Thrill before you die - Ute Look, Susanne Wolters, Matthias März, Rüdiger Kaufmann, Anja Ollmert - E-Book
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Beschreibung

Die schwarze Witwe (Anja Ollmert) … Bernd und Bella sind seit fast dreißig Jahren ein Paar. Die Beziehung liegt schon lange auf Eis. Ein harmloses Spinnennetz lässt in Bella einen Gedanken aufkeimen, der sich nicht mehr unterdrücken lässt. -- Mein Name ist Rachel (Matthias März) … "Mein Name ist Rachel.", das waren immer ihre ersten Worte, wenn sie einen von ihnen kennen lernte. Eine glatte Lüge, dann eigentlich hieß sie Gudrun. Doch sie hasste diesen Namen. Aber Rachel - das hatte etwas. -- In den Fängen der Schwarzen Witwe (Rüdiger Kaufmann) … Alles begann als harmloser Urlaub in Las Vegas. Pete hatte Urlaub und wollte sich ein wenig Vergnügen. In einer kleinen Bar auf dem Las Vegas Boulevard traf er die Frau seiner Träume. Doch welches Geheimnis verbarg sie? -- Melanie (Anja Ollmert) … Melanie lebt seit Jahren in einem hübschen kleinen Haus. Doch ihr Dachboden verkommt mehr und mehr zu einer Lagerhalle. Als sie sich überwindet, dort endlich aufzuräumen, macht sie eine seltsame Entdeckung. -- Ein schattiges Plätzchen (Ute Look) … Ich öffnete ein kleines Paket und stieß unbewusst das Tor zum ewigen Leben auf. Hätte ich dies vorher gewusst, dieses Päckchen wäre ungeöffnet an den Absender zurück gesendet worden. -- Taxi (Anja Ollmert) … Sue vergisst den Schlüssel, als sie die Tür zuschlägt. Nun muss sie ein Taxi nehmen, um ins Büro zu kommen. Dort wartet man in einer wichtigen Angelegenheit auf sie. Doch die Fahrt ins Büro wird zu einem Horrortrip... -- Ein Mann fürs Leben (Susanne Wolters) … Insa ist verheiratet aber ihre Ehe läuft nicht mehr so, wie sie sich das wünschen würde. Da ist es ganz nett, dass ihr ein anderer Mann ein wenig die Langeweile vertreibt. Was aber passiert, wenn dann ein weiterer interessanter Mann auftaucht? -- Pakt mit der Hölle (Rüdiger Kaufmann) … Jeder von uns hat eine Aversion gegen etwas. Bei manch einem entsteht daraus eine Phobie, die im schlimmsten Fall einem das Leben zur Hölle machen kann.

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Anja Ollmert, Ute Look, Susanne Wolters, Matthias März, Rüdiger Kaufmann

Thrill before you die

Der letzte Tag in deinem Leben - Edition 1 + 2

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Die schwarze Witwe

Mein Name ist Rachel

In den Fängen der Schwarzen Witwe

Melanie

Ein schattiges Plätzchen

Taxi

Ein Mann fürs Leben

Pakt mit der Hölle

Todesangst

Bella

Am Ende scheidet uns nur der Tod

Insel der tausend Schrecken

Inselträume

Die Schiffbrüchigen

Isola Patrizio - Die heilige Insel

Moona

Bargeflüster

Verflucht bis zum Ende der Zeit

Puppe

Konstanzes Schicksal

Das Geschenk

Spiegelbild des Bösen

Bonusgeschichten

Das neue Jahrtausend

Die Friseurin

Theater des Grauens

Seelenflug

Autorin Anja Ollmert

Autorin Ute Look

Autorin Susanne Wolters

Autor Matthias März

Autor Rüdiger Kaufmann

Impressum neobooks

Die schwarze Witwe

Bella saß an ihrem Schreibtisch. Sie hatte sich wie so oft am Abend in ihr Refugium zurückgezogen. Das lag in erster Linie daran, dass Bernd ihre Anwesenheit immer weniger wahrnahm. Sie war zu einem Möbelstück geworden, dafür hatten die vergangenen 29 Jahre gesorgt. Bella gab sich selbst durchaus ihren Anteil an diesem unerträglichen Zustand. Immer hatte sie versucht, ihrem Mann alles Recht zu machen. Die Lieblingsspeise am Abend, wenn er heimkam, stets frisch gebügelte Hemden, die sie ihm am Morgen aus der Vielzahl auswählte, jede Art von Bequemlichkeit und Sparsamkeit, kaum einmal eigene Ansprüche, die Bella stellte. So war die Sprachlosigkeit zwischen ihnen das Ergebnis eines fast dreißig Jahre währenden Stillhaltens.

