Tod im Klostergarten - Roland Stark - E-Book

Tod im Klostergarten E-Book

Roland Stark

4,3

Beschreibung

Im Wald hinter Kloster Eberbach finden Touristen die Leiche einer jungen Frau. Ihre Freundin ist zur selben Zeit verschwunden. Die Schwester der Toten macht sich zusammen mit dem Bruder der Verschwundenen auf die Suche - und damit auf eine Reise in die Vergangenheit, von der beide nicht als dieselben zurückkehren. Kommissar Mayfeld stößt bei seinen Ermittlungen auf einen Sumpf aus Scheinheiligkeit, Menschenverachtung und Obsessionen, der auch seine Familie bedroht.

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Roland Stark, geboren 1956, ist Arzt und Psychotherapeut. Er ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt im Rheingau. Im Emons Verlag erschienen seine Kriminalromane »Tod bei Kilometer 512«, »Tod im Klostergarten«, »Tod in zwei Tonarten« und »Frau Holle ist tot«.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.

© 2013 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagzeichnung: Heribert Stragholz Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, LeckISBN 978-3-86358-341-5 Rheingau Krimi Originalausgabe

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Für Ingrid

Die Gerechtigkeit lit in groser Not

die Wahrheit ist geschlagen dot

der Glauben hat den Strit verlorn

die Falschheit die ist hoch geborn

Gerechtigkeitsspirale, um 1500,

St.-Valentinus-Kirche, Kiedrich

Prolog

Raus aus der Enge, der stickigen, rauchgeschwängerten Luft, weg von den geilen, grapschenden Gaffern. Raus in die Mondnacht, in die Weite, in die beißende Kälte. Das Mädchen im Katzenfell taumelt weg von der grölenden Masse, weg vom Festzelt, weg vom aufgeheizten, weinseligen Frohsinn. Sie wirft einen ängstlichen Blick über die Schultern zurück. Sie atmet auf, niemand folgt ihr.

Was wollen all diese Narren, hinter Masken verborgenen Ungeheuer von ihr? Einen hat sie erkannt, vielleicht auch zwei oder drei. Ihr ist übel, und sie taumelt weiter, immer weiter weg, mal geradeaus, mal in Schlangenlinien, mal senkrecht, mal in Schräglage. Die Nacht ist so kalt. Ein Hustenanfall schüttelt sie. Jetzt ein warmes Bett, das wäre schön, aber zu Hause wartet eine alte, kalte Hexe. Also muss sie weitergehen, weiterstolpern, runter in die Gassen des gotischen Dorfes, wo entfesselte Dämonen und Hexen betteln und kreischen, hinein in die Fachwerkschluchten und in die Gewölbehöhlen.

Das Mädchen rennt, hetzt, torkelt, nach einer Weile wird sie müde, die Glieder werden schwer, sie sehnt sich nach Ruhe und Rast, will nach Hause. Aber es gibt kein Zuhause. Und sie sind hinter ihr her, das spürt sie jetzt. Sie wirft einen gehetzten Blick nach hinten und sieht zwei böse, braungraue Hunde mit lüsternen Augen, der eine groß, der andere klein. Wer steckt hinter den Fratzen?

Ein paar schrumpelige Weiber hüpfen ihr entgegen, schrecken sie mit Trillerpfeifen und Ratschen auf. Sie will sich an sie hängen, mit ihnen gehen, ihr ist jetzt alles recht, um ihren Verfolgern zu entkommen. Aber die alten Weiber stoßen sie weg, kichern gemein und rennen weiter, nach unten, dorthin, von wo das dumpfe Stampfen und Dröhnen herkommt.

Bald ist die Jagd zu Ende, die Jäger sind schon ganz nah. Das Mädchen wankt in einen Hofeingang hinein, dort umfasst sie ein wattiges Dunkel. Doch die Bluthunde haben ihre Witterung aufgenommen. Ihr bellendes Lachen hallt in ihrem Kopf, ein schwerer süßer Geruch frisst sich in ihr Hirn. Hechelnd und keuchend dringen die Hunde in das Dunkel ein. Ohne Gnade. Unter Schmerzen zersplittern die Erinnerungen des Mädchens. Die Welt bricht auseinander.

Samstag, 28.April

Es hatte die ganze Nacht geregnet, eine wahre Sintflut war über das Tal hereingebrochen. Aber nun schien der Himmel gnädiger gestimmt, die grauschwarzen Wolken waren für einen Moment aufgerissen, und ein paar fahle Sonnenstrahlen zerschnitten den Nebel, fielen auf den dampfenden Wald und das Kloster, das sich wie ein nasses Tier in die Kuhle des Tals hingeduckt hatte.

