The Darlington - Henry & Kate - Laura Kneidl - E-Book

The Darlington - Henry & Kate E-Book

Laura Kneidl

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Beschreibung

WILLKOMMEN IM THE DARLINGTON

Kate hat alles verloren: ihre Familie, ihren Job, ihr Zuhause. Seit Monaten schlägt sie sich allein auf der Straße durch. Als sie eines Tages den attraktiven Henry bestiehlt, ahnt sie nicht, dass sich ihr Leben für immer verändern wird. Seiner Familie gehört das luxuriöseste Hotel ganz Londons - The Darlington. Das Hotel ist durch einen Skandal jedoch in Verruf geraten, und als ältester Sohn ist es Henrys Aufgabe, das gute Image wiederherzustellen. Und obwohl Henry und Kate nicht unterschiedlicher sein könnten, lädt er sie zu sich ins The Darlington ein. Dort angekommen lernt Kate nicht nur eine völlig neue Welt, sondern auch Henry besser kennen, der ungeahnte Gefühle in ihr weckt.

Glamour, Liebe und ein großer Skandal. Der emotionale Auftakt der The Darlington-Reihe über ein Londoner Luxushotel


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Seitenzahl: 653

Veröffentlichungsjahr: 2025

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INHALT

Titel

Zu diesem Buch

Leser:innenhinweis

Widmung

001

002

The Blackroom

003

004

005

006

007

008

The Blackroom

009

010

011

012

013

014

015

016

017

The Blackroom

018

019

020

021

022

023

The Blackroom

024

025

026

027

028

The Blackroom

029

030

031

032

033

034

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036

037

038

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The Blackroom

040

041

042

043

044

The Blackroom

045

046

047

048

049

050

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052

053

054

055

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061

062

The Blackroom

Die Autorin

Die Bücher von Laura Kneidl bei LYX

Impressum

LAURA KNEIDL

The Darlington

HENRY & KATE

Roman

ZU DIESEM BUCH

Die 20-jährige Kate Hamilton hat alles verloren: ihre Familie, ihren Job, ihr Zuhause. Seit Monaten schlägt sie sich allein auf der Straße durch. Henry Darlington hingegen scheint auf den ersten Blick alles zu haben: Er ist reich, gut aussehend, und seiner Familie gehört das Londoner Luxushotel The Darlington. Doch die schillernde Fassade wird von der düsteren Realität getrübt. Das Hotel ist durch einen Skandal in Verruf geraten, und als ältester Sohn ist es Henrys Aufgabe, das gute Image wiederherzustellen. Eigentlich kann sich Henry deshalb keine Ablenkungen erlauben. Es kommt jedoch zu einem schicksalhaften Zusammenstoß: Kate stiehlt Henrys Handy mit brisanten Informationen und erpresst ihn. Seitdem bekommt er die hübsche Diebin nicht mehr aus dem Kopf. Er lädt sie zu sich ins The Darlington ein und bietet ihr einen Job als Zimmermädchen an. Im Hotel angekommen lernt Kate nicht nur eine ganz neue Welt, sondern auch Henry besser kennen. Der reiche Hotelerbe weckt bisher ungeahnte Gefühle in ihr. Aber wie können sie zusammen sein, wenn sie doch aus zwei völlig unter-schiedlichen Welten stammen?

Liebe Leser:innen,

dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte. Deshalb findet ihr hier eine Triggerwarnung.

Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch!

Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis.

Eure Laura und euer LYX-Verlag

Für Reshi

001

Frauen gegen Richard Darlington Wann?: Montag, 23. September Wo?: Westminster Bridge

Aufruf zur Demo

Kate

Ich war schon immer eine gute Läuferin gewesen. Als Kind hatten mich die anderen beim Fangenspielen nie erwischt. In der siebten Jahrgangsstufe hatte ich auf dem Siegertreppchen des Leichtathletik-Teams gestanden. Und mit sechzehn war ich die erfolgreichste Stürmerin der Fußball-Mädchenmannschaft gewesen, ehe ich die Schule geschmissen hatte.

Doch während ich früher aus Spaß gerannt war, rannte ich heute nur noch, um zu überleben. Und in diesem Moment rannte ich auch – und zwar schnell. Denn ich war auf der Flucht, weil ich keine Lust hatte, schon wieder eine Nacht auf dem örtlichen Polizeirevier zu verbringen. Dort wimmelte es nur so von schrägen Gestalten und angetrunkenen Arschlöchern, die ihre Hände nicht bei sich behalten konnten. Außerdem befürchtete ich, dass meine nächste Verhaftung weniger glimpflich verlaufen würde als die letzte vor ein paar Wochen. Damals hatten sie mich auch wegen Taschendiebstahls dranbekommen, aber mit einer Verwarnung gehen lassen. Eine Verwarnung, gegen die ich gerade verstieß.

»Questa puttana mi ha derubato!«, grölte der Mann, der mich verfolgte und dessen Geldbeutel in meiner Jackentasche steckte. Ich hatte keine Ahnung, was er sagte, aber vermutlich nichts Nettes. Seine Stimme vermischte sich in meinen Ohren mit dem Pfeifen des Windes und dem Donnern meiner Stiefel, die über den Asphalt flogen und glücklicherweise nicht auseinanderfielen, obwohl die Sohle bereits locker und das Leder rissig war.

Die zahlreichen Touris auf dem Parliament Square waren Hindernis und Tarnung zugleich. Ich wich einer Familie aus, die gerade dabei war, ein Foto vor einer der roten Telefonzellen zu machen, und sprang über ein Eis, das auf dem Boden gelandet war.

»Prendetela!«, brüllte der Mann, der einfach nicht aufgeben wollte.

Ich spähte über die Schulter, obwohl ich es hätte besser wissen müssen. Hart kollidierte ich mit einem Körper, der wie ein nasser Sack zu Boden ging. Ich geriet ins Stolpern, konnte mein Gleichgewicht aber gerade noch halten. Die Frau, die ich angerempelt hatte, funkelte mich wütend an. Der Inhalt ihrer Handtasche lag auf dem Boden verteilt, aber sie schien unverletzt.

»Sorry!«, rief ich, bereits wieder im Sprint, und schob den Riemen meines Rucksacks höher, der mir von der Schulter zu rutschen drohte. Eine Gruppe junger Männer, die die Szene beobachtet hatten, stellte sich mir in den Weg. Ich schlug einen Haken. Eine Hand, die mich packen wollte, streifte meinen Arm, aber bekam mich nicht zu fassen. Ich rannte weiter in Richtung des Piers, der auf der anderen Straßenseite der Westminster Bridge lag.

Der unverkennbare Duft der Themse stieg mir in die Nase, als plötzlich Rufe vor mir laut wurden. Unzählige Stimmen wiederholten immer und immer wieder dieselben Worte. Eine Demo. Perfekt! Dutzende von Menschen blockierten die Brücke und verstopften die Straße. Mit wütenden Gesichtern hielten sie Schilder und Plakate in die Höhe. Ich hatte keine Ahnung, wogegen sie demonstrierten, aber in diesem Moment war ich auf ihrer Seite. Es standen zwar auch einige Polizisten herum, doch diese waren zu sehr damit beschäftigt, für einen friedlichen Ablauf zu sorgen, um mir Beachtung zu schenken, und die Protestierenden waren so laut, dass sie die empörten Rufe des Italieners gar nicht hörten.

Ich ließ meine Schritte langsamer werden, um kein Aufsehen zu erregen, und mischte mich unter die Demonstrierenden, bei denen es sich vorwiegend um aufgebrachte junge Frauen zu handeln schien, zu denen ich perfekt passte. Ich hatte vor einigen Wochen meinen zwanzigsten Geburtstag gefeiert, wobei feiern in meinem Fall bedeutete, dass ich durch die Stadt gezogen war, um sämtliche Geburtstagsangebote für Dinge in Anspruch zu nehmen, die ich mir sonst nicht leisten konnte. Was nur möglich war, weil ich mich ausweisen konnte, ein Glück, das nicht alle Obdachlosen hatten, weshalb ich meinen Pass hütete wie einen Schatz. Außerdem gewährte er mir Zugang zu Schlafplätzen, die mir anderenfalls verwehrt geblieben wären.

Ich schlängelte mich durch die Demonstrierenden, um mit der Masse zu verschmelzen. Mein Atem ging schnell, weniger aus Anstrengung als vor Aufregung. Ich holte mehrmals tief Luft, um mich zu beruhigen, und rang den Drang nieder, nachzusehen, ob ich noch verfolgt wurde. Das würde nur Aufmerksamkeit auf mich lenken. Stattdessen ließ ich mich vom Strom treiben. Dabei schob ich eine Hand in die Tasche meiner abgewetzten Lederjacke und umklammerte den Geldbeutel des Italieners – schließlich hatte ich nicht Kopf und Kragen riskiert, um selbst beklaut zu werden.

»Glaubt den Frauen! Glaubt den Frauen! Glaubt den Frauen …«, riefen die Leute um mich herum im Chor.

Noch immer atemlos stimmte ich in den Protest mit ein und studierte die Schilder, die in die Höhe gehalten wurden. Nun erkannte ich auch, gegen was diese Leute demonstrierten, oder besser gesagt, gegen wen: Richard Darlington.

