Tod am Nordkap - Horst Eberhardt Pomplun - E-Book

Tod am Nordkap E-Book

Horst Eberhardt Pomplun

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Beschreibung

Das Telefon klingelte. Heike wurde wie gehofft vom Oligarchen zum Saunaabend eingeladen. Klappte echt. Nachdem sie sich bei dem Dicken dienstlich auf den Schoß gesetzt hatte, trauten sich auch die beiden Russinnen. Nahmen wohl an, dass Heike nur als Fahrerin und ebenso zu unserem Vergnügen da war. Die Übertragung der kleinen Haarkamera war super. Ich konnte gut zusehen, wie Dr. Herbst den zweimaligen Versuch der Schwarzhaarigen lächelnd abwies. Auch, dass sie dabei hilfesuchend den Oligarchen ansah wie ,Was soll ich machen, der will nicht?'. Alles wurde aufgezeichnet. Diesmal ging auch die andere aufs Ganze. Nach dem dritten Wodkaaufguss sagt Dr. Herbst: "Macht ruhig weiter, ich jedenfalls gehe, brauche eine Mütze voll Schlaf." Was diese Aufgüsse doch bewirken! Freute mich schon, das Video Dr. Herbst zu zeigen, damit er sieht, wie das abläuft. Als Heike hochkam, war sie von dem diesmal viel stärkeren Aufguss benebelt. "Befehl ausgeführt! Bekomme ich jetzt eine Belohnung?" Sie lallte sogar. "Na, hat es funktioniert mit der Kamera?" "Schon, aber ich finde, du bist etwas zu weit gegangen. Wie du dich auf diesen Arsch gesetzt hast und seine Hand bei dir unten dran war…" Das Telefon klingelte. Heike wurde wie gehofft vom Oligarchen zum Saunaabend eingeladen. Klappte echt. Nachdem sie sich bei dem Dicken dienstlich auf den Schoß gesetzt hatte, trauten sich auch die beiden Russinnen. Nahmen wohl an, dass Heike nur als Fahrerin und ebenso zu unserem Vergnügen da war. Die Übertragung der kleinen Haarkamera war super. Ich konnte gut zusehen, wie Dr. Herbst den zweimaligen Versuch der Schwarzhaarigen lächelnd, aber direkt abwies. Auch, dass sie dabei hilfesuchend den Oligarchen ansah wie ,Was soll ich machen, der will nicht?'. Alles wurde aufgezeichnet. Diesmal ging auch die andere aufs Ganze. Nach dem dritten Wodkaaufguss war selbst Gauer, der technische Leiter, soweit und ließ sich anmachen Dr. Herbst stand auf mit den Worten: .

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Seitenzahl: 225

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Umschlagdesign: Ewa Maria Pomplun

© Copyright 2019 by

VTP VERLAG BERLIN

Horst Pomplun

Sakrower Kirchweg 95

14089 Berlin

E-Mail: [email protected]

www.vtp-verlag-berlin.de

Als Druckversion

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Mit dem Jet zum Nordkap

Neuschnee

Flucht mit dem Kreuzfahrtschiff

Die Tochter

Auf dem Weg nach Salzburg

Das hochnäsige Auftreten in Österreich

Selina zu Besuch in Berlin

Krankenhauswache

Ich wollte diese Schweine überführen

Vorschau

Vorwort

Nun, auf meine alten Tage, fühle ich mich noch lange nicht zum alten Eisen gehörend und kann mir, da ich finanziell unabhängig bin, endlich die Aufträge aussuchen.

Jahrzehnte habe ich erfolgreich für Prominente in der ganzen Welt als Personenschützer gearbeitet. Doch als was fühlte ich mich, als Bodyguard, Legionär oder gar Söldner?

Nein, als Söldner schon gar nicht. Der Söldner ist jemand, der für ein fremdes Land kämpft, auch mordet, selbst Dinge tut, die einem Armeeangehörigen nicht erlaubt sind, zumal er in der Dunkelzone des Rechts operiert. So foltert dieser auch unter anderem, um an sein Ziel zu kommen.

Im Moment erlebt der Söldner sein großes Comeback. Er hat jedoch keinen Anspruch, als Kriegsgefangener behandelt zu werden, was schon viel aussagt. Sein Ruf ist nicht der beste. Der Ruf des Legionärs im weitesten Sinne schon eher.

Der Legionär hat seinen Ursprung im Römischen, in der Legion. Später bekannt wurden auch Frankreichs Fremdenlegionäre. Doch seit langem ist seine Tätigkeit längst nicht mehr nur auf soldatische Aufgaben beschränkt. Er bietet seine Dienste zum Beispiel einem Land oder auch Personen an. Einer der Gründe ist, dass die Einheimischen nicht selten korrupt oder familiär bedingt parteiisch sind.