„Hätte ich es doch gewagt, einmal aufzubegehren“, sinnierte Bella vor sich hin. „Jetzt ist es vermutlich zu spät. Die Chance ist vertan.“

Während sie sich der Melancholie ihrer Überlegungen hingab, fiel ihr Blick auf ein winziges Spinnennetz in der Zimmerecke. Sie erschrak unwillkürlich. Hatte sie nicht am Vormittag alle Ecken des Hauses penibel gereinigt? Bernd hasste Staub und verabscheute Spinnen geradezu.

Wie hieß noch gleich diese Angst vor Spinnen? Der Gedanke kam unwillkürlich.

Bella zog das Internet zurate. „Arachnophobie“, las sie leise vom Bildschirm ab, als die Suchmaschine ihr das Ergebnis präsentierte.

Da stand, dass etwa 10 % der deutschen Bevölkerung unter dieser Art der Angst litten. Eine wahrhafte Bedrohung war dafür scheinbar gar nicht nötig – allein die Vorstellung, sich einer Spinne Auge in Auge gegenüberzusehen, reichte aus, um die Ängste auszulösen.

In Ordnung, da stand auch, dass Frauen davon häufiger betroffen waren, als Männer. Ihr Bernd war wohl eine Ausnahme.

Etwas verächtlich sanken Bellas Mundwinkel herab. Er hatte sich auch so im Laufe der Zeit als Weichei erwiesen. Den starken und unbeugsamen Mann gab er nur in den heimischen vier Wänden. Im Büro saß er still und emotionslos hinter seinem Schreibtisch, widersprach weder dem Chef noch den Kollegen, die ihm häufig genug ihren Anteil an Arbeit zuschusterten. Bernd wehrte sich nie. Seinen Frust lud er stattdessen bei Bella ab.

Bellas Finger auf der Computermaus ließ die Seite der Suchmaschine herabscrollen. Ihr Blick ankerte an einem Wort, das etwas in ihr auslöste. Es folgte ein Klick auf den Link und sie tauchte seltsam fasziniert in den erklärenden Text des Internetlexikons ein.

[… erkannte man schon im 15. Jahrhundert den Tarantismus, eine durch den Biss der europäischen Schwarzen Witwe (Latrodectus tredecimguttatus) ausgelöste Krankheit, bei der die Betroffenen unter Halluzinationen und Zuckungen des ganzen Körpers leiden. Erleichterung verschaffte man den Kranken mit einer Schwitzkur oder fragwürdigen Behandlungsmethoden mit tierischen Exkrementen. Besonders zu erwähnen ist, dass die Tanzform der Tarantella dazu geschaffen wurde, den vom Spinnenbiss Betroffenen mit den veitstanzähnlichen Bewegungen Linderung von ihren Leiden zu verschaffen ...]

Bella grinste. Bernd hasste es, zu tanzen. Veranstaltungen, bei denen man mit Musik und einer Tanzfläche die Teilnehmer zu Bewegung und Spaß einlud, waren somit seit Jahren absolut ausgeschlossen. Wie wäre es, wenn sie Bernd um den Tisch und durch das ganze Haus tanzen lassen würde? Sein Blutdruck würde in schwindelnde Höhen klettern. Auf Bellas Gesicht zeichnete sich eine gewisse Nachdenklichkeit ab, während sie den Text weiterverfolgte.

[… Alpha-Latrotoxin ist der Hauptbestandteil des Giftes, das der Biss der Schwarzen Witwe überträgt. Daraus resultieren neuromuskuläre Entladungen, Kopfschmerzen, Bluthochdruck und Krämpfe, die in Einzelfällen und bei entsprechender gesundheitlicher Vorbelastung durchaus tödlich sein können. Da der Spinnenbiss nur selten erkannt wird, werden Patienten fast immer falsch behandelt …]

Bella nutzte die halbe Nacht, um im Internet zu recherchieren. Als Bernd ins Bett ging, hatte er nur kurz den Kopf zur Tür hereingesteckt.

„Was ist mit dir?“, hatte er sich unwirsch erkundigt, ob sie nicht auch ins Bett käme.

„Ich bin gleich so weit. Ich muss hier noch etwas nachschauen, dann komme ich.“ Bella hatte keine Lust auf seine Annäherungsversuche, die ihm abends plötzlich das bringen sollten, was er am Tag nicht haben konnte: Befriedigung. Das Spiel hatte sie nun lange genug mitgespielt …

Die Tür schloss sich hinter Bernd und es wurde still im Haus. Bella warf einen Blick auf die Uhr. Zeit genug, um eigene Pläne zu verfolgen.

