The Ruby Circle (1). All unsere Geheimnisse - Jana Hoch - E-Book + Hörbuch

The Ruby Circle (1). All unsere Geheimnisse Hörbuch

Jana Hoch

0,0

Beschreibung

"Sich in ihn zu verlieben war leicht. Ihm nahezukommen fast unmöglich." Als Louisa eines der seltenen Stipendien für die Highclare Academy erhält, erhofft sie sich einen Neuanfang. Nicht nur, weil sie als Studentin automatisch zum elitären Kreis des Ruby Circles zählt und ihr jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird. Sondern auch, weil sie glaubt, dort endlich sicher vor den Lügen zu sein, die ihr Leben in einen Albtraum verwandelt haben. Doch all der Luxus trügt, denn hinter den Mauern der Academy brodelt es und jeder hat ein Geheimnis. Bald weiß Louisa nicht mehr, wem sie vertrauen kann. Lediglich der unnahbare Theo, der sie durch die Arbeit mit seinen Pferden beeindruckt, scheint sich vom Circle zu distanzieren. Obwohl Louisa spürt, dass es klüger wäre, sich von ihm fernzuhalten, kommen sich die beiden näher. Und schließlich muss sie sich die Frage stellen: Sind ihre Gefühle stark genug, um gegen Theos Geheimnisse zu bestehen? Band 1 der Highclare-Academy-Reihe: dramatisch, glamourös und hochromantisch. Für alle Romance- und Dark-Academia-Fans ab 14 Jahren.    Weitere Bücher von Jana Hoch: Royal Horses (1). Kronenherz Royal Horses (2). Kronentraum Royal Horses (3). Kronennacht Dancing with Raven. Unser wildes Herz Weitere Infos zur SPIEGEL-Bestseller Autorin unter www.jana-hoch.de oder auf Instagram + TikTok unter @janahoch.autorin.

Das Hörbuch können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS

Zeit:11 Std. 24 min

Sprecher:Uta Dänekamp

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Weitere Bücher von Jana Hoch im Arena Verlag

Royal Horses. Kronenherz

Royal Horses. Kronentraum

Royal Horses. Kronennacht

Dancing with Raven. Unser wildes Herz

© Tanja Saturno

Jana Hoch wurde 1992 in Hannover geboren und lebt heute immer noch in der Nähe der Stadt. Seit frühester Kindheit hat es sie begeistert, eigene Welten und Charaktere zu entwickeln und diese auf Papier festzuhalten. Die Pferdetrainerin nutzt jede freie Minute zum Schreiben – der perfekte Tag beginnt für sie bei Sonnenaufgang, mit dem Laptop auf dem Schoß und einer Tasse Kakao, und endet auf dem Rücken ihres Pferdes Jamie.

Mehr Infos unter www.jana-hoch.de und auf Instagram und TikTok unter @janahoch.autorin

Ein Verlag in der Westermann Gruppe

1. Auflage 2023

© 2023 Arena Verlag GmbH

Rottendorfer Straße 16, 97074 Würzburg

Alle Rechte vorbehalten

Text: Jana Hoch

Cover und Innenillustrationen: Clara Vath

Beigelegte Illustration: Courtney Fricke, @courtmakes_art

Songtext Seite 66 und 67: Taylor Alison Swift © Sony / ATV Tree Publishing / Taylor Swift Musik

E-Book ISBN 978-3-401-81022-5

Besuche uns auf:www.arena-verlag.de

@arena_verlag

@arena_verlag_kids

Für Anna, meinen Book-Bestie und Partner in Crime.Wenn sich jemand diese Widmung verdient hat,dann du. Danke für alles!

HINWEIS

Dieses Buch kann sensible Themen enthalten. Weitere Informationen dazu am Ende des Buches. (Achtung: Diese Hinweise enthalten Spoiler!)

HAVERTON HOUSE

»Strebe nach Großem«

Haverton House ist der Teil des Ruby Circles, dem wohl die reichsten und berühmtesten Mitglieder der Highclare Academy angehören. Das luxuriöse Anwesen lässt keine Wünsche offen, doch hinter den Mauern gibt es auch viele Konkurrenzkämpfe, Intrigen und Geheimnisse.

BELMONT HOUSE

»Ehre, Pflicht, Weisheit«

Wer Mitglied im Belmont House ist, kann sich einer leuchtenden Zukunft gewiss sein. Hier wird großen Wert auf Fleiß, Ehrgeiz und Leistung gelegt, doch wer dem nicht gerecht wird, kann alles wieder verlieren.

SIR ARCHER REMINGTON

»Ewig treu, ewig verbunden«

Sir Archer Remington bleibt sowohl in Sachen Größe als auch Luxus hinter den beiden anderen Häusern der Highclare Academy zurück. Doch seine Mitglieder präsentieren sich als empathisch, offenherzig und tolerant. Stipendiaten werden hier gern gesehen, weswegen die anderen Häuser oft abfällig auf Sir Archer herabblicken.

Wir erwarten nicht weniger als die Welt von Ihnen. Denn das ist es, was Ihnen offensteht: die Welt. Sie – Sie alle – bilden die zukünftige Elite.«

Als Rektor Lowell seinen Blick über die Reihen schweifen ließ, wurde es in der großen Halle so still, dass ich mich kaum traute zu atmen. Er machte eine kurze Pause, um seinen Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen. Ein Gänsehautmoment, der uns verdeutlichen sollte, dass nun der bisher bedeutendste Abschnitt unseres Lebens begann. Doch alles, was sich in mir regte, war ein flaues Gefühl im Bauch. Unsicher drehte ich den Kopf zur Seite, um in die Gesichter der Anwesenden zu schauen. In ihre leuchtenden Augen. In manchen entdeckte ich Ehrfurcht, in manchen Überheblichkeit, aber nirgends Sorge oder Zweifel, ob man sich von der Rede des Rektors überhaupt angesprochen fühlen durfte. Für alle anderen im Raum schien sich die Frage, ob sie ein Recht hatten, hier zu sein, gar nicht zu stellen.

Sie bilden die zukünftige Elite.

Ich verschränkte meine Hände im Schoß und bereute, dass ich mich vorhin extraweit nach vorn gesetzt hatte. Denn wann immer der Rektor nun seinen Blick zu uns schweifen ließ, fragte ich mich unweigerlich, ob er es mir wohl ansah. Dass ich … anders war.

»Mit dem erfolgreich bestandenen Aufnahmeverfahren und Ihrer heutigen Immatrikulation treten Sie in die Fußstapfen der wenigen Auserwählten, die sich Absolventen der Highclare Academy nennen können. Jede Eliteuniversität der Welt steht Ihnen nach Ihrer Ausbildung hier offen. Aber was noch viel wertvoller ist: Die Kontakte, die Sie an dieser Schule knüpfen, werden Ihren Weg mitbestimmen. Wir alle schauen erwartungsvoll auf Sie und Sie können sehr stolz auf sich sein. Aber vergessen Sie auch nie, welche Verantwortung mit dieser Ehre einhergeht.«

Wochenlang hatte ich mir ausgemalt, wie es wohl sein würde, auf diesem Platz zu sitzen. In der Southerin Hall, der jahrhundertealten Versammlungshalle. Ich hatte mir alles genau vorgestellt. Meine Ankunft, den Moment, in dem ich realisierte, dass das hier wirklich passierte, und das leichte Prickeln auf der Haut, wenn ich zum ersten Mal durch die Korridore der Academy lief. Aber nun war da nichts … außer einem Anflug von Angst und dem Wunsch, meine Dads anzurufen und ihnen zu sagen, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Schon wieder.

»Sie alle haben die Chance, einmal Großartiges zu bewirken. Also geben Sie sich nie mit Ergebnissen zufrieden, die Ihr Potenzial nicht voll ausgeschöpft und Sie vorangebracht haben.«

Mit jedem Satz von Rektor Lowell kam ich mir mehr vor wie eine Heuchlerin. Jemand, der vorgab, etwas zu sein, das er nicht war. Ich schluckte und blickte an den baumdicken Säulen hinauf, die sich bis zur prunkvollen Gewölbedecke emporstreckten. Zwischen ihnen, auf dunklen Holzvertäfelungen, hingen goldgerahmte Bilder ehemaliger Mitglieder der Highclare Academy. Berühmte Namen, Politiker, Nobelpreisträger, Olympioniken. Als ich vorhin den Mittelgang entlanggelaufen war, um mir einen Platz zu suchen, hatte ich bereits das Gefühl gehabt, dass sie mich allesamt abschätzig musterten. Nun hatte ich nur noch freien Blick auf eines der Porträts, das seitlich von mir hing. Ein besonders grimmig aussehender, stämmiger Mann mit adeligem Namen.

Du gehörst hier nicht her, schien das Gemälde mir zuzuflüstern. Du bist keine von ihnen.

Ich biss die Zähne zusammen und zwang mich, nicht noch einmal hinzusehen und mich stattdessen wieder auf die Rede zu konzentrieren. Rektor Lowell erklärte gerade, wie die nächsten Tage für die Neuen ablaufen würden – Einführungsveranstaltungen, Informationstreffen des Schach- und Golfclubs, Zusammenstellung der einzelnen Sportteams im Schwimmen, Tennis und im Pferdesport.

Doch mein Kopf wollte sich einfach nicht darauf einlassen.