Dann gibt es noch den Spezialisten. Unter diesem Begriff kann man den Bodyguard, Privatdetektiv oder privaten Ermittler mit einordnen.

Das bin ich nun auf meine alten Tage: vom Bodyguard zum internationalen privaten Ermittler. Aufs Abstellgleis lasse ich mich erst schieben, wenn ich nur noch den waagerechten Gang gehe…

Warum soll ich also nicht mein Wissen einsetzen, um anderen zu helfen?

Horst Pomplun

Mit dem Jet zum Nordkap

Es ging um Millionen. Der Vorstandsvorsitzende einer Hamburger Reederei wurde von einigen Aktionären für den starken Absturz ihrer Aktien an der Börse verantwortlich gemacht, was zur Folge hatte, dass er von einigen Aktionären bedroht wurde. Man war allerdings nicht sicher, ob es nicht nur eine Ablenkung war. Auch die rapide Verringerung der Mitarbeiterzahl brachte ihm viele Feinde. Man hatte bereits seinen Porsche abgebrannt sowie an seiner Jacht einen Molotowcocktail abgefeuert. Daher entschloss man sich, seiner Familie Personenschutz zuzuordnen, wenigstens bis das Unternehmen abgewickelt wurde.

Eine Chance, diesen Konzern noch zu retten, wäre der Verkauf irgendwelcher Lizenzen. Doch der russische Interessent schien denen zu undurchsichtig. Selbst seine Frau wurde schon beim Friseur bedroht. Jemand stellte die Trockenhaube auf die höchste Stufe, fast wie ein Grill, und blockierte den Schalter. Die Friseurin war zu blöd, den Stecker rauszuziehen, so rannte sie aufgeregt rum und schrie nur immer: „Was soll ich machen!“ Die Haare der Frau waren dadurch leicht verbrannt, weshalb sie hinterher ihren Mann zur Schnecke machte – nach dem Motto „Nur weil du dich hast übers Ohr hauen lassen, wäre ich fast verbrannt“. Somit kamen wir ins Rennen.

Sie sprachen von einer Art privatem Geheimdienst, privatem Ermittler und Personenschutz. Ich wollte mir das erst einmal ansehen, nicht dass wir da in illegale Auslandstätigkeiten verwickelt werden.

Vorab planten wir eine Kollegin ein für die missratene Tochter, einen Kollegen für die Meckerziege, und ich war für Herrn Dr. Herbst selbst zuständig. Später sollte sein Anwesen in der Nähe von Salzburg noch rund um die Uhr Objektschutz bekommen – also kein uninteressanter Auftrag, zumal bei solch einer Art Auftrag die Spesen eine untergeordnete Rolle spielen.

Der erste, nicht ungefährliche Deal sollte in Norwegen stattfinden. Dr. Herbst erklärte:

„Wir versuchen, in einem kleinen Fischerdorf bei einem Geheimtreffen mit einem russischen Oligarchen wenigstens noch einen guten Abschluss zu tätigen. Da, wegen der Spannungen mit der Ukraine, gegen Russland wieder einmal ein Embargo verhängt wurde, muss dieser Deal über drei Ecken ablaufen.“

„Ihr Geschäft. Doch wenn wir in etwas Illegales reingezogen werden, sind wir außen vor. Was Sie machen, ist Ihr Ding.“

Auf dem Flug nach Norden hörte ich, wie er seinen drei Mitarbeitern nochmal seine Taktik erläuterte.

Das Wetter in Honningsvåg war zwar kühl, doch entgegen den Erwartungen gab’s zum Glück kaum Schnee.

Mir hat schon nicht gefallen, dass wir einen Wagen gestellt bekamen, anstatt einen selber anzumieten. Es wurde schnell klar, dass der Fahrer für den Oligarchen arbeitete. Gefiel auch dem Dr. Herbst nicht.

Lediglich der Federlein fand ihn nett:

„Wieso? Er ist doch höflich und hat bestimmt was drauf, also könnte er uns sicher auch beschützen.“

„Klar, wie nach der Wende. Da arbeitete die halbe Stasi im Sicherheitsbereich. In der Nähe von Teltow war an der Tagesordnung: Entweder wir sichern dein Geschäft, oder du hast Trauer. In Italien hätte man von Schutzgeld gesprochen, aber Sie entscheiden. – Gut, Sir, hier in Honningsvåg ist es vielleicht nicht so schlimm, jedoch wenn wir außerhalb im Gelände oder dem kleinen Dorf sind, von dem Sie sprachen, halte ich es für ein großes Sicherheitsrisiko. Kenne es von der Fahrbereitschaft einiger Regierungen sehr gut, die haben alle wenigstens zwei Jobs: Fahren und Lauschen!“

„Sie sind für unseren Schutz da, nicht um uns Ratschläge zu erteilen“, meinte Federlein.