Es gab wohl kaum einen Menschen in dieser Stadt, dessen Lebensrealität weiter von meiner entfernt war als die von Richard Darlington – vielleicht mit Ausnahme der Royal Family. Er und seine Familie bildeten die elitäre Spitze der britischen High Society. Ihnen gehörte The Darlington, das teuerste und protzigste Hotel der Stadt, vielleicht sogar ganz Europas. Regelmäßig gingen dort Politiker, Adelige und Prominente ein und aus. Und obwohl ich Richard Darlington noch nie in meinem Leben getroffen hatte, wusste ich, wer er war, wie er aussah und was er getan hatte, wie vermutlich die gesamte Bevölkerung Großbritanniens. Seit Monaten wurde in der Presse über ihn berichtet, denn mehrere Frauen beschuldigten den Hotelinhaber des sexuellen Missbrauchs. Die Vorwürfe waren wie ein Aufschrei durch die Medien gegangen. Er stritt natürlich alles ab.

Ich grölte noch lauter mit, während sich die Demo langsam, aber stetig dem Darlington näherte, das sich majestätisch am Ufer der Themse erhob. Wir hatten in der Schule sogar etwas darüber gelernt, während wir die Historie Londons besprochen hatten, denn das Darlington war geschichtsträchtig.

Das Hotel, das sich über mehrere Etagen erstreckte, war Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts inspiriert vom Beaux-Arts-Stil errichtet worden. Mit den Pfeilerarkaden und seiner makellosen Fassade aus cremefarbenem Kalkstein strahlte es puren Luxus aus. Mehrere spitze Türmchen, von denen aus man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt haben musste, krönten das Gebäude. Mit seiner märchenhaften Erscheinung zog das Darlington die Aufmerksamkeit aller auf sich, die entlang des Flusses flanierten. Es verkörperte die Essenz von Reichtum und Eleganz. Kurz gesagt: Ich könnte mir niemals eine Nacht darin leisten.

Unmittelbar vor dem Hotel, das von Polizisten umstellt war, kam die Demo zum Stehen. Ich wagte einen Blick über die Schulter, aber von meinem Verfolger fehlte zu meiner Erleichterung jede Spur. Das war der richtige Augenblick, um mich abzuseilen. Ich löste mich aus der Menge und folgte dem Ufer bis zur Lambeth Bridge, die ich überquerte, um wieder auf meine Seite der Stadt zu gelangen.

Im Gehen holte ich das gestohlene Portemonnaie aus meiner Tasche, um meine Ausbeute zu inspizieren. Wie immer ging mein erster Griff ins Geldfach – achtzig Pfund. Nicht schlecht. Heutzutage trugen die meisten nur noch Plastikgeld mit sich herum oder hatten ihre Kreditkarten im Handy hinterlegt, was für jemanden wie mich ziemlich scheiße war. Tatsächlich steckte aber eine Karte im Geldbeutel. Wenn ich mich beeilte, konnte ich mir damit etwas zu essen kaufen, bevor sie gesperrt wurde.

Während meiner Anfänge als Taschendiebin hatte ich noch ein schlechtes Gewissen verspürt. Inzwischen hatte ich diese Schuldgefühle jedoch abgelegt. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, nicht stehlen zu müssen, aber ich klaute nicht zum Spaß, sondern um zu überleben. Und dieser Kerl – Pietro Mazzeo, seinem Ausweis nach –, der sich einen Urlaub in der teuersten Stadt Großbritanniens leistete, konnte mit Sicherheit ein paar Pfund entbehren.

Ich verstaute das Bargeld in meinem Rucksack und begab mich auf die Suche nach etwas Essbarem. Auf die Schnelle konnte ich keinen Supermarkt finden, aber einen Pret A Manger. Zielstrebig steuerte ich ihn an und kaufte mir frische Sandwiches sowie ein paar verpackte, langlebigere Snacks und eine Wasserflasche. Mit angehaltenem Atem hielt ich die gestohlene Kreditkarte an das Lesegerät. Ein Piepsen ertönte, als die Zahlung durchging. Mit einer Tüte voller Leckereien verließ ich den Laden, wobei ich noch im Gehen eines der Sandwiches auspackte. Genüsslich biss ich in das Brot, um meinen seit Stunden grummelnden Magen zu beruhigen, und machte mich auf den Weg zum Fundbüro. Ich war vielleicht eine Diebin, aber kein Arschloch. Mir war bewusst, dass das Geld in den Portemonnaies für die Touristen selten das Wertvollste war. Darin befanden sich Fotos, Tickets und Ausweise, die sie für die Kontrolle am Flughafen benötigten.

Ich folgte der Straße, wobei mich niemand beachtete. Mit meiner schwarzen Lederjacke, der verwaschenen Jeans und den kurzen dunkelbraunen Haaren war ich so unauffällig, wie man nur sein konnte. Das war unerlässlich für ein Leben auf der Straße, vor allem als Frau. Errege kein Aufsehen, war die erste Lektion gewesen, die ich auf harte Weise hatte lernen müssen. Sei unerschrocken, die zweite, denn Angst ließ einen schwach wirken, und wer schwach war, wurde leicht zum Opfer.

Fünfzehn Minuten später erreichte ich das heruntergekommene Fundbüro mit der gesplitterten Glastür und den bunten Graffiti, die sich quer über das Schaufenster zogen. Das Gebäude wirkte nicht sonderlich vertrauenserweckend, aber wer online nach Fundbüros in London suchte, wurde hierhergeschickt.

Ich drückte die Tür auf, dankbar dafür, dass sie nicht vollständig auseinanderbrach, und trat ein. Der Geruch von Plastik, Gummi, Holz und Staub hing in der Luft. Die Wände waren von dunklen Holzregalen gesäumt, die mit allerlei akribisch sortiertem Krempel beladen waren. Von vergessenen Regenschirmen bis hin zu einsamen Handschuhen, verlorenen Büchern und verwaisten Kuscheltieren war alles dabei. Darunter auch einige Absurditäten wie ein Akkordeon, das seit Wochen auf einem der Schränke lag, und ein Schaufensterpuppenkopf.

»Hey Kate!«, begrüßte mich Mary, die auf einem Hocker hinter dem Schalter saß, zwei Nadeln in der Hand, weil sie mal wieder dabei war, irgendetwas zu stricken. Eigentlich war Mary Studentin an der University of London, doch drei Tage die Woche half sie im Büro aus.

Ich trat an die Theke. »Hi. Wie läuft’s?«

»Womit? Dem Stricken? Dem Job? Der Uni?«

»Allem?«, erwiderte ich neugierig und nahm mir ein Bonbon aus der Schale, die auf dem Tresen stand. Ich wickelte das Papier auf und schob mir den Drops in den Mund.

»Das Stricken läuft gut. Im Job gibt’s nichts Neues. Und die Uni ist stressig. Das Semester hat erst angefangen, und ich ertrinke bereits in Arbeit. Eigentlich sollte ich lernen, aber ich hab mich für Stress-Stricken entschieden. Ich werde diesen Winter mehr warme Socken haben, als ich tragen kann.«

»Falls du welche loswerden willst: Ich bin hier«, sagte ich, halb im Scherz, halb ernst, denn meine Socken waren alle ziemlich löchrig. Ich konnte dringend ein neues Paar gebrauchen, vor allem wenn es warm und flauschig war. Ende September waren die Tage in London noch angenehm mild, aber nachts wurde es zunehmend kühler und mir graute es bereits jetzt vor meinem zweiten Winter auf der Straße.

Mary lächelte. »Und bei dir? Alles in Ordnung?«

»Ja. Alles beim Alten«, antwortete ich knapp, weil es nichts bringen würde, ihr von meinen Problemen zu erzählen. Sie konnte ohnehin nichts daran ändern, und je weniger ich über mein Leben redete, umso leichter ließ sich ignorieren, wie abgefuckt das letzte Jahr gewesen war. Ich griff in meine Jackentasche, holte die gestohlene Geldbörse raus und schob sie Mary zu. »Das würde ich gerne abgeben.«

»Woher hast du das?«

»Gefunden.«

»Das ist schon der dritte Geldbeutel, den du in den letzten Tagen gefunden hast.«

»Ich bin eben sehr aufmerksam.«

Mary brummte skeptisch und nahm mir die Brieftasche ab, um sie in ihre Kartei aufzunehmen. Als sie das leere Geldfach bemerkte, zuckte ihr Blick zu mir und der Pret A Manger-Tüte in meiner Hand. Missmut flackerte in ihren Augen auf, aber sie sagte nichts. Ich war mir sicher, dass sie wusste, was ich tat, aber sie sprach mich nie darauf an, denn das Fundbüro gehörte zur Stadt, und wenn ich ihr ein Verbrechen gestand, würde sie es melden müssen. »Danke fürs Vorbeibringen.«

»Gerne. Hab noch einen schönen Tag.«

»Danke, du auch«, erwiderte Mary.

Ich lächelte und winkte ihr zum Abschied. Manchmal wünschte ich mir, uns würde eine tiefere Freundschaft verbinden. Eine Freundschaft, die über die zehn Minuten Small Talk im Fundbüro hinausging, denn ich vermisste es, eine richtige Freundin zu haben. Aber dafür waren unsere Leben zu unterschiedlich. Worüber sollten wir schon reden? Ich hatte nichts zu erzählen, und was ich zu sagen hatte, würde sie nur deprimieren.

Ich verließ das Fundbüro und schlug den Weg zum St. James’s Park ein, als sich plötzlich ein Kribbeln in meinem Nacken bemerkbar machte. Es war eine Art sechster Sinn, der sich einstellte, wenn man lange genug auf der Straße lebte. Und kaum hatte das Prickeln eingesetzt, tauchte neben mir auch schon ein alter Opel auf, der mir bedauerlicherweise viel zu vertraut war.