Zunächst starrte sie gebannt auf das Video einer Spinne, die sich putzte und ihre sechs Beine nacheinander an den Beißwerkzeugen vorbeiführte, um daran herumzuknabbern. Die hochauflösende Kamera hatte Bilder geschossen, die den Eindruck vermittelten, dass Bella wenige Zentimeter vor der Spinne hockte. Gab es wirklich Menschen, die das für ein Hobby hielten? Bella schüttelte sich angewidert. Die Spinnen, denen sie bisher begegnet war, machten ihr zwar keine Angst, aber sympathisch waren sie ihr auch nicht und eine Spinne zum Haustier zu erwählen, war ihr bisher noch nicht in den Sinn gekommen. Und das lag nicht an Bernds Phobie.

Doch sie wollte sich von ihrem eigentlichen Ziel dieser Nacht nicht ablenken lassen. Endlich hatte sie eine Seite gefunden, auf der Schwarze Witwen zum Verkauf angeboten wurden.

„Achtzig Euro?“, murmelte sie. „Dafür reicht das Haushaltsgeld niemals.“

Sie stand auf und ging ins Wohnzimmer. Dort lag – Bügelfalte auf Bügelfalte – die Hose, die Bernd heute getragen hatte. Morgen würde sie wieder bügeln müssen. Bernd trug keine Hose zweimal hintereinander, denn die Falten in den Kniekehlen drückten in seine empfindliche Haut, so behauptete er. In der Hosentasche steckte wie erwartet das Portemonnaie ihres Mannes. Regelmäßig musste sie es ihm am Morgen, hektisch mit den Händen rudernd, auf dem Weg zur Garage nachtragen. Es war die einzige Nachlässigkeit, die man Bernd in seiner Ordnungsliebe vorwerfen konnte. Ja, die Kreditkarte war an ihrem Platz, daneben ein Zettelchen mit dem Pin-Code. Gut, dass Bernd ein schlechtes Zahlengedächtnis hatte.

Das Online-Geschäft war schnell abgewickelt. Trotz der seltenen Gattung hatte man ihr eine Lieferung per Express versprochen. Morgen Mittag würde die Spinne in einem artgerechten Karton bei Bella und Bernd Einzug halten. Ein Terrarium benötigte Bella nicht.

Nun wurde es Zeit, ins Bett zu gehen. Bella rieb sich müde die Augen und begab sich ins gemeinsame Schlafzimmer. Bernd lag wie seit Jahren schon auf dem Rücken. Sein Mund war halb geöffnet, die Zunge stand ein wenig hervor. Er schnarchte laut auf, als Bella den Raum betrat. Sie ahnte, dass ihr trotz der Müdigkeit eine weitere schlaflose Nacht bevorstand. Mit einem tiefen Atemzug legte sie sich nieder und träumte mit offenen Augen von besseren Zeiten.

Der Postbote trug die kleine Kiste mit ausgestreckten Armen vor sich her und läutete. Auf dem Paket war die Abbildung eines Insekts zu sehen, das ihm nicht wirklich sympathisch war. Doch er glaubte, dass in der kleinen Kiste nicht das war, was er vermutete. Was sollte die nette Frau Kaminski schon mit einer Spinne anfangen?

Bella öffnete ihm und auf ihrem Gesicht zeigte sich ein vorsichtiges Lächeln. Sie nahm die Kiste entgegen. „Danke, Herr Burger. Sie sind aber wieder einmal besonders pünktlich heute.“ Ihre zwanglose und freundliche Art ließ den Postboten die beängstigende Abbildung auf der kleinen Kiste vergessen.

„Ja, heute geht mir das Austragen zügig von der Hand, Frau Kaminski. In der Ferienzeit ist doch weniger los. Zumindest sind weniger Rechnungen in der Post. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Bis morgen dann.“

„Den werde ich haben, danke sehr. Bis morgen, Herr Burger.“ Bella schloss die Tür. Sie platzte fast vor Neugierde und Ungeduld. In weniger als einer halben Stunde würde Bernd aus dem Büro kommen. Ob sie ihm noch was Nettes kochen sollte?

Bernd war pünktlich wie immer. Auch seine Laune war so schlecht wie nach jedem Arbeitstag. Sein Kollege hatte es wie immer verstanden, ihm den Großteil der unangenehmen Aufgaben auf den Schreibtisch zu transferieren. Im Gedanken daran bekam er schon wieder einen hochroten Kopf vor lauter Ärger. Das war nicht gut für seinen Blutdruck.

Er betrat das Haus, rief nach Bella, damit sie ihn bedauerte, und ließ sich dann schwer in das Sofa fallen.

Bella war heute ungewohnt verständnisvoll. Sie trat hinter die Sofalehne und massierte mit beiden Händen seine Schläfen.