„Was schlagen Sie vor, selber fahren?“ fragte Dr. Herbst.

„Vorab sollte geklärt werden, wer hier weisungsberechtigt ist“, sagte ich mit einem Seitenblick auf den Federlein. Den hatte ich vom ersten Moment an gefressen. Weiß nicht warum, kam aus dem Bauch. „Könnte ich eventuell einige Minuten mit Ihnen allein reden?“

„Sicher, kommen Sie mit in mein Zimmer.“

„Ich hätte vielleicht jemanden, der sich hier gut auskennt und uns fahren könnte. Soll ich das abklären? Wäre jedoch eine Frau. Arbeitet hier irgendwo in der Saison als Fremdenführerin. Kommt aus der Nähe von Bremen. Sie wurde vor drei Jahren mal von uns ausgebildet. Weiß aber nicht, ob sie noch hier ist. Sie wollte nämlich nach Australien.“

„Sicher, ja, versuchen Sie’s, kann ja nichts schaden.“

„Außerdem sagten Sie in Hamburg, dass Sie einige hochbrisante Dokumente dabeihätten. Was ist, wenn die gestohlen werden oder in falsche Hände geraten?“

„Nicht auszudenken, dann ist unser Unternehmen so gut wie bankrott.“

„Gut, dann die nächste Frage: Ist zwar nicht direkt mein Job, aber können Sie allen Ihren Mitarbeitern bedingungslos vertrauen?“

„Ich glaube schon, ja.“

„Glauben reicht nicht. Sie sollten sich was einfallen lassen.“

„Mein Gott, Sie sollen für meinen Schutz da sein und mir nicht auch noch Angst einjagen“, sagte er lachend.

„Genau das ist es. Haben Sie was dabei, was andere interessiert, sind Sie automatisch weitaus gefährdeter.“

„Vielleicht sollte ich Ihnen die Laptoptasche anvertrauen. Dort ist jedoch kein Laptop, sondern sind die brisanten Dokumente drin. Wäre das kleinste Problem, Sie könnten damit nicht viel anfangen.“

„Scheiß, hat ja mein Trick nicht geklappt. Okay, war ein Witz. Können Sie gern, doch viel sicherer ist es, die irgendwo zu deponieren.“

„Hier vielleicht bei der Rezeption?“

„Bloß nicht, viel zu unsicher. Geld ist ein Schlüssel, der in fast jedes Schloss passt. Und ein Hotelsafe wie der hier im Zimmer“, ich gehe zum Schrank, „wird so geöffnet.“

Nach drei Sekunden hatte ich den offen, ohne Hilfsmittel.

„Mein Gott, wie haben Sie das gemacht? In so einem Safe habe ich im Urlaub immer meine Wertsachen und Bargeld drin. Langsam verstehe ich. Wenn Sie meinen, dass Sie noch einen Kollegen und Fahrer zuziehen müssen? Kosten spielen keine Rolle, es geht hier um sehr viel Geld! Doch wo bekommen Sie die so schnell hierher?“

„Ich rufe erst mal meine Ex-Kollegin an und frage, ob sie überhaupt könnte, und will.“

Sie konnte und „wollte“ auch. ☺ Schnell stellte sich raus, dass sie Gold wert war.

Beim ersten Zusammentreffen mit den Russen im Hotel waren bei denen auch zwei sehr willige und hübsche Damen, angebliche Sekretärinnen, dabei. Worin ihre Hauptaufgabe bestand, war nicht schwer zu erraten, hatten wir es doch schon öfter mit Russen zu tun gehabt. Bereits am ersten Abend versuchte man, den Doktor und sein Team mit Alkohol abzufüllen. Als die Idee aufkam, doch in die Sauna zu gehen, war mir klar, wo das hinführen sollte.

Der junge Begleiter des Doktors, war sofort Feuer und Flamme. Mein Hinweis, eventuell gesundheitliche Gründe vorzuschieben, und den Saunagang auszulassen, blieb ungehört. Im Gegenteil, gegen 22 Uhr meinte Federlein zu mir:

„Ihre Dienste werden heute nicht mehr benötigt.“

„Würden Sie das bitte nochmal in mein Diktiergerät sagen?“

Er sah mich wie ein Auto an, tat es aber. Damit war ich raus. Hatten in der Vergangenheit mal ein Problem, da hieß es, derjenige sei nicht weisungsberechtigt gewesen. Seitdem lassen wir uns Anweisungen von einem Dritten immer bestätigen.