Lügnerin, elendige Lügnerin, verhöhnte er mich. Worte, die ich in den vergangenen Monaten so oft gehört und von denen ich gehofft hatte, ihnen hier endlich entkommen zu können. Doch während der Rektor uns versicherte, dass wir alle schnell Freundschaften schließen würden, wurde mir klar, dass sie niemals zuvor so gut gepasst hatten wie jetzt. Nervös strich ich über meinen navyblauen Rock und zupfte an den Ärmeln des dunkelroten Blazers, der offiziellen Schuluniform. Dann wagte ich einen Blick nach hinten. Die Reihen waren voll mit Mädchen und Jungen unterschiedlichster Nationalitäten. Auch die gesamte Lehrerschaft hatte sich zur Einführungsrede des Rektors in der Southerin Hall versammelt. Damit war die Halle bis auf den letzten Stuhl besetzt. Insgesamt gab es an der Highclare Academy nur rund zweihundert Plätze, die heiß begehrt waren. Die Hälfte davon verteilte sich auf die zwei Jahrgänge, die den International Baccalaureate als Abschluss anstrebten und zu denen auch ich seit heute gehörte. Die andere Hälfte bestand aus den Studenten, die ihren Bachelor in den Bereichen Wirtschaft, Management oder Politik in zwei anstatt drei Jahren absolvierten. Der Unterricht fand in kleinen Gruppen statt, was das hohe Lerntempo möglich machte, und wurde von den exzellentesten Lehrkräften des Landes durchgeführt. Ich wusste, dass die Warteliste für einen dieser Studienplätze endlos war. Mit einem guten Zeugnis von der Highclare konnte man sich für einen Master an jeder Eliteuniversität einschreiben oder direkt international Karriere machen. Rektor Lowell hatte nicht übertrieben: Den Absolventen stand wirklich die Welt offen.

Trotzdem war mir gerade zum Heulen zumute. Als ich mich heute Morgen am Auto von meinen Dads verabschiedet, sie in die Arme geschlossen und ihnen versichert hatte, dass ich mich auf die Zeit hier riesig freute, hatte ich noch stark sein können. Aber nun schwand meine Zuversicht mit jeder Minute.

Hochstaplerin, flüsterte mir meine innere Stimme erneut zu, während ich meinen Blick noch einmal über die Gesichter der anderen schweifen ließ, über ihre ordentlichen Frisuren, die akkurat gebundenen Krawatten, die penibel gebügelten Blusen und Hemden und … Moment mal. Ich stutzte. Da, zwei Reihen hinter mir saß tatsächlich ein Mädchen, das statt einer Bluse ein lockeres Shirt unter ihrem Blazer trug. Auf der Vorderseite prangte der Aufdruck Hell was boring. Und … kaute sie etwa ein Kaugummi? Fast hätte ich aufgelacht, weil ich mich spontan nicht entscheiden konnte, ob ich das respektlos oder unfassbar cool finden sollte. Das Mädchen war auffällig hübsch, mit langen schwarzen Haaren und großen dunklen Augen. Ganz klar jener Typ, bei dem sich die Jungs umdrehten, wenn sie vorbeilief. Und mit diesem Shirt würde sie ohne Zweifel noch mehr Aufmerksamkeit bekommen. Das – oder direkt eine Einladung ins Büro des Rektors.

Gemurmel wurde laut. Rasch wandte ich den Kopf wieder nach vorne, um zu sehen, was für die Unruhe gesorgt hatte. Aber nichts hatte sich geändert. Rektor Lowell stand immer noch hinter dem Pult und zitierte gerade Artus Belmont, einen der Gründer der Academy. Erst auf den zweiten Blick bemerkte ich, dass er die Augenbrauen hochzog und zu einem der vorderen Ausgänge schaute, zu … einem Typ, der da lässig an der Wand lehnte. Er hatte dunkle Haare, markante Gesichtszüge und trug ebenfalls die Uniform der Academy. Unter dem Arm hielt er ein längliches perlmuttglänzendes Paket. Kurz überlegte ich, ob er wohl zu spät gekommen war. Aber nein, das ergab keinen Sinn. Zumindest machte der Kerl nicht den Eindruck, als wäre es ihm unangenehm, dass jetzt immer mehr Leute die Köpfe in seine Richtung drehten. Im Gegenteil. Er beachtete weder den Rektor noch die Mädchen in der ersten Reihe, die zuerst tuschelten und dann die Haare zurückwarfen. Stattdessen sah er mich an. Ja, mich! Ganz direkt. Und er lächelte, als sich unsere Blicke trafen.

»Das … ist Atlas Corentin, oder?«, flüsterte ein Mädchen direkt hinter mir und ein Junge raunte: »Er ist wirklich so heiß wie auf den Fotos. Ich glaube, ich falle gleich in Ohnmacht.«

Rektor Lowell räusperte sich. Er setzte seine Rede fort, erinnerte uns ein letztes Mal daran, welche Ehre es war, Teil der Gemeinschaft zu werden, und entließ uns schließlich mit salbungsvollen Worten in unsere Zukunft. Der Saal klatschte, aber bevor die Ersten nach ihren Jacken greifen konnten, merkte ich, dass sich die Stimmung veränderte. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis ich die Ursache dafür fand. Der Typ von eben – Atlas – hatte sich in Bewegung gesetzt und zog nun wieder alle Blicke auf sich.

Die letzten Klatscher verstummten, doch niemand stand auf oder packte seine Sachen. Alle verfolgten gebannt, wie Atlas die Bühne passierte, Reihe für Reihe entlangschritt und … direkt auf mich zukam!

»Louisa Bennet?«

Ich konnte mich gerade so beherrschen, nicht den Kopf einzuziehen, als er vor mir stehen blieb. Das Blut rauschte mir in die Wangen und mir wurde so heiß, dass ich vergaß zu antworten.

Louisa Bennet. Er hatte meinen Namen klar und deutlich ausgesprochen. Jeder im Saal musste ihn gehört haben und ich brauchte mich nicht umzusehen, um zu wissen, dass alle mich anstarrten.

»Willkommen an der Highclare Academy.«

Als hätte ich nicht schon genug Grund gehabt, im Boden versinken zu wollen, hielt er mir nun auch noch das Paket hin, dass er die ganze Zeit unter dem Arm getragen hatte. Es war ein riesiger schimmernder Karton mit einer Schleife und goldener Prägung.

Ich rührte mich nicht.

»Nicht so schüchtern … Louisa.« Atlas lachte leise.

Konnte er bitte mal aufhören, meinen Namen zu sagen, bis ihn auch der Letzte verstanden und vielleicht sogar gleich noch gegoogelt hatte? Schnell streckte ich die Hände aus und nahm ihm das Paket ab, um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen.

Ein Schmunzeln tanzte über seine Lippen.

»Das wird dein Abend«, versicherte er mir und ich hatte keine Ahnung, was er damit sagen wollte. Aber ich kam nicht mehr dazu, ihn zu fragen. Denn Atlas machte einen Schritt zurück und blickte kurz hoch, wie um sicherzugehen, dass auch die hintersten Reihen ihre Hälse reckten. Dann lächelte er mir noch einmal zu, wandte sich ab und stolzierte über den Mittelgang davon.

Obwohl ich fast aus dem Saal rannte, verfolgten mich die Blicke der anderen durch die gesamte Schule. Kein Wunder. Wahrscheinlich hatte sich Atlas’ Aktion in Windeseile herumgesprochen und mit dem riesigen weißen Paket im Arm war es, als würde ich einen Neonpfeil über meinem Kopf tragen. Seht her, das ist sie. Louisa Bennet.

Verflucht! Das Einzige, was ich an der neuen Schule gewollt hatte, war, möglichst unauffällig zu bleiben. Und jetzt? Ich war nicht mal einen ganzen Tag hier und schon kannte mich jeder Einzelne auf dem Campus. Ganz großartig, wirklich. Danke, Atlas!

Mit immer noch glühenden Wangen lief ich einen Säulengang entlang, bis ich einen der zahlreichen Innenhöfe erreichte, die ich wenige Stunden zuvor schon bei dem offiziellen Rundgang über das Schulgelände durchquert hatte. Er war das Motiv, das man am häufigsten fand, wenn man Highclare Academy im Internet eingab: sandgraue alte Fassaden, riesige, von Sprossen unterteilte Bogenfenster und kunstvolle Türmchen und Zinnen auf den Dächern. In der Mitte des Platzes erstreckten sich vier gleich große Grünflächen und an den Wänden schlängelten sich vereinzelte Efeuranken nach oben.

Ich steuerte auf den Ausgang zu, einen bestimmt fünf Meter hohen tunnelartigen Durchgang, über dem eine goldene Uhr prangte, und sprang in den nächstbesten der schicken Elektrovans, die vor der Academy warteten. Vorhin beim Rundgang war uns erklärt worden, dass sie wie Shuttlebusse funktionierten, mit denen man sich schnell und leicht auf dem riesigen Außengelände fortbewegen konnte. Und das war genau das, was ich jetzt wollte. Nichts wie weg hier! Tief durchatmen. Meine Gedanken sortieren. Und dann, endlich, mein Zimmer beziehen und mich unter meiner Bettdecke verkriechen. Ach ja, und dieses verdammte Paket loswerden!