Scheiße.

Das hatte mir gerade noch gefehlt.

Das Auto blieb stehen. Die Tür flog auf, und Randell stieg aus. Ohne zu zögern, wirbelte ich herum und rannte los, auch wenn es kein Entkommen gab. Wenn der Mistkerl mich heute nicht in die Finger bekam, dann morgen oder übermorgen. Denn er würde nicht lockerlassen, bis er das Geld von mir hatte, das ich ihm angeblich schuldete.

Der Rucksack schlug mir gegen den Rücken und die Tüte mit dem Essen gegen den Oberschenkel. Ich war mir nicht sicher, ob Randell die Verfolgung aufgenommen hatte, aber ich wagte es auch nicht nachzusehen. Zum zweiten Mal an diesem Tag war ich auf der Flucht.

Ich kannte mich in diesem Teil der Stadt nicht so gut aus, aber das hielt mich nicht auf. Auf der Suche nach einem Versteck bog ich in eine Nebenstraße ein, als wie aus dem Nichts Edwin, einer von Randells Saufkumpanen, vor mir auftauchte und sich mir in den Weg stellte.

Fuck!

Ich schlug einen Haken, um ihm auszuweichen, doch seine Reflexe waren erstaunlich schnell für seinen massigen Körper. Er packte mich mit seinen schwieligen Händen und zog mich an sich. Die Tüte mit dem Essen fiel zu Boden. Bevor irgendeiner der Passanten bemerken konnte, was vor sich ging, schleifte er mich die Stufen zu einer Souterrainwohnung hinab, während ich in seinen Armen zappelte. Aber ich hatte seinem Griff aus Stahl nichts entgegenzusetzen.

»Wenn du schreist, stopf ich dir das Maul«, fauchte Edwin, den Mund verzogen. Nicht von einem Lächeln, sondern von der Narbe, die entlang seiner Lippen verlief.

Er ließ mich los und zerrte mir den Rucksack von den Schultern. Erst jetzt bemerkte ich, wie fest er mich gehalten hatte. Dort, wo seine Finger gelegen hatten, verspürte ich ein schmerzhaftes Pochen. Alles in mir schrie, dass ich fliehen sollte, aber ich konnte meinen Rucksack nicht zurücklassen. Er war mein wertvollster Besitz.

Ich hob das Kinn, bemüht, nicht verängstigt auszusehen, obwohl mir der Arsch auf Grundeis ging, als Randell die Treppe herunterkam, denn ich wusste, wozu dieser Mann fähig war. Immerhin hatten meine Mum und ich ein Jahr lang mit ihm in seinem schäbigen, schimmelbefallenen Bungalow gelebt. Er trug eine schwarze Jeans und ein T-Shirt – keine Jacke, als wäre er immun gegen die Kälte. Sein hellbraunes Haar war bis auf wenige Millimeter abrasiert, wodurch seine eigentlich rundlichen Gesichtszüge markanter wirkten. Es war jedoch der schonungslose Ausdruck in seinen Augen, der ihm eine bedrohliche Ausstrahlung verlieh. Das und die Tatsache, dass man nie wusste, wie viel er getrunken oder was er eingeworfen hatte. Das machte ihn unberechenbar.

»Hallo Kate.«

»Randell«, erwiderte ich.

Er kam auf mich zu. Eine Armlänge von mir entfernt blieb er stehen. Der beißende Gestank von Schweiß und kaltem Zigarettenrauch stieg mir in die Nase. Hätten Albträume einen Duft, würden sie riechen wie Randell Barker. »Wo ist mein Geld?«

»Auf der Bank?«

Er schnaubte, jedoch wirkte er nicht amüsiert. »Sehr witzig. Lass es mich anders formulieren: Wo ist das Geld, das du mir schuldest?«

Meine Hände ballten sich zu Fäusten. »Ich schulde dir gar nichts!«

»Ich würde viertausend Pfund nicht als garnichts bezeichnen«, sagte er und musterte mich eindringlich mit seinen dunklen Augen. Ein Schauder durchlief mich. Ich hasste es, dass ich so viel kleiner war als er und er auf mich herabschauen konnte. »Also, Kate, wo ist mein Geld?«

»Ich hab es nicht«, erwiderte ich, weil es keinen Sinn hätte zu widersprechen. Meine Stimme klang reumütig, obwohl ich Randell wirklich nichts schuldete. Meine Mum hatte sich knapp fünftausend Pfund von ihm geliehen, aber seit ihrem Tod war er davon überzeugt, dass es in meiner Verantwortung lag, dafür aufzukommen. Einen kleinen Bruchteil hatte ich bereits abbezahlt, aber es fehlte noch eine ganze Menge.

»Hast du vergessen, was passiert, wenn du nicht zahlst?«, fragte er und machte einen Schritt auf mich zu, bis er unmittelbar vor mir stand. Aus direkter Nähe konnte ich erkennen, dass seine Pupillen geweitet waren. Er war eindeutig high.

Ich presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.

»Und warum hast du mein Geld dann nicht?«

»Es waren ein paar harte Wochen.« Um genau zu sein, waren es harte Monate gewesen, aber das Letzte, was ich wollte, war, Randell einen tieferen Einblick in meine Gedanken- und Gefühlswelt zu geben, denn was immer er dort fand, würde er eiskalt gegen mich verwenden.

Enttäuscht schnalzte Randell mit der Zunge und kam noch ein Stück näher. Seine Stimme war zu einem Flüstern gesenkt, als würde er mir ein Geheimnis erzählen. »Du musst mein Geld nicht mühsam auf der Straße zusammenklauen. Du kannst deine Schuld auch einfach bei mir abarbeiten.«

»Wie?«, fragte ich, obwohl ich es eigentlich besser wusste, als mich auf seine Spielchen einzulassen.

Er hob eine Hand und strich mir über die Wange. Am liebsten wäre ich vor seiner Berührung zurückgewichen, aber ich stand bereits buchstäblich mit dem Rücken zur Wand. Seine Finger glitten tiefer bis zu meinem Mund. Er fixierte meine Lippen mit dem Blick und fuhr mit seinem dreckigen Daumen darüber. Sein Schweigen war Antwort genug, aber ich würde lieber wegen Diebstahls im Gefängnis landen, als mit dem Ex-Freund meiner Mum Sex zu haben. Alleine bei der Vorstellung wurde mir übel. Wie konnte Randell sich selbst nicht zum Kotzen finden?

Ich riss den Kopf zur Seite. »Nur über meine Leiche, du elender Wichser.«

»Das lässt sich einrichten«, grollte Edwin. Er hielt die von mir gestohlenen achtzig Pfund in seinen schmierigen Händen.

Randell schmunzelte. »Das wird nicht nötig sein. Kate weiß, was auf dem Spiel steht, nicht wahr?«, fragte er, wartete meine Antwort jedoch nicht ab. Stattdessen schnappte er sich das Geld von Edwin. »Ich erwarte von dir fünfhundert Pfund in den nächsten Tagen. Und das hier sind meine Zinsen. Falls ich mein Geld nicht pünktlich bekomme, wird es unschön für dich. Verstanden?«

Ich blieb stumm.

»Verstanden?«, wiederholte Randell eindringlicher.

Ich nickte.

Er lächelte und wich einen Schritt zurück. »Wunderbar. Wir sehen uns, Kaitlynn. Und versuch nicht, dich vor mir zu verstecken. Ich finde dich.«

Ich biss die Zähne zusammen. Er wusste genau, wie sehr ich diesen Namen hasste, vor allem aus seinem Mund. Mit einem selbstgefälligen Grinsen wandte er sich ab und stieg die Treppe nach oben. Edwin warf mir einen finsteren Blick zu und ließ meinen Rucksack zu Boden fallen, ehe er sich ebenfalls zum Gehen wandte. Ich rührte mich nicht von der Stelle und wagte es erst, erleichtert aufzuatmen, als ich das Röhren des Automotors hörte.

Mein Herz raste, und meine Knie waren weich. Dieses Mal hatte Randell mich mit einer Verwarnung davonkommen lassen, aber aus eigener Erfahrung wusste ich, dass es mit ihm auch ganz anders laufen konnte.

Neben meinem Rucksack ging ich in die Hocke. Edwin hatte alles durcheinandergebracht, aber es war nichts kaputtgegangen, weder der Umschlag mit den Fotos noch das alte Kinderbuch, aus dem Mum mir immer vorgelesen hatte, als die Welt noch in Ordnung gewesen war. Ich sortierte alles wieder an seinen Platz und fragte mich dabei, wie zum Teufel ich fünfhundert Pfund auftreiben sollte.

002

Willkommen im The Darlington! The Darlington ist Londons luxuriösestes Fünf-Sterne-Hotel. Es liegt im Herzen der Hauptstadt direkt an der Themse und ist weltberühmt für seine eindrucksvollen Zimmer, seinen exklusiven Service und seine zeitlose Eleganz. Treten Sie ein!

Auszug aus der offiziellen Hotel-Website

Henry

Meine Arme zitterten.

Meine Oberschenkel pochten.

Mein Rücken brannte.

Es fühlte sich fantastisch an.

Ich biss die Zähne zusammen und kämpfte mit reiner Willenskraft gegen das Verlangen an, loszulassen und den Sturz willkommen zu heißen. Denn wenn ich losließ, wäre es vorbei, und am Ende des Falls warteten Besprechungen, Entscheidungen und Presseanfragen zu der gestrigen Demo auf mich, die stundenlang die Westminster Bridge blockiert hatte. Doch solange ich mich an den Crimps und Jugs in der Boulderhalle festklammerte, musste ich über nichts von alledem nachdenken, sondern nur darüber, ob mich meine Muskeln noch höher tragen konnten.

