diverse Schulbesuche, registrierte, ob das Essen besser oder schlechter war, und langweilte mich durch die Standardprüfungen. Multiple-Choice und ähnliche Testverfahren fand ich unter meiner Würde, also hakte ich die Antworten nach dem Zufallsprinzip ab und tat Monate später ganz schockiert, als ich von sämtlichen Schulen abgelehnt wurde.

Zwei Jahre später leitete Dad drastischere Maßnahmen ein. Die William-H.-Lemmel-Schule lag auf einem Hügel abseits der Dukeland Street. Aus ihren Tiefen drangen die wildesten Gerüchte – Vizedirektoren, die per Bodyslam umgenietet wurden, Gräueltaten in der Essensschlange, Schüler, die auf Socken nach Hause liefen. Die Lehrer an der Lemmel aber führten einen Kampf nach Dads Geschmack. Überall im Land lockten bessere Jobs, besseres Gehalt, bessere Lebensbedingungen, doch mitten im zweiten Einbruch der Stadtsanierung begann die Lemmel, sich zu wehren. Die Direktoren organisierten die Schüler in Mannschaften und benannten sie nach ihren Heiligen: Douglass, Tubman, Woodson oder King. Sie bestanden auf Schuluniformen, gründeten Klassen für die Hochbegabten des Gettos und posaunten lauthals ihr Mantra in die Welt: Die Lemmel ist eine Schule für Gewinner. Damit unterstützten sie Dads Bemühungen, verstärkten seine Mission, mich durch die Geschichte und den Kampf zu erden. Als Big Bill davon hörte, lieferte er nur jenen einen Kommentar, auf den es mir ankam: Mit Lemmel-Niggern ist nicht zu spaßen.

Seit Big Bill bei seiner Ma in Ungnade gefallen war, gehörte er in der Tioga zum Stammpersonal. Ihm lief die Zeit davon. Er kam in die zehnte Klasse, er war groß und geschmeidig, lässig wie Big Daddy Kane, als er »All Night Long« sampelte. Schon fast gelangweilt, versenkte er den Ball im Korb und glaubte wie so viele, von seinem Sprungwurf leben zu können.

In jenem Sommer, in dem Bill herausfand, dass nicht alles Gold war, was glänzt, muss es auch gewesen, dass er und John den Bogen überspannten. Sie arbeiteten beide in einem Deli, räumten Tische ab. An einem Samstag nach der Arbeit cruisten sie mit Vetter Gary in einem geklauten Wagen durch die Gegend. Am Abend wurde Dad dann darüber informiert, dass seine Söhne sich im Gewahrsam der Bezirkspolizei befänden. Er fuhr los, um seine Jungen einzusammeln, und kaum wieder zu Hause, verabreichte er ihnen eine legendäre Tracht Prügel. Am nächsten Morgen präsentierte Dad ihnen eine lange Liste mit Aufgaben, und Tioga wurde zum Arbeitslager, schlimmer noch als gewöhnlich. Ungefähr um diese Zeit bekam Bill auch einen ständigen Schlafplatz in unserem Haus, ein Zimmer, das er sich mit dem damals vierjährigen Menelik und mir teilte. Er tapezierte die Wände mit signierten Postern seiner Lieblingsspieler, mit Bildern von Dominique Wilkins, »The Human Highlight Reel«, und Sam Perkins, »The Big Smooth«.

Von nun an checkte Ma jeden Abend Bills und meine Hausarbeiten. Dad führte einen obligatorischen Buch-des-Monats-Klub ein und wählte Wälzer aus, die wir obskur oder unwichtig fanden. Bill hätte lieber alte Ausgaben der Sports Illustrated gelesen. Ich kann mich nicht erinnern, dass Dad das überhaupt zur Kenntnis genommen hat. Dafür erinnere ich mich aber an Flight to Canada und an Dads Versuch, uns Ishmael Reeds einzigartigen Sinn für Humor verständlich zu machen. Bill riss lieber seine eigenen Witze …

Sieh sich einer diese vermurkste Matte an, sagte er und zeigte auf Reeds Foto im Einband. Der Nigger hat nur ’nen halben Afro.