Der Tag hatte schon katastrophal begonnen. Kurz hinter meinem Heimatort Silvermore war die Autobahn gesperrt gewesen, sodass wir es nur dank Pas gigantischen Fahrkünsten überhaupt pünktlich zum morgendlichen Empfang geschafft hatten. Es war keine Zeit mehr geblieben, mein Haus zu besichtigen, stattdessen waren wir gleich durch das beeindruckende, von Security gesicherte Eingangstor und den schier endlosen Park zum Schulgebäude der Highclare gefahren. Eine schnelle Umarmung, unterdrückte Tränen auf beiden Seiten. Dann war ich mit meiner Tasche über der Schulter losmarschiert, direkt auf den größten Innenhof der Academy zu, wo sich schon etwa vierzig andere neue Schüler und Studenten versammelt hatten. Meine Dads hatten versprochen, meine Koffer schon zum Haus zu fahren und Bescheid zu geben, dass ich erst nach den heutigen Veranstaltungen einziehen würde.

Insgesamt gab es drei Häuser auf dem Campus. Haverton House, Belmont House und Sir Archer Remington – ohne House, warum auch immer. Von Lucinda, der Vorgesetzten meines Dads, die selbst an der Highclare ihren Schulabschluss gemacht hatte und nun ein angesehenes Jungeninternat leitete, wusste ich, dass sich die Mitglieder der Schule als eine Art elitären Zirkel betrachteten. Eine Gemeinschaft, die Wert auf Traditionen legte, sich auch nach dem Start ins Berufsleben noch unterstützte und Geheimnisse bewahrte. Der Ruby Circle. So nannten sie sich.

In meinen Ohren klang das alles etwas überzogen. Wie eine Gruppe Rich Kids, die sich für etwas Besseres hielt, mit dem Rest der Welt nichts zu tun haben wollte und sich deshalb auf einem Luxusanwesen hinter einer Mauer verschanzte. Doch letztendlich, ob ich es wollte oder nicht, war es genau das gewesen, was für mich den Ausschlag gegeben hatte, selbst hierherzukommen: die Diskretion. Das Gelände der Academy wurde streng bewacht und von der Öffentlichkeit abgeschirmt, ohne ausdrückliche Einladung konnte niemand es betreten.

Von meinem Platz im Minibus aus war die drei Meter hohe Mauer, die das gesamte Gelände umgab, zwar nicht zu sehen, aber ich erinnerte mich nur zu gut an das seltsam beklemmende Gefühl, als unser Wagen heute Morgen vor dem Pförtnerhaus gehalten hatte und wir erst nach strenger Ausweiskontrolle durch die Security eingelassen worden waren. Irgendwie war es mir in diesem Moment so vorgekommen, als hätte ich einen Teil meiner Freiheit auf der anderen Seite gelassen. Aber vermutlich war das auch so, wenn man mit den Kindern von Schauspielern, Politikern und anderen Stars zusammen zur Schule ging. Sicherheit ging vor.

Sicherheit, die ich selbst dringend brauchte und die eine normale Schule oder ein gewöhnliches Wohnheim mir nicht bieten konnten. Vor einem halben Jahr hatte ich den größten Fehler meines Lebens gemacht und seither musste ich mit den Konsequenzen leben. Mit der Tatsache, dass ich nun in der Öffentlichkeit stand und von Paparazzi bedrängt wurde, wann immer ich einen Fuß auf die Straße setzte. Dass über mich geredet wurde, dass Menschen, die ich für meine Freunde gehalten hatte, sich von mir abwandten. Und dass ich mein altes Leben nie mehr zurückbekommen würde, egal wie sehr ich es mir wünschte.

»Wohin darf ich Sie bringen, Miss?«, fragte der Fahrer des Vans da und riss mich aus meinen Gedanken. Erschrocken schaute ich auf. Wie lange saß ich hier schon herum und hatte nicht mitbekommen, dass der Bus sich noch gar nicht in Bewegung gesetzt hatte?

»Ich muss …« Ich bemühte mich, nicht zu stammeln. »Zum Haverton House.«

»Alles klar.« Der Fahrer startete den Motor und ich ließ mich im Sitz zurücksinken und sah zu, wie draußen der Park, der das Schulgebäude umschloss, an mir vorbeiglitt. Zu meiner Linken entdeckte ich die Tennisplätze und ein niedriges Sportzentrum, in dem vermutlich die Schwimmhalle untergebracht war. Weiter hinten konnte ich Koppeln mit Pferden darauf erahnen. Ich rückte ein wenig näher ans Fenster heran und spürte, wie mir das Atmen gleich etwas leichterfiel. Denn das hier war der zweite Teil meiner neuen Wirklichkeit – jener, auf den ich mich ehrlich und unfassbar freute. Ich würde wieder ein Team haben! Tatsächlich konnte ich immer noch kaum glauben, dass ich eines der raren Stipendien ergattert hatte, die einmal jährlich für den Schwerpunkt Reitsport an der Academy vergeben wurden. Meine beste Freundin Kami hatte sich kaum wieder eingekriegt, als ich ihr den Brief mit der Zusage gezeigt hatte – wenn auch nicht wegen der Pferde, sondern wegen der tollen Jungs, die ich ihrer Meinung nach hier treffen würde. Kami konnte zwar reiten und hatte mit Lexi und mir früher unzählige Stunden im Stall verbracht. Aber sie hatte auch schon immer beteuert, dass sie keines dieser verrückten Pferdemädchen war, bei denen sich alles nur um ihre Vierbeiner drehte. Ganz im Gegensatz zu Lexi und mir.

Lexi. Ich ballte die Hände zusammen und hielt für einen Moment die Luft an, weil es immer noch so verdammt wehtat, an sie zu denken. An ihre Worte. An ihren Rückzug. Und an die Tatsache, dass sie mir nicht geglaubt hatte und mich ebenfalls für eine Lügnerin hielt. Von allen Freundinnen, die ich gehabt hatte – in der Schule, im Reitverein, in unserem Wohnviertel – war Kami als Einzige geblieben. Natürlich hatte es mich verletzt, als die anderen aus meiner Reitgruppe begonnen hatten, mich kritisch zu mustern und hinter meinem Rücken über mich zu reden. Und ja, ich hatte mehrere Nächte durchgeweint, als sie mich schließlich gebeten hatten, die Mannschaft zu verlassen. Aber der Verlust von Lexi, der Freundin, neben der ich schon am ersten Tag in der Primary School gesessen und von der ich geglaubt hatte, dass nichts und niemand uns auseinanderbringen konnte, hatte einen kleinen Teil in mir zerstört. Wir waren immer zu dritt gewesen. Lexi, Kami und ich hatten alles zusammen durchgestanden: den schrecklichen Schüleraustausch irgendwo in der französischen Pampa, die Trennung von Kamis Eltern und den ersten Liebeskummer. Und auch wenn Kami mir in den vergangenen Monaten immer wieder gesagt hatte, dass Lexi nie eine echte Freundin gewesen war, wenn sie sich so verhielt, hatte ich mir doch unzählige Male gewünscht, die Zeit zurückdrehen zu können, damit zwischen uns dreien wieder alles so war wie früher.

Bei dem Gedanken seufzte ich und wollte gerade den Kopf nach hinten sinken lassen und für einen Moment die Augen schließen, als mir auffiel, dass der Wagen abbremste und vor einem Tor hielt, das zu einer langen Auffahrt führte. Und am Ende der Straße … Augenblick mal!

»Äh … ich muss zu Haverton House«, sagte ich zu dem Fahrer. Vermutlich hatte er mich nicht richtig verstanden. Doch der Mann fuhr unbeeindruckt weiter, geradewegs auf das riesige Anwesen zu. »Einen Moment noch, Miss«, sagte er. »Wir sind gleich da.«

Ich konnte es kaum fassen und starrte sprachlos nach draußen. Das hier war … vollkommen irre! Haverton House war kein Haus, es war ein verdammtes Schloss! Lord Bridgerton, egal welcher, hätte das wohl standesgemäß gefunden. Aber ich … war einfach nur überfordert.

Natürlich hatte ich mir die Highclare Academy bereits im Internet angesehen, aber sowohl auf der Homepage der Schule als auch in der Bildersuche waren ausschließlich Fotos der Southerin Hall und der Unterrichtsgebäude aufgetaucht. Kami hatte daraufhin tagelang die Social-Media-Plattformen diverser Stars durchforstet, die an der Highclare zur Schule gingen, von der Hauptdarstellerin unserer Lieblingsserie bis zu einem bekannten Influencer, dem sie auf YouTube folgte. Doch auch auf ihren Profilen gab es nur wenige Aufnahmen des Geländes. Die meisten Bilder stammten von Partys und wenn einmal eines der Häuser zu sehen gewesen war, dann immer nur ein Teil davon: ein Loungebereich, ein riesiger Pool, ein Sportwagen vor der nächtlich beleuchteten Fassade.

Mir war klar gewesen, dass die Wohnheime des Ruby Circles exklusiv waren, aber so exklusiv? Ich kam mir vor wie in einem Film, während wir auf das mehrstöckige, lang gestreckte Steingebäude zurollten. Es war viel größer als in meiner Vorstellung, mit Zinnen auf dem Dach, Sprossenfenstern und einem von schmalen Säulen getragenen herrschaftlichen Eingangsportal. Wir hielten hinter einem Rolls Royce, aus dem gerade zwei blonde Mädchen heraussprangen, die nahezu identisch aussahen und nur Zwillinge sein konnten. Ich beobachtete, wie sie die Eingangsstufen nach oben stiegen und von jemandem begrüßt wurden. Mehr bekam ich nicht mit, weil der Fahrer des Vans ausstieg und mir die Tür öffnete.