Ich freute mich auf das Wiedersehen mit Heike, die ja heute Abend noch vorbeikommen wollte.

Es war kurz nach 23 Uhr, als sie eintraf. Schon ungewohnt, dass es hier zu dieser Jahreszeit nie dunkel wird.

„Geil, dass Sie an mich gedacht haben.“

Sie war noch hübscher als vor drei Jahren, die weiblichen Rundungen an den richtigen Stellen. Sie bemerkte meinen Blick.

„Ja, Sie wird man auch nicht mehr großbekommen. Und, lecker?“ fragte sie grinsend. „Toll, Sie hier zu treffen, und Sie haben wirklich einen Job für mich? Hier ist tote Hose, wenn nicht gerade mal ein Kreuzfahrtschiff anlegt. Dann prügeln wir uns regelrecht um die paar Touris. Ist hier nichts mit Arbeit. Stehe für jede Schandtat zur Verfügung.“

„Gut, dann lassen Sie uns gleich in die Sauna gehen.“

Sie zog die Augenbraue hoch.

„Ganz der Alte! Nach dem Motto: Nur keine Zeit verschwenden, oder?“

„Oh, ich befürchte, Sie haben da was in den falschen Hals gekriegt.“

„Von mir aus, ich kann damit leben. Kann mich aber auch gleich hier ausziehen. Warum der Umweg über die Sauna?“

Täuschte ich mich oder sah sie mich traurig an?

„Wow, Sie gehen aber ran!“

„Na, bei der Männerauswahl hier… Haben Sie sich mal umgeschaut? Da darf man nicht wählerisch sein.“

„Danke auch, sehr freundlich von Ihnen. Haben Sie mal in den Spiegel geschaut, vielleicht liegt es auch an Ihnen?“

„Glaube ich kaum.“

Mit einem Ruck hob sie den Pullover samt BH und zeigte stolz ihren Busen.

Anerkennend pfiff ich:

„Nee, stimmt, an Ihnen kann es nicht liegen. Meinte eigentlich, da mein Klient auch in der Sauna ist und Sie ja noch keiner kennt, vielleicht könnten Sie was aufschnappen. Seine Geschäftspartner haben auch zwei Damen bei, echte Leckerbissen. Werden sicher versuchen, meinen Kunden anzumachen.“

„Was können die haben, was ich nicht habe?“ fragte sie lachend. „Soll ich mich dazumischen und etwas umhören? Ist hier kein Problem, völlig normal.“

„Hm, der Gedanke reizt mich zwar, aber macht mich auch wiederum fast neidisch.“

„Sie Armer, ich dachte ja eigentlich nur ans Umhören. Alles andere hebe ich für Sie auf. Wie klingt das?“

„Richtig, einfach richtig, wenn es ehrlich gemeint war.“ Ich bin begeistert.

„Sind hier im Hotel, oder? Klar Mensch, wo denn sonst? Hier ist doch überall der Hund begraben.“

„Aber woher wollen Sie wissen, wer wer ist?“

„Sagten Sie am Telefon nicht was von Russen? Und kommt meine Mutter vielleicht aus der Ukraine, ich ja selbst auch noch bis zum fünften Jahr?“

„Stimmt, passt, worauf warten Sie noch?“

„Kann ich von Ihnen ein Handtuch bekommen. Hatte damit nun nicht gerade gerechnet.“

„Sicher, nehmen Sie sich eines aus dem Bad.“

Sie ging ins Bad, wo sie sich in Windeseile auszog. Nur im großen Badehandtuch kam sie raus.

„Habe mir erlaubt, Ihre Badelatschen zu nehmen. Kann ja schlecht barfuß runtergehen, oder?“

„Geht klar. Der Dicke mit Glatze ist glaube ich der Oberoligarch, wenn es sowas gibt. – Ach, geben Sie mir nochmal kurz mein Handtuch…“

„Ha ha, ein Kontrollblick, ob ich den beiden Hübschen Paroli bieten kann? Bitte sehr!“

Mit einem Ruck zog sie das Handtuch weg. Sie sah nicht nur bezaubernd aus, auch ihr verführerisches Lächeln stimmte bis aufs I-Tüpfelchen.

„Nein, wollte nur wissen, ob es sich lohnt zu warten, oder ob ich die Toilettenfrau anmachen soll.“ Ich grinste sie frech an.

„Unterstehen Sie sich! Ich werde doch heute hier oben bei Ihnen bleiben dürfen, oder? Fahre ungern, wenn ich was getrunken habe, und das ist hier in der Sauna bei Russen so etwas wie Pflicht!“

„Von mir aus, wenn es Ihnen nicht zu eng wird.“ Ich zeigte auf das Bett.

