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Anja Ollmert

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Beschreibung

Vor ihm liegt ein Mann. Noch gestern hielt er mit Torstens Freundin in einem Café Händchen. Jetzt quält ihn seine Bandscheibe. Torsten, Spezialist für Akupunktur, nutzt die einmalige Chance für einen perfiden Racheplan.

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Anja Ollmert

Voodoo auf Rezept

Für alle Leser, die neugierig sind auf die Auskopplung aus der Kurzgeschichtensammlung "Hinter Türen". BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Voodoo auf Rezept

Der Patient vor ihm auf dem Tisch war von der weinerlichen Sorte.

„Können Sie nicht ein bisschen  vorsichtiger zustechen?“, erklang die gequälte Stimme, als Torsten die dritte Nadel in seiner Haut versenkte. Er führte die winzigen sterilen Dinger immer schräg zur Oberfläche ein, wie er es gelernt hatte. Im Selbstversuch stach Torsten während seiner Ausbildung zum Akupunkteur tausende Male mikros-kopisch kleine Löcher in die eigene Epidermis. Nie verspürte er mehr als einen winzigen Einstich.

„Entschuldigung, ganz ohne Schmerz geht das leider nicht vonstatten“, erklärte er. „Aber Sie werden schnell spüren, dass Ihre Beschwerden nachlassen. Da ist so ein kleiner Stich sicher das geringere Übel.“

„Sie haben gut reden, junger Mann. Sie hängen ja auch am anderen Ende Ihrer Folterinstrumente!“ Wieder stöhnte der übergewichtige Mann auf und zuckte zusammen, als ihn die nächste Spitze traf.

„Sie müssen still liegen, Herr Kruse.“

„Mmmh“, brummte der Patient schlecht gelaunt.

Torsten sah auf die Uhr. Noch vier Stunden und fast die doppelte Anzahl Patienten. Es gab Tage, die glichen einem alten, zähen Kaugummi. Nach Feierabend war er mit Barbara fürs Kino verabredet. Sie wollte unbedingt diesen neuen Film mit Brad Pitt sehen. Was tat man nicht alles für seine Verlobte?

Wieder zuckte Kruse. Oh verdammt, jetzt hatte er tatsächlich falsch zugestochen. Er musste sich zusammenreißen und konzentrieren, bevor Kruse sich beim Chef beschwerte und er den Patienten los war.

 

Viereinhalb Stunden später verließ Torsten verärgert und erschöpft die Praxis. Das lag nicht nur am vollen Terminkalender. Barbaras SMS hatte ihren Anteil daran:

 

„Sorry, kann heute leidernicht. Mutter braucht meine Hilfe. Geh ruhig allein insKino. Wir sehen uns morgen.

 

Bis dann, Babs.“

 

Er hasste es, wenn sie sich Babs nannte. Das erinnerte ihn an die Exfrau des Tennisprofis und Tennis war echt nicht sein Ding, ebenso wie die Prominenz, die ihn aus ihren unsäglichen Frauenzeitschriften angrinste. Überall in seiner und ihrer Wohnung flogen die Klatschblätter herum. Barbara war doch ein schöner Name. Und dass sie glaubte, er würde sich die Schnulze allein ansehen, war echt der Gipfel. Mama rief und Barbara sprang. So war das immer. Wenn Torsten seine Eltern besuchte, sagte sie:

„Du warst doch erst letzte Woche dort. Muss das schon wieder sein?“ Sie selbst war gestern bei der Mutter gewesen. Torsten sagte nichts dazu. Seine verwitwete zukünftige Schwiegermutter war unfähig, allein zu leben und rief wegen jeder Kleinigkeit nach ihrer Tochter.

 

Torsten schlenderte die Straße entlang. Eile war unnötig nach Barbaras Absage. Sein Blick fiel durch das Schaufenster eines Straßencafés ins Innere. Er stutzte. Dort,  ganz hinten in einer Ecke, saß Barbara. Auf dem Stuhl gegenüber ein Adonis, der aus „Men’s Health“ hätte stammen können. Groß und schlank, mit dem Schatten eines Dreitagebarts, eine hippe Sonnenbrille oben in die dunklen Locken gedrückt, hing sein Blick unablässig an Barbaras Lippen. Torsten erstarrte. Das war also der Fall, in dem Mutter Hilfe benötigte? Sollte er in das Cafe stürzen und den Mann auffordern, die Finger von seiner Verlobten zu lassen? Jemand rempelte ihn von hinten an.