Ich sondierte meine Lage, suchte mir einen Griff aus, nach dem ich fassen konnte, und stemmte mich in die Höhe. Meine Finger waren trocken vom Chalk. Es war still im Raum mit Ausnahme meiner kontrollierten Atmung. Normalerweise hatte die Halle um diese Uhrzeit noch geschlossen, aber ich bezahlte einen Haufen Geld dafür, dass für mich – und nur für mich – aufgesperrt wurde, weil ich das brauchte. Heute mehr denn je.

Der Morgen war die einzige Zeit des Tages, die wirklich mir gehörte. Meistens trainierte ich im Fitnessraum meines Penthouses, aber einmal die Woche flüchtete ich aus dem Hotel hierher. Mich abends auf dem Laufband oder Ellipsentrainer auszupowern, half dabei, meine Sorgen mit Erschöpfung zu bekämpfen, aber es war nichts im Vergleich zu dem Kick, den mir das Klettern gab. Es beanspruchte nicht nur jeden Muskel in meinem Körper, sondern auch meine Gedanken, und diese zum Stillstand zu bringen, war in den letzten Monaten eine Herausforderung gewesen.

Ich wagte mich noch weiter an der Wand empor, bis ich das Piepsen meines Handyalarms einige Meter unter mir hörte, was mich daran erinnerte, dass es Zeit wurde zu gehen. Widerwillig ließ ich die Griffe los. Mit einem Ächzen landete ich auf den Matten. Schweiß tropfte mir von der Stirn. Ich zog mir das durchgeschwitzte Shirt aus und ging zu der Bank, auf der meine Wasserflasche und ein trockenes Handtuch warteten, mit dem ich mir über das Gesicht wischte.

Ich schnappte mir mein Handy und schaltete den Alarm aus. In der letzten Stunde hatten sich die kleinen roten Ziffern neben meinen Apps weiter addiert: 27 verpasste Anrufe, 92 ungelesene Nachrichten, 128 unbeantwortete Mails. Auch ohne sie geöffnet zu haben, wusste ich, dass keine davon gute Neuigkeiten enthielt.

Ich hatte immer gewusst, dass ich früher oder später das The Darlington übernehmen würde, schließlich war ich nicht nur der älteste Sohn, sondern auch der einzige mit Interesse an dem Hotel. Logan war zwar nur zwei Jahre jünger als ich, aber er hatte unseren Eltern und dem Familienbusiness bereits vor Jahren den Rücken gekehrt, um sein eigenes Ding durchzuziehen. Und Ethan? Er war erst zwanzig, und die meiste Zeit reichten seine Gedanken nicht weiter als bis zum Slip des nächsten Models, das er flachlegen wollte. Daher war es an mir hängen geblieben, das Hotel zu führen, aber in meiner ursprünglichen Vorstellung war es ein sanfterer Übergang gewesen, bei dem sich mein Dad langsam aus dem Geschäft zurückzog. Ich hatte nicht damit gerechnet, von einem auf den anderen Tag die gesamte Verantwortung übertragen zu bekommen, während der größte Skandal der britischen High Society über meine Familie hereinbrach.

Ich legte mir das Handtuch über die Schulter und lief in Richtung Umkleiden. Im Vorbeigehen nickte ich dem Hausmeister zu, der die undankbare Aufgabe hatte, mich zu dieser Uhrzeit in die Halle zu lassen. Er erwiderte die Geste träge und wünschte mir einen schönen Tag, aber davon konnte ich nur träumen. Was auf mich wartete, war ein mit Terminen vollgestopfter Tag, der mit großer Gewissheit allerlei Katastrophen mit sich bringen würde. Doch dank des Work-outs hatte ich zumindest halbwegs das Gefühl, dafür gewappnet zu sein.

Mein Handy vibrierte. Logan hatte mir geschrieben. Wenn es eine Person gab, die einen noch abgefuckteren Schlafrhythmus hatte als ich, dann war es mein Bruder. Ihm gehörte eines der angesagtesten Restaurants der Stadt. Er war oft bis spät in die Nacht im Lokal, aber am nächsten Morgen stand er bereits früh wieder auf, um frische Zutaten für den nächsten Abend einzukaufen. Seine Nachricht war ein Foto von dem heutigen Abreißzettel aus seinem Achtsamkeitskalender. Solche Bilder schickte er mir jeden Tag.

Liebe dich selbst. Und du wirst nie unglücklich sein.

ICH:

Ist das eine Aufforderung zur Masturbation?

LOGAN:

Mach dich ruhig über mich lustig. Der Kalender ist super.

ICH:

Das sagst du nur, weil er dich zum Wichsen animiert.

LOGAN:

Du bist nur neidisch.

ICH:

Red dir das gerne ein.

Ich hatte Logan den Kalender mit Pseudo-Weisheiten letztes Weihnachten geschenkt. Über die Jahre war es zu einer Tradition geworden, ihm irgendwelchen Unsinn zu schenken, weil ich seit acht Jahren zu jedem Anlass genau das Gleiche von ihm bekam: eine DVD von London Has Fallen, dem wohl grauenhaftesten Film, der existierte. Wir waren damals gemeinsam im Kino gewesen, und ich hatte den Film so sehr gehasst, dass ich den Saal vorzeitig verlassen und Logan allein hatte sitzen lassen. Das hatte er mir niemals verziehen. Und damit ich auch nicht auf die Idee kam, die DVDs zu verkaufen oder gar wegzuschmeißen, hinterließ er mir in den Hüllen persönliche Nachrichten.

Ich stieß die Tür zu der leeren Umkleide auf. Meine Sporttasche hatte ich auf der Bank stehen lassen, anstatt sie in einem Spind einzuschließen, da niemand außer mir hier war. Ich zog mich aus und benutzte eine der Duschen im angrenzenden Waschraum. Das Wasser auf Kalt gedreht, um meinen erhitzten Körper abzukühlen. Hinter meinen Schläfen spürte ich einen aufkeimenden Kopfschmerz. Zurück in der Umkleide warf ich eine Tablette ein, um die nächsten Stunden halbwegs zu funktionieren. Ich trocknete mir die Haare und holte den Anzug aus dem Kleidersack, den ich mitgebracht hatte, damit ich mich nach dem Training direkt an die Arbeit machen konnte.

Ich zog Hose und Hemd an, band meine Krawatte und schlüpfte in das Sakko, ehe ich einen prüfenden Blick in den Spiegel warf. Alles saß perfekt. Der dunkle Anzug, die schwarzen Haare, sogar der Dreitagebart, den ich mir zum Leidwesen meiner Mum nicht abrasierte. Meine kleine Rebellion gegen dieses aalglatte System. Die einzigen Makel in meiner Optik waren die Ringe unter meinen blauen Augen, die vergangenes Jahr noch nicht da gewesen waren, die aber niemandem außer mir auffielen, weil sie keinen interessierten. Die Leute sahen nicht mich, sondern nur das, was sie in mir sehen wollten.

Mein Dad einen Geschäftsmann.

Meine Mom einen Hoffnungsträger.

Die Presse einen Hotelerben.

Und der Rest der Welt einen Typ mit Macht.

Ich hingegen sah einen Mann, der in einem goldenen Käfig gefangen war, aus dem er nicht ausbrechen konnte, ohne seine Familie und das Hotel im Stich zu lassen, das er über alles liebte. Denn die Darlington-Dynastie stand kurz vor dem Untergang – und es lag an mir, sie zu retten.

THE BLACKROOM

Willkommen im Blackroom, dem Ort aus Richard Darlingtons Albträumen.

Es ist eine Tradition, dass Männer mit zu viel Macht und noch mehr Geld tun und lassen können, was sie wollen, aber wir sind der Meinung, dass solche Männer keinen Freibrief verdient haben – auch nicht Richard Darlington. Weshalb wir The Blackroom ins Leben gerufen haben. Ein unabhängiger Blog, der sich mit Richard Darlingtons Opfern solidarisiert.

Wir haben Verbindungen in das namhafte Luxushotel, Kontakte zur Familie und dem näheren Umfeld von Richard Darlington und sind bereit, seine dunkelsten Geheimnisse ans Licht zu bringen.

Es geht in diesem Fall nämlich nicht nur um Richard Darlington. Es geht um ein strukturelles Problem. Es geht um die Sicherheit von Frauen, um Gerechtigkeit, um Konsequenzen und darum, dass niemand über dem Gesetz steht, unabhängig von Geschlecht, Reichtum, Status oder seiner Position in der Gesellschaft. Wir werden diesen Fall aufmerksam verfolgen und für euch aus dem Blackroom berichten.

003

Achtung! Vorsicht vor Taschendieben!Behalten Sie Ihr Eigentum gut im Auge. Und sollte Ihnen etwas verdächtig erscheinen, melden Sie es umgehend der Polizei!