„Wieso, man muss ja nicht nebeneinander schlafen, geht ja im Notfall auch übereinander.“

Sie hob das Handtuch auf, band es sich um, grüßte militärisch und sagte noch:

„Wie befohlen: lauschen, anmachen und ausfragen ja! Vögeln nein!“

Sie drehte sich zackig um und marschierte mit einem Lächeln los. An der Tür schaute sie nochmal zu mir und meinte:

„Sollten Sie nicht auf mich warten und ich die Toilettenfrau in Ihrem Bett vorfinden, wenn ich wiederkomme, kratze ich der die Augen aus, nicht nur der!“

Lustig pfeifend zog sie die Tür hinter sich zu.

Nach gefühlten zwanzig Stunden, genauer gesagt nach fünfzig Minuten, kam sie wieder.

Wild klopfte sie an die Tür:

„Schnell, der Dicke kommt mir hinterher, will mich vögeln!“ rief sie durch die Tür.

Im Zimmer setzte sie sich auf die Couch:

„Darf ich?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm sie sich ein Fläschchen Wodka aus der Minibar.

„Mann, der schlägt Sie um Längen! Hat nur Fummeln, Angeben und Vögeln im Kopf, Sie ja wenigstens noch Ihren Job. Bin geflüchtet.“

Sie grinste mich an.

„So, und nun? Wollen Sie das Letztere, was er im Kopf hatte, oder soll ich erst mal berichten?“

„Natürlich berichten, was hofften Sie denn? So nun sind wir quitt.“

Sie erzählte:

„Er prahlte damit, dass er einen riesigen Deal abschließen werde und die sich wundern würden. Er sei schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Und das Geld müsse immer in den eigenen Reihen bleiben, nur so habe er es nach ganz oben geschafft. Er war Oberst in der Sowjetarmee. Dann fragte er, ob ich mit ihm nach Madeira fliegen wolle, wenn das hier im Kasten ist. Er hätte da ein riesiges Anwesen, zwei Jachten und, und, und. Dabei durfte ich überall seine Wurstfinger spüren. Hier, sehen Sie mal, da kniff dieser perverse Arsch rein. Bin entrüstet aufgesprungen, und weg war ich.“

Sie zeigte mir ihre Brüste, welche vom Kneifen wirklich rot waren – aber auch wunderschön…

„Ich habe eine tolle Sportsalbe mit. Vielleicht sollte ich die einmassieren, hilft bestimmt.“

„Ja, typisch, vor allem einmassieren. Können Sie doch gleich das ,ein‘ weglassen.“

„Gern, doch erst mal zum Job. Was haben Sie sonst noch erfahren, und weiß jemand, wer Sie sind?

„Nein, natürlich nicht, bin ja keine Anfängerin. Aber ich habe das Gefühl, dass der Junge sofort auf die Dickere der beiden abgefahren ist. Die haben nur gekungelt. Und dann der Wodkaaufguss: Der bringt selbst mich in Stimmung. Ist nur so: Trinkst du zuviel davon, bist du müde, und nichts läuft mehr. Sie verstehen?“

„Nein, müssen Sie mir unbedingt beweisen.“

Ich zeigte auf ihren immer noch offenen Bademantel und sagte spaßig:

„Nicht dass Sie sich erkälten.“

„Nöö, hier musst du Kälte ausstehen können. Jedoch wenn es einen alten Mann stört…“

Sie rückte sich den Bademantel, den sie aus der Sauna mitbrachte, etwas zurecht. Doch das hielt, zum Glück für mich, nicht lange vor.

„Der Dicke, der Federlein aus Deutschland, ist ein ganz Ruhiger. Trinkt nicht, selbst beim Wodkaaufguss ist er rausgegangen, schien irgendwie unruhig zu sein.“

„Und der Jüngere, der mit der Brille?“

„Dem schien das alles erst unangenehm zu sein. Hat sich an seinem Handtuch festgekrallt, damit wir ihm nichts ,wegsehen‘. Doch dann hat die eine, sie heißt Anisa, ihn wachgekriegt. Gestehe, die hat einen geilen Busen, und überhaupt… Wenn ich ein Junge wäre, wär die glatt was für mich.“

„Und der Doktor selbst?“

„Flirtete etwas mit der Schwarzhaarigen. Dem Jüngeren gefiel der Wodkaaufguss. Fand er toll, aber sonst trank er nichts. Weiß wahrscheinlich gar nicht, dass das mehr in die Birne geht als drei Wodka aus dem Glas.“

„Gut, klingt schon besser. Nur der Doktor ist meine Schutzperson.“

Wir hörten, dass die Tür zum Nachbarzimmer, in dem Dr. Herbst wohnte, geschlossen wurde. Ich rief sofort an und fragte, ob alles klar sei.