Am Wochenende saßen wir, von Dads Joch befreit, auf der Veranda vorm Radio, aus dem New Yorker Klartext wummerte. Frank Ski übernahm die Turntables und schickte Whitney mit ihrem ganzen femininen Rhythm & Bullshit in die Wüste, bevor Afrika Bambaataa den Abend übernahm. Bill schob eine Kassette ins zweite Fach seiner Boombox. Er hatte sein Kürzel – M.C. Destiny – mit Tipp-Ex auf beide Boxen getaggt. Manchmal schlich sich Dante, der zwei Häuser weiter wohnte, an seinem torkelnden Dad vorbei, um bei uns abzuhängen. Einmal war Dantes Dad so blau, dass er versuchte, seinen Schlüssel in unsere Tür zu fummeln. Dad machte auf, wies ihm höflich den Weg nach Hause und brachte Bill zum Schweigen, der sich gackernd nach oben verzog.

Dante klatschte Bill ab – eine Ehre, die ich mir noch nicht verdient hatte –, setzte sich auf die Steinstufen und wippte mit dem Kopf zu »The Show« oder »Paul Revere«. Er war übel verknallt in Kris, unsere ältere Schwester, und jammerte und laberte Bill die Ohren damit voll. Bill aber war zu cool. Er lachte nur, zählte Dantes Unzulänglichkeiten auf – Ohren wie hawaiianische Inseln, abgelatschte Adidas – und konnte ihn stundenlang damit nerven. Dann knuffte er Dante in den Arm: Verpiss dich von meiner Veranda, Punk. Die beiden waren genau wie all die anderen feixenden Jungs in unserer Gegend. Gleich um die Ecke wartete die Welt mit weit aufgerissenem Maul, nur hatten sie bislang nichts davon mitgekriegt.

Dad arbeitete im Keller über seinen Büchern. Er begriff nicht, dass wir gleichfalls Schätze zutage förderten und unsere eigenen Wunder erlebten – Phil Collins gemixt mit Biz Markie, mit Ofra Haza und The God.

Als Dad 1972 die Panther verließ, bekam er ganz pathetisch den Titel »Volksfeind« verliehen. Er hatte kurz zuvor meine Mutter kennengelernt. Tag für Tag packte er den Wagen mit seinen Werken der Selbsterkenntnis voll, fuhr rüber zur Howard University, baute einen Tisch auf und stellte die vielen Bände verschwiegener Geschichte und radikaler Weisheiten aus. Howard galt in jenen Tagen als Quell all dessen, was in Race-Fragen richtig lief. Vor dem Hintergrund der Jim-Crow-Gesetze war die Uni gewachsen, sie nährte sich vom Geist der Studenten und Lehrer, die durch ihre Hautfarbe auf eine Handvoll Unis beschränkt waren, bis sie weniger eine Universität denn ein Mekka war und bei den Studenten auch als solches bekannt wurde. In den Fünfzigern und Sechzigern kamen Brüder wegen ihrer niederen Bedürfnisse nach Mekka, hieß es doch, zu keinem anderen Zeitpunkt der Geschichte habe es so viele schöne Frauen an einem einzigen Ort gegeben wie an einem ganz normalen Tag auf diesem Campus. Irgendwie aber wurden die Frauen dort umgekrempelt, sie verließen Howard, erfüllt mit dem Gedankengut legendärer Professoren wie Eric Williams oder E. Franklin Frazier, und strömten nach Süden, um sich dort von Sheriffs oder Ku-Klux-Klan-Anhängern verprügeln zu lassen.

Nun, nach Malcolm und Martin, veränderte sich Mekka erneut. Dad verkaufte Bücher auf Versammlungen, die eine neue Ordnung versprachen, eine, die von Gedichten eingeleitet wurde, von unabhängigen Schulen und Pflastersteinen. Aber mehr als das neue Vokabular und die neue Lebensform, die er entdeckte, waren es die Worte eines älteren Mannes, die ihm den Weg für seine Kinder wiesen. Dieser Mann hatte auf dem Campus einfache, doch ehrenwerte Arbeit erledigt, hatte Böden gefegt, Rasen gerecht und Toiletten geputzt. Über sein Leben wusste ich nichts, wusste nur, welch inneren Frieden es ihm schenkte, dass Mekkas Statuten allen Kindern der Universitätsbeschäftigten ein kostenloses Studium garantierten. Als Dad das hörte, war er wie vom Donner gerührt. Nur wenige Jahre später ergatterte er eine Stelle beim Moorland-Spingarn Forschungszentrum der Howard University. Bei sieben Kindern war der Bedarf auch enorm. Meine Schwestern Kris und Kelly hatten sich schon eingeschrieben. Fehlten noch die fünf Jungen, und kopfnickend lauschten zwei davon dieser neuen, schönen Kunde.