Warnhinweis für Touristen

Kate

»The Red Lady treibt seit Jahrhunderten ihr Unwesen im St. James’s Park. Die Legende besagt, dass sie von ihrem Mann ermordet wurde, der sie enthauptete und ihren Kopf in genau diesen See warf. Seitdem irrt sie durch den Park, auf der Suche nach dem fehlenden Stück ihres Körpers …«, erzählte der Typ der Ghost-Walking-Tour den Touristen und verlieh seiner Stimme einen schaurigen Klang, wobei trotz der dunklen Regenwolken am Himmel am helllichten Tag nichts gruselig an seiner Geschichte war. Sie war sogar ziemlich langweilig, aber ich durfte mich nicht beschweren, immerhin hatte ich für die Führung nicht bezahlt. Ich verfolgte die Gruppe bereits eine Weile in der Hoffnung, einen Geldbeutel oder etwas anderes Wertvolles stehlen zu können – bisher erfolglos.

In den letzten Tagen hatte ich zweihundert Pfund ergaunert. Das war nicht schlecht, aber je beschissener das Wetter, desto schwieriger wurde es, an Geld zu kommen. Die Mäntel der Touristen wurden mit den sinkenden Temperaturen zunehmend dicker, was es komplizierter machte, sie zu bestehlen. Sie trieben sich auch vermehrt in Restaurants und Geschäften herum, was Betteln noch unergiebiger und unattraktiver machte, als wäre es nicht ohnehin schon erniedrigend genug. Die meiste Zeit ignorierten die Leute mich und meinesgleichen mit unseren Bechern und Körben und taten so, als würden wir nicht existieren. Sie gingen an uns vorbei und behielten ihr Kleingeld in falscher Sorge bei sich, weil sie glaubten, dass wir es ohnehin nur für Alkohol und Drogen ausgeben würden, dabei hatten die meisten von uns einfach nur Hunger.

»Auch andere Menschen berichten, die Frau in Rot in der Nähe des Sees gesichtet zu haben. Wenn ihr nach Einbruch der Nacht hierher zurückkommt, habt vielleicht auch ihr das Glück, sie zu sehen«, sagte der Tourguide und bedeutete der Gruppe weiterzugehen, wobei er mir einen mahnenden Blick zuwarf. Keine Ahnung, ob er mich durchschaut hatte oder nur nicht wollte, dass ich seinem auswendig gelernten Monolog umsonst lauschte, aber das war mein Zeichen zu gehen. Ich rückte den Riemen meines Rucksacks zurecht und machte mich auf den Weg zu den Toilettenhäuschen am anderen Ende des Parks.

Eigentlich musste man für die Benutzung ein paar Pennys mit Kreditkarte bezahlen, doch die Frauen und Männer, welche die Anlagen sauber hielten, kannten mich bereits. Ada, die heute Dienst hatte, öffnete mir kostenlos die Schranke. Ich lief zu den Waschbecken und wusch mir als Allererstes gründlich die Hände, ehe ich den kleinen Hygienebeutel aus meinem Rucksack holte, um mir die Zähne zu putzen und das Gesicht zu waschen. Alle paar Tage suchte ich eine öffentliche Dusche auf, wenn ich es mir leisten konnte.

Nachdem ich fertig war, verabschiedete ich mich von Ada und schlenderte weiter durch den Park in der Hoffnung, ein paar leichtsinnige Touristen zu entdecken, die ihren Geldbeutel in der Hosentasche spazieren trugen. Ich kannte die Wege im St. James’s Park inzwischen in- und auswendig, da er bereits eine ganze Weile mein Zuhause war. In den vergangenen Monaten hatte ich oft den Schlafplatz gewechselt, aber von all den Orten unter freiem Himmel war mir der Park am liebsten. Er lag zentral, es gab öffentliche Toiletten und das St. James’s Café. Dort kannte man mich ebenfalls, und hin und wieder bekam ich am Ende des Tages kostenloses Essen. Außerdem war die Grünanlage mit ihren jahrhundertealten Bäumen und den liebevoll angelegten Blumenbeeten wunderschön. Und wohin man auch sah, entdeckte man Vögel und Eichhörnchen, die sich auf den Winter vorbereiteten. Im Sommer konnte man auf den Wiesen überall Schalen von Erdnüssen finden, mit denen die Touristen die Eichhörnchen und Tauben fütterten.

Ich lief entlang des Sees, als mir der kleine Kiosk mit den Snacks ins Auge fiel. Normalerweise schenkte ich ihm keine Beachtung, da die Sachen dort überteuert waren, aber heute ignorierte ich den Kiosk nicht. Denn davor hatte sich eine kleine Schlange gebildet. Der Letzte in der Reihe war ein Typ, der aussah, als wäre er mit Hundert-Pfund-Scheinen in der Hand zur Welt gekommen, das erkannte ich sofort. Wenn man lange genug auf der Straße lebte, bekam man ein gutes Gespür für Menschen. Dieser Kerl tat nicht nur so, als wäre er wichtig. Er war es tatsächlich. Und er gehörte auch nicht zu diesen Neureichen, die sich mit teuren Markenlogos schmückten. Nein, er trug elegante Lederschuhe und einen maßgeschneiderten Mantel, der wie angegossen auf seinen breiten Schultern saß. Dieser Typ stammte eindeutig von altem Geld ab.

Ich stellte mich hinter den Mann. Mir fiel auf, dass er gut roch. Nicht nach teurem Parfüm, sondern nach etwas anderem, Unaufdringlicherem, vielleicht seinem Shampoo oder dem Weichspüler, den seine Haushälterin benutzte. Er hatte dichtes schwarzes Haar, eine aufrechte Haltung und war ziemlich groß. Ich reichte ihm mit meinen eins siebenundfünfzig nicht mal bis zur Schulter.

Das Handy des Mannes klingelte. Er griff in die Tasche seines Mantels und holte es hervor. Es war eines dieser brandneuen iPhones, die ein halbes Vermögen kosteten. Nach kurzem Zögern nahm er den Anruf entgegen.

»Ja?« Seine Stimme war warm und tief. Angenehm.

Die Person am anderen Ende sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte.

»Ich mach gerade Pause«, erwiderte der Typ.

»…«

Er seufzte. »Nein, ich bin nicht im Hotel.«

»…«

»Weil ich rausmusste«, antwortete er genervt, und ich fragte mich, ob ich mich geirrt hatte. Ja, der Typ hatte offensichtlich Geld, aber vielleicht war er doch nicht so wichtig, wie ich angenommen hatte, denn wichtige Menschen rechtfertigten sich nicht. Sie waren arrogant genug, um zu glauben, sie hätten das nicht nötig.

»…«

»Ich bin rechtzeitig zurück«, versprach der Mann und legte auf. Er stieß ein weiteres Seufzen aus und steckte das Handy zurück in seine Manteltasche. Gleichzeitig zog er ein kleines Döschen hervor, klappte es auf und schob sich etwas in den Mund, vermutlich ein Bonbon oder Kaugummi.

Aufmerksam verfolgte ich jede seiner Bewegungen, bis er an der Reihe war. Er bestellte sich einen Kaffee to go. Ich sah mich um, und als ich mir sicher war, dass mich niemand beobachtete und er abgelenkt war, griff ich in seinen Mantel. Geschickt holte ich sein Handy heraus und ließ es blitzschnell in meiner eigenen Tasche verschwinden, bevor er etwas bemerkte.

Der Kerl verabschiedete sich von dem Kioskbesitzer, seinen Kaffee in der Hand. Nun war ich an der Reihe. Ich bestellte mir einen überteuerten Cookie und bezahlte dank meiner Beute ohne schlechtes Gewissen. Denn wenn ich den Schatz, der nun in meiner Jackentasche steckte, verkaufte, konnte ich einen Großteil meiner Schulden bei Randell abbezahlen.

Ich spähte über die Schulter und sah dem Mann nach, der ahnungslos davonspazierte. Dabei spürte ich wider Erwarten ein schlechtes Gewissen in mir aufkeimen, weil ich ihm nicht nur ein paar Pfund abgenommen hatte, sondern ein ziemlich teures Gerät. Doch ich zwang mich, das Gefühl zu verdrängen. Dieser Typ strotzte nur so vor Geld und konnte sich vermutlich, ohne mit der Wimper zu zucken, zehn iPhones kaufen, wenn er wollte. Wohingegen meine körperliche Unversehrtheit davon abhing, dass ich Randell bezahlte.

»Schrecklich, was sein Vater diesen Frauen angetan hat.«

Ich schaute mich zu dem Kioskbesitzer um, der dem Kerl ebenfalls nachstarrte und dabei entrüstet den Kopf schüttelte.

Er fing meinen verwirrten Blick auf. »Weißt du nicht, wer das war?«

»Nein.« Ich hatte den Mann nicht von vorne gesehen.

»Henry Darlington. Der Sohn von Richard Darlington.«

»Oh«, entfuhr es mir.

Ich schaute noch einmal über die Schulter, aber von Henry Darlington war nichts mehr zu sehen. Und obwohl sein Vater ein Scheusal war, gegen das ich vor ein paar Tagen selbst noch unfreiwillig demonstriert hatte, konnte ich mir das Lächeln nicht verkneifen, das nun auf mein Gesicht trat. Denn wenn in meiner Tasche wirklich das Handy von Henry Darlington steckte, war es deutlich mehr wert, als ich angenommen hatte.

004

Richard Darlington weist Vorwürfe zurück: »Eine Schmutzkampagne gegen mich und das The Darlington!«

Headline von The Guardian

Henry

Journalisten lungerten vor dem Darlington herum in der Hoffnung, die nächste skandalöse Schlagzeile abzugreifen. Sie unterhielten sich mit gelangweilten Mienen, bis sie mich kommen sahen. Hektisch sprangen sie auf, und keine Minute später hatte ich vier Mikros und eine Kamera im Gesicht und wurde aufgefordert, ein Statement zu der Demonstration Anfang der Woche abzugeben. Ich ignorierte die Fragen und lief mit erhobenem Haupt an den Journalisten vorbei und durch die Flügeltür mit den goldenen Griffen, die mir von Stanley, dem Concierge in zweiter Generation, geöffnet wurde, der verhinderte, dass ungebetene Gäste ins Hotel gelangten.