Margit Schubert sammelte ihr Fähnlein der sieben Unentwegten hinter sich. Sie hatte den Besuchern bereits alle Sehenswürdigkeiten im Inneren des Klosters gezeigt, die Basilika mit den verwitterten Grabplatten längst verstorbener Äbte, den Kreuzgang, der bei Sonnenschein so viel Anmut ausstrahlte, heute aber nur trist und feucht gewesen war, das Mönchsdormitorium in seiner kargen Schönheit, das barocke Mönchsrefektorium, den von Pilz überzogenen Cabinetkeller und das Laienrefektorium mit den historischen Keltern.

»Und Sie wollen wirklich noch die Außenanlagen besichtigen? Bei diesem Wetter?«, fragte sie ungläubig.

»Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur unpassende Kleidung«, krähte ein neunmalkluger Junge, der mit einer dickglasigen Brille, Gummistiefeln und garantiert wasserdichten und atmungsaktiven Hightech-Textilien bekleidet war. Die ebenso gewandete Mutter nickte heftig, um ihrem Sohn zuzustimmen.

Margit Schubert lächelte verständnisvoll, sie versuchte es zumindest. Zwei Stunden Führung durch eine Gästeführerin der Stadt Eltville hatten die Besucher gebucht, und die sollten sie auch bekommen. Sie führte die Gruppe die Klostergasse entlang, durch den Portikus nach draußen. Bestimmt würde der Regen gleich wieder einsetzen.

»Zu Ihrer Linken sehen Sie den barocken Anbau des Klosters, in dem sich das Laiendormitorium befindet, ein prachtvoller Saal, in dem häufig Veranstaltungen stattfinden. Gestern Abend gab es eine Weinpräsentation des Verbandes der Rheingauer Prädikatsweingüter, weswegen wir die Räumlichkeiten heute leider nicht besichtigen können.« Sie wich einer Pfütze aus. Segeltuchschuhe waren definitiv unpassend bei dieser Witterung. »An das Laiendormitorium schließen sich das ehemalige Backhaus und das Brauhaus an. Hier rechts sehen Sie den sogenannten Schlosserbau, in dem sich Werkstätten und die letzten Privatwohnungen auf dem Gelände von Kloster Eberbach befinden.« Die Gruppe bog nach links in eine geschotterte Straße ein, die zu einer hohen Bruchsteinmauer führte. »Hier links geht es zum Gästehaus und zur Klosterschänke, und wenn wir nach rechts Richtung Ausgang gehen, kommen wir am ehemaligen Frauenzuchthaus vorbei.«

»Cool!« Der Junge mit der dicken Brille und der wasserdichten Kleidung war begeistert. »Waren die da angekettet und so?« Jetzt schüttelte seine Mutter missbilligend den Kopf.

»Ja, zum Teil schon. Man dachte früher, dass man erregte Patienten beruhigen könnte, indem man sie zum Beispiel an Stühle festband oder in kaltem Wasser badete.«

»Cool! Was für Frauen haben sie denn so ins Zuchthaus gesteckt?«

»Nachdem das Kloster säkularisiert und in den Besitz des Hauses Hessen-Nassau gelangt war, brachte man hier sowohl Verbrecher als auch Geisteskranke unter«, setzte Margit Schubert ihren Vortrag fort. »Später hat man dann die Kriminellen und die Kranken voneinander getrennt, eine psychiatrische Klinik wurde auf dem Eichberg gebaut.«

»Stimmt es, dass man damals auch Frauen wegen Nymphomanie in die Psychiatrie eingewiesen hat?«, fragte eine junge Frau, die sich zu Anfang der Führung als Studentin der Soziologie und Ethnologie aus Mainz vorgestellt hatte.

»So ist es. Die Archive der Eberbacher Anstalt existieren noch. Es gibt eine Untersuchung, die besagt, dass ein Drittel der Frauen wegen Nymphomanie eingewiesen wurde. Das waren meist arme Frauen aus der bäuerlichen Unterschicht, die mangels Besitzes oder fester Anstellung nicht das Recht besaßen zu heiraten. Und wenn sie wegen zu freizügigen Sexualverhaltens auffielen, wurden sie weggesperrt. Man wollte verhindern, dass sich vor allem die armen Leute fortpflanzten. Bei unverschämten oder widersetzlichen Frauen glaubte man, dass die Vernunft den Kampf gegen die Gelüste verloren habe. Bei Frauen galt das als besonders krankhaft.«

»Können wir weitergehen?«, schlug die Mutter des Jungen vor. Sie schien sich bei dem Thema unbehaglich zu fühlen.

»Gute Idee! Es fängt bestimmt gleich wieder an zu regnen.« Margit Schubert führte die Gruppe die Schotterstraße hoch bis zur Klostermauer. In das große zweiflügelige Holztor war eine kleinere Tür eingelassen, durch die die Besucher nach draußen auf den ehemaligen Friedhof der Irrenanstalt gelangten. Vereinzelt lagen verwitterte und bemooste Grabsteine im Unterholz, es roch nach Moder und Tod.

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