Bernd atmete tief ein und aus.

„Was gibt es zu essen? Hoffentlich nicht schon wieder Eintopf?“ Er nörgelte schon, bevor Bella antworten konnte.

„Ach, Liebling, bleib noch ein wenig sitzen und entspann dich. Das mit dem Essen hat doch Zeit.“

Bernd schloss die Augen und sah die Spinne nicht, die sich langsam aber sicher zu ihm abseilte und Sekunden später auf seiner Schulter landete. Bernd bemerkte davon nichts. Er folgte Bellas Rat und versuchte, sich zu entspannen. Schon spürte er, dass seine Frau ihre Hände zurückzog. Vermutlich ging sie in die Küche und kümmerte sich endlich um das Abendessen. Bernd machte sein verdientes Nickerchen.

Nach einer Weile öffnete er die Augen. Das Licht fiel grell in seine Pupillen. Er sah Sterne vor seinen Augen aufleuchten, die sich stetig drehten wie grelle Sonnen in einem psychedelischen Rhythmus. In ihrem Zentrum stand eine dicke, rot-schwarze Spinne, die ihn böse anzugrinsen schien. Bernd sprang auf und schrie wie am Spieß.

Kaum stand er auf seinen Beinen, begann er zu zucken, ohne dass er eine Veranlassung dazu hatte. Bella stand mit einem kalten Lächeln in der Tür und beobachtete ihn, wie er zuckte und sich wand, als würde er von heftigen Stromstößen gequält. Schnell war er völlig außer Atem. Seine Augen quollen aus dem Kopf hervor, und obgleich er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte, sah er, dass Bella mit einem Gefäß auf ihn zutrat, das sie über die ekelerregende Spinne stülpte. Doch es war nicht die Angst vor dem sechsbeinigen Monster, die ihn herumhüpfen ließ, wie einen Irrwisch. Bernd konnte einfach nicht aufhören.

Bella und die Spinne verließen den Raum. Das Letzte, was Bernd wahrnahm, ehe er bewusstlos zusammenbrach, war die Toilettenspülung. Etwas explodierte in seinem Kopf und er sah und hörte nichts mehr, als er bewusstlos auf dem Boden aufschlug.

Wenige Minuten später kniete der Notarzt neben Bernd und schloss mit der rechten Hand die Augenlider des Toten.

„Es tut mir leid, Frau Kaminski. Ihr Mann hat einen tödlichen Schlag erlitten, ich kann nichts mehr für ihn tun.“

Mein Name ist Rachel

„Mein Name ist Rachel“, das waren immer ihre ersten Worte, wenn sie einen von ihnen kennenlernte. Eine glatte Lüge, denn eigentlich hieß sie Gudrun. Doch sie hasste diesen Namen. Aber Rachel – das hatte etwas. Zum einen brauchte man nur einen Buchstaben zu streichen, um ihr Lebensmotto zu erhalten: Rache! Zum anderen war das ein Zitat aus „Träumen Roboter von elektrischen Schafen?“ von Philip K. Dick. Bekannter war der Titel, unter dem das Buch verfilmt wurde: „Blade Runner“. Auch Gudrun machte Jagd, aber nicht auf Androiden. Sie machte Jagd auf Männer, gnadenlos.

Als Gudrun vierzehn Jahre alt war, hatte ein ganzes Rudel von diesen Schweinen sie vergewaltigt. Diesen Schock überwand sie nie und löste eine Psychose in ihr aus. Niemals konnte sie danach eine normale Beziehung mit einem Junge oder einem Mann beginnen. Das lag nicht an ihrem Äußeren – sie war attraktiv: lange schwarze Haare, vollbusig und schlank aber nicht dürr. Mit ihren prachtvollen Schmolllippen, ihrer Stupsnase und ihren rehbraunen Augen hätte sie jeden Schönheitswettbewerb mit Leichtigkeit gewonnen. Doch das wollte sie nicht.

Gudrun war eine Schwarze Witwe. Laut einer großen Internetsuchmaschine werden echte Witwen (Latrodectus) als eine Gattung der Webspinne aus der Familie der Haubennetzspinnen (Theridiidae) bezeichnet. Die dazu gehörende „Schwarze Witwe“ ist mit starken Giften ausgestattet. Natürlich war Gudrun von Natur aus nicht giftig. Aber sie sorgte stets vor, wenn sie auf Beutefang ging. Mit Thallium hatte sie das perfekte Mittel gefunden. Es war hochgiftig und wurde gut über den Magen aufgenommen, zumal es geschmacksneutral war. Thallium wurde für das Färben von Gläsern benutzt wird, als Glasbläserin saß Gudrun an der Quelle. Das war perfekt.