„Danke der Nachfrage, dieser verfluchte Aufguss geht ganz schön in den Kopf.“

„Ich weiß, normale Geschäftstaktik der Russen. Dann folgen Frauen, Fotos, Erpressung – in dieser Reihenfolge.“

„Na also erstens gehen ich und meine Frau schon lange getrennte Wege, die betrügt mich, wo sie kann. Und zweitens hatte keiner eine Kamera dabei. So ganz von gestern bin ich auch nicht. Ach so, haben Sie was wegen dem Kollegen erreicht?“

„Kollegin. Ist bereits hier, geht klar.“

„Na toll, dann bis zum Frühstück!“

Er hängte auf. Ich musste unweigerlich grinsen. Mann, ist der naiv. Fotos oder Videos gehören heute leider zum Alltag.

„Was ist mit einem Wagen, Heike, besser zwei?“

„Kein Problem, könnte sogar einen Geländewagen auftreiben. Wäre hier in jeder Hinsicht von Vorteil. Mein Freund hätte einen Daimler, aber etwas älterer Bauart. Mit dem bin ich auch hier.“

„Ein Freund? Muss ich mir da Sorgen machen? Nicht dass ich zu kurz komme, wenn ich dann schon mal hier bei Ihnen bin und Sie ja keine Schülerin von mir mehr sind.“

„Ich weiß, dann ist die Schonzeit vorbei – endlich“, fügte sie lachend dazu.

„Soll ich meinen Freund anrufen, und fragen, ob er den anderen Wagen bringt?“

„Jetzt?“ Ich sah auf die Uhr.

„Na und? Hier schläft man, wenn einem danach ist, kann auch am Tag sein. Genauer gesagt haben wir zu dieser Zeit ja hier nur Tag. Und außerdem hat der seit drei Monaten keine Krone verdient. Der braucht jeden Cent, da käme das mit dem Automieten genau richtig! Soll ich?“

Sie telefonierte wegen dem Wagen. Ihr Freund nannte einen Preis, der sich gewaschen hatte. Aber hier ist alles teuer, das wusste ich vorher.

„Bräuchte nur jemanden, der mich wieder mitnimmt, Heike. Bringst du mich?“ fragte er sie.

„Nö, ich schlaf hier bei ihm. Frag doch Hacke, deinen Schwager, der freut sich, wenn er ein paar Kronen verdient. Könnt ihr in Rechnung stellen.“ Sie sah mich fragend an.

Ich nickte.

„Sag mal, kennst du das Dorf, sollen nur ein paar Häuser und ein kleiner Fischerhafen sein. Mehr Boote als Häuser.“

„Und ob ich das kenne. Da wohnt eine deutsche Künstlerin, Malerin. Fahren wir immer mit Touris an. Gibt ne kleine Provision, wenn die was kaufen. Ist gleich am Dorfeingang ein gelbes Haus.“

„Von wie vielen Seiten kann man das Dorf anfahren?“

„Nur von einer, wegen der Berge und dem Wasser. Das heißt, mit dem Geländewagen, wenn er den von seinem Kumpel Hacke bringt, der hat Monsterreifen, würde es auch über den Berg gehen.“

Ich rief nochmal den Doktor an:

„Sir, Schuldigung, habe Sie hoffentlich nicht geweckt.“

„Nein, das Telefon hat ja gerade geklingelt“, sagte er scherzhaft. „Schon gut, ich konnte sowieso nicht schlafen, aber Moment…“

Im nächsten Augenblick klopfte es an der Tür.

„Soll ich?“ fragte Heike und ging zur Tür, um diese zu öffnen.

Ich grinste.

„So? Und wenn es Ihr Freund ist?“

„Er ist mein momentaner Freund, doch ich bin nicht sein Besitz! Wie sagten Sie immer in der Ausbildung? ,Wegen dem bisschen Pulver, was man zu verschießen hat, legt man sich doch keinen eigenen Schießplatz an.‘ Gilt das nicht für uns Frauen auch?“ Sie zog ihren Bademantel zurecht und öffnete lächelnd.

Dr. Herbst stand mit offenem Mund vor der Tür und stammelte ein:

„Entschuldigung, junge Frau, ich dachte…“

„Sie haben richtig gedacht, habe Sie schon erwartet, deswegen dieser Aufzug.“

Er sah sie ungläubig an.