Seit vor acht Monaten die ersten Anschuldigungen gegen meinen Dad laut geworden waren, kampierte die Presse vor dem Darlington, um Stellungnahmen von der Familie oder dem Personal zu ergattern. Wir hatten alle Angestellten eine Schweigepflichtserklärung unterschreiben lassen. Niemand durfte ohne Absprache mit der Presse reden, nicht einmal ich, obwohl das Hotel unter meiner Leitung stand.

Wir waren der Empfehlung der Anwälte und der Krisenmanagerin meines Dads gefolgt und hatten beschlossen, dass es das Beste wäre, wenn er sich aus dem aktiven Geschäft zurückzog, um dem Image des Hotels nicht weiter zu schaden. Wäre das Darlington irgendein Hotel gewesen, wäre das öffentliche Interesse vermutlich schnell wieder abgeflacht, aber es war nun mal nicht irgendein Hotel. Es war dasHotel und gehörte zu den Wahrzeichen der Stadt. Und es war ein genauso fester Bestandteil der Skyline wie Big Ben, Westminster Abbey oder der Buckingham Palace. Vermutlich existierte weltweit kein Reiseführer über London, in dem das Darlington keine Erwähnung fand.

Es hatte meinem Dad nicht gefallen, seinen Posten aufzugeben, aber er hatte sich der Empfehlung des Berater-Teams gebeugt und mir die Führung überlassen. Zu meinem Leidwesen hatte er jedoch genügend Anteile am Hotel einbehalten, um sein Mitspracherecht hinter den Kulissen nicht zu verlieren. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte er überhaupt keinen Einfluss mehr gehabt. Denn selbst wenn die Anschuldigungen gegen ihn im Nichts verliefen, würden sich die Gerüchte über Jahre halten und wie eine Gewitterwolke über dem Familiennamen hängen. Ganz davon abgesehen, dass es mich regelrecht anwiderte, mit meinem Dad in einem Raum zu sein. Was diese Frauen ihm vorwarfen, war abscheulich. Dennoch zweifelte ich nicht daran, dass sie die Wahrheit sagten. Und hätte ich das Hotel nur etwas weniger geliebt, hätte ich das Handtuch geworfen und mir diesen Stress erspart.

Im Foyer spürte ich sofort, wie sich trotz all der Hektik eine gewisse Ruhe über mich legte. Das Hotel strahlte eine einladende Wärme aus. Beigefarbene Tapeten mit goldenen Elementen zierten die Wände, Teppiche in Salbei und Terracotta, bequeme Bergèren und Récamieren luden dazu ein, mit einer Tasse Tee in der Lobby zu verweilen. Vor dem Kamin stand ein Klavier, an dem tagsüber Theodore, der hoteleigene Pianist, den Raum mit sanften Klängen erfüllte. Goldene Kronleuchter hingen von der stuckverzierten Decke, die von Marmorsäulen gestützt wurde. Und eine Statue aus Gold, die zwei lächelnde Frauen zeigte, stand mitten im Foyer und hieß die Gäste willkommen.

Aber für mich war das Darlington so viel mehr als diese offensichtliche Schönheit. Das Hotel war mein Herz, meine Seele und vor allem mein Zuhause. Alles hier war mir vertraut. Selbst mit verbundenen Augen hätte ich problemlos meinen Weg durch die Flure gefunden, ohne mich auch nur ein einziges Mal irgendwo zu stoßen. Logan und ich hatten als Kinder jede freie Minute genutzt, um das Hotel zu erkunden. Wir hatten Karten gezeichnet, schiefe Grundrisse, die wir mit Kreuzen versehen hatten. Allerdings hatten unsere Kreuze keine Schätze markiert, sondern die besten Verstecke. Die ich noch immer im Kopf hatte, denn seitdem hatte sich das Darlington kaum verändert.

»Hallo Philippa«, grüßte ich die Rezeptionistin, die hinter dem Empfangstresen aus Marmor stand. Sie trug einen Hosenanzug mit dem aufgestickten Logo des Hotels. Ein »D«, eingefasst in goldene Ornamente, umrandet von einem mit Blättern verzierten Kreis und dazu die fünf Sterne des Hotels.

Philippa lächelte mich an. »Hallo Mr Darlington. Wie geht es Ihnen?«

»Gut. Und Ihnen?«

»Auch. Mein Freund und ich haben endlich eine gemeinsame Wohnung gefunden. Danke noch mal für den Tipp.«

»Das freut mich zu hören«, sagte ich mit einem Nicken und lief an der Rezeption vorbei zu der Tür mit der Aufschrift »Zutritt nur für Personal«. Obwohl Mr Boyd, einer der drei Anwälte meines Dads, zu einem dringenden Meeting einberufen hatte, machte ich einen Abstecher zu Rakesh, um mir den aktuellen Katastrophenbericht persönlich abzuholen. Vor der Tür mit der Plakette »Management« blieb ich stehen und klopfte an.

»Herein!«

Ich schob die Tür auf. Rakesh kauerte über seinem Schreibtisch. Er arbeitete seit Jahren für das Darlington und war inzwischen zum Hotelmanager aufgestiegen. Er kümmerte sich gemeinsam mit mir um den reibungslosen Ablauf des Hotelbetriebs. Und obwohl er gerade mal vierzig war, sah er heute aus wie Mitte fünfzig. Sein dunkles Haar war zerzaust, seine Augenringe machten meinen Konkurrenz, und trotz des blumigen Raumsprays nahm ich den beißenden Gestank von Zigarettenrauch wahr. Eigentlich war das Rauchen im ganzen Hotel verboten, aber Rakesh war schon immer ein Stressraucher gewesen.

»Hallo Henry«, begrüßte er mich überrascht, obwohl er meine Besuche inzwischen gewohnt sein sollte. Mein Dad hatte Rakesh nie selbst aufgesucht, sondern immer von seinem Assistenten zu sich zitieren lassen. Ich würde niemals Rakeshs entgeisterten Gesichtsausdruck vergessen, als ich das erste Mal in seinem Büro aufgetaucht war. »Warst du unterwegs?«

»Ja, ich war eine Runde im Park spazieren, um den Kopf frei zu bekommen«, antwortete ich. »Hast du kurz Zeit?«

»Für meinen liebsten Darlington-Bruder? Immer.«

Ich schnaubte, denn das war mit Logans Abwesenheit und Ethans Eskapaden, die Rakesh mehr Ärger bescherten als alles andere, kein schwer zu gewinnender Titel. Kommentarlos öffnete ich eines der Fenster im Raum, bevor ich mich auf den Stuhl gegenüber von ihm setzte. Sein Schreibtisch war begraben unter einem Berg Unterlagen, der Rest seines Büros makellos aufgeräumt.

»Schieß los«, sagte ich und wappnete mich für das Schlimmste.

»Willst du zuerst die guten oder die schlechten Nachrichten hören?«

Ich hob die Brauen. »Es gibt gute Nachrichten?«

»Nicht wirklich«, sagte Rakesh und knetete dabei nervös seine Finger. Vermutlich sehnte er sich nach einer Kippe. »Es gibt schlechte und sehr schlechte Nachrichten. Ich wollte es nur netter verpacken.«

»Das hab ich befürchtet. Dann zuerst die sehr schlechten.«

»Die BBC hat ihre Anfrage zurückgezogen.«

Ich nickte langsam, das überraschte mich nicht. Die Rundfunkanstalt hatte geplant, zum hundertjährigen Bestehen des Darlington eine Dokumentation über seine geschichtsträchtige Vergangenheit und seine mediale Bedeutung zu drehen. Denn das Hotel hatte in der Vergangenheit öfter als Dreh- und Schauplatz diverser Filme und Serien gedient. Darüber hinaus wurde es häufig als Location für Fotoshootings gebucht und war bis vor Kurzem fester Bestandteil der Londoner Fashion Week gewesen. Die letzte Show Anfang des Monats hatten wir allerdings aussetzen müssen, weil uns die Designer abgesprungen waren aus Angst, ihre Kollektionen könnten unter der negativen Berichterstattung leiden – sogar Natalia Asterdam hatte uns eine Abfuhr erteilt.

»Okay. Und die schlechten Nachrichten?«

Rakesh kräuselte die Nase. »Das waren noch nicht alle sehr schlechten Nachrichten.«

Ich unterdrückte ein Ächzen. »Ist es zu früh für Alkohol?«

»Unter diesen Umständen nicht, aber ich hab keinen da.«

»Schade«, murmelte ich, doch vermutlich war es besser so. Es reichte, dass meine Mum eine Vorliebe dafür entwickelt hatte, ihren Kummer in Wein zu ertränken. Außerdem würden meine Kopfschmerzen davon auch nicht besser werden. »Was gibt’s noch?«

»Diana D’Angelo hat ein Interview gegeben.«

Ich legte die Stirn in Falten. »Die Schauspielerin?«

»Ja. Sie hat mit dem INsider gesprochen und von ihren Erfahrungen mit deinem Dad erzählt. Sie sagt, er wäre bei den letzten Filmfestspielen sehr aufdringlich gewesen und hätte auffällig oft versehentlich ihre Brust gestreift«, berichtete Rakesh mit verkniffener Miene, bemüht, professionell zu bleiben, aber ihm war anzusehen, dass er ähnlich über meinen Vater dachte wie ich. Nur konnte ich ihm das nicht anvertrauen. Vivian, die Krisenmanagerin meines Dads, hatte mich angewiesen, in der Anwesenheit von Angestellten nichts Negatives über meinen Vater zu sagen; denn sollte sich einer von ihnen dazu entschließen, gegen die Schweigepflicht zu verstoßen, könnte uns daraus ein Strick gedreht werden. Was mir egal gewesen wäre, hätte es lediglich meinen Dad betroffen, aber er war unwiderruflich mit dem Hotel verknüpft, und dem wollte ich keinen Schaden zufügen. Was der einzige Grund war, weshalb ich meine Klappe hielt und auf Vivian, meinen Dad und dessen Anwälte hörte – zumindest vorerst.