Auch heute sollte es wieder so weit sein. Ihre Begierde nach einem Mann war geweckt. Sie hatte sich herausgeputzt und hatte ein schwarzes Kleid mit roten Applikationen angezogen, was dem Vorbild der Spinne sehr nahe kam. Als Gudrun mit der Stadtbahn in die Innenstadt von Hannover fuhr, nahm sie die geilen Blicke der Männer durchaus auf. Sie lächelte sie an, aber es war ein falsches Lächeln.

Im Zentrum stieg sie aus, und ging, nachdem sie die U-Bahn-Station „Kröpcke“ verlassen hatte, die elegante Georgstraße entlang. Ihr Ziel war nicht weit. Es war laut einem bekannten Herrenmagazin eine der besten Bars Deutschland, die Nummer zwei nach einem Lokal in München. Am Holzfass vor dem Eingang saßen einige junge Leute und tranken Cocktails. Gudrun setzte sich an die Theke, wie immer. Es erklang Musik von Sade. Sie liebte diese elegante Bar. Es war im Stile der zwanziger Jahre des vorherigen Jahrhunderts eingerichtet. Die Whisky-Auswahl überbot jede andere Lokalität in dieser Stadt, doch danach stand ihr nicht der Sinn.

Der kahlköpfige Barkeeper nickte ihr freundlich zu. Er kannte sie gut und wusste, was sie trinken wollte – eine „Bloody Mary“. Zwei Hocker weiter saß ein Hüne von Mann. Er war strohblond und es schien, als sei er einem Life-Style-Magazin entsprungen. Er trug einen dunkelblauen Maßanzug und Schuhe, die einige hundert Euro gekostet haben mussten. Der blonde Riese trank, soweit es Gudrun erkannte, einen „Zombie“. Bei diesem Drink machte der Rumanteil einen Großteil des Getränkes aus. 

Gudrun rückte zu dem Hünen heran, setzte sich neben ihn, leckte sich über die kirschroten Lippen und sagte das, was sie immer sagte: „Mein Name ist Rachel.“. 

Die himmelblauen Augen des Blonden strahlten. Er hatte angebissen. „Ich heiße Konrad. Darf ich Sie auf einen Drink einladen?“ 

„Da kann ich nicht widerstehen, allerdings habe ich gerade bestellt. Übernehmen Sie?“

„Selbstverständlich. Einer solch wunderschönen Frau kann man doch nichts abschlagen.“

„Ich habe Sie hier noch nicht gesehen, Sie sind wohl nicht aus Hannover?“

„Nein, ich komme aus Frankfurt. Ich bin geschäftlich hier.“

„Und gefällt es Ihnen hier?“

„Ja, Hannover ist wunderschön, ich bin überrascht. Und diese Bar ist einfach ein Traum. Allein diese Auswahl an Malt ist überwältigend.“

Rachel, alias Gudrun lachte kurz auf. Der Barkeeper hatte ihren Drink unterdessen serviert und eine Schale Kartoffelchips daneben gestellt. Sie nahm einen kurzen Schluck, die „Bloody Mary“ war perfekt wie immer. „Und dann trinkst du einen Cocktail, Konrad. Ich darf doch `du´ sagen?“

„Natürlich, Rachel. Ein wunderschöner Name übrigens. Leider habe ich das mit dem Whisky zu spät gesehen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.“

Konrad nahm die sündhafte teure Zigarre entgegen, die ihm der Barkeeper gereicht hatte, auch diese standen sorgsam aufgelistet auf der Karte. „Darf ich dir auch eine Havanna anbieten, Rachel?“

„Die sind mir etwas zu stark. Ich rauche lieber diese hier.“ Sie holte eine elegante Frauenzigarette aus der Schachtel, erwartungsvoll. Konrad zündete mit einem teuren Feuerzeug Rachels Zigarette an. „Da weiß aber jemand, was sich gehört. Ein wahrer Gentleman“, sagte sie.

Sie strich ihm über die Hose und sah seine begierigen Blicke. Die Falle hatte zugeschnappt, so schnell wie heute gelang das selten. Gudrun hatte ihre Beute erobert, dazu war er ein Prachtexemplar. Es würde ihr munden.

Vier Drinks später war Konrad nicht nur stark alkoholisiert, sondern hatte auch einen extremen Zuwachs an Testosteron erlangt. Er hielt sich aber trotz des hohen Promillewertes für durchaus in der Lage, diese Frau zu befriedigen. Auch wenn der Weg zu seinem Hotel am Nordufer des Maschsees ein kurzer war, beschlossen sie dennoch, ein Taxi zu nehmen. 