„Haha, war ein Scherz. Chef meinte, Sie mögen Scherze.“

„Darf ich vorstellen, unsere Fahrerin!“

Heike beeilte sich, zuzufügen:

„Und Bodyguard! Vielleicht nicht der beste, aber garantiert die Einzige hier am Nordkap!“

„Wow, und sowas Hübsches hier am Ende der Welt, alle Achtung!“

Dr. Herbst war aufgetaut. Er sah belustigt auf den Bademantel, der etwas Weniges zeigte. Bin sicher, war Absicht. Okay, warum nicht.

Heike meinte schlagfertig:

„Ist zur Tarnung.“ Sie sah zum Fenster: „Wir werden Schnee kriegen vielleicht, und dann sieht man mich nicht. Nennt man verdeckte Observation. Bin dann sozusagen Ihre Versicherungspolice, da mich keiner als Personenschützer wahrnimmt.“

„Sie sind gut, Sie gefallen mir. Obwohl, wenn ich Sie so ansehe würde ich sagen Personenschützerin.“

„Oh, erkennt man das an dem bisschen…?“ Sie öffnete lächelnd für den Bruchteil einer Sekunde den Bademantel im Busenbereich.

Ich sah sie ernst an und bedeutete ihr, dass sie die Klappe halten und sich setzen solle.

„Wenn’s recht ist, Sir: Habe zwei Wagen geordert, damit wir unabhängig sind, und mich etwas über das Dorf erkundigt. Dort gibt’s lediglich eine Zufahrtsstraße.“

„Versteh nicht, reicht doch, oder?“

„Nicht für uns. Wir sind es gewöhnt, immer eine Fluchtmöglichkeit zu haben. Eine Straße ist schnell blockiert. Aber Ihre Entscheidung.“

„So habe ich es noch nicht gesehen. Wenn wir plötzlich Schneeeinbruch oder so bekommen, könnte man schlecht dort weg. Was sollten wir Ihrer Meinung nach machen?“

„Wir sollten es vorher erkunden.“

„Ja wie denn, wenn wir morgen hinwollen, mitten in der Nacht?“

„Meine Mitarbeiterin kennt einen guten Privatdetektiv, der wohnt nur eine Stunde von hier. Im Moment ist hier keine Saison, der hat bestimmt Zeit. Der Versuch ist nicht strafbar.“

Ich zwinkerte Heike, die mich fragend ansah, zu. Dachte an ihren Freund.

„Aber jetzt? Ist fast 2 Uhr.“

„Warum nicht? Für ein paar Kronen mehr kommt der bestimmt auch nachts.“

Heike schnallte, sah ich am Leuchten in ihren Augen. Wenn es hier um Millionen geht, sind wohl ein paar tausend mehr drin.

„Ja, wenn es machbar ist, sofort. Bis 10.000 Euro haben Sie freie Hand.“

„Wow, wenn es so ist sollte ich vielleicht meine Gage noch erhöhen“, meinte Heike nachdenklich und grinste.

Dr. Herbst sah auf die Uhr:

„So, ich nehme eine Mütze voll Schlaf. Ihnen beiden noch ein paar schöne Stunden.“

Lächelnd über seine Nebenbemerkung ging er zur Tür.

„Wie soll das denn gehen, wo Sie uns doch eben so viel Arbeit aufgebrummt haben?“ kommt es von Heike gespielt schmollend.

„Wenn Sie so arbeiten, wie Sie aussehen, wäre es super, junge Frau.“

„Wollen Sie mich beleidigen? Besser, viel besser! Was denken Sie denn?“

„Sollte ein Lob sein, junge Frau.“

Unser Doktor sah nett aus, wenn er lächelte. Er zog die Tür hinter sich zu.

„So, Ihr Freund ist kurz im Rennen. Sag ihm nur, dass er ein Detektiv sei.“

„Cool, danke das mit meinem Freund.“

Sie setzte sich neben mich auf die Couch und gab mir vor Freude ein Küsschen. Dass meine Hand dabei „aus Versehen“ ihren fast freiliegenden Busen streifte, versteht sich von selbst.

„Kann der das rauskriegen? Wenn er das Auto bringt, dass er es vorher probiert? Kann sich Zeit lassen. Je mehr Möglichkeiten, desto besser. Hauptsache, er ist um 11 Uhr hier.“

„Und ob.“

Sie rief sofort an. Nachdem sie aufgelegt hatte, meinte sie, mich dabei verführerisch ansehend:

„Kann er wenigstens nicht zu früh hier sein und uns überraschen.“

Der Kuss, den sie mir dann gab, wollte nicht enden, jedenfalls nicht mehr in der Vertikalen. ☺

Das mit den Wagen klappte, und Hacke, der Schwager ihres Freundes, ein Leutnant der Armee, schlief in seinem Auto, weil ja noch nicht klar war, ob der Freund auch als Fahrer für den zweiten Wagen bleiben durfte.