»Waren das alle sehr schlechten Nachrichten?«, hakte ich nach.

»Ja.«

Ich atmete erleichtert auf. »Und die normal schlechten?«

Rakesh zuckte mit den Schultern und wühlte in dem Chaos auf seinem Schreibtisch. »Das Übliche. Schlechte Presse. Zwei neue Kündigungen. Insgesamt sind es damit fast vierzig. Und weitere Stornierungen. Diese Woche ist das Hotel zu sechzig Prozent ausgelastet, nächste Woche sind es nur noch fünfundfünfzig. Ich habe dir den Bericht dazu bereits per Mail geschickt.«

»Danke. Wer hat gekündigt?«

»Priya und Sahra. Zwei Zimmermädchen. Das wird aber nicht weiter auffallen.«

»Nicht wenn das Hotel lediglich zu sechzig Prozent ausgelastet ist«, murmelte ich besorgt.

»Vielleicht ist das nur das Loch nach dem Sommer.«

Ich brummte zustimmend, obwohl uns beiden bewusst war, dass das nicht stimmte. Ja, im Herbst gingen die Buchungen meistens zurück, ehe sie in den Wintermonaten Richtung Weihnachten wieder anstiegen, aber selbst in der Nebensaison war das Darlington früher bei einer Auslastung von mindestens achtzig Prozent gewesen. »Müssen wir über Entlassungen nachdenken?«

»Noch nicht. Durch die Kündigungen reguliert sich das von selbst.«

»Das ist …«, setzte ich an, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich den Satz beenden sollte. »Gut« erschien mir nicht das richtige Wort zu sein. Denn dass uns die Angestellten davonliefen, sei es aus Sympathie zu den Opfern oder aus Angst vor der Zukunft des Hotels, waren keine guten Neuigkeiten. Es waren sogar sehr schlechte. »Ich muss jetzt leider los. Danke für das Update, und lass dich von deiner Frau nicht beim Rauchen erwischen.«

Rakesh verzog die Lippen. »Wird gemacht. Halt die Ohren steif.«

Ich verließ das Büro und machte mich auf den Weg zu dem Konferenzraum, in dem die Besprechung mit meinem Dad und dessen Anwalt stattfand.

Als Kind hatte ich mich immer vor diesem Raum gegruselt. Die Wände waren mit Portraits verstorbener Darlingtons gesäumt. Logan und ich hatten früher fest daran geglaubt, dass es in diesem Zimmer spukte und uns die Bilder der Toten beobachteten. Heute gruselte es mich mehr vor den lebendigen Gestalten, die dort auf mich warteten. Mein Dad, Mr Boyd und vermutlich Vivian. Letztere hatte er vor einigen Monaten engagiert, um seine Weste reinzuwaschen. Offenbar war ihr ein solches Kunststück schon einmal bei einem Profisportler gelungen, der wegen ähnlicher Anschuldigungen in Verruf geraten war.

»Da bist du ja endlich«, sagte mein Dad ohne Begrüßung, als ich den Raum betrat. Er klang genervt. Mit verbissener Miene saß er an der Stirnseite des Tisches, obwohl das mittlerweile mein Platz war. Sein dunkelgrauer Anzug hatte dieselbe Farbe wie seine Haare. Ihn anzusehen, war in gewisser Weise wie einen Blick in die Zukunft zu werfen. Allerdings hoffte ich, dass der Ausdruck in meinen Augen später weniger verbittert sein würde. »Was hat so lange gedauert?«

»Ich war beschäftigt«, antwortete ich ausweichend, hängte meinen Mantel an den Garderobenständer neben der Tür und setzte mich auf den Stuhl rechts von ihm, weil ich keine Diskussion darüber anfangen wollte, wo wessen Platz war. »Was ist so dringend?«

Die Stimmung kippte bei meiner Frage wie ein Glas Milch, das zu lange in der Sonne gestanden hatte. Die Miene meines Dads verdüsterte sich weiter, und für den Bruchteil einer Sekunde konnte ich Sorge in Vivians Blick aufflackern sehen, ehe die entschlossene Strenge zurückkehrte, die sie stets an den Tag legte. Offenbar waren die Meldungen zur BBC und Diana D’Angelo heute nicht die einzigen sehr schlechten Neuigkeiten.

Mr Boyd meldete sich zu Wort. »Ich habe heute Mittag einen Anruf erhalten. Anscheinend hat der Metropolitan Police Service entschieden, den Fall Ihres Vaters vor Gericht zu bringen. Ihrer Einschätzung nach ist die Beweislage dafür ausreichend.«

»Was eine absolute Frechheit ist!«, stellte mein Dad klar. Die Ader auf seiner Stirn, die ich als Kind immer gefürchtet hatte, weil ihr Erscheinen stets bedeutet hatte, dass ich Ärger bekam, trat hervor. »Ich habe nichts getan, was diese Frauen nicht wollten, und es jetzt so darzustellen, als hätte ich sie misshandelt, ist unerhört. Das ist Rufmord! Können wir eine Verleumdungsklage gegen sie einleiten?«

Ich verkniff mir einen bissigen Kommentar. Diese Frage stellte mein Dad gefühlt bei jedem Meeting. Seine Antwort auf Kritik war immer, die andere Partei zum Schweigen zu bringen, sei es durch Geld oder Macht, anstatt sich selbst zu reflektieren. Ein Konzept, das ich nur dank Shelley, meinem früheren Kindermädchen, verstand. Sie hatte viel Wert darauf gelegt, Logan und mir unsere Privilegien bewusst zu machen und uns auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.

»Davon würde ich zu diesem Zeitpunkt abraten, Mr Darlington«, antwortete Mr Boyd. Seit ich ihn kannte, hatte er lichtes Haar, doch in den letzten Monaten schien es zunehmend dünner zu werden. Vermutlich lag das an meinem Dad und seinem Fall, der war nämlich zum Haareraufen. »Eine Verleumdungsklage könnte Ihnen negativ ausgelegt werden. Darüber können wir nachdenken, sobald wir den Prozess gewonnen haben und das ganze Ausmaß der Situation überschaubar ist.«

Die Ader auf der Stirn meines Dads pochte weiter. Er war es nicht gewohnt, nicht das zu bekommen, was er wollte, aber das hätte er sich überlegen müssen, bevor er sich an diesen Frauen vergangen hatte. Er beteuerte zwar seine Unschuld, aber ich glaubte ihm kein Wort. Früher – vor langer Zeit – hatte ich zu ihm aufgesehen. Inzwischen wusste ich jedoch, was für ein eiskalter, skrupelloser Bastard Richard Darlington sein konnte.

»Wir könnten es noch einmal mit einer außergerichtlichen Einigung versuchen, wenn Sie dazu bereit wären«, schlug Mr Boyd vor. Auf diese Weise hatte mein Dad es bereits geschafft, von nur drei statt sieben Frauen angeklagt zu werden. Die zwei Millionen, die er ihnen pro Kopf angeboten hatte, waren zu verlockend gewesen.

»Sie haben uns versprochen, dass es zu keiner Gerichtsverhandlung kommen wird«, meldete sich Vivian zu Wort, ohne auf den Vorschlag einzugehen. Sie hatte ihre dunklen Haare zu einem strengen Zopf gebunden und trug ein blaues Kostüm, das aussah wie eine Uniform. Bei unserem ersten Treffen war ich überrascht gewesen, dass sie nur ein paar Jahre älter war als ich, denn ihr Lebenslauf war genauso beeindruckend wie ihre Kundschaft fragwürdig.

»Ich habe nichts dergleichen versprochen, Mrs Edwards«, entgegnete Mr Boyd. »Ich sagte, dass es vermutlich nicht zu einer Verhandlung kommen wird. Statistisch gesehen landen weniger als fünf Prozent der gemeldeten Sexualstraftaten vor Gericht. Meistens scheitert es bereits an der Beweisfindung. Die Anklageschrift wurde nur wegen des medialen Drucks eingereicht. Der MPS und die Staatsanwaltschaft können sich keine schlechte Presse oder den Vorwurf schludriger Arbeit erlauben. Das ist nur Theater.«

»Sie wirken nicht sonderlich besorgt«, stellte ich fest und tastete meinen Anzug nach meinem Handy ab, um meinen Kalender zu checken. Vielleicht hatte ich einen anderen Termin, der mich aus diesem Meeting retten würde, zu dem ich ohnehin nichts beizutragen hatte. Aber ich konnte mein Smartphone nicht finden. Vermutlich steckte es noch in meiner Manteltasche.