Dort angelangt, gingen sie sogleich auf sein Zimmer. Es war die teuerste Suite des Hauses. „Ich hätte noch gerne einen ein Drink, Liebster“, hauchte Gudrun nach dem Geschlechtsakt, der, so wie sie es erwartet hatte, recht kurz ausfiel. Gläser standen schon parat. Konrad drehte sich um, um die Mini-Bar zu öffnen, während sie eines der Gläser im Innern mit dem Gift bestrich. Der blonde Hüne kam mit zwei Malt-Whisky-Fläschchen zurück und goss den edlen Tropfen ein. Guten Whisky kippt man nicht, aber das hatte Konrad vor lauter Geilheit in diesem Moment vergessen. Dieser Schluck war der letzte seines Lebens. Er fiel augenblicklich tot um. Das Gift wirkte unverzüglich.

Gudrun nahm ein Messer aus ihrer Handtasche und schnitt mit zwei gekonnten Schnitten die Leber und das Herz aus dem Leib des Mannes. Sie verschlang die Organe binnen weniger Minuten genussvoll. Ein köstliches Mahl! 

In den Fängen der Schwarzen Witwe

Ich konnte mein Glück kaum fassen. Hatte ich das gerade wirklich getan? Ich stand in einer dieser kleinen Kapellen in Las Vegas. Mein schwarzer Anzug war nur geliehen, wie auch die Trauzeugen, die uns netterweise zur Verfügung gestellt worden waren. Vor einer Minute hatte ich auf die folgende Frage geantwortet.

„Wollen Sie die hier anwesende Betty Clarksen zur Frau nehmen, Sie lieben und ehren, bis dass der Tod Sie scheidet? So antworten Sie mit Ja, ich will.“

„Ja, ich will.“

Betty Clarksen war soeben meine Frau geworden. Ich war noch wie in Trance, als man Hochzeitsfotos von uns machte. Betty war die Frau, von der viele nur träumten. Sie hatte die perfekten Modelmaße 90 – 60 – 90, langes, schwarzes Haar und smaragdgrüne Augen. Sie hatte mich auserwählt, ihr Mann zu werden. Dabei kannte ich sie gerade mal 5 Tage. Wir trafen uns in einer kleinen Bar auf dem Las Vegas Boulevard. Ich hatte gerade etwas Geld in einem der Kasinos gewonnen und ruhte mich bei einem Glas Bier aus. Betty betrat die Bar, schaute sich um und kam direkt zu mir an den Tisch …

„Darf ich mich setzen?“

„Ja bitte. Der Platz ist noch frei.“

„Danke schön. Machen Sie hier Urlaub?“

„Ja. Ich wollte schon immer mal nach Las Vegas. Jetzt habe ich auch noch glatt etwas gewonnen. Darf ich Sie zu einem Glas einladen?“

„Aber gerne.“

Betty winkte den Kellner heran.

„Ich hätte gerne einen Cocktail. Kennen Sie die Black Widow?“

„Nein, leider nicht.“

„Kein Problem. Nehmen Sie einfach 3 cl Golden Rum, 1 cl Southern Comfort, 1 Spritzer Zuckersirup und den Saft einer Limette. Alle Zutaten mit Eis im Shaker schütteln. Fertig.“

„Kommt sofort.“

Der Kellner ging auf direktem Wege zum Barkeeper und gab die Bestellung ab.

„Das klingt ja interessant. Ich meine Ihren Cocktail.“

„Ja, den trinke ich für mein Leben gerne.“

Ich war von Betty fasziniert. Sie hatte etwas an sich, was einen in den Bann zog. Ihre Augen funkelten mich geheimnisvoll an ... Die Zeit verging wie im Flug und etliche Gläser Scotch später ergriff Betty meine Hand.

Sie beugte sich zu mir herüber und flüsterte mir ins Ohr.

„Hey Pete, du hast mich echt scharfgemacht. Mein Hotel ist gleich hier um die Ecke. Komm lass uns gehen …“

Ein wenig perplex sah ich sie an, doch wenn einem so eine heiße Braut über den Weg läuft, sagt man nicht Nein. Schnell bezahlte ich die Rechnung und wir machten uns auf den Weg zum Hotel. Bereits vor der Zimmertür fiel sie über mich her. Leidenschaftlich küssten wir uns. Unsere Zungen spielten miteinander. Betty öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. Keine zwei Minuten später lagen wir auf dem Doppelbett. Wir begannen damit, uns die Kleider vom Leib zu reißen. Es war vollkommen egal, ob meine Hemdknöpfe quer durch das Zimmer flogen. Nackt, wie Gott sie schuf, saß Betty nun auf mir. Ihr Körper war makellos. Es wurde die heißeste Nacht meines Lebens. Mit Sicherheit nicht nur, weil draußen noch 30 Grad waren.