»Warten Sie, ich helfe Ihnen mit dem Paket«, sagte er und ich zuckte vor Schreck zusammen, weil ich in Gedanken immer noch bei der Frage war, ob ich gerade träumte. Aber nein, das hier war real, und keine Minute später stand ich mit meinem Karton vor der breiten Flügeltür, die wie von Geisterhand aufschwang, bevor ich überhaupt nach so etwas wie einer Klingel Ausschau halten konnte.

»Miss Bennet?«

Eine Frau mit strengem Dutt trat heraus.

»Ja, das … bin ich.« Überrumpelt nickte ich und sie lächelte, jedoch eher einstudiert als herzlich.

»Willkommen in Haverton House. Wir haben Sie schon erwartet. Sie sind die Letzte der Neuankömmlinge für heute. Mein Name ist Brenda, ich bin Ihre Flügelvorsteherin, und ich werde Ihnen die wichtigsten Räumlichkeiten und Ihr Zimmer zeigen.«

Sie wartete nicht darauf, dass ich antwortete, sondern deutete auf Atlas’ merkwürdiges Geschenk, das ich etwas peinlich zwischen meine Arme geklemmt hatte.

»Martin wird das für Sie nach oben bringen.«

Das ist nicht nötig, wollte ich sagen. Aber da hatte Brenda mir das Paket schon weggenommen und winkte mir energisch zu. »Kommen Sie, kommen Sie!«

Und damit stöckelte sie auf ihren High Heels so schnell los, dass ich Mühe hatte, in meinen flachen Schuhen mitzuhalten.

Das Innere des Hauses war genauso riesig und prächtig wie sein Äußeres. Es gab ein Hauptgebäude mit zwei langen angrenzenden Flügeln entlang des Gartens. Jeder Flügel verfügte über einen eigenen Speisesaal und einen Gemeinschaftsraum, der sich über zwei Etagen samt Galerie ausdehnte. Von der Decke des Gemeinschaftsraumes im linken Flügel hing ein Kronleuchter herab, so groß wie ein Kleinwagen, und neben einem offenen Kamin in der Wand entdeckte ich etwas, das man schon fast als Kinoleinwand bezeichnen konnte. Überall im Raum waren dunkle Ledersofas verteilt, an den Wänden hingen zahlreiche moderne Schwarz-Weiß-Fotografien neben historischen Aufnahmen von Haverton House und verschiedene Landkarten, die in ihrer Gesamtheit ein gigantisches, Altes und Neues verbindendes Kunstwerk bildeten. Mir stand der Mund offen und am liebsten hätte ich mir die Aufnahmen genauer angesehen, aber Brenda ging bereits zielstrebig auf eine gläserne Tür zu, die nach draußen führte. Wieder ließ sie mir kaum Zeit, die akkurat gestutzten Hecken und Rosenbüsche, den historischen Pavillon oder die Terrasse samt Pool zu bewundern, stattdessen winkte sie mich direkt weiter. Als wir schließlich im hauseigenen Spa mit Massageliegen, beheiztem Innenschwimmbecken und Bar ankamen und Brenda erwähnte, dass es auch noch einen Fitnessraum, eine Bibliothek und mehrere kleinere Loungebereiche gab, schwirrte mir endgültig der Kopf und ich war dankbar, als wir den Aufzug nach oben nahmen.

In beiden Flügeln gab es vier Stockwerke, die Jungs wohnten im Erdgeschoss und im ersten Stock, die Mädchen verteilten sich auf den oberen Etagen. Und natürlich war es, wie Brenda noch einmal extra betonte, für die fast neunzig Schüler und Studenten von Haverton House streng verboten, nachts in einem anderen Bett als dem eigenen zu schlafen.

»Ich kontrolliere das gelegentlich«, teilte sie mir mit, ehe sich der Aufzug in Bewegung setzte und uns auf der dritten Etage wieder ausspuckte. Brenda bog nach links ab und hielt vor einer der Türen, kurz bevor der Flur einen Knick machte.

»Ihr Zimmer lässt sich mit der Ausweiskarte öffnen«, erklärte sie mir und wartete, bis ich diese hervorgekramt hatte. Ein leises Klicken erklang, als ich sie vor den Sensor hielt. Dann sprang das Schloss auf.

»Wenn Sie noch Fragen haben, können Sie mich jederzeit über das Panel neben der Tür rufen. Das Personal erreichen Sie so ebenfalls.«

Ich nickte, unfähig, irgendetwas zu erwidern, und Brenda ließ mich allein. Völlig erschöpft öffnete ich die Tür und trat ein, nur um gleich darauf noch mal die Zimmernummer zu kontrollieren. Ja, sie stimmte.

»Whoah«, entwich es mir. Der Raum war mindestens dreißig Quadratmeter groß und eingerichtet wie in einem Londoner Luxushotel! An einer Wand stand ein breites Boxspringbett mit seidig schimmernden Kissen und einer blauen Tagesdecke. Gegenüber: ein cremefarbenes Sofa, ein Sessel und ein kleiner Tisch auf einem grauen Teppich. Neben einem Schreibtisch gab es auch noch einen wandhohen Spiegel und als ich durch die Tür in den angrenzenden Raum spähte, blieb mir fast die Luft weg. Ich hatte meinen eigenen begehbaren Kleiderschrank! So groß, dass die wenigen Anziehsachen und die drei Paar Schuhe, die ich mitgebracht hatte, auf jeden Fall Komplexe entwickeln würden. Himmel, wenn ich Kami das alles zeigte, würde sie durchdrehen. Ich hatte ihr versprochen, sie später anzurufen und mit ihr eine Roomtour zu machen. Genau wie ich hatte sie vermutlich mit einem schicken Zimmer gerechnet, aber garantiert nicht mit – mir entwich ein kurzer Schrei, als ich die Tür zum Bad öffnete – einer Regendusche und einer frei stehenden Badewanne vor dem Fenster. Okay, egal, was mich hierhergeführt hatte – das war … einfach umwerfend. Rasch ging ich zurück ins Schlafzimmer, machte ein paar Fotos und schickte sie an meine beste Freundin. Dann ließ ich mich aufs Bett fallen. Einen Moment lang schaute ich überwältigt an die Decke, bis mein Blick auf meine Koffer und die Reisetasche fiel, die meine Dads heute Morgen für mich hergebracht hatten. Obenauf: ein freundlich lächelndes Kuscheltiereinhorn mit Regenbogenmähne. Poochie. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, weil Kami meine Dads anscheinend überredet hatte, es mir doch noch heimlich ins Gepäck zu schmuggeln.

Falls du mal einsam oder traurig bist, kannst du Poochie knuddeln, hatte sie gesagt und mir das armlängengroße Ungetüm zum Abschied in die Hände gedrückt. Ich hatte ihr versichert, dass mein neues Leben an der Highclare Academy viel zu aufregend werden würde, um auf schlechte Gedanken zu kommen. Und innerlich hatte ich hinzugefügt, dass ich meine Tränen, falls es anders war, garantiert nicht an einem knopfäugigen Traum aus weißem und rosa Plüsch trocknen würde. Jetzt gerade, da ich an Kami dachte, war ich allerdings verdammt nah dran, der Versuchung nachzugeben. Doch als ich aufstehen und Poochie zu mir aufs Bett holen wollte, bemerkte ich den perlmuttschimmernden Karton auf dem Tisch. Das Paket, das Atlas mir gegeben hatte.

Ich sprang auf, griff danach und betrachtete es zum ersten Mal genauer. Dabei fiel mir die goldene Prägung auf der Oberseite auf. Corentin. War das nicht der Nachname dieses Typs gewesen?

Ich legte das Paket aufs Bett, packte es aus und starrte ungläubig auf den Inhalt. Was zur …? In der Schachtel befand sich ein Abendkleid. Und nicht nur das. Auf den zweiten Blick entdeckte ich auch silbrig funkelnde High Heels, eine Schmuckschatulle und sogar einen Flakon mit Parfüm. Einen Moment lang konnte ich nur dastehen und mich nicht rühren. Dann hob ich das Kleid heraus und breitete es auf dem Bett aus. Der helle cremefarbene Stoff fühlte sich weich an, fließend und unendlich teuer. Ich kannte mich mit Mode wenig aus, aber dass der Inhalt dieses Pakets ein Vermögen gekostet haben musste, stand außer Frage. Warum machte jemand, den ich nicht einmal kannte, mir ein solches Geschenk? Das war doch absurd und … da! Ein goldener Umschlag! Rasch öffnete ich ihn und überflog die wenigen Worte. Auf der Karte stand nur ein einziger Satz.

Heute Abend beginnt dein neues Leben.

Kleine Steine knirschten unter meinen Schuhen, als ich die Einfahrt von Haverton House entlanglief und den Weg einschlug, der laut Übersichtsplan zur Reitanlage des Ruby Circles führte. Ich brauchte Pferde um mich herum, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Jetzt sofort. Die Eindrücke der Academy, mein herrschaftliches neues Zuhause und nun auch noch diese mysteriöse Botschaft waren einfach zu viel für mich.