Es war der Sound unserer Zeit, und er offenbarte uns all unsere Wünsche und großen Ängste. Big Bill stand unter Druck. Den Murphy Homes war er allein und hilflos ausgeliefert gewesen, was ihm klargemacht hatte, dass es Augenblicke gab, in denen er sich nur auf sich selbst verlassen konnte. Das war 1986, zu Beginn der Crack-Ära. Um uns herum starben die Leute wie die Fliegen – Nana, Tante Joyce, Bills Großmutter Ms. Verla und weitere zweihundertfünfzig Baltimorianer, ein Rekord, alle ermordet. In jenem Jahr wurde mein Freund Craig auf dem Rückweg von der Arbeit abgestochen. Er war das ärmste Kind in einer Klasse gewesen, in der alle Essensmarken zugewiesen bekamen. Seine Schuhe quietschten und schmatzten; und an so gut wie jedem Wochentag trug er ein rot kariertes Holzfällerhemd. Er hatte viele Geschwister. Und nun hatten ihm die Orks aufgelauert und ihn umgebracht.

Ich blickte all dem ins Auge, verwirrt davon, dass die Nuancierung fehlte, vom harschen Übergang vom Kind zum Kindmann. Big Bill aber sah wie immer klar. Nach den Murphy Homes ließ er seine Beziehungen spielen, bis er einen Waffendealer fand. Er bunkerte die Knarre in unserem Schlafzimmer, steckte sie sich in die braune Lederjacke und zeigte sie mir, ohne damit anzugeben. Allein ihr Gewicht verlieh ihr Autorität, und ich wusste, die war echt. Wann immer Bruder Big Bill danach vor die Tür ging, war er gewappnet.

* Dieser Ausdruck mit der Endung »-er« wird in der Übersetzung genau wie von Coates im amerikanischen Original angegeben verwendet.

1 Slick Rick: »Children’s Story«, 1988: Es gab da einen kleinen Jungen, der auf Abwege geriet …

2

Even if it’s jazz or the quiet storm …2

Mit dem Crack kam das Ende der Zivilisation nach Baltimore. Dad erzählte mir, wie es früher gewesen war. Zu seiner Zeit hielt sich der Ärger in Grenzen und drehte sich meist nur um kleinere Vergehen: zu offensiv die falsche Straße langgestiefelt oder die kleine Schwester von irgendwem angegraben. Es gab Gangs, die bloß auf Randale aus waren, und sicher, alle Jubeljahre griff ein Killer in seinen karierten Mantel und ließ Kugeln hageln. Aber es gab Regeln, und selbst wenn Dad von einer feindlichen Bande gestellt wurde, wusste er, er konnte jederzeit die Arme heben und »Fairer Kampf« schreien, um sich dann den Champion der Gegner vorzuknöpfen. Ging so was übel aus, dann mit ein paar lockeren Zähnen und Nadelstichen, aber nicht mit einem Schocktrauma und dem Gedudel von »Blessed Assurance« in den Räumen eines Bestattungsunternehmens.

Als Dad noch jung war, bildeten wir eine enge Gemeinschaft, wenn auch eine, die von hungrigen Wölfen umringt war. Gegenseitige Hilfe war das Einzige, worauf wir uns verlassen konnten. Im Laufe der Zeit aber vergaßen wir, wer wir waren, und wurden zu Kannibalen – um die eigene Rep aufzupolieren, war uns kein Brother zu schade. Abends dann die übliche Leier in den Action News, und zwischen den geretteten Hunden, den vermissten Kleinkindern, den Skandalbankern kamen wir, niedergemäht vom Ploppen einer .22er, zusammengekrümmt in einer traurigen Blutlache.