Seit dieser Nacht war ich Betty verfallen. Ich wollte mehr von ihr und das sollte ich auch bekommen. Bei jeder Gelegenheit liebten wir uns. Fünf Tage später stand ich mit ihr vorm Traualtar.

„Pete, ich möchte gerne mit dir in den Flitterwochen in meine Hütte nach Estes Park. Das ist eine Kleinstadt in den Rocky Mountains. Eine wunderschöne, verträumte Gegend. Da sind wir völlig ungestört.“

Betty zwinkerte mir mit ihren smaragdgrünen Augen zu.

„Ja, Liebes. Lass uns gleich ein Auto mieten.“

Ohne große Umschweife gingen wir zur nächsten Autovermietung auf dem Las Vegas Boulevard. Wir nahmen uns einen großen Rover, packten unsere sieben Sachen und machten uns dann auf den Weg in die Rocky Mountains. Vor uns lag eine dreizehnstündige Autofahrt. In Grand Junction planten wir in einem Motel zu übernachten und erst am nächsten Tag den Rest der Strecke zurückzulegen.

„Schatz, schau mal, da hinten ist gleich ein kleines Motel. Hier übernachten wir und fahren dann morgen früh weiter“, gab ich Betty zu verstehen.

„Aber sicher doch. Alles, was du willst und noch mehr ...“, hauchte Betty mir ins Ohr, während sie mein Bein streichelte.

„He, nicht so stürmisch. Lass uns erst einmal ein Zimmer haben. Wir haben noch die ganze Nacht für uns ...“, grinste ich.

Auf einem Parkplatz hinter dem Hauptgebäude hielt ich an. Den Wagen parkte ich zwischen zahlreichen anderen Autos. Dieses Motel schien gut besucht zu sein. Ich hoffte, noch ein schönes, etwas abgelegenes Zimmer zu bekommen.

„Warte hier. Ich besorge uns einen Schlüssel“, sagte ich und ging ins Hauptgebäude.

An der Rezeption stand ein älterer Mann, so Ende fünfzig. Er trug einen schwarzen Anzug, wie man ihn auch auf Beerdigungen trug. Sein Vollbart und seine Haare waren bereits ergraut. Ich wunderte mich zwar etwas, aber eigentlich konnte es mir egal sein. Mit müden Augen schaute er mich über den Tresen an.

„Sie wünschen?“, fragte er mich schließlich.

„Ich hätte gerne für mich und meine Frau ein Zimmer. Es sollte ruhig und abgeschieden sein. Wo wir ganz ungestört sind“, zwinkerte ich dem Mann zu und schob ihm eine 50-Dollar Note über den Tresen.

Ohne auch nur eine Miene zu verziehen, nahm er das Geld an sich und reichte mir einen Schlüssel.

„Zimmer 863. Es liegt ganz am Ende gegenüber vom Parkplatz. Das macht hundert Dollar die Nacht.“

„Ich wollte den Laden hier nicht kaufen!“

„Wenn es Ihnen nicht passt, können Sie ja wieder gehen.“

„Nein, hier haben Sie Ihr Geld.“

Ich gab dem Mann die hundert Dollar, nahm den Schlüssel an mich und ging zurück zum Wagen. Betty wartete bereits auf mich.

„Alles in Ordnung, Schatz?“, fragte mich Betty.

„Ja, ich habe etwas Schickes für die Nacht bekommen. Da wird uns sicher keiner stören.“

Ich nahm die Koffer und wir begaben uns auf die Suche. Kurz darauf hatten wir es auch gefunden. Ich öffnete die Tür und staunte nicht schlecht. Es war seine hundert Dollar wert. Im Schlafzimmer stand ein riesiges Bett in Herzform, an der Decke befand sich ein Spiegel und ein Flachbildfernseher stand auf einer Kommode. Ein separates Bad mit Dusche und Toilette, sowie eine kleine Küche gab es zusätzlich. Da hatte sich die Investition von einhundertfünfzig Dollar wahrhaft bezahlt gemacht. Ich freute mich bereits auf eine heiße Nacht ...

„Pete? Ich wollte mich ein wenig frisch machen. Kannst du derweil die Koffer auspacken?“

„Lass dir ruhig Zeit, Liebling“, sagte ich und gab ihr einen Klaps auf den Hintern. 

Wieder funkelten mich ihre smaragdgrünen Augen an und zogen mich abermals in ihren Bann. Eine Stunde später kam sie aus dem Bad. Splitterfasernackt stand sie nun mit ihrem wohlgeformten Körper vor mir und warf mich rücklings aufs Bett. Wie ein Raubtier fiel sie über mich her. Riss mir mein Hemd vom Leib und bedeckte mich überall mit Küssen. Als ihre Hand in meine Hose fuhr, stoppte ich sie.