Seit zehn Uhr hatte ich nahezu durchgehend Einführungsveranstaltungen besucht: diverse Begrüßungsreden, Bekanntgabe meines Stundenplans, eine Campusführung und schließlich die Rede von Rektor Lowell. Inzwischen konnte man meine Umhängetasche ohne Probleme zum Gewichtheben nutzen, so viele Flyer und Infozettel befanden sich darin. Erklärungen zu einzelnen Sportschwerpunkten, Angebote für Nachmittagsveranstaltungen, die Campusordnung, die Bibliotheksordnung und garantiert noch weitere Broschüren, an die ich mich schon nicht mehr erinnerte. Aber niemand, und da war ich mir ganz sicher, hatte auch nur mit einem Sterbenswörtchen erwähnt, dass heute Abend noch eine Veranstaltung stattfinden würde. Schon gar keine, bei der man ein Abendkleid brauchte. Also – was sollte das? War das so ein Haverton-internes Ding? Wohnte dieser Atlas womöglich auch in meinem Haus und … gab es eine Art Aufnahmeritual, bei dem ich das Kleid tragen sollte?

Mein Dad arbeitete als Lehrer an der Cheswell School for Boys, und Pa und ich rollten immer mit den Augen, wenn er mit solchen Geschichten nach Hause kam. Einmal hatten seine Kollegen und er Schüler erwischt, die sich um Mitternacht auf dem Sportfeld versammelt hatten, wo alle Neuen nackt ein Wettrennen machen sollten.

Natürlich hatte ich das einzig Logische getan und diesen Atlas zuerst einmal gegoogelt. Doch wie sich herausstellte, gab es kaum etwas über ihn im Internet, außer einem Dutzend Fotos im Anzug auf verschiedenen Business- und Mode-events und ein paar Eckdaten: Atlas Corentin, neunzehn Jahre alt, Student im ersten Jahr an der Highclare und millionenschwerer Erbe eines CEOs und einer Designerin. Was dann wohl auch den Aufdruck auf dem Karton erklärte. Allerdings nicht, was es damit auf sich hatte oder wann genau ich den Inhalt tragen sollte.

Heute Abend beginnt dein neues Leben.

Danke auch, sehr hilfreich.

Bei solch kryptischen Botschaften konnte es sich ja fast nur um ein Aufnahmeritual handeln. Wenn dieser Typ jedoch dachte, dass ich mich für seine Freunde und ihn zum Affen machte, mich mit Eiswasser übergießen ließ, Blut aus einem Schädel trank oder andere skurrile Dinge veranstaltete, die das Internet einem zu dem Thema so ausspuckte, hatte er sich gewaltig geschnitten.

Um mich abzulenken, lief ich etwas schneller, folgte der Straße und schüttelte innerlich den Kopf über den vier Zentimeter hohen postkartengrünen Golfrasen, der mich umgab. Was für eine Wasserverschwendung. Vermutlich färbten sie das Gras auch noch, damit es diese Farbe bekam. Wie unnötig.

Im Gehen warf ich erneut einen Blick auf die Karte. Die Häuser des Ruby Circles lagen wie auf einem Kreis angeordnet, wobei sich Haverton House ganz im Westen des Geländes in der Nähe des Eingangstors befand. Die anderen Häuser, Belmont House und Sir Archer Remington, lagen irgendwo jenseits des Parks, der so groß war, dass es neben den Gebäuden der Schule in der Mitte noch genug Platz für den Tennisclub, das Schwimmcenter, die gesamte Reitanlage sowie einen künstlich angelegten See gab. Eben alles, was die Sprösslinge der oberen Zehntausend von einem komplett abgeriegelten Luxusresort erwarteten.

Noch vor einem Jahr wäre ich bei der Vorstellung, nur einen einzigen Tag lang hier trainieren und reiten zu können, wohl komplett ausgeflippt: riesige Reithallen, weiß eingezäunte Sandplätze und sogar eine Geländestrecke warteten auf mich. Ein wahr gewordener Traum. Jetzt jedoch fühlte sich das alles eher wie eine Flucht an und so, als hätte ich keine Wahl gehabt. Weitermachen wie bisher war einfach nicht mehr möglich gewesen.

Mach dir keine Sorgen, hatte Lucinda zu mir gesagt, bevor sie in den letzten Monaten alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um mich an die Highclare zu bringen. Diese jungen Menschen dort haben alle schon einmal ähnliche Sachen erlebt wie du. Für sie wird es keine große Sache sein.

Die Vorstellung hatte so verlockend geklungen, so befreiend. Ich hatte wirklich gedacht, ich würde wieder normal sein können. Einfach Louisa und nicht die furchtbare Person, die die Medien aus mir gemacht hatten. Aber jetzt, inmitten dieses riesigen Freizeitparks für die Next Generation an A-Promis, fühlte ich mich von normal weiter entfernt als je zuvor.

Ich erreichte eine Weggabelung und blieb kurz stehen, weil ich die Reitanlage von hier aus schon sehen konnte. Zum ersten Mal an diesem Tag verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln und für einen Moment waren die Mauer, die Sicherheitsvorkehrungen und das beklemmende Gefühl, das mich schon den ganzen Tag lang begleitete, vergessen. Neugierig lief ich weiter, geradewegs auf die Gebäude zu, die wie die Stallungen aussahen. Dabei versuchte ich, alles aufzunehmen: den Geruch nach Pferden, ihr Schnauben, das von den Weiden zu mir herüberdrang, und die Sonnenstrahlen, die meine Haut wärmten. Ein leichtes Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus. Endlich ein Ort, an dem ich mich auskannte und wo ich mir nicht vorkam wie ein Fremdkörper, ein Stück Kohle zwischen lauter funkelnden Diamanten. Im Sattel zählten weder teure Kleidung noch das Bankkonto. Es war nicht wichtig, was die Eltern beruflich machten oder wo man seine Ferien verbrachte. Beim Reiten ging es einzig und allein um Talent, Disziplin und eine gute Verbindung zum Pferd. Und was das betraf, stand ich den anderen in nichts nach. In den letzten Jahren hatte ich mich immer weiter hochgearbeitet und inzwischen ritt ich in der schweren Klasse gegen bekannte Namen. Allein aus diesem Grund hatte Lucinda mich überhaupt für das Förderprogramm des Ruby Circles vorschlagen können, das zum größten Teil von Sponsoren und Alumni finanziert wurde. Neben dem Schulgeld und den Kosten für Haverton House wurde auch meine weitere reiterliche Ausbildung finanziert und man stellte mir sogar ein Pferd zur Verfügung. Bisher wusste ich nichts Genaues, ich kannte nur seinen Namen. Mister Twister.

Im Vorbeigehen ließ ich meinen Blick über die Pferde schweifen, die in kleinen Gruppen zusammen auf den Wiesen grasten. Ob Twister eines von ihnen war? Vielleicht der schlanke Rappe mit der breiten Blesse oder der elegante Braune, dessen Fell golden in der Sonne glänzte?

Das Glücksgefühl in mir verstärkte sich noch weiter und ich lief immer schneller auf den Stallbereich zu, der aus zwei gegenüberliegenden Gebäuden bestand. Im Gegensatz zu Haverton House oder der Academy, bei denen man die Geschichte der Gemäuer regelrecht einatmen konnte, wirkten diese hellen Steingebäude mit den anthrazitfarbenen Dächern und den angrenzenden Sandpaddocks so, als wären sie gerade erst gebaut worden.

Ich hatte noch keinen Schritt hineingesetzt, da fiel mir schon wieder die Kinnlade herunter. Von der Decke hingen Kronleuchter herab. In einem Reitstall! Unglaublich. Gerade wollte ich weitergehen und schauen, ob ich auch noch vergoldete Sattelhalter oder diamantbesetzte Putzkästen fand, als Hufgetrappel hinter mir erklang. Ich hörte Schritte auf den Steinen, dann eine zischende Mädchenstimme.

»Dieser Mistkerl! Was bildet der sich eigentlich ein? Ich weiß genau, was ich tue. Und nur weil Skye …«

»Komm schon, Nat. Der Typ ist es nicht wert, dass du dich über ihn ärgerst.« Das war ein zweites Mädchen. »Ich meine, jeder weiß, dass Theo nicht ganz dicht ist. Es kann dir vollkommen egal sein, was er über dich denkt.«

»Ja, ist klar. Aber es nervt mich so, dass er sich überall einmischen muss. Als ob er jemand Besseres wäre als wir, nur weil er –«

Das Mädchen hielt inne, denn in diesem Moment sahen die beiden zu mir herüber. Sie mochten in meinem Alter sein. Siebzehn, vielleicht ein, zwei Jahre älter. Die eine von ihnen – Nat – führte eine Fuchsstute an der Trense. Sie hatte die langen braunen Haare zu einem Zopf geflochten und ihre helle Reithose war an einer Seite fleckig, ebenso wie das cremefarbene Poloshirt. Wie es aussah, war sie vom Pferd gefallen.

»Ist was?«, fauchte Nat mich an und ich hob abwehrend die Hände.

»Nein, ich …« Ich setzte ein Lächeln auf und wollte mich vorstellen. Doch das zweite Mädchen, dessen Namen ich noch nicht kannte, kam mir zuvor. Sie hatte einen sehr blassen Teint und dazu makellos gezupfte Brauen.

»Du bist keine Belmont«, stellte sie fest und ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, was sie meinte. Belmont House, eines der anderen Wohnheime.