»Das bin ich auch nicht«, sagte Mr Boyd mit erhobenem Haupt. »Ihr Vater hat die beste Anwaltskanzlei der Stadt beauftragt. Meine Kollegen und ich kennen diesen Fall in- und auswendig, und es gibt keine stichhaltige Beweislage. Es steht Aussage gegen Aussage. Wir haben das Recht auf unserer Seite.«

Das würde ich an seiner Stelle und bei seinem Gehalt auch behaupten. Doch Vivian wirkte zufrieden mit diesem Statement und machte sich eifrig Notizen auf ihrem Tablet. Auch auf dem Gesicht meines Dads zeichnete sich ein selbstgefälliger Ausdruck ab.

»Wie geht es weiter?«, fragte er.

»Die Staatsanwaltschaft hat dem untersten Gerichtshof, dem Magistrates’ Court, eine Anklageschrift vorgelegt. Basierend darauf wird der Richter bei der ersten Anhörung entscheiden, ob die Beweislage so eindeutig ist, wie der MPS behauptet, und ob es tatsächlich zu einem Verfahren kommt oder nicht. Entscheidet er sich für einen Prozess, wird der Fall an den Crown Court übergeben. Sollte es dazu kommen, werden wir auf eine umgehende Festlegung der Kaution drängen. Das sollte aber kein Problem darstellen. Vermutlich wird eine Zahlung fällig, und man wird Ihnen den Reisepass abnehmen, um eine Ausreise zu verhindern. Möglich wäre auch die Anordnung einer elektronischen Überwachung oder einer Ausgangssperre.«

»Das ist absolut inakzeptabel!«, zischte mein Dad.

»Können wir das verhindern?«, fragte Vivian pragmatisch.

Mr Boyd nahm seine Brille ab und zog ein Tuch aus der Hosentasche, um sie zu polieren. »Wir können uns darauf berufen, dass Mr Darlington ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft ist und aufgrund des Firmen- und Familiensitzes keine Fluchtgefahr besteht, aber letztlich ist es die Entscheidung des Gerichts.«

Vivian schüttelte den Kopf. »Ein Foto von Richard mit einer Fußfessel ist das Letzte, was die Medien zu sehen bekommen sollten. Das würde ihn nur in einem negativen Licht zeigen. Wir brauchen positive Impulse.«

»Positive Impulse sind Ihre Aufgabe, nicht meine«, erwiderte Mr Boyd mit einem verkniffenen Lächeln und erklärte uns dann das weitere Verfahren, das sich im schlimmsten Fall über mehrere Jahre ziehen konnte. Doch er spekulierte darauf, dass das öffentliche Interesse für eine schnellere Abwicklung des Falls sorgte. Vivian hingegen philosophierte über mögliche Maßnahmen, die meinen Dad als einen besseren Menschen darstellten, als er tatsächlich war.

Ich folgte dem Gespräch nur mit halbem Ohr, denn während mein Dad vor allem an sich dachte, dachte ich an das Hotel, die Stornierungen und die Angestellten. Nervös trommelte ich mit den Fingern auf meinem Knie herum und ging in Gedanken alle To-dos durch, die heute noch auf mich warteten. Wenig überraschend stellte ich fest, dass die Zeit dafür hinten und vorne nicht reichen würde. Genervt schaute ich auf die Audemars Piguet, die schwer an meinem Handgelenk hing. Meine Mum hatte mir die Uhr geschenkt, nachdem Dad mich zum Geschäftsführer ernannt hatte.

»Henry?«

Ich hob den Blick. Gedankenversunken hatte ich in die Luft gestarrt und in meinem Kopf bereits die Mail an BBC verfasst. Ich wusste, dass ich sie nicht würde umstimmen können, die Dokumentation doch zu drehen, aber ich wollte versöhnlich auf die Absage reagieren. »Ja?«

Mein Dad nahm mich in Augenschein, die Mundwinkel nach unten gebogen. »Hast du gehört, was Vivian gesagt hat?«

»Nein. Entschuldigung. Worum ging es?«

»Die Pearl Gala.«

Ich runzelte die Stirn. »Was ist damit?«

Die Pearl war eine Spendengala, die meine Großmutter Selma vor dreiundvierzig Jahren ins Leben gerufen hatte. Jedes Jahr in der letzten Dezemberwoche, zwischen Weihnachten und Silvester, luden wir ins Darlington ein, um Spenden für einen wohltätigen Zweck zu sammeln. Es gab eine exklusive Gästeliste, und der rote Teppich der Veranstaltung gehörte nicht nur zu den wichtigsten, sondern war für die meisten Stars und Sternchen auch der letzte des Jahres. In den Medien hieß es oft, dass auf der Pearl Gala der Ton für das folgende Jahr gesetzt wurde. Für kommenden Dezember war jedoch keine Gala geplant, das erste Mal seit ihrer Gründung.

»Vivian findet, sie sollte stattfinden.«

Meine Brauen schossen in die Höhe. »Ernsthaft?«

Sie nickte eifrig und tippte mit dem E-Pen aggressiv auf ihrem Tablet. »Ja, das Darlington braucht dringend gute Presse; und ein wohltätiges Event abzusagen, ist das genaue Gegenteil davon. Die Familie kann sich zudem auf der Gala als Einheit präsentieren. Deine Mutter, Ethan und du, ihr könnt eure Unterstützung Richard gegenüber demonstrieren und auch eure Großzügigkeit. Eine besonders üppige Spende ist natürlich ein Muss.«

»Natürlich«, echote mein Dad lächelnd. »Ich finde, das ist eine hervorragende Idee.«

Die Furchen auf meiner Stirn wurden tiefer. »Du warst es, der die Gala abgesagt hat.«

»Red keinen Unsinn.« Er machte eine wegwischende Handbewegung und erhob sich von seinem Platz, um zu dem Servierwagen in der Ecke zu gehen, auf dem neben einer Kaffee- und Teekanne auch eine Wasserkaraffe stand, in der Gurken und Zitronen schwammen. »Die Absage war die Idee der Marketingabteilung. Ich war immer dafür.«

Das war eine glatte Lüge. Ich war bei dem Meeting anwesend gewesen, als mein Dad darauf bestanden hatte, die Pearl dieses Jahr auszusetzen. Ich hatte sogar noch dagegen argumentiert, aber er hatte nicht auf mich hören wollen. Ihm war die Pearl scheißegal, dennoch war er derjenige, der seit Jahren die Lorbeeren dafür einheimste.

»Es ist fast Oktober«, gab ich zu bedenken, anstatt mit ihm über seine Sprunghaftigkeit zu diskutieren.

Er goss sich ein Glas Wasser ein. »Was willst du damit sagen?«

»Wir beginnen normalerweise im März mit den Vorbereitungen.« Die Gala stand seit zwei Jahren unter meiner Leitung. Sie war nach dem Studium mein Weg ins Familiengeschäft gewesen und eine Möglichkeit, mich zu beweisen, nachdem meine Großmutter gestorben war. »Es ist beinahe unmöglich, ein solches Event innerhalb von drei Monaten auf die Beine zu stellen.«

»Die Betonung liegt auf beinahe.«

»Ich habe dafür keine Zeit.«

Mein Dad warf mir einen mahnenden Blick zu, wie um mich auf meinen Platz zu verweisen, aber davon ließ ich mich nicht einschüchtern. Offenbar hatte er vergessen, dass sein Platz inzwischen mir gehörte. »Und wir haben keine Zeit, jemand Neues mit der Organisation zu beauftragen. Du bist mit dem Event vertraut und der Einzige, der die Abläufe, Lieferanten und Sponsoren kennt. Vivian und Rakesh können dir unter die Arme greifen.«

Und du?

Es lag mir auf der Zunge, danach zu fragen. Doch ich verkniff mir die Worte. Ich würde die Pearl organisieren, auch wenn es stressig werden würde, weil ich es wollte und weil ich die Gala liebte, aber wenn ich in meinem ohnehin schon vollen Terminkalender Platz dafür machte, dann ohne die kritischen Kommentare und das Mäkeln meines Dads. Ganz davon abgesehen, dass ich nicht mehr Zeit als nötig in seiner Gegenwart verbringen wollte.

»Ich helfe dir im Rahmen meiner Möglichkeiten gerne bei der Organisation«, schaltete sich Vivian ein. Übersetzt bedeutete das allerdings, dass sie keinen Finger krumm machen würde, und was sie als Nächstes sagte, bestätigte meine Vermutung: »Sicherlich ist deine Mutter auch bereit, dir zu helfen. Sie veranstaltet doch gerne Events.«

»Eine wunderbare Idee«, pflichtete mein Dad ihr bei.

Arschkriecher.

»Du würdest dem Hotel damit einen großen Gefallen erweisen«, ergänzte Vivian mit einem siegessicheren Lächeln. Sie wusste, wie sehr ich das Darlington liebte und dass ich alles tun würde, um es zu retten.

»Einverstanden«, hörte ich mich sagen, aber ich machte das nicht für meinen Dad oder Vivian, sondern im Gedenken an meine Grandma und weil die Gala vielen Leuten helfen konnte. Außerdem hatte mein Dad recht, so kurzfristig konnten wir niemand anderen mit der Organisation beauftragen, ohne zu riskieren, dass die Veranstaltung ein Desaster wurde. Und das Letzte, was das Darlington brauchte, waren noch mehr negative Schlagzeilen.

005

James hat gestern eine Party auf dem Boot unseres Dads geschmissen. Ethan ist betrunken ins Wasser gefallen. Irgendwer war zum Glück nüchtern genug und konnte ihn rausfischen.

Nachricht von Olivia an Henry

Henry