„Warte ... nicht so schnell. Lass mich nur kurz duschen. Dann bin ich für dich da ...! Die ganze Nacht lang.“

Ich ging ins Bad und schloss die Tür hinter mir. Nachdem ich mich meiner Kleider entledigt hatte, wollte ich duschen und zog den Vorhang beiseite. Mir stockte der Atem bei dem, was ich sah. Als ich aus meiner Starre erwachte, stieg das Grauen in mir auf. Panik hatte mich fest in der Hand. Ich stieß einen lauten Schrei aus. Nur raus aus dem Zimmer, dachte ich bei mir und wollte fluchtartig den Raum verlassen. Doch dazu kam ich nicht mehr, denn wie aus dem Nichts stand Betty hinter mir.

„Was schreist du denn so?“

„Weshalb ich schreie? Bist du blind? In der Dusche hängt eine riesige Spinne von der Decke!“, stammelte ich.

„Ich weiß nicht, was du hast? Da ist nichts …“, erwiderte Betty nüchtern.

„Du hast sie doch nicht mehr alle! Sie hängt mitten in der Dusche!“, brüllte ich sie an.

Langsam drehte ich mich um und konnte nicht glauben, was ich nun sah.

Nichts! Rein gar nichts. Da war weder eine Spinne noch ein Netz.

„Aber ich kann mich doch nicht so getäuscht haben. Die Spinne war da.“

„Komm mit ins Bett, Schatz. Es ist spät und die Fahrt hat dich zu sehr angestrengt.“

„Keine Ahnung … doch irgendetwas ist da gewesen.“

„Da ist aber keine Spinne. Hier gibt es auch keine Schwarzen Witwen. Wenn du jetzt mit ins Bett kommst, verspreche ich dir, dass du diese Nacht nicht vergessen wirst“, umgarnte mich Betty.

Dabei fasste sie mir direkt in den Schritt und ihre smaragdgrünen Augen funkelten mich wieder an. Das wollte ich mir unter keinen Umständen entgehen lassen und duschte rasch, trotz eines mulmigen Gefühls in der Magengegend. In dieser Nacht war ich nicht so ganz bei der Sache. Immer wieder waren Bilder dieser Spinne in meinem Kopf. Mit jedem Traum wurde sie größer und größer, bis ich schließlich schweißgebadet aufwachte. Betty lag schlafend neben mir. Alles war, wie es sein sollte ...

Nach einem ausgiebigen Frühstück am Morgen machten wir uns wieder auf den Weg zu der Hütte ihrer Eltern in den Rocky Mountains. Mehr als die Hälfte der Strecke war bereits geschafft. Die restliche Zeit der Fahrt über herrschte Schweigen. Irgendwie wollte dieser Vorfall nicht aus meinem Kopf. Nach gut fünf Stunden waren wir fast am Ziel.

„Schatz, ich werde noch mal kurz tanken, bevor wir zur Hütte fahren.“

„Kannst du das nicht ein anderes Mal machen?“, forderte mich Betty auf.

„Nein. Außerdem muss ich mir kurz meine Beine vertreten“, gab ich zur Antwort.

Betty schien der Gedanke, kurz zu halten, nicht zu gefallen, aber sie sagte nichts weiter dazu. Bevor wir die Bergstraße zur Hütte hinauffuhren, hielt ich an einer kleinen Tankstelle an. Der Tankwart saß auf einer Bank vor seinem Geschäft und wartete auf Kundschaft. Ich stoppte den Wagen an einer Zapfsäule und stieg aus. „Hallo! Könnten Sie bitte einmal volltanken?“, fragte ich ihn.

„Kein Problem, Sir.“

Sogleich machte sich der Tankwart ans Werk. Innerhalb kürzester Zeit hatte er den Wagen getankt und säuberte noch die Scheiben. Nachdem er einen Blick in den Wagen geworfen hatte, wurde er kreidebleich und ging zurück ins Geschäft. Ich folgte ihm, um zu bezahlen.

„Wie viel kriegen Sie?“, wollte ich wissen.

„Das macht dann genau fünfundvierzig Dollar.“

„Bitte sehr, der Rest ist für Sie.“

„Danke. Warten Sie, ich gebe Ihnen noch die Quittung.“

Nachdem mir der Tankwart einen kleinen, weißen Zettel ausgehändigt hatte, war ich im Begriff das Geschäft zu verlassen. Im Hinausgehen las ich den handschriftlichen Text auf der Rückseite. „… fahren Sie zurück … verlassen Sie diese Frau … Gefahr!"