»Ähm … nein … genau. Ich wohne in Haverton House.«

»Hmm«, war alles, was ich zur Antwort bekam, und langsam fühlte sich mein Lächeln schwerer an, wie wenn man eine Familienaufnahme machen wollte und der Fotograf es einfach nicht schaffte, auf den Auslöser zu drücken. Da trat plötzlich ein Blitzen in ihre Augen, so als hätte sie eine Erkenntnis.

»Du bist Louisa, oder?«, fragte sie. »Diese Louisa … Soundso.« Sie ging ein Stück um mich herum, um mich auch von der Seite zu betrachten, dann nickte sie. »O Mann, du bist es wirklich!«

Ein ungutes Gefühl regte sich in mir und ich trat automatisch einen Schritt zurück.

»Wer ist sie?«, wollte Nat wissen. Ihre Stute trippelte neben ihr auf der Stelle. »Flora?«

»Na, hier … du weißt schon. Die Tochter von …«

O nein. Bitte nicht. Mein Magen zog sich zusammen, aber da lachte Nat bereits auf.

»Von Shiya!«

Shiya. Allein der Name reichte, um mein Innerstes zum Stillstand zu bringen. Sofort breitete sich ein Gefühl von Taubheit in mir aus. Eine Leere, die mich vor dem schützte, was eigentlich in mir vorging, wenn ich in irgendeiner Form mit meiner Mutter konfrontiert wurde.

»Ganz genau! Zumindest ihre angebliche Tochter.« Flora malte Gänsefüßchen in die Luft und verschränkte die Arme vor der Brust. »Scheint, als hätte sich dein kleiner inszenierter Medienauftritt gelohnt. Du bist jetzt berühmt und hast es sogar an die Highclare geschafft. Noch dazu ins Haverton House. Das war so geplant, oder?«

Ich brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, dass sie wieder mit mir sprach.

»Was? Nein, das war nicht …«

»Ach komm, wir wissen doch alle, dass du nicht mit ihr verwandt bist.« Nat führte ihre Stute zu einem der Anbindehaken an der Stallwand und lockerte den Sattelgurt. »Ich meine, du bist nicht die Erste, die versucht, einer wie ihr etwas anzuhängen.«

Flora grinste. »Aber einer der wenigen Fälle, in denen es sich rentiert hat. Hat sie dir das Schulgeld gezahlt, damit du sie in Ruhe lässt?«

Bitte … was? In den letzten Monaten hatte ich so einiges gehört, von tröstenden Worten bis hin zu den schlimmsten Beleidigungen. Aber dass sie glaubten, ich hätte Shiya erpresst, machte mich sprachlos.

Auf diesem Campus leben fast ausschließlich Kids, die an derartige Skandale gewöhnt sind, hatte Lucinda meinen Dads erklärt, nachdem diese ihre Bedenken geäußert hatten, dass an der neuen Schule vielleicht alles nur noch schlimmer für mich werden würde. Sie werden Louisa helfen können, damit umzugehen.

Tja, wie es aussah, hatte sie sich geirrt.

»Sie hat mir gar nichts bezahlt«, brachte ich mühsam hervor. »Und darum ging es mir auch nicht.«

»Ja, klaaar. Um Geld geht es nie.« Flora machte eine wegwerfende Handbewegung. »Versteh mich nicht falsch … ich gönn dir das sogar. Immerhin hast du hart dafür gearbeitet. Es war bestimmt nicht leicht, an Shiya heranzukommen und von der Presse beachtet zu werden.«

Moment! Ich schnappte nach Luft, aber da redete sie schon weiter.

»Trotzdem, du kannst keinem erzählen, dass du es ohne ihren Einfluss hierhergeschafft hast. Definitiv nicht nach Haverton House. Die schauen ganz genau, wen sie in ihren Kreis lassen. Irgendjemand von den aktuellen Mitgliedern muss also ein verdammt gutes Wort für dich eingelegt haben. Sonst wäre das niemals etwas geworden.« Sie ließ ihren Blick einmal an mir herabgleiten, verharrte kurz bei meinen Sneakers und verzog den Mund. »Vielleicht hätten die Remingtons dich noch aufgenommen.«

»Die mögen auch keine Blutsauger«, warf Nat ein und versuchte vergeblich, ihrem Pferd ein Halfter überzuziehen. Die Stute riss jedoch jedes Mal den Kopf weg, was Nat fluchen ließ.

Ich bin keine Blutsaugerin, lag es mir auf der Zunge. Alles, was ich gesagt habe, war die Wahrheit.

Aber ich wusste, dass es nichts bringen würde.

»Glaubt es oder nicht, aber ich bin mit einem Stipendium hier, auf das ich mich ganz normal beworben habe.«

Die beiden wechselten einen vielsagenden Blick. Alles klar. Auch diese Reaktion kannte ich bereits und ich wusste, was sie bedeutete. Nämlich dass jedes weitere Wort verschwendet war. Ich würde ihnen im Training und durch meine Noten in der Schule beweisen, dass ich mein Stipendium zu Recht erhalten hatte. Alles andere würde mir nur weitere blöde Sprüche einbringen und darauf konnte ich verzichten. Außerdem war ich es leid, mich zu rechtfertigen und meine Version der Geschichte zu erzählen, wenn sie anschließend doch nur verdreht und dazu genutzt wurde, neue Lügen über mich zu verbreiten. Also tat ich das einzig Sinnvolle: Ich verabschiedete mich knapp und ging.

»Hey, warte …«, rief Nat mir nach und obwohl ich mich gar nicht umdrehen wollte, tat ich es. »Wenn ich dir einen Tipp geben darf: Geh am besten Holly Sage Stafford aus dem Weg.«

»Warum?«

»Weil sie Shiya persönlich kennt.« Dieses Mal war es Flora, die antwortete.

»Sie sind befreundet«, ergänzte Nat. »Sogar sehr gut, soweit ich weiß. Und Holly ist ziemlich beliebt in Haverton House und an der Academy.« Sie machte eine Pause, in der sie mich eindringlich ansah. »Keine Ahnung, wie sie das handhabt. Aber ich wüsste genau, wie ich mit einem Mädchen umgehen würde, das versucht hat, eine meiner Freundinnen öffentlich in den Dreck zu ziehen und sich an ihr zu bereichern.«

Sie lächelte mich an.

»Ich würde ihr das Leben hier zur Hölle machen.«

Wütend stapfte ich davon, die Hände zu Fäusten geballt und den Blick auf den Boden gerichtet. Ich verdammte Idiotin! Wie hatte ich bloß so dämlich sein können zu glauben, dass ich hier, abgeschottet von Paparazzi und Fernsehteams, sicher wäre? Dass ich einen Neuanfang machen konnte, ohne Vorurteile und Gerüchte, die mich verfolgten. Dass ich ein neues Team bekommen würde, das mich ausschließlich nach meinen reiterlichen Leistungen beurteilte – und nicht danach, was die Reporter über mich sagten. Wie naiv konnte man eigentlich sein?

Ohne zu wissen, wohin ich genau wollte, eilte ich an einem Roundpen vorbei und zwischen Paddocks und einer Weide hindurch. Mit jedem Schritt verschwamm mein Sichtfeld mehr und das Brodeln in mir verstärkte sich. Nein, nein, nein! Ich würde jetzt nicht heulen. Nicht hier. Nicht wegen Nat und Flora! Ich lief schneller. Schneller und noch schneller, bis ich fast joggte. Aber es half nichts. Und als die erste Träne sich aus meinem Augenwinkel löste und mir über die Wange rollte, hasste ich mich dafür. Ich hasste mich, weil ich nach außen hin stets so tat, als könnten mich Worte nicht mehr treffen. Ich hasste mich, weil es mir ausgerechnet jetzt nicht gelingen wollte, meine Gefühle unter Kontrolle zu behalten. Und ganz besonders hasste ich mich, weil ich ernsthaft geglaubt hatte, dass alles besser werden würde, sobald ich Teil des Ruby Circles wäre.

Ich wischte mir über die Augen und zwang mich, gleichmäßig zu atmen und weiterzulaufen. Vor mir entdeckte ich weiß eingezäunte Reitplätze mit Hindernissen darauf. Eine Reihe von Steilsprüngen, ein Wassergraben, eine Trippelbarre und … stopp! Ich spähte an einem blau-weißen Oxer vorbei. Trabten da etwa zwei Pferde im Kreis über den Sand? Frei und ohne Reiter?

Ich blinzelte irritiert. Doch dann bemerkte ich die Gestalt, die am Boden saß. Ein Junge mit dunklen Haaren und einem schwarzen Shirt. Er hatte die Beine im Schneidersitz gekreuzt und rührte sich nicht. Fast sah es so aus, als ob er meditierte und die Pferde gar nicht wahrnahm. Trotzdem musste es so sein, schließlich zirkelten sie direkt um ihn herum wie auf einer unsichtbaren Linie. Es waren zwei Füchse, beides Stuten, und keine von ihnen trug ein Halfter oder auch nur ein dünnes Seil um den Hals. Sie waren vollkommen frei.

Interessiert daran, wie er es machte, dass die Pferde bei ihm blieben, beobachtete ich den Typ ganz genau. Aber er bewegte sich nicht und gab mir keinen Aufschluss darüber, auf welche Weise er mit seinen Pferden kommunizierte. Ungewöhnlich.