„Wenn er will, kann er in meinem Zimmer pennen, ist doch leer. Aber sagen Sie mal, ich habe eine Idee. Ist der Typ vertrauensvoll?“

„Hacke? Absolut ein ganz Lieber und seit drei Wochen Papa.“

„Gehen Sie mal auf mein Zimmer. Hier, nehmen Sie Doktors Laptoptasche mit, packen die Papiere rein und legen die unter Ihr Badehandtuch. Hat er Handy?“

„Logisch, hat hier jeder.“

„Gut. Sagen Sie ihm, wenn wir anrufen, möchte er dort hinkommen, die Tasche jedoch diskret mitbringen, am besten in einer Plastiktüte oder einem Rucksack. Er bekommt natürlich die Zeit bezahlt.“

„Mann, wäre das geil, wenn ich dem auch einen Paar-Stunden-Job besorgen könnte! Hier kann jeder ein bisschen Knete gebrauchen.“

„Muss es nur erst mit Doktorchen abklären. Wenn ich mir durch die Haare fahre, können Sie loslegen.“

Sie sah echt glücklich aus. Nun konnte sie mal was für die Familie tun, wo sie seit langem fast umsonst lebte.

Mein Klient war begeistert.

„Mann, ist ja langsam wie in einem Agentenfilm. Klar, macht es so. Bin mir sowie unsicher geworden. Federlein vom Vorstand ist so komisch, und der Sohn des anderen Vorstandsmitglieds hat nur die Frauen im Kopf. Wenn Sie mal nicht Recht hatten mit Ihrer Vermutung.“

„Nicht wenn, ich hatte.“

Ich drehte mich kurz zu Heike und fuhr mir durch die Haare. Sie verschwand auf dem Parkplatz, kam zwei Minuten später mit einem Mann wieder und marschierte zum Fahrstuhl. Zehn Minuten später war sie gerade rechtzeitig zum Frühstück wieder da. Dabei, gegen 11 Uhr, war die Überraschung des Oligarchen groß, als wir ihm Heike als unsere Fahrerin vorstellten.

Frech sagte sie:

„Oh, wir kennen uns ja.“

Er wusste darauf nichts zu antworten, brummte nur gequält lächelnd was vor sich hin. Da wir an zwei Tischen saßen, schlug ich Heike vor, doch zum Damentisch zu gehen, wo lediglich der junge Borchers aus Hamburg mit dran saß. Man sah ihm an, dass er diese Nacht nicht viel geschlafen hatte.

Bevor wir zu den Fahrzeugen gingen, bat Heike mich diskret zur Seite. Sie tat so, als wolle sie mir, was auf einem Stadtplan zeigen:

„Habe gehört, wie sie sich unterhielten. Hier der Wortlaut: ,Also den Jungen haben wir soweit, der ist fällig. Um den Rothaarigen brauchen wir uns nicht zu kümmern. Aber was soll die Schlampe hier? Die war doch gestern Abend auch in der Sauna, oder?‘ Sie meinten damit mich! Schon toll, wenn man deren Sprache beherrscht!“

„Klasse, und versuchen Sie weiter zu verbergen, dass Sie Russisch können. Haben sich etwas verdient.“

„Gleich oder heute Nacht?“ fragte sie frech.

Der coole Wagen, ein fast weißer, war pünktlich um zwölf vor dem Hotel. In den stieg ich mit meinem Klienten und Heike als Fahrerin ein. Ihr Freund übernahm die drei anderen Deutschen.

Unsere Oligarchen fuhren mit ihren zwei Daimler. Den Wagen, mit dem wir gestern abgeholt wurden, ließen sie mit dem Fahrer, der mich böse ansah, am Hotel stehen.

Es waren fünfzehn Minuten Fahrzeit bis Kamøyvær. Die beiden Daimler fuhren vorweg, schließlich kannten wir ja die Strecke offiziell nicht.

Als wir von der Hauptstraße rechts abbogen, stand da ein kleiner blauer Lieferwagen. Täuschte ich mich, oder saßen da nicht zwei Leute drin? Und hatte der eine sich nicht schnell weggedreht, als wir vorbeifuhren? Oder sah ich schon Gespenster? Im Dorf selber trafen wir keinen Menschen.

„Entweder sind die Fischer auf dem Meer oder das Dorf ist ausgestorben, Sir.“

Am Hafen war eine Art Lagerhaus, wo wir anhielten. Innen sah es schon vertrauenswürdiger aus, eine Sitzecke mit einem Beamer.