Als ich dreizehn gewesen war, hatte ich selbst einmal mit meinem Wallach Orion an einem Horsemanship-Kurs teilgenommen und es geschafft, ihn am Halsring durch einen Parcours zu lenken. Außerdem hatte ich genug Videos auf Instagram gesehen, in denen Pferde frei um ihre Besitzer herumliefen oder sogar ohne Trense piaffierten. Trotzdem hatte es immer sichtbare Zeichen gegeben. Dieser Junge hingegen wirkte … anders. Regelrecht abwesend und gleichzeitig auf unbeschreibliche Weise mit seinen Pferden verbunden. Er bemerkte mich nicht einmal, blickte einfach nur völlig ruhig geradeaus, beide Hände auf seinen Knien abgelegt.

Ich stützte die Ellenbogen auf den Zaun und als das Holz leise knarrte, zuckte ich sofort zurück. In der Stille kam es mir so vor, als hätte ich einen Alarm ausgelöst. Der Typ schien das Geräusch jedoch nicht gehört zu haben, nichts an seiner Haltung veränderte sich. Nur die Pferde wurden langsamer und schließlich nahm ich es wahr: ein winziges Handzeichen von ihm. Fasziniert verfolgte ich, wie die Füchse sich vor ihm aufstellten und die Köpfe senkten. Er streichelte ihnen über die Stirn und legte seinen Kopf an ihre. Dann stand er langsam auf, klopfte sich den Sand von der Hose und steuerte auf das Tor zu. Die Pferde folgten ihm unaufgefordert, Seite an Seite. Er entließ sie aus dem Reitplatz, immer noch ohne Halfter, und ich wollte schon zu ihm gehen und ihm anbieten, sie zu halten. Aber da drehten sie sich bereits um und stellten sich wieder auf. Irre!

»Ich weiß schon, warum ich für gewöhnlich nicht um diese Zeit trainiere«, sagte der Junge da plötzlich und ich war mir nicht sicher, ob er mit mir oder den Pferden gesprochen hatte, weil er mich immer noch nicht ansah.

»Ich … ich wollte nicht stören«, platzte ich heraus.

Mit einem Seufzen hob er den Kopf und zum ersten Mal kreuzten sich unsere Blicke. Zu meiner Überraschung betrachtete er mich einen Moment lang, als hätte er einen Geist gesehen. Er starrte mich an, seine Lippen öffneten sich leicht. Aber dann atmete er tief durch und schüttelte den Kopf.

»Dafür hast du ziemlich lange am Zaun gestanden.« Seine Stimme klang unerwartet schroff. »Hör zu, falls du mich gerade gefilmt hast, lösch es lieber. Ich habe ganz anständig arbeitende Anwälte und mag es nicht, wenn etwas über mich im Internet landet. Das verstehst du sicher.«

Jetzt klappte mir der Mund auf. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Und ganz bestimmt auch nicht damit, dass er sich umdrehte und wortlos davonging.

»Hey warte!«, rief ich. »Das war echt beeindruckend.«

Er lief einfach weiter, dicht gefolgt von seinen beiden Stuten, aber ich eilte ihm nach, bis ich wieder auf seiner Höhe war. »Wie hast du das gemacht? Mit den Pferden, meine ich.«

»Das würdest du nicht verstehen.«

»Wie kannst du dir da so sicher sein?«

Abermals warf er mir einen Blick zu und nun konnte ich mir sein Gesicht zum ersten Mal richtig ansehen und … seine Augen. Helles, fast eisiges Blau und in der linken Iris ein brauner Fleck.

»Du bist nicht einmal einen Tag hier und hast schon geheult. Erzähl mir, wieso.«

Warum ich … Moment, wie bitte? Ich starrte ihn vermutlich an wie ein Reh zwei Autoscheinwerfer, aber der Typ blieb vollkommen unbeeindruckt und emotionslos. »Du hast mich schon verstanden.«

Beinahe wäre ich gestolpert. Einerseits weil ich so perplex war, immerhin hatte diese Aussage rein gar nichts mit meiner Frage zu tun. Andererseits weil er ohne Ankündigung in meine Richtung abbog und dabei wie selbstverständlich davon ausging, dass ich ihm Platz machte. Wie arrogant konnte man eigentlich sein? Und überhaupt, wer sprach denn bitte einen Menschen, den er gar nicht kannte, derart unsensibel auf seine Gefühle an?

Außerdem hatte ich gar nicht geweint, zumindest nicht richtig. Die paar Tränen, die ich nicht hatte zurückhalten können, hatte ich sofort weggewischt. Ich konnte also maximal leicht gerötete Augen haben.

»Das geht dich nichts an«, sagte ich schließlich und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Warum?«

Hallo? Hatte er sie noch alle?

»Weil es zu privat ist und wir uns gar nicht kennen? Außerdem würdest du es eh nicht verstehen.«

»Ganz genau.« Der Typ nickte zufrieden, so als hätte er diese Antwort erwartet.

Inzwischen waren wir bei den Weiden angekommen. Und während ich mich noch fragte, ob das seine Art war, mir mitzuteilen, dass mein ehrliches Interesse an seinem Training ihm zu privat gewesen war, blieb er stehen, öffnete eines der Tore und wartete, bis beide Pferde hindurchgegangen waren. Zum Abschied streichelte er ihnen über den Hals und entließ sie dann mit einem Handzeichen. Danach schloss er das Tor und musterte mich mit schief gelegtem Kopf.

»Ist noch was?«

Gott, unfreundlicher konnte man ja kaum ausdrücken, dass man keine Lust auf ein Gespräch hatte. Vermutlich hatte er mich erkannt, genau wie Nat und Flora, und wollte gleich klarstellen, dass er sich mit Möchtegern-VIPs nicht abgab.

»Verstehe. Du willst nicht mit mir reden, weil du Gerüchte gehört hast und mich von Social Media kennst.« Ich stieß die Luft aus und verdrehte die Augen. »Ehrlich gesagt, wollte ich dir einfach nur ein Kompliment machen, weil deine Arbeit mit den Pferden mich fasziniert hat. Aber scheinbar gehörst du auch zu den oberflächlichen Leuten hier, die den Neuen erst einmal einen Stempel aufdrücken, bevor sie ihnen überhaupt eine Chance geben.«

Er runzelte die Stirn und hob dann eine Augenbraue. »Das mag dich jetzt vielleicht schockieren. Aber ich habe keine Ahnung, wer du bist. Und es interessiert mich auch nicht. Es ist mir egal, wer deine Eltern sind, was die Medien über dich sagen oder wie viele Follower du auf TikTok hast. Ich will ganz einfach nicht mit dir reden, weil mein Training dich nichts angeht. Komm damit klar.«

Erneut ließ er mich stehen und ich schnaubte. Um den würde ich in Zukunft einen großen Bogen machen, nicht dass seine übertrieben gute Laune noch abfärbte.

»Vielen Dank auch für das nette Gespräch, Happy!«, rief ich ihm hinterher und wollte in die andere Richtung weitergehen. Aber da blieb er plötzlich stehen und drehte sich noch einmal zu mir um.

»Glück ist so ungefähr das letzte Gefühl, das dieses Gespräch in mir ausgelöst hat. Und für die Zukunft: Mein Name ist Theo.«

Haverton House war wie ausgestorben. Keine Menschenseele hielt sich im Aufenthaltsraum meines Flügels auf und auch der lange Korridor des dritten Stocks war komplett leer. Nicht einmal Brenda geisterte noch irgendwo herum. Die Stille beunruhigte mich. Ebenso wie die Tatsache, dass ich immer noch nicht im Geringsten wusste, was es mit dem Abendkleid auf sich hatte. Ich holte es erneut aus dem Karton und schaute mir alles genau an, in der Hoffnung, irgendwo doch einen Hinweis zu finden. Aber da war nichts – außer der Karte, die mir nicht wirklich weiterhalf.

Unschlüssig, was ich nun tun konnte, tigerte ich durch mein Zimmer, lauschte in die Stille und warf immer wieder einen Blick aus dem Fenster nach draußen, wo sich dunkle Regenwolken vor die Sonne geschoben hatten.

Kurz überlegte ich, mich einfach aufs Bett zu legen und abzuwarten, was heute Abend geschah. Aber was, wenn ich doch irgendeine wichtige Information verpasst hatte? Immerhin war ich ja nicht die einzige Neue in diesem Jahr. Nur, wie es aussah, die Einzige, die noch hier war. Im gesamten Gebäude war es still und als ich schließlich beobachtete, wie vor dem Haus eine Limousine parkte und zwei Jungs im Anzug einstiegen und wegfuhren, hielt ich es nicht mehr aus. Obwohl es mir unter anderen Umständen zu blöd gewesen wäre, betätigte ich das Bedienpanel, das Brenda mir vorhin gezeigt hatte, und rief jemanden vom Personal. Keine fünf Minuten später stand eine junge blasse Frau in einem schwarzen Kleid und mit hochgesteckten Haaren vor der Tür. Sie stellte sich mir als Elise vor und fragte, wie sie mir helfen konnte.

»Kennen Sie Atlas Corentin?«

Die Frau wirkte verwirrt. »Ja, selbstverständlich.«

»Also … wohnt er auch in diesem Haus? Können Sie mir sagen, welches Zimmer er hat?«

Sogleich bereute ich meine Frage, weil die Frau mich so irritiert ansah, als hätte ich ihr offenbart, dass ich mich heimlich dorthin schleichen und in Unterwäsche auf ihn warten wollte. Louisa, die irre Stalkerin, bekam folglich keine Antwort.

»Ich wollte ihn nur fragen, was es mit dem Kleid auf sich hat«, stammelte ich. »Er hat es mir vorhin in der Southerin Hall gegeben und ich war nicht sicher …«

»Ja, wollen Sie sich denn nicht langsam umziehen?«, unterbrach die Frau mich da und nickte zu meinem Bett hinüber, auf dem der aufgeklappte Karton lag. »In einer halben Stunde wird Ihr Fahrer hier sein.«

Mein Fahrer? Jetzt war ich es, die sie entgeistert ansah.

»Haben Sie den Begrüßungsbrief nicht gelesen?«

Den … was?

Sie deutete auf meinen Nachtschrank, wo fein säuberlich übereinandergestapelt mehrere Zettel lagen. Ich hatte sie vorhin nicht weiter beachtet, weil ich so aufgewühlt und durcheinander gewesen war und es dann nicht hatte abwarten können, in den Stall zu kommen.

»Oh«, machte die Frau, die mir die Antwort vom Gesicht ablas. »Nun, das ist zwar jetzt etwas knapp. Aber wenn Sie erlauben, helfe ich Ihnen.« Sie schenkte mir ein zuversichtliches Lächeln. »Dann schaffen Sie es noch rechtzeitig.«

Elise musste eine Zauberin sein. Anders konnte ich mir nicht erklären, wie sie es schaffte, dass ich tatsächlich um fünf Minuten vor sieben fertig angezogen, geschminkt und mit zu Locken gedrehten Haaren in der Eingangshalle stand, wo ich mich nun staunend in einem golden gerahmten Wandspiegel betrachtete.

War das wirklich … ich? Das Mädchen, das mir entgegenblickte, sah umwerfend aus, aber gleichzeitig fremd. Zu Hause trug ich nur selten Kleider und wenn, dann nicht solche. Der cremefarbene, fast weiße Stoff schmiegte sich perfekt an meinen Körper. Sogar die Schuhe hatten meine Größe – und zum Glück ein dünnes Riemchen, das sich um mein Fußgelenk schloss und mir etwas Sicherheit gab. Abermals drehte ich mich von einer Seite zur anderen und die zahlreichen dünnen Stoffschichten meines Rocks wirbelten um mich herum.

Ob es sich bei der Veranstaltung um eine Art Ball handelte? Gut möglich, aber ganz sicher wusste ich es immer noch nicht. In dem Begrüßungsbrief, den ich schnell überflogen hatte, während Elise sich mit ihrem Lockenstab an mir zu schaffen machte, hatte lediglich gestanden, dass es sich um die offizielle Begrüßung aller Novizen und ihre Aufnahme in den Ruby Circle handelte. Ort der Feierlichkeit: geheim. Dresscode: festlich. Ein Fahrer würde mich um Punkt sieben abholen.

Auf dem Stapel hatte zusätzlich ein zweiter Brief gelegen, unterzeichnet von den Vorsitzenden der drei Häuser, in dem ich ausdrücklich dazu aufgefordert wurde, keine zu intimen Bilder der Schule und der Anlage nach außen zu geben, einerseits zum Schutz, aber auch als Zeichen der Exklusivität. Und eine weitere Sache war deutlich herausgestellt worden: Wurden Geheimnisse oder Rituale des Ruby Circles verraten, also gepostet oder anderweitig weitergegeben, drohte ein Ausschluss aus der Gemeinschaft samt Schulverweis.

Kurz fragte ich mich, ob ich wohl schon die Regeln gebrochen hatte, als ich Kami Fotos von meinem Zimmer geschickt hatte. Aber nein, das ergab keinen Sinn. Schließlich war das nichts, was den Circle oder seine Mitglieder betraf. Außerdem konnte ich mich darauf verlassen, dass Kami niemandem etwas erzählte und die Fotos nicht weiterleitete. Trotzdem … diese Warnung befeuerte meine ohnehin stärker werdende Nervosität.

Seit Elise mir gesagt hatte, dass ich hier im Foyer warten sollte, lief ich immer wieder auf und ab und warf alle paar Sekunden einen Blick aus einem der Fenster, um zu sehen, ob das Taxi schon da war. Um mich abzulenken, tippte ich eine Nachricht an Kami und schickte ein Foto von mir hinterher, bei dem ich darauf achtete, nicht zu viel vom Interieur zu zeigen. Sie las sie sofort und ihre Antwort kam prompt, in Form eines GIFs von Ian Somerhalder, der mit den Augenbrauen wackelte.

OMG, schrieb sie. Die Kerle werden sabbern. ALLE!

Ich verdrehte die Augen, musste aber trotzdem grinsen. Na, hoffentlich nicht.

Da hörte ich plötzlich Stimmen. Schritte erklangen auf der Treppe und ich erkannte die zwei blonden Mädchen, die heute Nachmittag vor mir aus der Limousine gestiegen waren. Ihnen folgte ein dunkelhaariger Junge. Er war kleiner als die Mädchen, hatte ein ausgesprochen hübsches Gesicht und sah in seinem schwarzen Hemd und dem grauen Sakko wirklich gut aus.

»Hi«, begrüßte ich die drei, erleichtert, endlich nicht mehr allein zu sein. »Geht ihr auch zu der Party?«

Eines der Mädchen lachte. »Wohin denn sonst? Die anderen sind schon längst los.«

Und damit rauschten sie an mir vorbei. Der Junge nickte mir zu, dann folgte er den Mädchen. Etwas perplex sah ich ihnen nach, setzte mich schließlich aber auch in Bewegung, um nicht den Anschluss zu verlieren.

»Wisst ihr, wo wir hinmüssen?«, fragte ich und beobachtete, wie der Junge vorauseilte, um uns die Tür nach draußen zu öffnen.

»London«, antwortete er knapp und wie aufs Stichwort fuhr eine schwarze Limousine vor. Ein Mann stieg aus und öffnete einen großen Regenschirm. Diesen hielt er schützend über die beiden Mädchen und begleitete sie zum Wagen. Als Nächstes war der Junge an der Reihe und ich stellte mich ganz nach vorne auf die oberste Stufe der Eingangstreppe, in Erwartung, dass der Fahrer zurückkam. Doch zu meinem Entsetzen klappte er den Schirm zu und setzte sich wieder hinter das Lenkrad. Der Motor wurde gestartet.

Das konnte nur ein schlechter Scherz sein, oder?

»Hey!«, rief ich und lief nach vorne, geradewegs in den Regen. Doch es war schon zu spät. Der Wagen rollte los. Kurz überlegte ich, ihm nachzulaufen, entschied mich aber sogleich dagegen. Diese Blöße würde ich mir nicht geben. Wahrscheinlich fanden die anderen die Situation auch so schon unfassbar komisch. Immerhin hatte keiner von ihnen sich die Mühe gemacht, den Fahrer darauf hinzuweisen, dass ich zu ihnen gehörte.

Weil du das nicht tust, wisperte eine Stimme tief in mir.

Ich versuchte, die Enttäuschung herunterzuschlucken und mir einzureden, dass das alles kein großes Drama war. Nicht im Geringsten. Veranstaltungen dieser Art waren eh nicht mein Ding. Warum also nicht hierbleiben und einen gemütlichen Serienabend mit Kamis Einhorn veranstalten?

Wie sieht’s aus, Poochie? Stehst du mehr auf Agents of Shield oder auf Palace Green Girls?

Doch gerade als ich mich zur Tür wandte und eine Hand auf die Klinke legen wollte, erklangen erneut Motorengeräusche.

Ich erkannte eine zweite Limousine, größer als die erste und mit getönten Scheiben. Sie bog in die Einfahrt ein, rollte langsam auf mich zu und hielt vor dem Haus an. Der Fahrer stieg aus. Er hatte eine Glatze, war breit gebaut und erinnerte mich mehr an einen Bodyguard als an einen Chauffeur. Hallo, Dwayne – »The Rock« – Johnson.

»Miss Bennet?«, fragte er und ich beeilte mich, meine Gedanken wieder unter Kontrolle zu bringen und zu nicken. Das reichte ihm offenbar. Er öffnete einen Regenschirm und kam zu mir. »Wyatt Gretton«, stellte er sich vor. »Ich habe den Auftrag, Sie nach London zu bringen.«

Die Fahrt dauerte fast eine Stunde und mit jeder Minute wurde ich aufgeregter, weil auch Wyatt mir nicht verraten hatte, wohin er mich brachte. Alles, was ich wusste, war, dass der Junge vorhin recht behalten hatte und es nach London ging. Und dass ich in dem nobelsten Auto saß, das ich jemals gesehen hatte. Der hintere Bereich war durch eine Glasscheibe von dem des Fahrers getrennt, in einer Vertiefung in der Mittelkonsole stand eine Flasche Champagner. Es gab zahlreiche Knöpfe: an der Tür, an der Armlehne meines Sitzes und vor mir an der Trennwand. Ich verzichtete jedoch darauf, sie zu drücken. Wer konnte schon mit Gewissheit sagen, ob ich den Wagen damit nicht gleich aus Versehen mit Heavy Metal beschallte oder einen Konfettiregen auslöste? Da tippte ich lieber Nachrichten an Kami und meine Dads und hängte noch ein Selfie mit der Champagnerflasche an. Wie ich meine beste Freundin einschätzte, würde sie sofort darauf bestehen, dass ich sie öffnete und für sie mittrank. Dad würde mir bestimmt ebenfalls gleich schreiben. Allerdings um sicherzugehen, dass